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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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Ahlböhrlein.

* 'S wird ken Fuder Ahlbährel kusten. (Hirschberg.)

Um zu sagen, dass Kosten und Mittel zur Erreichung eines Zwecks keine unerschwinglichen sein werden. Diese Böhrlein sind so klein, dass auf ein Fuder eine gute Anzahl gehen, und etwas Erkleckliches damit zusammengestochen werden könnte.


Ahle.

1 Eine Ahle lässt sich im Sacke nicht verbergen.

2 Eine goldne Ahle dringt durch die stärkste Mauer.

3 Selbst eine Ahle schiert bei andern Leuten und bei uns nicht einmal das Schermesser. (Lit.)


Aehneln.

Sie ähneln einander wie ein Bratenwender und eine Repetiruhr.

Manche Menschen gleichen einander in ihren Anschauungen nicht mehr, woraus ein Schluss auf die verschiedene Mechanik ihres Kopfes gemacht werden kann.


Ahnen.

Der Ahnen Thaten preist niemand mehr als verdorbene Söhne.

Weil sie von und an sich nichts zu rühmen haben.


Ahnenbild.

Beräucherte Ahnenbilder sind alte Waarenschilder.

Lat.: Fumosae imagines. (Erasm., 673.)


Ahnenstolz.

Ahnenstolz und Bauernstolz sind Geschwisterkinder.


Ahnherr.

Wär' mein Ahnherr ein Hundschlager gewesen und hätt' die Beine beim Galgen aufgelesen, hätt' ich Geld, ich wäre lieb in der Welt. - Schaltjahr, Bd. 2.


Aehnlich.

*1 Aehnlicher als eine Feige der andern.

Im Scherz von sehr ähnlichen Dingen.

Lat.: Similior ficu. (Erasm., 846.)

*2 Er ist ihm so ähnlich, als wär' er ihm aus dem Maule gekrochen.

*3 Er ist ihm so ähnlich, als wär' er ihm aus den Augen (aus der Haut) geschnitten. - Agricola, 639; Tappius, 89b.

*4 Er sieht ihm ähnlich wie eine Katze einer Ente.

D. h. gar nicht. Die Alten behaupteten übrigens sprichwörtlich: In der Welt ist alles ähnlich. (Omnia similia. Erasm., 846.)

*5 Sie sind einander so ähnlich wie ein Ei dem andern.

Lat.: Non tam ovum ovo simile. (Tappius, 89a.)

*6 Sie sind einander so ähnlich wie eine Biene der andern.

Lat.: Quam apes apum similes. (Erasm., 845.)

*7 Sie sind sich ähnlich wie der Weinstock und der Schlehenstrauch.

Ironisch von sehr unähnlichen Menschen und Dingen.

*8 Sie sind sich so ähnlich wie Tag und Nacht (wie Wein und Wasser).

Lat.: Quanto asinis praestantiores muli. (Theogn.)

*9 So ähnlich wie eine Kornähre der andern.

*10 So ähnlich wie eine Milch der andern.

*11 So ähnlich wie Esernius dem Paridian. (Altröm.)

In allen Stücken gleiche und berühmte römische Gladiatoren.

*12 So ähnlich wie kaum ein Tropfen Wasser dem andern.


Ahnmutter.

Ankemoers Höke1 hewt up Bestevars2 Kiste leagen. (Westf.)

1) Eine Art Mantel für Frauen;

2) Grossvater. - Von sehr weitläufiger Verwandtschaft.


Ahntpatt.

Wat iss'n Ahntpatt; upp'n anner mal seggt: Wo bleeft. (Ostfries.)


Ahnwersvogel.

* En Ahnwersvagel wes'n. - Eichwuld.


Aehre.

1 Aehre auf Aehre gibt auch Brot.

2 Aus dieser Aehre ist weiter kein Korn zu dreschen.

3 Besser viel Aehren, als viel Quecken.

4 Die volle Aehre ist mehr werth, als der leere Halm.

[Spaltenumbruch] 5 Eine Aehre, die aufrecht steht, ist leer.

6 Eine brennende Aehre verzehrt die Garbe.

7 Eine volle Aehre ist besser als zehn hohle.

8 Es ist nicht jede Aehre voll, die sich senkt.

Nicht jeder, der den Kopf hängt, ist fromm und - gescheidt.

9 Hast du volle Aehren genommen, du kannst auch taube bekommen.

10 Hundert taube Aehren können keinen Sperling nähren.

11 Je hohler die Aehre, desto höher die Nase.

12 Leere Aehren sind schlimme Nachharn für die vollen.

13 Leere Aehren stehen aufrecht.

Die wetterauer Bauern sagen vom Roggen: "er junkert", wenn sich viel starke Halmen darin befinden, die mit ihren leeren Aehren über andere hervorragen. Im Schwedischen heisst "junkeren" müssig gehen.

14 Schwere Aehren und volle Köpfe neigen sich. - Sprichwörtergarten, 72.

15 Taube (volle) Aehren kennt man schon am Halme.

Das Alter trägt noch gewisse Spuren an sich, die es errathen lassen, was jemand in der Jugend gewesen ist oder gethan hat.

Lat.: Ex stipula cognoscere. (Erasm., 156.)

16 Wer auch nur eine Aehre aus Hunger bricht, den schont die Pharisäerzunge nicht.

17 Wer die Aehre zu dürr werden lässt, verliert die Körner.

Man muss die rechte Zeit abwarten, aber nicht verstreichen lassen, ohne sie zu benutzen.

18 Wer für die Aehre dankt, der bekommt eine Garbe.

Lat.: Beneficia beneficiis pertexito, ne perpluant.

Ung.: A halaado sziv, sok jotetemenyt varhat.

*19 Er hat noch Aehren für andere liegen lassen.

Er hat andern noch eine Nachlese gelassen. Es ist noch ein kleiner Gewinn für andere übrig. Es lässt sich über den Gegenstand, den er behandelt hat, noch manches sagen.

Frz.: Il a laisse a gluner apres lui.

*20 Er will auch eine Aehre (kleinen Beitrag) dazugeben. - Luther.


Aehrenleser.

Aehrenleser küren nicht (sind nicht kürisch).

Frz.: Celui ne choisit pas qui glane.


Ais.

1 Du musst den Ais (Geschwür, Blutschwären) nicht anrühren, wenn man dir die deinen nicht aufthun soll.

Schone, wenn du geschont sein willst. Wer keine Geschwüre hat, geht geradezu; nur die Beulenvollen gehen, als wenn sie auf Eiern gingen.

2 Rühr' ihm den Ais nicht an!

*3 Einem den Ais aufstechen.


Akademie.

Aus der Akademie kommen. (Altgr.)

Von Plato's Schule entlehnt. Von einem, der mit ernster Miene und gelehrtem Ansehen einhergeht oder in schön gewählten Worten spricht.


Akansa.

1 Besser kalten Akansa1 als heissen Akra2. - Wullschlägel.

1) Ein in Blätter gewickeltes Welschkorngericht der Neger in Surinam.

2) Ein Oelgebäck. - Besser etwas Geringes mit Genuss als Grosses mit Verdruss. Besser arm und glücklich als reich und unglücklich.

2 Ich bin der Akansa, immer zwei für einen Dreistüber. (Surinam.) - Wullschlägel.

Wie es auch komme, ich bleibe mir gleich, mich wirst du stets unverändert finden.


Akazie.

Akazien gewähren keinen Genuss, sie sind blos zum Zerschneiden gut. - Tendlau, 174.

Von Menschen, die zu nichts zu gebrauchen sind.


Alabaster.

Alabaster gibt theure Pflaster.


Alaun.

* Alaun für Zucker essen.

Einen Tadel für Lob annehmen; etwas Scharfes, Bitteres für Beweis der Güte ansehen.


Albern.

1 Albern und fest ist besser als schön und kraus.

Lob der Kindlichkeit und kindlichen Einfalt.

2 So albern ist keiner, er weiss seine Noth zu klagen.


[Spaltenumbruch]
Ahlböhrlein.

* 'S wird ken Fuder Ahlbährel kusten. (Hirschberg.)

Um zu sagen, dass Kosten und Mittel zur Erreichung eines Zwecks keine unerschwinglichen sein werden. Diese Böhrlein sind so klein, dass auf ein Fuder eine gute Anzahl gehen, und etwas Erkleckliches damit zusammengestochen werden könnte.


Ahle.

1 Eine Ahle lässt sich im Sacke nicht verbergen.

2 Eine goldne Ahle dringt durch die stärkste Mauer.

3 Selbst eine Ahle schiert bei andern Leuten und bei uns nicht einmal das Schermesser. (Lit.)


Aehneln.

Sie ähneln einander wie ein Bratenwender und eine Repetiruhr.

Manche Menschen gleichen einander in ihren Anschauungen nicht mehr, woraus ein Schluss auf die verschiedene Mechanik ihres Kopfes gemacht werden kann.


Ahnen.

Der Ahnen Thaten preist niemand mehr als verdorbene Söhne.

Weil sie von und an sich nichts zu rühmen haben.


Ahnenbild.

Beräucherte Ahnenbilder sind alte Waarenschilder.

Lat.: Fumosae imagines. (Erasm., 673.)


Ahnenstolz.

Ahnenstolz und Bauernstolz sind Geschwisterkinder.


Ahnherr.

Wär' mein Ahnherr ein Hundschlager gewesen und hätt' die Beine beim Galgen aufgelesen, hätt' ich Geld, ich wäre lieb in der Welt.Schaltjahr, Bd. 2.


Aehnlich.

*1 Aehnlicher als eine Feige der andern.

Im Scherz von sehr ähnlichen Dingen.

Lat.: Similior ficu. (Erasm., 846.)

*2 Er ist ihm so ähnlich, als wär' er ihm aus dem Maule gekrochen.

*3 Er ist ihm so ähnlich, als wär' er ihm aus den Augen (aus der Haut) geschnitten.Agricola, 639; Tappius, 89b.

*4 Er sieht ihm ähnlich wie eine Katze einer Ente.

D. h. gar nicht. Die Alten behaupteten übrigens sprichwörtlich: In der Welt ist alles ähnlich. (Omnia similia. Erasm., 846.)

*5 Sie sind einander so ähnlich wie ein Ei dem andern.

Lat.: Non tam ovum ovo simile. (Tappius, 89a.)

*6 Sie sind einander so ähnlich wie eine Biene der andern.

Lat.: Quam apes apum similes. (Erasm., 845.)

*7 Sie sind sich ähnlich wie der Weinstock und der Schlehenstrauch.

Ironisch von sehr unähnlichen Menschen und Dingen.

*8 Sie sind sich so ähnlich wie Tag und Nacht (wie Wein und Wasser).

Lat.: Quanto asinis praestantiores muli. (Theogn.)

*9 So ähnlich wie eine Kornähre der andern.

*10 So ähnlich wie eine Milch der andern.

*11 So ähnlich wie Esernius dem Paridian. (Altröm.)

In allen Stücken gleiche und berühmte römische Gladiatoren.

*12 So ähnlich wie kaum ein Tropfen Wasser dem andern.


Ahnmutter.

Ankemoers Höke1 hewt up Bestevars2 Kiste leagen. (Westf.)

1) Eine Art Mantel für Frauen;

2) Grossvater. – Von sehr weitläufiger Verwandtschaft.


Ahntpatt.

Wat iss'n Ahntpatt; upp'n anner mal seggt: Wo bleeft. (Ostfries.)


Ahnwersvogel.

* En Ahnwersvagel wes'n.Eichwuld.


Aehre.

1 Aehre auf Aehre gibt auch Brot.

2 Aus dieser Aehre ist weiter kein Korn zu dreschen.

3 Besser viel Aehren, als viel Quecken.

4 Die volle Aehre ist mehr werth, als der leere Halm.

[Spaltenumbruch] 5 Eine Aehre, die aufrecht steht, ist leer.

6 Eine brennende Aehre verzehrt die Garbe.

7 Eine volle Aehre ist besser als zehn hohle.

8 Es ist nicht jede Aehre voll, die sich senkt.

Nicht jeder, der den Kopf hängt, ist fromm und – gescheidt.

9 Hast du volle Aehren genommen, du kannst auch taube bekommen.

10 Hundert taube Aehren können keinen Sperling nähren.

11 Je hohler die Aehre, desto höher die Nase.

12 Leere Aehren sind schlimme Nachharn für die vollen.

13 Leere Aehren stehen aufrecht.

Die wetterauer Bauern sagen vom Roggen: „er junkert“, wenn sich viel starke Halmen darin befinden, die mit ihren leeren Aehren über andere hervorragen. Im Schwedischen heisst „junkeren“ müssig gehen.

14 Schwere Aehren und volle Köpfe neigen sich.Sprichwörtergarten, 72.

15 Taube (volle) Aehren kennt man schon am Halme.

Das Alter trägt noch gewisse Spuren an sich, die es errathen lassen, was jemand in der Jugend gewesen ist oder gethan hat.

Lat.: Ex stipula cognoscere. (Erasm., 156.)

16 Wer auch nur eine Aehre aus Hunger bricht, den schont die Pharisäerzunge nicht.

17 Wer die Aehre zu dürr werden lässt, verliert die Körner.

Man muss die rechte Zeit abwarten, aber nicht verstreichen lassen, ohne sie zu benutzen.

18 Wer für die Aehre dankt, der bekommt eine Garbe.

Lat.: Beneficia beneficiis pertexito, ne perpluant.

Ung.: A háláadó sziv, sok jotéteményt várhat.

*19 Er hat noch Aehren für andere liegen lassen.

Er hat andern noch eine Nachlese gelassen. Es ist noch ein kleiner Gewinn für andere übrig. Es lässt sich über den Gegenstand, den er behandelt hat, noch manches sagen.

Frz.: Il a laissé à gluner apres lui.

*20 Er will auch eine Aehre (kleinen Beitrag) dazugeben.Luther.


Aehrenleser.

Aehrenleser küren nicht (sind nicht kürisch).

Frz.: Celui ne choisit pas qui glane.


Ais.

1 Du musst den Ais (Geschwür, Blutschwären) nicht anrühren, wenn man dir die deinen nicht aufthun soll.

Schone, wenn du geschont sein willst. Wer keine Geschwüre hat, geht geradezu; nur die Beulenvollen gehen, als wenn sie auf Eiern gingen.

2 Rühr' ihm den Ais nicht an!

*3 Einem den Ais aufstechen.


Akademie.

Aus der Akademie kommen. (Altgr.)

Von Plato's Schule entlehnt. Von einem, der mit ernster Miene und gelehrtem Ansehen einhergeht oder in schön gewählten Worten spricht.


Akansa.

1 Besser kalten Akansa1 als heissen Akra2.Wullschlägel.

1) Ein in Blätter gewickeltes Welschkorngericht der Neger in Surinam.

2) Ein Oelgebäck. – Besser etwas Geringes mit Genuss als Grosses mit Verdruss. Besser arm und glücklich als reich und unglücklich.

2 Ich bin der Akansa, immer zwei für einen Dreistüber. (Surinam.) – Wullschlägel.

Wie es auch komme, ich bleibe mir gleich, mich wirst du stets unverändert finden.


Akazie.

Akazien gewähren keinen Genuss, sie sind blos zum Zerschneiden gut.Tendlau, 174.

Von Menschen, die zu nichts zu gebrauchen sind.


Alabaster.

Alabaster gibt theure Pflaster.


Alaun.

* Alaun für Zucker essen.

Einen Tadel für Lob annehmen; etwas Scharfes, Bitteres für Beweis der Güte ansehen.


Albern.

1 Albern und fest ist besser als schön und kraus.

Lob der Kindlichkeit und kindlichen Einfalt.

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[[21]/0049] Ahlböhrlein. * 'S wird ken Fuder Ahlbährel kusten. (Hirschberg.) Um zu sagen, dass Kosten und Mittel zur Erreichung eines Zwecks keine unerschwinglichen sein werden. Diese Böhrlein sind so klein, dass auf ein Fuder eine gute Anzahl gehen, und etwas Erkleckliches damit zusammengestochen werden könnte. Ahle. 1 Eine Ahle lässt sich im Sacke nicht verbergen. 2 Eine goldne Ahle dringt durch die stärkste Mauer. 3 Selbst eine Ahle schiert bei andern Leuten und bei uns nicht einmal das Schermesser. (Lit.) Aehneln. Sie ähneln einander wie ein Bratenwender und eine Repetiruhr. Manche Menschen gleichen einander in ihren Anschauungen nicht mehr, woraus ein Schluss auf die verschiedene Mechanik ihres Kopfes gemacht werden kann. Ahnen. Der Ahnen Thaten preist niemand mehr als verdorbene Söhne. Weil sie von und an sich nichts zu rühmen haben. Ahnenbild. Beräucherte Ahnenbilder sind alte Waarenschilder. Lat.: Fumosae imagines. (Erasm., 673.) Ahnenstolz. Ahnenstolz und Bauernstolz sind Geschwisterkinder. Ahnherr. Wär' mein Ahnherr ein Hundschlager gewesen und hätt' die Beine beim Galgen aufgelesen, hätt' ich Geld, ich wäre lieb in der Welt. – Schaltjahr, Bd. 2. Aehnlich. *1 Aehnlicher als eine Feige der andern. Im Scherz von sehr ähnlichen Dingen. Lat.: Similior ficu. (Erasm., 846.) *2 Er ist ihm so ähnlich, als wär' er ihm aus dem Maule gekrochen. *3 Er ist ihm so ähnlich, als wär' er ihm aus den Augen (aus der Haut) geschnitten. – Agricola, 639; Tappius, 89b. *4 Er sieht ihm ähnlich wie eine Katze einer Ente. D. h. gar nicht. Die Alten behaupteten übrigens sprichwörtlich: In der Welt ist alles ähnlich. (Omnia similia. Erasm., 846.) *5 Sie sind einander so ähnlich wie ein Ei dem andern. Lat.: Non tam ovum ovo simile. (Tappius, 89a.) *6 Sie sind einander so ähnlich wie eine Biene der andern. Lat.: Quam apes apum similes. (Erasm., 845.) *7 Sie sind sich ähnlich wie der Weinstock und der Schlehenstrauch. Ironisch von sehr unähnlichen Menschen und Dingen. *8 Sie sind sich so ähnlich wie Tag und Nacht (wie Wein und Wasser). Lat.: Quanto asinis praestantiores muli. (Theogn.) *9 So ähnlich wie eine Kornähre der andern. *10 So ähnlich wie eine Milch der andern. *11 So ähnlich wie Esernius dem Paridian. (Altröm.) In allen Stücken gleiche und berühmte römische Gladiatoren. *12 So ähnlich wie kaum ein Tropfen Wasser dem andern. Ahnmutter. Ankemoers Höke1 hewt up Bestevars2 Kiste leagen. (Westf.) 1) Eine Art Mantel für Frauen; 2) Grossvater. – Von sehr weitläufiger Verwandtschaft. Ahntpatt. Wat iss'n Ahntpatt; upp'n anner mal seggt: Wo bleeft. (Ostfries.) Ahnwersvogel. * En Ahnwersvagel wes'n. – Eichwuld. Aehre. 1 Aehre auf Aehre gibt auch Brot. 2 Aus dieser Aehre ist weiter kein Korn zu dreschen. 3 Besser viel Aehren, als viel Quecken. 4 Die volle Aehre ist mehr werth, als der leere Halm. 5 Eine Aehre, die aufrecht steht, ist leer. 6 Eine brennende Aehre verzehrt die Garbe. 7 Eine volle Aehre ist besser als zehn hohle. 8 Es ist nicht jede Aehre voll, die sich senkt. Nicht jeder, der den Kopf hängt, ist fromm und – gescheidt. 9 Hast du volle Aehren genommen, du kannst auch taube bekommen. 10 Hundert taube Aehren können keinen Sperling nähren. 11 Je hohler die Aehre, desto höher die Nase. 12 Leere Aehren sind schlimme Nachharn für die vollen. 13 Leere Aehren stehen aufrecht. Die wetterauer Bauern sagen vom Roggen: „er junkert“, wenn sich viel starke Halmen darin befinden, die mit ihren leeren Aehren über andere hervorragen. Im Schwedischen heisst „junkeren“ müssig gehen. 14 Schwere Aehren und volle Köpfe neigen sich. – Sprichwörtergarten, 72. 15 Taube (volle) Aehren kennt man schon am Halme. Das Alter trägt noch gewisse Spuren an sich, die es errathen lassen, was jemand in der Jugend gewesen ist oder gethan hat. Lat.: Ex stipula cognoscere. (Erasm., 156.) 16 Wer auch nur eine Aehre aus Hunger bricht, den schont die Pharisäerzunge nicht. 17 Wer die Aehre zu dürr werden lässt, verliert die Körner. Man muss die rechte Zeit abwarten, aber nicht verstreichen lassen, ohne sie zu benutzen. 18 Wer für die Aehre dankt, der bekommt eine Garbe. Lat.: Beneficia beneficiis pertexito, ne perpluant. Ung.: A háláadó sziv, sok jotéteményt várhat. *19 Er hat noch Aehren für andere liegen lassen. Er hat andern noch eine Nachlese gelassen. Es ist noch ein kleiner Gewinn für andere übrig. Es lässt sich über den Gegenstand, den er behandelt hat, noch manches sagen. Frz.: Il a laissé à gluner apres lui. *20 Er will auch eine Aehre (kleinen Beitrag) dazugeben. – Luther. Aehrenleser. Aehrenleser küren nicht (sind nicht kürisch). Frz.: Celui ne choisit pas qui glane. Ais. 1 Du musst den Ais (Geschwür, Blutschwären) nicht anrühren, wenn man dir die deinen nicht aufthun soll. Schone, wenn du geschont sein willst. Wer keine Geschwüre hat, geht geradezu; nur die Beulenvollen gehen, als wenn sie auf Eiern gingen. 2 Rühr' ihm den Ais nicht an! *3 Einem den Ais aufstechen. Akademie. Aus der Akademie kommen. (Altgr.) Von Plato's Schule entlehnt. Von einem, der mit ernster Miene und gelehrtem Ansehen einhergeht oder in schön gewählten Worten spricht. Akansa. 1 Besser kalten Akansa1 als heissen Akra2. – Wullschlägel. 1) Ein in Blätter gewickeltes Welschkorngericht der Neger in Surinam. 2) Ein Oelgebäck. – Besser etwas Geringes mit Genuss als Grosses mit Verdruss. Besser arm und glücklich als reich und unglücklich. 2 Ich bin der Akansa, immer zwei für einen Dreistüber. (Surinam.) – Wullschlägel. Wie es auch komme, ich bleibe mir gleich, mich wirst du stets unverändert finden. Akazie. Akazien gewähren keinen Genuss, sie sind blos zum Zerschneiden gut. – Tendlau, 174. Von Menschen, die zu nichts zu gebrauchen sind. Alabaster. Alabaster gibt theure Pflaster. Alaun. * Alaun für Zucker essen. Einen Tadel für Lob annehmen; etwas Scharfes, Bitteres für Beweis der Güte ansehen. Albern. 1 Albern und fest ist besser als schön und kraus. Lob der Kindlichkeit und kindlichen Einfalt. 2 So albern ist keiner, er weiss seine Noth zu klagen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [21]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/49>, abgerufen am 25.04.2024.