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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 2 Wer mit goldener Barte gerichtet wird, ist auch todt.

Die Könige wurden früher mit einem derartigen Werkzeuge enthauptet.

3 Wirffst du mit der barde, so wirfft man dich mit dem beihel wider. - Henisch, 189.

*4 Er hat die Barte stets bei sich.

Das Maul.


Barthel.

1 Barthel nach Grommet (Grummt) und Michel nach Mod. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.).

2 Barthel weiss schon, wo er den Most holt. - Grimm, I, 1145; Simrock, 744.

3 Boartel weess schun, wu a soll Must hullen. - Gomolcke, 1160; Robinson, 148.

4 Herzog Barthel ohne Land hat ihm 's (sich 's) Maul vor Kanth verbrannt. (Schles.)

Bezieht sich auf die Niederlage, welche der Herzog Bartholomäus von Münsterberg, der sich beständig mit den Breslauern neckte, am 14. October 1512 in der Gegend von Kanth erlitt. Das Gefecht dauerte von 22 bis 1 Uhr. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1802, S. 346.) Ausführlich ist diese Begebenheit erzählt in Klose's Briefen von Breslau (Bd. 3, Brief 151).

*5 Er ist ein Barthel. - Hennig.

Will witzig und geschickt sein und ist's doch nicht.

*6 Er weiss, wo Barthel Most holt (schenkt). - Meinau, 175; Eiselein, 55; Frommann, III, 354; VI, 330, 417; Schmidt, Westerw. Id., 14; Schambach, 16; Eichwald, 93; Vogel, 214.

Man wendet diese, nach Grimm (Wörterbuch, I, 1145) noch unerklärte Redensart an, wenn man jemand als klug, gewandt und schlau bezeichnen will, als einen, der Mittel und Wege kennt, seinen Zweck zu erreichen. - Nach dem Bremer Wörterbuche (I, 58) will die Redensart sagen: Er versteht mehr davon als man denken sollte. - Nach einigen soll Barthel um das Jahr 1230 Schultheiss in Heilbronn gewesen sein und den Most auf eine freisinnige Weise aus dem Rathskeller entlehnt haben. Eine sächsische (mir handschriftlich aus Kamenz mitgetheilte) Sage dagegen verlegt die Entstehung der Redensart nach Meissen. Hier lebte, erzählt sie, zu Anfang des 16. Jahrhunderts ein Weinschenk, Namens Bartholomäus Zimmer, gebürtig aus Heidelberg, welcher als Weinverständiger aus den besten Weinlagern seine Waare bezog, selbst einen trinkbaren Wein erbaute, ihn gehörig behandelte und bei dem man einen vorzüglich guten Most fand; daher man sich, wenn man einen fleissigen oder klugen Mann schildern wollte, dieses Sprichworts bediente. Jene Knittelverse:

Astutia vulpis,

Ferocia felis,

Haec valent in mundo

Ad hauriendum aquam a profundo;

Qui scit haec conjungere secum

Per mundum potest vadere mecum,

Nam scit bene locum

Quo Bartolus vendit mustum -

sind bekannt. Vielleicht hat auch Barthel gar einen jener Berge besessen, von denen Albin im 23. Titel seiner Meissner Berge und Landchronik sagt: "Es sind aber die meisten Wein im Obertheil des Landes zu Meyssen gepflegt worden nach dem 1317ten Jahre; denn in demselben ist Bischoff zu Meyssen worden Conradus ein Graf von Kirchberg, welcher die Weinberge zu Cotzenbrod und Mögeln angelegt und ferner zu Oberwarte und Gosslitz, Liebethal und Nussen, wie aus seinem alten Diplomadibus zu sehen." Ferner: "An etlichen Orten im Lande zu Meyssen, sonderlich an der Elbe, wechst goter Wein, da man für andere die Cotzenbroder (oder, wie man es jetzt ausspricht, die Katzenberger) und Zutzschwitzer sehr lobt, zumal, wenn sie noch in Mosten seyn, die da wegen ihrer Lieblichkeit und Dawerhaftigkeit berühmt sind." Da auch ferner Peter Knoll, der bekanntlich burgunder Reben in die meissener Gegend verpflanzte, auch in einigen alten Handschriften "Partei" genannt wird, so könnte dieses Sprichwort: Er weiss u. s. w., d. i. aus Burgund, wo ein edler Wein seiner Art wächst, auch auf diese Art erklärt werden. - Herrig in seinem Archiv (XXII, 460) bezieht den Barthel unsers Sprichworts auf den Storch (Barthold) in der Thierfabel. (S. auch Bartholomäus 7.)

Lat.: Scit bene, qua frendens valle moretur aper. (Ovid.) (Erasm., 1, 46.)


Barthel-Nimmermehr.

* Auf Sanct-Barthel-Nimmermehr -

wird dies oder das geschehen, wird z. B. eine Zahlung erfolgen. (S. Nimmerleinstag.)


Bartholomäus.

1 Bartelmei knicket de Haver in de Knei. - (Marsberg.) - Firmenich, I, 320.

2 Bartelmies spart Botter onn Kies, Lingen- Hosen onn Strüh-Hot. - Simrock, 743.

[Spaltenumbruch] 3 Bartholomäus (24. August) verbietet Butter und Käse.

Es wird von da ab kein Vesperbrot mehr gereicht.

4 Wann 't op Barthelmei riegent, dann gir (gibt) et en gueden Hiärwest. (Marsberg.) - Firmenich, I, 320.

5 Wann't up Bartelmei döer en siyden Hiemt reagent, dann giet et en drügen Summer. (Büren.)

6 Was für Bartholomäus nicht gut ist, das ist gut für Jonas. (Surinam.)

Geschmack und Bedürfniss sind verschieden.

7 Wie Sanct-Barthel wettert, so wettert auch der Herbst.

8 Wie sich Bartholomäus hält, so ist der ganze Herbst bestellt. - Frommann, VI, 430, 35; Simrock, 742.

"Demnach", sagt Rüdel (Frommann, III, 354), "ist es der Barthel (s. d.), von dem eine gute Weinernte abhängt; der Barthel holt oder bringt den Most, er weiss, wo der Most zu holen ist."


Bartholomäustag.

Am Bartholomäustag schüttle die Aepfel und Birnen ab.

Wenn das Sommerobst länger steht, wird es mehlig.


Basadinger.

* Du bist ein abtrünniger Basadinger. (Schweiz.) - Kirchhofer, 91.


Base.

1 Eine Base ist gut - am Ende der Landzunge. (Finn.)

2 Wer gegen seine Base blöde ist, bekommt keinen Knaben von ihr. - Burckhardt, 620.

Man wendet in Aegypten dies Sprichwort auf einen Freund an, den man bittet, einen Dienst zu leisten. Wer nun Anstand nimmt, eine solche Bitte zu thun, setzt sich der Gefahr aus, gar nichts zu erhalten. Das Bild daher, weil es im Morgenlande Sitte ist, die nächste Cousine zu heirathen, die auch nach der Verheirathung noch "Base", nicht "Frau" genannt wird.

*3 Sie ist eine Frau Base.

Eine Stadtklatsche, ein wahres Wochenblatt.

Frz.: C'est une franche commere.


Basel.

1 Basel das lustigste, Chur das oberste, Köln das reichste, Kostnitz das grösste, Mainz das heiligste, Speier das würdigste, Strasburg das edelste, Trier das älteste.

So charakterisirte man früher die Stifter am Rhein.

2 Du (Basel) hättest wenig Segen, wenn Plürs nicht wär' erlegen. - Kirchhofer, 55.

Die Seidenfabriken, welche bis zum Jahre 1618 in Plürs, einem schönen Flecken in Bündten, blühten, wurden, nachdem Plürs in dem genannten Jahre durch Einsturz des Berges Konto verschüttet worden war, nach Basel und andern Städten verpflanzt.

Engl.: When Dighton is pulled down, Hull shall become a great down. (Bohn, 224.)


Baseler.

1 Es gehen achtzehn Baseler auf einen Juden. - Kirchhofer, 91; Simrock, 12269.

2 Es gehört auf der Basler Tisch. - Kirchhofer, 55.


Basiliskenei.

Basiliskeneier muss man zertreten, nicht brüten.

Holl.: De basiliscus moet in het ei vertreden worden. (Harrebomee, I, 32.)


Bass (Adj.).

1 Es war mir nie bass, als da ich Schnuder und Brot ass. - Kirchhofer, 193.

2 Wer bass mag, der feiert nicht. - Simrock, 12270.

3 Wer bass mag, der thut bass, vnd scheubt den andern in sack. - Egenolff, 385a; Eiselein, 56.


Bass (Subst.).

1 Der Bass kommt aus dem Fass.

Singer - Schlinger.

2 Ein schlechter Bass verdirbt die beste Melodie.

3 Wer den Bass streicht, macht grobe Töne.

*4 Er brummt einen Bass, wie eine Hornisse im Stiefel.


Basselmann.

Dä määt 'nen Bass'lemanes1, dat sich et Hemp en sibbe Felde läht2. (Köln.) - Firmenich, I, 472.

1) Eine Verneigung, vom spanischen beso las manos.

2) Legt.


[Spaltenumbruch] 2 Wer mit goldener Barte gerichtet wird, ist auch todt.

Die Könige wurden früher mit einem derartigen Werkzeuge enthauptet.

3 Wirffst du mit der barde, so wirfft man dich mit dem beihel wider.Henisch, 189.

*4 Er hat die Barte stets bei sich.

Das Maul.


Barthel.

1 Barthel nach Grommet (Grummt) und Michel nach Mod. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.).

2 Barthel weiss schon, wo er den Most holt.Grimm, I, 1145; Simrock, 744.

3 Boartel weess schun, wu a soll Must hullen.Gomolcke, 1160; Robinson, 148.

4 Herzog Barthel ohne Land hat ihm 's (sich 's) Maul vor Kanth verbrannt. (Schles.)

Bezieht sich auf die Niederlage, welche der Herzog Bartholomäus von Münsterberg, der sich beständig mit den Breslauern neckte, am 14. October 1512 in der Gegend von Kanth erlitt. Das Gefecht dauerte von 22 bis 1 Uhr. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1802, S. 346.) Ausführlich ist diese Begebenheit erzählt in Klose's Briefen von Breslau (Bd. 3, Brief 151).

*5 Er ist ein Barthel.Hennig.

Will witzig und geschickt sein und ist's doch nicht.

*6 Er weiss, wo Barthel Most holt (schenkt).Meinau, 175; Eiselein, 55; Frommann, III, 354; VI, 330, 417; Schmidt, Westerw. Id., 14; Schambach, 16; Eichwald, 93; Vogel, 214.

Man wendet diese, nach Grimm (Wörterbuch, I, 1145) noch unerklärte Redensart an, wenn man jemand als klug, gewandt und schlau bezeichnen will, als einen, der Mittel und Wege kennt, seinen Zweck zu erreichen. – Nach dem Bremer Wörterbuche (I, 58) will die Redensart sagen: Er versteht mehr davon als man denken sollte. – Nach einigen soll Barthel um das Jahr 1230 Schultheiss in Heilbronn gewesen sein und den Most auf eine freisinnige Weise aus dem Rathskeller entlehnt haben. Eine sächsische (mir handschriftlich aus Kamenz mitgetheilte) Sage dagegen verlegt die Entstehung der Redensart nach Meissen. Hier lebte, erzählt sie, zu Anfang des 16. Jahrhunderts ein Weinschenk, Namens Bartholomäus Zimmer, gebürtig aus Heidelberg, welcher als Weinverständiger aus den besten Weinlagern seine Waare bezog, selbst einen trinkbaren Wein erbaute, ihn gehörig behandelte und bei dem man einen vorzüglich guten Most fand; daher man sich, wenn man einen fleissigen oder klugen Mann schildern wollte, dieses Sprichworts bediente. Jene Knittelverse:

Astutia vulpis,

Ferocia felis,

Haec valent in mundo

Ad hauriendum aquam a profundo;

Qui scit haec conjungere secum

Per mundum potest vadere mecum,

Nam scit bene locum

Quo Bartolus vendit mustum –

sind bekannt. Vielleicht hat auch Barthel gar einen jener Berge besessen, von denen Albin im 23. Titel seiner Meissner Berge und Landchronik sagt: „Es sind aber die meisten Wein im Obertheil des Landes zu Meyssen gepflegt worden nach dem 1317ten Jahre; denn in demselben ist Bischoff zu Meyssen worden Conradus ein Graf von Kirchberg, welcher die Weinberge zu Cotzenbrod und Mögeln angelegt und ferner zu Oberwarte und Gosslitz, Liebethal und Nussen, wie aus seinem alten Diplomadibus zu sehen.“ Ferner: „An etlichen Orten im Lande zu Meyssen, sonderlich an der Elbe, wechst goter Wein, da man für andere die Cotzenbroder (oder, wie man es jetzt ausspricht, die Katzenberger) und Zutzschwitzer sehr lobt, zumal, wenn sie noch in Mosten seyn, die da wegen ihrer Lieblichkeit und Dawerhaftigkeit berühmt sind.“ Da auch ferner Peter Knoll, der bekanntlich burgunder Reben in die meissener Gegend verpflanzte, auch in einigen alten Handschriften „Partei“ genannt wird, so könnte dieses Sprichwort: Er weiss u. s. w., d. i. aus Burgund, wo ein edler Wein seiner Art wächst, auch auf diese Art erklärt werden. – Herrig in seinem Archiv (XXII, 460) bezieht den Barthel unsers Sprichworts auf den Storch (Barthold) in der Thierfabel. (S. auch Bartholomäus 7.)

Lat.: Scit bene, qua frendens valle moretur aper. (Ovid.) (Erasm., 1, 46.)


Barthel-Nimmermehr.

* Auf Sanct-Barthel-Nimmermehr –

wird dies oder das geschehen, wird z. B. eine Zahlung erfolgen. (S. Nimmerleinstag.)


Bartholomäus.

1 Bartelmei knicket de Haver in de Knei. – (Marsberg.) – Firmenich, I, 320.

2 Bartelmies spart Botter onn Kies, Lingen- Hosen onn Strüh-Hot.Simrock, 743.

[Spaltenumbruch] 3 Bartholomäus (24. August) verbietet Butter und Käse.

Es wird von da ab kein Vesperbrot mehr gereicht.

4 Wann 't op Barthelmei riegent, dann gir (gibt) et en gueden Hiärwest. (Marsberg.) – Firmenich, I, 320.

5 Wann't up Bartelmei döer en siyden Hiemt reagent, dann giet et en drügen Summer. (Büren.)

6 Was für Bartholomäus nicht gut ist, das ist gut für Jonas. (Surinam.)

Geschmack und Bedürfniss sind verschieden.

7 Wie Sanct-Barthel wettert, so wettert auch der Herbst.

8 Wie sich Bartholomäus hält, so ist der ganze Herbst bestellt.Frommann, VI, 430, 35; Simrock, 742.

„Demnach“, sagt Rüdel (Frommann, III, 354), „ist es der Barthel (s. d.), von dem eine gute Weinernte abhängt; der Barthel holt oder bringt den Most, er weiss, wo der Most zu holen ist.“


Bartholomäustag.

Am Bartholomäustag schüttle die Aepfel und Birnen ab.

Wenn das Sommerobst länger steht, wird es mehlig.


Basadinger.

* Du bist ein abtrünniger Basadinger. (Schweiz.) – Kirchhofer, 91.


Base.

1 Eine Base ist gut – am Ende der Landzunge. (Finn.)

2 Wer gegen seine Base blöde ist, bekommt keinen Knaben von ihr.Burckhardt, 620.

Man wendet in Aegypten dies Sprichwort auf einen Freund an, den man bittet, einen Dienst zu leisten. Wer nun Anstand nimmt, eine solche Bitte zu thun, setzt sich der Gefahr aus, gar nichts zu erhalten. Das Bild daher, weil es im Morgenlande Sitte ist, die nächste Cousine zu heirathen, die auch nach der Verheirathung noch „Base“, nicht „Frau“ genannt wird.

*3 Sie ist eine Frau Base.

Eine Stadtklatsche, ein wahres Wochenblatt.

Frz.: C'est une franche commère.


Basel.

1 Basel das lustigste, Chur das oberste, Köln das reichste, Kostnitz das grösste, Mainz das heiligste, Speier das würdigste, Strasburg das edelste, Trier das älteste.

So charakterisirte man früher die Stifter am Rhein.

2 Du (Basel) hättest wenig Segen, wenn Plürs nicht wär' erlegen.Kirchhofer, 55.

Die Seidenfabriken, welche bis zum Jahre 1618 in Plürs, einem schönen Flecken in Bündten, blühten, wurden, nachdem Plürs in dem genannten Jahre durch Einsturz des Berges Konto verschüttet worden war, nach Basel und andern Städten verpflanzt.

Engl.: When Dighton is pulled down, Hull shall become a great down. (Bohn, 224.)


Baseler.

1 Es gehen achtzehn Baseler auf einen Juden.Kirchhofer, 91; Simrock, 12269.

2 Es gehört auf der Basler Tisch.Kirchhofer, 55.


Basiliskenei.

Basiliskeneier muss man zertreten, nicht brüten.

Holl.: De basiliscus moet in het ei vertreden worden. (Harrebomée, I, 32.)


Bass (Adj.).

1 Es war mir nie bass, als da ich Schnuder und Brot ass.Kirchhofer, 193.

2 Wer bass mag, der feiert nicht.Simrock, 12270.

3 Wer bass mag, der thut bass, vnd scheubt den andern in sack.Egenolff, 385a; Eiselein, 56.


Bass (Subst.).

1 Der Bass kommt aus dem Fass.

Singer – Schlinger.

2 Ein schlechter Bass verdirbt die beste Melodie.

3 Wer den Bass streicht, macht grobe Töne.

*4 Er brummt einen Bass, wie eine Hornisse im Stiefel.


Basselmann.

Dä määt 'nen Bass'lemanes1, dat sich et Hemp en sibbe Felde läht2. (Köln.) – Firmenich, I, 472.

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[[121]/0149] 2 Wer mit goldener Barte gerichtet wird, ist auch todt. Die Könige wurden früher mit einem derartigen Werkzeuge enthauptet. 3 Wirffst du mit der barde, so wirfft man dich mit dem beihel wider. – Henisch, 189. *4 Er hat die Barte stets bei sich. Das Maul. Barthel. 1 Barthel nach Grommet (Grummt) und Michel nach Mod. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.). 2 Barthel weiss schon, wo er den Most holt. – Grimm, I, 1145; Simrock, 744. 3 Boartel weess schun, wu a soll Must hullen. – Gomolcke, 1160; Robinson, 148. 4 Herzog Barthel ohne Land hat ihm 's (sich 's) Maul vor Kanth verbrannt. (Schles.) Bezieht sich auf die Niederlage, welche der Herzog Bartholomäus von Münsterberg, der sich beständig mit den Breslauern neckte, am 14. October 1512 in der Gegend von Kanth erlitt. Das Gefecht dauerte von 22 bis 1 Uhr. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1802, S. 346.) Ausführlich ist diese Begebenheit erzählt in Klose's Briefen von Breslau (Bd. 3, Brief 151). *5 Er ist ein Barthel. – Hennig. Will witzig und geschickt sein und ist's doch nicht. *6 Er weiss, wo Barthel Most holt (schenkt). – Meinau, 175; Eiselein, 55; Frommann, III, 354; VI, 330, 417; Schmidt, Westerw. Id., 14; Schambach, 16; Eichwald, 93; Vogel, 214. Man wendet diese, nach Grimm (Wörterbuch, I, 1145) noch unerklärte Redensart an, wenn man jemand als klug, gewandt und schlau bezeichnen will, als einen, der Mittel und Wege kennt, seinen Zweck zu erreichen. – Nach dem Bremer Wörterbuche (I, 58) will die Redensart sagen: Er versteht mehr davon als man denken sollte. – Nach einigen soll Barthel um das Jahr 1230 Schultheiss in Heilbronn gewesen sein und den Most auf eine freisinnige Weise aus dem Rathskeller entlehnt haben. Eine sächsische (mir handschriftlich aus Kamenz mitgetheilte) Sage dagegen verlegt die Entstehung der Redensart nach Meissen. Hier lebte, erzählt sie, zu Anfang des 16. Jahrhunderts ein Weinschenk, Namens Bartholomäus Zimmer, gebürtig aus Heidelberg, welcher als Weinverständiger aus den besten Weinlagern seine Waare bezog, selbst einen trinkbaren Wein erbaute, ihn gehörig behandelte und bei dem man einen vorzüglich guten Most fand; daher man sich, wenn man einen fleissigen oder klugen Mann schildern wollte, dieses Sprichworts bediente. Jene Knittelverse: Astutia vulpis, Ferocia felis, Haec valent in mundo Ad hauriendum aquam a profundo; Qui scit haec conjungere secum Per mundum potest vadere mecum, Nam scit bene locum Quo Bartolus vendit mustum – sind bekannt. Vielleicht hat auch Barthel gar einen jener Berge besessen, von denen Albin im 23. Titel seiner Meissner Berge und Landchronik sagt: „Es sind aber die meisten Wein im Obertheil des Landes zu Meyssen gepflegt worden nach dem 1317ten Jahre; denn in demselben ist Bischoff zu Meyssen worden Conradus ein Graf von Kirchberg, welcher die Weinberge zu Cotzenbrod und Mögeln angelegt und ferner zu Oberwarte und Gosslitz, Liebethal und Nussen, wie aus seinem alten Diplomadibus zu sehen.“ Ferner: „An etlichen Orten im Lande zu Meyssen, sonderlich an der Elbe, wechst goter Wein, da man für andere die Cotzenbroder (oder, wie man es jetzt ausspricht, die Katzenberger) und Zutzschwitzer sehr lobt, zumal, wenn sie noch in Mosten seyn, die da wegen ihrer Lieblichkeit und Dawerhaftigkeit berühmt sind.“ Da auch ferner Peter Knoll, der bekanntlich burgunder Reben in die meissener Gegend verpflanzte, auch in einigen alten Handschriften „Partei“ genannt wird, so könnte dieses Sprichwort: Er weiss u. s. w., d. i. aus Burgund, wo ein edler Wein seiner Art wächst, auch auf diese Art erklärt werden. – Herrig in seinem Archiv (XXII, 460) bezieht den Barthel unsers Sprichworts auf den Storch (Barthold) in der Thierfabel. (S. auch Bartholomäus 7.) Lat.: Scit bene, qua frendens valle moretur aper. (Ovid.) (Erasm., 1, 46.) Barthel-Nimmermehr. * Auf Sanct-Barthel-Nimmermehr – wird dies oder das geschehen, wird z. B. eine Zahlung erfolgen. (S. Nimmerleinstag.) Bartholomäus. 1 Bartelmei knicket de Haver in de Knei. – (Marsberg.) – Firmenich, I, 320. 2 Bartelmies spart Botter onn Kies, Lingen- Hosen onn Strüh-Hot. – Simrock, 743. 3 Bartholomäus (24. August) verbietet Butter und Käse. Es wird von da ab kein Vesperbrot mehr gereicht. 4 Wann 't op Barthelmei riegent, dann gir (gibt) et en gueden Hiärwest. (Marsberg.) – Firmenich, I, 320. 5 Wann't up Bartelmei döer en siyden Hiemt reagent, dann giet et en drügen Summer. (Büren.) 6 Was für Bartholomäus nicht gut ist, das ist gut für Jonas. (Surinam.) Geschmack und Bedürfniss sind verschieden. 7 Wie Sanct-Barthel wettert, so wettert auch der Herbst. 8 Wie sich Bartholomäus hält, so ist der ganze Herbst bestellt. – Frommann, VI, 430, 35; Simrock, 742. „Demnach“, sagt Rüdel (Frommann, III, 354), „ist es der Barthel (s. d.), von dem eine gute Weinernte abhängt; der Barthel holt oder bringt den Most, er weiss, wo der Most zu holen ist.“ Bartholomäustag. Am Bartholomäustag schüttle die Aepfel und Birnen ab. Wenn das Sommerobst länger steht, wird es mehlig. Basadinger. * Du bist ein abtrünniger Basadinger. (Schweiz.) – Kirchhofer, 91. Base. 1 Eine Base ist gut – am Ende der Landzunge. (Finn.) 2 Wer gegen seine Base blöde ist, bekommt keinen Knaben von ihr. – Burckhardt, 620. Man wendet in Aegypten dies Sprichwort auf einen Freund an, den man bittet, einen Dienst zu leisten. Wer nun Anstand nimmt, eine solche Bitte zu thun, setzt sich der Gefahr aus, gar nichts zu erhalten. Das Bild daher, weil es im Morgenlande Sitte ist, die nächste Cousine zu heirathen, die auch nach der Verheirathung noch „Base“, nicht „Frau“ genannt wird. *3 Sie ist eine Frau Base. Eine Stadtklatsche, ein wahres Wochenblatt. Frz.: C'est une franche commère. Basel. 1 Basel das lustigste, Chur das oberste, Köln das reichste, Kostnitz das grösste, Mainz das heiligste, Speier das würdigste, Strasburg das edelste, Trier das älteste. So charakterisirte man früher die Stifter am Rhein. 2 Du (Basel) hättest wenig Segen, wenn Plürs nicht wär' erlegen. – Kirchhofer, 55. Die Seidenfabriken, welche bis zum Jahre 1618 in Plürs, einem schönen Flecken in Bündten, blühten, wurden, nachdem Plürs in dem genannten Jahre durch Einsturz des Berges Konto verschüttet worden war, nach Basel und andern Städten verpflanzt. Engl.: When Dighton is pulled down, Hull shall become a great down. (Bohn, 224.) Baseler. 1 Es gehen achtzehn Baseler auf einen Juden. – Kirchhofer, 91; Simrock, 12269. 2 Es gehört auf der Basler Tisch. – Kirchhofer, 55. Basiliskenei. Basiliskeneier muss man zertreten, nicht brüten. Holl.: De basiliscus moet in het ei vertreden worden. (Harrebomée, I, 32.) Bass (Adj.). 1 Es war mir nie bass, als da ich Schnuder und Brot ass. – Kirchhofer, 193. 2 Wer bass mag, der feiert nicht. – Simrock, 12270. 3 Wer bass mag, der thut bass, vnd scheubt den andern in sack. – Egenolff, 385a; Eiselein, 56. Bass (Subst.). 1 Der Bass kommt aus dem Fass. Singer – Schlinger. 2 Ein schlechter Bass verdirbt die beste Melodie. 3 Wer den Bass streicht, macht grobe Töne. *4 Er brummt einen Bass, wie eine Hornisse im Stiefel. Basselmann. Dä määt 'nen Bass'lemanes1, dat sich et Hemp en sibbe Felde läht2. (Köln.) – Firmenich, I, 472. 1) Eine Verneigung, vom spanischen beso las manos. 2) Legt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [121]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/149>, abgerufen am 29.03.2024.