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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *20 A hot de Briefe schun gelasen. - Robinson, 600.

*21 A hot die Briefe wul egen gelasen. - Gomolcke, 47.

*22 Das sind schlechte Briefe. - Eiselein, 95.

*23 Den Brief wird er nicht ans Fenster (hinter den Spiegel) stecken.

Frz.: Ecrire a quelqu'un une lettre a cheval. (Lendroy, 388.)

*24 Der hat fünf Briefe (Karten). (Eifel.)

Von Personen, deren Benehmen Züge von Verrücktheit blicken lässt.

*25 Do wil ich ehm Brief und Siegel drüber gahn, doass nischte droass wird. - Gomolcke, 821; Robinson, 194.

*26 Durch Brief und Siegel Messer stechen. - Murner, Vom luth. Narren.

*27 Einem über etwas Brief und Siegel geben.

Eigentlich eine rechtskräftige Urkunde; uneigentlich: kräftige Versicherungen.

Holl.: Gij hebt daar zegel en brief van. (Harrebomee, I, 89.)

*28 Einen Brief über etwas haben.

Einer Sache wegen vor allen nachtheiligen Folgen in Sicherheit sein.

Holl.: Daar hebt gij geene brieven van. (Harrebomee, I, 89.)

*29 Er hält Brief und Siegel, lässt sich aber die Worte nicht binden.

*30 Er hat ihm einen Brief geschrieben, wie der Arsch der Nase.

*31 Er lässt aufgehen, was der Brief vermag. - Mayer, II, 109.

*32 Er will alles, was der Brief verheisst. - Eiselein, 95.

*33 Ik hebbe dar de ollsten Brefe in. - Eichwald, 175.

Holl.: Hij heeft de oudste brieven. (Harrebomee, I, 90.)

*34 Jemand einen Brief mit Zähnen schicken. (Altröm.)

Einen beissenden.

*35 Jemandes Briefe gefunden haben.

*36 Kein Brief so gut, er will ein Loch darein reden. - Eiselein, 95; Geiler.

*37 Sie hat einen eisernen Brief. - Bücking, 281.

Ein eiserner Brief ist eigentlich eine Urkunde, durch welche der Landesherr Schuldner, von denen man die Ueberzeugung hat, dass sie zwar ihre Gläubiger bezahlen können, nur nicht sogleich, gegen diese auf eine gewisse Zeit in Schutz nimmt. Daraus wird sich zum Theil die obige Redensart erklären, welche man von einer Frauensperson gebraucht, die eine ausschweifende Lebensart führt und doch kinderlos bleibt, und wovon Dr. Bücking sagt, dass dies medicinische Räthsel noch nicht gelöst sei. Sie scheint einen eisernen Brief gegen die Ansprüche der Natur zu haben.

*38 Was der Brief vermag. (Baiern.)

Thue, was möglich ist. Essen und Trinken, was der Brief vermag. Die Redensart ist von den Gerechtigkeitsbriefen hergenommen, in welchem die Rechte und Pflichten jedes Grundunterthans angezeigt waren. Mithin soviel als der Brief ausweist, soviel Recht als der Brief gibt. (Vgl. Zaupser, Idiot., Nachlese, 13.) Eine ähnliche Bedensart haben die Schweizer. (S. Haben.)


Briefbeutel.

Eines andern Briefbeutel und Tafel soll man nicht ansehen.


Brieflein.

*1 Ein Briefflein stünd wol (wäre gut) darbey. - Lehmann, II, 147, 21; Guttenstein, I, 65; Agricola, 369; Sailer, 87; Henisch, 507; Simrock, 1302; Eiselein, 95.

Wenn man jemand auf eine feine Weise Lügen strafen will. Es bedürfte, will man sagen, Briefs und Siegels, um es zu beweisen.

Holl.: Een briefje ware goed daarbij. (Harrebomee, I, 89.) Op een briefje, zei Blaupot. (Harrebomee, I, 90.)

*2 Er hat kein Brieflein darum. - Kirchhofer, 261.


Brieg.

Brieg, Freiberg und Brünn, machen die Schweden dünn.

Bezieht sich auf schwedische Belagerungen. Brieg wurde im Jahre 1642 von Torstenson mit 12000 Mann belagert, wobei die Schweden ohne die Desertionen über 1400 Mann einbüssten. (Vgl. Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800, S. 519.)


Brig.

Die Brig und die Breg bringen die Donau zu Weg. - Simrock, 1303; Eiselein, 96.

Der süddeutsche Hauptstrom entsteht aus den zwei Waldbächen Brigach und Brege, die beide am Ostabhange des Schwarzwaldes im badischen Kinzigkreise ihre Quelle haben, sich im Seekreise unter Donaueschingen vereinigen und sodann den Namen Donau führen.


[Spaltenumbruch]
Brille.

1 Brillen sind nit ohne Grillen. - Eiselein, 96.

2 Brillen und graue Haare machen, dass man die Liebeshändel vergisst.

3 Brillen und graue Haare sind auf dem Liebesmarkt schlechte Waare.

Frz.: Les lunettes et les cheveux gris sont des quittances d'amour.

4 Brillen und graue Haare sind des Todes Jahrmarktswaare.

5 Das sind schlechte Brillen, sagte der Bauer, der nicht lesen konnte, zum Brillenmacher, man kann dadurch nicht lesen.

Holl.: Ik kan door dien bril niet lezen, zei besje, en de spotters hadden er de glazen uitgenomen. (Harrebomee, I, 50.)

6 Dat is 'n Brill, dar passt de achter Enn' in. (Ostfries.)

7 Dazu muss man die hülzin Brille aufsetzen.

8 Dem einen fehlt die Brille, dem andern gar das Auge.

9 Der hat die Brille bald (stets) verlegt, der nicht sehen will.

10 Die Brillen, durch die man in die Welt sehen will, müssen von Gold sein. - Winckler, II, 49.

11 Durch eine eigene Brille sieht man mehr als durch fremde Augen.

Dän.: Bedre at du selv bruger briller, end andre skal saette dig dem paa. (Prov. dan., 57.)

Frz.: Il vaut mieux se servir de lunettes que de voir par les yeux d'autrui.

12 Durch zwei Brillen sieht man weniger als durch eine.

13 Eine gute Brille hat oft eine schlechte Fassung.

14 Es bedarf keiner Brille, wer wohl durch die Finger sieht. - Sailer, 109; Lehmann, II, 134, 24.

Das deutsche Sprichwort ist oft ein unübersetzbares Wortspiel, wie das vorstehende, indem es lachend eine strafende Wahrheit sagt.

15 Je dicker die Brille, je dünner die Wahrheit.

16 Jeder sieht durch seine eigene Brille.

Holl.: Elk ziet door zijn' eigen' bril. (Harrebomee, I, 91.)

17 Theure Brillen machen das Licht nicht wohlfeil.

Selbstsehen macht wohlfeile und gute Kenntniss.

18 Was soll die Brille dem Blinden!

Lat.: Quid caeco cum speculo? (Binder I, 1459; II, 2822; Philippi, II, 129; Manutius, 945; Seybold, 484.)

19 Wer durch eine blaue (falsche) Brille sieht, dem erscheint alles blau. - Henisch, 409.

20 Wie die Brille, so das Ding. - Sutor, 549.

Die Farbe des Dinges, das man dadurch sieht.

*21 Dazu braucht man keine Brille.

Holl.: Dat kan men zonder bril wel zien. (Harrebomee, I, 91.)

*22 Dazu muss man die hölzerne Brille aufsetzen. - Simrock, 1306; Eiselein, 96.

*23 Die Brille aufsetzen.

Der Seemann sagt: Das Focksegel aufsetzen. Wie man die Brille aufsetzt zur Unterstützung der Augen, so wird das Focksegel am Vordermast zur Unterstützung des grossen Segels am Hauptmast aufgesetzt.

Holl.: Hij heeft de fok opgezet. (Sprenger I, 77.)

*24 Du bedarffst keiner brillen, du kanst wol durch die Finger sehen. - Tappius, 21b; Henisch, 509; Simrock, 1304; Eiselein, 96.

Lat.: Assentator es, dissimulator. - Non conspicilio is indiget cui digiti conspicilium. (Seybold, 364.)

*25 Durch eine fremde Brille sehen.

Holl.: Door den bril van een ander zien. (Harrebomee, I, 91.)

*26 Einem Brillen verkaufen. - Eiselein, 96.

Ihn betrügen, Lügen für Wahrheiten ausgeben.

Lat.: Tragulam injicere. (Erasm., 483.)

*27 Einem eine Brille schleifen (aufsetzen).

Der Kluge wählt selbst den Standpunkt, von welchem aus er eine Begebenheit betrachtet, und sieht mit eigenen Augen; andern setzt man die Brillen auf die Nase, durch welche sie sehen müssen.

*28 Er hat eine gute Brille, er sieht Mäusedreck für Pfeffer.

Holl.: Hij heeft een' bril van doen, hij ziet eene koe voor een windmolen aan. (Harrebomee, I, 91.)

*29 Er hat ihm eine Brille aufgesetzt.

*30 Er hat seine Brille nicht bei sich.

Holl.: Hij heeft zijn' bril niet op.

[Spaltenumbruch] *20 A hot de Briefe schun gelasen.Robinson, 600.

*21 A hot die Briefe wul egen gelasen.Gomolcke, 47.

*22 Das sind schlechte Briefe.Eiselein, 95.

*23 Den Brief wird er nicht ans Fenster (hinter den Spiegel) stecken.

Frz.: Ecrire à quelqu'un une lettre à cheval. (Lendroy, 388.)

*24 Der hat fünf Briefe (Karten). (Eifel.)

Von Personen, deren Benehmen Züge von Verrücktheit blicken lässt.

*25 Do wil ich ehm Brief und Siegel drüber gahn, doass nischte droass wird.Gomolcke, 821; Robinson, 194.

*26 Durch Brief und Siegel Messer stechen.Murner, Vom luth. Narren.

*27 Einem über etwas Brief und Siegel geben.

Eigentlich eine rechtskräftige Urkunde; uneigentlich: kräftige Versicherungen.

Holl.: Gij hebt daar zegel en brief van. (Harrebomée, I, 89.)

*28 Einen Brief über etwas haben.

Einer Sache wegen vor allen nachtheiligen Folgen in Sicherheit sein.

Holl.: Daar hebt gij geene brieven van. (Harrebomée, I, 89.)

*29 Er hält Brief und Siegel, lässt sich aber die Worte nicht binden.

*30 Er hat ihm einen Brief geschrieben, wie der Arsch der Nase.

*31 Er lässt aufgehen, was der Brief vermag.Mayer, II, 109.

*32 Er will alles, was der Brief verheisst.Eiselein, 95.

*33 Ik hebbe dar de ollsten Brêfe in.Eichwald, 175.

Holl.: Hij heeft de oudste brieven. (Harrebomée, I, 90.)

*34 Jemand einen Brief mit Zähnen schicken. (Altröm.)

Einen beissenden.

*35 Jemandes Briefe gefunden haben.

*36 Kein Brief so gut, er will ein Loch darein reden.Eiselein, 95; Geiler.

*37 Sie hat einen eisernen Brief.Bücking, 281.

Ein eiserner Brief ist eigentlich eine Urkunde, durch welche der Landesherr Schuldner, von denen man die Ueberzeugung hat, dass sie zwar ihre Gläubiger bezahlen können, nur nicht sogleich, gegen diese auf eine gewisse Zeit in Schutz nimmt. Daraus wird sich zum Theil die obige Redensart erklären, welche man von einer Frauensperson gebraucht, die eine ausschweifende Lebensart führt und doch kinderlos bleibt, und wovon Dr. Bücking sagt, dass dies medicinische Räthsel noch nicht gelöst sei. Sie scheint einen eisernen Brief gegen die Ansprüche der Natur zu haben.

*38 Was der Brief vermag. (Baiern.)

Thue, was möglich ist. Essen und Trinken, was der Brief vermag. Die Redensart ist von den Gerechtigkeitsbriefen hergenommen, in welchem die Rechte und Pflichten jedes Grundunterthans angezeigt waren. Mithin soviel als der Brief ausweist, soviel Recht als der Brief gibt. (Vgl. Zaupser, Idiot., Nachlese, 13.) Eine ähnliche Bedensart haben die Schweizer. (S. Haben.)


Briefbeutel.

Eines andern Briefbeutel und Tafel soll man nicht ansehen.


Brieflein.

*1 Ein Briefflein stünd wol (wäre gut) darbey.Lehmann, II, 147, 21; Guttenstein, I, 65; Agricola, 369; Sailer, 87; Henisch, 507; Simrock, 1302; Eiselein, 95.

Wenn man jemand auf eine feine Weise Lügen strafen will. Es bedürfte, will man sagen, Briefs und Siegels, um es zu beweisen.

Holl.: Een briefje ware goed daarbij. (Harrebomée, I, 89.) Op een briefje, zei Blaupot. (Harrebomée, I, 90.)

*2 Er hat kein Brieflein darum.Kirchhofer, 261.


Brieg.

Brieg, Freiberg und Brünn, machen die Schweden dünn.

Bezieht sich auf schwedische Belagerungen. Brieg wurde im Jahre 1642 von Torstenson mit 12000 Mann belagert, wobei die Schweden ohne die Desertionen über 1400 Mann einbüssten. (Vgl. Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800, S. 519.)


Brig.

Die Brig und die Breg bringen die Donau zu Weg.Simrock, 1303; Eiselein, 96.

Der süddeutsche Hauptstrom entsteht aus den zwei Waldbächen Brigach und Brege, die beide am Ostabhange des Schwarzwaldes im badischen Kinzigkreise ihre Quelle haben, sich im Seekreise unter Donaueschingen vereinigen und sodann den Namen Donau führen.


[Spaltenumbruch]
Brille.

1 Brillen sind nit ohne Grillen.Eiselein, 96.

2 Brillen und graue Haare machen, dass man die Liebeshändel vergisst.

3 Brillen und graue Haare sind auf dem Liebesmarkt schlechte Waare.

Frz.: Les lunettes et les cheveux gris sont des quittances d'amour.

4 Brillen und graue Haare sind des Todes Jahrmarktswaare.

5 Das sind schlechte Brillen, sagte der Bauer, der nicht lesen konnte, zum Brillenmacher, man kann dadurch nicht lesen.

Holl.: Ik kan door dien bril niet lezen, zei besje, en de spotters hadden er de glazen uitgenomen. (Harrebomée, I, 50.)

6 Dat is 'n Brill, dar passt de achter Enn' in. (Ostfries.)

7 Dazu muss man die hülzin Brille aufsetzen.

8 Dem einen fehlt die Brille, dem andern gar das Auge.

9 Der hat die Brille bald (stets) verlegt, der nicht sehen will.

10 Die Brillen, durch die man in die Welt sehen will, müssen von Gold sein.Winckler, II, 49.

11 Durch eine eigene Brille sieht man mehr als durch fremde Augen.

Dän.: Bedre at du selv bruger briller, end andre skal sætte dig dem paa. (Prov. dan., 57.)

Frz.: Il vaut mieux se servir de lunettes que de voir par les yeux d'autrui.

12 Durch zwei Brillen sieht man weniger als durch eine.

13 Eine gute Brille hat oft eine schlechte Fassung.

14 Es bedarf keiner Brille, wer wohl durch die Finger sieht.Sailer, 109; Lehmann, II, 134, 24.

Das deutsche Sprichwort ist oft ein unübersetzbares Wortspiel, wie das vorstehende, indem es lachend eine strafende Wahrheit sagt.

15 Je dicker die Brille, je dünner die Wahrheit.

16 Jeder sieht durch seine eigene Brille.

Holl.: Elk ziet door zijn' eigen' bril. (Harrebomée, I, 91.)

17 Theure Brillen machen das Licht nicht wohlfeil.

Selbstsehen macht wohlfeile und gute Kenntniss.

18 Was soll die Brille dem Blinden!

Lat.: Quid caeco cum speculo? (Binder I, 1459; II, 2822; Philippi, II, 129; Manutius, 945; Seybold, 484.)

19 Wer durch eine blaue (falsche) Brille sieht, dem erscheint alles blau.Henisch, 409.

20 Wie die Brille, so das Ding.Sutor, 549.

Die Farbe des Dinges, das man dadurch sieht.

*21 Dazu braucht man keine Brille.

Holl.: Dat kan men zonder bril wel zien. (Harrebomée, I, 91.)

*22 Dazu muss man die hölzerne Brille aufsetzen.Simrock, 1306; Eiselein, 96.

*23 Die Brille aufsetzen.

Der Seemann sagt: Das Focksegel aufsetzen. Wie man die Brille aufsetzt zur Unterstützung der Augen, so wird das Focksegel am Vordermast zur Unterstützung des grossen Segels am Hauptmast aufgesetzt.

Holl.: Hij heeft de fok opgezet. (Sprenger I, 77.)

*24 Du bedarffst keiner brillen, du kanst wol durch die Finger sehen.Tappius, 21b; Henisch, 509; Simrock, 1304; Eiselein, 96.

Lat.: Assentator es, dissimulator. – Non conspicilio is indiget cui digiti conspicilium. (Seybold, 364.)

*25 Durch eine fremde Brille sehen.

Holl.: Door den bril van een ander zien. (Harrebomée, I, 91.)

*26 Einem Brillen verkaufen.Eiselein, 96.

Ihn betrügen, Lügen für Wahrheiten ausgeben.

Lat.: Tragulam injicere. (Erasm., 483.)

*27 Einem eine Brille schleifen (aufsetzen).

Der Kluge wählt selbst den Standpunkt, von welchem aus er eine Begebenheit betrachtet, und sieht mit eigenen Augen; andern setzt man die Brillen auf die Nase, durch welche sie sehen müssen.

*28 Er hat eine gute Brille, er sieht Mäusedreck für Pfeffer.

Holl.: Hij heeft een' bril van doen, hij ziet eene koe voor een windmolen aan. (Harrebomée, I, 91.)

*29 Er hat ihm eine Brille aufgesetzt.

*30 Er hat seine Brille nicht bei sich.

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[[233]/0261] *20 A hot de Briefe schun gelasen. – Robinson, 600. *21 A hot die Briefe wul egen gelasen. – Gomolcke, 47. *22 Das sind schlechte Briefe. – Eiselein, 95. *23 Den Brief wird er nicht ans Fenster (hinter den Spiegel) stecken. Frz.: Ecrire à quelqu'un une lettre à cheval. (Lendroy, 388.) *24 Der hat fünf Briefe (Karten). (Eifel.) Von Personen, deren Benehmen Züge von Verrücktheit blicken lässt. *25 Do wil ich ehm Brief und Siegel drüber gahn, doass nischte droass wird. – Gomolcke, 821; Robinson, 194. *26 Durch Brief und Siegel Messer stechen. – Murner, Vom luth. Narren. *27 Einem über etwas Brief und Siegel geben. Eigentlich eine rechtskräftige Urkunde; uneigentlich: kräftige Versicherungen. Holl.: Gij hebt daar zegel en brief van. (Harrebomée, I, 89.) *28 Einen Brief über etwas haben. Einer Sache wegen vor allen nachtheiligen Folgen in Sicherheit sein. Holl.: Daar hebt gij geene brieven van. (Harrebomée, I, 89.) *29 Er hält Brief und Siegel, lässt sich aber die Worte nicht binden. *30 Er hat ihm einen Brief geschrieben, wie der Arsch der Nase. *31 Er lässt aufgehen, was der Brief vermag. – Mayer, II, 109. *32 Er will alles, was der Brief verheisst. – Eiselein, 95. *33 Ik hebbe dar de ollsten Brêfe in. – Eichwald, 175. Holl.: Hij heeft de oudste brieven. (Harrebomée, I, 90.) *34 Jemand einen Brief mit Zähnen schicken. (Altröm.) Einen beissenden. *35 Jemandes Briefe gefunden haben. *36 Kein Brief so gut, er will ein Loch darein reden. – Eiselein, 95; Geiler. *37 Sie hat einen eisernen Brief. – Bücking, 281. Ein eiserner Brief ist eigentlich eine Urkunde, durch welche der Landesherr Schuldner, von denen man die Ueberzeugung hat, dass sie zwar ihre Gläubiger bezahlen können, nur nicht sogleich, gegen diese auf eine gewisse Zeit in Schutz nimmt. Daraus wird sich zum Theil die obige Redensart erklären, welche man von einer Frauensperson gebraucht, die eine ausschweifende Lebensart führt und doch kinderlos bleibt, und wovon Dr. Bücking sagt, dass dies medicinische Räthsel noch nicht gelöst sei. Sie scheint einen eisernen Brief gegen die Ansprüche der Natur zu haben. *38 Was der Brief vermag. (Baiern.) Thue, was möglich ist. Essen und Trinken, was der Brief vermag. Die Redensart ist von den Gerechtigkeitsbriefen hergenommen, in welchem die Rechte und Pflichten jedes Grundunterthans angezeigt waren. Mithin soviel als der Brief ausweist, soviel Recht als der Brief gibt. (Vgl. Zaupser, Idiot., Nachlese, 13.) Eine ähnliche Bedensart haben die Schweizer. (S. Haben.) Briefbeutel. Eines andern Briefbeutel und Tafel soll man nicht ansehen. Brieflein. *1 Ein Briefflein stünd wol (wäre gut) darbey. – Lehmann, II, 147, 21; Guttenstein, I, 65; Agricola, 369; Sailer, 87; Henisch, 507; Simrock, 1302; Eiselein, 95. Wenn man jemand auf eine feine Weise Lügen strafen will. Es bedürfte, will man sagen, Briefs und Siegels, um es zu beweisen. Holl.: Een briefje ware goed daarbij. (Harrebomée, I, 89.) Op een briefje, zei Blaupot. (Harrebomée, I, 90.) *2 Er hat kein Brieflein darum. – Kirchhofer, 261. Brieg. Brieg, Freiberg und Brünn, machen die Schweden dünn. Bezieht sich auf schwedische Belagerungen. Brieg wurde im Jahre 1642 von Torstenson mit 12000 Mann belagert, wobei die Schweden ohne die Desertionen über 1400 Mann einbüssten. (Vgl. Fülleborn, Breslauer Erzähler, 1800, S. 519.) Brig. Die Brig und die Breg bringen die Donau zu Weg. – Simrock, 1303; Eiselein, 96. Der süddeutsche Hauptstrom entsteht aus den zwei Waldbächen Brigach und Brege, die beide am Ostabhange des Schwarzwaldes im badischen Kinzigkreise ihre Quelle haben, sich im Seekreise unter Donaueschingen vereinigen und sodann den Namen Donau führen. Brille. 1 Brillen sind nit ohne Grillen. – Eiselein, 96. 2 Brillen und graue Haare machen, dass man die Liebeshändel vergisst. 3 Brillen und graue Haare sind auf dem Liebesmarkt schlechte Waare. Frz.: Les lunettes et les cheveux gris sont des quittances d'amour. 4 Brillen und graue Haare sind des Todes Jahrmarktswaare. 5 Das sind schlechte Brillen, sagte der Bauer, der nicht lesen konnte, zum Brillenmacher, man kann dadurch nicht lesen. Holl.: Ik kan door dien bril niet lezen, zei besje, en de spotters hadden er de glazen uitgenomen. (Harrebomée, I, 50.) 6 Dat is 'n Brill, dar passt de achter Enn' in. (Ostfries.) 7 Dazu muss man die hülzin Brille aufsetzen. 8 Dem einen fehlt die Brille, dem andern gar das Auge. 9 Der hat die Brille bald (stets) verlegt, der nicht sehen will. 10 Die Brillen, durch die man in die Welt sehen will, müssen von Gold sein. – Winckler, II, 49. 11 Durch eine eigene Brille sieht man mehr als durch fremde Augen. Dän.: Bedre at du selv bruger briller, end andre skal sætte dig dem paa. (Prov. dan., 57.) Frz.: Il vaut mieux se servir de lunettes que de voir par les yeux d'autrui. 12 Durch zwei Brillen sieht man weniger als durch eine. 13 Eine gute Brille hat oft eine schlechte Fassung. 14 Es bedarf keiner Brille, wer wohl durch die Finger sieht. – Sailer, 109; Lehmann, II, 134, 24. Das deutsche Sprichwort ist oft ein unübersetzbares Wortspiel, wie das vorstehende, indem es lachend eine strafende Wahrheit sagt. 15 Je dicker die Brille, je dünner die Wahrheit. 16 Jeder sieht durch seine eigene Brille. Holl.: Elk ziet door zijn' eigen' bril. (Harrebomée, I, 91.) 17 Theure Brillen machen das Licht nicht wohlfeil. Selbstsehen macht wohlfeile und gute Kenntniss. 18 Was soll die Brille dem Blinden! Lat.: Quid caeco cum speculo? (Binder I, 1459; II, 2822; Philippi, II, 129; Manutius, 945; Seybold, 484.) 19 Wer durch eine blaue (falsche) Brille sieht, dem erscheint alles blau. – Henisch, 409. 20 Wie die Brille, so das Ding. – Sutor, 549. Die Farbe des Dinges, das man dadurch sieht. *21 Dazu braucht man keine Brille. Holl.: Dat kan men zonder bril wel zien. (Harrebomée, I, 91.) *22 Dazu muss man die hölzerne Brille aufsetzen. – Simrock, 1306; Eiselein, 96. *23 Die Brille aufsetzen. Der Seemann sagt: Das Focksegel aufsetzen. Wie man die Brille aufsetzt zur Unterstützung der Augen, so wird das Focksegel am Vordermast zur Unterstützung des grossen Segels am Hauptmast aufgesetzt. Holl.: Hij heeft de fok opgezet. (Sprenger I, 77.) *24 Du bedarffst keiner brillen, du kanst wol durch die Finger sehen. – Tappius, 21b; Henisch, 509; Simrock, 1304; Eiselein, 96. Lat.: Assentator es, dissimulator. – Non conspicilio is indiget cui digiti conspicilium. (Seybold, 364.) *25 Durch eine fremde Brille sehen. Holl.: Door den bril van een ander zien. (Harrebomée, I, 91.) *26 Einem Brillen verkaufen. – Eiselein, 96. Ihn betrügen, Lügen für Wahrheiten ausgeben. Lat.: Tragulam injicere. (Erasm., 483.) *27 Einem eine Brille schleifen (aufsetzen). Der Kluge wählt selbst den Standpunkt, von welchem aus er eine Begebenheit betrachtet, und sieht mit eigenen Augen; andern setzt man die Brillen auf die Nase, durch welche sie sehen müssen. *28 Er hat eine gute Brille, er sieht Mäusedreck für Pfeffer. Holl.: Hij heeft een' bril van doen, hij ziet eene koe voor een windmolen aan. (Harrebomée, I, 91.) *29 Er hat ihm eine Brille aufgesetzt. *30 Er hat seine Brille nicht bei sich. Holl.: Hij heeft zijn' bril niet op.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [233]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/261>, abgerufen am 24.04.2024.