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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] gethan haben. Vielleicht kann auch der heimliche Abzug des Königs Heinrich aus Polen, der 1573 in der Nacht und ohne Abschied erfolgte, zu dieser Redensart Veranlassung gegeben haben. (Pisansky, 19; Hennig, 5.)

*4 Er nimmt Abschied wie der Teufel, mit Gestank.

Lat.: Discedit foetore relicto.

*5 Er nimmt Abschied wie die Katze vom Taubenschlage.

*6 Ich mach' ihm den Abschied nicht schwer.

Wenn man jemand gern gehen sieht. Jüdisch- deutsch: Ich haass 'n gern mochel(höflich entlassen) sein. (Tendlau, 364.)

*7 Man hat ihm den Abschied und Willkommen gegeben.

Von einem zuchthäuslichen Gebrauch entlehnt.

Frz.: On lui a donne l'aller et le venir.


Abschiedsstunde.

Abschiedsstunden sind die feierlichsten. - Bertram.


Abschiedstrunk.

Den Abschiedstrunk thun (das letzte Glas).

Den letzten Trunk, den der Wirth einem Gaste nach der bezahlten Zeche, während derselbe im Begriff fortzugehen ist, reicht, heisst der Franzose: Vin de l'etrier (Steigbügelwein; vgl. auch Sattelbrot). (Lendroy, 156.)


Abschiessen.

Dat hewe 'k iäm afsghuaten, sach de Biur, da hadd' e sin twedde Kind selwer doft. (Kirchspiel Hemer in der Grafsch. Mark.)

Abschiessen steht hier in der Bedeutung von "absehen". Der Bauer hat dem Pfarrer die Kunst, ein Kind zu taufen, abgeschossen, d. h. er hat ihm abgesehen, wie er die Taufe vollzogen, und hat sich dann das zweite Kind auf dieselbe Weise selber getauft. (Frommann, III, 255, 24.)


Abschiffen.

Man hat ihn abgeschifft. - Sprenger I.

Man hat sich von ihm losgemacht, sich seiner entschlagen. Von einem Schiffe, das bugsirt oder begleitet worden.


Abschlachtung.

* Es ist die Abschlachtung unschuldiger Kinder.

Im englischen Parlamente wird damit das Aufgeben der noch nicht durch alle (sieben) Stadien geförderten Gesetzentwürfe bezeichnet.


Abschlag.

Abschlag ist gute Bezahlung. - Pistor., I, 1; Eisenhart, IV, 55; Volkmar, 356.

Abschlagen: eine Schuld durch die andere aufheben, was in den Rechten als Bezahlung angesehen wird, sowol im römischen als deutschen. Wegen der Vortheile, die sie bietet, hat Karl der Grosse sogar verordnet, dass jemand, der sich mit einem andern in Abrechnung einzulassen weigert, seine ganze Forderung verlieren soll. (Vgl. über dies Sprichwort auch Götz, Beiträge zur regulären Rechtsgelehrsamkeit, Nürnberg 1782, I, 65-96.)


Abschlagen.

1 Besser rund abschlagen, als (das Maul) lange (vergeblich) hinhalten.

Lat.: Minus decipitur, cui cito negatur. (Publ. Syr.)

2 Es ist so gut wie abgeschlagen, wenn man's auf die lange Bank will tragen.

Lat.: Qui differt aut dubitat neganti est proximus.

3 Es wird nichts abgeschlagen, als worum man bittet.

4 Kurz abschlagen, ist eine Freundschaft erweisen.

Lat.: Beneficium est, si cito negas quod petitur.

5 Lieber freundlich abgeschlagen, als mürrisch (unwillig) gegeben. - Hermann, III, 11.

Lat.: Pars beneficii est quod petitur, si belle neges. (Publ. Syr.)

6 Man schlag es ab oder schlag es zu, alles ist gut, was man in einen Bettelsack thu'.

*7 Abgeschlagen, wie ein Bettelmannsstecken.

Lat.: In turpibus Argus, in disciplinis talpa.

*8 Etwas abschlagen wie der Scythe den Esel.

Von denen, die sich mit Worten weigern, etwas anzunehmen, was sie doch gern hätten. Nach einer Fabel, zufolge der ein Scythe auf einen todten Esel, behufs der Stillung seines Hungers verwiesen wurde, anfänglich sich weigerte, später aber genoss.

Lat.: Scytha accissans asinum. (Erasm., 867.)

*9 Hy slaat niess af, as Fliegen. (Niederl.)

Spott auf wenig tapfere Kriegsleute. (S. Krieger, Soldaten.)


Abschlagszahlung.

Indess eine Abschlagszahlung, sagt Borg, da schlug er dem Bäcker, dem er zehn Gulden für Brot schuldete, den Hut vom Kopfe.


[Spaltenumbruch]
Abschmieden.

Er hat abgeschmiedet. - Egenolff, 98.

Er ist fertig mit dem Seinen. (S. Ueberbleiben.)


Abschneiden.

1 Ehe man einmal abschneidet, muss man zweimal messen.

2 Wer viel abschneidet, muss viel essen.

*3 Er hat sich mehr abgeschnitten, als er aufessen kann.


Abschnitt.

* Wenn man die Abschnitte von seinen Nägeln säete, es würden Backwaaren daraus wachsen.

Spott auf die, so alles besser wissen wollen.


Abschüssig.

* Er ist sehr abschüssig gebaut.

Vom Trunkenen.


Abschütteln.

*1 Er schüttelt alles ab. - Tendlau, 375.

*2 Er schüttelt, es ab, wie der Hund den Regen.

*3 He spud 't af, as Pudel den Regen. (Ovelgönne, Stadland in Oldenburg.) - Firmenich, III, 25.

*4 He schüddelt 't af as 'n Waterhund.

*5 He schüttet et af, as de Pracher (Bettler) de Luus. (Holst.)

Wenn jemand irgendein Ungemach, z. B. empfangene Schläge, auch Kummer, Gram u. s. w. bald überwindet, gleichsam abschüttelt.


Abschwitzen.

Abschwitzen ist besser als abfaulen.


Abschwören.

Er schwört dem Teufel ein Ohr ab.


Absetzen.

* Abgesetzt wie ein dänischer Schilling. (In Pommern und Mecklenburg.)

Bezieht sich auf eine frühere Reduction des dänischen Geldes.


Absicht.

Absicht ist die Seele der That.


Absolution.

1 Ich bitte um Absolution für ein Stück Fleisch, was mir an den Zähnen hängen geblieben ist, sagte Peter, da hatte er einen Schinken an einem Schweinszahn aufgehangen.

Junker Peter war Spassmacher am Hofe zu Neuburg.

2 Willst du Absolution, so musst du zur Beichte gohn.


Absolviren.

Sich selber absolviren und mit Affenschmalz (s. d.) die Kehle schmieren. - Murner, Nb.


Abstammen.

1 Der stammt, noch von Amolek ab. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 36.

Von einem Judenverfolger, weil Amalek den Israeliten zuerst feindlich entgegentrat (2 Mos. 17, 8).

Lat.: Cecrope generosior.

*2 Er stammt von Johann von Leiden ab.

Von einem, der mehr Unglück als Glück hat.


Abstand.

Der Abstand zwischen den Augen der Wölfe und den Gedanken der Diebe sind (untereinander) gleich. (Finn.)


Abstecher.

* Einen kleinen Abstecher machen.


Absteigen.

* Ich stieg (obgleich bei seinem Hause) in einem wüsten Thale ab. (Arab.) - Burckhardt, 690.

Von einem unwirthlichen Hause. Das Thal, welches hier gemeint wird, ist das von Mekka.


Abstossen.

* Er stösst sich die Hörner ab.


Abstrafen.

Abstrafen (am Leibe) und dabei schelten, ist zu viel.


Abstreicheln.

Was sich nicht abstreicheln lässt, das muss man abstriegeln. (S. Abbürsten.)


Abt.

1 Besser Abt sein als Mönch.

2 Der Abt ist auch zuvor ein Diener gewesen.

3 Der Abt von St.-Hilarii schläft bei der Königin. - Berckenmeyer, 55.

Der heilige Hilarius ist Schutzpatron von Poitiers. Der König selbst ist nämlich, nach einem alten Schriftsteller, Abt in dem Colleg der dasigen Kanoniker; daher der sprichwörtliche Scherz.

[Spaltenumbruch] gethan haben. Vielleicht kann auch der heimliche Abzug des Königs Heinrich aus Polen, der 1573 in der Nacht und ohne Abschied erfolgte, zu dieser Redensart Veranlassung gegeben haben. (Pisansky, 19; Hennig, 5.)

*4 Er nimmt Abschied wie der Teufel, mit Gestank.

Lat.: Discedit foetore relicto.

*5 Er nimmt Abschied wie die Katze vom Taubenschlage.

*6 Ich mach' ihm den Abschied nicht schwer.

Wenn man jemand gern gehen sieht. Jüdisch- deutsch: Ich haass 'n gern mochel(höflich entlassen) sein. (Tendlau, 364.)

*7 Man hat ihm den Abschied und Willkommen gegeben.

Von einem zuchthäuslichen Gebrauch entlehnt.

Frz.: On lui a donné l'aller et le venir.


Abschiedsstunde.

Abschiedsstunden sind die feierlichsten.Bertram.


Abschiedstrunk.

Den Abschiedstrunk thun (das letzte Glas).

Den letzten Trunk, den der Wirth einem Gaste nach der bezahlten Zeche, während derselbe im Begriff fortzugehen ist, reicht, heisst der Franzose: Vin de l'étrier (Steigbügelwein; vgl. auch Sattelbrot). (Lendroy, 156.)


Abschiessen.

Dat hewe 'k iäm afsghuaten, sach de Biur, da hadd' e sin twedde Kind selwer doft. (Kirchspiel Hemer in der Grafsch. Mark.)

Abschiessen steht hier in der Bedeutung von „absehen“. Der Bauer hat dem Pfarrer die Kunst, ein Kind zu taufen, abgeschossen, d. h. er hat ihm abgesehen, wie er die Taufe vollzogen, und hat sich dann das zweite Kind auf dieselbe Weise selber getauft. (Frommann, III, 255, 24.)


Abschiffen.

Man hat ihn abgeschifft.Sprenger I.

Man hat sich von ihm losgemacht, sich seiner entschlagen. Von einem Schiffe, das bugsirt oder begleitet worden.


Abschlachtung.

* Es ist die Abschlachtung unschuldiger Kinder.

Im englischen Parlamente wird damit das Aufgeben der noch nicht durch alle (sieben) Stadien geförderten Gesetzentwürfe bezeichnet.


Abschlag.

Abschlag ist gute Bezahlung.Pistor., I, 1; Eisenhart, IV, 55; Volkmar, 356.

Abschlagen: eine Schuld durch die andere aufheben, was in den Rechten als Bezahlung angesehen wird, sowol im römischen als deutschen. Wegen der Vortheile, die sie bietet, hat Karl der Grosse sogar verordnet, dass jemand, der sich mit einem andern in Abrechnung einzulassen weigert, seine ganze Forderung verlieren soll. (Vgl. über dies Sprichwort auch Götz, Beiträge zur regulären Rechtsgelehrsamkeit, Nürnberg 1782, I, 65-96.)


Abschlagen.

1 Besser rund abschlagen, als (das Maul) lange (vergeblich) hinhalten.

Lat.: Minus decipitur, cui cito negatur. (Publ. Syr.)

2 Es ist so gut wie abgeschlagen, wenn man's auf die lange Bank will tragen.

Lat.: Qui differt aut dubitat neganti est proximus.

3 Es wird nichts abgeschlagen, als worum man bittet.

4 Kurz abschlagen, ist eine Freundschaft erweisen.

Lat.: Beneficium est, si cito negas quod petitur.

5 Lieber freundlich abgeschlagen, als mürrisch (unwillig) gegeben.Hermann, III, 11.

Lat.: Pars beneficii est quod petitur, si belle neges. (Publ. Syr.)

6 Man schlag es ab oder schlag es zu, alles ist gut, was man in einen Bettelsack thu'.

*7 Abgeschlagen, wie ein Bettelmannsstecken.

Lat.: In turpibus Argus, in disciplinis talpa.

*8 Etwas abschlagen wie der Scythe den Esel.

Von denen, die sich mit Worten weigern, etwas anzunehmen, was sie doch gern hätten. Nach einer Fabel, zufolge der ein Scythe auf einen todten Esel, behufs der Stillung seines Hungers verwiesen wurde, anfänglich sich weigerte, später aber genoss.

Lat.: Scytha accissans asinum. (Erasm., 867.)

*9 Hy slaat niess af, as Fliegen. (Niederl.)

Spott auf wenig tapfere Kriegsleute. (S. Krieger, Soldaten.)


Abschlagszahlung.

Indess eine Abschlagszahlung, sagt Borg, da schlug er dem Bäcker, dem er zehn Gulden für Brot schuldete, den Hut vom Kopfe.


[Spaltenumbruch]
Abschmieden.

Er hat abgeschmiedet.Egenolff, 98.

Er ist fertig mit dem Seinen. (S. Ueberbleiben.)


Abschneiden.

1 Ehe man einmal abschneidet, muss man zweimal messen.

2 Wer viel abschneidet, muss viel essen.

*3 Er hat sich mehr abgeschnitten, als er aufessen kann.


Abschnitt.

* Wenn man die Abschnitte von seinen Nägeln säete, es würden Backwaaren daraus wachsen.

Spott auf die, so alles besser wissen wollen.


Abschüssig.

* Er ist sehr abschüssig gebaut.

Vom Trunkenen.


Abschütteln.

*1 Er schüttelt alles ab.Tendlau, 375.

*2 Er schüttelt, es ab, wie der Hund den Regen.

*3 He spud 't af, as Pudel den Regen. (Ovelgönne, Stadland in Oldenburg.) – Firmenich, III, 25.

*4 He schüddelt 't af as 'n Waterhund.

*5 He schüttet et af, as de Pracher (Bettler) de Luus. (Holst.)

Wenn jemand irgendein Ungemach, z. B. empfangene Schläge, auch Kummer, Gram u. s. w. bald überwindet, gleichsam abschüttelt.


Abschwitzen.

Abschwitzen ist besser als abfaulen.


Abschwören.

Er schwört dem Teufel ein Ohr ab.


Absetzen.

* Abgesetzt wie ein dänischer Schilling. (In Pommern und Mecklenburg.)

Bezieht sich auf eine frühere Reduction des dänischen Geldes.


Absicht.

Absicht ist die Seele der That.


Absolution.

1 Ich bitte um Absolution für ein Stück Fleisch, was mir an den Zähnen hängen geblieben ist, sagte Peter, da hatte er einen Schinken an einem Schweinszahn aufgehangen.

Junker Peter war Spassmacher am Hofe zu Neuburg.

2 Willst du Absolution, so musst du zur Beichte gohn.


Absolviren.

Sich selber absolviren und mit Affenschmalz (s. d.) die Kehle schmieren.Murner, Nb.


Abstammen.

1 Der stammt, noch von Amolek ab. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 36.

Von einem Judenverfolger, weil Amalek den Israeliten zuerst feindlich entgegentrat (2 Mos. 17, 8).

Lat.: Cecrope generosior.

*2 Er stammt von Johann von Leiden ab.

Von einem, der mehr Unglück als Glück hat.


Abstand.

Der Abstand zwischen den Augen der Wölfe und den Gedanken der Diebe sind (untereinander) gleich. (Finn.)


Abstecher.

* Einen kleinen Abstecher machen.


Absteigen.

* Ich stieg (obgleich bei seinem Hause) in einem wüsten Thale ab. (Arab.) – Burckhardt, 690.

Von einem unwirthlichen Hause. Das Thal, welches hier gemeint wird, ist das von Mekka.


Abstossen.

* Er stösst sich die Hörner ab.


Abstrafen.

Abstrafen (am Leibe) und dabei schelten, ist zu viel.


Abstreicheln.

Was sich nicht abstreicheln lässt, das muss man abstriegeln. (S. Abbürsten.)


Abt.

1 Besser Abt sein als Mönch.

2 Der Abt ist auch zuvor ein Diener gewesen.

3 Der Abt von St.-Hilarii schläft bei der Königin.Berckenmeyer, 55.

Der heilige Hilarius ist Schutzpatron von Poitiers. Der König selbst ist nämlich, nach einem alten Schriftsteller, Abt in dem Colleg der dasigen Kanoniker; daher der sprichwörtliche Scherz.

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[[8]/0036] gethan haben. Vielleicht kann auch der heimliche Abzug des Königs Heinrich aus Polen, der 1573 in der Nacht und ohne Abschied erfolgte, zu dieser Redensart Veranlassung gegeben haben. (Pisansky, 19; Hennig, 5.) *4 Er nimmt Abschied wie der Teufel, mit Gestank. Lat.: Discedit foetore relicto. *5 Er nimmt Abschied wie die Katze vom Taubenschlage. *6 Ich mach' ihm den Abschied nicht schwer. Wenn man jemand gern gehen sieht. Jüdisch- deutsch: Ich haass 'n gern mochel(höflich entlassen) sein. (Tendlau, 364.) *7 Man hat ihm den Abschied und Willkommen gegeben. Von einem zuchthäuslichen Gebrauch entlehnt. Frz.: On lui a donné l'aller et le venir. Abschiedsstunde. Abschiedsstunden sind die feierlichsten. – Bertram. Abschiedstrunk. Den Abschiedstrunk thun (das letzte Glas). Den letzten Trunk, den der Wirth einem Gaste nach der bezahlten Zeche, während derselbe im Begriff fortzugehen ist, reicht, heisst der Franzose: Vin de l'étrier (Steigbügelwein; vgl. auch Sattelbrot). (Lendroy, 156.) Abschiessen. Dat hewe 'k iäm afsghuaten, sach de Biur, da hadd' e sin twedde Kind selwer doft. (Kirchspiel Hemer in der Grafsch. Mark.) Abschiessen steht hier in der Bedeutung von „absehen“. Der Bauer hat dem Pfarrer die Kunst, ein Kind zu taufen, abgeschossen, d. h. er hat ihm abgesehen, wie er die Taufe vollzogen, und hat sich dann das zweite Kind auf dieselbe Weise selber getauft. (Frommann, III, 255, 24.) Abschiffen. Man hat ihn abgeschifft. – Sprenger I. Man hat sich von ihm losgemacht, sich seiner entschlagen. Von einem Schiffe, das bugsirt oder begleitet worden. Abschlachtung. * Es ist die Abschlachtung unschuldiger Kinder. Im englischen Parlamente wird damit das Aufgeben der noch nicht durch alle (sieben) Stadien geförderten Gesetzentwürfe bezeichnet. Abschlag. Abschlag ist gute Bezahlung. – Pistor., I, 1; Eisenhart, IV, 55; Volkmar, 356. Abschlagen: eine Schuld durch die andere aufheben, was in den Rechten als Bezahlung angesehen wird, sowol im römischen als deutschen. Wegen der Vortheile, die sie bietet, hat Karl der Grosse sogar verordnet, dass jemand, der sich mit einem andern in Abrechnung einzulassen weigert, seine ganze Forderung verlieren soll. (Vgl. über dies Sprichwort auch Götz, Beiträge zur regulären Rechtsgelehrsamkeit, Nürnberg 1782, I, 65-96.) Abschlagen. 1 Besser rund abschlagen, als (das Maul) lange (vergeblich) hinhalten. Lat.: Minus decipitur, cui cito negatur. (Publ. Syr.) 2 Es ist so gut wie abgeschlagen, wenn man's auf die lange Bank will tragen. Lat.: Qui differt aut dubitat neganti est proximus. 3 Es wird nichts abgeschlagen, als worum man bittet. 4 Kurz abschlagen, ist eine Freundschaft erweisen. Lat.: Beneficium est, si cito negas quod petitur. 5 Lieber freundlich abgeschlagen, als mürrisch (unwillig) gegeben. – Hermann, III, 11. Lat.: Pars beneficii est quod petitur, si belle neges. (Publ. Syr.) 6 Man schlag es ab oder schlag es zu, alles ist gut, was man in einen Bettelsack thu'. *7 Abgeschlagen, wie ein Bettelmannsstecken. Lat.: In turpibus Argus, in disciplinis talpa. *8 Etwas abschlagen wie der Scythe den Esel. Von denen, die sich mit Worten weigern, etwas anzunehmen, was sie doch gern hätten. Nach einer Fabel, zufolge der ein Scythe auf einen todten Esel, behufs der Stillung seines Hungers verwiesen wurde, anfänglich sich weigerte, später aber genoss. Lat.: Scytha accissans asinum. (Erasm., 867.) *9 Hy slaat niess af, as Fliegen. (Niederl.) Spott auf wenig tapfere Kriegsleute. (S. Krieger, Soldaten.) Abschlagszahlung. Indess eine Abschlagszahlung, sagt Borg, da schlug er dem Bäcker, dem er zehn Gulden für Brot schuldete, den Hut vom Kopfe. Abschmieden. Er hat abgeschmiedet. – Egenolff, 98. Er ist fertig mit dem Seinen. (S. Ueberbleiben.) Abschneiden. 1 Ehe man einmal abschneidet, muss man zweimal messen. 2 Wer viel abschneidet, muss viel essen. *3 Er hat sich mehr abgeschnitten, als er aufessen kann. Abschnitt. * Wenn man die Abschnitte von seinen Nägeln säete, es würden Backwaaren daraus wachsen. Spott auf die, so alles besser wissen wollen. Abschüssig. * Er ist sehr abschüssig gebaut. Vom Trunkenen. Abschütteln. *1 Er schüttelt alles ab. – Tendlau, 375. *2 Er schüttelt, es ab, wie der Hund den Regen. *3 He spud 't af, as Pudel den Regen. (Ovelgönne, Stadland in Oldenburg.) – Firmenich, III, 25. *4 He schüddelt 't af as 'n Waterhund. *5 He schüttet et af, as de Pracher (Bettler) de Luus. (Holst.) Wenn jemand irgendein Ungemach, z. B. empfangene Schläge, auch Kummer, Gram u. s. w. bald überwindet, gleichsam abschüttelt. Abschwitzen. Abschwitzen ist besser als abfaulen. Abschwören. Er schwört dem Teufel ein Ohr ab. Absetzen. * Abgesetzt wie ein dänischer Schilling. (In Pommern und Mecklenburg.) Bezieht sich auf eine frühere Reduction des dänischen Geldes. Absicht. Absicht ist die Seele der That. Absolution. 1 Ich bitte um Absolution für ein Stück Fleisch, was mir an den Zähnen hängen geblieben ist, sagte Peter, da hatte er einen Schinken an einem Schweinszahn aufgehangen. Junker Peter war Spassmacher am Hofe zu Neuburg. 2 Willst du Absolution, so musst du zur Beichte gohn. Absolviren. Sich selber absolviren und mit Affenschmalz (s. d.) die Kehle schmieren. – Murner, Nb. Abstammen. 1 Der stammt, noch von Amolek ab. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 36. Von einem Judenverfolger, weil Amalek den Israeliten zuerst feindlich entgegentrat (2 Mos. 17, 8). Lat.: Cecrope generosior. *2 Er stammt von Johann von Leiden ab. Von einem, der mehr Unglück als Glück hat. Abstand. Der Abstand zwischen den Augen der Wölfe und den Gedanken der Diebe sind (untereinander) gleich. (Finn.) Abstecher. * Einen kleinen Abstecher machen. Absteigen. * Ich stieg (obgleich bei seinem Hause) in einem wüsten Thale ab. (Arab.) – Burckhardt, 690. Von einem unwirthlichen Hause. Das Thal, welches hier gemeint wird, ist das von Mekka. Abstossen. * Er stösst sich die Hörner ab. Abstrafen. Abstrafen (am Leibe) und dabei schelten, ist zu viel. Abstreicheln. Was sich nicht abstreicheln lässt, das muss man abstriegeln. (S. Abbürsten.) Abt. 1 Besser Abt sein als Mönch. 2 Der Abt ist auch zuvor ein Diener gewesen. 3 Der Abt von St.-Hilarii schläft bei der Königin. – Berckenmeyer, 55. Der heilige Hilarius ist Schutzpatron von Poitiers. Der König selbst ist nämlich, nach einem alten Schriftsteller, Abt in dem Colleg der dasigen Kanoniker; daher der sprichwörtliche Scherz.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [8]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/36>, abgerufen am 16.04.2024.