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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] bemerkt wird. Erzählt nun jemand eine unglaubliche Geschichte, so zieht einer der Gäste unbemerkt an dem Haar, infolge dessen die Glocke klingelt und der Fuchsschwanz wedelt. Nach dieser Herleitung wird "mit dem Fuchsschwanz läuten" soviel heissen als: aufschneiden, grosssprechen, lügen.

*21 Mit dem Fuchsschwanz malen. - Körte, 1680.

*22 Mit dem fuchsschwantz wadlen. - Franck, I, 27a u. 48a; Eyering, III, 233; Schottel, 1123b.

*23 Mit einem Fuchsschwantz darüber herstreichen. - Chemnitius, I, 585.

*24 Sich mit einem Fuchsschwanze peitschen (geiseln).

Von einem Heiligen, der es mit der Kreuzigung seines Fleisches nicht übertreibt, sagen auch die Franzosen: Il se donne la discipline avec une queue de renard. (Kritzinger, 600.)


Fuchsschwänzen.

1 Dass Fuchssschwentzen kann man nicht straffen, dann niemand klagt darvber. - Lehmann, 382, 14.

*2 Er weiss zu fuchsschwänzen.

Die sprichwörtlichen Ausdrücke Fuchsschwänzen und Fuchsschwänzer kommen häufig bei Moscherosch, Alamode Kehraus vor. (Dr. Schiller's Ms.)

Lat.: Caudam jactare popello (Philippi, I, 76.)


Fuchsschwänzer.

1 Der Fuchsschwänzer trägt das Wasser in der einen und das Feuer in der andern Hand.

Frz.: Le flatteur porte l'eau en une main et le feu en l'autre. (Kritzinger, 318.)

2 Die Fuchsschwentzer fressen ihrer Herren koth, wie des Dionisii hund seinen Speichel. - Welt und Zeit, V, 92, 80.

Dieser Ausspruch wird dem Kurfürsten Moritz von Sachsen zugeschrieben.

3 Einem Fuchsschwänzer ist nicht zu trauen.

Lat.: Cassa fide sunt, qui jugiter blandiuntur. (Philippi, I, 74.)

4 Einen fuchsschwäntzer spürt man an seinem liebkosen. - Henisch, 1273.

5 Fuchsschwäntzer können sich zukauffen beyden Herrn. - Henisch, 1273, 49.

6 Fuchsschwänzer, Säufer und Jäger sind die Liebsten beim Hofeläger.

7 Fuchsschwänzer wissen überall wohlfeil zu Gevattern zu sein.

Gevattern dieser Art nennt man in Schlesien Fressgevattern.

Dän.: God til at staae fadder, thi da siges ja til alting. (Prov. dan., 209.)

8 Fuchsschwentzer sind den Herren lieb, stelen doch mehr dann andre dieb. - Gruter, III, 40; Lehmann, II, 178, 58; Simrock, 2896; Körte, 1682.

9 Fuchssschwentzer sind freundliche Feindt. - Lehmann, 382, 10.

Scaliger nannte sie "böse Maler, die den Sachen ein ander Farb und Gestalt geben, als sie an sich selbst haben." (Zinkgref, III, 139.)

10 Wer am meisten vor Fuchsschwänzern warnt, ist am ersten von ihnen umgarnt.

11 Wer Fuchsschwänzern Audienz gibt, bei dem kann die Wahrheit nicht einkehren.

Dän.: Fuksvandsers elskere er sandheds hadere. (Prov. dan., 209.)

*12 Er ist ein Fuchsschwänzer. - Sandvoss, 308.

Die Dänen haben für Fuchsschwänzer noch die verwandten Bezeichnungen: Augenschalk, Augentröpfler, Augendrücker, Augendiener, Ohrenpfeifer, Ohrwurm, Tellerlecker, Schüsselfreund. (Prov. dan., 209.)


Fuchsschweif.

Aus dem Fuchs-Schweiff kan man Saile machen, die Klugheit mir zu binden. - Sutor, 722.


Fuchsstreich.

* Das war ein Fuchsstreich.

Holl.: Het zijn vossen streken. (Harrebomee, II, 407.)


Fuchswild.

* Er ist fuchswild (auch: fuchsteufelswild). - Baumgarten, 77.

Im höchsten Grade zornig, wild wie ein gefangener Fuchs. (Vgl. Frommann, III, 185, 42; Stalder, I, 401; Tobler, 197; Schmeller, I, 508.)


Fuchswildhaube.

* D' Fuchswildhaub'n afhab'n. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 77.

In leidenschaftlicher Aufregung, fuchswild sein.


[Spaltenumbruch]
Fuchszahn.

Fuchszähne sind so schlimm wie Wolfszähne. - Scheidemünze, I, 1196.


Fuchtel.

*1 Eine wilde Fuchtel sein.

Ein wildes, freches Frauenzimmer.

*2 Einen unter der Fuchtel haben.

In strenger Zucht.

*3 Heraus mit der Fuchtel. (Rottenburg.)

D. h. mit der Sprache, mit der Farbe.


Fuder.

1 Einem Fuder schöner Worte fehlt zur kleinsten That die Pforte.

*2 Ich hab' ein ganzes Fuder und noch eine Schleppe. (Schles.)

Wird gebraucht, um einen grossen Vorrath an etwas, gewöhnlich von Aerger, Verdruss, Unannehmlichkeit u. dgl. zu bezeichnen.


Fudikan.

*1 Dat is 'n aischen Fudikan. - Danneil, 58.

Das ist ein arges Versehen.

*2 Du bist 'n Fudikan. (Altmark.) - Danneil, 58.

Von einem Menschen, der etwas Unpassendes, sittlich Unreines thut; zusammengezogen aus Pfui (fu) di (dik) an.


Fuern.

* Es fueret1 ke Dingeli. - Tobler, 206.

1) Fuern = nähren; Fuera = die Nahrung, Speise und Trank; fuerig = nahrhaft. - Das Geschäft nährt nicht ein bischen, wirft nicht den geringsten Ertrag ab.


Fuet.

* Du gies de Fuet1 wiäch vn schiss dör de Ribben. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 84, 62.

1) Der Hintere, Steiss. (S. Fot.) (Frommann, III, 262.) - Von jemand, der gar zu freigebig ist.


Fug.

1 Der fug bricht vnd macht den krug. - Franck, I, 84b; Henisch, 1278; Gruter, I, 15; Petri, II, 88; Simrock, 2898; Körte, 1683.

Wenn es sich einmal glücklich gefügt hat, so ist der Krug fertig, und, in der Hand warm geworden, kann man ihn nicht wieder lassen, bis er gebrochen ist.

2 Wann kombt Hans Fug, so siehe vnd lug, thu ihm genug. - Fischart, Gesch.; Gruter, III, 96; Lehmann, II, 862, 30; Körte, 1684.

*3 Der ist (nicht) unsers Fugs. - Kirchhofer, 76; Eiselein, 194.

Ist von oder ist nicht von unserer Partei. Kirchhofer stellt die Frage auf, ob dies Sprichwort wol von dem schwäbischen Ritter Fug von Bergfelden herrühre, der ums Jahr 1460 lebte und Mitglied des westfälischen Femgerichts war. Henisch (1277) sagt zur Erklärung: Der reimbt sich nicht daher, nihil graculo cum fidibus.

*4 Fug vnd recht haben. - Mathesy, 107b; Sandvoss, 309.

*5 Hä hät keine räächte Fuck derzo. (Köln.) - Firmenich, I, 477, 269.


Fuge.

* Aus den Fugen kommen.

Aus der Ordnung, aus seinem Bestande.


Fügen.

1 Es fügt sich wol, was sein soll.

2 Im wol fügen ist die Kunst gelegen. - Henisch, 1278.

Lat.: Caput artis est, dicere quid facias.

3 Was einem fügt (wohl bekommt), das schadet dem andern. - Henisch, 1278; Lehmann, II, 833, 127.

4 Wer kans fügen nach eines jeden genügen. - Henisch, 1278.

*5 Dem fügt's auch. (Bremen.)

Es gelingt ihm.

*6 Es muss sich fiegen wie ein Sichl in ein Degenscheid. - Sutor, 265.

Lat.: Si rota defuerit, tu pede carpe viam. (Sutor, 265.)


Fugger.

* Er würd' eines Fugger's Gut verwüsten.

Bezieht sich auf die von dem Webermeister Johannes Fugger in Gögingen bei Augsburg abstammende, zu ausserordentlichem Reichthum gelangte Weberfamilie, aus der Fürsten- und Grafengeschlechter hervorgegangen sind. Der Sohn des Genannten, ebenfalls Johannes, liess sich im Jahre 1370 in Augsburg nieder und legte den Grund zu dem sprichwörtlich gewordenen Vermögen seiner Nachkommen, die mehrern deutschen Kaisern für damalige Zeit bedeutende Darlehen machten und noch jetzt in mehrern Grafen- und Fürstengeschlechtern fortleben. (Vgl. die Artikel Fugger in Brockhaus' Conversations-Lexikon und in Pierer's Universal-Lexikon.) Als Kaiser Karl V. in Paris war, machte ihn der französische König auf die Schätze der dortigen Gold- und Silberarbeiter aufmerksam und sagte, "dass dieses allein eines Königreichs

[Spaltenumbruch] bemerkt wird. Erzählt nun jemand eine unglaubliche Geschichte, so zieht einer der Gäste unbemerkt an dem Haar, infolge dessen die Glocke klingelt und der Fuchsschwanz wedelt. Nach dieser Herleitung wird „mit dem Fuchsschwanz läuten“ soviel heissen als: aufschneiden, grosssprechen, lügen.

*21 Mit dem Fuchsschwanz malen.Körte, 1680.

*22 Mit dem fuchsschwantz wadlen.Franck, I, 27a u. 48a; Eyering, III, 233; Schottel, 1123b.

*23 Mit einem Fuchsschwantz darüber herstreichen.Chemnitius, I, 585.

*24 Sich mit einem Fuchsschwanze peitschen (geiseln).

Von einem Heiligen, der es mit der Kreuzigung seines Fleisches nicht übertreibt, sagen auch die Franzosen: Il se donne la discipline avec une queue de renard. (Kritzinger, 600.)


Fuchsschwänzen.

1 Dass Fuchssschwentzen kann man nicht straffen, dann niemand klagt darvber.Lehmann, 382, 14.

*2 Er weiss zu fuchsschwänzen.

Die sprichwörtlichen Ausdrücke Fuchsschwänzen und Fuchsschwänzer kommen häufig bei Moscherosch, Alamode Kehraus vor. (Dr. Schiller's Ms.)

Lat.: Caudam jactare popello (Philippi, I, 76.)


Fuchsschwänzer.

1 Der Fuchsschwänzer trägt das Wasser in der einen und das Feuer in der andern Hand.

Frz.: Le flatteur porte l'eau en une main et le feu en l'autre. (Kritzinger, 318.)

2 Die Fuchsschwentzer fressen ihrer Herren koth, wie des Dionisii hund seinen Speichel.Welt und Zeit, V, 92, 80.

Dieser Ausspruch wird dem Kurfürsten Moritz von Sachsen zugeschrieben.

3 Einem Fuchsschwänzer ist nicht zu trauen.

Lat.: Cassa fide sunt, qui jugiter blandiuntur. (Philippi, I, 74.)

4 Einen fuchsschwäntzer spürt man an seinem liebkosen.Henisch, 1273.

5 Fuchsschwäntzer können sich zukauffen beyden Herrn.Henisch, 1273, 49.

6 Fuchsschwänzer, Säufer und Jäger sind die Liebsten beim Hofeläger.

7 Fuchsschwänzer wissen überall wohlfeil zu Gevattern zu sein.

Gevattern dieser Art nennt man in Schlesien Fressgevattern.

Dän.: God til at staae fadder, thi da siges ja til alting. (Prov. dan., 209.)

8 Fuchsschwentzer sind den Herren lieb, stelen doch mehr dann andre dieb.Gruter, III, 40; Lehmann, II, 178, 58; Simrock, 2896; Körte, 1682.

9 Fuchssschwentzer sind freundliche Feindt.Lehmann, 382, 10.

Scaliger nannte sie „böse Maler, die den Sachen ein ander Farb und Gestalt geben, als sie an sich selbst haben.“ (Zinkgref, III, 139.)

10 Wer am meisten vor Fuchsschwänzern warnt, ist am ersten von ihnen umgarnt.

11 Wer Fuchsschwänzern Audienz gibt, bei dem kann die Wahrheit nicht einkehren.

Dän.: Fuksvandsers elskere er sandheds hadere. (Prov. dan., 209.)

*12 Er ist ein Fuchsschwänzer.Sandvoss, 308.

Die Dänen haben für Fuchsschwänzer noch die verwandten Bezeichnungen: Augenschalk, Augentröpfler, Augendrücker, Augendiener, Ohrenpfeifer, Ohrwurm, Tellerlecker, Schüsselfreund. (Prov. dan., 209.)


Fuchsschweif.

Aus dem Fuchs-Schweiff kan man Saile machen, die Klugheit mir zu binden.Sutor, 722.


Fuchsstreich.

* Das war ein Fuchsstreich.

Holl.: Het zijn vossen streken. (Harrebomée, II, 407.)


Fuchswild.

* Er ist fuchswild (auch: fuchsteufelswild).Baumgarten, 77.

Im höchsten Grade zornig, wild wie ein gefangener Fuchs. (Vgl. Frommann, III, 185, 42; Stalder, I, 401; Tobler, 197; Schmeller, I, 508.)


Fuchswildhaube.

* D' Fuchswildhaub'n afhab'n. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 77.

In leidenschaftlicher Aufregung, fuchswild sein.


[Spaltenumbruch]
Fuchszahn.

Fuchszähne sind so schlimm wie Wolfszähne.Scheidemünze, I, 1196.


Fuchtel.

*1 Eine wilde Fuchtel sein.

Ein wildes, freches Frauenzimmer.

*2 Einen unter der Fuchtel haben.

In strenger Zucht.

*3 Heraus mit der Fuchtel. (Rottenburg.)

D. h. mit der Sprache, mit der Farbe.


Fuder.

1 Einem Fuder schöner Worte fehlt zur kleinsten That die Pforte.

*2 Ich hab' ein ganzes Fuder und noch eine Schleppe. (Schles.)

Wird gebraucht, um einen grossen Vorrath an etwas, gewöhnlich von Aerger, Verdruss, Unannehmlichkeit u. dgl. zu bezeichnen.


Fudikan.

*1 Dat is 'n aischen Fudikan.Danneil, 58.

Das ist ein arges Versehen.

*2 Du bist 'n Fudikan. (Altmark.) – Danneil, 58.

Von einem Menschen, der etwas Unpassendes, sittlich Unreines thut; zusammengezogen aus Pfui (fu) di (dik) an.


Fuern.

* Es fueret1 ke Dingeli.Tobler, 206.

1) Fuern = nähren; Fuera = die Nahrung, Speise und Trank; fuerig = nahrhaft. – Das Geschäft nährt nicht ein bischen, wirft nicht den geringsten Ertrag ab.


Fuet.

* Du gies de Fuet1 wiäch vn schiss dör de Ribben. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 84, 62.

1) Der Hintere, Steiss. (S. Fot.) (Frommann, III, 262.) – Von jemand, der gar zu freigebig ist.


Fug.

1 Der fug bricht vnd macht den krug.Franck, I, 84b; Henisch, 1278; Gruter, I, 15; Petri, II, 88; Simrock, 2898; Körte, 1683.

Wenn es sich einmal glücklich gefügt hat, so ist der Krug fertig, und, in der Hand warm geworden, kann man ihn nicht wieder lassen, bis er gebrochen ist.

2 Wann kombt Hans Fug, so siehe vnd lug, thu ihm genug.Fischart, Gesch.; Gruter, III, 96; Lehmann, II, 862, 30; Körte, 1684.

*3 Der ist (nicht) unsers Fugs.Kirchhofer, 76; Eiselein, 194.

Ist von oder ist nicht von unserer Partei. Kirchhofer stellt die Frage auf, ob dies Sprichwort wol von dem schwäbischen Ritter Fug von Bergfelden herrühre, der ums Jahr 1460 lebte und Mitglied des westfälischen Femgerichts war. Henisch (1277) sagt zur Erklärung: Der reimbt sich nicht daher, nihil graculo cum fidibus.

*4 Fug vnd recht haben.Mathesy, 107b; Sandvoss, 309.

*5 Hä hät keine räächte Fuck derzo. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 269.


Fuge.

* Aus den Fugen kommen.

Aus der Ordnung, aus seinem Bestande.


Fügen.

1 Es fügt sich wol, was sein soll.

2 Im wol fügen ist die Kunst gelegen.Henisch, 1278.

Lat.: Caput artis est, dicere quid facias.

3 Was einem fügt (wohl bekommt), das schadet dem andern.Henisch, 1278; Lehmann, II, 833, 127.

4 Wer kans fügen nach eines jeden genügen.Henisch, 1278.

*5 Dem fügt's auch. (Bremen.)

Es gelingt ihm.

*6 Es muss sich fiegen wie ein Sichl in ein Degenscheid.Sutor, 265.

Lat.: Si rota defuerit, tu pede carpe viam. (Sutor, 265.)


Fugger.

* Er würd' eines Fugger's Gut verwüsten.

Bezieht sich auf die von dem Webermeister Johannes Fugger in Gögingen bei Augsburg abstammende, zu ausserordentlichem Reichthum gelangte Weberfamilie, aus der Fürsten- und Grafengeschlechter hervorgegangen sind. Der Sohn des Genannten, ebenfalls Johannes, liess sich im Jahre 1370 in Augsburg nieder und legte den Grund zu dem sprichwörtlich gewordenen Vermögen seiner Nachkommen, die mehrern deutschen Kaisern für damalige Zeit bedeutende Darlehen machten und noch jetzt in mehrern Grafen- und Fürstengeschlechtern fortleben. (Vgl. die Artikel Fugger in Brockhaus' Conversations-Lexikon und in Pierer's Universal-Lexikon.) Als Kaiser Karl V. in Paris war, machte ihn der französische König auf die Schätze der dortigen Gold- und Silberarbeiter aufmerksam und sagte, „dass dieses allein eines Königreichs

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[[631]/0659] bemerkt wird. Erzählt nun jemand eine unglaubliche Geschichte, so zieht einer der Gäste unbemerkt an dem Haar, infolge dessen die Glocke klingelt und der Fuchsschwanz wedelt. Nach dieser Herleitung wird „mit dem Fuchsschwanz läuten“ soviel heissen als: aufschneiden, grosssprechen, lügen. *21 Mit dem Fuchsschwanz malen. – Körte, 1680. *22 Mit dem fuchsschwantz wadlen. – Franck, I, 27a u. 48a; Eyering, III, 233; Schottel, 1123b. *23 Mit einem Fuchsschwantz darüber herstreichen. – Chemnitius, I, 585. *24 Sich mit einem Fuchsschwanze peitschen (geiseln). Von einem Heiligen, der es mit der Kreuzigung seines Fleisches nicht übertreibt, sagen auch die Franzosen: Il se donne la discipline avec une queue de renard. (Kritzinger, 600.) Fuchsschwänzen. 1 Dass Fuchssschwentzen kann man nicht straffen, dann niemand klagt darvber. – Lehmann, 382, 14. *2 Er weiss zu fuchsschwänzen. Die sprichwörtlichen Ausdrücke Fuchsschwänzen und Fuchsschwänzer kommen häufig bei Moscherosch, Alamode Kehraus vor. (Dr. Schiller's Ms.) Lat.: Caudam jactare popello (Philippi, I, 76.) Fuchsschwänzer. 1 Der Fuchsschwänzer trägt das Wasser in der einen und das Feuer in der andern Hand. Frz.: Le flatteur porte l'eau en une main et le feu en l'autre. (Kritzinger, 318.) 2 Die Fuchsschwentzer fressen ihrer Herren koth, wie des Dionisii hund seinen Speichel. – Welt und Zeit, V, 92, 80. Dieser Ausspruch wird dem Kurfürsten Moritz von Sachsen zugeschrieben. 3 Einem Fuchsschwänzer ist nicht zu trauen. Lat.: Cassa fide sunt, qui jugiter blandiuntur. (Philippi, I, 74.) 4 Einen fuchsschwäntzer spürt man an seinem liebkosen. – Henisch, 1273. 5 Fuchsschwäntzer können sich zukauffen beyden Herrn. – Henisch, 1273, 49. 6 Fuchsschwänzer, Säufer und Jäger sind die Liebsten beim Hofeläger. 7 Fuchsschwänzer wissen überall wohlfeil zu Gevattern zu sein. Gevattern dieser Art nennt man in Schlesien Fressgevattern. Dän.: God til at staae fadder, thi da siges ja til alting. (Prov. dan., 209.) 8 Fuchsschwentzer sind den Herren lieb, stelen doch mehr dann andre dieb. – Gruter, III, 40; Lehmann, II, 178, 58; Simrock, 2896; Körte, 1682. 9 Fuchssschwentzer sind freundliche Feindt. – Lehmann, 382, 10. Scaliger nannte sie „böse Maler, die den Sachen ein ander Farb und Gestalt geben, als sie an sich selbst haben.“ (Zinkgref, III, 139.) 10 Wer am meisten vor Fuchsschwänzern warnt, ist am ersten von ihnen umgarnt. 11 Wer Fuchsschwänzern Audienz gibt, bei dem kann die Wahrheit nicht einkehren. Dän.: Fuksvandsers elskere er sandheds hadere. (Prov. dan., 209.) *12 Er ist ein Fuchsschwänzer. – Sandvoss, 308. Die Dänen haben für Fuchsschwänzer noch die verwandten Bezeichnungen: Augenschalk, Augentröpfler, Augendrücker, Augendiener, Ohrenpfeifer, Ohrwurm, Tellerlecker, Schüsselfreund. (Prov. dan., 209.) Fuchsschweif. Aus dem Fuchs-Schweiff kan man Saile machen, die Klugheit mir zu binden. – Sutor, 722. Fuchsstreich. * Das war ein Fuchsstreich. Holl.: Het zijn vossen streken. (Harrebomée, II, 407.) Fuchswild. * Er ist fuchswild (auch: fuchsteufelswild). – Baumgarten, 77. Im höchsten Grade zornig, wild wie ein gefangener Fuchs. (Vgl. Frommann, III, 185, 42; Stalder, I, 401; Tobler, 197; Schmeller, I, 508.) Fuchswildhaube. * D' Fuchswildhaub'n afhab'n. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 77. In leidenschaftlicher Aufregung, fuchswild sein. Fuchszahn. Fuchszähne sind so schlimm wie Wolfszähne. – Scheidemünze, I, 1196. Fuchtel. *1 Eine wilde Fuchtel sein. Ein wildes, freches Frauenzimmer. *2 Einen unter der Fuchtel haben. In strenger Zucht. *3 Heraus mit der Fuchtel. (Rottenburg.) D. h. mit der Sprache, mit der Farbe. Fuder. 1 Einem Fuder schöner Worte fehlt zur kleinsten That die Pforte. *2 Ich hab' ein ganzes Fuder und noch eine Schleppe. (Schles.) Wird gebraucht, um einen grossen Vorrath an etwas, gewöhnlich von Aerger, Verdruss, Unannehmlichkeit u. dgl. zu bezeichnen. Fudikan. *1 Dat is 'n aischen Fudikan. – Danneil, 58. Das ist ein arges Versehen. *2 Du bist 'n Fudikan. (Altmark.) – Danneil, 58. Von einem Menschen, der etwas Unpassendes, sittlich Unreines thut; zusammengezogen aus Pfui (fu) di (dik) an. Fuern. * Es fueret1 ke Dingeli. – Tobler, 206. 1) Fuern = nähren; Fuera = die Nahrung, Speise und Trank; fuerig = nahrhaft. – Das Geschäft nährt nicht ein bischen, wirft nicht den geringsten Ertrag ab. Fuet. * Du gies de Fuet1 wiäch vn schiss dör de Ribben. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 84, 62. 1) Der Hintere, Steiss. (S. Fot.) (Frommann, III, 262.) – Von jemand, der gar zu freigebig ist. Fug. 1 Der fug bricht vnd macht den krug. – Franck, I, 84b; Henisch, 1278; Gruter, I, 15; Petri, II, 88; Simrock, 2898; Körte, 1683. Wenn es sich einmal glücklich gefügt hat, so ist der Krug fertig, und, in der Hand warm geworden, kann man ihn nicht wieder lassen, bis er gebrochen ist. 2 Wann kombt Hans Fug, so siehe vnd lug, thu ihm genug. – Fischart, Gesch.; Gruter, III, 96; Lehmann, II, 862, 30; Körte, 1684. *3 Der ist (nicht) unsers Fugs. – Kirchhofer, 76; Eiselein, 194. Ist von oder ist nicht von unserer Partei. Kirchhofer stellt die Frage auf, ob dies Sprichwort wol von dem schwäbischen Ritter Fug von Bergfelden herrühre, der ums Jahr 1460 lebte und Mitglied des westfälischen Femgerichts war. Henisch (1277) sagt zur Erklärung: Der reimbt sich nicht daher, nihil graculo cum fidibus. *4 Fug vnd recht haben. – Mathesy, 107b; Sandvoss, 309. *5 Hä hät keine räächte Fuck derzo. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 269. Fuge. * Aus den Fugen kommen. Aus der Ordnung, aus seinem Bestande. Fügen. 1 Es fügt sich wol, was sein soll. 2 Im wol fügen ist die Kunst gelegen. – Henisch, 1278. Lat.: Caput artis est, dicere quid facias. 3 Was einem fügt (wohl bekommt), das schadet dem andern. – Henisch, 1278; Lehmann, II, 833, 127. 4 Wer kans fügen nach eines jeden genügen. – Henisch, 1278. *5 Dem fügt's auch. (Bremen.) Es gelingt ihm. *6 Es muss sich fiegen wie ein Sichl in ein Degenscheid. – Sutor, 265. Lat.: Si rota defuerit, tu pede carpe viam. (Sutor, 265.) Fugger. * Er würd' eines Fugger's Gut verwüsten. Bezieht sich auf die von dem Webermeister Johannes Fugger in Gögingen bei Augsburg abstammende, zu ausserordentlichem Reichthum gelangte Weberfamilie, aus der Fürsten- und Grafengeschlechter hervorgegangen sind. Der Sohn des Genannten, ebenfalls Johannes, liess sich im Jahre 1370 in Augsburg nieder und legte den Grund zu dem sprichwörtlich gewordenen Vermögen seiner Nachkommen, die mehrern deutschen Kaisern für damalige Zeit bedeutende Darlehen machten und noch jetzt in mehrern Grafen- und Fürstengeschlechtern fortleben. (Vgl. die Artikel Fugger in Brockhaus' Conversations-Lexikon und in Pierer's Universal-Lexikon.) Als Kaiser Karl V. in Paris war, machte ihn der französische König auf die Schätze der dortigen Gold- und Silberarbeiter aufmerksam und sagte, „dass dieses allein eines Königreichs

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [631]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/659>, abgerufen am 20.04.2024.