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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 3 Läst man sich fassen, so läst man sich auffn Boden werffen. - Lehmann, 876, 13.

4 Man muss nicht fassen, was man nicht halten kann.

5 Wer viel fasst, lässt viel fallen, sagte der Franciscaner, als ihm während der Messe zwei Lägel Wein und eine Gans unter der Kutte herabfielen. - Klosterspiegel, 21, 23.

6 Wer (zu) viel fast, viel fallen last. - Gruter, III, 112; Lehmann, II, 878, 254; Simrock, 2260a.

7 Wer zu viel fasst, zu wenig fasst.

*8 Fast mer's anna Bendel, und führt mer's ümme Ring. - Gomolcke, 336.

*9 Ich werde dich fassen bei Lobositz.

Diese Redensart ist aus Thüringen mit der Bemerkung eingesandt, dass man sie nicht zu erklären wisse. Ich habe sie sonst nirgends gefunden, vermuthe aber, da sie eine Drohung enthält, sie möge sich auf die im Jahre 1756 zwischen Preussen und Oesterreichern bei Lobositz in Böhmen stattgefundene Schlacht beziehen.

*10 Wo man ihn fasst, greift man in Dreck (auch: in Stacheln).

Frz.: Cet homme est un baton merdeux, on ne sait par quel bout le prendre. (Lendroy, 1003.)


Fässlein.

*1 Es steckt mehr in dem Fässlein. - Eiselein, 160.

"Und als das Volk davon lachet, da lachet der Doctor Geiler auch und spricht: Es steckt mehr in dem Fässlein." (Pauli.)

*2 Jetzt lauft's aus einem andern Fässlein. (Nürtingen.)


Fässleinanstecher.

Vor Fässleinanstechern soll man sich hüten.

"Newe Freunde vnd sonderlich die Anstecher, die alle Fässlein anstechen vnd kosten, die fleuch vnd meide." (Mathesy, 52b.)


Fassung.

1 Die Fassung verliert, aber der Edelstein bleibt. - Scheidemünze, II, 144.

*2 Einen aus aller Fassung bringen.

Frz.: Mettre quelqu'un hors des gonds. (Lendroy, 844.)


Fast.

Fast bringt nichts ins Haus.


Fastelabend.

1 Der Fastel Abend will gehalten sein; helt man jhn nicht zu rechter zeit, so helt man jhn doch zur vnzeit. - Henisch, 1015; Petri, II, 87.

2 Es geht alles mit dem Fastelabend durch. - Simrock, 2283.

3 Es ist nicht allzeit Fastelabend. - Simrock, 2281; Henisch, 4.

4 Man röpt so lange Vastelavend, dat de Vaste kumpt. - Körte, 1299; Simrock, 2280.

Frz.: Tant crie l'on Noel qu'il vient.

Holl.: Na vastenavond komt altijd de vasten. (Harrebomee, II, 361; Tunn., 20, 7.)

5 Man ruffet so lange Fastelabend (Fastnacht), bis die Faste kompt. - Petri, II, 462; Simrock, 2280; Henisch, 4.

6 Vastelovend is 'ne Geck, Possen1 is 'nen Eierbeck2, Pingsten is 'ne groten Heer, Sint Jan3 brengt ons de Sommer weer4. (Kleve.) - Firmenich, I, 383, 55.

1) Passah, Ostern.

2) Eierschnabel, Eierschlucker.

3) Sanct-Johann.

4) Wieder.


Fastelabendstoss.

De Fastlabnd-Stot deit den Pagn den Dod. (Süderdithmarschen.)

Die Kälte, welche mit dem Beginn der Fasten einzutreten pflegt, der Fastnachtsfrost (s. d.), bringt alten Pferden den Tod.


Fasten, Faste (Subst.).

1 Auf Fasten folgt Ostern.

Lat.: Sit levis haec poena, sequitur jejunia coena. (Sutor, 154.)

2 Auf lange Fasten kurze Ostern.

3 Der hat kurze Fasten, der zu Ostern Schulden bezahlen muss.

4 Die Fasten kann man am besten an fremdem Tische kürzen. - Winckler, XIX, 58.

5 Eine schöne vnd truckne Fasten bringt ein gut fruchtbar Jahr. - Henisch, 1015.

[Spaltenumbruch] 6 Fasten ohne Regen verkünden ein Jahr mit viel Segen. - Boebel, 58.

7 In der Fasten leren die Bawren Keller vnd Kasten. - Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 43; Simrock, 2270.

8 In der Fasten schmeckt der Speck am besten, sagte der Pater, als er zu einer Frau auf Besuch ging. - Klosterspiegel, 65, 8.

Lat.: Nitimur in vetitum.

9 Ist der Fasten zum Himmel geläutet, so isst jeder, was er hat. - Eiselein, 161.

10 Jetzt kann die Fasten kommen, die Fässer sind alle voll, sagte der Abt von Murbach. - Klosterspiegel, 5, 22.

11 Keine Fasten ohne Stockfisch. - Parömiakon, 2011.

12 Lange Fasten, kurze Ostern. - Eiselein, 161.

Lat.: Post jejunium pascha. (Binder II, 2621.)

13 Nach der Fasten folgt die Ostern (Paschen). - Henisch, 1015; Petri, II, 486; Lehmann, II, 422, 5; Blum, 297; Simrock, 2278; Körte, 1297.

Engl.: The way to bliss lies not on beds of down. - The way to heaven is by weeping cross.

Holl.: Na de vasten komt Paschen. (Harrebomee, II, 361; Tunn., 20, 10.)

Lat.: Sit levis haec pena, sequitur ieiunia cena. (Fallersleben, 552.) - Tempora passiva fugiunt, redeuntque dativa. (Gaal, 420.)

14 Trockne Fasten, heitre Ostern deuten auf ein fruchtbar (gutes) Jahr. (Luzern.) - Simrock, 2285.

15 Wegen der Fasten kann man essen, was man will.

Frz.: Il jeaune entre la mie et la croaute.

16 Wenn Isabell Fasten ausschreibt, ist's um Naboth's Kopf und Weinberg geschehen.

17 Wer die Fasten kurze haben will, muss eine Schuld machen, die zu Ostern fällig ist. - Winckler, XX, 81.

18 Wer sich in der Fasten aufs Christkind freut, dem sind die Weihnachten weit.

Dän.: Det er godt at vaere barn om fasten, praest om Paasken, föl om hösten og bonde om Juulen. (Prov. dan., 48.)

*19 Er hält (seine) Fasten.

Frz.: Prendre ses caresmeaux. (Leroux, I, 3.)

*20 Er hat seine Fasten gehalten.

Frz.: Je voue a Dieu qu'il en a pris tous ses caresmeaux, car je tiendray sur luy. (Leroux, I, 3.)


Fasten (Verbum).

1 Am Fasten stirbt niemand.

Wer an der Wahrheit dieses Wortes zweifeln sollte, lese Seume, Sämmtliche Werke (in einem Bande, Leipzig 1835, S. 145), wo der Verfasser in einem sicilischen Kloster mit den Mönchen fastet und zuletzt ausruft: "Das nenn' ich einen Fasttag!" Dass aber auch in Deutschland das Fasten nicht zum Hungertode geführt hat, wenigstens nicht in den Klöstern, geht aus dem Küchenbuche des altbairischen Klosters Benedictbeuern hervor, das der Pater Kuchelmeister im Jahre 1714 eigenhändig unter dem Titel Absonderliche Anmerkungen, so in unserer Klosterkuchel das ganze Jahr hindurch zu beobachten seind, in einer Schrift von 136 Seiten zusammengestellt hat. Gleich am ersten und höchsten Feiertage, dem Aschermittwoch, heisst es: "In die cinerum auf Mittag: Erstlich durchtriebene Arbissuppen mit gebähten Brotschnitten, Eier mit Schmalz auf etlichen Schüsseln, so viel nämlich erklecklich sind, auch so viel Schüsseln geröstete Hechten; alsdann ein guter Sudfisch, jedem seine Portion, etlich Stückel aber mehr, damit alles wohl erklecklich sei. Item Zottlkraut und auf jeder Schüssel vier Häringe. Nach diesen 4 Schüsseln gebachene Dollen, item 4 Schüsseln Platais, dass in jeder wenigstens 6 liegen; dann 4 Schüsseln geselchte Renken oder eingemachte Ruten; mehr 4 Schüsseln geschmelzten Stockfisch, 4 Stück Lachs in süsser Brüh mit Zwiebeln und Mandeln, 4 Schüsseln Schnecken in Häusern, 4 Mandeltorten, 4 Schüsseln Hasenehrl und ebenso viel Krebsen und Zwetschgen und zuletzt drei Schüsseln Obst."

2 Da wird scharf gefastet, wo die Mönche für die Bäuche müssen den Tisch ausschneiden lassen. - Klosterspiegel, 79, 24.

3 Das Fasten ist wie der Faster. - Henisch, 1015; Petri, II, 309; Gruter, III, 37; Lehmann, III, 174, 1; Sailer, 236.

Die Gesinnung gibt der Handlung den Werth.

4 Der fastet genugsam, der wenig jsset. - Henisch, 1015.

5 Der hat gut vom Fasten predigen, wer ein doppeltes Mahl im Magen hat.

[Spaltenumbruch] 3 Läst man sich fassen, so läst man sich auffn Boden werffen.Lehmann, 876, 13.

4 Man muss nicht fassen, was man nicht halten kann.

5 Wer viel fasst, lässt viel fallen, sagte der Franciscaner, als ihm während der Messe zwei Lägel Wein und eine Gans unter der Kutte herabfielen.Klosterspiegel, 21, 23.

6 Wer (zu) viel fast, viel fallen last.Gruter, III, 112; Lehmann, II, 878, 254; Simrock, 2260a.

7 Wer zu viel fasst, zu wenig fasst.

*8 Fast mer's anna Bendel, und führt mer's ümme Ring.Gomolcke, 336.

*9 Ich werde dich fassen bei Lobositz.

Diese Redensart ist aus Thüringen mit der Bemerkung eingesandt, dass man sie nicht zu erklären wisse. Ich habe sie sonst nirgends gefunden, vermuthe aber, da sie eine Drohung enthält, sie möge sich auf die im Jahre 1756 zwischen Preussen und Oesterreichern bei Lobositz in Böhmen stattgefundene Schlacht beziehen.

*10 Wo man ihn fasst, greift man in Dreck (auch: in Stacheln).

Frz.: Cet homme est un bâton merdeux, on ne sait par quel bout le prendre. (Lendroy, 1003.)


Fässlein.

*1 Es steckt mehr in dem Fässlein.Eiselein, 160.

„Und als das Volk davon lachet, da lachet der Doctor Geiler auch und spricht: Es steckt mehr in dem Fässlein.“ (Pauli.)

*2 Jetzt lauft's aus einem andern Fässlein. (Nürtingen.)


Fässleinanstecher.

Vor Fässleinanstechern soll man sich hüten.

„Newe Freunde vnd sonderlich die Anstecher, die alle Fässlein anstechen vnd kosten, die fleuch vnd meide.“ (Mathesy, 52b.)


Fassung.

1 Die Fassung verliert, aber der Edelstein bleibt.Scheidemünze, II, 144.

*2 Einen aus aller Fassung bringen.

Frz.: Mettre quelqu'un hors des gonds. (Lendroy, 844.)


Fast.

Fast bringt nichts ins Haus.


Fastelabend.

1 Der Fastel Abend will gehalten sein; helt man jhn nicht zu rechter zeit, so helt man jhn doch zur vnzeit.Henisch, 1015; Petri, II, 87.

2 Es geht alles mit dem Fastelabend durch.Simrock, 2283.

3 Es ist nicht allzeit Fastelabend.Simrock, 2281; Henisch, 4.

4 Man röpt so lange Vastelavend, dat de Vaste kumpt.Körte, 1299; Simrock, 2280.

Frz.: Tant crie l'on Noël qu'il vient.

Holl.: Na vastenavond komt altijd de vasten. (Harrebomée, II, 361; Tunn., 20, 7.)

5 Man ruffet so lange Fastelabend (Fastnacht), bis die Faste kompt.Petri, II, 462; Simrock, 2280; Henisch, 4.

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2) Eierschnabel, Eierschlucker.

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Fastelabendstoss.

De Fastlâbnd-Stôt deit den Pâgn den Dôd. (Süderdithmarschen.)

Die Kälte, welche mit dem Beginn der Fasten einzutreten pflegt, der Fastnachtsfrost (s. d.), bringt alten Pferden den Tod.


Fasten, Faste (Subst.).

1 Auf Fasten folgt Ostern.

Lat.: Sit levis haec poena, sequitur jejunia coena. (Sutor, 154.)

2 Auf lange Fasten kurze Ostern.

3 Der hat kurze Fasten, der zu Ostern Schulden bezahlen muss.

4 Die Fasten kann man am besten an fremdem Tische kürzen.Winckler, XIX, 58.

5 Eine schöne vnd truckne Fasten bringt ein gut fruchtbar Jahr.Henisch, 1015.

[Spaltenumbruch] 6 Fasten ohne Regen verkünden ein Jahr mit viel Segen.Boebel, 58.

7 In der Fasten leren die Bawren Keller vnd Kasten.Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 43; Simrock, 2270.

8 In der Fasten schmeckt der Speck am besten, sagte der Pater, als er zu einer Frau auf Besuch ging.Klosterspiegel, 65, 8.

Lat.: Nitimur in vetitum.

9 Ist der Fasten zum Himmel geläutet, so isst jeder, was er hat.Eiselein, 161.

10 Jetzt kann die Fasten kommen, die Fässer sind alle voll, sagte der Abt von Murbach.Klosterspiegel, 5, 22.

11 Keine Fasten ohne Stockfisch.Parömiakon, 2011.

12 Lange Fasten, kurze Ostern.Eiselein, 161.

Lat.: Post jejunium pascha. (Binder II, 2621.)

13 Nach der Fasten folgt die Ostern (Paschen).Henisch, 1015; Petri, II, 486; Lehmann, II, 422, 5; Blum, 297; Simrock, 2278; Körte, 1297.

Engl.: The way to bliss lies not on beds of down. – The way to heaven is by weeping cross.

Holl.: Na de vasten komt Paschen. (Harrebomée, II, 361; Tunn., 20, 10.)

Lat.: Sit levis haec pena, sequitur ieiunia cena. (Fallersleben, 552.) – Tempora passiva fugiunt, redeuntque dativa. (Gaal, 420.)

14 Trockne Fasten, heitre Ostern deuten auf ein fruchtbar (gutes) Jahr. (Luzern.) – Simrock, 2285.

15 Wegen der Fasten kann man essen, was man will.

Frz.: Il jeûne entre la mie et la croûte.

16 Wenn Isabell Fasten ausschreibt, ist's um Naboth's Kopf und Weinberg geschehen.

17 Wer die Fasten kurze haben will, muss eine Schuld machen, die zu Ostern fällig ist.Winckler, XX, 81.

18 Wer sich in der Fasten aufs Christkind freut, dem sind die Weihnachten weit.

Dän.: Det er godt at være barn om fasten, præst om Paasken, føl om høsten og bonde om Juulen. (Prov. dan., 48.)

*19 Er hält (seine) Fasten.

Frz.: Prendre ses caresmeaux. (Leroux, I, 3.)

*20 Er hat seine Fasten gehalten.

Frz.: Je voue à Dieu qu'il en a pris tous ses caresmeaux, car je tiendray sur luy. (Leroux, I, 3.)


Fasten (Verbum).

1 Am Fasten stirbt niemand.

Wer an der Wahrheit dieses Wortes zweifeln sollte, lese Seume, Sämmtliche Werke (in einem Bande, Leipzig 1835, S. 145), wo der Verfasser in einem sicilischen Kloster mit den Mönchen fastet und zuletzt ausruft: „Das nenn' ich einen Fasttag!“ Dass aber auch in Deutschland das Fasten nicht zum Hungertode geführt hat, wenigstens nicht in den Klöstern, geht aus dem Küchenbuche des altbairischen Klosters Benedictbeuern hervor, das der Pater Kuchelmeister im Jahre 1714 eigenhändig unter dem Titel Absonderliche Anmerkungen, so in unserer Klosterkuchel das ganze Jahr hindurch zu beobachten seind, in einer Schrift von 136 Seiten zusammengestellt hat. Gleich am ersten und höchsten Feiertage, dem Aschermittwoch, heisst es: „In die cinerum auf Mittag: Erstlich durchtriebene Arbissuppen mit gebähten Brotschnitten, Eier mit Schmalz auf etlichen Schüsseln, so viel nämlich erklecklich sind, auch so viel Schüsseln geröstete Hechten; alsdann ein guter Sudfisch, jedem seine Portion, etlich Stückel aber mehr, damit alles wohl erklecklich sei. Item Zottlkraut und auf jeder Schüssel vier Häringe. Nach diesen 4 Schüsseln gebachene Dollen, item 4 Schüsseln Platais, dass in jeder wenigstens 6 liegen; dann 4 Schüsseln geselchte Renken oder eingemachte Ruten; mehr 4 Schüsseln geschmelzten Stockfisch, 4 Stück Lachs in süsser Brüh mit Zwiebeln und Mandeln, 4 Schüsseln Schnecken in Häusern, 4 Mandeltorten, 4 Schüsseln Hasenehrl und ebenso viel Krebsen und Zwetschgen und zuletzt drei Schüsseln Obst.“

2 Da wird scharf gefastet, wo die Mönche für die Bäuche müssen den Tisch ausschneiden lassen.Klosterspiegel, 79, 24.

3 Das Fasten ist wie der Faster.Henisch, 1015; Petri, II, 309; Gruter, III, 37; Lehmann, III, 174, 1; Sailer, 236.

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[[468]/0496] 3 Läst man sich fassen, so läst man sich auffn Boden werffen. – Lehmann, 876, 13. 4 Man muss nicht fassen, was man nicht halten kann. 5 Wer viel fasst, lässt viel fallen, sagte der Franciscaner, als ihm während der Messe zwei Lägel Wein und eine Gans unter der Kutte herabfielen. – Klosterspiegel, 21, 23. 6 Wer (zu) viel fast, viel fallen last. – Gruter, III, 112; Lehmann, II, 878, 254; Simrock, 2260a. 7 Wer zu viel fasst, zu wenig fasst. *8 Fast mer's anna Bendel, und führt mer's ümme Ring. – Gomolcke, 336. *9 Ich werde dich fassen bei Lobositz. Diese Redensart ist aus Thüringen mit der Bemerkung eingesandt, dass man sie nicht zu erklären wisse. Ich habe sie sonst nirgends gefunden, vermuthe aber, da sie eine Drohung enthält, sie möge sich auf die im Jahre 1756 zwischen Preussen und Oesterreichern bei Lobositz in Böhmen stattgefundene Schlacht beziehen. *10 Wo man ihn fasst, greift man in Dreck (auch: in Stacheln). Frz.: Cet homme est un bâton merdeux, on ne sait par quel bout le prendre. (Lendroy, 1003.) Fässlein. *1 Es steckt mehr in dem Fässlein. – Eiselein, 160. „Und als das Volk davon lachet, da lachet der Doctor Geiler auch und spricht: Es steckt mehr in dem Fässlein.“ (Pauli.) *2 Jetzt lauft's aus einem andern Fässlein. (Nürtingen.) Fässleinanstecher. Vor Fässleinanstechern soll man sich hüten. „Newe Freunde vnd sonderlich die Anstecher, die alle Fässlein anstechen vnd kosten, die fleuch vnd meide.“ (Mathesy, 52b.) Fassung. 1 Die Fassung verliert, aber der Edelstein bleibt. – Scheidemünze, II, 144. *2 Einen aus aller Fassung bringen. Frz.: Mettre quelqu'un hors des gonds. (Lendroy, 844.) Fast. Fast bringt nichts ins Haus. Fastelabend. 1 Der Fastel Abend will gehalten sein; helt man jhn nicht zu rechter zeit, so helt man jhn doch zur vnzeit. – Henisch, 1015; Petri, II, 87. 2 Es geht alles mit dem Fastelabend durch. – Simrock, 2283. 3 Es ist nicht allzeit Fastelabend. – Simrock, 2281; Henisch, 4. 4 Man röpt so lange Vastelavend, dat de Vaste kumpt. – Körte, 1299; Simrock, 2280. Frz.: Tant crie l'on Noël qu'il vient. Holl.: Na vastenavond komt altijd de vasten. (Harrebomée, II, 361; Tunn., 20, 7.) 5 Man ruffet so lange Fastelabend (Fastnacht), bis die Faste kompt. – Petri, II, 462; Simrock, 2280; Henisch, 4. 6 Vastelovend is 'ne Geck, Possen1 is 'nen Eierbeck2, Pingsten is 'ne grôten Heer, Sint Jan3 brengt ons de Sommer weer4. (Kleve.) – Firmenich, I, 383, 55. 1) Passah, Ostern. 2) Eierschnabel, Eierschlucker. 3) Sanct-Johann. 4) Wieder. Fastelabendstoss. De Fastlâbnd-Stôt deit den Pâgn den Dôd. (Süderdithmarschen.) Die Kälte, welche mit dem Beginn der Fasten einzutreten pflegt, der Fastnachtsfrost (s. d.), bringt alten Pferden den Tod. Fasten, Faste (Subst.). 1 Auf Fasten folgt Ostern. Lat.: Sit levis haec poena, sequitur jejunia coena. (Sutor, 154.) 2 Auf lange Fasten kurze Ostern. 3 Der hat kurze Fasten, der zu Ostern Schulden bezahlen muss. 4 Die Fasten kann man am besten an fremdem Tische kürzen. – Winckler, XIX, 58. 5 Eine schöne vnd truckne Fasten bringt ein gut fruchtbar Jahr. – Henisch, 1015. 6 Fasten ohne Regen verkünden ein Jahr mit viel Segen. – Boebel, 58. 7 In der Fasten leren die Bawren Keller vnd Kasten. – Gruter, III, 54; Lehmann, II, 283, 43; Simrock, 2270. 8 In der Fasten schmeckt der Speck am besten, sagte der Pater, als er zu einer Frau auf Besuch ging. – Klosterspiegel, 65, 8. Lat.: Nitimur in vetitum. 9 Ist der Fasten zum Himmel geläutet, so isst jeder, was er hat. – Eiselein, 161. 10 Jetzt kann die Fasten kommen, die Fässer sind alle voll, sagte der Abt von Murbach. – Klosterspiegel, 5, 22. 11 Keine Fasten ohne Stockfisch. – Parömiakon, 2011. 12 Lange Fasten, kurze Ostern. – Eiselein, 161. Lat.: Post jejunium pascha. (Binder II, 2621.) 13 Nach der Fasten folgt die Ostern (Paschen). – Henisch, 1015; Petri, II, 486; Lehmann, II, 422, 5; Blum, 297; Simrock, 2278; Körte, 1297. Engl.: The way to bliss lies not on beds of down. – The way to heaven is by weeping cross. Holl.: Na de vasten komt Paschen. (Harrebomée, II, 361; Tunn., 20, 10.) Lat.: Sit levis haec pena, sequitur ieiunia cena. (Fallersleben, 552.) – Tempora passiva fugiunt, redeuntque dativa. (Gaal, 420.) 14 Trockne Fasten, heitre Ostern deuten auf ein fruchtbar (gutes) Jahr. (Luzern.) – Simrock, 2285. 15 Wegen der Fasten kann man essen, was man will. Frz.: Il jeûne entre la mie et la croûte. 16 Wenn Isabell Fasten ausschreibt, ist's um Naboth's Kopf und Weinberg geschehen. 17 Wer die Fasten kurze haben will, muss eine Schuld machen, die zu Ostern fällig ist. – Winckler, XX, 81. 18 Wer sich in der Fasten aufs Christkind freut, dem sind die Weihnachten weit. Dän.: Det er godt at være barn om fasten, præst om Paasken, føl om høsten og bonde om Juulen. (Prov. dan., 48.) *19 Er hält (seine) Fasten. Frz.: Prendre ses caresmeaux. (Leroux, I, 3.) *20 Er hat seine Fasten gehalten. Frz.: Je voue à Dieu qu'il en a pris tous ses caresmeaux, car je tiendray sur luy. (Leroux, I, 3.) Fasten (Verbum). 1 Am Fasten stirbt niemand. Wer an der Wahrheit dieses Wortes zweifeln sollte, lese Seume, Sämmtliche Werke (in einem Bande, Leipzig 1835, S. 145), wo der Verfasser in einem sicilischen Kloster mit den Mönchen fastet und zuletzt ausruft: „Das nenn' ich einen Fasttag!“ Dass aber auch in Deutschland das Fasten nicht zum Hungertode geführt hat, wenigstens nicht in den Klöstern, geht aus dem Küchenbuche des altbairischen Klosters Benedictbeuern hervor, das der Pater Kuchelmeister im Jahre 1714 eigenhändig unter dem Titel Absonderliche Anmerkungen, so in unserer Klosterkuchel das ganze Jahr hindurch zu beobachten seind, in einer Schrift von 136 Seiten zusammengestellt hat. Gleich am ersten und höchsten Feiertage, dem Aschermittwoch, heisst es: „In die cinerum auf Mittag: Erstlich durchtriebene Arbissuppen mit gebähten Brotschnitten, Eier mit Schmalz auf etlichen Schüsseln, so viel nämlich erklecklich sind, auch so viel Schüsseln geröstete Hechten; alsdann ein guter Sudfisch, jedem seine Portion, etlich Stückel aber mehr, damit alles wohl erklecklich sei. Item Zottlkraut und auf jeder Schüssel vier Häringe. Nach diesen 4 Schüsseln gebachene Dollen, item 4 Schüsseln Platais, dass in jeder wenigstens 6 liegen; dann 4 Schüsseln geselchte Renken oder eingemachte Ruten; mehr 4 Schüsseln geschmelzten Stockfisch, 4 Stück Lachs in süsser Brüh mit Zwiebeln und Mandeln, 4 Schüsseln Schnecken in Häusern, 4 Mandeltorten, 4 Schüsseln Hasenehrl und ebenso viel Krebsen und Zwetschgen und zuletzt drei Schüsseln Obst.“ 2 Da wird scharf gefastet, wo die Mönche für die Bäuche müssen den Tisch ausschneiden lassen. – Klosterspiegel, 79, 24. 3 Das Fasten ist wie der Faster. – Henisch, 1015; Petri, II, 309; Gruter, III, 37; Lehmann, III, 174, 1; Sailer, 236. Die Gesinnung gibt der Handlung den Werth. 4 Der fastet genugsam, der wenig jsset. – Henisch, 1015. 5 Der hat gut vom Fasten predigen, wer ein doppeltes Mahl im Magen hat.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [468]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/496>, abgerufen am 29.03.2024.