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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Engl.: He who's afraid of leaves, must not come into a wood.

Frz.: Qui a peur des feuilles, n'aille au bois. (Cahier, 4359; Leroux, I, 40.) - Qui craint les feuilles, n'aille pas au bois. (Lendroy, 170.)

Holl.: Die angst heeft van de bladeren, die ga (jage) niet in het bosch. (Harrebomee, I, 59.)

27 Wer vor einem Blatt erschrickt, darf nicht in den Busch gehen.

28 Wo keine Blätter sind, da sind auch keine Früchte.

Ein Sprichwort der Gärtner, womit sie sagen wollen, dass der Schnitt der Obststräucher, Spalierbäume u. s. w. stets so erfolgen müsse, dass sich nirgends kahle Stellen bilden, sondern überall frisches Holz als Nachwuchs erfolge.

*29 Das Blatt hat sich gewandt. - Körte, 640; Eiselein, 81; Mayer, II, 168; Sandvoss, 123.

Dän.: Bladet kand snart vende sig. (Prov. dan., 72.)

Lat.: Osculana pugna. (Erasm., 329.) - Testulae transmutatio. (Erasm., 324.)

*30 Das Blatt schiesst ihm.

Er geräth in Argwohn.

*31 Die Blätter von den Feigenbäumen essen.

Von einem Menschen, der sich mit seiner Kost auf das Aeusserste beschränkt, wie von jemand, der lebt wie ein Filz.

Lat.: Cradophagos. (Erasm., 874.)

*32 Do schuss mer's Bloat, wie ich's ihn soagte. - Gomolcke, 355.

*33 Ein dürr (rauschend) Blatt soll ihn jagen. - Henisch, 407.

*34 Ein kleines Blatt und ward überschwemmt. (Aegypt.)

Wenn der Arme, Kleine, Niedrige vom Misgeschick erdrückt wird.

*35 Er nimmt kein Blatt vors Maul. - Grimm, II, 74, 2; Kirchhofer, 149; Körte, 640; Simrock, 1126; Eiselein, 81; Mayer, II, 59; Sandvoss, 122.

Er sagt freimüthig und ungeschminkt seine Meinung. Unsere guten Alten nahmen kein Blatt vors Maul, selbst die Feigenblätter der ersten Aeltern kümmerten sie wenig, daher ist ihr Witz nicht selten etwas stark, wie man dies zur Genüge in dem uns vererbten Sprichwörterschatz erkennen kann. Man hat diese Redensart von den Gastmählern der Römer hergeleitet, bei denen die Gewohnheit herrschte, den Becher mit Blumen, zur Rosenzeit vorzüglich mit dieser der Venus geheiligten Blume zu bekränzen. Machte sie freundlich die Runde, so er schloss der Wein, der nichts erfindet, sondern nur ausplaudert, das Gemüth. Man sprach furchtlos und manches wurde da eröffnet, was sonst verschwiegen geblieben wäre, daher: Hoc tibi sub rosa dictum est. - In Francisci Sittenspiegel (S. 638b) wird bemerkt: "Ehe die Komödianten die Masken erfanden, haben sie das Gesicht mit Feigenblättern verstellet und also ihre Stichelreden vorgebracht."

Frz.: Il parle de tout le monde librement et ne menage personne.

Holl.: Hij neemt geen blad voor den mond. (Harrebomee, I, 60.)

Lat.: Byzeni libertas. (Erasm., 558.) (Byzenus, ein Sohn Neptun's, war durch seinen Freimuth berühmt.) - Ficus ficus, ligonem ligonem vocat. (Philippi, I, 156; Seybold, 182; Binder I, 550; II, 1139; Weber, 22.) - Scapham appellat scapham. (Philippi, II, 168.)

*36 Es darf sich kein Blatt (vor ihm) rühren.

Lat.: Ne move festucam. (Erasm., 94.)

*37 Es ist ein unbeschriebenes Blatt.

Holl.: Het is een onbeschreven boek. (Harrebomee, I, 66.)

*38 Ich habe schon mehr Blätter rauschen hören. - Simrock, 1129; Eiselein, 61.

Sprichwort Kaiser Friedrich's II.

*39 'S Blot schuss mer balde. - Robinson, 570.

*40 Se hot noch en Blad aus dem Aasboke1.

1) Asogabuch oder Ewabuoch = altes Landrecht.


Blättchen.

1 Das Blättche' hot sich gewend't. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 616; Simrock, 1127.

Das Glück will ihm nicht mehr so wohl.

Holl.: Het blaadje is omgekeerd (omgeslagen). (Harrebomee, I, 54.)

2 Dat Bleaeken1 noa dem Winne dreggen. (Westf.)

1) Für Bleadeken von Blatt. Hochdeutsch: Den Mantel nach dem Winde tragen.


Blatter.

1 Aus einer kleinen Blatter wird oft ein grosses Geschwür.

2 Man muss nicht alle bösen Blattern anrühren. - Henisch, 408.

[Spaltenumbruch] 3 Wenn die Blatter voll ist, zerspringt sie. - Simrock, 1230.

*4 Eine Blatter auf der Nase haben. (Sicilien.)

Man erzählt, dass bei den Siciliern die, welche eine Blatter auf der Nase gehabt, insgemein für Lügner gehalten wurden. Wie wir auch heute noch sagen: Ich sehe dir's an der Nase an, dass du gelogen.

Lat.: Psydracia. (Erasm., 934.)

*5 Sie ist eine lose Blatter.

Lat.: Tota ulcus est. (Seybold, 607.)


Blattlaus.

Wo Blattläuse und Kloster(Ordens-)leute am Kraute sitzen, hilft kein Segen Gottes was.


Blättlein.

1 Das Blättlein umkehren. - Murner, Nb., 70.

Eine andere Richtung einschlagen, sich von der entgegengesetzten Seite zeigen.

2 Mit einem goldenen Blättlein lassen sich alle Sünden decken.


Blattscheu.

Wer blattscheu ist, muss nicht in Busch gehen. - Winckler, XII, 81.


Blau.

1 Wir sollen alles nur blau, blau lassen. (Holl.)

Unter der statthalterschaftlichen Regierung soll der Vorschlag gemacht worden sein, den Soldaten statt der bisherigen blauen, weisse Dienstkleidung zu geben. Da es aber bei näherer Untersuchung nicht als vortheilhaft erschienen ist, so soll der Prinz gesagt haben: "Wir werden alles nur blau, blau lassen." Seitdem Sprichwort, um zu sagen, dass man etwas lassen wolle, wie es ist.

*2 Blau machen. - Frommann, III, 355.

Sagen die Handwerksburschen, wenn sie Montags nicht arbeiten. (S. Montag.) Eiselein sagt: "Blau Feuer = heilig Feuer; einen Tag blau machen = ihn heiligen oder feiern." (Eiselein, 82.)

*3 Blaw wie der hymel. - Agricola, 601; Campen, 74; Latendorf, 142.

Eigentlich blos eine veranschaulichende Vergleichung ohne alles Sprichwörtliche und hier nur deshalb mit aufgeführt, weil sie der deutsche Sprichwörter-Erzvater Agricola in seiner Sammlung hat, was auch von andern dergleichen Redensarten, z. B.: Aber doch! (s. Aber 12, Agricola I, 349) gilt.

*4 Einen blau anlaufen lassen. - Wurzbach II, 34.

Ihn betrügen, belügen, zum besten haben, ihm einen blauen Dunst vormachen.

Lat.: Fumos vendere. (Erasm., 930.)

*5 So blaw wie ein blaw tuch. - Agricola, 617; Campen, 74; Latendorf, 105.

*6 Wenn er sagt blau, so sagt sie grau.


Blaue (die).

*1 Es ist nur eine Blaue.

*2 Si is nur a Blowi. - Zaupser, Idiot., Nachlese.

Von dem an einigen Orten herrschenden Gebrauch, dass gefallene Mädchen keine weisse Schürze tragen dürfen, sondern nur eine blaue. Sie erscheinen auch so bei Processionen, wobei dann keine Weisse mit einer Blauen geht.


Blaues.

*1 Das Blaue vom Himmel kriegen. - Eiselein, 82.

*2 Das blawe, das vor dem donner herlaufft. - Agricola, 522.

*3 Er gewinnt (lernet, studirt) das Blaue vom Himmel (herunter). - Schottel, 1137.

D. h. mit allem Fleiss so gut wie - nichts. - In Franken: Ar will's Bloab von Himm'l ro larna. (Frommann, VI, 165, 45.)

*4 Ins Blaue hinein fahren (reden, schiessen, urtheilen). - Meinau, 152; Wurzbach II, 34; Körte, 642; Eiselein, 82; Sandvoss, 126.

In den blauen Himmel reden, der das Unermessliche und Endlose charakterisirt; also reden ohne Ziel und ohne Bekanntschaft mit der Sache. (Grimm, II, 82.)

Lat.: Austrum perculi. (Erasm., 404.) - In coelum jacularis. (Erasm., 399.) - Jaculari sine scopo. (Manutius, 886; Seybold, 225; Philippi, I, 184; Binder I, 820; II, 1581.)

*5 Mancher schiesst ins Blaue und trifft ins Schwarze. - Simrock, 1131.


Blaukopf.

'T köst'n blaukopp1, man't geiter ok för. (Lübben.)

1) Blauen Gulden.


Blaumaul (Silberstück).

D' Blaumüüler sind die beste Reiskamerade. - Schweiz.


[Spaltenumbruch] Engl.: He who's afraid of leaves, must not come into a wood.

Frz.: Qui a peur des feuilles, n'aille au bois. (Cahier, 4359; Leroux, I, 40.) – Qui craint les feuilles, n'aille pas au bois. (Lendroy, 170.)

Holl.: Die angst heeft van de bladeren, die ga (jage) niet in het bosch. (Harrebomée, I, 59.)

27 Wer vor einem Blatt erschrickt, darf nicht in den Busch gehen.

28 Wo keine Blätter sind, da sind auch keine Früchte.

Ein Sprichwort der Gärtner, womit sie sagen wollen, dass der Schnitt der Obststräucher, Spalierbäume u. s. w. stets so erfolgen müsse, dass sich nirgends kahle Stellen bilden, sondern überall frisches Holz als Nachwuchs erfolge.

*29 Das Blatt hat sich gewandt.Körte, 640; Eiselein, 81; Mayer, II, 168; Sandvoss, 123.

Dän.: Bladet kand snart vende sig. (Prov. dan., 72.)

Lat.: Osculana pugna. (Erasm., 329.) – Testulae transmutatio. (Erasm., 324.)

*30 Das Blatt schiesst ihm.

Er geräth in Argwohn.

*31 Die Blätter von den Feigenbäumen essen.

Von einem Menschen, der sich mit seiner Kost auf das Aeusserste beschränkt, wie von jemand, der lebt wie ein Filz.

Lat.: Cradophagos. (Erasm., 874.)

*32 Do schuss mer's Bloat, wie ich's ihn soagte.Gomolcke, 355.

*33 Ein dürr (rauschend) Blatt soll ihn jagen.Henisch, 407.

*34 Ein kleines Blatt und ward überschwemmt. (Aegypt.)

Wenn der Arme, Kleine, Niedrige vom Misgeschick erdrückt wird.

*35 Er nimmt kein Blatt vors Maul.Grimm, II, 74, 2; Kirchhofer, 149; Körte, 640; Simrock, 1126; Eiselein, 81; Mayer, II, 59; Sandvoss, 122.

Er sagt freimüthig und ungeschminkt seine Meinung. Unsere guten Alten nahmen kein Blatt vors Maul, selbst die Feigenblätter der ersten Aeltern kümmerten sie wenig, daher ist ihr Witz nicht selten etwas stark, wie man dies zur Genüge in dem uns vererbten Sprichwörterschatz erkennen kann. Man hat diese Redensart von den Gastmählern der Römer hergeleitet, bei denen die Gewohnheit herrschte, den Becher mit Blumen, zur Rosenzeit vorzüglich mit dieser der Venus geheiligten Blume zu bekränzen. Machte sie freundlich die Runde, so er schloss der Wein, der nichts erfindet, sondern nur ausplaudert, das Gemüth. Man sprach furchtlos und manches wurde da eröffnet, was sonst verschwiegen geblieben wäre, daher: Hoc tibi sub rosa dictum est. – In Francisci Sittenspiegel (S. 638b) wird bemerkt: „Ehe die Komödianten die Masken erfanden, haben sie das Gesicht mit Feigenblättern verstellet und also ihre Stichelreden vorgebracht.“

Frz.: Il parle de tout le monde librement et ne ménage personne.

Holl.: Hij neemt geen blad voor den mond. (Harrebomée, I, 60.)

Lat.: Byzeni libertas. (Erasm., 558.) (Byzenus, ein Sohn Neptun's, war durch seinen Freimuth berühmt.) – Ficus ficus, ligonem ligonem vocat. (Philippi, I, 156; Seybold, 182; Binder I, 550; II, 1139; Weber, 22.) – Scapham appellat scapham. (Philippi, II, 168.)

*36 Es darf sich kein Blatt (vor ihm) rühren.

Lat.: Ne move festucam. (Erasm., 94.)

*37 Es ist ein unbeschriebenes Blatt.

Holl.: Het is een onbeschreven boek. (Harrebomée, I, 66.)

*38 Ich habe schon mehr Blätter rauschen hören.Simrock, 1129; Eiselein, 61.

Sprichwort Kaiser Friedrich's II.

*39 'S Blot schuss mer balde.Robinson, 570.

*40 Se hot noch ên Blad ûs dem Aasbôke1.

1) Asogabuch oder Ewabuoch = altes Landrecht.


Blättchen.

1 Das Blättche' hot sich gewend't. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 616; Simrock, 1127.

Das Glück will ihm nicht mehr so wohl.

Holl.: Het blaadje is omgekeerd (omgeslagen). (Harrebomée, I, 54.)

2 Dat Bleaeken1 noa dem Winne dreggen. (Westf.)

1) Für Bleadeken von Blatt. Hochdeutsch: Den Mantel nach dem Winde tragen.


Blatter.

1 Aus einer kleinen Blatter wird oft ein grosses Geschwür.

2 Man muss nicht alle bösen Blattern anrühren.Henisch, 408.

[Spaltenumbruch] 3 Wenn die Blatter voll ist, zerspringt sie.Simrock, 1230.

*4 Eine Blatter auf der Nase haben. (Sicilien.)

Man erzählt, dass bei den Siciliern die, welche eine Blatter auf der Nase gehabt, insgemein für Lügner gehalten wurden. Wie wir auch heute noch sagen: Ich sehe dir's an der Nase an, dass du gelogen.

Lat.: Psydracia. (Erasm., 934.)

*5 Sie ist eine lose Blatter.

Lat.: Tota ulcus est. (Seybold, 607.)


Blattlaus.

Wo Blattläuse und Kloster(Ordens-)leute am Kraute sitzen, hilft kein Segen Gottes was.


Blättlein.

1 Das Blättlein umkehren.Murner, Nb., 70.

Eine andere Richtung einschlagen, sich von der entgegengesetzten Seite zeigen.

2 Mit einem goldenen Blättlein lassen sich alle Sünden decken.


Blattscheu.

Wer blattscheu ist, muss nicht in Busch gehen.Winckler, XII, 81.


Blau.

1 Wir sollen alles nur blau, blau lassen. (Holl.)

Unter der statthalterschaftlichen Regierung soll der Vorschlag gemacht worden sein, den Soldaten statt der bisherigen blauen, weisse Dienstkleidung zu geben. Da es aber bei näherer Untersuchung nicht als vortheilhaft erschienen ist, so soll der Prinz gesagt haben: „Wir werden alles nur blau, blau lassen.“ Seitdem Sprichwort, um zu sagen, dass man etwas lassen wolle, wie es ist.

*2 Blau machen.Frommann, III, 355.

Sagen die Handwerksburschen, wenn sie Montags nicht arbeiten. (S. Montag.) Eiselein sagt: „Blau Feuer = heilig Feuer; einen Tag blau machen = ihn heiligen oder feiern.“ (Eiselein, 82.)

*3 Blaw wie der hymel.Agricola, 601; Campen, 74; Latendorf, 142.

Eigentlich blos eine veranschaulichende Vergleichung ohne alles Sprichwörtliche und hier nur deshalb mit aufgeführt, weil sie der deutsche Sprichwörter-Erzvater Agricola in seiner Sammlung hat, was auch von andern dergleichen Redensarten, z. B.: Aber doch! (s. Aber 12, Agricola I, 349) gilt.

*4 Einen blau anlaufen lassen.Wurzbach II, 34.

Ihn betrügen, belügen, zum besten haben, ihm einen blauen Dunst vormachen.

Lat.: Fumos vendere. (Erasm., 930.)

*5 So blaw wie ein blaw tuch.Agricola, 617; Campen, 74; Latendorf, 105.

*6 Wenn er sagt blau, so sagt sie grau.


Blaue (die).

*1 Es ist nur eine Blaue.

*2 Si is nur a Blowi.Zaupser, Idiot., Nachlese.

Von dem an einigen Orten herrschenden Gebrauch, dass gefallene Mädchen keine weisse Schürze tragen dürfen, sondern nur eine blaue. Sie erscheinen auch so bei Processionen, wobei dann keine Weisse mit einer Blauen geht.


Blaues.

*1 Das Blaue vom Himmel kriegen.Eiselein, 82.

*2 Das blawe, das vor dem donner herlaufft.Agricola, 522.

*3 Er gewinnt (lernet, studirt) das Blaue vom Himmel (herunter).Schottel, 1137.

D. h. mit allem Fleiss so gut wie – nichts. – In Franken: Ar will's Bloab von Himm'l rô larna. (Frommann, VI, 165, 45.)

*4 Ins Blaue hinein fahren (reden, schiessen, urtheilen).Meinau, 152; Wurzbach II, 34; Körte, 642; Eiselein, 82; Sandvoss, 126.

In den blauen Himmel reden, der das Unermessliche und Endlose charakterisirt; also reden ohne Ziel und ohne Bekanntschaft mit der Sache. (Grimm, II, 82.)

Lat.: Austrum perculi. (Erasm., 404.) – In coelum jacularis. (Erasm., 399.) – Jaculari sine scopo. (Manutius, 886; Seybold, 225; Philippi, I, 184; Binder I, 820; II, 1581.)

*5 Mancher schiesst ins Blaue und trifft ins Schwarze.Simrock, 1131.


Blaukopf.

'T köst'n blaukopp1, man't geiter ôk för. (Lübben.)

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[[198]/0226] Engl.: He who's afraid of leaves, must not come into a wood. Frz.: Qui a peur des feuilles, n'aille au bois. (Cahier, 4359; Leroux, I, 40.) – Qui craint les feuilles, n'aille pas au bois. (Lendroy, 170.) Holl.: Die angst heeft van de bladeren, die ga (jage) niet in het bosch. (Harrebomée, I, 59.) 27 Wer vor einem Blatt erschrickt, darf nicht in den Busch gehen. 28 Wo keine Blätter sind, da sind auch keine Früchte. Ein Sprichwort der Gärtner, womit sie sagen wollen, dass der Schnitt der Obststräucher, Spalierbäume u. s. w. stets so erfolgen müsse, dass sich nirgends kahle Stellen bilden, sondern überall frisches Holz als Nachwuchs erfolge. *29 Das Blatt hat sich gewandt. – Körte, 640; Eiselein, 81; Mayer, II, 168; Sandvoss, 123. Dän.: Bladet kand snart vende sig. (Prov. dan., 72.) Lat.: Osculana pugna. (Erasm., 329.) – Testulae transmutatio. (Erasm., 324.) *30 Das Blatt schiesst ihm. Er geräth in Argwohn. *31 Die Blätter von den Feigenbäumen essen. Von einem Menschen, der sich mit seiner Kost auf das Aeusserste beschränkt, wie von jemand, der lebt wie ein Filz. Lat.: Cradophagos. (Erasm., 874.) *32 Do schuss mer's Bloat, wie ich's ihn soagte. – Gomolcke, 355. *33 Ein dürr (rauschend) Blatt soll ihn jagen. – Henisch, 407. *34 Ein kleines Blatt und ward überschwemmt. (Aegypt.) Wenn der Arme, Kleine, Niedrige vom Misgeschick erdrückt wird. *35 Er nimmt kein Blatt vors Maul. – Grimm, II, 74, 2; Kirchhofer, 149; Körte, 640; Simrock, 1126; Eiselein, 81; Mayer, II, 59; Sandvoss, 122. Er sagt freimüthig und ungeschminkt seine Meinung. Unsere guten Alten nahmen kein Blatt vors Maul, selbst die Feigenblätter der ersten Aeltern kümmerten sie wenig, daher ist ihr Witz nicht selten etwas stark, wie man dies zur Genüge in dem uns vererbten Sprichwörterschatz erkennen kann. Man hat diese Redensart von den Gastmählern der Römer hergeleitet, bei denen die Gewohnheit herrschte, den Becher mit Blumen, zur Rosenzeit vorzüglich mit dieser der Venus geheiligten Blume zu bekränzen. Machte sie freundlich die Runde, so er schloss der Wein, der nichts erfindet, sondern nur ausplaudert, das Gemüth. Man sprach furchtlos und manches wurde da eröffnet, was sonst verschwiegen geblieben wäre, daher: Hoc tibi sub rosa dictum est. – In Francisci Sittenspiegel (S. 638b) wird bemerkt: „Ehe die Komödianten die Masken erfanden, haben sie das Gesicht mit Feigenblättern verstellet und also ihre Stichelreden vorgebracht.“ Frz.: Il parle de tout le monde librement et ne ménage personne. Holl.: Hij neemt geen blad voor den mond. (Harrebomée, I, 60.) Lat.: Byzeni libertas. (Erasm., 558.) (Byzenus, ein Sohn Neptun's, war durch seinen Freimuth berühmt.) – Ficus ficus, ligonem ligonem vocat. (Philippi, I, 156; Seybold, 182; Binder I, 550; II, 1139; Weber, 22.) – Scapham appellat scapham. (Philippi, II, 168.) *36 Es darf sich kein Blatt (vor ihm) rühren. Lat.: Ne move festucam. (Erasm., 94.) *37 Es ist ein unbeschriebenes Blatt. Holl.: Het is een onbeschreven boek. (Harrebomée, I, 66.) *38 Ich habe schon mehr Blätter rauschen hören. – Simrock, 1129; Eiselein, 61. Sprichwort Kaiser Friedrich's II. *39 'S Blot schuss mer balde. – Robinson, 570. *40 Se hot noch ên Blad ûs dem Aasbôke1. 1) Asogabuch oder Ewabuoch = altes Landrecht. Blättchen. 1 Das Blättche' hot sich gewend't. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 616; Simrock, 1127. Das Glück will ihm nicht mehr so wohl. Holl.: Het blaadje is omgekeerd (omgeslagen). (Harrebomée, I, 54.) 2 Dat Bleaeken1 noa dem Winne dreggen. (Westf.) 1) Für Bleadeken von Blatt. Hochdeutsch: Den Mantel nach dem Winde tragen. Blatter. 1 Aus einer kleinen Blatter wird oft ein grosses Geschwür. 2 Man muss nicht alle bösen Blattern anrühren. – Henisch, 408. 3 Wenn die Blatter voll ist, zerspringt sie. – Simrock, 1230. *4 Eine Blatter auf der Nase haben. (Sicilien.) Man erzählt, dass bei den Siciliern die, welche eine Blatter auf der Nase gehabt, insgemein für Lügner gehalten wurden. Wie wir auch heute noch sagen: Ich sehe dir's an der Nase an, dass du gelogen. Lat.: Psydracia. (Erasm., 934.) *5 Sie ist eine lose Blatter. Lat.: Tota ulcus est. (Seybold, 607.) Blattlaus. Wo Blattläuse und Kloster(Ordens-)leute am Kraute sitzen, hilft kein Segen Gottes was. Blättlein. 1 Das Blättlein umkehren. – Murner, Nb., 70. Eine andere Richtung einschlagen, sich von der entgegengesetzten Seite zeigen. 2 Mit einem goldenen Blättlein lassen sich alle Sünden decken. Blattscheu. Wer blattscheu ist, muss nicht in Busch gehen. – Winckler, XII, 81. Blau. 1 Wir sollen alles nur blau, blau lassen. (Holl.) Unter der statthalterschaftlichen Regierung soll der Vorschlag gemacht worden sein, den Soldaten statt der bisherigen blauen, weisse Dienstkleidung zu geben. Da es aber bei näherer Untersuchung nicht als vortheilhaft erschienen ist, so soll der Prinz gesagt haben: „Wir werden alles nur blau, blau lassen.“ Seitdem Sprichwort, um zu sagen, dass man etwas lassen wolle, wie es ist. *2 Blau machen. – Frommann, III, 355. Sagen die Handwerksburschen, wenn sie Montags nicht arbeiten. (S. Montag.) Eiselein sagt: „Blau Feuer = heilig Feuer; einen Tag blau machen = ihn heiligen oder feiern.“ (Eiselein, 82.) *3 Blaw wie der hymel. – Agricola, 601; Campen, 74; Latendorf, 142. Eigentlich blos eine veranschaulichende Vergleichung ohne alles Sprichwörtliche und hier nur deshalb mit aufgeführt, weil sie der deutsche Sprichwörter-Erzvater Agricola in seiner Sammlung hat, was auch von andern dergleichen Redensarten, z. B.: Aber doch! (s. Aber 12, Agricola I, 349) gilt. *4 Einen blau anlaufen lassen. – Wurzbach II, 34. Ihn betrügen, belügen, zum besten haben, ihm einen blauen Dunst vormachen. Lat.: Fumos vendere. (Erasm., 930.) *5 So blaw wie ein blaw tuch. – Agricola, 617; Campen, 74; Latendorf, 105. *6 Wenn er sagt blau, so sagt sie grau. Blaue (die). *1 Es ist nur eine Blaue. *2 Si is nur a Blowi. – Zaupser, Idiot., Nachlese. Von dem an einigen Orten herrschenden Gebrauch, dass gefallene Mädchen keine weisse Schürze tragen dürfen, sondern nur eine blaue. Sie erscheinen auch so bei Processionen, wobei dann keine Weisse mit einer Blauen geht. Blaues. *1 Das Blaue vom Himmel kriegen. – Eiselein, 82. *2 Das blawe, das vor dem donner herlaufft. – Agricola, 522. *3 Er gewinnt (lernet, studirt) das Blaue vom Himmel (herunter). – Schottel, 1137. D. h. mit allem Fleiss so gut wie – nichts. – In Franken: Ar will's Bloab von Himm'l rô larna. (Frommann, VI, 165, 45.) *4 Ins Blaue hinein fahren (reden, schiessen, urtheilen). – Meinau, 152; Wurzbach II, 34; Körte, 642; Eiselein, 82; Sandvoss, 126. In den blauen Himmel reden, der das Unermessliche und Endlose charakterisirt; also reden ohne Ziel und ohne Bekanntschaft mit der Sache. (Grimm, II, 82.) Lat.: Austrum perculi. (Erasm., 404.) – In coelum jacularis. (Erasm., 399.) – Jaculari sine scopo. (Manutius, 886; Seybold, 225; Philippi, I, 184; Binder I, 820; II, 1581.) *5 Mancher schiesst ins Blaue und trifft ins Schwarze. – Simrock, 1131. Blaukopf. 'T köst'n blaukopp1, man't geiter ôk för. (Lübben.) 1) Blauen Gulden. Blaumaul (Silberstück). D' Blaumüüler sind die beste Reiskamerade. – Schweiz.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [198]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/226>, abgerufen am 25.04.2024.