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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Meisner, 78; Körte, 1024; Kirchhofer, 169; Lehmann, II, 13, 10; 228, 97 u. 229, 120; Petri, II, 333; Schottel, 1132a; Graf, 549, 106.

Von den Gesetzen wird ein erzwungener Eid für ungültig erklärt, und das ist, was das obige Sprichwort lehren will.

Engl.: An unlawful oath is better broken, than kept.

Holl.: Een gedwongen eed is God leed. (Harrebomee, I, 170.)

Lat.: Jusjurandum vi extortum nullius est valoris. - Per vim facta non sunt rata. (Binder I, 1357; II, 2542; Buchler, 14; Seybold, 439.) - Qui falso jurat, nil immortalia curat. - Sunt quasi non facta Domino juranda coacta. (Binder II, 3248; Gartner, 210.)

26 Gezwungen eid bindet nicht. - Henisch, 823; Petri, II, 338; Hillebrand, 228; Graf, 549, 107.

Der Eid, zu welchem die schwörende Person durch Zwang bestimmt wurde, entbehrt nach kanonischem Recht der geforderten Veritas in mente; das protestantische Kirchenrecht hat eine derartige Bestimmung nicht. In den Minnesängern heisst es: "Betwungen eit soll binden uit." (Kirchhofer, 40.)

Holl.: Een gedwongen eed en heete pasteijen zijn ligt te breken. (Harrebomee, I, 170.)

27 Gezwungener Eid ist von keinem Werth. - Körte, 1025.

Holl.: Bedwonghen ede en sijn van ghener weerde. (Tunn., 4, 16.) - Gedwongen eeden zijn van geener hande waarde. (Harrebomee, I, 170.)

Lat.: Sunt quasi non facta domino iurata coacta. (Fallersleben, 112.)

28 Keines Mannes Eid kann man brechen ohne Eid. - Graf, 468, 577.

Der freie Sachse liess über sich kein Zeugniss ergehen; er gestand und zahlte oder leugnete und schwur. Der Eid des Klägers konnte nur durch den Eid des Antworters gebrochen werden.

29 Mit eid schweren ist nicht zu schertzen. - Henisch, 823; Petri, II, 475.

30 Niemand kann Eid gewinnen in die Brust eines andern (Todten). - Graf, 469, 595.

Man kann niemand einen Eid über Dinge zuschieben, von denen er keine Kenntniss hat, weil jeder Schwörende die Verantwortlichkeit über die Wahrheit dessen, was er beschwört, übernimmt. Auf blosse Verantwortlichkeit eines andern kann niemand schwören.

31 So leicht es ist, ein eid sprechen, so schwer ist, ein eid brechen. - Henisch, 823; Petri, II, 536.

32 Vergebene Eide darf man nicht leisten. - Graf, 470, 612.

Die Gegenpartei kann die wirkliche Ableistung eines Eides erlassen.

33 Viel Eid, viel Leid.

34 Wenn ein Eid stäch' wie ein Dorn, es würden nicht so viel geschwor'n. - Simrock, 1900; Eiselein, 137.

35 Wenn man falschen Eid schwört, so muss Gott die Lüge für Wahrheit verkaufen helfen.

36 Wer den Eyd bricht, der lestert Gott. - Petri, II, 691; Blum, 79; Sprichwörterschatz, 1035; Simrock, 1901.

37 Wer einen Ayd von einem gottlosen Menschen begehrt, der macht sich dess Mayneyds schuldig. - Lehmann, II, 12, 5.

38 Wer mit einem eid sein lugen behegt, ist ein vntrew Mann erst vnd letzt. - Henisch, 823.

39 Wer sich mit Eiden fristet, der hat mich überlistet. - Graf, 469, 610.

Bezieht sich auf die Eideszuschiebung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, weil man auf diesem Wege zu seinem Schaden um jeden andern Beweis kommen kann. (S. Eid 41.)

40 Wo werden zween eid geschworen, da wirdt eine Seele verloren. - Henisch, 822; Petri, II, 818; Graf, 374, 492.

Wenn in derselben Sache zwei Personen einander absolut Widersprechendes beschwören, so muss wenigstens eine dieser Aussagen eine falsche sein.

41 Wofür einer den Eid nimmt, darum mag er kein Zeugniss mehr thun. - Graf, 469, 609.

Die Eideszuschiebung im bürgerlichen Rechtsstreit galt als Vergleich, der durch die Annahme vollendet wurde, sodass der Gegentheil sogar dann nicht mehr auf den Beweis zurückgreifen konnte, wenn ihm der Eid zurückgeschoben wurde.

42 Wovor sind de falschen Eider in de Welt, wenn se nich eschworen weren söllt! segt de Avkate. (Hildesheim.) - Hoefer, 38.

[Spaltenumbruch] *43 Der Eid ist mit Dreck versiegelt.

Der Ton liegt auf der.

Holl.: Dat is een fransche eed. (Harrebomee, I, 195.) - De eed is met boter bezegeld. (Harrebomee, I, 170.)

*44 Einen Eid staben. - Eiselein, 137.

Den Eid conceptis verbis, d. h. wörtlich wie er vorgesprochen wird, nachsagen und dabei einen Stab berühren. Eidstab ist bei Notker (III, 5) das Gericht, wo der Eid gestabt wird.

*45 Er hält einen Eid wie der Hund die Fasten.

Holl.: Hij houdt den eed, als de hond de vasten. (Harrebomee, I, 170.)

*46 Er würde einen Eid schwören um eine Taube, wenn ihm schon ihr Schwanz aus dem Aermel hervorguckte. - Körte, 1027a.

*47 In Eid und Pflicht nehmen.


Eidam.

1 Deinen Eidam und dein Schwein lass nur einmal ins Haus hinein.

2 Der Eidam des Galgenstricks gleicht dem Schwiegerpapa.

Wie: Gleich und gleich gesellt sich gern. Ueber eine Sippschaft im übeln Sinne bestehen die jüdisch-deutschen Redensarten: Das is e Mischpoche (misch pachah), und: Das is e Chevruse, d. h.: Die passen zusammen oder: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich u. s. w. (Vgl. Tendlau, 576 u. 577.) Zur Bezeichnung von Lumpengenossen hat man den Ausdruck "Chawerlappes". (Tendlau, 578.)

3 Ein Eidam ist schön, aber es ist schade um den Quark. (Lit.)

D. i. um die Kosten, die er verursacht.


Eidchen.

Auf ein Eidchen (falschen Eid) kommt's nicht an, man kann es schon verbeten. - Meisner, 79.


Eidechse.

1 Der Eidechsen sind mehr als der Störche.

2 Die Eidechsen müssen nicht den Geier zum Könige wählen.

3 Fürchte dich nicht, sagte die Eidechse zum Hasen, der vor ihrem Rascheln entfloh, nicht alle Krokodile sind euch gefährlich.

Gegen eitle Selbstüberschätzung.

4 Je kleiner die Eidechse, je grösser die Hoffnung, ein Krokodil zu werden. (Abyssinien.)

5 Nenne die Eidechse ein Krokodil, und sie bläst den Schwanz auf, dass er bricht. (Petersburg.) Altmann V.

6 Wenn sich die Eidechse zum Krokodil ausdehnen will, platzt sie.


Eider.

Ein Eider, der Flaum hat, bettet seine Jungen nicht auf Stroh.


Eideshand.

Eideshand muss Eideshand lösen. - Graf, 468, 578; Michelsen, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck, 336, 251.


Eidgenossen.

1 Die Eidgenossen müssen ein Loch haben. - Kirchhofer, 72.

Bezieht sich auf die ausländischen Kriegsdienste, welche die schweizerische Jugend nimmt. Der Landmann Reding sprach (1480) das Wort: "Ihr Eidgenossen müsst" u. s. w.; und die schweizerische Jugend brach nach Frankreich u. s. w. auf, um Kriegsdienste zu nehmen. Reding's "Loch" ward Staatsgrundsatz und Sprichwort.

2 In der Eidgenossen Blast soll sich niemand legen, oder er wird geklemmt, als zwischen Brüdern.

*3 Ein rechtschaffener alter Eidgenoss.


Eidgenossenschaft.

Die Eidgenossschaft mag kein Gwalt gewinnen, denn der Eigennutz. - Kirchhofer, 73.

Klaus von der Flüe sprach dies Wort aus, um das grösste Gebrechen der Eidgenossen aufzudecken. Durch viele Wiederholung ward es Sprichwort.


Eidschwörender.

Wer den Aydschwerenden nicht glauben wil, dem ist angeboren, einen falschen Ayd zu schweren. - Lehmann, II, 12, 3.


Eien.

Mit Eien1 un Kleien2 kann man wol 'n Bullen de Grund kriegen. - Goldschmidt, 79; Bueren, 859.

1) Eien oder eiken = liebkosend die Wangen streicheln.

2) Drückt ungefähr dasselbe aus; sanft kratzen. - Von der Macht der Schmeichelei, namentlich der, welche die Frau dem Mann gegenüber ausübt.


[Spaltenumbruch] Meisner, 78; Körte, 1024; Kirchhofer, 169; Lehmann, II, 13, 10; 228, 97 u. 229, 120; Petri, II, 333; Schottel, 1132a; Graf, 549, 106.

Von den Gesetzen wird ein erzwungener Eid für ungültig erklärt, und das ist, was das obige Sprichwort lehren will.

Engl.: An unlawful oath is better broken, than kept.

Holl.: Een gedwongen eed is God leed. (Harrebomée, I, 170.)

Lat.: Jusjurandum vi extortum nullius est valoris. – Per vim facta non sunt rata. (Binder I, 1357; II, 2542; Buchler, 14; Seybold, 439.) – Qui falso jurat, nil immortalia curat. – Sunt quasi non facta Domino juranda coacta. (Binder II, 3248; Gartner, 210.)

26 Gezwungen eid bindet nicht.Henisch, 823; Petri, II, 338; Hillebrand, 228; Graf, 549, 107.

Der Eid, zu welchem die schwörende Person durch Zwang bestimmt wurde, entbehrt nach kanonischem Recht der geforderten Veritas in mente; das protestantische Kirchenrecht hat eine derartige Bestimmung nicht. In den Minnesängern heisst es: „Betwungen eit soll binden uit.“ (Kirchhofer, 40.)

Holl.: Een gedwongen eed en heete pasteijen zijn ligt te breken. (Harrebomée, I, 170.)

27 Gezwungener Eid ist von keinem Werth.Körte, 1025.

Holl.: Bedwonghen ede en sijn van ghener weerde. (Tunn., 4, 16.) – Gedwongen eeden zijn van geener hande waarde. (Harrebomée, I, 170.)

Lat.: Sunt quasi non facta domino iurata coacta. (Fallersleben, 112.)

28 Keines Mannes Eid kann man brechen ohne Eid.Graf, 468, 577.

Der freie Sachse liess über sich kein Zeugniss ergehen; er gestand und zahlte oder leugnete und schwur. Der Eid des Klägers konnte nur durch den Eid des Antworters gebrochen werden.

29 Mit eid schweren ist nicht zu schertzen.Henisch, 823; Petri, II, 475.

30 Niemand kann Eid gewinnen in die Brust eines andern (Todten).Graf, 469, 595.

Man kann niemand einen Eid über Dinge zuschieben, von denen er keine Kenntniss hat, weil jeder Schwörende die Verantwortlichkeit über die Wahrheit dessen, was er beschwört, übernimmt. Auf blosse Verantwortlichkeit eines andern kann niemand schwören.

31 So leicht es ist, ein eid sprechen, so schwer ist, ein eid brechen.Henisch, 823; Petri, II, 536.

32 Vergebene Eide darf man nicht leisten.Graf, 470, 612.

Die Gegenpartei kann die wirkliche Ableistung eines Eides erlassen.

33 Viel Eid, viel Leid.

34 Wenn ein Eid stäch' wie ein Dorn, es würden nicht so viel geschwor'n.Simrock, 1900; Eiselein, 137.

35 Wenn man falschen Eid schwört, so muss Gott die Lüge für Wahrheit verkaufen helfen.

36 Wer den Eyd bricht, der lestert Gott.Petri, II, 691; Blum, 79; Sprichwörterschatz, 1035; Simrock, 1901.

37 Wer einen Ayd von einem gottlosen Menschen begehrt, der macht sich dess Mayneyds schuldig.Lehmann, II, 12, 5.

38 Wer mit einem eid sein lugen behegt, ist ein vntrew Mann erst vnd letzt.Henisch, 823.

39 Wer sich mit Eiden fristet, der hat mich überlistet.Graf, 469, 610.

Bezieht sich auf die Eideszuschiebung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, weil man auf diesem Wege zu seinem Schaden um jeden andern Beweis kommen kann. (S. Eid 41.)

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41 Wofür einer den Eid nimmt, darum mag er kein Zeugniss mehr thun.Graf, 469, 609.

Die Eideszuschiebung im bürgerlichen Rechtsstreit galt als Vergleich, der durch die Annahme vollendet wurde, sodass der Gegentheil sogar dann nicht mehr auf den Beweis zurückgreifen konnte, wenn ihm der Eid zurückgeschoben wurde.

42 Wovor sind de falschen Eider in de Welt, wenn se nich eschworen weren söllt! segt de Avkate. (Hildesheim.) – Hoefer, 38.

[Spaltenumbruch] *43 Der Eid ist mit Dreck versiegelt.

Der Ton liegt auf der.

Holl.: Dat is een fransche eed. (Harrebomée, I, 195.) – De eed is met boter bezegeld. (Harrebomée, I, 170.)

*44 Einen Eid staben.Eiselein, 137.

Den Eid conceptis verbis, d. h. wörtlich wie er vorgesprochen wird, nachsagen und dabei einen Stab berühren. Eidstab ist bei Notker (III, 5) das Gericht, wo der Eid gestabt wird.

*45 Er hält einen Eid wie der Hund die Fasten.

Holl.: Hij houdt den eed, als de hond de vasten. (Harrebomée, I, 170.)

*46 Er würde einen Eid schwören um eine Taube, wenn ihm schon ihr Schwanz aus dem Aermel hervorguckte.Körte, 1027a.

*47 In Eid und Pflicht nehmen.


Eidam.

1 Deinen Eidam und dein Schwein lass nur einmal ins Haus hinein.

2 Der Eidam des Galgenstricks gleicht dem Schwiegerpapa.

Wie: Gleich und gleich gesellt sich gern. Ueber eine Sippschaft im übeln Sinne bestehen die jüdisch-deutschen Redensarten: Das is e Mischpoche (misch pachah), und: Das is e Chevruse, d. h.: Die passen zusammen oder: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich u. s. w. (Vgl. Tendlau, 576 u. 577.) Zur Bezeichnung von Lumpengenossen hat man den Ausdruck „Chawerlappes“. (Tendlau, 578.)

3 Ein Eidam ist schön, aber es ist schade um den Quark. (Lit.)

D. i. um die Kosten, die er verursacht.


Eidchen.

Auf ein Eidchen (falschen Eid) kommt's nicht an, man kann es schon verbeten.Meisner, 79.


Eidechse.

1 Der Eidechsen sind mehr als der Störche.

2 Die Eidechsen müssen nicht den Geier zum Könige wählen.

3 Fürchte dich nicht, sagte die Eidechse zum Hasen, der vor ihrem Rascheln entfloh, nicht alle Krokodile sind euch gefährlich.

Gegen eitle Selbstüberschätzung.

4 Je kleiner die Eidechse, je grösser die Hoffnung, ein Krokodil zu werden. (Abyssinien.)

5 Nenne die Eidechse ein Krokodil, und sie bläst den Schwanz auf, dass er bricht. (Petersburg.) Altmann V.

6 Wenn sich die Eidechse zum Krokodil ausdehnen will, platzt sie.


Eider.

Ein Eider, der Flaum hat, bettet seine Jungen nicht auf Stroh.


Eideshand.

Eideshand muss Eideshand lösen.Graf, 468, 578; Michelsen, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck, 336, 251.


Eidgenossen.

1 Die Eidgenossen müssen ein Loch haben.Kirchhofer, 72.

Bezieht sich auf die ausländischen Kriegsdienste, welche die schweizerische Jugend nimmt. Der Landmann Reding sprach (1480) das Wort: „Ihr Eidgenossen müsst“ u. s. w.; und die schweizerische Jugend brach nach Frankreich u. s. w. auf, um Kriegsdienste zu nehmen. Reding's „Loch“ ward Staatsgrundsatz und Sprichwort.

2 In der Eidgenossen Blast soll sich niemand legen, oder er wird geklemmt, als zwischen Brüdern.

*3 Ein rechtschaffener alter Eidgenoss.


Eidgenossenschaft.

Die Eidgenossschaft mag kein Gwalt gewinnen, denn der Eigennutz.Kirchhofer, 73.

Klaus von der Flüe sprach dies Wort aus, um das grösste Gebrechen der Eidgenossen aufzudecken. Durch viele Wiederholung ward es Sprichwort.


Eidschwörender.

Wer den Aydschwerenden nicht glauben wil, dem ist angeboren, einen falschen Ayd zu schweren.Lehmann, II, 12, 3.


Eien.

Mit Eien1 un Kleien2 kann man wol 'n Bullen de Grund kriegen.Goldschmidt, 79; Bueren, 859.

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[[384]/0412] Meisner, 78; Körte, 1024; Kirchhofer, 169; Lehmann, II, 13, 10; 228, 97 u. 229, 120; Petri, II, 333; Schottel, 1132a; Graf, 549, 106. Von den Gesetzen wird ein erzwungener Eid für ungültig erklärt, und das ist, was das obige Sprichwort lehren will. Engl.: An unlawful oath is better broken, than kept. Holl.: Een gedwongen eed is God leed. (Harrebomée, I, 170.) Lat.: Jusjurandum vi extortum nullius est valoris. – Per vim facta non sunt rata. (Binder I, 1357; II, 2542; Buchler, 14; Seybold, 439.) – Qui falso jurat, nil immortalia curat. – Sunt quasi non facta Domino juranda coacta. (Binder II, 3248; Gartner, 210.) 26 Gezwungen eid bindet nicht. – Henisch, 823; Petri, II, 338; Hillebrand, 228; Graf, 549, 107. Der Eid, zu welchem die schwörende Person durch Zwang bestimmt wurde, entbehrt nach kanonischem Recht der geforderten Veritas in mente; das protestantische Kirchenrecht hat eine derartige Bestimmung nicht. In den Minnesängern heisst es: „Betwungen eit soll binden uit.“ (Kirchhofer, 40.) Holl.: Een gedwongen eed en heete pasteijen zijn ligt te breken. (Harrebomée, I, 170.) 27 Gezwungener Eid ist von keinem Werth. – Körte, 1025. Holl.: Bedwonghen ede en sijn van ghener weerde. (Tunn., 4, 16.) – Gedwongen eeden zijn van geener hande waarde. (Harrebomée, I, 170.) Lat.: Sunt quasi non facta domino iurata coacta. (Fallersleben, 112.) 28 Keines Mannes Eid kann man brechen ohne Eid. – Graf, 468, 577. Der freie Sachse liess über sich kein Zeugniss ergehen; er gestand und zahlte oder leugnete und schwur. Der Eid des Klägers konnte nur durch den Eid des Antworters gebrochen werden. 29 Mit eid schweren ist nicht zu schertzen. – Henisch, 823; Petri, II, 475. 30 Niemand kann Eid gewinnen in die Brust eines andern (Todten). – Graf, 469, 595. Man kann niemand einen Eid über Dinge zuschieben, von denen er keine Kenntniss hat, weil jeder Schwörende die Verantwortlichkeit über die Wahrheit dessen, was er beschwört, übernimmt. Auf blosse Verantwortlichkeit eines andern kann niemand schwören. 31 So leicht es ist, ein eid sprechen, so schwer ist, ein eid brechen. – Henisch, 823; Petri, II, 536. 32 Vergebene Eide darf man nicht leisten. – Graf, 470, 612. Die Gegenpartei kann die wirkliche Ableistung eines Eides erlassen. 33 Viel Eid, viel Leid. 34 Wenn ein Eid stäch' wie ein Dorn, es würden nicht so viel geschwor'n. – Simrock, 1900; Eiselein, 137. 35 Wenn man falschen Eid schwört, so muss Gott die Lüge für Wahrheit verkaufen helfen. 36 Wer den Eyd bricht, der lestert Gott. – Petri, II, 691; Blum, 79; Sprichwörterschatz, 1035; Simrock, 1901. 37 Wer einen Ayd von einem gottlosen Menschen begehrt, der macht sich dess Mayneyds schuldig. – Lehmann, II, 12, 5. 38 Wer mit einem eid sein lugen behegt, ist ein vntrew Mann erst vnd letzt. – Henisch, 823. 39 Wer sich mit Eiden fristet, der hat mich überlistet. – Graf, 469, 610. Bezieht sich auf die Eideszuschiebung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, weil man auf diesem Wege zu seinem Schaden um jeden andern Beweis kommen kann. (S. Eid 41.) 40 Wo werden zween eid geschworen, da wirdt eine Seele verloren. – Henisch, 822; Petri, II, 818; Graf, 374, 492. Wenn in derselben Sache zwei Personen einander absolut Widersprechendes beschwören, so muss wenigstens eine dieser Aussagen eine falsche sein. 41 Wofür einer den Eid nimmt, darum mag er kein Zeugniss mehr thun. – Graf, 469, 609. Die Eideszuschiebung im bürgerlichen Rechtsstreit galt als Vergleich, der durch die Annahme vollendet wurde, sodass der Gegentheil sogar dann nicht mehr auf den Beweis zurückgreifen konnte, wenn ihm der Eid zurückgeschoben wurde. 42 Wovor sind de falschen Eider in de Welt, wenn se nich eschworen weren söllt! segt de Avkate. (Hildesheim.) – Hoefer, 38. *43 Der Eid ist mit Dreck versiegelt. Der Ton liegt auf der. Holl.: Dat is een fransche eed. (Harrebomée, I, 195.) – De eed is met boter bezegeld. (Harrebomée, I, 170.) *44 Einen Eid staben. – Eiselein, 137. Den Eid conceptis verbis, d. h. wörtlich wie er vorgesprochen wird, nachsagen und dabei einen Stab berühren. Eidstab ist bei Notker (III, 5) das Gericht, wo der Eid gestabt wird. *45 Er hält einen Eid wie der Hund die Fasten. Holl.: Hij houdt den eed, als de hond de vasten. (Harrebomée, I, 170.) *46 Er würde einen Eid schwören um eine Taube, wenn ihm schon ihr Schwanz aus dem Aermel hervorguckte. – Körte, 1027a. *47 In Eid und Pflicht nehmen. Eidam. 1 Deinen Eidam und dein Schwein lass nur einmal ins Haus hinein. 2 Der Eidam des Galgenstricks gleicht dem Schwiegerpapa. Wie: Gleich und gleich gesellt sich gern. Ueber eine Sippschaft im übeln Sinne bestehen die jüdisch-deutschen Redensarten: Das is e Mischpoche (misch pachah), und: Das is e Chevruse, d. h.: Die passen zusammen oder: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich u. s. w. (Vgl. Tendlau, 576 u. 577.) Zur Bezeichnung von Lumpengenossen hat man den Ausdruck „Chawerlappes“. (Tendlau, 578.) 3 Ein Eidam ist schön, aber es ist schade um den Quark. (Lit.) D. i. um die Kosten, die er verursacht. Eidchen. Auf ein Eidchen (falschen Eid) kommt's nicht an, man kann es schon verbeten. – Meisner, 79. Eidechse. 1 Der Eidechsen sind mehr als der Störche. 2 Die Eidechsen müssen nicht den Geier zum Könige wählen. 3 Fürchte dich nicht, sagte die Eidechse zum Hasen, der vor ihrem Rascheln entfloh, nicht alle Krokodile sind euch gefährlich. Gegen eitle Selbstüberschätzung. 4 Je kleiner die Eidechse, je grösser die Hoffnung, ein Krokodil zu werden. (Abyssinien.) 5 Nenne die Eidechse ein Krokodil, und sie bläst den Schwanz auf, dass er bricht. (Petersburg.) Altmann V. 6 Wenn sich die Eidechse zum Krokodil ausdehnen will, platzt sie. Eider. Ein Eider, der Flaum hat, bettet seine Jungen nicht auf Stroh. Eideshand. Eideshand muss Eideshand lösen. – Graf, 468, 578; Michelsen, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck, 336, 251. Eidgenossen. 1 Die Eidgenossen müssen ein Loch haben. – Kirchhofer, 72. Bezieht sich auf die ausländischen Kriegsdienste, welche die schweizerische Jugend nimmt. Der Landmann Reding sprach (1480) das Wort: „Ihr Eidgenossen müsst“ u. s. w.; und die schweizerische Jugend brach nach Frankreich u. s. w. auf, um Kriegsdienste zu nehmen. Reding's „Loch“ ward Staatsgrundsatz und Sprichwort. 2 In der Eidgenossen Blast soll sich niemand legen, oder er wird geklemmt, als zwischen Brüdern. *3 Ein rechtschaffener alter Eidgenoss. Eidgenossenschaft. Die Eidgenossschaft mag kein Gwalt gewinnen, denn der Eigennutz. – Kirchhofer, 73. Klaus von der Flüe sprach dies Wort aus, um das grösste Gebrechen der Eidgenossen aufzudecken. Durch viele Wiederholung ward es Sprichwort. Eidschwörender. Wer den Aydschwerenden nicht glauben wil, dem ist angeboren, einen falschen Ayd zu schweren. – Lehmann, II, 12, 3. Eien. Mit Eien1 un Kleien2 kann man wol 'n Bullen de Grund kriegen. – Goldschmidt, 79; Bueren, 859. 1) Eien oder eiken = liebkosend die Wangen streicheln. 2) Drückt ungefähr dasselbe aus; sanft kratzen. – Von der Macht der Schmeichelei, namentlich der, welche die Frau dem Mann gegenüber ausübt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [384]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/412>, abgerufen am 24.04.2024.