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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *59 Aelter als eine Schneegans.

Lat.: Cornicibus vivacior. - Nestoris aetas. - Nestorea senecta. - Omnibus superstes. - Phoenice vivacior. - Sibylla vivacior. (Mart.)

*60 Da er alt ward, fing er an klug zu werden.

*61 Er ist der Alte.

Er ist noch so wie er gewesen.

Lat.: Antiquum obtinet.

*62 Er ist nicht alt, aber seine Schuhe sind schon oft besohlt.

Frz.: Il n'est pas vieux, mais il se souvient de loin.

*63 Er ist so alt als der Weg von Jakatra. - Sprenger II.

So sagten die frühern Ostindienfahrer.

*64 Er ist so alt als der Weg von Kralingen (Gralingen, Cralingen). - Sprenger II.

Der Weg in dem Dorfe und Amte Kralingen (Südholland) soll noch von den Römern erbaut und von Tablan oder Alblas ausgehend, durch Kralingen nach dem Forum Hadriani geführt haben. (Vgl. Geschiedenis der Heeren, en Beschrijving der Stad van der Goude door C. J. de Lunge van Wijngaarden.)

*65 Er ist so alt wie der bremer Wald und hat so viel Witz (Grütz) wie unser Spitz.

Frz.: Il est vieux comme les pierres. Um eine steinalte Person zu bezeichnen, sagen die Franzosen auch: Il est vieux comme Herode, oder: comme le monde, oder comme les rues. Von jemand, der alt zu werden anfängt: Il sert dans les petits vieux.

Lat.: Stultitia est, Jovem putare esse. (Suid.) (Erasm., 499.)

*66 Er ist so alt wie Methusalem. - Tendlau, 1.

Die Alten sagten: Er ist älter als Kodros (der älteste König Attikas).

Lat.: Antiquior Codro. (Erasm., 223.)

*67 Er war alt, Gott hab' ihn selig.

*68 Hei is sau aalt, as de Düringer Wahld. (Grubenhagen.)

*69 Sie waren beide alt, der Winter war kalt. - Hartmann.

*70 So alt als der Böhmer- (in Norddeutschland bremer) Wald. (Holst.)

Sehr alt.

*71 So alt wie mein kleiner Finger.


Altar.

1 Die des Altars pflegen, geniessen des Altars. - 1 Kor. 9, 13; Schulze, 263.

Holl.: Die het altaar bedient, leeft ervan. (Harrebomee, I, 13.)

Lat.: Qui altari deserviunt, cum altari participant.

2 Ein Altar ist ohne Gecken wie ein Blinder ohne Stecken. - Fischart.

Gecken, spöttisch für Götzen.

3 Ein Altar ohne Heilig ist wie eine Kuh ohne Schwanz, wie Marzipan ohne Zucker, wie ein Blinder ohne Stecken, wie ein Kirchthurm ohne Glocke und wie eine Glocke ohne Bimmel.

4 Kein Altar wird umsonst gedeckt.

Holl.: Om profijt gaat de paap ten altaar. (Harrebomee, I, 14.)

Lat.: Ipse decor recti facto si praemia desint, non movit, et gratias poenit et esse probum. (Ovid.)

5 Man muss nicht einen Altar entblössen, um einen andern zu bedecken. - Eisenhart, VI, 27.

6 Man muss Sanct-Peter's Altar nicht berauben, um Sanct-Paulus zu bedecken.

7 Von einem Altar nehmen und den andern schmücken, ist unnütz Ding.

Holl.: Hij dekt het eene altaar, en ontdekt het andere.

8 Wer dem Altar dient, soll vom Altar leben. - Simrock, 175.

9 Wer den Altar nicht sieht, verneigt sich vor'm Ofen.

Slow.: Kdoz oltaru nije vidie i peci se klanja.

10 Wer vom Altar lebt, soll auch dem Altar dienen. - Körte, 101; Simrock, 176.

Frz.: Qui sert a l'autel doit vivre de l'autel.

Lat.: Qui servit altari de altari viat.

*11 An den Altar fliehen.

Die letzte Zuflucht nehmen. Ehemals floh man in der äussersten Noth an die Altäre der Götter, weil es für Frevel galt, von da jemand wegzureissen.

Holl.: Het altaar kan den booswicht niet van straf bevrijden. (Harrebomee, I, 13.)

Lat.: Tanquam ad aram. (Erasm., 291.)

*12 Er nähme es vom Altare, wenn's was für seinen Schnabel gäbe.

Holl.: Hij zou het van Gods altaar nemen. (Harrebomee, I, 14.)

Lat.: Persaepe sacra haud sacrificata devorat. (Athen.)

[Spaltenumbruch] *13 Es ist ein Altar über eine Mördergrube.

Schlechte Seele in schönem Körper.

*14 Etwas vom Altar wegnehmen.

*15 Sich etwas beim Altar überlegen.

Bei der Sache selbst.

Lat.: Ad aras. (Plutarch.) (Erasm., 904.)


Altarleuchter.

* Durch silberne Altarleuchter den Gottesdienst verbessern.

Aeussere Mittel für innere Schäden; die Rinde curiren, wenn das Mark den Brand hat.


Altarschnüffler.

Ein Altarschnüffler.

"Bomolochen"; so hiessen bei den Griechen sprichwörtlich Leute, die sich in der Nähe des Altars aufhielten, aber nicht des Gottesdienstes wegen, sondern um Allotria zu treiben, z. B. den Opferthieren nachzustellen, allerhand Ränke zu üben u. s. w.


Alte (das).

1 Altes klappert, Neues klingt; Altes schleichet, Junges springt. - Mayer, II, 72; Körte2, 107.

Das unbrauchbare Alte muss durch Besseres ersetzt werden; aber nicht alles, was klingt, ist gut. "Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen."

Engl.: Every thing is the worse for wearing.

2 Das Alte behalte! - Siebenkees, 5; Schamelius, 191.

Nur gemeine Köpfe leben in blinder Verehrung des Alten, weil sie nichts Neues erfinden können. Der Mensch sucht ja nicht das Alte, sondern das Gute. Unsere Vorfahren waren keine auserwählten Muster der Weisheit, sondern Menschen; warum sollten wir uns ewig an ihre Meinungen und Einrichtungen binden?

It.: Tutti a suo modo, e gli asini all' antica.

3 Das Alte ekelt, das Neue gefällt.

Lat.: Non bene olet, qui semper bene olet.

Ung.: Uj szita szegen füg, az o a földön hever.

4 Das Alte ist bequem, das Neue angenehm.

Lat.: Est quoque cunctarum novitas gratissima rerum.

5 Das Alte ist nicht immer gut, das Neue nicht immer schlecht.

6 Das Alte klappert, das Neue klinget.

Lat.: Grata novitas.

7 Das Alte walte.

"Aus Gemeinem ist der Mensch gemacht und die Gewohnheit nennt er seine Amme. Weh' dem, der an dem würdig alten Hausrath ihm rührt, das theure Erbstück seiner Ahnen. Was grau vor Alter ist, das ist ihm göttlich."

8 Es bleibt beim Alten.

9 Ist das Alte vorbei, so wird's wieder neu.

10 Man muss das Alte nicht tadeln, ehe man das Neue kennt. - Bertram.

11 Man muss das Alte nicht wegwerfen, bevor man das Neue hat.

12 Man soll das Alte nicht ab-, das Neue nicht aufbringen, sagt der Philister. - Siebenkees, 3.

Das elende Motto der Gewohnheitsmenschen, die an die Unverbesserlichkeit des Statusquo glauben. Der gute Sinn des Sprichworts ist: Man bringe das Alte nicht ab, wenn es gut, und das Neue nicht auf, wenn es schlecht ist.

13 Wenn alles Alte gut wäre, so müsste alles Neue böse sein.

14 Wer das Alte nicht flickt und das Neue nicht überblickt, wird bald von Noth gezwickt.

15 Wer das Alte um das Neue vertauscht, wird oft betrogen.


Alte (der).

1 Den Alten macht Hunger zur Leiche, den Jungen die Seuche.

2 Den Alten verdreusst es, dass man ihn beim Bart zeucht.

3 De Oll is schwienplitsch, he treckt sich nich ihre ut, as bet ha to Bedd geht. (Greifswald.)

4 Der Alte ein Sparer, der Sohn ein Geuder.

Lat.: Prodigus est natus de parco patre creatus.

5 Der Alte is heut granti (mürrisch). (Wien.)

Der Volkswitz ursprünglich von dem Steinbilde an der Orgelempore in der St.-Stephanskirche zu Wien, das zu dem Wahrzeichen der Stadt gerechnet wird und zu mehreren Sprichwörtern Veranlassung gegeben hat. S. Gamotzen, Grübler, Hütl. (Vgl. Illustrierte Zeitung, 1857, Nr. 741, S. 182.)

6 Der Alte muss seine Stärke in guter Rast, gutem Weine, weichem Bett und warmer Stube suchen.

[Spaltenumbruch] *59 Aelter als eine Schneegans.

Lat.: Cornicibus vivacior. – Nestoris aetas. – Nestorea senecta. – Omnibus superstes. – Phoenice vivacior. – Sibylla vivacior. (Mart.)

*60 Da er alt ward, fing er an klug zu werden.

*61 Er ist der Alte.

Er ist noch so wie er gewesen.

Lat.: Antiquum obtinet.

*62 Er ist nicht alt, aber seine Schuhe sind schon oft besohlt.

Frz.: Il n'est pas vieux, mais il se souvient de loin.

*63 Er ist so alt als der Weg von Jakatra.Sprenger II.

So sagten die frühern Ostindienfahrer.

*64 Er ist so alt als der Weg von Kralingen (Gralingen, Cralingen).Sprenger II.

Der Weg in dem Dorfe und Amte Kralingen (Südholland) soll noch von den Römern erbaut und von Tablan oder Alblas ausgehend, durch Kralingen nach dem Forum Hadriani geführt haben. (Vgl. Geschiedenis der Heeren, en Beschrijving der Stad van der Goude door C. J. de Lunge van Wijngaarden.)

*65 Er ist so alt wie der bremer Wald und hat so viel Witz (Grütz) wie unser Spitz.

Frz.: Il est vieux comme les pierres. Um eine steinalte Person zu bezeichnen, sagen die Franzosen auch: Il est vieux comme Hérode, oder: comme le monde, oder comme les rues. Von jemand, der alt zu werden anfängt: Il sert dans les petits vieux.

Lat.: Stultitia est, Jovem putare esse. (Suid.) (Erasm., 499.)

*66 Er ist so alt wie Methusalem.Tendlau, 1.

Die Alten sagten: Er ist älter als Kodros (der älteste König Attikas).

Lat.: Antiquior Codro. (Erasm., 223.)

*67 Er war alt, Gott hab' ihn selig.

*68 Hei is sau aalt, as de Düringer Wahld. (Grubenhagen.)

*69 Sie waren beide alt, der Winter war kalt.Hartmann.

*70 So alt als der Böhmer- (in Norddeutschland bremer) Wald. (Holst.)

Sehr alt.

*71 So alt wie mein kleiner Finger.


Altar.

1 Die des Altars pflegen, geniessen des Altars.1 Kor. 9, 13; Schulze, 263.

Holl.: Die het altaar bedient, leeft ervan. (Harrebomée, I, 13.)

Lat.: Qui altari deserviunt, cum altari participant.

2 Ein Altar ist ohne Gecken wie ein Blinder ohne Stecken.Fischart.

Gecken, spöttisch für Götzen.

3 Ein Altar ohne Heilig ist wie eine Kuh ohne Schwanz, wie Marzipan ohne Zucker, wie ein Blinder ohne Stecken, wie ein Kirchthurm ohne Glocke und wie eine Glocke ohne Bimmel.

4 Kein Altar wird umsonst gedeckt.

Holl.: Om profijt gaat de paap ten altaar. (Harrebomée, I, 14.)

Lat.: Ipse decor recti facto si praemia desint, non movit, et gratias poenit et esse probum. (Ovid.)

5 Man muss nicht einen Altar entblössen, um einen andern zu bedecken.Eisenhart, VI, 27.

6 Man muss Sanct-Peter's Altar nicht berauben, um Sanct-Paulus zu bedecken.

7 Von einem Altar nehmen und den andern schmücken, ist unnütz Ding.

Holl.: Hij dekt het eene altaar, en ontdekt het andere.

8 Wer dem Altar dient, soll vom Altar leben.Simrock, 175.

9 Wer den Altar nicht sieht, verneigt sich vor'm Ofen.

Slow.: Kdož oltaru nije vidie i peci se klanja.

10 Wer vom Altar lebt, soll auch dem Altar dienen.Körte, 101; Simrock, 176.

Frz.: Qui sert à l'autel doit vivre de l'autel.

Lat.: Qui servit altari de altari viat.

*11 An den Altar fliehen.

Die letzte Zuflucht nehmen. Ehemals floh man in der äussersten Noth an die Altäre der Götter, weil es für Frevel galt, von da jemand wegzureissen.

Holl.: Het altaar kan den booswicht niet van straf bevrijden. (Harrebomée, I, 13.)

Lat.: Tanquam ad aram. (Erasm., 291.)

*12 Er nähme es vom Altare, wenn's was für seinen Schnabel gäbe.

Holl.: Hij zou het van Gods altaar nemen. (Harrebomée, I, 14.)

Lat.: Persaepe sacra haud sacrificata devorat. (Athen.)

[Spaltenumbruch] *13 Es ist ein Altar über eine Mördergrube.

Schlechte Seele in schönem Körper.

*14 Etwas vom Altar wegnehmen.

*15 Sich etwas beim Altar überlegen.

Bei der Sache selbst.

Lat.: Ad aras. (Plutarch.) (Erasm., 904.)


Altarleuchter.

* Durch silberne Altarleuchter den Gottesdienst verbessern.

Aeussere Mittel für innere Schäden; die Rinde curiren, wenn das Mark den Brand hat.


Altarschnüffler.

Ein Altarschnüffler.

„Bomolochen“; so hiessen bei den Griechen sprichwörtlich Leute, die sich in der Nähe des Altars aufhielten, aber nicht des Gottesdienstes wegen, sondern um Allotria zu treiben, z. B. den Opferthieren nachzustellen, allerhand Ränke zu üben u. s. w.


Alte (das).

1 Altes klappert, Neues klingt; Altes schleichet, Junges springt.Mayer, II, 72; Körte2, 107.

Das unbrauchbare Alte muss durch Besseres ersetzt werden; aber nicht alles, was klingt, ist gut. „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.“

Engl.: Every thing is the worse for wearing.

2 Das Alte behalte!Siebenkees, 5; Schamelius, 191.

Nur gemeine Köpfe leben in blinder Verehrung des Alten, weil sie nichts Neues erfinden können. Der Mensch sucht ja nicht das Alte, sondern das Gute. Unsere Vorfahren waren keine auserwählten Muster der Weisheit, sondern Menschen; warum sollten wir uns ewig an ihre Meinungen und Einrichtungen binden?

It.: Tutti a suo modo, e gli asini all' antica.

3 Das Alte ekelt, das Neue gefällt.

Lat.: Non bene olet, qui semper bene olet.

Ung.: Uj szita szegen füg, az ó a földön hever.

4 Das Alte ist bequem, das Neue angenehm.

Lat.: Est quoque cunctarum novitas gratissima rerum.

5 Das Alte ist nicht immer gut, das Neue nicht immer schlecht.

6 Das Alte klappert, das Neue klinget.

Lat.: Grata novitas.

7 Das Alte walte.

„Aus Gemeinem ist der Mensch gemacht und die Gewohnheit nennt er seine Amme. Weh' dem, der an dem würdig alten Hausrath ihm rührt, das theure Erbstück seiner Ahnen. Was grau vor Alter ist, das ist ihm göttlich.“

8 Es bleibt beim Alten.

9 Ist das Alte vorbei, so wird's wieder neu.

10 Man muss das Alte nicht tadeln, ehe man das Neue kennt.Bertram.

11 Man muss das Alte nicht wegwerfen, bevor man das Neue hat.

12 Man soll das Alte nicht ab-, das Neue nicht aufbringen, sagt der Philister.Siebenkees, 3.

Das elende Motto der Gewohnheitsmenschen, die an die Unverbesserlichkeit des Statusquo glauben. Der gute Sinn des Sprichworts ist: Man bringe das Alte nicht ab, wenn es gut, und das Neue nicht auf, wenn es schlecht ist.

13 Wenn alles Alte gut wäre, so müsste alles Neue böse sein.

14 Wer das Alte nicht flickt und das Neue nicht überblickt, wird bald von Noth gezwickt.

15 Wer das Alte um das Neue vertauscht, wird oft betrogen.


Alte (der).

1 Den Alten macht Hunger zur Leiche, den Jungen die Seuche.

2 Den Alten verdreusst es, dass man ihn beim Bart zeucht.

3 De Oll is schwienplitsch, he treckt sich nich ihre ut, as bet ha to Bedd geht. (Greifswald.)

4 Der Alte ein Sparer, der Sohn ein Geuder.

Lat.: Prodigus est natus de parco patre creatus.

5 Der Alte is heut granti (mürrisch). (Wien.)

Der Volkswitz ursprünglich von dem Steinbilde an der Orgelempore in der St.-Stephanskirche zu Wien, das zu dem Wahrzeichen der Stadt gerechnet wird und zu mehreren Sprichwörtern Veranlassung gegeben hat. S. Gamotzen, Grübler, Hütl. (Vgl. Illustrierte Zeitung, 1857, Nr. 741, S. 182.)

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          <p rendition="#et">Nur gemeine Köpfe leben in blinder Verehrung des Alten, weil sie nichts Neues erfinden können. Der Mensch sucht ja nicht das Alte, sondern das Gute. Unsere Vorfahren waren keine auserwählten Muster der Weisheit, sondern Menschen; warum sollten wir uns ewig an ihre Meinungen und Einrichtungen binden?</p><lb/>
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[[27]/0055] *59 Aelter als eine Schneegans. Lat.: Cornicibus vivacior. – Nestoris aetas. – Nestorea senecta. – Omnibus superstes. – Phoenice vivacior. – Sibylla vivacior. (Mart.) *60 Da er alt ward, fing er an klug zu werden. *61 Er ist der Alte. Er ist noch so wie er gewesen. Lat.: Antiquum obtinet. *62 Er ist nicht alt, aber seine Schuhe sind schon oft besohlt. Frz.: Il n'est pas vieux, mais il se souvient de loin. *63 Er ist so alt als der Weg von Jakatra. – Sprenger II. So sagten die frühern Ostindienfahrer. *64 Er ist so alt als der Weg von Kralingen (Gralingen, Cralingen). – Sprenger II. Der Weg in dem Dorfe und Amte Kralingen (Südholland) soll noch von den Römern erbaut und von Tablan oder Alblas ausgehend, durch Kralingen nach dem Forum Hadriani geführt haben. (Vgl. Geschiedenis der Heeren, en Beschrijving der Stad van der Goude door C. J. de Lunge van Wijngaarden.) *65 Er ist so alt wie der bremer Wald und hat so viel Witz (Grütz) wie unser Spitz. Frz.: Il est vieux comme les pierres. Um eine steinalte Person zu bezeichnen, sagen die Franzosen auch: Il est vieux comme Hérode, oder: comme le monde, oder comme les rues. Von jemand, der alt zu werden anfängt: Il sert dans les petits vieux. Lat.: Stultitia est, Jovem putare esse. (Suid.) (Erasm., 499.) *66 Er ist so alt wie Methusalem. – Tendlau, 1. Die Alten sagten: Er ist älter als Kodros (der älteste König Attikas). Lat.: Antiquior Codro. (Erasm., 223.) *67 Er war alt, Gott hab' ihn selig. *68 Hei is sau aalt, as de Düringer Wahld. (Grubenhagen.) *69 Sie waren beide alt, der Winter war kalt. – Hartmann. *70 So alt als der Böhmer- (in Norddeutschland bremer) Wald. (Holst.) Sehr alt. *71 So alt wie mein kleiner Finger. Altar. 1 Die des Altars pflegen, geniessen des Altars. – 1 Kor. 9, 13; Schulze, 263. Holl.: Die het altaar bedient, leeft ervan. (Harrebomée, I, 13.) Lat.: Qui altari deserviunt, cum altari participant. 2 Ein Altar ist ohne Gecken wie ein Blinder ohne Stecken. – Fischart. Gecken, spöttisch für Götzen. 3 Ein Altar ohne Heilig ist wie eine Kuh ohne Schwanz, wie Marzipan ohne Zucker, wie ein Blinder ohne Stecken, wie ein Kirchthurm ohne Glocke und wie eine Glocke ohne Bimmel. 4 Kein Altar wird umsonst gedeckt. Holl.: Om profijt gaat de paap ten altaar. (Harrebomée, I, 14.) Lat.: Ipse decor recti facto si praemia desint, non movit, et gratias poenit et esse probum. (Ovid.) 5 Man muss nicht einen Altar entblössen, um einen andern zu bedecken. – Eisenhart, VI, 27. 6 Man muss Sanct-Peter's Altar nicht berauben, um Sanct-Paulus zu bedecken. 7 Von einem Altar nehmen und den andern schmücken, ist unnütz Ding. Holl.: Hij dekt het eene altaar, en ontdekt het andere. 8 Wer dem Altar dient, soll vom Altar leben. – Simrock, 175. 9 Wer den Altar nicht sieht, verneigt sich vor'm Ofen. Slow.: Kdož oltaru nije vidie i peci se klanja. 10 Wer vom Altar lebt, soll auch dem Altar dienen. – Körte, 101; Simrock, 176. Frz.: Qui sert à l'autel doit vivre de l'autel. Lat.: Qui servit altari de altari viat. *11 An den Altar fliehen. Die letzte Zuflucht nehmen. Ehemals floh man in der äussersten Noth an die Altäre der Götter, weil es für Frevel galt, von da jemand wegzureissen. Holl.: Het altaar kan den booswicht niet van straf bevrijden. (Harrebomée, I, 13.) Lat.: Tanquam ad aram. (Erasm., 291.) *12 Er nähme es vom Altare, wenn's was für seinen Schnabel gäbe. Holl.: Hij zou het van Gods altaar nemen. (Harrebomée, I, 14.) Lat.: Persaepe sacra haud sacrificata devorat. (Athen.) *13 Es ist ein Altar über eine Mördergrube. Schlechte Seele in schönem Körper. *14 Etwas vom Altar wegnehmen. *15 Sich etwas beim Altar überlegen. Bei der Sache selbst. Lat.: Ad aras. (Plutarch.) (Erasm., 904.) Altarleuchter. * Durch silberne Altarleuchter den Gottesdienst verbessern. Aeussere Mittel für innere Schäden; die Rinde curiren, wenn das Mark den Brand hat. Altarschnüffler. Ein Altarschnüffler. „Bomolochen“; so hiessen bei den Griechen sprichwörtlich Leute, die sich in der Nähe des Altars aufhielten, aber nicht des Gottesdienstes wegen, sondern um Allotria zu treiben, z. B. den Opferthieren nachzustellen, allerhand Ränke zu üben u. s. w. Alte (das). 1 Altes klappert, Neues klingt; Altes schleichet, Junges springt. – Mayer, II, 72; Körte2, 107. Das unbrauchbare Alte muss durch Besseres ersetzt werden; aber nicht alles, was klingt, ist gut. „Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ Engl.: Every thing is the worse for wearing. 2 Das Alte behalte! – Siebenkees, 5; Schamelius, 191. Nur gemeine Köpfe leben in blinder Verehrung des Alten, weil sie nichts Neues erfinden können. Der Mensch sucht ja nicht das Alte, sondern das Gute. Unsere Vorfahren waren keine auserwählten Muster der Weisheit, sondern Menschen; warum sollten wir uns ewig an ihre Meinungen und Einrichtungen binden? It.: Tutti a suo modo, e gli asini all' antica. 3 Das Alte ekelt, das Neue gefällt. Lat.: Non bene olet, qui semper bene olet. Ung.: Uj szita szegen füg, az ó a földön hever. 4 Das Alte ist bequem, das Neue angenehm. Lat.: Est quoque cunctarum novitas gratissima rerum. 5 Das Alte ist nicht immer gut, das Neue nicht immer schlecht. 6 Das Alte klappert, das Neue klinget. Lat.: Grata novitas. 7 Das Alte walte. „Aus Gemeinem ist der Mensch gemacht und die Gewohnheit nennt er seine Amme. Weh' dem, der an dem würdig alten Hausrath ihm rührt, das theure Erbstück seiner Ahnen. Was grau vor Alter ist, das ist ihm göttlich.“ 8 Es bleibt beim Alten. 9 Ist das Alte vorbei, so wird's wieder neu. 10 Man muss das Alte nicht tadeln, ehe man das Neue kennt. – Bertram. 11 Man muss das Alte nicht wegwerfen, bevor man das Neue hat. 12 Man soll das Alte nicht ab-, das Neue nicht aufbringen, sagt der Philister. – Siebenkees, 3. Das elende Motto der Gewohnheitsmenschen, die an die Unverbesserlichkeit des Statusquo glauben. Der gute Sinn des Sprichworts ist: Man bringe das Alte nicht ab, wenn es gut, und das Neue nicht auf, wenn es schlecht ist. 13 Wenn alles Alte gut wäre, so müsste alles Neue böse sein. 14 Wer das Alte nicht flickt und das Neue nicht überblickt, wird bald von Noth gezwickt. 15 Wer das Alte um das Neue vertauscht, wird oft betrogen. Alte (der). 1 Den Alten macht Hunger zur Leiche, den Jungen die Seuche. 2 Den Alten verdreusst es, dass man ihn beim Bart zeucht. 3 De Oll is schwienplitsch, he treckt sich nich ihre ut, as bet ha to Bedd geht. (Greifswald.) 4 Der Alte ein Sparer, der Sohn ein Geuder. Lat.: Prodigus est natus de parco patre creatus. 5 Der Alte is heut granti (mürrisch). (Wien.) Der Volkswitz ursprünglich von dem Steinbilde an der Orgelempore in der St.-Stephanskirche zu Wien, das zu dem Wahrzeichen der Stadt gerechnet wird und zu mehreren Sprichwörtern Veranlassung gegeben hat. S. Gamotzen, Grübler, Hütl. (Vgl. Illustrierte Zeitung, 1857, Nr. 741, S. 182.) 6 Der Alte muss seine Stärke in guter Rast, gutem Weine, weichem Bett und warmer Stube suchen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [27]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/55>, abgerufen am 29.03.2024.