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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Abwerfen.

Wirf ab, was zu schwer ist.

Jüd.-deutsch: Werfs vun der! (Tendlau, 808.)


Abwerg.

Aus Abwerg und Acheln kann man mit allem Hecheln keine Leinwand machen.


Abwesende.

1 Der Abwesende muss Haare lassen.

Engl.: The absent party is always to blame.

2 Die Abwesenden haben unrecht.

3 Kein Abwesender ohne Vorwürfe (Schuld, Beschuldigungen), kein Anwesender ohne Entschuldigung. (Span.)

4 Von Abwesenden soll man nicht Böses reden.

Lat.: De absentibus nihil nisi bonum.


Abwesenheit.

Abwesenheit ist eine Feindin der Liebe.


Abwischen.

1 Man muss sich selbst erst dreimal abwischen eh' man andre putzen will.

Lat.: Ter abstergere. (Erasm., 633.)

*2 Sie wischte dem Monde die Hörner ab, wenn sie ihn erreichen könnte.

Sie übertreibt es mit Scheuern, Waschen, Putzen u. s. w.


Abzählen.

* Man kann es an den Fingern abzählen.


Abziehen.

*1 Entweder ziehe ab, oder ziehe dich aus. - Erasm.

Aus dem Griechischen. Bei den Lacedämoniern war es Sitte, dass bei den öffentlichen Zweikämpfen niemand zum Angriffe gezwungen ward, sondern es wurde das Gesetz vorgelesen: Geh fort, oder ziehe dich aus (d. h. bereite dich zum Zweikampfe vor). Verwandt ist damit das Sprichwort: Trinke oder geh fort! Nimm an der Gesellschaft u. s. w. theil, oder entferne dich.

*2 Er muss abziehen wie er gekommen.

Seine Bemühungen sind erfolglos geblieben.

Frz.: Il s'en est alle comme il etait venu.

*3 Er zieht ab, wie der Hund ohne Schwanz.

Sehr beschämt.

Frz.: Il s'en va la queue entre les jambes.


Acceptiren.

Wer acceptirt, muss bezahlen. - Eisenhart, IV, 39; Pistor., I, 2; Volkmar, 355.

Wechselrecht. Kaufmännisches Sprichwort. Wer einen Wechselbrief einmal angenommen, hat sich dadurch auch verbindlich gemacht, die darin enthaltene Summe zu bezahlen, auch wenn der Trassant mittlerweile gestorben oder fallit geworden, oder die Acceptation aus Irrthum geschehen ist und der Acceptant bei Annahme des Wechselbriefs nicht die gehörige Vorsicht beobachtet hat. Das Sprichwort ist, wie das ganze Wechselgeschäft italienischen Ursprungs. Ueber die Fälle, in denen es seine Anwendung verliert, siehe den oben angeführten Eisenhart, §. 2.


Accisoren.

Wer sich Accisoren setzen lässt, bedarf keiner Blutegel.

Lat.: Non missura cutem nisi plena cruoris hirudo.


Accord.

1 Besser wohlfeiler Accord als theures Advocatenwort.

2 Ein magerer Accord ist besser als ein fetter Process.

*3 Als hätte er's im Accord.


Accordiren.

1 Accordiren ist der erste Gewinn.

*2 Er accordirt mit unserm Harjet (Herrgott). (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 664.


Ach.

1 Ach und Wehe ist das tägliche Brot in der Ehe.

2 Auf Ach und Weh folgt Glorie.

3 Auf Weh und Ach folgt Freude nach.

Frz.: Les pleurs sont suivis de joie; la joie succede aux pleurs.

4 Ein Ach wohnt unter jedem Dach.

*5 Ach und Weh über einen schreien (ausrufen).

Frz.: Il fit de grands helas. - Crier haro sur quelqu'un. Zeter über jemand schreien, jemand festnehmen, indem man haro dabei schreit. (Lendroy, 1603.)

*6 Mit Ach und Krach durchkommen.

Mit genauer Noth, z. B. durch das Examen.


Acheln.

Achele', bachele', boche', is sein' beschte Meloche. - Tendlau, 531.

Acheln = essen, bacheln - bechern, bochen für bofen = schlafen.


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Achelpeter.

Das is e Achel-Peter. - Tendlau, 530.

Jüd.-deutsch: Ein Fresspeter, ein Fresser, ein Nimmersatt, vom hebräischen achal = essen. Daher auch: Er achelt gern ebbes (etwas) Gutes.


Achen (Verbum).

Je mehr man ach't (Ach ruft, seufzt), je schwerer wird die Bürde.


Achilles.

* Ein wahrer (zweiter) Achill sein. (Altröm.) - Erasm., 104.

Sehr tapfer. So z. B. der Römer Lucius Siccius Dentatus, weil er in 120 Schlachten gegen den Feind gefochten hatte.


Achillesferse.

* Jemandes Achillesferse kennen.

D. h. seine schwache Seite, seine verwundbare Stelle.


Achse.

Die Achse ist gebrochen.

Der Fortgang des Unternehmens ist auf unerwartete Weise gestört, gehemmt worden.


Achsel.

1 Auf beiden Achseln tragen, steht keinem Biedermann an.

2 Auf vielen Achseln ist gut tragen.

3 Lass dir auf die Achsel sitzen, so will man dir auf den Kopf.

Lass dir ein Recht ohne Widerstand rauben oder verletzen - man wird immer weiter greifen; dulde eine kleine Ungerechtigkeit, du wirst bald grosse zu dulden haben.

Lat.: Post folia cadunt arbores. - Veterem ferendo injuriam, invitas novam.

4 Man muss nicht auf beiden Achseln Wasser tragen.

Man muss es entweder ganz mit der einen oder mit der andern Partei halten; was man ist, muss man ganz sein.

Frz.: Il faut etre tout un ou tout autre.

5 Wer andere über die Achsel ansieht, verdirbt sich die eigenen Augen.

6 Wer auf beiden Achseln trägt, sitzt zwischen zwei Stühlen (in die Asche) nieder.

*7 Alles uf di leicht Achs'l namma. (Franken.) - Schleicher, 80; Frommann, VI, 163.

*8 Auf beiden Achseln tragen.

Lat.: Duos linis parietes. (Tappius, 20a.) - Prolixius sic effertur.

*9 Auf beiden Achseln Wasser tragen.

Es mit keiner von verschiedenen Parteien verderben, beiden dienen.

Frz.: Nager entre deux eaux.

Lat.: Chordas geminas ferire. - Duabus sellis sedere. (Tappius, 60b.)

*10 Bis an die Achsel schwören. - Grimm, I, 164.

D. h. bis auf einen gewissen Punkt.

*11 Die Achsel zucken (ziehen).

Bedenklichkeiten bei einer Sache, Bedauern über etwas äussern oder dadurch zu verstehen geben, dass man etwas Unabänderliches geduldig tragen müsse.

*12 Einen auf den Achseln tragen.

Ihn ungern sehen, weil er lästig ist.

*13 Er treibt nur das, was unter den Achseln geschieht. (Altgr.)

Von Schmeichlern. Die Ausübung der Schmeichelei ist sehr sinnreich unter die Achseln verlegt, weil diese Stellen vorzüglich kitzelig sind. Also: Er scheut jede Beschäftigung und sucht von der Schmeichelei zu leben.

*14 Etwas auf die leichte Achsel nehmen. - Grimm, I, 163.

Etwas leichtsinnig behandeln, für unbedeutend ansehen. Lässt sich der Ausdruck "leichte Achsel" rechtfertigen?

Frz.: Faire peu de cas de quelque chose.

*15 Etwas auf seine Achseln nehmen.

Frz.: Charger quelque chose sur son cou.

*16 Jemand über die Achsel ansehen.

Ihn verächtlich, von der Seite ansehen, verachten.

Frz.: Il regarde les gens par-dessus l'epaule.

Lat.: Alto supercilio contemnere.

*17 Mit einem über die Achsel sein. - Grimm, I, 164.

D. h. gespannt.


Achselträger.

* Ein Achselträger sein.


Achsennagel.

Der Achsennagel ist ein kleines Ding, aber (und) er hält einen grossen Wagen zusammen.


Acht (Zahlwort).

1 Acht haben nicht grossen Lohn und werden doch reich davon: Förster und Jäger, Amtleut' und Häger, Tutor und Procurator, Verwalter und Curator.

[Spaltenumbruch]
Abwerfen.

Wirf ab, was zu schwer ist.

Jüd.-deutsch: Werfs vun der! (Tendlau, 808.)


Abwerg.

Aus Abwerg und Acheln kann man mit allem Hecheln keine Leinwand machen.


Abwesende.

1 Der Abwesende muss Haare lassen.

Engl.: The absent party is always to blame.

2 Die Abwesenden haben unrecht.

3 Kein Abwesender ohne Vorwürfe (Schuld, Beschuldigungen), kein Anwesender ohne Entschuldigung. (Span.)

4 Von Abwesenden soll man nicht Böses reden.

Lat.: De absentibus nihil nisi bonum.


Abwesenheit.

Abwesenheit ist eine Feindin der Liebe.


Abwischen.

1 Man muss sich selbst erst dreimal abwischen eh' man andre putzen will.

Lat.: Ter abstergere. (Erasm., 633.)

*2 Sie wischte dem Monde die Hörner ab, wenn sie ihn erreichen könnte.

Sie übertreibt es mit Scheuern, Waschen, Putzen u. s. w.


Abzählen.

* Man kann es an den Fingern abzählen.


Abziehen.

*1 Entweder ziehe ab, oder ziehe dich aus.Erasm.

Aus dem Griechischen. Bei den Lacedämoniern war es Sitte, dass bei den öffentlichen Zweikämpfen niemand zum Angriffe gezwungen ward, sondern es wurde das Gesetz vorgelesen: Geh fort, oder ziehe dich aus (d. h. bereite dich zum Zweikampfe vor). Verwandt ist damit das Sprichwort: Trinke oder geh fort! Nimm an der Gesellschaft u. s. w. theil, oder entferne dich.

*2 Er muss abziehen wie er gekommen.

Seine Bemühungen sind erfolglos geblieben.

Frz.: Il s'en est allé comme il etait venu.

*3 Er zieht ab, wie der Hund ohne Schwanz.

Sehr beschämt.

Frz.: Il s'en va la queue entre les jambes.


Acceptiren.

Wer acceptirt, muss bezahlen.Eisenhart, IV, 39; Pistor., I, 2; Volkmar, 355.

Wechselrecht. Kaufmännisches Sprichwort. Wer einen Wechselbrief einmal angenommen, hat sich dadurch auch verbindlich gemacht, die darin enthaltene Summe zu bezahlen, auch wenn der Trassant mittlerweile gestorben oder fallit geworden, oder die Acceptation aus Irrthum geschehen ist und der Acceptant bei Annahme des Wechselbriefs nicht die gehörige Vorsicht beobachtet hat. Das Sprichwort ist, wie das ganze Wechselgeschäft italienischen Ursprungs. Ueber die Fälle, in denen es seine Anwendung verliert, siehe den oben angeführten Eisenhart, §. 2.


Accisoren.

Wer sich Accisoren setzen lässt, bedarf keiner Blutegel.

Lat.: Non missura cutem nisi plena cruoris hirudo.


Accord.

1 Besser wohlfeiler Accord als theures Advocatenwort.

2 Ein magerer Accord ist besser als ein fetter Process.

*3 Als hätte er's im Accord.


Accordiren.

1 Accordiren ist der erste Gewinn.

*2 Er accordirt mit unserm Harjet (Herrgott). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 664.


Ach.

1 Ach und Wehe ist das tägliche Brot in der Ehe.

2 Auf Ach und Weh folgt Glorie.

3 Auf Weh und Ach folgt Freude nach.

Frz.: Les pleurs sont suivis de joie; la joie succède aux pleurs.

4 Ein Ach wohnt unter jedem Dach.

*5 Ach und Weh über einen schreien (ausrufen).

Frz.: Il fit de grands hélas. – Crier haro sur quelqu'un. Zeter über jemand schreien, jemand festnehmen, indem man haro dabei schreit. (Lendroy, 1603.)

*6 Mit Ach und Krach durchkommen.

Mit genauer Noth, z. B. durch das Examen.


Acheln.

Achele', bachele', bōche', is sein' beschte Melōche.Tendlau, 531.

Acheln = essen, bacheln – bechern, bochen für bofen = schlafen.


[Spaltenumbruch]
Achelpeter.

Das is e Achel-Peter.Tendlau, 530.

Jüd.-deutsch: Ein Fresspeter, ein Fresser, ein Nimmersatt, vom hebräischen achal = essen. Daher auch: Er achelt gern ebbes (etwas) Gutes.


Achen (Verbum).

Je mehr man ach't (Ach ruft, seufzt), je schwerer wird die Bürde.


Achilles.

* Ein wahrer (zweiter) Achill sein. (Altröm.) – Erasm., 104.

Sehr tapfer. So z. B. der Römer Lucius Siccius Dentatus, weil er in 120 Schlachten gegen den Feind gefochten hatte.


Achillesferse.

* Jemandes Achillesferse kennen.

D. h. seine schwache Seite, seine verwundbare Stelle.


Achse.

Die Achse ist gebrochen.

Der Fortgang des Unternehmens ist auf unerwartete Weise gestört, gehemmt worden.


Achsel.

1 Auf beiden Achseln tragen, steht keinem Biedermann an.

2 Auf vielen Achseln ist gut tragen.

3 Lass dir auf die Achsel sitzen, so will man dir auf den Kopf.

Lass dir ein Recht ohne Widerstand rauben oder verletzen – man wird immer weiter greifen; dulde eine kleine Ungerechtigkeit, du wirst bald grosse zu dulden haben.

Lat.: Post folia cadunt arbores. – Veterem ferendo injuriam, invitas novam.

4 Man muss nicht auf beiden Achseln Wasser tragen.

Man muss es entweder ganz mit der einen oder mit der andern Partei halten; was man ist, muss man ganz sein.

Frz.: Il faut être tout un ou tout autre.

5 Wer andere über die Achsel ansieht, verdirbt sich die eigenen Augen.

6 Wer auf beiden Achseln trägt, sitzt zwischen zwei Stühlen (in die Asche) nieder.

*7 Alles uf di leicht Achs'l namma. (Franken.) – Schleicher, 80; Frommann, VI, 163.

*8 Auf beiden Achseln tragen.

Lat.: Duos linis parietes. (Tappius, 20a.) – Prolixius sic effertur.

*9 Auf beiden Achseln Wasser tragen.

Es mit keiner von verschiedenen Parteien verderben, beiden dienen.

Frz.: Nager entre deux eaux.

Lat.: Chordas geminas ferire. – Duabus sellis sedere. (Tappius, 60b.)

*10 Bis an die Achsel schwören.Grimm, I, 164.

D. h. bis auf einen gewissen Punkt.

*11 Die Achsel zucken (ziehen).

Bedenklichkeiten bei einer Sache, Bedauern über etwas äussern oder dadurch zu verstehen geben, dass man etwas Unabänderliches geduldig tragen müsse.

*12 Einen auf den Achseln tragen.

Ihn ungern sehen, weil er lästig ist.

*13 Er treibt nur das, was unter den Achseln geschieht. (Altgr.)

Von Schmeichlern. Die Ausübung der Schmeichelei ist sehr sinnreich unter die Achseln verlegt, weil diese Stellen vorzüglich kitzelig sind. Also: Er scheut jede Beschäftigung und sucht von der Schmeichelei zu leben.

*14 Etwas auf die leichte Achsel nehmen.Grimm, I, 163.

Etwas leichtsinnig behandeln, für unbedeutend ansehen. Lässt sich der Ausdruck „leichte Achsel“ rechtfertigen?

Frz.: Faire peu de cas de quelque chose.

*15 Etwas auf seine Achseln nehmen.

Frz.: Charger quelque chose sur son cou.

*16 Jemand über die Achsel ansehen.

Ihn verächtlich, von der Seite ansehen, verachten.

Frz.: Il regarde les gens par-dessus l'épaule.

Lat.: Alto supercilio contemnere.

*17 Mit einem über die Achsel sein.Grimm, I, 164.

D. h. gespannt.


Achselträger.

* Ein Achselträger sein.


Achsennagel.

Der Achsennagel ist ein kleines Ding, aber (und) er hält einen grossen Wagen zusammen.


Acht (Zahlwort).

1 Acht haben nicht grossen Lohn und werden doch reich davon: Förster und Jäger, Amtleut' und Häger, Tutor und Procurator, Verwalter und Curator.

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[[10]/0038] Abwerfen. Wirf ab, was zu schwer ist. Jüd.-deutsch: Werfs vun der! (Tendlau, 808.) Abwerg. Aus Abwerg und Acheln kann man mit allem Hecheln keine Leinwand machen. Abwesende. 1 Der Abwesende muss Haare lassen. Engl.: The absent party is always to blame. 2 Die Abwesenden haben unrecht. 3 Kein Abwesender ohne Vorwürfe (Schuld, Beschuldigungen), kein Anwesender ohne Entschuldigung. (Span.) 4 Von Abwesenden soll man nicht Böses reden. Lat.: De absentibus nihil nisi bonum. Abwesenheit. Abwesenheit ist eine Feindin der Liebe. Abwischen. 1 Man muss sich selbst erst dreimal abwischen eh' man andre putzen will. Lat.: Ter abstergere. (Erasm., 633.) *2 Sie wischte dem Monde die Hörner ab, wenn sie ihn erreichen könnte. Sie übertreibt es mit Scheuern, Waschen, Putzen u. s. w. Abzählen. * Man kann es an den Fingern abzählen. Abziehen. *1 Entweder ziehe ab, oder ziehe dich aus. – Erasm. Aus dem Griechischen. Bei den Lacedämoniern war es Sitte, dass bei den öffentlichen Zweikämpfen niemand zum Angriffe gezwungen ward, sondern es wurde das Gesetz vorgelesen: Geh fort, oder ziehe dich aus (d. h. bereite dich zum Zweikampfe vor). Verwandt ist damit das Sprichwort: Trinke oder geh fort! Nimm an der Gesellschaft u. s. w. theil, oder entferne dich. *2 Er muss abziehen wie er gekommen. Seine Bemühungen sind erfolglos geblieben. Frz.: Il s'en est allé comme il etait venu. *3 Er zieht ab, wie der Hund ohne Schwanz. Sehr beschämt. Frz.: Il s'en va la queue entre les jambes. Acceptiren. Wer acceptirt, muss bezahlen. – Eisenhart, IV, 39; Pistor., I, 2; Volkmar, 355. Wechselrecht. Kaufmännisches Sprichwort. Wer einen Wechselbrief einmal angenommen, hat sich dadurch auch verbindlich gemacht, die darin enthaltene Summe zu bezahlen, auch wenn der Trassant mittlerweile gestorben oder fallit geworden, oder die Acceptation aus Irrthum geschehen ist und der Acceptant bei Annahme des Wechselbriefs nicht die gehörige Vorsicht beobachtet hat. Das Sprichwort ist, wie das ganze Wechselgeschäft italienischen Ursprungs. Ueber die Fälle, in denen es seine Anwendung verliert, siehe den oben angeführten Eisenhart, §. 2. Accisoren. Wer sich Accisoren setzen lässt, bedarf keiner Blutegel. Lat.: Non missura cutem nisi plena cruoris hirudo. Accord. 1 Besser wohlfeiler Accord als theures Advocatenwort. 2 Ein magerer Accord ist besser als ein fetter Process. *3 Als hätte er's im Accord. Accordiren. 1 Accordiren ist der erste Gewinn. *2 Er accordirt mit unserm Harjet (Herrgott). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 664. Ach. 1 Ach und Wehe ist das tägliche Brot in der Ehe. 2 Auf Ach und Weh folgt Glorie. 3 Auf Weh und Ach folgt Freude nach. Frz.: Les pleurs sont suivis de joie; la joie succède aux pleurs. 4 Ein Ach wohnt unter jedem Dach. *5 Ach und Weh über einen schreien (ausrufen). Frz.: Il fit de grands hélas. – Crier haro sur quelqu'un. Zeter über jemand schreien, jemand festnehmen, indem man haro dabei schreit. (Lendroy, 1603.) *6 Mit Ach und Krach durchkommen. Mit genauer Noth, z. B. durch das Examen. Acheln. Achele', bachele', bōche', is sein' beschte Melōche. – Tendlau, 531. Acheln = essen, bacheln – bechern, bochen für bofen = schlafen. Achelpeter. Das is e Achel-Peter. – Tendlau, 530. Jüd.-deutsch: Ein Fresspeter, ein Fresser, ein Nimmersatt, vom hebräischen achal = essen. Daher auch: Er achelt gern ebbes (etwas) Gutes. Achen (Verbum). Je mehr man ach't (Ach ruft, seufzt), je schwerer wird die Bürde. Achilles. * Ein wahrer (zweiter) Achill sein. (Altröm.) – Erasm., 104. Sehr tapfer. So z. B. der Römer Lucius Siccius Dentatus, weil er in 120 Schlachten gegen den Feind gefochten hatte. Achillesferse. * Jemandes Achillesferse kennen. D. h. seine schwache Seite, seine verwundbare Stelle. Achse. Die Achse ist gebrochen. Der Fortgang des Unternehmens ist auf unerwartete Weise gestört, gehemmt worden. Achsel. 1 Auf beiden Achseln tragen, steht keinem Biedermann an. 2 Auf vielen Achseln ist gut tragen. 3 Lass dir auf die Achsel sitzen, so will man dir auf den Kopf. Lass dir ein Recht ohne Widerstand rauben oder verletzen – man wird immer weiter greifen; dulde eine kleine Ungerechtigkeit, du wirst bald grosse zu dulden haben. Lat.: Post folia cadunt arbores. – Veterem ferendo injuriam, invitas novam. 4 Man muss nicht auf beiden Achseln Wasser tragen. Man muss es entweder ganz mit der einen oder mit der andern Partei halten; was man ist, muss man ganz sein. Frz.: Il faut être tout un ou tout autre. 5 Wer andere über die Achsel ansieht, verdirbt sich die eigenen Augen. 6 Wer auf beiden Achseln trägt, sitzt zwischen zwei Stühlen (in die Asche) nieder. *7 Alles uf di leicht Achs'l namma. (Franken.) – Schleicher, 80; Frommann, VI, 163. *8 Auf beiden Achseln tragen. Lat.: Duos linis parietes. (Tappius, 20a.) – Prolixius sic effertur. *9 Auf beiden Achseln Wasser tragen. Es mit keiner von verschiedenen Parteien verderben, beiden dienen. Frz.: Nager entre deux eaux. Lat.: Chordas geminas ferire. – Duabus sellis sedere. (Tappius, 60b.) *10 Bis an die Achsel schwören. – Grimm, I, 164. D. h. bis auf einen gewissen Punkt. *11 Die Achsel zucken (ziehen). Bedenklichkeiten bei einer Sache, Bedauern über etwas äussern oder dadurch zu verstehen geben, dass man etwas Unabänderliches geduldig tragen müsse. *12 Einen auf den Achseln tragen. Ihn ungern sehen, weil er lästig ist. *13 Er treibt nur das, was unter den Achseln geschieht. (Altgr.) Von Schmeichlern. Die Ausübung der Schmeichelei ist sehr sinnreich unter die Achseln verlegt, weil diese Stellen vorzüglich kitzelig sind. Also: Er scheut jede Beschäftigung und sucht von der Schmeichelei zu leben. *14 Etwas auf die leichte Achsel nehmen. – Grimm, I, 163. Etwas leichtsinnig behandeln, für unbedeutend ansehen. Lässt sich der Ausdruck „leichte Achsel“ rechtfertigen? Frz.: Faire peu de cas de quelque chose. *15 Etwas auf seine Achseln nehmen. Frz.: Charger quelque chose sur son cou. *16 Jemand über die Achsel ansehen. Ihn verächtlich, von der Seite ansehen, verachten. Frz.: Il regarde les gens par-dessus l'épaule. Lat.: Alto supercilio contemnere. *17 Mit einem über die Achsel sein. – Grimm, I, 164. D. h. gespannt. Achselträger. * Ein Achselträger sein. Achsennagel. Der Achsennagel ist ein kleines Ding, aber (und) er hält einen grossen Wagen zusammen. Acht (Zahlwort). 1 Acht haben nicht grossen Lohn und werden doch reich davon: Förster und Jäger, Amtleut' und Häger, Tutor und Procurator, Verwalter und Curator.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/38>, abgerufen am 25.04.2024.