Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] und am linken Beine ein mit Perlen geschmücktes Strumpfband mit dem obigen Sinnspruch. Es geschah im Jahre 1334. (Lendroy, 1187.)

It.: Presta vien ingannato chi pensa al male.

*3 Nichts Arges im Schilde führen.

Frz.: Il n'y entend pas finesse.

Holl.: Die erg denkt, vaart erg in het hart.


Arglist.

1 Arglist, behend ist. - Eiselein, 37.

2 Arglist ist nicht Weisheit. - Simrock, 437.

3 Es gilt keine Arglist, wo sich findet Merklist. - Fischart, Gesch.; Simrock, 448.

4 Wenn's an Arglist geht, ist kein Weib ein Thor, sie gehet allen vor.


Arglistigkeit.

Arglistigkeit ist nicht Weisheit. - Körte, 235.


Aergste (das).

At Eargst as lethan, sad thi Thief, do skul hi noch hingi. (Nordfries.)

Das Aergste ist gelitten, sagte der Dieb, da sollte er noch hangen. - In Bezug auf das barbarische Untersuchungsverfahren der frühern Zeit.


Aergste (der).

1 Dem Aergsten gehört das Beste.

2 Dem Aergsten gibt man das beste Theil. - Simrock, 447.

Gehört zu den Sprichwörtern, von denen man sagt, sie enthielten eine wahre Satansphilosophie. Man wird aber auch Aussprüche dieser Art milder und richtiger auffassen, wenn man erwägt, dass nicht alle Sprichwörter sagen, wie es sein soll, sondern viele nur aussprechen, wie es leider ist; dass nicht alle Lehrer der Moral, sondern viele Zeichner und Maler der im Leben vorhandenen Moral sind.

Engl.: Evil be to him, that evil thinks.


Argument.

* Es ist ein kräftig Argument gegen die Socinianer. - Sprenger II.

Meist ironisch von etwas, was gar nichts beweist. Soll daher kommen, dass ein Fürst von Siebenbürgen einen gewissen Franciscus Davids, einen heftigen Gegner des F. Socinus im 16. Jahrhundert ins Gefängniss werfen liess, wo derselbe auch starb. Einsperren und Kopfabschlagen sind kräftige Argumente; sie vermögen nur leider nicht viel gegen den Pythagoräischen Lehrsatz und beweisen nichts als die geistige Schwäche derer, die sich ihrer bedienen.


Argus.

Kein Argus kann ein Weib so hüten, dass sie nicht mit den Augen buhle.

It.: Argo con cent' occhi non puo guardar donna ch' adocchi.


Argusaugen.

* Er hat Argusaugen.

Frz.: Mieulx voyant que Argus. (Boville Prov., XVIme siecle.)

Holl.: Hij heeft Argusoogen. (Harrebomee, II, 142.)

Lat.: Lynceo perpicatior.


Argwohn.

1 Argwohn betrügt den Mann. - Simrock, 454.

Denn er ist ein Schalk, der alles zum Aergsten, also in der Regel falsch auslegt. Jemand hatte von seinem Nachbar die Meinung, wenn er ihn um sein Pferd zu einer Tagereise bäte, er würde es ihm abschlagen, und fasste aus Argwohn bittere Feindschaft gegen denselben.

2 Argwohn gegen den Freund ist Unkraut unter dem Weizen. (Span.)

3 Argwohn, Hoffart, Zorn machen aus dem Weisen Thor'n.

4 Argwohn isst mit dem Teufel aus einer Schüssel. Günther, 59; Simrock, 450.

Doch sagt auch Thekla zu Max Piccolomini: "Folge mir, lass nicht zu viel uns an die Menschen glauben!"

5 Argwohn ist der Freundschaft Gift.

Dän.: Mistanke er venskabs forgift. (Prov. dan.)

Frz.: Soupcon est d'amitie poison.

6 Argwohn ist der Tyrannen Fieber.

Eine Frucht des bösen Gewissens.

7 Argwohn ist des Teufels Metze (Hure). - Lehmann.

Denn er kann des Unheils so viel anrichten, dass man ihn wol ein Werkzeug in der Hand des Teufels nennen kann. Wahres Unglück bringt der falsche Wahn.

Lat.: Prona est ad malum suspicio.

8 Argwohn ist ein Schalk (Schelm). - Eisenhart, IV, 2, 9; Pistor., II, 36; Egenolff, 313a; Mayer, 40; Steiger, 141.

Auf dem ungegründeten Wahn, dass jemand ein Verbrechen begangen haben könne, weil sich bei ihm vor andern eine grössere Möglichkeit, ein Verbrechen zu begehen, äussert, darf der Richter nicht bauen. Die peinliche Gerichtsordnung verordnet daher, dass, so [Spaltenumbruch] lange niemand peinlich befragt werden darf, bis der Verdacht wahrscheinlich ist, dass sich der Beschuldigte nicht anders davon losmachen kann, als dass er das Gegentheil beweist.

9 Argwohn ist eine blinde Kuh und beweist nichts.

10 Argwohn ist gut in der Politik, aber der Freundschaft bricht er's Genick.

Dän.: Mistanke er Dyel, naar man har fjenden hos sig. (Prov. dan.)

It.: Nelle cose di stato i sospetti sono ragioni.

11 Argwohn ist kein Beweis. - Körte, 238.

12 Argwohn ist leicht zu betrügen.

13 Argwohn macht aus Spinnweben Schiffstaue.

14 Argwohn riecht den Braten, bevor das Kalb geschlachtet worden ist. - Simrock, 457.

15 Argwohn riecht einen Wind, ehe er ausbricht.

16 Argwohn sieht einen weissen Hund für einen Müllerknecht an. - Simrock, 458.

17 Argwohn stellt auf und der Teufel fängt.

18 Argwohn tödtet die Freundschaft.

It.: Il sospetto e il veleno dell' amicizia.

19 Argwohn und Feindschaft sind Nachbarn.

20 Argwohn und Unbedacht hat manchen in gross Leid gebracht.

21 Argwohn weicht nicht, es scheine ihm denn die Wahrheit ins Gesicht.

22 Argwohn wühlt im Dreck, der nicht gepfercht ist.

23 Dem Argwohn gehört ein Beil. - Simrock, 456.

Verdient, dass man ihm den Kopf abschlage.

24 Dem Argwohn muss man den Kopf in der Geburt (Jugend) abhauen. - Lehmann.

25 Den Argwohn muss man in der Geburt ersticken.

26 Der Argwohn ist des Teufels Lieblingsjäger. - Sprichwörtergarten, 49.

Dän.: Mistanke er hver mands plage, men mest hos store herrer.

27 Der Argwohn ist ein Schalk, und wie er ist, verdenkt er jedermann. - Simrock, 453.

28 Der Argwohn klopft auch an eines ehrlichen Mannes Haus an.

Lat.: In bonum virum non cadit suspicio. (Schonheim, I, 10.)

29 Der Argwohn macht vor eines Frommen Haus ein gross Unwesen.

30 Hört der Argwohn Athemholen, so denkt er, der Sturm heult. - Sprichwörtergarten, 48.

31 Wenn der Argwohn hungert, reicht ihm der Teufel den Bissen.

32 Wer im Argwohn steckt, der steckt in der Gefahr.

33 Wo Argwohn einzieht, zieht Freundschaft (Liebe) aus.

34 Wo der Argwohn wurzelt, muss Liebe welken.

Dän.: Hvor mistanke gaaer ind, der gaaer kjaelighed ud. (Prov. dan.)


Argwohnen.

Wir argwohnen immer das Schlimmere.


Argwöhnisch.

* Argwöhnisch, treulos und jeder guten That unfähig. - Burckhardt, 408.

Tadelnde Schilderung des Charakters eines nichtswürdigen Menschen.


Aristoteles.

Das is e zwaater Aristotles. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 46.

Durch die maurisch-spanische Cultur vermittelt, stand Aristoteles bei den alten Juden in solchem Rufe, dass man, wen man für besonders weise hielt, mit ihm verglich.


Arm (Subst.).

1 Arm un Bein kann 'n nich an't Für leggen, 't mütt Holt sien. (Mecklenburg.)

2 Besser ist's, den Arm brechen als den Hals. - Simrock, 359.

Frz.: Il vaut mieux perdre le doigt que le main.

It.: E meglio esser ferito, che morto. - E meglio perder il dito, che la mano.

Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse, quam duobus. (Aristoph.)

Ung.: Inkabb labod, mint nyakod törjön.

3 Danach der Arm, danach ist seine Kraft.

4 Den Arm regen, heisst den Leib pflegen.

[Spaltenumbruch] und am linken Beine ein mit Perlen geschmücktes Strumpfband mit dem obigen Sinnspruch. Es geschah im Jahre 1334. (Lendroy, 1187.)

It.: Presta vien ingannato chi pensa al male.

*3 Nichts Arges im Schilde führen.

Frz.: Il n'y entend pas finesse.

Holl.: Die erg denkt, vaart erg in het hart.


Arglist.

1 Arglist, behend ist.Eiselein, 37.

2 Arglist ist nicht Weisheit.Simrock, 437.

3 Es gilt keine Arglist, wo sich findet Merklist.Fischart, Gesch.; Simrock, 448.

4 Wenn's an Arglist geht, ist kein Weib ein Thor, sie gehet allen vor.


Arglistigkeit.

Arglistigkeit ist nicht Weisheit.Körte, 235.


Aergste (das).

At Eargst as lethan, sad thi Thief, do skul hi noch hingi. (Nordfries.)

Das Aergste ist gelitten, sagte der Dieb, da sollte er noch hangen. – In Bezug auf das barbarische Untersuchungsverfahren der frühern Zeit.


Aergste (der).

1 Dem Aergsten gehört das Beste.

2 Dem Aergsten gibt man das beste Theil.Simrock, 447.

Gehört zu den Sprichwörtern, von denen man sagt, sie enthielten eine wahre Satansphilosophie. Man wird aber auch Aussprüche dieser Art milder und richtiger auffassen, wenn man erwägt, dass nicht alle Sprichwörter sagen, wie es sein soll, sondern viele nur aussprechen, wie es leider ist; dass nicht alle Lehrer der Moral, sondern viele Zeichner und Maler der im Leben vorhandenen Moral sind.

Engl.: Evil be to him, that evil thinks.


Argument.

* Es ist ein kräftig Argument gegen die Socinianer.Sprenger II.

Meist ironisch von etwas, was gar nichts beweist. Soll daher kommen, dass ein Fürst von Siebenbürgen einen gewissen Franciscus Davids, einen heftigen Gegner des F. Socinus im 16. Jahrhundert ins Gefängniss werfen liess, wo derselbe auch starb. Einsperren und Kopfabschlagen sind kräftige Argumente; sie vermögen nur leider nicht viel gegen den Pythagoräischen Lehrsatz und beweisen nichts als die geistige Schwäche derer, die sich ihrer bedienen.


Argus.

Kein Argus kann ein Weib so hüten, dass sie nicht mit den Augen buhle.

It.: Argo con cent' occhi non può guardar donna ch' adocchi.


Argusaugen.

* Er hat Argusaugen.

Frz.: Mieulx voyant que Argus. (Boville Prov., XVIme siècle.)

Holl.: Hij heeft Argusoogen. (Harrebomée, II, 142.)

Lat.: Lynceo perpicatior.


Argwohn.

1 Argwohn betrügt den Mann.Simrock, 454.

Denn er ist ein Schalk, der alles zum Aergsten, also in der Regel falsch auslegt. Jemand hatte von seinem Nachbar die Meinung, wenn er ihn um sein Pferd zu einer Tagereise bäte, er würde es ihm abschlagen, und fasste aus Argwohn bittere Feindschaft gegen denselben.

2 Argwohn gegen den Freund ist Unkraut unter dem Weizen. (Span.)

3 Argwohn, Hoffart, Zorn machen aus dem Weisen Thor'n.

4 Argwohn isst mit dem Teufel aus einer Schüssel. Günther, 59; Simrock, 450.

Doch sagt auch Thekla zu Max Piccolomini: „Folge mir, lass nicht zu viel uns an die Menschen glauben!“

5 Argwohn ist der Freundschaft Gift.

Dän.: Mistanke er venskabs forgift. (Prov. dan.)

Frz.: Soupçon est d'amitié poison.

6 Argwohn ist der Tyrannen Fieber.

Eine Frucht des bösen Gewissens.

7 Argwohn ist des Teufels Metze (Hure).Lehmann.

Denn er kann des Unheils so viel anrichten, dass man ihn wol ein Werkzeug in der Hand des Teufels nennen kann. Wahres Unglück bringt der falsche Wahn.

Lat.: Prona est ad malum suspicio.

8 Argwohn ist ein Schalk (Schelm).Eisenhart, IV, 2, 9; Pistor., II, 36; Egenolff, 313a; Mayer, 40; Steiger, 141.

Auf dem ungegründeten Wahn, dass jemand ein Verbrechen begangen haben könne, weil sich bei ihm vor andern eine grössere Möglichkeit, ein Verbrechen zu begehen, äussert, darf der Richter nicht bauen. Die peinliche Gerichtsordnung verordnet daher, dass, so [Spaltenumbruch] lange niemand peinlich befragt werden darf, bis der Verdacht wahrscheinlich ist, dass sich der Beschuldigte nicht anders davon losmachen kann, als dass er das Gegentheil beweist.

9 Argwohn ist eine blinde Kuh und beweist nichts.

10 Argwohn ist gut in der Politik, aber der Freundschaft bricht er's Genick.

Dän.: Mistanke er Dyel, naar man har fjenden hos sig. (Prov. dan.)

It.: Nelle cose di stato i sospetti sono ragioni.

11 Argwohn ist kein Beweis.Körte, 238.

12 Argwohn ist leicht zu betrügen.

13 Argwohn macht aus Spinnweben Schiffstaue.

14 Argwohn riecht den Braten, bevor das Kalb geschlachtet worden ist.Simrock, 457.

15 Argwohn riecht einen Wind, ehe er ausbricht.

16 Argwohn sieht einen weissen Hund für einen Müllerknecht an.Simrock, 458.

17 Argwohn stellt auf und der Teufel fängt.

18 Argwohn tödtet die Freundschaft.

It.: Il sospetto è il veleno dell' amicizia.

19 Argwohn und Feindschaft sind Nachbarn.

20 Argwohn und Unbedacht hat manchen in gross Leid gebracht.

21 Argwohn weicht nicht, es scheine ihm denn die Wahrheit ins Gesicht.

22 Argwohn wühlt im Dreck, der nicht gepfercht ist.

23 Dem Argwohn gehört ein Beil.Simrock, 456.

Verdient, dass man ihm den Kopf abschlage.

24 Dem Argwohn muss man den Kopf in der Geburt (Jugend) abhauen.Lehmann.

25 Den Argwohn muss man in der Geburt ersticken.

26 Der Argwohn ist des Teufels Lieblingsjäger.Sprichwörtergarten, 49.

Dän.: Mistanke er hver mands plage, men mest hos store herrer.

27 Der Argwohn ist ein Schalk, und wie er ist, verdenkt er jedermann.Simrock, 453.

28 Der Argwohn klopft auch an eines ehrlichen Mannes Haus an.

Lat.: In bonum virum non cadit suspicio. (Schonheim, I, 10.)

29 Der Argwohn macht vor eines Frommen Haus ein gross Unwesen.

30 Hört der Argwohn Athemholen, so denkt er, der Sturm heult.Sprichwörtergarten, 48.

31 Wenn der Argwohn hungert, reicht ihm der Teufel den Bissen.

32 Wer im Argwohn steckt, der steckt in der Gefahr.

33 Wo Argwohn einzieht, zieht Freundschaft (Liebe) aus.

34 Wo der Argwohn wurzelt, muss Liebe welken.

Dän.: Hvor mistanke gaaer ind, der gaaer kjælighed ud. (Prov. dan.)


Argwohnen.

Wir argwohnen immer das Schlimmere.


Argwöhnisch.

* Argwöhnisch, treulos und jeder guten That unfähig.Burckhardt, 408.

Tadelnde Schilderung des Charakters eines nichtswürdigen Menschen.


Aristoteles.

Das is e zwaater Aristotles. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 46.

Durch die maurisch-spanische Cultur vermittelt, stand Aristoteles bei den alten Juden in solchem Rufe, dass man, wen man für besonders weise hielt, mit ihm verglich.


Arm (Subst.).

1 Arm un Bein kann 'n nich an't Für leggen, 't mütt Holt sien. (Mecklenburg.)

2 Besser ist's, den Arm brechen als den Hals.Simrock, 359.

Frz.: Il vaut mieux perdre le doigt que le main.

It.: È meglio esser ferito, che morto. – È meglio perder il dito, che la mano.

Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse, quam duobus. (Aristoph.)

Ung.: Inkább lábod, mint nyakod törjön.

3 Danach der Arm, danach ist seine Kraft.

4 Den Arm regen, heisst den Leib pflegen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0092" n="[64]"/><cb n="127"/>
und am linken Beine ein mit Perlen geschmücktes Strumpfband mit dem obigen Sinnspruch. Es geschah im Jahre 1334. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1187.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Presta vien ingannato chi pensa al male.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Nichts Arges im Schilde führen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'y entend pas finesse.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die erg denkt, vaart erg in het hart.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Arglist.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Arglist, behend ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Arglist ist nicht Weisheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 437.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es gilt keine Arglist, wo sich findet Merklist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Gesch.; Simrock, 448.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wenn's an Arglist geht, ist kein Weib ein Thor, sie gehet allen vor.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Arglistigkeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Arglistigkeit ist nicht Weisheit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 235.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Aergste</hi> (das).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">At Eargst as lethan, sad thi Thief, do skul hi noch hingi.</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Aergste ist gelitten, sagte der Dieb, da sollte er noch hangen. &#x2013; In Bezug auf das barbarische Untersuchungsverfahren der frühern Zeit.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Aergste</hi> (der).</head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Dem Aergsten gehört das Beste.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Dem Aergsten gibt man das beste Theil.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 447.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gehört zu den Sprichwörtern, von denen man sagt, sie enthielten eine wahre Satansphilosophie. Man wird aber auch Aussprüche dieser Art milder und richtiger auffassen, wenn man erwägt, dass nicht alle Sprichwörter sagen, wie es sein soll, sondern viele nur aussprechen, wie es leider ist; dass nicht alle Lehrer der Moral, sondern viele Zeichner und Maler der im Leben vorhandenen Moral sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Evil be to him, that evil thinks.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Argument.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist ein kräftig Argument gegen die Socinianer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprenger II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Meist ironisch von etwas, was gar nichts beweist. Soll daher kommen, dass ein Fürst von Siebenbürgen einen gewissen Franciscus Davids, einen heftigen Gegner des F. Socinus im 16. Jahrhundert ins Gefängniss werfen liess, wo derselbe auch starb. Einsperren und Kopfabschlagen sind kräftige Argumente; sie vermögen nur leider nicht viel gegen den Pythagoräischen Lehrsatz und beweisen nichts als die geistige Schwäche derer, die sich ihrer bedienen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Argus.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Kein Argus kann ein Weib so hüten, dass sie nicht mit den Augen buhle.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Argo con cent' occhi non può guardar donna ch' adocchi.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Argusaugen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er hat Argusaugen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Mieulx voyant que Argus. (<hi rendition="#i">Boville Prov., XVI<hi rendition="#sup">me</hi> siècle.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij heeft Argusoogen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 142.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Lynceo perpicatior.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Argwohn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Argwohn betrügt den Mann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 454.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Denn er ist ein Schalk, der alles zum Aergsten, also in der Regel falsch auslegt. Jemand hatte von seinem Nachbar die Meinung, wenn er ihn um sein Pferd zu einer Tagereise bäte, er würde es ihm abschlagen, und fasste aus Argwohn bittere Feindschaft gegen denselben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Argwohn gegen den Freund ist Unkraut unter dem Weizen.</hi> (<hi rendition="#i">Span.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Argwohn, Hoffart, Zorn machen aus dem Weisen Thor'n.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Argwohn isst mit dem Teufel aus einer Schüssel.</hi> <hi rendition="#i">Günther, 59; Simrock, 450.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Doch sagt auch Thekla zu Max Piccolomini: &#x201E;Folge mir, lass nicht zu viel uns an die Menschen glauben!&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Argwohn ist der Freundschaft Gift.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Mistanke er venskabs forgift. (<hi rendition="#i">Prov. dan.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Soupçon est d'amitié poison.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Argwohn ist der Tyrannen Fieber.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine Frucht des bösen Gewissens.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Argwohn ist des Teufels Metze (Hure).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Denn er kann des Unheils so viel anrichten, dass man ihn wol ein Werkzeug in der Hand des Teufels nennen kann. Wahres Unglück bringt der falsche Wahn.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Prona est ad malum suspicio.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Argwohn ist ein Schalk (Schelm).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eisenhart, IV, 2, 9; Pistor., II, 36; Egenolff, 313<hi rendition="#sup">a</hi>; Mayer, 40; Steiger, 141.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf dem ungegründeten Wahn, dass jemand ein Verbrechen begangen haben könne, weil sich bei ihm vor andern eine grössere Möglichkeit, ein Verbrechen zu begehen, äussert, darf der Richter nicht bauen. Die peinliche Gerichtsordnung verordnet daher, dass, so <cb n="128"/>
lange niemand peinlich befragt werden darf, bis der Verdacht wahrscheinlich ist, dass sich der Beschuldigte nicht anders davon losmachen kann, als dass er das Gegentheil beweist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Argwohn ist eine blinde Kuh und beweist nichts.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Argwohn ist gut in der Politik, aber der Freundschaft bricht er's Genick.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Mistanke er Dyel, naar man har fjenden hos sig. (<hi rendition="#i">Prov. dan.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Nelle cose di stato i sospetti sono ragioni.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Argwohn ist kein Beweis.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 238.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Argwohn ist leicht zu betrügen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Argwohn macht aus Spinnweben Schiffstaue.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Argwohn riecht den Braten, bevor das Kalb geschlachtet worden ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 457.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Argwohn riecht einen Wind, ehe er ausbricht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Argwohn sieht einen weissen Hund für einen Müllerknecht an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 458.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Argwohn stellt auf und der Teufel fängt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Argwohn tödtet die Freundschaft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il sospetto è il veleno dell' amicizia.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Argwohn und Feindschaft sind Nachbarn.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Argwohn und Unbedacht hat manchen in gross Leid gebracht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Argwohn weicht nicht, es scheine ihm denn die Wahrheit ins Gesicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Argwohn wühlt im Dreck, der nicht gepfercht ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Dem Argwohn gehört ein Beil.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 456.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Verdient, dass man ihm den Kopf abschlage.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Dem Argwohn muss man den Kopf in der Geburt (Jugend) abhauen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Den Argwohn muss man in der Geburt ersticken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Der Argwohn ist des Teufels Lieblingsjäger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 49.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Mistanke er hver mands plage, men mest hos store herrer.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Der Argwohn ist ein Schalk, und wie er ist, verdenkt er jedermann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 453.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Der Argwohn klopft auch an eines ehrlichen Mannes Haus an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In bonum virum non cadit suspicio. (<hi rendition="#i">Schonheim, I, 10.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">29 Der Argwohn macht vor eines Frommen Haus ein gross Unwesen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Hört der Argwohn Athemholen, so denkt er, der Sturm heult.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 48.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">31 Wenn der Argwohn hungert, reicht ihm der Teufel den Bissen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">32 Wer im Argwohn steckt, der steckt in der Gefahr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">33 Wo Argwohn einzieht, zieht Freundschaft (Liebe) aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">34 Wo der Argwohn wurzelt, muss Liebe welken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvor mistanke gaaer ind, der gaaer kjælighed ud. (<hi rendition="#i">Prov. dan.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Argwohnen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wir argwohnen immer das Schlimmere.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Argwöhnisch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Argwöhnisch, treulos und jeder guten That unfähig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 408.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Tadelnde Schilderung des Charakters eines nichtswürdigen Menschen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Aristoteles.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das is e zwaater Aristotles.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 46.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Durch die maurisch-spanische Cultur vermittelt, stand Aristoteles bei den alten Juden in solchem Rufe, dass man, wen man für besonders weise hielt, mit ihm verglich.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Arm</hi> (Subst.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Arm un Bein kann 'n nich an't Für leggen, 't mütt Holt sien.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Besser ist's, den Arm brechen als den Hals.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 359.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il vaut mieux perdre le doigt que le main.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: È meglio esser ferito, che morto. &#x2013; È meglio perder il dito, che la mano.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Praestat uni malo obnoxium esse, quam duobus. (<hi rendition="#i">Aristoph.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Inkább lábod, mint nyakod törjön.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Danach der Arm, danach ist seine Kraft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Den Arm regen, heisst den Leib pflegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[64]/0092] und am linken Beine ein mit Perlen geschmücktes Strumpfband mit dem obigen Sinnspruch. Es geschah im Jahre 1334. (Lendroy, 1187.) It.: Presta vien ingannato chi pensa al male. *3 Nichts Arges im Schilde führen. Frz.: Il n'y entend pas finesse. Holl.: Die erg denkt, vaart erg in het hart. Arglist. 1 Arglist, behend ist. – Eiselein, 37. 2 Arglist ist nicht Weisheit. – Simrock, 437. 3 Es gilt keine Arglist, wo sich findet Merklist. – Fischart, Gesch.; Simrock, 448. 4 Wenn's an Arglist geht, ist kein Weib ein Thor, sie gehet allen vor. Arglistigkeit. Arglistigkeit ist nicht Weisheit. – Körte, 235. Aergste (das). At Eargst as lethan, sad thi Thief, do skul hi noch hingi. (Nordfries.) Das Aergste ist gelitten, sagte der Dieb, da sollte er noch hangen. – In Bezug auf das barbarische Untersuchungsverfahren der frühern Zeit. Aergste (der). 1 Dem Aergsten gehört das Beste. 2 Dem Aergsten gibt man das beste Theil. – Simrock, 447. Gehört zu den Sprichwörtern, von denen man sagt, sie enthielten eine wahre Satansphilosophie. Man wird aber auch Aussprüche dieser Art milder und richtiger auffassen, wenn man erwägt, dass nicht alle Sprichwörter sagen, wie es sein soll, sondern viele nur aussprechen, wie es leider ist; dass nicht alle Lehrer der Moral, sondern viele Zeichner und Maler der im Leben vorhandenen Moral sind. Engl.: Evil be to him, that evil thinks. Argument. * Es ist ein kräftig Argument gegen die Socinianer. – Sprenger II. Meist ironisch von etwas, was gar nichts beweist. Soll daher kommen, dass ein Fürst von Siebenbürgen einen gewissen Franciscus Davids, einen heftigen Gegner des F. Socinus im 16. Jahrhundert ins Gefängniss werfen liess, wo derselbe auch starb. Einsperren und Kopfabschlagen sind kräftige Argumente; sie vermögen nur leider nicht viel gegen den Pythagoräischen Lehrsatz und beweisen nichts als die geistige Schwäche derer, die sich ihrer bedienen. Argus. Kein Argus kann ein Weib so hüten, dass sie nicht mit den Augen buhle. It.: Argo con cent' occhi non può guardar donna ch' adocchi. Argusaugen. * Er hat Argusaugen. Frz.: Mieulx voyant que Argus. (Boville Prov., XVIme siècle.) Holl.: Hij heeft Argusoogen. (Harrebomée, II, 142.) Lat.: Lynceo perpicatior. Argwohn. 1 Argwohn betrügt den Mann. – Simrock, 454. Denn er ist ein Schalk, der alles zum Aergsten, also in der Regel falsch auslegt. Jemand hatte von seinem Nachbar die Meinung, wenn er ihn um sein Pferd zu einer Tagereise bäte, er würde es ihm abschlagen, und fasste aus Argwohn bittere Feindschaft gegen denselben. 2 Argwohn gegen den Freund ist Unkraut unter dem Weizen. (Span.) 3 Argwohn, Hoffart, Zorn machen aus dem Weisen Thor'n. 4 Argwohn isst mit dem Teufel aus einer Schüssel. Günther, 59; Simrock, 450. Doch sagt auch Thekla zu Max Piccolomini: „Folge mir, lass nicht zu viel uns an die Menschen glauben!“ 5 Argwohn ist der Freundschaft Gift. Dän.: Mistanke er venskabs forgift. (Prov. dan.) Frz.: Soupçon est d'amitié poison. 6 Argwohn ist der Tyrannen Fieber. Eine Frucht des bösen Gewissens. 7 Argwohn ist des Teufels Metze (Hure). – Lehmann. Denn er kann des Unheils so viel anrichten, dass man ihn wol ein Werkzeug in der Hand des Teufels nennen kann. Wahres Unglück bringt der falsche Wahn. Lat.: Prona est ad malum suspicio. 8 Argwohn ist ein Schalk (Schelm). – Eisenhart, IV, 2, 9; Pistor., II, 36; Egenolff, 313a; Mayer, 40; Steiger, 141. Auf dem ungegründeten Wahn, dass jemand ein Verbrechen begangen haben könne, weil sich bei ihm vor andern eine grössere Möglichkeit, ein Verbrechen zu begehen, äussert, darf der Richter nicht bauen. Die peinliche Gerichtsordnung verordnet daher, dass, so lange niemand peinlich befragt werden darf, bis der Verdacht wahrscheinlich ist, dass sich der Beschuldigte nicht anders davon losmachen kann, als dass er das Gegentheil beweist. 9 Argwohn ist eine blinde Kuh und beweist nichts. 10 Argwohn ist gut in der Politik, aber der Freundschaft bricht er's Genick. Dän.: Mistanke er Dyel, naar man har fjenden hos sig. (Prov. dan.) It.: Nelle cose di stato i sospetti sono ragioni. 11 Argwohn ist kein Beweis. – Körte, 238. 12 Argwohn ist leicht zu betrügen. 13 Argwohn macht aus Spinnweben Schiffstaue. 14 Argwohn riecht den Braten, bevor das Kalb geschlachtet worden ist. – Simrock, 457. 15 Argwohn riecht einen Wind, ehe er ausbricht. 16 Argwohn sieht einen weissen Hund für einen Müllerknecht an. – Simrock, 458. 17 Argwohn stellt auf und der Teufel fängt. 18 Argwohn tödtet die Freundschaft. It.: Il sospetto è il veleno dell' amicizia. 19 Argwohn und Feindschaft sind Nachbarn. 20 Argwohn und Unbedacht hat manchen in gross Leid gebracht. 21 Argwohn weicht nicht, es scheine ihm denn die Wahrheit ins Gesicht. 22 Argwohn wühlt im Dreck, der nicht gepfercht ist. 23 Dem Argwohn gehört ein Beil. – Simrock, 456. Verdient, dass man ihm den Kopf abschlage. 24 Dem Argwohn muss man den Kopf in der Geburt (Jugend) abhauen. – Lehmann. 25 Den Argwohn muss man in der Geburt ersticken. 26 Der Argwohn ist des Teufels Lieblingsjäger. – Sprichwörtergarten, 49. Dän.: Mistanke er hver mands plage, men mest hos store herrer. 27 Der Argwohn ist ein Schalk, und wie er ist, verdenkt er jedermann. – Simrock, 453. 28 Der Argwohn klopft auch an eines ehrlichen Mannes Haus an. Lat.: In bonum virum non cadit suspicio. (Schonheim, I, 10.) 29 Der Argwohn macht vor eines Frommen Haus ein gross Unwesen. 30 Hört der Argwohn Athemholen, so denkt er, der Sturm heult. – Sprichwörtergarten, 48. 31 Wenn der Argwohn hungert, reicht ihm der Teufel den Bissen. 32 Wer im Argwohn steckt, der steckt in der Gefahr. 33 Wo Argwohn einzieht, zieht Freundschaft (Liebe) aus. 34 Wo der Argwohn wurzelt, muss Liebe welken. Dän.: Hvor mistanke gaaer ind, der gaaer kjælighed ud. (Prov. dan.) Argwohnen. Wir argwohnen immer das Schlimmere. Argwöhnisch. * Argwöhnisch, treulos und jeder guten That unfähig. – Burckhardt, 408. Tadelnde Schilderung des Charakters eines nichtswürdigen Menschen. Aristoteles. Das is e zwaater Aristotles. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 46. Durch die maurisch-spanische Cultur vermittelt, stand Aristoteles bei den alten Juden in solchem Rufe, dass man, wen man für besonders weise hielt, mit ihm verglich. Arm (Subst.). 1 Arm un Bein kann 'n nich an't Für leggen, 't mütt Holt sien. (Mecklenburg.) 2 Besser ist's, den Arm brechen als den Hals. – Simrock, 359. Frz.: Il vaut mieux perdre le doigt que le main. It.: È meglio esser ferito, che morto. – È meglio perder il dito, che la mano. Lat.: Praestat uni malo obnoxium esse, quam duobus. (Aristoph.) Ung.: Inkább lábod, mint nyakod törjön. 3 Danach der Arm, danach ist seine Kraft. 4 Den Arm regen, heisst den Leib pflegen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/92
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [64]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/92>, abgerufen am 23.04.2024.