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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 30 Arm und reich ist bei Gott alles gleich. - Tendlau, 940.

31 Arm und rich - slimm und slemm. - Brandt.

32 Arm und rich suchen ungelich. - Freidank.

33 Besser arm, jung und weise, als reich, alt und ein Narr.

34 Besser arm und fromm, denn der Schalk im Reichthum.

35 Dei is arm, dei sick den Dod wünscht, äwest dei noch vel armer, dei bang vör em is. - (Mecklenburg.)

36 Der ist arm gewisslich, der spricht: hätt' ich.

37 Der ist nicht arm, der nichts hat, sondern der, welcher viel verlangt.

38 Der ist recht arm, der seine Armuth nicht verbergen kann.

Sowie der, der sein Brot mit sauerer Arbeit zu verdienen sucht, aber nicht zu gewinnen vermag.

39 Der ist und bleibt arm, der nicht prakticiren, lügen und trügen kann.

40 Es ist besser arm mit ehren, denn reych mit schanden. - Agricola, 127; Egenolff, 79b; Frank. I, 34; Müller, 3, 8; Ramann, Unterr., III, 15.

Holl.: Beter arm dan oneerlijk. - Beter arm met eere, dan rijk met schande. (Harrebomee, I, 20.)

Lat.: Damnum appellandum est cum mala fama lucrum. - Ego si bonam famam mihi servavero, sat ero dives - Malo honestam indigentiam quam inhonestam opulentiam.

41 Es ist niemand so arm, dass er nicht helfen könnte, und niemand so reich, dass er nicht Hülfe braucht.

42 Es sind nicht alle arm, die zerrissne Mäntel tragen.

43 Es wird keiner arm, als wer nicht rechnen kann. - Eiselein, 38.

44 Es wird keiner arm oder reich, der sich nicht selbst dazu hilft.

Ung.: Magan all a jo emberen, hogy gazdag legyen.

45 Ich wollte, wer gern arm wäre, dass er sein Lebtag müsste arm sein. - Simrock, 523.

46 Ik weer all so arm as de salige Job, un sleep im Winter aan Mütz up dem Kopp. (Holst.)

47 Je ärmer hier, je reicher dort.

48 Lang arm, lang unselig. - Simrock, 470.

Holl.: Lang arm, lang onzalig. (Harrebomee, I, 20.)

49 Mancher ist arm bei grossem Gut und mancher reich bei seiner Armuth. - Spr. Sal., 13, 7; Schulze, 60.

50 Niemand wird arm um einer Mahlzeit, auch mit einer nicht reich.

51 So arm ist kein Mann, dass er sich nicht Tugend erwerben kann.

52 Wenn auch arm, doch warm.

Holl.: Al is ze arm, ze is toch warm. (Harrebomee, I, 20.)

53 Wer arm ist an Gold und Gut, der ist reich an Sorg' und Armuth.

54 Wer arm ist, dem hilft niemand.

55 Wer schnell arm werden will, der führe Recht und baue viel.

*56 Arm und ruhmsüchtig wie ein Maler.

*57 Arm wie das Ackermännchen (weisse Bachstelze).

Von sehr Armen, die kaum eine Wohnung haben.

Lat.: Cinclus. (Erasm., 716.)

*58 Arm (ärmer) wie eine Kirchenmaus.

Manche Kirchenmäuse sind indess gar wohl genährt und nicht arm. Das Sprichwort galt schon zu Gregor's Zeiten nicht mehr. Es war zwar ein altes Mönchsaxiom: Qui habit obolum, non valet obolum; weshalb die Klöster keine Pfennige nahmen, sondern - runde volle Summen und am liebsten das ganze Vermögen; Aebtissinnen so gut wie Aebte.

Frz.: C'est un aveugle sans baton. - Il est gueux comme un peintre, un rat d'eglise.

Lat.: Iro pauperior. - Lysistrati divitias habes.

*59 Arm wie eine Schnecke.

Lat.: Codro pauperior. (Juv.)

*60 Arm wie Lazarus. - Hiob; Tendlau, 22.

Jüd.-deutsch: Der Dalles von Ijev.

Lat.: Nudus tanquam ex matre.

*61 Aermer als eine Hure in der Marterwoche.

[Spaltenumbruch] *62 Aermer als Kodrus (oder Irus, Telenikus, Pauson).

Das ganze Haus des Kodrus, sagt Juvenal, kann man auf einen Spazierwagen laden. Pauson war ein ebenso armer Maler.

Lat.: Hecate piuperior. (Erasm., 717.) - Iro, Codro pauperior. (Ovid.) (Erasm., 715.) - Pausone mendacior. (Erasm., 722.) - Telenico pauperior. (Erasm., 715.)

*63 Er ist so arm, dass er sich nicht einmal einen Strick zum Hängen kaufen kann.

*64 Er ist so arm wie eine Ameise.

Sehr arm, noch ärmer als blutarm.

Holl.: Hij is zoo arm als de wormen (mieren). (Harrebomee, II, 86.)

*65 Er ist so arm wie eine Seele. (Osnabrück.)

*66 Er stellt sich arm und möchte Geld fressen.

Der es zu seinem Götzen macht.

*67 Er will nicht, arm sein, aber er sucht's.


Armbrust.

1 Aus viel Armbrüsten schiessen, trifft selten das Ziel. Geiler.

2 Wann man das armbrust zu hohe spent, so zerspringt es. - Tappius, 201.

3 Was nützt die Armbrust dem, der sie nicht spannen kann?

4 Wenn man die Armbrust überspannt, so springt sie gern. - Blum, 722; Siebenkees 14; Steiger, 14; Frank, II, 34.

Frz.: Quand l'arc est trop tendu, il est rompu.

It.: Quando si tende troppo l'arco, si rompe.

Lat.: Arcus tensus rumpitur. (Tappius, 201a.)

*5 Er hat die Armbrust überspannt.

*6 Es hält wie eine zerbrochene Armbrust.

*7 Man kann dir's nicht auf der Armbrust daherschiessen. - Kirchhofer 53, 12.

Man kann eine Sache nicht gleich nach Wunsch bringen oder ausrichten. Durch abgeschossene Pfeile einander schnellen Bericht geben, besonders in der Noth. (Jonathan und David.) Vgl. auch Kirchhofer, a. a. O.

*8 Wenn ich eine Armbrust hätte, ich schiss drei. - Fischart, Gesch.

Wortspiel mit schiessen und scheissen, um zu sagen; ich mache mir daraus nichts.


Arme (der).

1 Allein der Arme thut unrecht und hat das Kalb ins Auge geschlagen.

2 An des Armen Barte lernt der Junge scheren. - Körte, 264.

3 An der Armen Truh wischt jedermann die Schuh.

Holl.: Aan den arme will ieder zijne schoenen afwisschen. (Harrebomee, I, 20.)

4 Arme haben die Kinder, Reiche die Rinder. - Simrock, 471.

Engl.: Beggars breed, and rich men feed.

It.: Le ricchezze de' poveri sono i fanciulli.

5 Arme mag man haben, Bettler nicht. - Körte, 255.

Hülfe den Hausarmen, die nicht arbeiten können und zu betteln sich schämen.

6 Arme neidet man nicht.

Frz.: Pauvres et chetifs et malheureux ne sont subjects aux envieux.

It.: La miseria e franca d'invidia.

7 Arme schlafen sicher.

Lat.: Tuta est hominum tenuitas, magnae periclo sunt opes obnoxiae. (Phaedr.)

8 Arme sind auf dem Wege des Reichen Felsen im Meere. - Bertram.

Sind ihm hinderlich.

9 Arme suchen keine Kuchen.

Sie preisen sich schon glücklich, wenn sie erlangen können, was zu ihres Leibes Nahrung und Nothdurft dient.

10 Arme und Kranke müssen viel ertragen.

11 Arme wissen, wo ihre reichen Vettern wohnen.

It.: La poverta spesso guarda amista.

12 Armen geben armet nicht. - Körte, 248.

13 Armen geben ist eine gewisse Einnahme. - Körte, 250.

14 Armen geht's nimmer wohl, als wenn das Unglück sich vollgesoffen und schlafen gegangen ist.

Frz.: Le feu prend aisement aux haillons.

It.: A cenci va fuoco.

15 Armen hat nie kein Geld gebrochen, als nur am Sonntag und die ganze Wochen. - Simrock, 522.

[Spaltenumbruch] 30 Arm und reich ist bei Gott alles gleich.Tendlau, 940.

31 Arm und rich – slimm und slemm.Brandt.

32 Arm und rich suchen ungelich.Freidank.

33 Besser arm, jung und weise, als reich, alt und ein Narr.

34 Besser arm und fromm, denn der Schalk im Reichthum.

35 Dei is arm, dei sick den Dod wünscht, äwest dei noch vel armer, dei bang vör em is. – (Mecklenburg.)

36 Der ist arm gewisslich, der spricht: hätt' ich.

37 Der ist nicht arm, der nichts hat, sondern der, welcher viel verlangt.

38 Der ist recht arm, der seine Armuth nicht verbergen kann.

Sowie der, der sein Brot mit sauerer Arbeit zu verdienen sucht, aber nicht zu gewinnen vermag.

39 Der ist und bleibt arm, der nicht prakticiren, lügen und trügen kann.

40 Es ist besser arm mit ehren, denn reych mit schanden.Agricola, 127; Egenolff, 79b; Frank. I, 34; Müller, 3, 8; Ramann, Unterr., III, 15.

Holl.: Beter arm dan oneerlijk. – Beter arm met eere, dan rijk met schande. (Harrebomée, I, 20.)

Lat.: Damnum appellandum est cum mala fama lucrum. – Ego si bonam famam mihi servavero, sat ero dives – Malo honestam indigentiam quam inhonestam opulentiam.

41 Es ist niemand so arm, dass er nicht helfen könnte, und niemand so reich, dass er nicht Hülfe braucht.

42 Es sind nicht alle arm, die zerrissne Mäntel tragen.

43 Es wird keiner arm, als wer nicht rechnen kann.Eiselein, 38.

44 Es wird keiner arm oder reich, der sich nicht selbst dazu hilft.

Ung.: Magán áll a jó emberen, hogy gazdag legyen.

45 Ich wollte, wer gern arm wäre, dass er sein Lebtag müsste arm sein.Simrock, 523.

46 Ik weer all so arm as de salige Job, un sleep im Winter aan Mütz up dem Kopp. (Holst.)

47 Je ärmer hier, je reicher dort.

48 Lang arm, lang unselig.Simrock, 470.

Holl.: Lang arm, lang onzalig. (Harrebomée, I, 20.)

49 Mancher ist arm bei grossem Gut und mancher reich bei seiner Armuth.Spr. Sal., 13, 7; Schulze, 60.

50 Niemand wird arm um einer Mahlzeit, auch mit einer nicht reich.

51 So arm ist kein Mann, dass er sich nicht Tugend erwerben kann.

52 Wenn auch arm, doch warm.

Holl.: Al is ze arm, ze is toch warm. (Harrebomée, I, 20.)

53 Wer arm ist an Gold und Gut, der ist reich an Sorg' und Armuth.

54 Wer arm ist, dem hilft niemand.

55 Wer schnell arm werden will, der führe Recht und baue viel.

*56 Arm und ruhmsüchtig wie ein Maler.

*57 Arm wie das Ackermännchen (weisse Bachstelze).

Von sehr Armen, die kaum eine Wohnung haben.

Lat.: Cinclus. (Erasm., 716.)

*58 Arm (ärmer) wie eine Kirchenmaus.

Manche Kirchenmäuse sind indess gar wohl genährt und nicht arm. Das Sprichwort galt schon zu Gregor's Zeiten nicht mehr. Es war zwar ein altes Mönchsaxiom: Qui habit obolum, non valet obolum; weshalb die Klöster keine Pfennige nahmen, sondern – runde volle Summen und am liebsten das ganze Vermögen; Aebtissinnen so gut wie Aebte.

Frz.: C'est un aveugle sans bâton. – Il est gueux comme un peintre, un rat d'église.

Lat.: Iro pauperior. – Lysistrati divitias habes.

*59 Arm wie eine Schnecke.

Lat.: Codro pauperior. (Juv.)

*60 Arm wie Lazarus.Hiob; Tendlau, 22.

Jüd.-deutsch: Der Dalles von Ijev.

Lat.: Nudus tanquam ex matre.

*61 Aermer als eine Hure in der Marterwoche.

[Spaltenumbruch] *62 Aermer als Kodrus (oder Irus, Telenikus, Pauson).

Das ganze Haus des Kodrus, sagt Juvenal, kann man auf einen Spazierwagen laden. Pauson war ein ebenso armer Maler.

Lat.: Hecate piuperior. (Erasm., 717.) – Iro, Codro pauperior. (Ovid.) (Erasm., 715.) – Pausone mendacior. (Erasm., 722.) – Telenico pauperior. (Erasm., 715.)

*63 Er ist so arm, dass er sich nicht einmal einen Strick zum Hängen kaufen kann.

*64 Er ist so arm wie eine Ameise.

Sehr arm, noch ärmer als blutarm.

Holl.: Hij is zoo arm als de wormen (mieren). (Harrebomée, II, 86.)

*65 Er ist so arm wie eine Seele. (Osnabrück.)

*66 Er stellt sich arm und möchte Geld fressen.

Der es zu seinem Götzen macht.

*67 Er will nicht, arm sein, aber er sucht's.


Armbrust.

1 Aus viel Armbrüsten schiessen, trifft selten das Ziel. Geiler.

2 Wann man das armbrust zu hohe spent, so zerspringt es.Tappius, 201.

3 Was nützt die Armbrust dem, der sie nicht spannen kann?

4 Wenn man die Armbrust überspannt, so springt sie gern.Blum, 722; Siebenkees 14; Steiger, 14; Frank, II, 34.

Frz.: Quand l'arc est trop tendu, il est rompu.

It.: Quando si tende troppo l'arco, si rompe.

Lat.: Arcus tensus rumpitur. (Tappius, 201a.)

*5 Er hat die Armbrust überspannt.

*6 Es hält wie eine zerbrochene Armbrust.

*7 Man kann dir's nicht auf der Armbrust daherschiessen.Kirchhofer 53, 12.

Man kann eine Sache nicht gleich nach Wunsch bringen oder ausrichten. Durch abgeschossene Pfeile einander schnellen Bericht geben, besonders in der Noth. (Jonathan und David.) Vgl. auch Kirchhofer, a. a. O.

*8 Wenn ich eine Armbrust hätte, ich schiss drei.Fischart, Gesch.

Wortspiel mit schiessen und scheissen, um zu sagen; ich mache mir daraus nichts.


Arme (der).

1 Allein der Arme thut unrecht und hat das Kalb ins Auge geschlagen.

2 An des Armen Barte lernt der Junge scheren.Körte, 264.

3 An der Armen Truh wischt jedermann die Schuh.

Holl.: Aan den arme will ieder zijne schoenen afwisschen. (Harrebomée, I, 20.)

4 Arme haben die Kinder, Reiche die Rinder.Simrock, 471.

Engl.: Beggars breed, and rich men feed.

It.: Le ricchezze de' poveri sono i fanciulli.

5 Arme mag man haben, Bettler nicht.Körte, 255.

Hülfe den Hausarmen, die nicht arbeiten können und zu betteln sich schämen.

6 Arme neidet man nicht.

Frz.: Pauvres et chétifs et malheureux ne sont subjects aux envieux.

It.: La miseria è franca d'invidia.

7 Arme schlafen sicher.

Lat.: Tuta est hominum tenuitas, magnae periclo sunt opes obnoxiae. (Phaedr.)

8 Arme sind auf dem Wege des Reichen Felsen im Meere.Bertram.

Sind ihm hinderlich.

9 Arme suchen keine Kuchen.

Sie preisen sich schon glücklich, wenn sie erlangen können, was zu ihres Leibes Nahrung und Nothdurft dient.

10 Arme und Kranke müssen viel ertragen.

11 Arme wissen, wo ihre reichen Vettern wohnen.

It.: La povertà spesso guarda amistà.

12 Armen geben armet nicht.Körte, 248.

13 Armen geben ist eine gewisse Einnahme.Körte, 250.

14 Armen geht's nimmer wohl, als wenn das Unglück sich vollgesoffen und schlafen gegangen ist.

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[[66]/0094] 30 Arm und reich ist bei Gott alles gleich. – Tendlau, 940. 31 Arm und rich – slimm und slemm. – Brandt. 32 Arm und rich suchen ungelich. – Freidank. 33 Besser arm, jung und weise, als reich, alt und ein Narr. 34 Besser arm und fromm, denn der Schalk im Reichthum. 35 Dei is arm, dei sick den Dod wünscht, äwest dei noch vel armer, dei bang vör em is. – (Mecklenburg.) 36 Der ist arm gewisslich, der spricht: hätt' ich. 37 Der ist nicht arm, der nichts hat, sondern der, welcher viel verlangt. 38 Der ist recht arm, der seine Armuth nicht verbergen kann. Sowie der, der sein Brot mit sauerer Arbeit zu verdienen sucht, aber nicht zu gewinnen vermag. 39 Der ist und bleibt arm, der nicht prakticiren, lügen und trügen kann. 40 Es ist besser arm mit ehren, denn reych mit schanden. – Agricola, 127; Egenolff, 79b; Frank. I, 34; Müller, 3, 8; Ramann, Unterr., III, 15. Holl.: Beter arm dan oneerlijk. – Beter arm met eere, dan rijk met schande. (Harrebomée, I, 20.) Lat.: Damnum appellandum est cum mala fama lucrum. – Ego si bonam famam mihi servavero, sat ero dives – Malo honestam indigentiam quam inhonestam opulentiam. 41 Es ist niemand so arm, dass er nicht helfen könnte, und niemand so reich, dass er nicht Hülfe braucht. 42 Es sind nicht alle arm, die zerrissne Mäntel tragen. 43 Es wird keiner arm, als wer nicht rechnen kann. – Eiselein, 38. 44 Es wird keiner arm oder reich, der sich nicht selbst dazu hilft. Ung.: Magán áll a jó emberen, hogy gazdag legyen. 45 Ich wollte, wer gern arm wäre, dass er sein Lebtag müsste arm sein. – Simrock, 523. 46 Ik weer all so arm as de salige Job, un sleep im Winter aan Mütz up dem Kopp. (Holst.) 47 Je ärmer hier, je reicher dort. 48 Lang arm, lang unselig. – Simrock, 470. Holl.: Lang arm, lang onzalig. (Harrebomée, I, 20.) 49 Mancher ist arm bei grossem Gut und mancher reich bei seiner Armuth. – Spr. Sal., 13, 7; Schulze, 60. 50 Niemand wird arm um einer Mahlzeit, auch mit einer nicht reich. 51 So arm ist kein Mann, dass er sich nicht Tugend erwerben kann. 52 Wenn auch arm, doch warm. Holl.: Al is ze arm, ze is toch warm. (Harrebomée, I, 20.) 53 Wer arm ist an Gold und Gut, der ist reich an Sorg' und Armuth. 54 Wer arm ist, dem hilft niemand. 55 Wer schnell arm werden will, der führe Recht und baue viel. *56 Arm und ruhmsüchtig wie ein Maler. *57 Arm wie das Ackermännchen (weisse Bachstelze). Von sehr Armen, die kaum eine Wohnung haben. Lat.: Cinclus. (Erasm., 716.) *58 Arm (ärmer) wie eine Kirchenmaus. Manche Kirchenmäuse sind indess gar wohl genährt und nicht arm. Das Sprichwort galt schon zu Gregor's Zeiten nicht mehr. Es war zwar ein altes Mönchsaxiom: Qui habit obolum, non valet obolum; weshalb die Klöster keine Pfennige nahmen, sondern – runde volle Summen und am liebsten das ganze Vermögen; Aebtissinnen so gut wie Aebte. Frz.: C'est un aveugle sans bâton. – Il est gueux comme un peintre, un rat d'église. Lat.: Iro pauperior. – Lysistrati divitias habes. *59 Arm wie eine Schnecke. Lat.: Codro pauperior. (Juv.) *60 Arm wie Lazarus. – Hiob; Tendlau, 22. Jüd.-deutsch: Der Dalles von Ijev. Lat.: Nudus tanquam ex matre. *61 Aermer als eine Hure in der Marterwoche. *62 Aermer als Kodrus (oder Irus, Telenikus, Pauson). Das ganze Haus des Kodrus, sagt Juvenal, kann man auf einen Spazierwagen laden. Pauson war ein ebenso armer Maler. Lat.: Hecate piuperior. (Erasm., 717.) – Iro, Codro pauperior. (Ovid.) (Erasm., 715.) – Pausone mendacior. (Erasm., 722.) – Telenico pauperior. (Erasm., 715.) *63 Er ist so arm, dass er sich nicht einmal einen Strick zum Hängen kaufen kann. *64 Er ist so arm wie eine Ameise. Sehr arm, noch ärmer als blutarm. Holl.: Hij is zoo arm als de wormen (mieren). (Harrebomée, II, 86.) *65 Er ist so arm wie eine Seele. (Osnabrück.) *66 Er stellt sich arm und möchte Geld fressen. Der es zu seinem Götzen macht. *67 Er will nicht, arm sein, aber er sucht's. Armbrust. 1 Aus viel Armbrüsten schiessen, trifft selten das Ziel. Geiler. 2 Wann man das armbrust zu hohe spent, so zerspringt es. – Tappius, 201. 3 Was nützt die Armbrust dem, der sie nicht spannen kann? 4 Wenn man die Armbrust überspannt, so springt sie gern. – Blum, 722; Siebenkees 14; Steiger, 14; Frank, II, 34. Frz.: Quand l'arc est trop tendu, il est rompu. It.: Quando si tende troppo l'arco, si rompe. Lat.: Arcus tensus rumpitur. (Tappius, 201a.) *5 Er hat die Armbrust überspannt. *6 Es hält wie eine zerbrochene Armbrust. *7 Man kann dir's nicht auf der Armbrust daherschiessen. – Kirchhofer 53, 12. Man kann eine Sache nicht gleich nach Wunsch bringen oder ausrichten. Durch abgeschossene Pfeile einander schnellen Bericht geben, besonders in der Noth. (Jonathan und David.) Vgl. auch Kirchhofer, a. a. O. *8 Wenn ich eine Armbrust hätte, ich schiss drei. – Fischart, Gesch. Wortspiel mit schiessen und scheissen, um zu sagen; ich mache mir daraus nichts. Arme (der). 1 Allein der Arme thut unrecht und hat das Kalb ins Auge geschlagen. 2 An des Armen Barte lernt der Junge scheren. – Körte, 264. 3 An der Armen Truh wischt jedermann die Schuh. Holl.: Aan den arme will ieder zijne schoenen afwisschen. (Harrebomée, I, 20.) 4 Arme haben die Kinder, Reiche die Rinder. – Simrock, 471. Engl.: Beggars breed, and rich men feed. It.: Le ricchezze de' poveri sono i fanciulli. 5 Arme mag man haben, Bettler nicht. – Körte, 255. Hülfe den Hausarmen, die nicht arbeiten können und zu betteln sich schämen. 6 Arme neidet man nicht. Frz.: Pauvres et chétifs et malheureux ne sont subjects aux envieux. It.: La miseria è franca d'invidia. 7 Arme schlafen sicher. Lat.: Tuta est hominum tenuitas, magnae periclo sunt opes obnoxiae. (Phaedr.) 8 Arme sind auf dem Wege des Reichen Felsen im Meere. – Bertram. Sind ihm hinderlich. 9 Arme suchen keine Kuchen. Sie preisen sich schon glücklich, wenn sie erlangen können, was zu ihres Leibes Nahrung und Nothdurft dient. 10 Arme und Kranke müssen viel ertragen. 11 Arme wissen, wo ihre reichen Vettern wohnen. It.: La povertà spesso guarda amistà. 12 Armen geben armet nicht. – Körte, 248. 13 Armen geben ist eine gewisse Einnahme. – Körte, 250. 14 Armen geht's nimmer wohl, als wenn das Unglück sich vollgesoffen und schlafen gegangen ist. Frz.: Le feu prend aisément aux haillons. It.: A cenci va fuoco. 15 Armen hat nie kein Geld gebrochen, als nur am Sonntag und die ganze Wochen. – Simrock, 522.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [66]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/94>, abgerufen am 28.03.2024.