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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch]
Abfall.

*1 Der Abfall guckt ihm zum Gesicht heraus. - Tendlau, 688.

Auf seinem Gesicht liegt die Abtrünnigkeit vom Judenthum ausgeprägt.

*2 Er kann von den Abfällen leben. - Tendlau, 744.

Von jemand, der bei Reichen u. s. w. in Dienst steht, gute Trinkgelder und Nebeneinnahmen und Genüsse hat.


Abfenstern.

* Einen abfenstern.

Von der Sitte, dass junge Burschen nachts an das Fenster ihrer Geliebten kommen. Wenn sie abschlägigen Bescheid erhalten, werden sie abgefenstert.


Abfliessen.

Wo es abfliesst, muss es auch zufliessen.


Abfluss.

1 Vom Abfluss wird kein Meer voll.

"Immer heraus und nimmer hinein, wird man bald am Boden sein."

2 Wo kein Abfluss ist, wird das Wasser faul.

Bewegung erhält Leben, auch Schätze sind todt, die nicht wirken.


Abfragen.

*1 Du fraachst ja de Koh dat Kalw af. (Holst.)

*2 So fragt man den Bauern die Künste ab.

Wenn man sich nicht will ausfragen lassen: "Ich bin kein Bauer, der leicht auszufragen ist."


Abführen.

1 Abführen und Beichten muss man nicht verschieben.

2 Besser abgeführt, als angeführt.

*3 Einen abführen.

Ihn mit Beschämung abschicken.


Abgabe.

Es ist keine schlimmere Abgabe als die Magensteuer.


Abgang.

Der Abgang von einem verachteten Amte verlacht den Stolz des Herrschers. - Burckhardt, 287.

Wer seine Stellung verlassen hat, sieht das Lächerliche derselben ein.


Abgeben.

1 "Gib ab ab, gib ab ab" klappert's in der Mühle.

*2 Er gibt einen guten Constabler ab, wo man Schelmstücke abbrennt.

Von einem Betrüger.

*3 Er gibt einen guten Kriegsmann ab, aber hinter dem Ofen.

Von Furchtsamen, Feigen, welche dies Wort geiselt.


Abgebrannt.

* Ganz und gar abgebrannt sein.


Abgebrannter.

* Es ist ein Abgebrannter.


Abgedroschen.

Der ist abgedroschen wie ein Hund.


Abgefeimt.

Abgefeimter als ein Luchs, als Kernessig.


Abgehen.

1 Eck sin vandage affgon1, un hebbe muinen Heren trotzet, und hebbe nix getten (gegessen). (Lippe.) - Firmenich, I, 269.

1) Ich bin heute aus dem Dienst gegangen. - Wenn jemand zu seinem eigenen Schaden trotzt.

2 Es geht noch wohl ab, wenn auch das ganze Dorf niederbrennt, wenn nur des Pfaffen Haus stehen bleibt.

3 't is doch god avgan, säd' Riedel, kam von'n Fischen un harr nix kregen.

4 Was abgeht an der Gestalt, ersetzt die Kunst an jung und alt.

Lat.: Ingenio pollet cui vim fortuna negavit. (Cato.)

5 Was abgeht, geht am Gelde ab - sagt der Käufer, wenn er den geforderten Preis nicht zahlen will.

6 Was an dem einen abgeht, geht am andern wieder zu.

Lat.: Quod alibi diminutum, exequatur alibi.

7 Wo abgeht, da geht auch zu.

*8 Er geht ab wie Seebach. (Marburg.)

Von einem feigen Menschen. Den Ursprung habe ich nicht ermitteln können.

*9 Er ist abgegangen worden.

*10 Er lässt sich nichts abgehen.

Lat.: Indulgere genio. (Pers.) (Erasm., 573.)

[Spaltenumbruch] *11 Es geht ab wie alte Besen vor Johanni. (Schles.)

In Schlesien, besonders in den Gebirgsdörfern, werden am Johannisabende (23. Juni) Feuer auf Höhenpunkten angezündet. Dazu sammeln die Knaben schon wochenlang vorher so viel alte Besen als sie nur erhalten können. Je näher dem Abende, desto mehr werden dem weiblichen Personal alle Besen abgepresst, die auch nur mit alten Aehnlichkeit haben. Sie werden dann am Johannisabend angezündet und brennend geschwungen.

*12 Es geht ab wie warme Semmeln.

Frz.: Il y a grande foule. La foule y est.


Abgemacht.

1 Abgemacht, segt Kapler, abgemacht. (Lüneburg.)

2 Abgemacht, Sela, spricht der Berliner.

Lat.: Factum transactum. (Tull.) (Erasm., 232.)


Abgeviert.

1 Abgeviert wie ein Würfel.

Tüchtig, zubereitet, erfahren.

Lat.: Homo quadratus.

2 Abgeviert wie ein burghauser Würfel. - Frank v. W.

Geviaren heisst bei Otfried schon: zubereiten, tüchtig machen.


Abgewöhnen.

Du gewöhnst es ihm nimmer ab.

Lat.: Seni citius muta veris linguam.


Abgezahlt.

Abgezahlt sin. - Minner.


Abgötterei.

1 Abgöttern ist ein natürlich Erbe. - Petri.

2 Abgötterei ist Gottesgespei und bringet Jammer mancherlei. - Petri.

3 Abgötterei und Blutdurst laufen allezeit miteinander.

4 Abgötterei und Gleissnerei will allweg schön sein. - Petri.


Abgreifen.

* Abgegriffen wie eine Accisklinke. - Wurzbach II, 4.


Abgrund.

1 Ein Abgrund verbirgt den andern.

Frz.: Un abeime appelle un autre abeime.

2 Es hat nicht jeder Abgrund ein Geländer.

3 Vorn ein Abgrund und hinten schnappt ein Wolfsmund.

Wenn jemand von zwei Uebeln zugleich heimgesucht wird, sodass, wohin er sich auch wenden möge, sein Untergang gewiss scheint.

Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. (Erasm., 237.)

4 Wer den Abgrund nicht zeitig flieht, den verschlingt er.


Abgunst.

1 Abgunst bringt manchen hohen Mann zum Fall.

2 Abgunst hebt auch den reichen Mann aus dem Sattel. - Petri.

3 Abgunst verfolgt nicht die Todten.

4 Abgunst verzehrt Mark und Bein.

*5 Hei sittet op der Awegunst (d. i. Leibzucht, wörtlich Ab- oder Misgunst). (Westf.)


Abhalten.

1 Mich kann nichts abhalten als Gottes Allmacht. - Sprichwörterschatz, 61.

So spricht der Mann, der nach reiflicher Ueberlegung einen Entschluss gefasst hat.

2 Wer mich abhält, tödtet mich.

Insofern er mir Zeit raubt, denn Zeit ist Leben.


Abhandlung.

Wir haben die (rabbinische) Abhandlung (über den Anstand) und sie (die Christen) den Anstand. - Tendlau, 1051.

Jüdisch-deutsch: Mir hewe die Mesachte un' sie den Derech-Erez. Als Tadel gegen den Juden, dass er rücksichtlich des anständigen Benehmens oft gegen den Christen zurückstehe.


Abhold.

* Sie sind einander abhold.

Lat.: Ne via quidem eadem cum eo vult ingredi.


Abkanzeln.

Es wird mancher abgekanzelt, der das Aufgebot nicht bestellt.

Von den Angriffen auf die Ehre anderer, ohne dass diese Veranlassung dazu gegeben haben.


Abkaufen.

Man kauft lieber dem Herrn ab als dem Knechte.


Abkochen.

Es ist noch nicht abgekocht, was aufgetischt werden soll.


[Spaltenumbruch]
Abfall.

*1 Der Abfall guckt ihm zum Gesicht heraus.Tendlau, 688.

Auf seinem Gesicht liegt die Abtrünnigkeit vom Judenthum ausgeprägt.

*2 Er kann von den Abfällen leben.Tendlau, 744.

Von jemand, der bei Reichen u. s. w. in Dienst steht, gute Trinkgelder und Nebeneinnahmen und Genüsse hat.


Abfenstern.

* Einen abfenstern.

Von der Sitte, dass junge Burschen nachts an das Fenster ihrer Geliebten kommen. Wenn sie abschlägigen Bescheid erhalten, werden sie abgefenstert.


Abfliessen.

Wo es abfliesst, muss es auch zufliessen.


Abfluss.

1 Vom Abfluss wird kein Meer voll.

„Immer heraus und nimmer hinein, wird man bald am Boden sein.“

2 Wo kein Abfluss ist, wird das Wasser faul.

Bewegung erhält Leben, auch Schätze sind todt, die nicht wirken.


Abfragen.

*1 Du fraachst ja de Koh dat Kalw af. (Holst.)

*2 So fragt man den Bauern die Künste ab.

Wenn man sich nicht will ausfragen lassen: „Ich bin kein Bauer, der leicht auszufragen ist.“


Abführen.

1 Abführen und Beichten muss man nicht verschieben.

2 Besser abgeführt, als angeführt.

*3 Einen abführen.

Ihn mit Beschämung abschicken.


Abgabe.

Es ist keine schlimmere Abgabe als die Magensteuer.


Abgang.

Der Abgang von einem verachteten Amte verlacht den Stolz des Herrschers.Burckhardt, 287.

Wer seine Stellung verlassen hat, sieht das Lächerliche derselben ein.


Abgeben.

1 „Gīb ăb ăb, gīb ăb ăb“ klappert's in der Mühle.

*2 Er gibt einen guten Constabler ab, wo man Schelmstücke abbrennt.

Von einem Betrüger.

*3 Er gibt einen guten Kriegsmann ab, aber hinter dem Ofen.

Von Furchtsamen, Feigen, welche dies Wort geiselt.


Abgebrannt.

* Ganz und gar abgebrannt sein.


Abgebrannter.

* Es ist ein Abgebrannter.


Abgedroschen.

Der ist abgedroschen wie ein Hund.


Abgefeimt.

Abgefeimter als ein Luchs, als Kernessig.


Abgehen.

1 Eck sin vandage affgôn1, un hebbe muinen Heren trotzet, und hebbe nix getten (gegessen). (Lippe.) – Firmenich, I, 269.

1) Ich bin heute aus dem Dienst gegangen. – Wenn jemand zu seinem eigenen Schaden trotzt.

2 Es geht noch wohl ab, wenn auch das ganze Dorf niederbrennt, wenn nur des Pfaffen Haus stehen bleibt.

3 't is doch gôd avgan, säd' Riedel, kam von'n Fischen un harr nix krêgen.

4 Was abgeht an der Gestalt, ersetzt die Kunst an jung und alt.

Lat.: Ingenio pollet cui vim fortuna negavit. (Cato.)

5 Was abgeht, geht am Gelde ab – sagt der Käufer, wenn er den geforderten Preis nicht zahlen will.

6 Was an dem einen abgeht, geht am andern wieder zu.

Lat.: Quod alibi diminutum, exequatur alibi.

7 Wo abgeht, da geht auch zu.

*8 Er geht ab wie Seebach. (Marburg.)

Von einem feigen Menschen. Den Ursprung habe ich nicht ermitteln können.

*9 Er ist abgegangen worden.

*10 Er lässt sich nichts abgehen.

Lat.: Indulgere genio. (Pers.) (Erasm., 573.)

[Spaltenumbruch] *11 Es geht ab wie alte Besen vor Johanni. (Schles.)

In Schlesien, besonders in den Gebirgsdörfern, werden am Johannisabende (23. Juni) Feuer auf Höhenpunkten angezündet. Dazu sammeln die Knaben schon wochenlang vorher so viel alte Besen als sie nur erhalten können. Je näher dem Abende, desto mehr werden dem weiblichen Personal alle Besen abgepresst, die auch nur mit alten Aehnlichkeit haben. Sie werden dann am Johannisabend angezündet und brennend geschwungen.

*12 Es geht ab wie warme Semmeln.

Frz.: Il y a grande foule. La foule y est.


Abgemacht.

1 Abgemacht, segt Kapler, abgemacht. (Lüneburg.)

2 Abgemacht, Sela, spricht der Berliner.

Lat.: Factum transactum. (Tull.) (Erasm., 232.)


Abgeviert.

1 Abgeviert wie ein Würfel.

Tüchtig, zubereitet, erfahren.

Lat.: Homo quadratus.

2 Abgeviert wie ein burghauser Würfel.Frank v. W.

Geviaren heisst bei Otfried schon: zubereiten, tüchtig machen.


Abgewöhnen.

Du gewöhnst es ihm nimmer ab.

Lat.: Seni citius muta veris linguam.


Abgezahlt.

Abgezahlt sin.Minner.


Abgötterei.

1 Abgöttern ist ein natürlich Erbe.Petri.

2 Abgötterei ist Gottesgespei und bringet Jammer mancherlei.Petri.

3 Abgötterei und Blutdurst laufen allezeit miteinander.

4 Abgötterei und Gleissnerei will allweg schön sein.Petri.


Abgreifen.

* Abgegriffen wie eine Accisklinke.Wurzbach II, 4.


Abgrund.

1 Ein Abgrund verbirgt den andern.

Frz.: Un abîme appelle un autre abîme.

2 Es hat nicht jeder Abgrund ein Geländer.

3 Vorn ein Abgrund und hinten schnappt ein Wolfsmund.

Wenn jemand von zwei Uebeln zugleich heimgesucht wird, sodass, wohin er sich auch wenden möge, sein Untergang gewiss scheint.

Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. (Erasm., 237.)

4 Wer den Abgrund nicht zeitig flieht, den verschlingt er.


Abgunst.

1 Abgunst bringt manchen hohen Mann zum Fall.

2 Abgunst hebt auch den reichen Mann aus dem Sattel.Petri.

3 Abgunst verfolgt nicht die Todten.

4 Abgunst verzehrt Mark und Bein.

*5 Hei sittet op der Awegunst (d. i. Leibzucht, wörtlich Ab- oder Misgunst). (Westf.)


Abhalten.

1 Mich kann nichts abhalten als Gottes Allmacht.Sprichwörterschatz, 61.

So spricht der Mann, der nach reiflicher Ueberlegung einen Entschluss gefasst hat.

2 Wer mich abhält, tödtet mich.

Insofern er mir Zeit raubt, denn Zeit ist Leben.


Abhandlung.

Wir haben die (rabbinische) Abhandlung (über den Anstand) und sie (die Christen) den Anstand.Tendlau, 1051.

Jüdisch-deutsch: Mir hewe die Mesachte un' sie den Derech-Erez. Als Tadel gegen den Juden, dass er rücksichtlich des anständigen Benehmens oft gegen den Christen zurückstehe.


Abhold.

* Sie sind einander abhold.

Lat.: Ne via quidem eadem cum eo vult ingredi.


Abkanzeln.

Es wird mancher abgekanzelt, der das Aufgebot nicht bestellt.

Von den Angriffen auf die Ehre anderer, ohne dass diese Veranlassung dazu gegeben haben.


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[[6]/0034] Abfall. *1 Der Abfall guckt ihm zum Gesicht heraus. – Tendlau, 688. Auf seinem Gesicht liegt die Abtrünnigkeit vom Judenthum ausgeprägt. *2 Er kann von den Abfällen leben. – Tendlau, 744. Von jemand, der bei Reichen u. s. w. in Dienst steht, gute Trinkgelder und Nebeneinnahmen und Genüsse hat. Abfenstern. * Einen abfenstern. Von der Sitte, dass junge Burschen nachts an das Fenster ihrer Geliebten kommen. Wenn sie abschlägigen Bescheid erhalten, werden sie abgefenstert. Abfliessen. Wo es abfliesst, muss es auch zufliessen. Abfluss. 1 Vom Abfluss wird kein Meer voll. „Immer heraus und nimmer hinein, wird man bald am Boden sein.“ 2 Wo kein Abfluss ist, wird das Wasser faul. Bewegung erhält Leben, auch Schätze sind todt, die nicht wirken. Abfragen. *1 Du fraachst ja de Koh dat Kalw af. (Holst.) *2 So fragt man den Bauern die Künste ab. Wenn man sich nicht will ausfragen lassen: „Ich bin kein Bauer, der leicht auszufragen ist.“ Abführen. 1 Abführen und Beichten muss man nicht verschieben. 2 Besser abgeführt, als angeführt. *3 Einen abführen. Ihn mit Beschämung abschicken. Abgabe. Es ist keine schlimmere Abgabe als die Magensteuer. Abgang. Der Abgang von einem verachteten Amte verlacht den Stolz des Herrschers. – Burckhardt, 287. Wer seine Stellung verlassen hat, sieht das Lächerliche derselben ein. Abgeben. 1 „Gīb ăb ăb, gīb ăb ăb“ klappert's in der Mühle. *2 Er gibt einen guten Constabler ab, wo man Schelmstücke abbrennt. Von einem Betrüger. *3 Er gibt einen guten Kriegsmann ab, aber hinter dem Ofen. Von Furchtsamen, Feigen, welche dies Wort geiselt. Abgebrannt. * Ganz und gar abgebrannt sein. Abgebrannter. * Es ist ein Abgebrannter. Abgedroschen. Der ist abgedroschen wie ein Hund. Abgefeimt. Abgefeimter als ein Luchs, als Kernessig. Abgehen. 1 Eck sin vandage affgôn1, un hebbe muinen Heren trotzet, und hebbe nix getten (gegessen). (Lippe.) – Firmenich, I, 269. 1) Ich bin heute aus dem Dienst gegangen. – Wenn jemand zu seinem eigenen Schaden trotzt. 2 Es geht noch wohl ab, wenn auch das ganze Dorf niederbrennt, wenn nur des Pfaffen Haus stehen bleibt. 3 't is doch gôd avgan, säd' Riedel, kam von'n Fischen un harr nix krêgen. 4 Was abgeht an der Gestalt, ersetzt die Kunst an jung und alt. Lat.: Ingenio pollet cui vim fortuna negavit. (Cato.) 5 Was abgeht, geht am Gelde ab – sagt der Käufer, wenn er den geforderten Preis nicht zahlen will. 6 Was an dem einen abgeht, geht am andern wieder zu. Lat.: Quod alibi diminutum, exequatur alibi. 7 Wo abgeht, da geht auch zu. *8 Er geht ab wie Seebach. (Marburg.) Von einem feigen Menschen. Den Ursprung habe ich nicht ermitteln können. *9 Er ist abgegangen worden. *10 Er lässt sich nichts abgehen. Lat.: Indulgere genio. (Pers.) (Erasm., 573.) *11 Es geht ab wie alte Besen vor Johanni. (Schles.) In Schlesien, besonders in den Gebirgsdörfern, werden am Johannisabende (23. Juni) Feuer auf Höhenpunkten angezündet. Dazu sammeln die Knaben schon wochenlang vorher so viel alte Besen als sie nur erhalten können. Je näher dem Abende, desto mehr werden dem weiblichen Personal alle Besen abgepresst, die auch nur mit alten Aehnlichkeit haben. Sie werden dann am Johannisabend angezündet und brennend geschwungen. *12 Es geht ab wie warme Semmeln. Frz.: Il y a grande foule. La foule y est. Abgemacht. 1 Abgemacht, segt Kapler, abgemacht. (Lüneburg.) 2 Abgemacht, Sela, spricht der Berliner. Lat.: Factum transactum. (Tull.) (Erasm., 232.) Abgeviert. 1 Abgeviert wie ein Würfel. Tüchtig, zubereitet, erfahren. Lat.: Homo quadratus. 2 Abgeviert wie ein burghauser Würfel. – Frank v. W. Geviaren heisst bei Otfried schon: zubereiten, tüchtig machen. Abgewöhnen. Du gewöhnst es ihm nimmer ab. Lat.: Seni citius muta veris linguam. Abgezahlt. Abgezahlt sin. – Minner. Abgötterei. 1 Abgöttern ist ein natürlich Erbe. – Petri. 2 Abgötterei ist Gottesgespei und bringet Jammer mancherlei. – Petri. 3 Abgötterei und Blutdurst laufen allezeit miteinander. 4 Abgötterei und Gleissnerei will allweg schön sein. – Petri. Abgreifen. * Abgegriffen wie eine Accisklinke. – Wurzbach II, 4. Abgrund. 1 Ein Abgrund verbirgt den andern. Frz.: Un abîme appelle un autre abîme. 2 Es hat nicht jeder Abgrund ein Geländer. 3 Vorn ein Abgrund und hinten schnappt ein Wolfsmund. Wenn jemand von zwei Uebeln zugleich heimgesucht wird, sodass, wohin er sich auch wenden möge, sein Untergang gewiss scheint. Lat.: A fronte praecipitium, a tergo lupi. (Erasm., 237.) 4 Wer den Abgrund nicht zeitig flieht, den verschlingt er. Abgunst. 1 Abgunst bringt manchen hohen Mann zum Fall. 2 Abgunst hebt auch den reichen Mann aus dem Sattel. – Petri. 3 Abgunst verfolgt nicht die Todten. 4 Abgunst verzehrt Mark und Bein. *5 Hei sittet op der Awegunst (d. i. Leibzucht, wörtlich Ab- oder Misgunst). (Westf.) Abhalten. 1 Mich kann nichts abhalten als Gottes Allmacht. – Sprichwörterschatz, 61. So spricht der Mann, der nach reiflicher Ueberlegung einen Entschluss gefasst hat. 2 Wer mich abhält, tödtet mich. Insofern er mir Zeit raubt, denn Zeit ist Leben. Abhandlung. Wir haben die (rabbinische) Abhandlung (über den Anstand) und sie (die Christen) den Anstand. – Tendlau, 1051. Jüdisch-deutsch: Mir hewe die Mesachte un' sie den Derech-Erez. Als Tadel gegen den Juden, dass er rücksichtlich des anständigen Benehmens oft gegen den Christen zurückstehe. Abhold. * Sie sind einander abhold. Lat.: Ne via quidem eadem cum eo vult ingredi. Abkanzeln. Es wird mancher abgekanzelt, der das Aufgebot nicht bestellt. Von den Angriffen auf die Ehre anderer, ohne dass diese Veranlassung dazu gegeben haben. Abkaufen. Man kauft lieber dem Herrn ab als dem Knechte. Abkochen. Es ist noch nicht abgekocht, was aufgetischt werden soll.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [6]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/34>, abgerufen am 18.04.2024.