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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 23 Der Adel wohnt in keinem Kinderrocke.

24 Eines Adels sind wir alle, sprach zur Perle die Glaskoralle.

Von denen, welche glauben adelig genug zu sein, wenn sie in äusserm Pomp erscheinen, ohne den Adel der Gesinnung zu besitzen.

25 Für Adel kauft man (gibt) kein (Bäcker) Brot.

26 Je älter der Adel, je morscher der Baum.

Frz.: Cent ans banniere et cent ans civiere.

Lat.: Generosa in ortus semina exsurgunt suos. (Plaut.)

27 Jeder Adel hat seinen Tadel.

Auch der Beste hat seine Fehler.

Frz.: Nul sans vice.

28 Lass dem Adel seine Jagden, den Bauern ihre Kirchweih und den Hunden ihre Hochzeiten, so bleibst du in Ruhe.

29 Morscher Adel und steifer Knecht dienen ihrem Herren schlecht.

30 Neugebackner Adel vergisst der Leute Namen.

31 Vor allem Adel Tugend geht, mit Adel Tugend wohl besteht.

Lat.: Nobilitas sola est atque unica virtus.

32 Wer den Adel blos im Namen hat, dess Stammbaum reicht nicht in den Himmel.

33 Wer in den Adel erheben will, muss selbst von Adel sein.

*34 Einem seinen Adel benehmen.

*35 Er ist vom Adel, so die Nase an den Aermel wischt.

*36 Er ist von gutem Adel; sein Vater ging mit einem Paar Ochsen zur Jagd. (Schweiz.)

Spott auf die Neugeadelten.

Frz.: Il est gentilhomme, son pere allait a la chasse avec un fouet.

*37 Sein Adel riecht nach Knoblauch und Pfeffer.

Sagt der alte Adel spöttisch vom spätern.

Frz.: C'est un noble de nouvelle Impression.

*38 Seinen Adel aus dem Geldsack haben (oder: auf den Geldsack stützen).

Von denen, die wegen ihres Vermögens eine vornehme Rolle spielen, ohne durch Bildung, Verdienst oder Geburt dazu berechtigt zu sein.

Lat.: Generosus es ex crumena. (Erasm., 174.)

*39 Von gutem Adel sein.

Frz.: Noble comme le roi.


Adelheid.

Aalheid un Klunkerfood danssen alle beid nich good. (Holst.) - Schütze.

"Klunkerfood" heisst im Holsteinischen ein schwankender, hinkender Fuss oder Mensch. "Aalheid" ist das zusammengezogene Adelheid, scheint aber hier die Gans zu bedeuten, die in "Reineke Voss" Alheit heisst.


Adelig.

1 Adelig und edel sind verwandt wie Rossschweif und Fliegenwedel.

2 Adelig und edel sind zweierlei.

3 Adelig was ehrlich.

4 Oft der adelig und verständig ist, der Bauern und Unflätern dient zu Tisch.

5 Wer adelig thut, den will ich halten für edel.

6 Wer sich adelig hält, der ist adelig (edel).

It.: Colui e nobile, che nobilmente si comporta.

*7 Adeliger als Kodrus. (Griech.)

Spott auf die, welche sich verrauchter Ahnenbilder rühmen.


Adeln.

1 Wer adeln will, muss edel sein.

2 Wer sich selbst adelt, der ist adelig.

It.: Gentiluomini son quelli, che fanno le cose gentili.


Adelsbrief.

1 Adelsbrief' und Hofsuppen sind niemand versagt.

2 Adelsbrief' und Hofsuppen sind zu Hof gemeiner (wohlfeiler) denn ein Bauernjuppen.

*3 Er hat wol einen Adelsbrief (gekauft), aber die Bauern nennen ihn Vetter.


Adelschaft.

Adelschaft bringt Tadelschaft.


Adelstolz.

Adelstolz sitzt auf einem Pferde von Holz.


Adelung.

Er ist mit dem Adelung über den Fuss gespannt.

Macht im Sprechen oder Schreiben grobe Verstösse gegen die Gesetze der deutschen Sprache.

[Spaltenumbruch] Die Franzosen sagen: Er gibt dem Vaugelas Ohrfeigen (donner un soufflet a Vaugelas). - Claude Faure de Vaugelas war unter Cardinal Richelieu Mitglied der französischen Akademie und ein Hauptmitarbeiter an dem berühmten Wörterbuch. Zu der sprichwörtlichen Redensart hat aber besonders die von ihm unter dem Titel "Bemerkungen über die französische Sprache" verfasste Schrift Veranlassung gegeben. (Lendroy, 1378.)


Ader.

1 Ader und Geld lassen sich nicht bergen. - Tendlau, 147.

2 De dredde Ader sleid naan Paen. - Schambach, 14.

Durch das Wort: Die dritte Ader schlägt nach dem Pathen hin, ist die Annahme der Kirche ausgedrückt, dass durch die Gevatterschaft eine geistige Verwandtschaft entstehe, die auf die Charakterbildung des Täuflings Einfluss habe.

3 Eine Ader vom Narren hat jeder.

4 Eine goldene Ader ist der Same zu allem Hader.

5 Nachdem einer Adern hat, muss man ihn schneppen.

6 Wenn du die Ader öffnest, so sei bereit, Blut zu sehen.

7 Wer Ader lässt, muss den Puls schonen.

8 Wer eine Ader öffnen will, streicht sie erst, eh' er schlägt.

Mit Glimpf richtet man am meisten aus.

9 Wer eine Ader schlägt, muss auch verbinden können.

10 Wer nicht eine Ader vom Narren hat, ist kein Mensch.

*11 Die Ader ist reich genug.

*12 Er hat eine gute Ader getroffen.

Ein glücklicher Zufall hat ihn auf den Weg, sein Glück zu machen, gebracht.

Frz.: Il est tombe sur une bonne veine.

*13 Er hat keine Ader von ihm (von seinem Vater).

Gleicht ihm in keinem Stücke.

*14 Er hat keine gute Ader dazu.

Neigung und Geschicklichkeit fehlen ihm dazu.

*15 Es is kaan jüdische Ader an 'm. - Tendlau, 675, 680.

Es fehlt ihm der jüdisch-religiöse Sinn.

*16 Es ist keine böse Ader an ihm. - Tendlau, 415.

*17 Es ist keine gute Ader in ihm.

Er taugt durchaus nichts.

*18 Solange noch eine Ader in mir schlägt.

Frz.: Tant que l'ame me battra dans le corps (dans le ventre).


Aderlass.

1 Der erste Aderlass rettet das Leben. (Dän.)

2 Die Aderlässe sind zu meiden, so Bauern mit langen Eisen auf den Kirchmessen schneiden. - Fischart, Prakt.

3 Wer von einem Aderlass ohnmächtig wird, taugt nicht zum Schnepper.

*4 Ein tüchtiger Aderlass.


Aderlassen.

1 Aderlassen, Abführen und Beichten Leib und See' erleichten.

2 Aderlassen ist gut, so oft es von nöthen thut; wer's nicht bedarf, dem ist lassen das Beste. - Fischart, Prakt.

Das Aderlassen war im 17. Jahrhundert wie Essen, Trinken und Schlafen ein Lebensbedürfniss. Die Blutentziehungen erfolgten massenweise und waren in ein System gebracht. Ein kölner Arzt (Avicenna N. Crusius) hatte in seinem "Regimen sanitatis" für alle Monate im Jahre eine feste Regel dafür gegeben. So heisst es: "Im Jenner ist gut Häuser bauen, Hochzeit machen, aber niemals Aderlassen. Im Hornung ist gut Hölzer spalten, warm sich halten und am besten - Aderlassen. Im Märzen ist gut Bäume schneiden und am Daumen Aderlassen" u. s. w. durch alle Monate. G. Hesekiel hat in einer Erzählung aus dem Dreissigjährigen Kriege diese Regeln vollständig verwoben. (Vgl. J. Rodenberg, Deutsches Magazin, 1861, II, 16).

3 Man kann wol andern zu Liebe Aderlassen, aber nicht - glauben.

4 Soll das Aderlassen bekommen wohl, so sei den ersten mässig, den zweiten frässig, den dritten toll und voll. - Bremser, 30.


Adieu.

Adjeh, Liesken, sechs Dreier liggen up't Trepp'. (Ukermark.)

Wird als Witzwort gebraucht, um sich scherzhaft oder spöttisch zu verabschieden.


[Spaltenumbruch] 23 Der Adel wohnt in keinem Kinderrocke.

24 Eines Adels sind wir alle, sprach zur Perle die Glaskoralle.

Von denen, welche glauben adelig genug zu sein, wenn sie in äusserm Pomp erscheinen, ohne den Adel der Gesinnung zu besitzen.

25 Für Adel kauft man (gibt) kein (Bäcker) Brot.

26 Je älter der Adel, je morscher der Baum.

Frz.: Cent ans bannière et cent ans civière.

Lat.: Generosa in ortus semina exsurgunt suos. (Plaut.)

27 Jeder Adel hat seinen Tadel.

Auch der Beste hat seine Fehler.

Frz.: Nul sans vice.

28 Lass dem Adel seine Jagden, den Bauern ihre Kirchweih und den Hunden ihre Hochzeiten, so bleibst du in Ruhe.

29 Morscher Adel und steifer Knecht dienen ihrem Herren schlecht.

30 Neugebackner Adel vergisst der Leute Namen.

31 Vor allem Adel Tugend geht, mit Adel Tugend wohl besteht.

Lat.: Nobilitas sola est atque unica virtus.

32 Wer den Adel blos im Namen hat, dess Stammbaum reicht nicht in den Himmel.

33 Wer in den Adel erheben will, muss selbst von Adel sein.

*34 Einem seinen Adel benehmen.

*35 Er ist vom Adel, so die Nase an den Aermel wischt.

*36 Er ist von gutem Adel; sein Vater ging mit einem Paar Ochsen zur Jagd. (Schweiz.)

Spott auf die Neugeadelten.

Frz.: Il est gentilhomme, son père allait à la chasse avec un fouet.

*37 Sein Adel riecht nach Knoblauch und Pfeffer.

Sagt der alte Adel spöttisch vom spätern.

Frz.: C'est un noble de nouvelle Impression.

*38 Seinen Adel aus dem Geldsack haben (oder: auf den Geldsack stützen).

Von denen, die wegen ihres Vermögens eine vornehme Rolle spielen, ohne durch Bildung, Verdienst oder Geburt dazu berechtigt zu sein.

Lat.: Generosus es ex crumena. (Erasm., 174.)

*39 Von gutem Adel sein.

Frz.: Noble comme le roi.


Adelheid.

Aalheid un Klunkerfood danssen alle beid nich good. (Holst.) – Schütze.

„Klunkerfood“ heisst im Holsteinischen ein schwankender, hinkender Fuss oder Mensch. „Aalheid“ ist das zusammengezogene Adelheid, scheint aber hier die Gans zu bedeuten, die in „Reineke Voss“ Alheit heisst.


Adelig.

1 Adelig und edel sind verwandt wie Rossschweif und Fliegenwedel.

2 Adelig und edel sind zweierlei.

3 Adelig was ehrlich.

4 Oft der adelig und verständig ist, der Bauern und Unflätern dient zu Tisch.

5 Wer adelig thut, den will ich halten für edel.

6 Wer sich adelig hält, der ist adelig (edel).

It.: Colui è nobile, che nobilmente si comporta.

*7 Adeliger als Kodrus. (Griech.)

Spott auf die, welche sich verrauchter Ahnenbilder rühmen.


Adeln.

1 Wer adeln will, muss edel sein.

2 Wer sich selbst adelt, der ist adelig.

It.: Gentiluomini son quelli, che fanno le cose gentili.


Adelsbrief.

1 Adelsbrief' und Hofsuppen sind niemand versagt.

2 Adelsbrief' und Hofsuppen sind zu Hof gemeiner (wohlfeiler) denn ein Bauernjuppen.

*3 Er hat wol einen Adelsbrief (gekauft), aber die Bauern nennen ihn Vetter.


Adelschaft.

Adelschaft bringt Tadelschaft.


Adelstolz.

Adelstolz sitzt auf einem Pferde von Holz.


Adelung.

Er ist mit dem Adelung über den Fuss gespannt.

Macht im Sprechen oder Schreiben grobe Verstösse gegen die Gesetze der deutschen Sprache.

[Spaltenumbruch] Die Franzosen sagen: Er gibt dem Vaugelas Ohrfeigen (donner un soufflet à Vaugelas). – Claude Faure de Vaugelas war unter Cardinal Richelieu Mitglied der französischen Akademie und ein Hauptmitarbeiter an dem berühmten Wörterbuch. Zu der sprichwörtlichen Redensart hat aber besonders die von ihm unter dem Titel „Bemerkungen über die französische Sprache“ verfasste Schrift Veranlassung gegeben. (Lendroy, 1378.)


Ader.

1 Ader und Geld lassen sich nicht bergen.Tendlau, 147.

2 De dredde Ader sleid naan Paen.Schambach, 14.

Durch das Wort: Die dritte Ader schlägt nach dem Pathen hin, ist die Annahme der Kirche ausgedrückt, dass durch die Gevatterschaft eine geistige Verwandtschaft entstehe, die auf die Charakterbildung des Täuflings Einfluss habe.

3 Eine Ader vom Narren hat jeder.

4 Eine goldene Ader ist der Same zu allem Hader.

5 Nachdem einer Adern hat, muss man ihn schneppen.

6 Wenn du die Ader öffnest, so sei bereit, Blut zu sehen.

7 Wer Ader lässt, muss den Puls schonen.

8 Wer eine Ader öffnen will, streicht sie erst, eh' er schlägt.

Mit Glimpf richtet man am meisten aus.

9 Wer eine Ader schlägt, muss auch verbinden können.

10 Wer nicht eine Ader vom Narren hat, ist kein Mensch.

*11 Die Ader ist reich genug.

*12 Er hat eine gute Ader getroffen.

Ein glücklicher Zufall hat ihn auf den Weg, sein Glück zu machen, gebracht.

Frz.: Il est tombé sur une bonne veine.

*13 Er hat keine Ader von ihm (von seinem Vater).

Gleicht ihm in keinem Stücke.

*14 Er hat keine gute Ader dazu.

Neigung und Geschicklichkeit fehlen ihm dazu.

*15 Es is kaan jüdische Ader an 'm.Tendlau, 675, 680.

Es fehlt ihm der jüdisch-religiöse Sinn.

*16 Es ist keine böse Ader an ihm.Tendlau, 415.

*17 Es ist keine gute Ader in ihm.

Er taugt durchaus nichts.

*18 Solange noch eine Ader in mir schlägt.

Frz.: Tant que l'âme me battra dans le corps (dans le ventre).


Aderlass.

1 Der erste Aderlass rettet das Leben. (Dän.)

2 Die Aderlässe sind zu meiden, so Bauern mit langen Eisen auf den Kirchmessen schneiden.Fischart, Prakt.

3 Wer von einem Aderlass ohnmächtig wird, taugt nicht zum Schnepper.

*4 Ein tüchtiger Aderlass.


Aderlassen.

1 Aderlassen, Abführen und Beichten Leib und See' erleichten.

2 Aderlassen ist gut, so oft es von nöthen thut; wer's nicht bedarf, dem ist lassen das Beste.Fischart, Prakt.

Das Aderlassen war im 17. Jahrhundert wie Essen, Trinken und Schlafen ein Lebensbedürfniss. Die Blutentziehungen erfolgten massenweise und waren in ein System gebracht. Ein kölner Arzt (Avicenna N. Crusius) hatte in seinem „Regimen sanitatis“ für alle Monate im Jahre eine feste Regel dafür gegeben. So heisst es: „Im Jenner ist gut Häuser bauen, Hochzeit machen, aber niemals Aderlassen. Im Hornung ist gut Hölzer spalten, warm sich halten und am besten – Aderlassen. Im Märzen ist gut Bäume schneiden und am Daumen Aderlassen“ u. s. w. durch alle Monate. G. Hesekiel hat in einer Erzählung aus dem Dreissigjährigen Kriege diese Regeln vollständig verwoben. (Vgl. J. Rodenberg, Deutsches Magazin, 1861, II, 16).

3 Man kann wol andern zu Liebe Aderlassen, aber nicht – glauben.

4 Soll das Aderlassen bekommen wohl, so sei den ersten mässig, den zweiten frässig, den dritten toll und voll.Bremser, 30.


Adieu.

Adjeh, Liesken, sechs Dreier liggen up't Trepp'. (Ukermark.)

Wird als Witzwort gebraucht, um sich scherzhaft oder spöttisch zu verabschieden.


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[[15]/0043] 23 Der Adel wohnt in keinem Kinderrocke. 24 Eines Adels sind wir alle, sprach zur Perle die Glaskoralle. Von denen, welche glauben adelig genug zu sein, wenn sie in äusserm Pomp erscheinen, ohne den Adel der Gesinnung zu besitzen. 25 Für Adel kauft man (gibt) kein (Bäcker) Brot. 26 Je älter der Adel, je morscher der Baum. Frz.: Cent ans bannière et cent ans civière. Lat.: Generosa in ortus semina exsurgunt suos. (Plaut.) 27 Jeder Adel hat seinen Tadel. Auch der Beste hat seine Fehler. Frz.: Nul sans vice. 28 Lass dem Adel seine Jagden, den Bauern ihre Kirchweih und den Hunden ihre Hochzeiten, so bleibst du in Ruhe. 29 Morscher Adel und steifer Knecht dienen ihrem Herren schlecht. 30 Neugebackner Adel vergisst der Leute Namen. 31 Vor allem Adel Tugend geht, mit Adel Tugend wohl besteht. Lat.: Nobilitas sola est atque unica virtus. 32 Wer den Adel blos im Namen hat, dess Stammbaum reicht nicht in den Himmel. 33 Wer in den Adel erheben will, muss selbst von Adel sein. *34 Einem seinen Adel benehmen. *35 Er ist vom Adel, so die Nase an den Aermel wischt. *36 Er ist von gutem Adel; sein Vater ging mit einem Paar Ochsen zur Jagd. (Schweiz.) Spott auf die Neugeadelten. Frz.: Il est gentilhomme, son père allait à la chasse avec un fouet. *37 Sein Adel riecht nach Knoblauch und Pfeffer. Sagt der alte Adel spöttisch vom spätern. Frz.: C'est un noble de nouvelle Impression. *38 Seinen Adel aus dem Geldsack haben (oder: auf den Geldsack stützen). Von denen, die wegen ihres Vermögens eine vornehme Rolle spielen, ohne durch Bildung, Verdienst oder Geburt dazu berechtigt zu sein. Lat.: Generosus es ex crumena. (Erasm., 174.) *39 Von gutem Adel sein. Frz.: Noble comme le roi. Adelheid. Aalheid un Klunkerfood danssen alle beid nich good. (Holst.) – Schütze. „Klunkerfood“ heisst im Holsteinischen ein schwankender, hinkender Fuss oder Mensch. „Aalheid“ ist das zusammengezogene Adelheid, scheint aber hier die Gans zu bedeuten, die in „Reineke Voss“ Alheit heisst. Adelig. 1 Adelig und edel sind verwandt wie Rossschweif und Fliegenwedel. 2 Adelig und edel sind zweierlei. 3 Adelig was ehrlich. 4 Oft der adelig und verständig ist, der Bauern und Unflätern dient zu Tisch. 5 Wer adelig thut, den will ich halten für edel. 6 Wer sich adelig hält, der ist adelig (edel). It.: Colui è nobile, che nobilmente si comporta. *7 Adeliger als Kodrus. (Griech.) Spott auf die, welche sich verrauchter Ahnenbilder rühmen. Adeln. 1 Wer adeln will, muss edel sein. 2 Wer sich selbst adelt, der ist adelig. It.: Gentiluomini son quelli, che fanno le cose gentili. Adelsbrief. 1 Adelsbrief' und Hofsuppen sind niemand versagt. 2 Adelsbrief' und Hofsuppen sind zu Hof gemeiner (wohlfeiler) denn ein Bauernjuppen. *3 Er hat wol einen Adelsbrief (gekauft), aber die Bauern nennen ihn Vetter. Adelschaft. Adelschaft bringt Tadelschaft. Adelstolz. Adelstolz sitzt auf einem Pferde von Holz. Adelung. Er ist mit dem Adelung über den Fuss gespannt. Macht im Sprechen oder Schreiben grobe Verstösse gegen die Gesetze der deutschen Sprache. Die Franzosen sagen: Er gibt dem Vaugelas Ohrfeigen (donner un soufflet à Vaugelas). – Claude Faure de Vaugelas war unter Cardinal Richelieu Mitglied der französischen Akademie und ein Hauptmitarbeiter an dem berühmten Wörterbuch. Zu der sprichwörtlichen Redensart hat aber besonders die von ihm unter dem Titel „Bemerkungen über die französische Sprache“ verfasste Schrift Veranlassung gegeben. (Lendroy, 1378.) Ader. 1 Ader und Geld lassen sich nicht bergen. – Tendlau, 147. 2 De dredde Ader sleid naan Paen. – Schambach, 14. Durch das Wort: Die dritte Ader schlägt nach dem Pathen hin, ist die Annahme der Kirche ausgedrückt, dass durch die Gevatterschaft eine geistige Verwandtschaft entstehe, die auf die Charakterbildung des Täuflings Einfluss habe. 3 Eine Ader vom Narren hat jeder. 4 Eine goldene Ader ist der Same zu allem Hader. 5 Nachdem einer Adern hat, muss man ihn schneppen. 6 Wenn du die Ader öffnest, so sei bereit, Blut zu sehen. 7 Wer Ader lässt, muss den Puls schonen. 8 Wer eine Ader öffnen will, streicht sie erst, eh' er schlägt. Mit Glimpf richtet man am meisten aus. 9 Wer eine Ader schlägt, muss auch verbinden können. 10 Wer nicht eine Ader vom Narren hat, ist kein Mensch. *11 Die Ader ist reich genug. *12 Er hat eine gute Ader getroffen. Ein glücklicher Zufall hat ihn auf den Weg, sein Glück zu machen, gebracht. Frz.: Il est tombé sur une bonne veine. *13 Er hat keine Ader von ihm (von seinem Vater). Gleicht ihm in keinem Stücke. *14 Er hat keine gute Ader dazu. Neigung und Geschicklichkeit fehlen ihm dazu. *15 Es is kaan jüdische Ader an 'm. – Tendlau, 675, 680. Es fehlt ihm der jüdisch-religiöse Sinn. *16 Es ist keine böse Ader an ihm. – Tendlau, 415. *17 Es ist keine gute Ader in ihm. Er taugt durchaus nichts. *18 Solange noch eine Ader in mir schlägt. Frz.: Tant que l'âme me battra dans le corps (dans le ventre). Aderlass. 1 Der erste Aderlass rettet das Leben. (Dän.) 2 Die Aderlässe sind zu meiden, so Bauern mit langen Eisen auf den Kirchmessen schneiden. – Fischart, Prakt. 3 Wer von einem Aderlass ohnmächtig wird, taugt nicht zum Schnepper. *4 Ein tüchtiger Aderlass. Aderlassen. 1 Aderlassen, Abführen und Beichten Leib und See' erleichten. 2 Aderlassen ist gut, so oft es von nöthen thut; wer's nicht bedarf, dem ist lassen das Beste. – Fischart, Prakt. Das Aderlassen war im 17. Jahrhundert wie Essen, Trinken und Schlafen ein Lebensbedürfniss. Die Blutentziehungen erfolgten massenweise und waren in ein System gebracht. Ein kölner Arzt (Avicenna N. Crusius) hatte in seinem „Regimen sanitatis“ für alle Monate im Jahre eine feste Regel dafür gegeben. So heisst es: „Im Jenner ist gut Häuser bauen, Hochzeit machen, aber niemals Aderlassen. Im Hornung ist gut Hölzer spalten, warm sich halten und am besten – Aderlassen. Im Märzen ist gut Bäume schneiden und am Daumen Aderlassen“ u. s. w. durch alle Monate. G. Hesekiel hat in einer Erzählung aus dem Dreissigjährigen Kriege diese Regeln vollständig verwoben. (Vgl. J. Rodenberg, Deutsches Magazin, 1861, II, 16). 3 Man kann wol andern zu Liebe Aderlassen, aber nicht – glauben. 4 Soll das Aderlassen bekommen wohl, so sei den ersten mässig, den zweiten frässig, den dritten toll und voll. – Bremser, 30. Adieu. Adjeh, Liesken, sechs Dreier liggen up't Trepp'. (Ukermark.) Wird als Witzwort gebraucht, um sich scherzhaft oder spöttisch zu verabschieden.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [15]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/43>, abgerufen am 18.04.2024.