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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 55 De Biuer säjjet1 sik gruis oawer nit wuis2. (Soest.) - Firmenich, I, 348, 25; für Oldenburg: Goldschmidt, 163; Eichwald, 254.

1) Säet.

2) Nicht weise.

56 De Bauer ackert seck woll greis, aber nicht weis'. (Eimbeck.) - Firmenich, III, 142.

57 De Buer het man Ein Kind. - Schambach, 10; Wigand, Provinzialrecht des Fürstenthums Minden, I, 201; Hillebrand, 151.

Weil der Bauer dasjenige Kind, welches im älterlichen Hause bleibt, in der Regel der älteste Sohn, mannichfach zu bevorzugen pflegt.

58 De Bauer hett man en echt Kind, de annern sind alle Horkinner. (Oldenburg.) - Hillebrand, 151; Goldschmidt, 74.

Derselbe Gedanke, den das Sprichwort 57 enthält, nur spricht es die Unbilligkeit noch entschiedener aus, die darin liegt, dass der eine Sohn Herr wird, während die andern Kinder, wenn ihnen das Glück nicht auf andere Weise günstig ist, in dürftigen und abhängigen Verhältnissen leben müssen.

59 De Buer hört leiwer dat Heaneken kräggen, ässe dat Vüegelken singen. (Büren.)

60 De Bauer is en grof Geselle, hei sleit twei mal up eine Stelle. - Schambach, 328.

Holl.: Een groote boer geeft eenen grooten slag. (Harrebomee, I, 70.)

61 De Bauer(e) is en Lauer(e), un wenn he slöpt bet an'n Middag. - Schambach, 327.

62 De Baur, de Oss unn de Preester sünd de dree grödsten Beester. (Rendsburg.)

63 De Baur is 'n Baur, is 'n Schelm van Natur. - Eichwald, 253.

Dän.: Bonden er ei saa argen skalk, at hannem ei bör til farn. (Prov. dan.)

64 De Baur is enn Ehrenmann. (Rendsburg.)

65 De Baur is tom dichten1 bi uns Hergott. (Rendsburg.)

1) Nächsten.

66 De Baur mutt denn ganzen Staat unnerholn1. (Rendsburg.)

1) Unterhalten.

67 De Baure lache, wenn se noh hem gönt. (Aachen.) - Firmenich, I, 492, 42.

Wenn sie, mit dem eingenommenen Gelde in der Tasche, nach Hause gehen.

68 De en Bur will brü'n1, mutt en Bur mitbringn. - Eichwald, 234.

1) Brüden = hudeln, scheren, vexiren. (Richey, 25.)

69 Dem Bauer gehört Heu oder Haferstroh. - Pistor., II, 59; Henisch, 210; Franck, II, 174a; Estor, I, 179.

Und den Jagdhunden des gnädigen Herrn Fleisch, wie's weiland war, als Bauern Knechte waren.

It.: A grosso villano dagli del moco. (Pazzaglia, 376.)

70 Dem Bauer gilt seine Wurst mehr als aller Gelehrten Kunst und Ehr'.

71 Dem Bauer ist auch ein Kirchtag zu gönnen.

72 Dem Bauer schwillt der Kamm, es wird eine gute Ernte geben. - Eiselein, 59.

Lat.: Magnum os anni. - Semper agricola in novum annum dives.

73 Dem Bauer wird die Suppe sauer.

74 Dem Buren ist es genug, wan er van Buren Ehre geniesst. - Eiselein, 60.

75 Den Bauer ehrten sie, und er meinte, dass sie sich vor ihm fürchteten. (Neugriech.)

Eine, wie es scheint, unparteiische Charakteristik der Neugriechen gewährt die Schrift: Erinnerungen und Eindrücke aus Griechenland, von Wilh. Vischer (Basel 1857).

76 Den Bauer erkennt man an der Gabel, den Advocaten am Schnabel. - Simrock, 793.

77 Den Bauer schützt sein Spitz, den Klugen sein Witz.

78 Den Bauern das Fleisch, den Herren (auch: Pfarrern) die Knochen. (Lit.)

79 Den Bauern ist gut pfeifen. - Pistor., II, 60; Simrock, 829.

Sie sind nicht gewählt.

Frz.: A gens de village trompette de bois.

Lat.: Sat facis indoctus fidicen saltare volenti.

80 Den Bauern ist gut predigen. - Kirchhofer, 350.

81 Den Bauern soll man die Wahrheit durch ein Wildgarn sichten. - Henisch, 213.

[Spaltenumbruch] 82 Den Bawren trawen auff ihr eid, heist trawen eim Wolff auff wilder heid. - Henisch, 213.

83 Der Bauer beim Pfluge, die Bachstelz' im Fluge, der Frosch im Trocknen, verspricht ein fruchtbar Jahr.

Eine Art Volksaberglauben, der daraus, dass jemand den ersten Bauer im Frühling beim Pfluge oder den ersten Frosch im Trockenen u. s. w. sieht, Glück für die Person weissagt.

84 Der Bauer bleibt ein Bauersmann, wird ihm auch Purpur angethan.

Ein pommerscher Bauer, Hans Lang in Lantzke, hatte dem Herzoge Bogeslaw das Leben gerettet. Dieser wollte ihm für sich und seine Nachkommen die Freiheit schenken, dass sie nicht mehr zu fronen und zu zinsen brauchten. Hans Lang, dem die jetzigen Bauern so wenig gleichen, nahm die Freiheit nicht an, sondern sagte: "Einem Bauer dient nicht frei zu sein, denn er weiss die Freiheit nicht zu gebrauchen und wird entweder faul und zuletzt ein Bettler oder er wird übermüthig und bauernstolz und kommt auch so zu Fall." Der pommersche Hans besass die gute Gesinnung, die von einzelnen zurückgewünscht wird. Davon, dass man den Gebrauch der Freiheit lernen muss, hatte er keine Ahnung. Die Gegenwart liefert den Beweis, dass unsere Bauern durch dieselbe nichts weniger als Bettler geworden sind.

Lat.: Simia in purpura.

85 Der Bauer dienet, wie er bespannt sein muss. - Eisenhart, 78; Hillebrand, 181.

Dies Sprichwort ist aus dem: Der Bauer muss dienen, wie er bespannt ist (s.109), entstanden. Da die Dienste, welche der Bauer zu leisten hatte, von der Anzahl seines Zugviehes abhingen, so konnte er leicht dasselbe zum Nachtheil für den Gutsherrn vermindern, diese haben daher in einigen Gegenden mit den Bauern Verträge abgeschlossen, worin sich die letztern verbindlich machten, stets eine bestimmte Anzahl Zugvieh zu halten, was zu dem Sprichwort Veranlassung gegeben: Der Bauer dient, wie er bespannt sein muss. Ueber dies Sprichwort hat Lauhn in der Abhandlung von den Frondiensten der Deutschen u. s. w. sehr gründlich geschrieben (Frankfurt a. M. 1759, und vermehrt herausgegeben von J. C. Kuhn, Weissenfels und Leipzig 1783).

86 Der Bauer gehört hinter den Pflug. - Kirchhofer, 56, 212.

Nicht an oder vor den Pflug, wie die kleinen Herren der Vorzeit wollten. Das Sprichwort muss alt sein, denn schon der Vogt von Landenberg auf Sarnen sagte, als er erfuhr, dass im Melpthal ein Landmann einen Zug Ochsen habe: "Buren sollen den Pflug ziehen."

87 Der Bauer glaubt nur seinem Vater. - Simrock, 817.

88 Der Bauer gleicht der Weid', er schlägt um so mehr aus, je mehr man ihn beschneid't. (Eifel.)

89 Der Bauer hält seine Krähen für Gänse.

Holl.: Ieder boer meent, dat zijn ekster eene gans is. (Harrebomee, I, 71.)

90 Der Bauer hart lässt von seiner Art. - Eiselein, 61.

Lat.: Rustica natura semper sequitur sua jura.

91 Der Bauer hat den Tarakan, die Nachtigall nur der Edelmann. (Moskau.) - Altmann V.

Der Tarakan ist ein unsern Schwaben vergleichbares Ungeziefer, die Nachtigallen sind eifrige Feinde derselben.

92 Der Bauer hat wol 'ne grobe Hand, aber einen feinen (schlauen) Verstand.

It.: Il villano ha le scarpe grosse, e 1'ingegno sottile. (Pazzaglia, 376.)

93 Der Bauer hinter den Pflug, der Esel in die Mühle, der Schüler in die Schule. - Sailer, 83.

Jedes, wohin es gehört.

Frz.: La menagere au petrin, l'ane au moulin, l'ecolier au latin. (Cahier, 3886.)

94 Der Bauer hört gern, dass die Butter viel gilt.

Holl.: Hoe goed is het, te hooren, dat de boter wel geldt. (Harrebomee, I, 84.)

95 Der Bauer im Koth, erhält was goht und stoht. - Kirchhofer, 211.

96 Der Bauer im Zuge, die Bachstelz' im Fluge, den Kukuk aufs rechte Ohr, das bedeut't ein fröhlich Johr.

97 Der Bauer isst Lachs für Rindfleisch. - Lehmann, II, 49, 7.

98 Der Bauer ist auf einen Pfennig, wie der Teufel auf eine Seele.

Holl.: De boer zit op een' cent, als de duivel op een ziel. (Harrebomee, I, 69.)

[Spaltenumbruch] 55 De Biuer säjjet1 sik gruis oawer nit wuis2. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 25; für Oldenburg: Goldschmidt, 163; Eichwald, 254.

1) Säet.

2) Nicht weise.

56 De Bûer ackert seck woll grîs, aber nicht wîs'. (Eimbeck.) – Firmenich, III, 142.

57 De Buer het man Ein Kind.Schambach, 10; Wigand, Provinzialrecht des Fürstenthums Minden, I, 201; Hillebrand, 151.

Weil der Bauer dasjenige Kind, welches im älterlichen Hause bleibt, in der Regel der älteste Sohn, mannichfach zu bevorzugen pflegt.

58 De Bûer hett man ên echt Kind, de annern sind alle Hôrkinner. (Oldenburg.) – Hillebrand, 151; Goldschmidt, 74.

Derselbe Gedanke, den das Sprichwort 57 enthält, nur spricht es die Unbilligkeit noch entschiedener aus, die darin liegt, dass der eine Sohn Herr wird, während die andern Kinder, wenn ihnen das Glück nicht auf andere Weise günstig ist, in dürftigen und abhängigen Verhältnissen leben müssen.

59 De Buer hört leiwer dat Heaneken kräggen, ässe dat Vüegelken singen. (Büren.)

60 De Bûer is en grof Geselle, hei sleit twei mâl up eine Stelle.Schambach, 328.

Holl.: Een groote boer geeft eenen grooten slag. (Harrebomée, I, 70.)

61 De Bûer(e) is en Lûer(e), un wenn he slöpt bet an'n Middag.Schambach, 327.

62 De Bûr, de Oss unn de Preester sünd de dree grödsten Beester. (Rendsburg.)

63 De Bûr is 'n Bûr, is 'n Schelm van Natur.Eichwald, 253.

Dän.: Bonden er ei saa argen skalk, at hannem ei bør til farn. (Prov. dan.)

64 De Bûr is enn Ehrenmann. (Rendsburg.)

65 De Bûr is tom dichten1 bi uns Hergott. (Rendsburg.)

1) Nächsten.

66 De Bûr mutt denn ganzen Staat unnerholn1. (Rendsburg.)

1) Unterhalten.

67 De Bûre lâche, wenn se noh hêm gönt. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 42.

Wenn sie, mit dem eingenommenen Gelde in der Tasche, nach Hause gehen.

68 De en Bur will brü'n1, mutt en Bur mitbringn.Eichwald, 234.

1) Brüden = hudeln, scheren, vexiren. (Richey, 25.)

69 Dem Bauer gehört Heu oder Haferstroh.Pistor., II, 59; Henisch, 210; Franck, II, 174a; Estor, I, 179.

Und den Jagdhunden des gnädigen Herrn Fleisch, wie's weiland war, als Bauern Knechte waren.

It.: A grosso villano dagli del moco. (Pazzaglia, 376.)

70 Dem Bauer gilt seine Wurst mehr als aller Gelehrten Kunst und Ehr'.

71 Dem Bauer ist auch ein Kirchtag zu gönnen.

72 Dem Bauer schwillt der Kamm, es wird eine gute Ernte geben.Eiselein, 59.

Lat.: Magnum os anni. – Semper agricola in novum annum dives.

73 Dem Bauer wird die Suppe sauer.

74 Dem Buren ist es genug, wan er van Buren Ehre geniesst.Eiselein, 60.

75 Den Bauer ehrten sie, und er meinte, dass sie sich vor ihm fürchteten. (Neugriech.)

Eine, wie es scheint, unparteiische Charakteristik der Neugriechen gewährt die Schrift: Erinnerungen und Eindrücke aus Griechenland, von Wilh. Vischer (Basel 1857).

76 Den Bauer erkennt man an der Gabel, den Advocaten am Schnabel.Simrock, 793.

77 Den Bauer schützt sein Spitz, den Klugen sein Witz.

78 Den Bauern das Fleisch, den Herren (auch: Pfarrern) die Knochen. (Lit.)

79 Den Bauern ist gut pfeifen.Pistor., II, 60; Simrock, 829.

Sie sind nicht gewählt.

Frz.: A gens de village trompette de bois.

Lat.: Sat facis indoctus fidicen saltare volenti.

80 Den Bauern ist gut predigen.Kirchhofer, 350.

81 Den Bauern soll man die Wahrheit durch ein Wildgarn sichten.Henisch, 213.

[Spaltenumbruch] 82 Den Bawren trawen auff ihr eid, heist trawen eim Wolff auff wilder heid.Henisch, 213.

83 Der Bauer beim Pfluge, die Bachstelz' im Fluge, der Frosch im Trocknen, verspricht ein fruchtbar Jahr.

Eine Art Volksaberglauben, der daraus, dass jemand den ersten Bauer im Frühling beim Pfluge oder den ersten Frosch im Trockenen u. s. w. sieht, Glück für die Person weissagt.

84 Der Bauer bleibt ein Bauersmann, wird ihm auch Purpur angethan.

Ein pommerscher Bauer, Hans Lang in Lantzke, hatte dem Herzoge Bogeslaw das Leben gerettet. Dieser wollte ihm für sich und seine Nachkommen die Freiheit schenken, dass sie nicht mehr zu fronen und zu zinsen brauchten. Hans Lang, dem die jetzigen Bauern so wenig gleichen, nahm die Freiheit nicht an, sondern sagte: „Einem Bauer dient nicht frei zu sein, denn er weiss die Freiheit nicht zu gebrauchen und wird entweder faul und zuletzt ein Bettler oder er wird übermüthig und bauernstolz und kommt auch so zu Fall.“ Der pommersche Hans besass die gute Gesinnung, die von einzelnen zurückgewünscht wird. Davon, dass man den Gebrauch der Freiheit lernen muss, hatte er keine Ahnung. Die Gegenwart liefert den Beweis, dass unsere Bauern durch dieselbe nichts weniger als Bettler geworden sind.

Lat.: Simia in purpura.

85 Der Bauer dienet, wie er bespannt sein muss.Eisenhart, 78; Hillebrand, 181.

Dies Sprichwort ist aus dem: Der Bauer muss dienen, wie er bespannt ist (s.109), entstanden. Da die Dienste, welche der Bauer zu leisten hatte, von der Anzahl seines Zugviehes abhingen, so konnte er leicht dasselbe zum Nachtheil für den Gutsherrn vermindern, diese haben daher in einigen Gegenden mit den Bauern Verträge abgeschlossen, worin sich die letztern verbindlich machten, stets eine bestimmte Anzahl Zugvieh zu halten, was zu dem Sprichwort Veranlassung gegeben: Der Bauer dient, wie er bespannt sein muss. Ueber dies Sprichwort hat Lauhn in der Abhandlung von den Frondiensten der Deutschen u. s. w. sehr gründlich geschrieben (Frankfurt a. M. 1759, und vermehrt herausgegeben von J. C. Kuhn, Weissenfels und Leipzig 1783).

86 Der Bauer gehört hinter den Pflug.Kirchhofer, 56, 212.

Nicht an oder vor den Pflug, wie die kleinen Herren der Vorzeit wollten. Das Sprichwort muss alt sein, denn schon der Vogt von Landenberg auf Sarnen sagte, als er erfuhr, dass im Melpthal ein Landmann einen Zug Ochsen habe: „Buren sollen den Pflug ziehen.“

87 Der Bauer glaubt nur seinem Vater.Simrock, 817.

88 Der Bauer gleicht der Weid', er schlägt um so mehr aus, je mehr man ihn beschneid't. (Eifel.)

89 Der Bauer hält seine Krähen für Gänse.

Holl.: Ieder boer meent, dat zijn ekster eene gans is. (Harrebomée, I, 71.)

90 Der Bauer hart lässt von seiner Art.Eiselein, 61.

Lat.: Rustica natura semper sequitur sua jura.

91 Der Bauer hat den Tarakan, die Nachtigall nur der Edelmann. (Moskau.) – Altmann V.

Der Tarakan ist ein unsern Schwaben vergleichbares Ungeziefer, die Nachtigallen sind eifrige Feinde derselben.

92 Der Bauer hat wol 'ne grobe Hand, aber einen feinen (schlauen) Verstand.

It.: Il villano ha le scarpe grosse, e 1'ingegno sottile. (Pazzaglia, 376.)

93 Der Bauer hinter den Pflug, der Esel in die Mühle, der Schüler in die Schule.Sailer, 83.

Jedes, wohin es gehört.

Frz.: La ménagère au pétrin, l'âne au moulin, l'écolier au latin. (Cahier, 3886.)

94 Der Bauer hört gern, dass die Butter viel gilt.

Holl.: Hoe goed is het, te hooren, dat de boter wel geldt. (Harrebomée, I, 84.)

95 Der Bauer im Koth, erhält was goht und stoht.Kirchhofer, 211.

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[[129]/0157] 55 De Biuer säjjet1 sik gruis oawer nit wuis2. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 25; für Oldenburg: Goldschmidt, 163; Eichwald, 254. 1) Säet. 2) Nicht weise. 56 De Bûer ackert seck woll grîs, aber nicht wîs'. (Eimbeck.) – Firmenich, III, 142. 57 De Buer het man Ein Kind. – Schambach, 10; Wigand, Provinzialrecht des Fürstenthums Minden, I, 201; Hillebrand, 151. Weil der Bauer dasjenige Kind, welches im älterlichen Hause bleibt, in der Regel der älteste Sohn, mannichfach zu bevorzugen pflegt. 58 De Bûer hett man ên echt Kind, de annern sind alle Hôrkinner. (Oldenburg.) – Hillebrand, 151; Goldschmidt, 74. Derselbe Gedanke, den das Sprichwort 57 enthält, nur spricht es die Unbilligkeit noch entschiedener aus, die darin liegt, dass der eine Sohn Herr wird, während die andern Kinder, wenn ihnen das Glück nicht auf andere Weise günstig ist, in dürftigen und abhängigen Verhältnissen leben müssen. 59 De Buer hört leiwer dat Heaneken kräggen, ässe dat Vüegelken singen. (Büren.) 60 De Bûer is en grof Geselle, hei sleit twei mâl up eine Stelle. – Schambach, 328. Holl.: Een groote boer geeft eenen grooten slag. (Harrebomée, I, 70.) 61 De Bûer(e) is en Lûer(e), un wenn he slöpt bet an'n Middag. – Schambach, 327. 62 De Bûr, de Oss unn de Preester sünd de dree grödsten Beester. (Rendsburg.) 63 De Bûr is 'n Bûr, is 'n Schelm van Natur. – Eichwald, 253. Dän.: Bonden er ei saa argen skalk, at hannem ei bør til farn. (Prov. dan.) 64 De Bûr is enn Ehrenmann. (Rendsburg.) 65 De Bûr is tom dichten1 bi uns Hergott. (Rendsburg.) 1) Nächsten. 66 De Bûr mutt denn ganzen Staat unnerholn1. (Rendsburg.) 1) Unterhalten. 67 De Bûre lâche, wenn se noh hêm gönt. (Aachen.) – Firmenich, I, 492, 42. Wenn sie, mit dem eingenommenen Gelde in der Tasche, nach Hause gehen. 68 De en Bur will brü'n1, mutt en Bur mitbringn. – Eichwald, 234. 1) Brüden = hudeln, scheren, vexiren. (Richey, 25.) 69 Dem Bauer gehört Heu oder Haferstroh. – Pistor., II, 59; Henisch, 210; Franck, II, 174a; Estor, I, 179. Und den Jagdhunden des gnädigen Herrn Fleisch, wie's weiland war, als Bauern Knechte waren. It.: A grosso villano dagli del moco. (Pazzaglia, 376.) 70 Dem Bauer gilt seine Wurst mehr als aller Gelehrten Kunst und Ehr'. 71 Dem Bauer ist auch ein Kirchtag zu gönnen. 72 Dem Bauer schwillt der Kamm, es wird eine gute Ernte geben. – Eiselein, 59. Lat.: Magnum os anni. – Semper agricola in novum annum dives. 73 Dem Bauer wird die Suppe sauer. 74 Dem Buren ist es genug, wan er van Buren Ehre geniesst. – Eiselein, 60. 75 Den Bauer ehrten sie, und er meinte, dass sie sich vor ihm fürchteten. (Neugriech.) Eine, wie es scheint, unparteiische Charakteristik der Neugriechen gewährt die Schrift: Erinnerungen und Eindrücke aus Griechenland, von Wilh. Vischer (Basel 1857). 76 Den Bauer erkennt man an der Gabel, den Advocaten am Schnabel. – Simrock, 793. 77 Den Bauer schützt sein Spitz, den Klugen sein Witz. 78 Den Bauern das Fleisch, den Herren (auch: Pfarrern) die Knochen. (Lit.) 79 Den Bauern ist gut pfeifen. – Pistor., II, 60; Simrock, 829. Sie sind nicht gewählt. Frz.: A gens de village trompette de bois. Lat.: Sat facis indoctus fidicen saltare volenti. 80 Den Bauern ist gut predigen. – Kirchhofer, 350. 81 Den Bauern soll man die Wahrheit durch ein Wildgarn sichten. – Henisch, 213. 82 Den Bawren trawen auff ihr eid, heist trawen eim Wolff auff wilder heid. – Henisch, 213. 83 Der Bauer beim Pfluge, die Bachstelz' im Fluge, der Frosch im Trocknen, verspricht ein fruchtbar Jahr. Eine Art Volksaberglauben, der daraus, dass jemand den ersten Bauer im Frühling beim Pfluge oder den ersten Frosch im Trockenen u. s. w. sieht, Glück für die Person weissagt. 84 Der Bauer bleibt ein Bauersmann, wird ihm auch Purpur angethan. Ein pommerscher Bauer, Hans Lang in Lantzke, hatte dem Herzoge Bogeslaw das Leben gerettet. Dieser wollte ihm für sich und seine Nachkommen die Freiheit schenken, dass sie nicht mehr zu fronen und zu zinsen brauchten. Hans Lang, dem die jetzigen Bauern so wenig gleichen, nahm die Freiheit nicht an, sondern sagte: „Einem Bauer dient nicht frei zu sein, denn er weiss die Freiheit nicht zu gebrauchen und wird entweder faul und zuletzt ein Bettler oder er wird übermüthig und bauernstolz und kommt auch so zu Fall.“ Der pommersche Hans besass die gute Gesinnung, die von einzelnen zurückgewünscht wird. Davon, dass man den Gebrauch der Freiheit lernen muss, hatte er keine Ahnung. Die Gegenwart liefert den Beweis, dass unsere Bauern durch dieselbe nichts weniger als Bettler geworden sind. Lat.: Simia in purpura. 85 Der Bauer dienet, wie er bespannt sein muss. – Eisenhart, 78; Hillebrand, 181. Dies Sprichwort ist aus dem: Der Bauer muss dienen, wie er bespannt ist (s.109), entstanden. Da die Dienste, welche der Bauer zu leisten hatte, von der Anzahl seines Zugviehes abhingen, so konnte er leicht dasselbe zum Nachtheil für den Gutsherrn vermindern, diese haben daher in einigen Gegenden mit den Bauern Verträge abgeschlossen, worin sich die letztern verbindlich machten, stets eine bestimmte Anzahl Zugvieh zu halten, was zu dem Sprichwort Veranlassung gegeben: Der Bauer dient, wie er bespannt sein muss. Ueber dies Sprichwort hat Lauhn in der Abhandlung von den Frondiensten der Deutschen u. s. w. sehr gründlich geschrieben (Frankfurt a. M. 1759, und vermehrt herausgegeben von J. C. Kuhn, Weissenfels und Leipzig 1783). 86 Der Bauer gehört hinter den Pflug. – Kirchhofer, 56, 212. Nicht an oder vor den Pflug, wie die kleinen Herren der Vorzeit wollten. Das Sprichwort muss alt sein, denn schon der Vogt von Landenberg auf Sarnen sagte, als er erfuhr, dass im Melpthal ein Landmann einen Zug Ochsen habe: „Buren sollen den Pflug ziehen.“ 87 Der Bauer glaubt nur seinem Vater. – Simrock, 817. 88 Der Bauer gleicht der Weid', er schlägt um so mehr aus, je mehr man ihn beschneid't. (Eifel.) 89 Der Bauer hält seine Krähen für Gänse. Holl.: Ieder boer meent, dat zijn ekster eene gans is. (Harrebomée, I, 71.) 90 Der Bauer hart lässt von seiner Art. – Eiselein, 61. Lat.: Rustica natura semper sequitur sua jura. 91 Der Bauer hat den Tarakan, die Nachtigall nur der Edelmann. (Moskau.) – Altmann V. Der Tarakan ist ein unsern Schwaben vergleichbares Ungeziefer, die Nachtigallen sind eifrige Feinde derselben. 92 Der Bauer hat wol 'ne grobe Hand, aber einen feinen (schlauen) Verstand. It.: Il villano ha le scarpe grosse, e 1'ingegno sottile. (Pazzaglia, 376.) 93 Der Bauer hinter den Pflug, der Esel in die Mühle, der Schüler in die Schule. – Sailer, 83. Jedes, wohin es gehört. Frz.: La ménagère au pétrin, l'âne au moulin, l'écolier au latin. (Cahier, 3886.) 94 Der Bauer hört gern, dass die Butter viel gilt. Holl.: Hoe goed is het, te hooren, dat de boter wel geldt. (Harrebomée, I, 84.) 95 Der Bauer im Koth, erhält was goht und stoht. – Kirchhofer, 211. 96 Der Bauer im Zuge, die Bachstelz' im Fluge, den Kukuk aufs rechte Ohr, das bedeut't ein fröhlich Johr. 97 Der Bauer isst Lachs für Rindfleisch. – Lehmann, II, 49, 7. 98 Der Bauer ist auf einen Pfennig, wie der Teufel auf eine Seele. Holl.: De boer zit op een' cent, als de duivel op een ziel. (Harrebomée, I, 69.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [129]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/157>, abgerufen am 28.03.2024.