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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 186 Wer mit Fürsten will essen aus Einer Schüssel, verbrennt sich gar leicht den Rüssel.

Ueber den Umgang mit Fürsten sagt ein indisches Sprichwort: Wer sich einschifft, begibt sich in grosse Gefahr, in grössere aber noch, wer mit Fürsten verkehrt. (Cahier, 2344.) Und ein hebräisches: Liebe die Arbeit, fliehe hohe Würden und mache keine Bekanntschaft mit Fürsten. (Cahier, 2490.)

Mhd.: Swer mit gemache gerne sei, der wone den fürsten selten bei. (Renner.) (Zingerle, 49.)

187 Wie der Fürst, also das Volk (die Hofleut). - Henisch, 1311; Eiselein, 197.

Lat.: Regis ad exemplum totus componitur orbis. (Eiselein, 197.)

188 Wie der Fürst, so der Unterthan. - Parömiakon, 2588.

It.: Tal prencipe, tali sudditi. (Pazzaglia, 304, 9.)

189 Wie der Fürst, so ist der Graff, vnnd wie der Hirt, so sein die schaf. - Eyering, III, 555.

190 Wie der Fürst, so seine Räthe.

It.: A re malvagio consiglier peggiore. (Pazzaglia, 64, 8.)

191 Wie die Fürsten geigen, so müssen die Unterthanen tanzen. - Bohn I, 175.

192 Wo der Fürst ist ein Kind, hat Räth die weites gewissen sind, Hoffleut, die ohn Gottsfurcht leben, Priester, so böss Exempel geben, ein vnerfahren Ritterschafft, Richter, der kein vbel strafft, derselb sein Land vnd Leut verderbt vnd sein Vorfahren verunehrt. - Gruter, III, 116; Lehmann, II, 883, 315.

193 Zu der Fürsten Gastgebot gibt der Bauer Wein und Brot.


Fürsten.

* Er fürstete die Bürstenbinder und bürstete die Fürstenkinder. - Eiselein, 199; Braun, II, 446.

Der Volkswitz von Napoleon I.

Lat.: Erigit de stercore pauperem, ut collocet cum principibus. (Eiselein, 199.)


Fürstenblut.

Fürstenblut geb böss würst; es will nicht beyeinander bleiben. - Pauli, Schimpf, XXVIIa; Eiselein, 199.


Fürstenbrief.

1 Fürsten Brieffe sind dunckel zu lesen. - Petri, II, 322; Henisch, 768.

2 Fürsten Brieffe sol man dreymal lesen. - Petri, II, 322; Zinkgref, I, 119; Graf, 28, 19.

Ein Ausspruch Friedrich's des Weisen von Sachsen.


Fürstendank.

Fürstendank ist krank.

Ein Beispiel von "Fürstendank" findet sich in der Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 493, S. 2751. Ein sächsischer General-Steuerkassenrendant hatte aus Anhänglichkeit für seinen König, der nach der Schlacht von Leipzig im Jahre 1813 als Verbündeter Napoleon's sein Land verlassen musste, ein paar Millionen Thaler für denselben beiseitegebracht, und übergab ihm diese, als der König 1815 wieder zurückkehrte. Als Belohnung für diese "eigenmächtige Handlung" erhielt er auf Anrathen des Ministers von Zeschwitz einen Verweis. An diesem Danke starb er ein Jahr später.


Fürstenfehde.

Fürstenfehde hat Sinn. - Graf, 529, 341; Bodmann, Rheingauische Alterthümer (Mainz 1819), 279.

Um zu sagen, dass die Kämpfe der Fürsten zum Schutze des Landes gegen die Feinde desselben berechtigt sind. Fürstenfehde ist keine Bubenfehde; diese hat keinen guten Grund, wie das Sprichwort sagt. (Vgl. Graf, 42, 139.)


Fürstenfurcht.

Je mehr Fürstenfurcht, je weniger Gottesfurcht.


Fürstengnade.

Fürstengnade hat kürzern Athem als eine Made.


Fürstengunst.

1 Fürstengunst, Aprilenwetter, Frauenlieb und Rosenblätter, Würfelspiel und Kartenglück wechseln jeden Augenblick. (S. König u. Regent.) - Boebel, 88; Simrock, 2945; Körte, 1712; Braun, I, 603; Lohrengel, 294.

2 Fürstengunst, blauer Dunst.

3 Fürstengunst, Frauenlieb und Rosenblätter sind wie das Aprilwetter. - Sailer, 79.

Die Veränderlichkeit der Frau charakterisiren die Araber durch das Sprichwort: Du vereinigst in dir (o Frau) Betrug und Laune. Die Neger in Surinam sagen zu ihr: Kaum siehst du ein neues Welschkorn, so wirfst du das alte weg. (Reinsberg I, 32.) Und die Bergamasken haben das Wort: Wer Wasser behacken [Spaltenumbruch] und auf dem Rücken durch die Strasse schleppen will, oder hofft den Wind mit Decken zu fangen, der mag seine Hoffnung auf das Herz einer Frau setzen. (Reinsberg I, 33.)

4 Fürstengunst ist ein nothwendiges Uebel.

Homer sagt von einem, der sich viel auf Fürstengunst einbildet: "Er macht sich gross, dass er aus der Flut des unendlichen Meeres selbst wider Willen der Götter hervortauchen werde."

5 Fürstengunst und Glas, wie schnell bricht das.

6 Wer Fürstengunst behalten will, der muss thun wie die Beeren, vnnd Trawen, wann es schön wetter ist. - Lehmann, 944, 50.


Fürstenhandlung.

Fürstenhandlungen sind vber gemeinen verstand. - Lehmann, 674, 180.


Fürstenhass.

Fürstenhass und Schierlingssaft sind eine gefährliche Kost.

Frz.: Haine de prince signifie mort d'homme. (Leroux, II, 71.)


Fürstenkoch.

* Er geb einen guten Fürstenkoch. - Franck, II, 101a.

Der gibt, wenn's ihm nichts kostet, und gastfrei ist aus fremder Tasche.


Fürstenliebe.

Fürstenliebe brennt zu Asche.

Gefahren der Fürstennähe.


Fürstensuppe.

Wer Fürstensuppe isst, kann sich leicht das Maul verbrennen.

Die Türken sagen: Wer des Sultans Suppe isst, verbrennt sich die Lippen früh oder spät.


Fürstenthum.

Alle Fürstenthümer des Reichs sind Dienstämter des Kaisers. - Graf, 487, 29.

Der Kaiser war der einzige wahre Herrscher im Deutschen Reiche, alle Herzoge und Landeshäupter waren seine Befehlshaber und alle Länder seine Dienstämter.

Mhd.: Alle furstentume sint dinstampte des keisers. (Endemann, Das Kaiserrecht, nach der Handschrift von 1372, Kassel 1846, III, 6, 192.)


Fürstenwort.

1 Ein Fürstenwort soll heilig sein.

Mhd.: Des konigs red sei idermann genug. (Fastnachtspiele, 527, 12.)

2 Fürsten vnnd Jungfrawen Wort soll man fleissig erwegen. - Petri, II, 322; Henisch, 1310.


Fürstin.

1 Was soll einer nackten Fürstin ein Schleppenträger.

*2 Se dorf sich kehne Fürsten schamen, wenn se glech bem Kaiser sitze.

Sie ist so schön, sie könnte als Fürstin neben der Kaiserin sitzen. In der Mundart der breslauer Kräuterer. Unter der breslauer Kräuterei versteht man den ganzen District vor dem Schweidnitzer Thor, der in die Grosse und Kleine Kräuterei eingetheilt, die Gemeinden der Angerhäusler, Neudorf, Lehmgruben, Huben, Gabitz und Tscheppin, dann Gräbischen, Krietern, Kleeburg, Heerdamm und Dürrjentsch in sich begriff und, soweit sich derselbe im Laufe der Zeit durch die Ausdehnung der Stadt nicht mit derselben verschmolzen hat, noch in sich begreift. Man hat angenommen, dass die Einwohner dieses Bezirks sächsischen Ursprungs und aus der Gegend von Altenburg im 13. Jahrhundert hier eingewandert sind. (Vgl. Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800, S. 463.)


Furt.

1 Am Furt des Flusses zeigt sich der Kalit. - Burckhardt, 416.

Es gibt Gelegenheiten, bei denen sich die bösen Eigenschaften eines Menschen von selbst verrathen. Kalit ist eine Person, die an gewissen Geschwülsten leidet, welche in Kairo sehr häufig sind. Wenn nun die Bauern den Fluss durchwaten, heben sie ihr Gewand auf und die Geschwulst wird sichtbar.

2 Die Furt gehört allen Leuten. - Graf, 510, 170.

3 Man muss die Furt nicht eher loben, bis man hindurch ist.

4 Wer durch die Furt gegangen ist, weiss wie tief sie ist.

It.: Chi ha passato il guado, sa quant' acqua tiene. (Bohn I, 82.)

5 Wer durch die Furt watet, muss das Kleid schürzen.

6 Wer durch die Furt will, darf das Waten nicht scheuen.

7 Wer nicht alle furt weiss, der soll nicht auss der Fuhrstrasse setzen. - Henisch, 1313.

[Spaltenumbruch] 186 Wer mit Fürsten will essen aus Einer Schüssel, verbrennt sich gar leicht den Rüssel.

Ueber den Umgang mit Fürsten sagt ein indisches Sprichwort: Wer sich einschifft, begibt sich in grosse Gefahr, in grössere aber noch, wer mit Fürsten verkehrt. (Cahier, 2344.) Und ein hebräisches: Liebe die Arbeit, fliehe hohe Würden und mache keine Bekanntschaft mit Fürsten. (Cahier, 2490.)

Mhd.: Swer mit gemache gerne sî, der wone den fürsten selten bî. (Renner.) (Zingerle, 49.)

187 Wie der Fürst, also das Volk (die Hofleut).Henisch, 1311; Eiselein, 197.

Lat.: Regis ad exemplum totus componitur orbis. (Eiselein, 197.)

188 Wie der Fürst, so der Unterthan.Parömiakon, 2588.

It.: Tal prencipe, tali sudditi. (Pazzaglia, 304, 9.)

189 Wie der Fürst, so ist der Graff, vnnd wie der Hirt, so sein die schaf.Eyering, III, 555.

190 Wie der Fürst, so seine Räthe.

It.: A rè malvagio consiglier peggiore. (Pazzaglia, 64, 8.)

191 Wie die Fürsten geigen, so müssen die Unterthanen tanzen.Bohn I, 175.

192 Wo der Fürst ist ein Kind, hat Räth die weites gewissen sind, Hoffleut, die ohn Gottsfurcht leben, Priester, so böss Exempel geben, ein vnerfahren Ritterschafft, Richter, der kein vbel strafft, derselb sein Land vnd Leut verderbt vnd sein Vorfahren verunehrt.Gruter, III, 116; Lehmann, II, 883, 315.

193 Zu der Fürsten Gastgebot gibt der Bauer Wein und Brot.


Fürsten.

* Er fürstete die Bürstenbinder und bürstete die Fürstenkinder.Eiselein, 199; Braun, II, 446.

Der Volkswitz von Napoleon I.

Lat.: Erigit de stercore pauperem, ut collocet cum principibus. (Eiselein, 199.)


Fürstenblut.

Fürstenblut geb böss würst; es will nicht beyeinander bleiben.Pauli, Schimpf, XXVIIa; Eiselein, 199.


Fürstenbrief.

1 Fürsten Brieffe sind dunckel zu lesen.Petri, II, 322; Henisch, 768.

2 Fürsten Brieffe sol man dreymal lesen.Petri, II, 322; Zinkgref, I, 119; Graf, 28, 19.

Ein Ausspruch Friedrich's des Weisen von Sachsen.


Fürstendank.

Fürstendank ist krank.

Ein Beispiel von „Fürstendank“ findet sich in der Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 493, S. 2751. Ein sächsischer General-Steuerkassenrendant hatte aus Anhänglichkeit für seinen König, der nach der Schlacht von Leipzig im Jahre 1813 als Verbündeter Napoleon's sein Land verlassen musste, ein paar Millionen Thaler für denselben beiseitegebracht, und übergab ihm diese, als der König 1815 wieder zurückkehrte. Als Belohnung für diese „eigenmächtige Handlung“ erhielt er auf Anrathen des Ministers von Zeschwitz einen Verweis. An diesem Danke starb er ein Jahr später.


Fürstenfehde.

Fürstenfehde hat Sinn.Graf, 529, 341; Bodmann, Rheingauische Alterthümer (Mainz 1819), 279.

Um zu sagen, dass die Kämpfe der Fürsten zum Schutze des Landes gegen die Feinde desselben berechtigt sind. Fürstenfehde ist keine Bubenfehde; diese hat keinen guten Grund, wie das Sprichwort sagt. (Vgl. Graf, 42, 139.)


Fürstenfurcht.

Je mehr Fürstenfurcht, je weniger Gottesfurcht.


Fürstengnade.

Fürstengnade hat kürzern Athem als eine Made.


Fürstengunst.

1 Fürstengunst, Aprilenwetter, Frauenlieb und Rosenblätter, Würfelspiel und Kartenglück wechseln jeden Augenblick. (S. König u. Regent.)Boebel, 88; Simrock, 2945; Körte, 1712; Braun, I, 603; Lohrengel, 294.

2 Fürstengunst, blauer Dunst.

3 Fürstengunst, Frauenlieb und Rosenblätter sind wie das Aprilwetter.Sailer, 79.

Die Veränderlichkeit der Frau charakterisiren die Araber durch das Sprichwort: Du vereinigst in dir (o Frau) Betrug und Laune. Die Neger in Surinam sagen zu ihr: Kaum siehst du ein neues Welschkorn, so wirfst du das alte weg. (Reinsberg I, 32.) Und die Bergamasken haben das Wort: Wer Wasser behacken [Spaltenumbruch] und auf dem Rücken durch die Strasse schleppen will, oder hofft den Wind mit Decken zu fangen, der mag seine Hoffnung auf das Herz einer Frau setzen. (Reinsberg I, 33.)

4 Fürstengunst ist ein nothwendiges Uebel.

Homer sagt von einem, der sich viel auf Fürstengunst einbildet: „Er macht sich gross, dass er aus der Flut des unendlichen Meeres selbst wider Willen der Götter hervortauchen werde.“

5 Fürstengunst und Glas, wie schnell bricht das.

6 Wer Fürstengunst behalten will, der muss thun wie die Beeren, vnnd Trawen, wann es schön wetter ist.Lehmann, 944, 50.


Fürstenhandlung.

Fürstenhandlungen sind vber gemeinen verstand.Lehmann, 674, 180.


Fürstenhass.

Fürstenhass und Schierlingssaft sind eine gefährliche Kost.

Frz.: Haine de prince signifie mort d'homme. (Leroux, II, 71.)


Fürstenkoch.

* Er geb einen guten Fürstenkoch.Franck, II, 101a.

Der gibt, wenn's ihm nichts kostet, und gastfrei ist aus fremder Tasche.


Fürstenliebe.

Fürstenliebe brennt zu Asche.

Gefahren der Fürstennähe.


Fürstensuppe.

Wer Fürstensuppe isst, kann sich leicht das Maul verbrennen.

Die Türken sagen: Wer des Sultans Suppe isst, verbrennt sich die Lippen früh oder spät.


Fürstenthum.

Alle Fürstenthümer des Reichs sind Dienstämter des Kaisers.Graf, 487, 29.

Der Kaiser war der einzige wahre Herrscher im Deutschen Reiche, alle Herzoge und Landeshäupter waren seine Befehlshaber und alle Länder seine Dienstämter.

Mhd.: Alle furstentume sint dinstampte des keisers. (Endemann, Das Kaiserrecht, nach der Handschrift von 1372, Kassel 1846, III, 6, 192.)


Fürstenwort.

1 Ein Fürstenwort soll heilig sein.

Mhd.: Des konigs red sei idermann genug. (Fastnachtspiele, 527, 12.)

2 Fürsten vnnd Jungfrawen Wort soll man fleissig erwegen.Petri, II, 322; Henisch, 1310.


Fürstin.

1 Was soll einer nackten Fürstin ein Schleppenträger.

*2 Se dorf sich kehne Fürsten schamen, wenn se glech bem Kaiser sitze.

Sie ist so schön, sie könnte als Fürstin neben der Kaiserin sitzen. In der Mundart der breslauer Kräuterer. Unter der breslauer Kräuterei versteht man den ganzen District vor dem Schweidnitzer Thor, der in die Grosse und Kleine Kräuterei eingetheilt, die Gemeinden der Angerhäusler, Neudorf, Lehmgruben, Huben, Gabitz und Tscheppin, dann Gräbischen, Krietern, Kleeburg, Heerdamm und Dürrjentsch in sich begriff und, soweit sich derselbe im Laufe der Zeit durch die Ausdehnung der Stadt nicht mit derselben verschmolzen hat, noch in sich begreift. Man hat angenommen, dass die Einwohner dieses Bezirks sächsischen Ursprungs und aus der Gegend von Altenburg im 13. Jahrhundert hier eingewandert sind. (Vgl. Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800, S. 463.)


Furt.

1 Am Furt des Flusses zeigt sich der Kalit.Burckhardt, 416.

Es gibt Gelegenheiten, bei denen sich die bösen Eigenschaften eines Menschen von selbst verrathen. Kalit ist eine Person, die an gewissen Geschwülsten leidet, welche in Kairo sehr häufig sind. Wenn nun die Bauern den Fluss durchwaten, heben sie ihr Gewand auf und die Geschwulst wird sichtbar.

2 Die Furt gehört allen Leuten.Graf, 510, 170.

3 Man muss die Furt nicht eher loben, bis man hindurch ist.

4 Wer durch die Furt gegangen ist, weiss wie tief sie ist.

It.: Chi ha passato il guado, sa quant' acqua tiene. (Bohn I, 82.)

5 Wer durch die Furt watet, muss das Kleid schürzen.

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[[646]/0674] 186 Wer mit Fürsten will essen aus Einer Schüssel, verbrennt sich gar leicht den Rüssel. Ueber den Umgang mit Fürsten sagt ein indisches Sprichwort: Wer sich einschifft, begibt sich in grosse Gefahr, in grössere aber noch, wer mit Fürsten verkehrt. (Cahier, 2344.) Und ein hebräisches: Liebe die Arbeit, fliehe hohe Würden und mache keine Bekanntschaft mit Fürsten. (Cahier, 2490.) Mhd.: Swer mit gemache gerne sî, der wone den fürsten selten bî. (Renner.) (Zingerle, 49.) 187 Wie der Fürst, also das Volk (die Hofleut). – Henisch, 1311; Eiselein, 197. Lat.: Regis ad exemplum totus componitur orbis. (Eiselein, 197.) 188 Wie der Fürst, so der Unterthan. – Parömiakon, 2588. It.: Tal prencipe, tali sudditi. (Pazzaglia, 304, 9.) 189 Wie der Fürst, so ist der Graff, vnnd wie der Hirt, so sein die schaf. – Eyering, III, 555. 190 Wie der Fürst, so seine Räthe. It.: A rè malvagio consiglier peggiore. (Pazzaglia, 64, 8.) 191 Wie die Fürsten geigen, so müssen die Unterthanen tanzen. – Bohn I, 175. 192 Wo der Fürst ist ein Kind, hat Räth die weites gewissen sind, Hoffleut, die ohn Gottsfurcht leben, Priester, so böss Exempel geben, ein vnerfahren Ritterschafft, Richter, der kein vbel strafft, derselb sein Land vnd Leut verderbt vnd sein Vorfahren verunehrt. – Gruter, III, 116; Lehmann, II, 883, 315. 193 Zu der Fürsten Gastgebot gibt der Bauer Wein und Brot. Fürsten. * Er fürstete die Bürstenbinder und bürstete die Fürstenkinder. – Eiselein, 199; Braun, II, 446. Der Volkswitz von Napoleon I. Lat.: Erigit de stercore pauperem, ut collocet cum principibus. (Eiselein, 199.) Fürstenblut. Fürstenblut geb böss würst; es will nicht beyeinander bleiben. – Pauli, Schimpf, XXVIIa; Eiselein, 199. Fürstenbrief. 1 Fürsten Brieffe sind dunckel zu lesen. – Petri, II, 322; Henisch, 768. 2 Fürsten Brieffe sol man dreymal lesen. – Petri, II, 322; Zinkgref, I, 119; Graf, 28, 19. Ein Ausspruch Friedrich's des Weisen von Sachsen. Fürstendank. Fürstendank ist krank. Ein Beispiel von „Fürstendank“ findet sich in der Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 493, S. 2751. Ein sächsischer General-Steuerkassenrendant hatte aus Anhänglichkeit für seinen König, der nach der Schlacht von Leipzig im Jahre 1813 als Verbündeter Napoleon's sein Land verlassen musste, ein paar Millionen Thaler für denselben beiseitegebracht, und übergab ihm diese, als der König 1815 wieder zurückkehrte. Als Belohnung für diese „eigenmächtige Handlung“ erhielt er auf Anrathen des Ministers von Zeschwitz einen Verweis. An diesem Danke starb er ein Jahr später. Fürstenfehde. Fürstenfehde hat Sinn. – Graf, 529, 341; Bodmann, Rheingauische Alterthümer (Mainz 1819), 279. Um zu sagen, dass die Kämpfe der Fürsten zum Schutze des Landes gegen die Feinde desselben berechtigt sind. Fürstenfehde ist keine Bubenfehde; diese hat keinen guten Grund, wie das Sprichwort sagt. (Vgl. Graf, 42, 139.) Fürstenfurcht. Je mehr Fürstenfurcht, je weniger Gottesfurcht. Fürstengnade. Fürstengnade hat kürzern Athem als eine Made. Fürstengunst. 1 Fürstengunst, Aprilenwetter, Frauenlieb und Rosenblätter, Würfelspiel und Kartenglück wechseln jeden Augenblick. (S. König u. Regent.) – Boebel, 88; Simrock, 2945; Körte, 1712; Braun, I, 603; Lohrengel, 294. 2 Fürstengunst, blauer Dunst. 3 Fürstengunst, Frauenlieb und Rosenblätter sind wie das Aprilwetter. – Sailer, 79. Die Veränderlichkeit der Frau charakterisiren die Araber durch das Sprichwort: Du vereinigst in dir (o Frau) Betrug und Laune. Die Neger in Surinam sagen zu ihr: Kaum siehst du ein neues Welschkorn, so wirfst du das alte weg. (Reinsberg I, 32.) Und die Bergamasken haben das Wort: Wer Wasser behacken und auf dem Rücken durch die Strasse schleppen will, oder hofft den Wind mit Decken zu fangen, der mag seine Hoffnung auf das Herz einer Frau setzen. (Reinsberg I, 33.) 4 Fürstengunst ist ein nothwendiges Uebel. Homer sagt von einem, der sich viel auf Fürstengunst einbildet: „Er macht sich gross, dass er aus der Flut des unendlichen Meeres selbst wider Willen der Götter hervortauchen werde.“ 5 Fürstengunst und Glas, wie schnell bricht das. 6 Wer Fürstengunst behalten will, der muss thun wie die Beeren, vnnd Trawen, wann es schön wetter ist. – Lehmann, 944, 50. Fürstenhandlung. Fürstenhandlungen sind vber gemeinen verstand. – Lehmann, 674, 180. Fürstenhass. Fürstenhass und Schierlingssaft sind eine gefährliche Kost. Frz.: Haine de prince signifie mort d'homme. (Leroux, II, 71.) Fürstenkoch. * Er geb einen guten Fürstenkoch. – Franck, II, 101a. Der gibt, wenn's ihm nichts kostet, und gastfrei ist aus fremder Tasche. Fürstenliebe. Fürstenliebe brennt zu Asche. Gefahren der Fürstennähe. Fürstensuppe. Wer Fürstensuppe isst, kann sich leicht das Maul verbrennen. Die Türken sagen: Wer des Sultans Suppe isst, verbrennt sich die Lippen früh oder spät. Fürstenthum. Alle Fürstenthümer des Reichs sind Dienstämter des Kaisers. – Graf, 487, 29. Der Kaiser war der einzige wahre Herrscher im Deutschen Reiche, alle Herzoge und Landeshäupter waren seine Befehlshaber und alle Länder seine Dienstämter. Mhd.: Alle furstentume sint dinstampte des keisers. (Endemann, Das Kaiserrecht, nach der Handschrift von 1372, Kassel 1846, III, 6, 192.) Fürstenwort. 1 Ein Fürstenwort soll heilig sein. Mhd.: Des konigs red sei idermann genug. (Fastnachtspiele, 527, 12.) 2 Fürsten vnnd Jungfrawen Wort soll man fleissig erwegen. – Petri, II, 322; Henisch, 1310. Fürstin. 1 Was soll einer nackten Fürstin ein Schleppenträger. *2 Se dorf sich kehne Fürsten schamen, wenn se glech bem Kaiser sitze. Sie ist so schön, sie könnte als Fürstin neben der Kaiserin sitzen. In der Mundart der breslauer Kräuterer. Unter der breslauer Kräuterei versteht man den ganzen District vor dem Schweidnitzer Thor, der in die Grosse und Kleine Kräuterei eingetheilt, die Gemeinden der Angerhäusler, Neudorf, Lehmgruben, Huben, Gabitz und Tscheppin, dann Gräbischen, Krietern, Kleeburg, Heerdamm und Dürrjentsch in sich begriff und, soweit sich derselbe im Laufe der Zeit durch die Ausdehnung der Stadt nicht mit derselben verschmolzen hat, noch in sich begreift. Man hat angenommen, dass die Einwohner dieses Bezirks sächsischen Ursprungs und aus der Gegend von Altenburg im 13. Jahrhundert hier eingewandert sind. (Vgl. Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800, S. 463.) Furt. 1 Am Furt des Flusses zeigt sich der Kalit. – Burckhardt, 416. Es gibt Gelegenheiten, bei denen sich die bösen Eigenschaften eines Menschen von selbst verrathen. Kalit ist eine Person, die an gewissen Geschwülsten leidet, welche in Kairo sehr häufig sind. Wenn nun die Bauern den Fluss durchwaten, heben sie ihr Gewand auf und die Geschwulst wird sichtbar. 2 Die Furt gehört allen Leuten. – Graf, 510, 170. 3 Man muss die Furt nicht eher loben, bis man hindurch ist. 4 Wer durch die Furt gegangen ist, weiss wie tief sie ist. It.: Chi ha passato il guado, sa quant' acqua tiene. (Bohn I, 82.) 5 Wer durch die Furt watet, muss das Kleid schürzen. 6 Wer durch die Furt will, darf das Waten nicht scheuen. 7 Wer nicht alle furt weiss, der soll nicht auss der Fuhrstrasse setzen. – Henisch, 1313.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [646]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/674>, abgerufen am 24.04.2024.