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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 6 Der kann gut vom Fasten predigen, der selbst satt ist.

7 Die fasten, erhungern nicht. - Scheidemünze, I, 2593.

8 Es ist gut viel von fasten predigen. - Lehmann, II, 143, 171.

9 Faste zweyfach, kanst du nicht einfach fasten. - Henisch, 1015; Petri, II, 309.

10 Fasten ist nicht Brot sparen. - Körte, 1296; Eiselein, 161; Sprichwörterschatz, I, 217; Gaal, 421; für Holstein: Schütze, I, 310.

Frz.: Double jeaune, double morceau.

11 Fasten und Feiern geht wie das Kreuztragen und Singen.

Wer das Kreuz trägt, ist vom Singen befreit.

12 Fasten und feiern ist der Christenheit verboten. - Eiselein, 160.

Nämlich beides gleichzeitig, denn erst kommt Fasten, dann Feiern der Feste.

13 Je länger man fastet, desto mehr isst man (oder: desto besser schmeckt es).

14 Lang fasten vertreibt den Hunger. - Henisch, 1015.

Lat.: Intervallo perit fames. (Philippi, I, 206.)

15 Lang gefass es dröm ke Brud gespart. (Düren.) - Firmenich, I, 484, 90.

16 Man lass einen ein zeitlang fasten, so vergehet jhm das Tantzen wol. - Henisch, 1015; Petri, II, 458; Sailer, 121; Simrock, 2276.

Besserungsmethode.

Lat.: Luxuriat raro non bene pasta caro. (Philippi, I, 232.)

17 Recht fasten, heisst Sünde meiden. - Henisch, 1015.

18 Vngleich fasten macht kein vngleichheit im Glauben. - Henisch, 1015.

19 Vom Fasten predigt keiner schön, der nicht satt ist.

20 Von langem Fasten stirbt ein Ochse. - Murner, Vom luth. Narren; Kloster, X.

21 Wer lange gefastet hat, dem sind rohe Bohnen süss.

It.: Lo stomaco digiuno non sprezza cibo alcuno. (Pazzaglia, 88, 1.)

22 Wer lange gefastet, hat starken Appetit.

Dän.: Desmindre en aeder, desmere hau aeder. (Prov. dan., 8.)

23 Wer nicht fasten will, muss nicht in die Wüste gehen. - Scheidemünze, II, 42.

24 Wo Fasten ist und Beten, da bleibt keine Metz im Haus. - Simrock, 2274; Eiselein, 161.

*25 Er fastet wie Alba's Hund, der Fleisch frass in der Faste.

Spott auf Katholiken, die es nicht sehr genau nehmen mit der Beobachtung der Vorschriften ihrer Kirche.

*26 Er fastete ein ganzes Jahr und brach dann seine Fasten mit einer Zwiebel. - Burckhardt, 369.

Von Personen, die in gutem Rufe stehen und denselben um eines einzigen Vortheils, eines kleinen Genusses willen verwirken.

*27 Er solte vonn fasten predigen, jederman würd es jhm glauben. - Franck, II, 73b u. 95a; Sutor, 169; Sailer, 298.

Der Nothleidende, elend Aussehende, Halbverhungerte. Aber auch ironisch, sagt Franck: "so du wilt einn grossen feyssten menschen stupffen" (necken, spotten).

*28 Vom Fasten predigen, wenn man selber satt ist. - Körte, 1297a.


Fastend.

Man muss fastend zu Gericht gehen. - Graf, 404, 27.

Nur so lange als die Sonne stieg, also bis Mittag, durfte bei den alten deutschen Gerichten ein Rechtsstreit anhängig sein: denn "das Gericht soll mit nüchterner Zunge geleitet werden".


Fastengesicht.

* Er hat ein wahres Fastengesicht.

Ist bleich, mager, ausgehungert.


Fastenpredigt.

1 Die Fastenpredigt eines Mönchs tönt wie eine Glocke, die zur Kirche ruft und selber nicht hineingeht. - Klosterspiegel, 29, 17.

2 Es ist gut Fastenpredigt halten, wenn der Bauch voll ist, sagte der Bettler zum Pater.


[Spaltenumbruch]
Fastensonntag.

Wenn am ersten Fastensonntag Abend viel Sterne am Himmel stehen, so sind in der Kornernte viel Kasten Korn im Flur zu sehen. (Eifel.)


Fastenspeise.

Mit Fastespise einzig wird no nit gefastet. (Hauenstein in der Schweiz.) - Schweiz, 184, 7.


Fastentag.

Wer in den Fastentagen backt, dem schadt's ein Kind oder ein Rind. (Eifel.)


Fastenzeit.

Auch die (strenge) Fastenzeit hat einen Sonntag, der Lätare heisst.


Faster.

1 Der Faster muss oft die Zeche bezahlen. - Scheidemünze, II, 251.

2 Heut ein Faster, morgen ein Fresser. - Simrock, 2272; Eiselein, 161.


Fastnacht.

1 An Fastnacht braucht jeder seine Pfanne selber.

Frz.: A careme-prenant chacun a besoin de sa poele. (Bohn I, 1.)

Holl.: Op vastenavond heeft ieder zijn eigen pannetje noodig. (Harrebomee, II, 361.)

2 An Fastnacht erhungert niemand. - Scheidemünze, II, 190.

3 Auf die übermüthige Fastnacht folgt die traurige Aschermittwoch. - Parömiakon, 610.

Span.: Alegrias, antruejo, que mannana seras ceniza. (Bohn I, 196.)

4 Bei einer nürnberger Fastnacht müssen wenigstens Kaminfeger, Türken, Mönche, Nonnen und Fledermäuse sein. - Klosterspiegel, 52, 20.

5 Ein Fassnacht vnd ein Frölicheit, ein schön Weib vnd ein hübsches Kleid, durstige Leut vnd guter Wein solt allzeit beyeinander seyn. - Petri, II, 183.

6 Es ist gut alle tag fassnacht haben. - Franck, II, 43a; Henisch, 1016; Eiselein, 160.

7 Es ist ihm nicht um die Fastnacht, es ist ihm um die Küchlein. - Kirchhofer, 253.

8 Es ist nicht alle Tage Fastnacht.

Holl.: Het is alle dagen geen vastenavond. (Harrebomee, II, 361.)

9 Fastnacht soll man mit seiner Frau und Ostern mit seinem Pfarrer halten.

Dies ursprünglich französische Sprichwort beruht auf Gebräuchen, die nach Lendroy (271) heute noch bestehen. An Fastnacht vereinigen sich alle Verwandte bei ihrem Familienhaupte, nehmen ein gutes Mahl und überlassen sich allen Arten von Vergnügungen. Man ist so aufmerksam auf diese Zusammenkünfte, dass man auf Entzweiung zwischen denjenigen schliesst, welche diesem Gebrauch nicht nachgekommen sind. Ein Ehemann, wie kalt er auch sonst gegen seine Gattin sein mag, wird nie unterlassen, Fastnacht mit ihr zu feiern, um den Urtheilen seiner Mitbürger auszuweichen. - Der andere Theil des Sprichworts findet seine Erklärung in einem Gesetz der tridentiner Kirchenversammlung, wie überhaupt in einer Verordnung der katholischen Kirche, welche fordert, dass jeder katholische Christ bei Strafe der Excommunication während der Fasten beichten und das Abendmahl geniessen solle. Diesem Befehle während der Fasten nachkommen, heisst seine Ostern machen.

Frz.: Il faut faire careme-prenant avec sa femme et Paques avec son cure. (Leroux, I, 64; Lendroy, 271.)

Holl.: Men moet vastenavond met zijne vrouw, en paschen met zijn pastoor houden. (Harrebomee, II, 361.)

10 Gibt es an Fastnacht viel Sterne, legen die Hennen gerne. (Kreuznach.) - Boebel, 58.

11 Grüne Fastnacht, weisse Ostern. - Boebel, 57; Simrock, 2282; Eiselein, 161.

12 Halt so fassnacht, dass du eine gute Ostern haben mögest. - Henisch, 1016; Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 8; Eiselein, 161; Sailer, 234; Simrock, 2282a.

13 In der Fastnacht ist alles erlaubt.

Frz.: A caresme-prenant et en vendange trois propos sont de licence. (Leroux, I, 59.)

14 Keine Fastnacht ist ohne Narren.

15 Kurze Fastnacht, lange Fasten. - Eiselein, 161; Kirchhofer, 132.

[Spaltenumbruch] 6 Der kann gut vom Fasten predigen, der selbst satt ist.

7 Die fasten, erhungern nicht.Scheidemünze, I, 2593.

8 Es ist gut viel von fasten predigen.Lehmann, II, 143, 171.

9 Faste zweyfach, kanst du nicht einfach fasten.Henisch, 1015; Petri, II, 309.

10 Fasten ist nicht Brot sparen.Körte, 1296; Eiselein, 161; Sprichwörterschatz, I, 217; Gaal, 421; für Holstein: Schütze, I, 310.

Frz.: Double jeûne, double morceau.

11 Fasten und Feiern geht wie das Kreuztragen und Singen.

Wer das Kreuz trägt, ist vom Singen befreit.

12 Fasten und feiern ist der Christenheit verboten.Eiselein, 160.

Nämlich beides gleichzeitig, denn erst kommt Fasten, dann Feiern der Feste.

13 Je länger man fastet, desto mehr isst man (oder: desto besser schmeckt es).

14 Lang fasten vertreibt den Hunger.Henisch, 1015.

Lat.: Intervallo perit fames. (Philippi, I, 206.)

15 Lang gefâss es dröm kê Brud gespart. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 90.

16 Man lass einen ein zeitlang fasten, so vergehet jhm das Tantzen wol.Henisch, 1015; Petri, II, 458; Sailer, 121; Simrock, 2276.

Besserungsmethode.

Lat.: Luxuriat raro non bene pasta caro. (Philippi, I, 232.)

17 Recht fasten, heisst Sünde meiden.Henisch, 1015.

18 Vngleich fasten macht kein vngleichheit im Glauben.Henisch, 1015.

19 Vom Fasten predigt keiner schön, der nicht satt ist.

20 Von langem Fasten stirbt ein Ochse.Murner, Vom luth. Narren; Kloster, X.

21 Wer lange gefastet hat, dem sind rohe Bohnen süss.

It.: Lo stomaco digiuno non sprezza cibo alcuno. (Pazzaglia, 88, 1.)

22 Wer lange gefastet, hat starken Appetit.

Dän.: Desmindre en æder, desmere hau æder. (Prov. dan., 8.)

23 Wer nicht fasten will, muss nicht in die Wüste gehen.Scheidemünze, II, 42.

24 Wo Fasten ist und Beten, da bleibt keine Metz im Haus.Simrock, 2274; Eiselein, 161.

*25 Er fastet wie Alba's Hund, der Fleisch frass in der Faste.

Spott auf Katholiken, die es nicht sehr genau nehmen mit der Beobachtung der Vorschriften ihrer Kirche.

*26 Er fastete ein ganzes Jahr und brach dann seine Fasten mit einer Zwiebel.Burckhardt, 369.

Von Personen, die in gutem Rufe stehen und denselben um eines einzigen Vortheils, eines kleinen Genusses willen verwirken.

*27 Er solte vonn fasten predigen, jederman würd es jhm glauben.Franck, II, 73b u. 95a; Sutor, 169; Sailer, 298.

Der Nothleidende, elend Aussehende, Halbverhungerte. Aber auch ironisch, sagt Franck: „so du wilt einn grossen feyssten menschen stupffen“ (necken, spotten).

*28 Vom Fasten predigen, wenn man selber satt ist.Körte, 1297a.


Fastend.

Man muss fastend zu Gericht gehen.Graf, 404, 27.

Nur so lange als die Sonne stieg, also bis Mittag, durfte bei den alten deutschen Gerichten ein Rechtsstreit anhängig sein: denn „das Gericht soll mit nüchterner Zunge geleitet werden“.


Fastengesicht.

* Er hat ein wahres Fastengesicht.

Ist bleich, mager, ausgehungert.


Fastenpredigt.

1 Die Fastenpredigt eines Mönchs tönt wie eine Glocke, die zur Kirche ruft und selber nicht hineingeht.Klosterspiegel, 29, 17.

2 Es ist gut Fastenpredigt halten, wenn der Bauch voll ist, sagte der Bettler zum Pater.


[Spaltenumbruch]
Fastensonntag.

Wenn am ersten Fastensonntag Abend viel Sterne am Himmel stehen, so sind in der Kornernte viel Kasten Korn im Flur zu sehen. (Eifel.)


Fastenspeise.

Mit Fastespise einzig wird no nit gefastet. (Hauenstein in der Schweiz.) – Schweiz, 184, 7.


Fastentag.

Wer in den Fastentagen backt, dem schadt's ein Kind oder ein Rind. (Eifel.)


Fastenzeit.

Auch die (strenge) Fastenzeit hat einen Sonntag, der Lätare heisst.


Faster.

1 Der Faster muss oft die Zeche bezahlen.Scheidemünze, II, 251.

2 Heut ein Faster, morgen ein Fresser.Simrock, 2272; Eiselein, 161.


Fastnacht.

1 An Fastnacht braucht jeder seine Pfanne selber.

Frz.: A carême-prenant chacun a besoin de sa poële. (Bohn I, 1.)

Holl.: Op vastenavond heeft ieder zijn eigen pannetje noodig. (Harrebomée, II, 361.)

2 An Fastnacht erhungert niemand.Scheidemünze, II, 190.

3 Auf die übermüthige Fastnacht folgt die traurige Aschermittwoch.Parömiakon, 610.

Span.: Alegrías, antruejo, que mañana serás ceniza. (Bohn I, 196.)

4 Bei einer nürnberger Fastnacht müssen wenigstens Kaminfeger, Türken, Mönche, Nonnen und Fledermäuse sein.Klosterspiegel, 52, 20.

5 Ein Fassnacht vnd ein Frölicheit, ein schön Weib vnd ein hübsches Kleid, durstige Leut vnd guter Wein solt allzeit beyeinander seyn.Petri, II, 183.

6 Es ist gut alle tag fassnacht haben.Franck, II, 43a; Henisch, 1016; Eiselein, 160.

7 Es ist ihm nicht um die Fastnacht, es ist ihm um die Küchlein.Kirchhofer, 253.

8 Es ist nicht alle Tage Fastnacht.

Holl.: Het is alle dagen geen vastenavond. (Harrebomée, II, 361.)

9 Fastnacht soll man mit seiner Frau und Ostern mit seinem Pfarrer halten.

Dies ursprünglich französische Sprichwort beruht auf Gebräuchen, die nach Lendroy (271) heute noch bestehen. An Fastnacht vereinigen sich alle Verwandte bei ihrem Familienhaupte, nehmen ein gutes Mahl und überlassen sich allen Arten von Vergnügungen. Man ist so aufmerksam auf diese Zusammenkünfte, dass man auf Entzweiung zwischen denjenigen schliesst, welche diesem Gebrauch nicht nachgekommen sind. Ein Ehemann, wie kalt er auch sonst gegen seine Gattin sein mag, wird nie unterlassen, Fastnacht mit ihr zu feiern, um den Urtheilen seiner Mitbürger auszuweichen. – Der andere Theil des Sprichworts findet seine Erklärung in einem Gesetz der tridentiner Kirchenversammlung, wie überhaupt in einer Verordnung der katholischen Kirche, welche fordert, dass jeder katholische Christ bei Strafe der Excommunication während der Fasten beichten und das Abendmahl geniessen solle. Diesem Befehle während der Fasten nachkommen, heisst seine Ostern machen.

Frz.: Il faut faire carême-prenant avec sa femme et Pâques avec son curé. (Leroux, I, 64; Lendroy, 271.)

Holl.: Men moet vastenavond met zijne vrouw, en paschen met zijn pastoor houden. (Harrebomée, II, 361.)

10 Gibt es an Fastnacht viel Sterne, legen die Hennen gerne. (Kreuznach.) – Boebel, 58.

11 Grüne Fastnacht, weisse Ostern.Boebel, 57; Simrock, 2282; Eiselein, 161.

12 Halt so fassnacht, dass du eine gute Ostern haben mögest.Henisch, 1016; Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 8; Eiselein, 161; Sailer, 234; Simrock, 2282a.

13 In der Fastnacht ist alles erlaubt.

Frz.: A caresme-prenant et en vendange trois propos sont de licence. (Leroux, I, 59.)

14 Keine Fastnacht ist ohne Narren.

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[[469]/0497] 6 Der kann gut vom Fasten predigen, der selbst satt ist. 7 Die fasten, erhungern nicht. – Scheidemünze, I, 2593. 8 Es ist gut viel von fasten predigen. – Lehmann, II, 143, 171. 9 Faste zweyfach, kanst du nicht einfach fasten. – Henisch, 1015; Petri, II, 309. 10 Fasten ist nicht Brot sparen. – Körte, 1296; Eiselein, 161; Sprichwörterschatz, I, 217; Gaal, 421; für Holstein: Schütze, I, 310. Frz.: Double jeûne, double morceau. 11 Fasten und Feiern geht wie das Kreuztragen und Singen. Wer das Kreuz trägt, ist vom Singen befreit. 12 Fasten und feiern ist der Christenheit verboten. – Eiselein, 160. Nämlich beides gleichzeitig, denn erst kommt Fasten, dann Feiern der Feste. 13 Je länger man fastet, desto mehr isst man (oder: desto besser schmeckt es). 14 Lang fasten vertreibt den Hunger. – Henisch, 1015. Lat.: Intervallo perit fames. (Philippi, I, 206.) 15 Lang gefâss es dröm kê Brud gespart. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 90. 16 Man lass einen ein zeitlang fasten, so vergehet jhm das Tantzen wol. – Henisch, 1015; Petri, II, 458; Sailer, 121; Simrock, 2276. Besserungsmethode. Lat.: Luxuriat raro non bene pasta caro. (Philippi, I, 232.) 17 Recht fasten, heisst Sünde meiden. – Henisch, 1015. 18 Vngleich fasten macht kein vngleichheit im Glauben. – Henisch, 1015. 19 Vom Fasten predigt keiner schön, der nicht satt ist. 20 Von langem Fasten stirbt ein Ochse. – Murner, Vom luth. Narren; Kloster, X. 21 Wer lange gefastet hat, dem sind rohe Bohnen süss. It.: Lo stomaco digiuno non sprezza cibo alcuno. (Pazzaglia, 88, 1.) 22 Wer lange gefastet, hat starken Appetit. Dän.: Desmindre en æder, desmere hau æder. (Prov. dan., 8.) 23 Wer nicht fasten will, muss nicht in die Wüste gehen. – Scheidemünze, II, 42. 24 Wo Fasten ist und Beten, da bleibt keine Metz im Haus. – Simrock, 2274; Eiselein, 161. *25 Er fastet wie Alba's Hund, der Fleisch frass in der Faste. Spott auf Katholiken, die es nicht sehr genau nehmen mit der Beobachtung der Vorschriften ihrer Kirche. *26 Er fastete ein ganzes Jahr und brach dann seine Fasten mit einer Zwiebel. – Burckhardt, 369. Von Personen, die in gutem Rufe stehen und denselben um eines einzigen Vortheils, eines kleinen Genusses willen verwirken. *27 Er solte vonn fasten predigen, jederman würd es jhm glauben. – Franck, II, 73b u. 95a; Sutor, 169; Sailer, 298. Der Nothleidende, elend Aussehende, Halbverhungerte. Aber auch ironisch, sagt Franck: „so du wilt einn grossen feyssten menschen stupffen“ (necken, spotten). *28 Vom Fasten predigen, wenn man selber satt ist. – Körte, 1297a. Fastend. Man muss fastend zu Gericht gehen. – Graf, 404, 27. Nur so lange als die Sonne stieg, also bis Mittag, durfte bei den alten deutschen Gerichten ein Rechtsstreit anhängig sein: denn „das Gericht soll mit nüchterner Zunge geleitet werden“. Fastengesicht. * Er hat ein wahres Fastengesicht. Ist bleich, mager, ausgehungert. Fastenpredigt. 1 Die Fastenpredigt eines Mönchs tönt wie eine Glocke, die zur Kirche ruft und selber nicht hineingeht. – Klosterspiegel, 29, 17. 2 Es ist gut Fastenpredigt halten, wenn der Bauch voll ist, sagte der Bettler zum Pater. Fastensonntag. Wenn am ersten Fastensonntag Abend viel Sterne am Himmel stehen, so sind in der Kornernte viel Kasten Korn im Flur zu sehen. (Eifel.) Fastenspeise. Mit Fastespise einzig wird no nit gefastet. (Hauenstein in der Schweiz.) – Schweiz, 184, 7. Fastentag. Wer in den Fastentagen backt, dem schadt's ein Kind oder ein Rind. (Eifel.) Fastenzeit. Auch die (strenge) Fastenzeit hat einen Sonntag, der Lätare heisst. Faster. 1 Der Faster muss oft die Zeche bezahlen. – Scheidemünze, II, 251. 2 Heut ein Faster, morgen ein Fresser. – Simrock, 2272; Eiselein, 161. Fastnacht. 1 An Fastnacht braucht jeder seine Pfanne selber. Frz.: A carême-prenant chacun a besoin de sa poële. (Bohn I, 1.) Holl.: Op vastenavond heeft ieder zijn eigen pannetje noodig. (Harrebomée, II, 361.) 2 An Fastnacht erhungert niemand. – Scheidemünze, II, 190. 3 Auf die übermüthige Fastnacht folgt die traurige Aschermittwoch. – Parömiakon, 610. Span.: Alegrías, antruejo, que mañana serás ceniza. (Bohn I, 196.) 4 Bei einer nürnberger Fastnacht müssen wenigstens Kaminfeger, Türken, Mönche, Nonnen und Fledermäuse sein. – Klosterspiegel, 52, 20. 5 Ein Fassnacht vnd ein Frölicheit, ein schön Weib vnd ein hübsches Kleid, durstige Leut vnd guter Wein solt allzeit beyeinander seyn. – Petri, II, 183. 6 Es ist gut alle tag fassnacht haben. – Franck, II, 43a; Henisch, 1016; Eiselein, 160. 7 Es ist ihm nicht um die Fastnacht, es ist ihm um die Küchlein. – Kirchhofer, 253. 8 Es ist nicht alle Tage Fastnacht. Holl.: Het is alle dagen geen vastenavond. (Harrebomée, II, 361.) 9 Fastnacht soll man mit seiner Frau und Ostern mit seinem Pfarrer halten. Dies ursprünglich französische Sprichwort beruht auf Gebräuchen, die nach Lendroy (271) heute noch bestehen. An Fastnacht vereinigen sich alle Verwandte bei ihrem Familienhaupte, nehmen ein gutes Mahl und überlassen sich allen Arten von Vergnügungen. Man ist so aufmerksam auf diese Zusammenkünfte, dass man auf Entzweiung zwischen denjenigen schliesst, welche diesem Gebrauch nicht nachgekommen sind. Ein Ehemann, wie kalt er auch sonst gegen seine Gattin sein mag, wird nie unterlassen, Fastnacht mit ihr zu feiern, um den Urtheilen seiner Mitbürger auszuweichen. – Der andere Theil des Sprichworts findet seine Erklärung in einem Gesetz der tridentiner Kirchenversammlung, wie überhaupt in einer Verordnung der katholischen Kirche, welche fordert, dass jeder katholische Christ bei Strafe der Excommunication während der Fasten beichten und das Abendmahl geniessen solle. Diesem Befehle während der Fasten nachkommen, heisst seine Ostern machen. Frz.: Il faut faire carême-prenant avec sa femme et Pâques avec son curé. (Leroux, I, 64; Lendroy, 271.) Holl.: Men moet vastenavond met zijne vrouw, en paschen met zijn pastoor houden. (Harrebomée, II, 361.) 10 Gibt es an Fastnacht viel Sterne, legen die Hennen gerne. (Kreuznach.) – Boebel, 58. 11 Grüne Fastnacht, weisse Ostern. – Boebel, 57; Simrock, 2282; Eiselein, 161. 12 Halt so fassnacht, dass du eine gute Ostern haben mögest. – Henisch, 1016; Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 8; Eiselein, 161; Sailer, 234; Simrock, 2282a. 13 In der Fastnacht ist alles erlaubt. Frz.: A caresme-prenant et en vendange trois propos sont de licence. (Leroux, I, 59.) 14 Keine Fastnacht ist ohne Narren. 15 Kurze Fastnacht, lange Fasten. – Eiselein, 161; Kirchhofer, 132.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [469]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/497>, abgerufen am 29.03.2024.