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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] vergleichbar, die ganze Stadt mit Wasser versorgt. (Berckenmeyer, 21.)

3) Die Brücke über den Manzanares, der nur leider zuweilen kein Wasser hat. Auf dieser Brücke sollen stets über 18000 Schafe weiden und eine ganze Kriegsmacht soll in geschlossener Schlachtordnung auf einmal darüberrücken können. (Berckenmeyer, 28; auch Reinsberg VI, 3.)


Castrat.

Ein Castrat ist ein Kammerherr, dem man beide Knöpfe abgeschnitten und nur den Schlüssel gelassen hat. - Simrock, 1437; Eiselein, 106.


Casuist.

1 Er ist in den Casuisten und dem Talmud daheim. - Tendlau, 141.

Jüd.-deutsch: Er ist im Schas un Poskim derhaam.

2 Er schlägt auf alle Casuisten (Poskim). - Tendlau, 667.

Fragt nichts danach. Der Volkswitz liegt darin, dass bei talmudischen Streitgesprächen der Vortragende nicht selten im Eifer auf das vorliegende Buch, in der Regel ein Casnist, schlug.


Caute.

1 Caute, caute, die baurn verstehn auch latin. - Franck, I, 17a.

*2 Caute, caute, ihr Gesellen, der Wirth versteht auch Latein. - Simrock, 11677.


Cavellantes.

* Einem den Cavellantes recht lesen. - Sutor, 361.

Ihm etwas unter die Nase reiben.

Lat.: Nunquam nimis dicitur, quod nunquam satis dicitur. (Seneca.)


Caviar.

1 Die den Caviar bereiten, bekommen keinen zu essen. (Petersburg.)

*2 Hab' erst Caviar und man wird dich schlachten wie einen Stör. - Altmann V.

3 Wer den Caviar verehrt, muss den Stör nicht hassen. - Altmann.

*4 Das ist Caviar für ihn.

Er hat keine Kenntniss davon, es geht über seinen Horizont. Im Jahre 1852 stand vor dem bunzlauer Schwurgericht eine Diebesbande von 30-40 Personen, die eine grosse Anzahl Einbrüche verübt, unter anderm aus verschiedenen Kellern, ausser Lebensmitteln aller Art, auch Flaschen mit Caviar geraubt hatte, den sie aber als einen ihnen unbekannten Stoff weggeschüttet. Auf sie fand die obige Redensart wörtlich Anwendung.

*5 Den Caviar verschenken, ehe man den Stör hat.


Ceremonie.

1 Ceremonien kosten nichts vnd man kan damit glück vnd vnglück geberen. - Lehmann, 111, 15.

2 In Ceremonien ist sparsamkeit höflich. - Lehmann, 111, 11.

3 In Ceremonien vnd Hutabziehen soll man keine theurung machen. - Lehmann, 112, 13.

4 Vngeschickte Ceremonien seind verdrisslich. - Lehmann, 111, 8.


Ceres.

Ohne Ceres und Bacchus erfriert Venus.


Challe.

Der hot aach schon Challe genommen. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 591.

Von einem zu trauenden Paare, das schon im Brautstande zur Vermuthung ehelicher Vertrautheit Anlass gegeben hat. Challah heisst die Gabe, welche von jedem Teige als Erstling geopfert werden musste und zu deren Erinnerung heute noch jüdische Hausfrauen vom Teige des Sabbatbrotes etwas zu nehmen und zu verbrennen pflegen. Diese Redensart wurde dann auch auf andere Verhältnisse übertragen und von dem gebraucht, der bei jeder Gelegenheit zuerst seinen Vortheil zu erhaschen weiss. Von diesem heisst es: Der muss überall zuerst Challe nehmen.


Chamäleon.

* Er ist ein wahres Chamäleon. - Eiselein, 106.

Ein unzuverlässiger, seine Ansichten nach den Umständen wechselnder, den Verhältnissen Rechnung tragender, sein Thun nach persönlichem Vortheil bemessender Mensch. Wer ihn bezahlt, und zwar am besten, der hat ihn. Die Engländer haben das Sprichwort: The Vicar of Bray will be Vicar of Bray still. (Bohn II, 197.) Der Vicar von Bray, einem Dorfe in der Grafschaft Berkshire, verwaltete das dortige Pfarramt unter dem Könige Heinrich VIII., unter Eduard VI., unter der Königin Maria, unter Elisabeth; er war römisch-katholisch, protestantisch, wieder katholisch abermals protestantisch; er predigte stets den Glauben, [Spaltenumbruch] zu dem sich die Regierung bekannte. Als man ihm deshalb Vorwürfe machte und ihn einen Ueberläufer nannte, erwiderte er: "Das bin ich nicht; ich habe stets au meinem Grundsatz festgehalten: zu leben und zu sterben als Vicar von Bray." Findet sich in Deutschland nicht reiche Gelegenheit zur Anwendung des englischen Sprichworts: Der Vicar von Bray will Vicar von Bray bleiben? Man lese den Roman von Wilibald Alexis, Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, der den Freiherrn von Stein in Betreff solcher "Vicare" ausrufen lässt: "Sie wollen Minister bleiben, Geheimräthe und weiter nichts."

Lat.: Chamaeleonte mutabilior. (Seybold, 74.)


Champagner.

1 Wer Champagner hat, lässt Grüneberger stehen.

Frz.: Les vins de Champagne font nargue a tous les autres.

2 Wer mit krymschen Champagner feilscht, bei dem soll man nicht nach französischem fragen. (Moskau.) - Altmann V.

*3 Champagner unter den Ungar giessen.

Wenn man den Wein nicht mit Wasser, sondern mit einem andern, womöglich noch stärkern Wein mischt.

*4 Es ist nicht alles Champagner, was schäumt.

"Wenn es in dir tobt und saust, meinst du, es müsse Begeisterung sein?"


Charfreitag.

1 Am Charfreitag soll's regnen, nicht aber am Ostertag. (Luzern.)

2 Charfreitag Sonnenschein bringt uns reiche Früchte ein. - Boebel, 30.

3 Man kann den Charfreitag nicht mehr suchen. - Eiselein, 106.

4 Nach Charfreitag kommt Ostertag. - Körte, 798.

5 Wenn am Charfreitag Regen war, folgt trocknes, aber fruchtbar Jahr.

6 Wenn es am Charfreitag regnet, fällt der Boden auch in das Wasser. (Erkelenz.) - Boebel, 61.

7 Wenn's am Charfreitag dem Herrn ins Grab regnet, so gibt's einen trockenen Sommer. (Luzern.)

8 Wenn's am Charfreitag regnet, so ist das Jahr gesegnet.

9 Wer nur am Charfreitag isst, befreit von Flüss' und Plagen ist. - Sutor, 154.

*10 Bei ihm ist immer Charfreitag, man hört alle Tage die Pumpermette.

Von Raufereien und Schlägereien. Unter Pumpermette ist die Mette gemeint, welche in der römisch-katholischen Kirche am Gründonnerstage nachmittags gesungen wird. Da an diesem Tage keine Glocken geläutet werden, so wird das Zeichen zum Anfange der Messe mit hölzernen Klöppeln, womit man auf ein Bret schlägt, gegeben. Daraus erklärt sich die obige Redensart.

*11 Er denkt viel Charfreitage. - Sailer, 308.

Der Alternde.

*12 Wenn der Charfreitag auf den Gründonnerstag fällt (wird es geschehen) zu Weihnachten (s. d.) in der Ernt, im Sommer. (S. Nimmerleinstag.) - Tendlau, 68, 69.


Charfreitagsgesicht.

* E macht e Karfretuggesicht. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 34, 47.


Charlottenburger.

* Das ist (war) ein Charlottenburger. - Reinsberg V, 80.

Wenn der gemeine Mann sich ohne Taschentuch mit Daumen und Zeigefinger schnäuzt.


Charpe.

Nemm die Charpe (den Schimpf) un deck' die Busche (Schande) damit zu. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 236.

Als Erwiderung auf die Bemerkung, dass irgendeine Arbeit, ein Anzug u. s. w. unpassend, Schimpf und Schande sei.


Charwoche.

1 In der Charwoche gibt's ein gross Blutbad. - Eiselein, 106.

2 Nach der Charwoche folgt Ostern.

Lat.: Nunc pluit et claro nunc Jupiter aethere fulget. (Seneca.) (Philippi, II, 55; Sutor, 913.)


Charybdis.

1 Wer der Charybdis entgehen will, fällt in die Scylla.

[Spaltenumbruch] vergleichbar, die ganze Stadt mit Wasser versorgt. (Berckenmeyer, 21.)

3) Die Brücke über den Manzanares, der nur leider zuweilen kein Wasser hat. Auf dieser Brücke sollen stets über 18000 Schafe weiden und eine ganze Kriegsmacht soll in geschlossener Schlachtordnung auf einmal darüberrücken können. (Berckenmeyer, 28; auch Reinsberg VI, 3.)


Castrat.

Ein Castrat ist ein Kammerherr, dem man beide Knöpfe abgeschnitten und nur den Schlüssel gelassen hat.Simrock, 1437; Eiselein, 106.


Casuist.

1 Er ist in den Casuisten und dem Talmud daheim.Tendlau, 141.

Jüd.-deutsch: Er ist im Schas un Poskim derhaam.

2 Er schlägt auf alle Casuisten (Poskim).Tendlau, 667.

Fragt nichts danach. Der Volkswitz liegt darin, dass bei talmudischen Streitgesprächen der Vortragende nicht selten im Eifer auf das vorliegende Buch, in der Regel ein Casnist, schlug.


Caute.

1 Caute, caute, die baurn verstehn auch latin.Franck, I, 17a.

*2 Caute, caute, ihr Gesellen, der Wirth versteht auch Latein.Simrock, 11677.


Cavellantes.

* Einem den Cavellantes recht lesen.Sutor, 361.

Ihm etwas unter die Nase reiben.

Lat.: Nunquam nimis dicitur, quod nunquam satis dicitur. (Seneca.)


Caviar.

1 Die den Caviar bereiten, bekommen keinen zu essen. (Petersburg.)

*2 Hab' erst Caviar und man wird dich schlachten wie einen Stör.Altmann V.

3 Wer den Caviar verehrt, muss den Stör nicht hassen.Altmann.

*4 Das ist Caviar für ihn.

Er hat keine Kenntniss davon, es geht über seinen Horizont. Im Jahre 1852 stand vor dem bunzlauer Schwurgericht eine Diebesbande von 30-40 Personen, die eine grosse Anzahl Einbrüche verübt, unter anderm aus verschiedenen Kellern, ausser Lebensmitteln aller Art, auch Flaschen mit Caviar geraubt hatte, den sie aber als einen ihnen unbekannten Stoff weggeschüttet. Auf sie fand die obige Redensart wörtlich Anwendung.

*5 Den Caviar verschenken, ehe man den Stör hat.


Ceremonie.

1 Ceremonien kosten nichts vnd man kan damit glück vnd vnglück geberen.Lehmann, 111, 15.

2 In Ceremonien ist sparsamkeit höflich.Lehmann, 111, 11.

3 In Ceremonien vnd Hutabziehen soll man keine theurung machen.Lehmann, 112, 13.

4 Vngeschickte Ceremonien seind verdrisslich.Lehmann, 111, 8.


Ceres.

Ohne Ceres und Bacchus erfriert Venus.


Challe.

Der hot aach schon Challe genommen. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 591.

Von einem zu trauenden Paare, das schon im Brautstande zur Vermuthung ehelicher Vertrautheit Anlass gegeben hat. Challah heisst die Gabe, welche von jedem Teige als Erstling geopfert werden musste und zu deren Erinnerung heute noch jüdische Hausfrauen vom Teige des Sabbatbrotes etwas zu nehmen und zu verbrennen pflegen. Diese Redensart wurde dann auch auf andere Verhältnisse übertragen und von dem gebraucht, der bei jeder Gelegenheit zuerst seinen Vortheil zu erhaschen weiss. Von diesem heisst es: Der muss überall zuerst Challe nehmen.


Chamäleon.

* Er ist ein wahres Chamäleon.Eiselein, 106.

Ein unzuverlässiger, seine Ansichten nach den Umständen wechselnder, den Verhältnissen Rechnung tragender, sein Thun nach persönlichem Vortheil bemessender Mensch. Wer ihn bezahlt, und zwar am besten, der hat ihn. Die Engländer haben das Sprichwort: The Vicar of Bray will be Vicar of Bray still. (Bohn II, 197.) Der Vicar von Bray, einem Dorfe in der Grafschaft Berkshire, verwaltete das dortige Pfarramt unter dem Könige Heinrich VIII., unter Eduard VI., unter der Königin Maria, unter Elisabeth; er war römisch-katholisch, protestantisch, wieder katholisch abermals protestantisch; er predigte stets den Glauben, [Spaltenumbruch] zu dem sich die Regierung bekannte. Als man ihm deshalb Vorwürfe machte und ihn einen Ueberläufer nannte, erwiderte er: „Das bin ich nicht; ich habe stets au meinem Grundsatz festgehalten: zu leben und zu sterben als Vicar von Bray.“ Findet sich in Deutschland nicht reiche Gelegenheit zur Anwendung des englischen Sprichworts: Der Vicar von Bray will Vicar von Bray bleiben? Man lese den Roman von Wilibald Alexis, Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, der den Freiherrn von Stein in Betreff solcher „Vicare“ ausrufen lässt: „Sie wollen Minister bleiben, Geheimräthe und weiter nichts.“

Lat.: Chamaeleonte mutabilior. (Seybold, 74.)


Champagner.

1 Wer Champagner hat, lässt Grüneberger stehen.

Frz.: Les vins de Champagne font nargue à tous les autres.

2 Wer mit krymschen Champagner feilscht, bei dem soll man nicht nach französischem fragen. (Moskau.) – Altmann V.

*3 Champagner unter den Ungar giessen.

Wenn man den Wein nicht mit Wasser, sondern mit einem andern, womöglich noch stärkern Wein mischt.

*4 Es ist nicht alles Champagner, was schäumt.

„Wenn es in dir tobt und saust, meinst du, es müsse Begeisterung sein?“


Charfreitag.

1 Am Charfreitag soll's regnen, nicht aber am Ostertag. (Luzern.)

2 Charfreitag Sonnenschein bringt uns reiche Früchte ein.Boebel, 30.

3 Man kann den Charfreitag nicht mehr suchen.Eiselein, 106.

4 Nach Charfreitag kommt Ostertag.Körte, 798.

5 Wenn am Charfreitag Regen war, folgt trocknes, aber fruchtbar Jahr.

6 Wenn es am Charfreitag regnet, fällt der Boden auch in das Wasser. (Erkelenz.) – Boebel, 61.

7 Wenn's am Charfreitag dem Herrn ins Grab regnet, so gibt's einen trockenen Sommer. (Luzern.)

8 Wenn's am Charfreitag regnet, so ist das Jahr gesegnet.

9 Wer nur am Charfreitag isst, befreit von Flüss' und Plagen ist.Sutor, 154.

*10 Bei ihm ist immer Charfreitag, man hört alle Tage die Pumpermette.

Von Raufereien und Schlägereien. Unter Pumpermette ist die Mette gemeint, welche in der römisch-katholischen Kirche am Gründonnerstage nachmittags gesungen wird. Da an diesem Tage keine Glocken geläutet werden, so wird das Zeichen zum Anfange der Messe mit hölzernen Klöppeln, womit man auf ein Bret schlägt, gegeben. Daraus erklärt sich die obige Redensart.

*11 Er denkt viel Charfreitage.Sailer, 308.

Der Alternde.

*12 Wenn der Charfreitag auf den Gründonnerstag fällt (wird es geschehen) zu Weihnachten (s. d.) in der Ernt, im Sommer. (S. Nimmerleinstag.)Tendlau, 68, 69.


Charfreitagsgesicht.

* E macht e Karfretuggesicht. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 47.


Charlottenburger.

* Das ist (war) ein Charlottenburger.Reinsberg V, 80.

Wenn der gemeine Mann sich ohne Taschentuch mit Daumen und Zeigefinger schnäuzt.


Charpe.

Nemm die Charpe (den Schimpf) un deck' die Busche (Schande) damit zu. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 236.

Als Erwiderung auf die Bemerkung, dass irgendeine Arbeit, ein Anzug u. s. w. unpassend, Schimpf und Schande sei.


Charwoche.

1 In der Charwoche gibt's ein gross Blutbad.Eiselein, 106.

2 Nach der Charwoche folgt Ostern.

Lat.: Nunc pluit et claro nunc Jupiter aethere fulget. (Seneca.) (Philippi, II, 55; Sutor, 913.)


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1 Wer der Charybdis entgehen will, fällt in die Scylla.

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[[265]/0293] vergleichbar, die ganze Stadt mit Wasser versorgt. (Berckenmeyer, 21.) 3) Die Brücke über den Manzanares, der nur leider zuweilen kein Wasser hat. Auf dieser Brücke sollen stets über 18000 Schafe weiden und eine ganze Kriegsmacht soll in geschlossener Schlachtordnung auf einmal darüberrücken können. (Berckenmeyer, 28; auch Reinsberg VI, 3.) Castrat. Ein Castrat ist ein Kammerherr, dem man beide Knöpfe abgeschnitten und nur den Schlüssel gelassen hat. – Simrock, 1437; Eiselein, 106. Casuist. 1 Er ist in den Casuisten und dem Talmud daheim. – Tendlau, 141. Jüd.-deutsch: Er ist im Schas un Poskim derhaam. 2 Er schlägt auf alle Casuisten (Poskim). – Tendlau, 667. Fragt nichts danach. Der Volkswitz liegt darin, dass bei talmudischen Streitgesprächen der Vortragende nicht selten im Eifer auf das vorliegende Buch, in der Regel ein Casnist, schlug. Caute. 1 Caute, caute, die baurn verstehn auch latin. – Franck, I, 17a. *2 Caute, caute, ihr Gesellen, der Wirth versteht auch Latein. – Simrock, 11677. Cavellantes. * Einem den Cavellantes recht lesen. – Sutor, 361. Ihm etwas unter die Nase reiben. Lat.: Nunquam nimis dicitur, quod nunquam satis dicitur. (Seneca.) Caviar. 1 Die den Caviar bereiten, bekommen keinen zu essen. (Petersburg.) *2 Hab' erst Caviar und man wird dich schlachten wie einen Stör. – Altmann V. 3 Wer den Caviar verehrt, muss den Stör nicht hassen. – Altmann. *4 Das ist Caviar für ihn. Er hat keine Kenntniss davon, es geht über seinen Horizont. Im Jahre 1852 stand vor dem bunzlauer Schwurgericht eine Diebesbande von 30-40 Personen, die eine grosse Anzahl Einbrüche verübt, unter anderm aus verschiedenen Kellern, ausser Lebensmitteln aller Art, auch Flaschen mit Caviar geraubt hatte, den sie aber als einen ihnen unbekannten Stoff weggeschüttet. Auf sie fand die obige Redensart wörtlich Anwendung. *5 Den Caviar verschenken, ehe man den Stör hat. Ceremonie. 1 Ceremonien kosten nichts vnd man kan damit glück vnd vnglück geberen. – Lehmann, 111, 15. 2 In Ceremonien ist sparsamkeit höflich. – Lehmann, 111, 11. 3 In Ceremonien vnd Hutabziehen soll man keine theurung machen. – Lehmann, 112, 13. 4 Vngeschickte Ceremonien seind verdrisslich. – Lehmann, 111, 8. Ceres. Ohne Ceres und Bacchus erfriert Venus. Challe. Der hot aach schon Challe genommen. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 591. Von einem zu trauenden Paare, das schon im Brautstande zur Vermuthung ehelicher Vertrautheit Anlass gegeben hat. Challah heisst die Gabe, welche von jedem Teige als Erstling geopfert werden musste und zu deren Erinnerung heute noch jüdische Hausfrauen vom Teige des Sabbatbrotes etwas zu nehmen und zu verbrennen pflegen. Diese Redensart wurde dann auch auf andere Verhältnisse übertragen und von dem gebraucht, der bei jeder Gelegenheit zuerst seinen Vortheil zu erhaschen weiss. Von diesem heisst es: Der muss überall zuerst Challe nehmen. Chamäleon. * Er ist ein wahres Chamäleon. – Eiselein, 106. Ein unzuverlässiger, seine Ansichten nach den Umständen wechselnder, den Verhältnissen Rechnung tragender, sein Thun nach persönlichem Vortheil bemessender Mensch. Wer ihn bezahlt, und zwar am besten, der hat ihn. Die Engländer haben das Sprichwort: The Vicar of Bray will be Vicar of Bray still. (Bohn II, 197.) Der Vicar von Bray, einem Dorfe in der Grafschaft Berkshire, verwaltete das dortige Pfarramt unter dem Könige Heinrich VIII., unter Eduard VI., unter der Königin Maria, unter Elisabeth; er war römisch-katholisch, protestantisch, wieder katholisch abermals protestantisch; er predigte stets den Glauben, zu dem sich die Regierung bekannte. Als man ihm deshalb Vorwürfe machte und ihn einen Ueberläufer nannte, erwiderte er: „Das bin ich nicht; ich habe stets au meinem Grundsatz festgehalten: zu leben und zu sterben als Vicar von Bray.“ Findet sich in Deutschland nicht reiche Gelegenheit zur Anwendung des englischen Sprichworts: Der Vicar von Bray will Vicar von Bray bleiben? Man lese den Roman von Wilibald Alexis, Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, der den Freiherrn von Stein in Betreff solcher „Vicare“ ausrufen lässt: „Sie wollen Minister bleiben, Geheimräthe und weiter nichts.“ Lat.: Chamaeleonte mutabilior. (Seybold, 74.) Champagner. 1 Wer Champagner hat, lässt Grüneberger stehen. Frz.: Les vins de Champagne font nargue à tous les autres. 2 Wer mit krymschen Champagner feilscht, bei dem soll man nicht nach französischem fragen. (Moskau.) – Altmann V. *3 Champagner unter den Ungar giessen. Wenn man den Wein nicht mit Wasser, sondern mit einem andern, womöglich noch stärkern Wein mischt. *4 Es ist nicht alles Champagner, was schäumt. „Wenn es in dir tobt und saust, meinst du, es müsse Begeisterung sein?“ Charfreitag. 1 Am Charfreitag soll's regnen, nicht aber am Ostertag. (Luzern.) 2 Charfreitag Sonnenschein bringt uns reiche Früchte ein. – Boebel, 30. 3 Man kann den Charfreitag nicht mehr suchen. – Eiselein, 106. 4 Nach Charfreitag kommt Ostertag. – Körte, 798. 5 Wenn am Charfreitag Regen war, folgt trocknes, aber fruchtbar Jahr. 6 Wenn es am Charfreitag regnet, fällt der Boden auch in das Wasser. (Erkelenz.) – Boebel, 61. 7 Wenn's am Charfreitag dem Herrn ins Grab regnet, so gibt's einen trockenen Sommer. (Luzern.) 8 Wenn's am Charfreitag regnet, so ist das Jahr gesegnet. 9 Wer nur am Charfreitag isst, befreit von Flüss' und Plagen ist. – Sutor, 154. *10 Bei ihm ist immer Charfreitag, man hört alle Tage die Pumpermette. Von Raufereien und Schlägereien. Unter Pumpermette ist die Mette gemeint, welche in der römisch-katholischen Kirche am Gründonnerstage nachmittags gesungen wird. Da an diesem Tage keine Glocken geläutet werden, so wird das Zeichen zum Anfange der Messe mit hölzernen Klöppeln, womit man auf ein Bret schlägt, gegeben. Daraus erklärt sich die obige Redensart. *11 Er denkt viel Charfreitage. – Sailer, 308. Der Alternde. *12 Wenn der Charfreitag auf den Gründonnerstag fällt (wird es geschehen) zu Weihnachten (s. d.) in der Ernt, im Sommer. (S. Nimmerleinstag.) – Tendlau, 68, 69. Charfreitagsgesicht. * E macht e Karfretuggesicht. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 47. Charlottenburger. * Das ist (war) ein Charlottenburger. – Reinsberg V, 80. Wenn der gemeine Mann sich ohne Taschentuch mit Daumen und Zeigefinger schnäuzt. Charpe. Nemm die Charpe (den Schimpf) un deck' die Busche (Schande) damit zu. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 236. Als Erwiderung auf die Bemerkung, dass irgendeine Arbeit, ein Anzug u. s. w. unpassend, Schimpf und Schande sei. Charwoche. 1 In der Charwoche gibt's ein gross Blutbad. – Eiselein, 106. 2 Nach der Charwoche folgt Ostern. Lat.: Nunc pluit et claro nunc Jupiter aethere fulget. (Seneca.) (Philippi, II, 55; Sutor, 913.) Charybdis. 1 Wer der Charybdis entgehen will, fällt in die Scylla.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [265]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/293>, abgerufen am 28.03.2024.