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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] als Muster für ihre Kopfbedeckung galt. Bei der aufgeregten Stimmung jener Zeit erregte der Hut den Hass der politischen Gegner, und mitunter in einem Grade, der einen Lieutenant zu der Aeusserung hinriss: "Wer einen Heckerhut trägt, dem spaltet den Schädel." (Westdeutsche Zeitung, 1849, Nr. 113.)


Heckethaler.

* Er hat einen Heckethaler. - Körte2, 3354.


Heckmütterchen.

Sie ist ein gutes Heckmütterchen.

Frz.: C'est un bonne truye a pauvre homme. (Kritzinger, 697b.)


Heckpfennig.

Das ist ein Heckpfennig.

Der Anfang zu einer Sparsumme.


Hede.

Hede (Werch) un Har is 'n god Eten, de 't nich mag, kan 't weer torüg trecken1. (Ostfries.) - Bueren, 583; Frommann, VI, 282, 681; Hauskalender, III.

1) Wieder zurück- oder herausziehen.


Hederich.

Hederich will immer unterm Korn sein.


Hedwig.

1 Hedwig (16. Oct.) und Galle sind die Vögel alle. (Niederlausitz.) - Orakel, 832.

2 Hedwige giesst Zucker in die Rüben. (Oppeln.) - Boebel, 49.

3 Mit Hedwige tritt der Saft aus der Rübe. (Oels.) - Boebel, 49.


Heen.

Mit 'n Faden Heen1 kann man dat Haus beklen. (Bremen.) - Köster, 254.

1) Scheint eine Nebenform von Hede, die ich aber weder in Frommann's Mundarten noch in einem meiner niederdeutschen Wörterbücher finde. Wäre die Annahme richtig, dann könnte das Sprichwort sagen wollen: Mit einem Faden Werch (der ja ins Unendliche verlängert gedacht werden kann) kann man das Haus (d. h. die Familie) bekleiden. Ich möchte aber hierbei wiederholt den Wunsch aussprechen, solche Sprichwörter und Wortformen, die nur in kleinen Kreisen bekannt sind, mit Erklärung zu versehen.


Heer.

1 Ein hauptlos Heer, wobei kein Graf oder Herzog ist. - Graf, 32, 52.

"Ursprünglich hatte jeder Freie das Recht in die Waffen zu rufen; er durfte nur die Gefahr nennen, so standen die Genossen bewaffnet zu seiner Seite. Im Kampfe gegen den äussern Feind ist dies Recht bald genug in die Hände der Landesherren, des höhern Adels übergegangen, der sich als dessen Vertreter betrachtet und behauptet, dass es ohne einen Anführer aus seiner Mitte hauptlos sei."

Altfries.: On hauedlos hiri sa hwasa nen gruan, ni nen hertogo mithinis. (Wiarda, 271, 7; Friesisches Wb., I, 139.)

2 Ein Heer ohne Feldherrn ist so, wie Feldherr ohne Heer.

Nach Ansicht der Russen findet sich aber der Feldherr, ist nur das Heer da; sie sagen: Wenn das Heer da ist, findet sich auch wol der General. (Altmann VI, 471.)

3 Ein Heer ohne Haupt ist bald zerstaubt.

Dän.: Ilde strider hovedlös haer. (Bohn I, 380.)

4 Zu einem vollkommenen Heer gehört ein italisch Haupt, spanischer Arm und deutsches Herz, Bauch und Füsse aus andern Völkern. (Karl V.) - Eiselein, 292.


Heerde.

1 Aus einer räudigen Heerde kann man nicht gut Gesundes heraussuchen.

Frz.: En meschant et laid troupeau n'y a qu'eslire pour le plus beau. (Leroux, I, 132.)

2 Der seine Heerde zählt, ist arm.

3 Die Herd folgt dess Hirten art. - Petri, II, 131; Henisch, 1171, 36.

4 Die Heerde folgt dem Treiber (der Treiberin).

5 Einer schönen Heerde ein schöner Hirt, am Rath zu Breslau gefanden wird. - Berckenmeyer, 319.

Ein alter Spruch zur Ehre des breslauischen Raths sowie der dasigen Bürgerschaft. Er gehört zu den historisch-geographischen Denkversen, deren man sich früher bediente, um dem gemeinen Manne sowie Kindern gewisse Denkwürdigkeiten mitzutheilen und einzuprägen. (Breslauer Erzähler, I, 548.)

6 Es ist keine Heerde so klein, es stecken räudige Schafe darein. - Schmitz, 183, 5; Simrock, 4480.

Ausschuss und Fehlerhaftes gibt es überall.


[Spaltenumbruch]

7 Es weidet niemand eine Heerde, der nicht esse von der Milch der Heerde. - Petri, II, 303.

8 Je kleiner die Heerde, desto besser die Weide. - Schulfreund, 85, 22.

9 Soll eine Heerde gut bestahn, so muss sie gute Hirten han.

Die Russen: Eine grosse Heerde erfordert einen guten Hirten, eiue kleine keinen bösen.

10 Unner en ganze Herde is licht en schorft Schap. - Eichwald, 1694.

11 Wan de herde bister geyt, so bit de wulf de schape. - Grautoff, II, 352.

12 Wen ein jeder seine Heerde hütet, so wird wol gehütet. - Petri, II, 852.

*13 Er gehet mit der gemeynen Herd. - Vgolini; Eiselein, 300.

*14 Er ist auch unter der grossen Heerde.


Heerkuh.

Die Heerkuh sein.

Eine leitende Stellung einnehmen. - "Die Heerkuh im Vollgefühl ihrer Würde leitet die wandernde Heerde. So geschieht'a in der Schweiz, sowol bei der Alpals bei der Thalfahrt."


Heerprangen.

* Ein Heerprangen aus etwas machen.

"Christus hat Gesetz, Sünd, Tod, Teufel und Hölle alle in einem Triumph geführt und ein Heerprangen daraus gemacht." (Luther, Kirchenpostille, III, 17b.)


Heerschild.

1 Das Heerschild hebt vom Könige an. - Graf, 28, 10; Lünig, I, 275.

Unter Schild ist hier der Stand und Adel zu verstehen. Die Heerschilder der Alten kommen in doppelter Bedeutung vor. Einmal wurde der Stand und Unterschied des hohen und niedern Adels, wie die Ehre und der Vorzug des einen Standes vor dem andern damit bezeichnet; dann aber auch die Mannschaft, mit der ein jeder Stand dem Kaiser und dem Reiche bei Kriegszeiten dienen musste. Im obigen Sprichwort erscheint das Wort in seiner ersten Bedeutung, nach welcher Heerschild die Klassen bezeichnet, in welche der deutsche Adel eingetheilt war. Die Schildberechtigten reihen sich vorerst nach dem Stande, innerhalb des Standes nach dem Lehnsbande. Der König hat den ersten Heerschild; Bischöfe, Aebte und Aebtissinnen den zweiten; die Laienfürsten, seit sie der Bischöfe Mannen geworden, den dritten; Freiherren den vierten, schöffbare Leute und der Freiherren Mannen den fünften; deren Mannen den sechsten; den siebenten hat jeder unversprochene Mann. Versprochene Leute und Rechtlose stehen ausser dem Heerschilde. (S. Recht.) Schild und Helm bestehen in ehelicher Geburt und Frauen guter Herkunft. (Vgl. Graf, 561; Eisenhart, 42.)

2 Das Heerschild kommt vom Vater. - Graf, 57, 206.

Wenn die Aeltern verschiedenen Adelsgraden angehörten, so hat das Kind den lehnsrechtlichen Geburtsstand des Vaters.

Mhd.: Herschilt kumpt von deme vater. (Homeyer, I, 299.)

3 Herrschild ist ein vnterschied der Ritterschaft. - Klingen, 19b, 1; Graf, 33, 67.

D. h. es bezeichnet den lehnsrechtlichen Rang. (S. Freiheit 57.)

4 So mannigfach der Heerschild ist, so vielfach ist des Lehens Frist. - Graf, 559, 57.

Mhd.: Also manig der herschilt ist, also manig is der lenurist. (Köhler, II, 468, 61.)

5 So viel es Heerschilde gibt, so oft leiht ein Herr dem andern ein Gut. - Graf, 559, 56.

Bis in die siebente Hand konnte der Lehnsmann sein Gut weiter verleihen, da aber die siebente Hand des Dienstmanns die niederste ist, so war für diesen eine Weiterverleihung des Gutes nicht möglich.

Mhd.: Als manig hörschilt ist, als offt leyet ein herr dem andern ein gut. (Schwäbisches Lehnrecht, 22, 2.)


Heerstrasse.

1 Auf der Heerstrasse wächst kein Gras.

Engl.: Grass grows not upon the highway. (Bohn II, 99.)

2 Wer auff der Heerstrasse bleibt, den schlagen die Reiser nicht ins angesicht. - Fischer, Psalter, 645, 2.

3 Wer nicht in der Heerstrasse bleibt, der wird bald verführt. - Petri, II, 741.


Hefadel.

1 'S Hefadl (Töpfchen) ged sou lonng (lang) zan Prinndl (Brünnlein), pis 's pricht. (S. Krug und Krause.) (Steiermark.) - Firmenich, II, 765, 32.

[Spaltenumbruch] als Muster für ihre Kopfbedeckung galt. Bei der aufgeregten Stimmung jener Zeit erregte der Hut den Hass der politischen Gegner, und mitunter in einem Grade, der einen Lieutenant zu der Aeusserung hinriss: „Wer einen Heckerhut trägt, dem spaltet den Schädel.“ (Westdeutsche Zeitung, 1849, Nr. 113.)


Heckethaler.

* Er hat einen Heckethaler.Körte2, 3354.


Heckmütterchen.

Sie ist ein gutes Heckmütterchen.

Frz.: C'est un bonne truye à pauvre homme. (Kritzinger, 697b.)


Heckpfennig.

Das ist ein Heckpfennig.

Der Anfang zu einer Sparsumme.


Hêde.

Hêde (Werch) un Hâr is 'n gôd Eten, de 't nich mag, kan 't weer torüg trecken1. (Ostfries.) – Bueren, 583; Frommann, VI, 282, 681; Hauskalender, III.

1) Wieder zurück- oder herausziehen.


Hederich.

Hederich will immer unterm Korn sein.


Hedwig.

1 Hedwig (16. Oct.) und Galle sind die Vögel alle. (Niederlausitz.) – Orakel, 832.

2 Hedwige giesst Zucker in die Rüben. (Oppeln.) – Boebel, 49.

3 Mit Hedwige tritt der Saft aus der Rübe. (Oels.) – Boebel, 49.


Heen.

Mit 'n Faden Heen1 kann man dat Hûs beklên. (Bremen.) – Köster, 254.

1) Scheint eine Nebenform von Hede, die ich aber weder in Frommann's Mundarten noch in einem meiner niederdeutschen Wörterbücher finde. Wäre die Annahme richtig, dann könnte das Sprichwort sagen wollen: Mit einem Faden Werch (der ja ins Unendliche verlängert gedacht werden kann) kann man das Haus (d. h. die Familie) bekleiden. Ich möchte aber hierbei wiederholt den Wunsch aussprechen, solche Sprichwörter und Wortformen, die nur in kleinen Kreisen bekannt sind, mit Erklärung zu versehen.


Heer.

1 Ein hauptlos Heer, wobei kein Graf oder Herzog ist.Graf, 32, 52.

„Ursprünglich hatte jeder Freie das Recht in die Waffen zu rufen; er durfte nur die Gefahr nennen, so standen die Genossen bewaffnet zu seiner Seite. Im Kampfe gegen den äussern Feind ist dies Recht bald genug in die Hände der Landesherren, des höhern Adels übergegangen, der sich als dessen Vertreter betrachtet und behauptet, dass es ohne einen Anführer aus seiner Mitte hauptlos sei.“

Altfries.: On hauedlos hirí sa hwasa nen gruan, ni nen hertogo mithinis. (Wiarda, 271, 7; Friesisches Wb., I, 139.)

2 Ein Heer ohne Feldherrn ist so, wie Feldherr ohne Heer.

Nach Ansicht der Russen findet sich aber der Feldherr, ist nur das Heer da; sie sagen: Wenn das Heer da ist, findet sich auch wol der General. (Altmann VI, 471.)

3 Ein Heer ohne Haupt ist bald zerstaubt.

Dän.: Ilde strider hovedløs hær. (Bohn I, 380.)

4 Zu einem vollkommenen Heer gehört ein italisch Haupt, spanischer Arm und deutsches Herz, Bauch und Füsse aus andern Völkern. (Karl V.) – Eiselein, 292.


Heerde.

1 Aus einer räudigen Heerde kann man nicht gut Gesundes heraussuchen.

Frz.: En meschant et laid troupeau n'y a qu'eslire pour le plus beau. (Leroux, I, 132.)

2 Der seine Heerde zählt, ist arm.

3 Die Herd folgt dess Hirten art.Petri, II, 131; Henisch, 1171, 36.

4 Die Heerde folgt dem Treiber (der Treiberin).

5 Einer schönen Heerde ein schöner Hirt, am Rath zu Breslau gefanden wird.Berckenmeyer, 319.

Ein alter Spruch zur Ehre des breslauischen Raths sowie der dasigen Bürgerschaft. Er gehört zu den historisch-geographischen Denkversen, deren man sich früher bediente, um dem gemeinen Manne sowie Kindern gewisse Denkwürdigkeiten mitzutheilen und einzuprägen. (Breslauer Erzähler, I, 548.)

6 Es ist keine Heerde so klein, es stecken räudige Schafe darein.Schmitz, 183, 5; Simrock, 4480.

Ausschuss und Fehlerhaftes gibt es überall.


[Spaltenumbruch]

7 Es weidet niemand eine Heerde, der nicht esse von der Milch der Heerde.Petri, II, 303.

8 Je kleiner die Heerde, desto besser die Weide.Schulfreund, 85, 22.

9 Soll eine Heerde gut bestahn, so muss sie gute Hirten han.

Die Russen: Eine grosse Heerde erfordert einen guten Hirten, eiue kleine keinen bösen.

10 Unner en ganze Hêrde is licht ên schorft Schâp.Eichwald, 1694.

11 Wan de herde bister geyt, so bit de wulf de schape.Grautoff, II, 352.

12 Wen ein jeder seine Heerde hütet, so wird wol gehütet.Petri, II, 852.

*13 Er gehet mit der gemeynen Herd.Vgolini; Eiselein, 300.

*14 Er ist auch unter der grossen Heerde.


Heerkuh.

Die Heerkuh sein.

Eine leitende Stellung einnehmen. – „Die Heerkuh im Vollgefühl ihrer Würde leitet die wandernde Heerde. So geschieht'a in der Schweiz, sowol bei der Alpals bei der Thalfahrt.“


Heerprangen.

* Ein Heerprangen aus etwas machen.

„Christus hat Gesetz, Sünd, Tod, Teufel und Hölle alle in einem Triumph geführt und ein Heerprangen daraus gemacht.“ (Luther, Kirchenpostille, III, 17b.)


Heerschild.

1 Das Heerschild hebt vom Könige an.Graf, 28, 10; Lünig, I, 275.

Unter Schild ist hier der Stand und Adel zu verstehen. Die Heerschilder der Alten kommen in doppelter Bedeutung vor. Einmal wurde der Stand und Unterschied des hohen und niedern Adels, wie die Ehre und der Vorzug des einen Standes vor dem andern damit bezeichnet; dann aber auch die Mannschaft, mit der ein jeder Stand dem Kaiser und dem Reiche bei Kriegszeiten dienen musste. Im obigen Sprichwort erscheint das Wort in seiner ersten Bedeutung, nach welcher Heerschild die Klassen bezeichnet, in welche der deutsche Adel eingetheilt war. Die Schildberechtigten reihen sich vorerst nach dem Stande, innerhalb des Standes nach dem Lehnsbande. Der König hat den ersten Heerschild; Bischöfe, Aebte und Aebtissinnen den zweiten; die Laienfürsten, seit sie der Bischöfe Mannen geworden, den dritten; Freiherren den vierten, schöffbare Leute und der Freiherren Mannen den fünften; deren Mannen den sechsten; den siebenten hat jeder unversprochene Mann. Versprochene Leute und Rechtlose stehen ausser dem Heerschilde. (S. Recht.) Schild und Helm bestehen in ehelicher Geburt und Frauen guter Herkunft. (Vgl. Graf, 561; Eisenhart, 42.)

2 Das Heerschild kommt vom Vater.Graf, 57, 206.

Wenn die Aeltern verschiedenen Adelsgraden angehörten, so hat das Kind den lehnsrechtlichen Geburtsstand des Vaters.

Mhd.: Herschilt kumpt von deme vater. (Homeyer, I, 299.)

3 Herrschild ist ein vnterschied der Ritterschaft.Klingen, 19b, 1; Graf, 33, 67.

D. h. es bezeichnet den lehnsrechtlichen Rang. (S. Freiheit 57.)

4 So mannigfach der Heerschild ist, so vielfach ist des Lehens Frist.Graf, 559, 57.

Mhd.: Also manig der herschilt ist, also manig is der lenurist. (Köhler, II, 468, 61.)

5 So viel es Heerschilde gibt, so oft leiht ein Herr dem andern ein Gut.Graf, 559, 56.

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Mhd.: Als manig hörschilt ist, als offt leyet ein herr dem andern ein gut. (Schwäbisches Lehnrecht, 22, 2.)


Heerstrasse.

1 Auf der Heerstrasse wächst kein Gras.

Engl.: Grass grows not upon the highway. (Bohn II, 99.)

2 Wer auff der Heerstrasse bleibt, den schlagen die Reiser nicht ins angesicht.Fischer, Psalter, 645, 2.

3 Wer nicht in der Heerstrasse bleibt, der wird bald verführt.Petri, II, 741.


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[[227]/0233] als Muster für ihre Kopfbedeckung galt. Bei der aufgeregten Stimmung jener Zeit erregte der Hut den Hass der politischen Gegner, und mitunter in einem Grade, der einen Lieutenant zu der Aeusserung hinriss: „Wer einen Heckerhut trägt, dem spaltet den Schädel.“ (Westdeutsche Zeitung, 1849, Nr. 113.) Heckethaler. * Er hat einen Heckethaler. – Körte2, 3354. Heckmütterchen. Sie ist ein gutes Heckmütterchen. Frz.: C'est un bonne truye à pauvre homme. (Kritzinger, 697b.) Heckpfennig. Das ist ein Heckpfennig. Der Anfang zu einer Sparsumme. Hêde. Hêde (Werch) un Hâr is 'n gôd Eten, de 't nich mag, kan 't weer torüg trecken1. (Ostfries.) – Bueren, 583; Frommann, VI, 282, 681; Hauskalender, III. 1) Wieder zurück- oder herausziehen. Hederich. Hederich will immer unterm Korn sein. Hedwig. 1 Hedwig (16. Oct.) und Galle sind die Vögel alle. (Niederlausitz.) – Orakel, 832. 2 Hedwige giesst Zucker in die Rüben. (Oppeln.) – Boebel, 49. 3 Mit Hedwige tritt der Saft aus der Rübe. (Oels.) – Boebel, 49. Heen. Mit 'n Faden Heen1 kann man dat Hûs beklên. (Bremen.) – Köster, 254. 1) Scheint eine Nebenform von Hede, die ich aber weder in Frommann's Mundarten noch in einem meiner niederdeutschen Wörterbücher finde. Wäre die Annahme richtig, dann könnte das Sprichwort sagen wollen: Mit einem Faden Werch (der ja ins Unendliche verlängert gedacht werden kann) kann man das Haus (d. h. die Familie) bekleiden. Ich möchte aber hierbei wiederholt den Wunsch aussprechen, solche Sprichwörter und Wortformen, die nur in kleinen Kreisen bekannt sind, mit Erklärung zu versehen. Heer. 1 Ein hauptlos Heer, wobei kein Graf oder Herzog ist. – Graf, 32, 52. „Ursprünglich hatte jeder Freie das Recht in die Waffen zu rufen; er durfte nur die Gefahr nennen, so standen die Genossen bewaffnet zu seiner Seite. Im Kampfe gegen den äussern Feind ist dies Recht bald genug in die Hände der Landesherren, des höhern Adels übergegangen, der sich als dessen Vertreter betrachtet und behauptet, dass es ohne einen Anführer aus seiner Mitte hauptlos sei.“ Altfries.: On hauedlos hirí sa hwasa nen gruan, ni nen hertogo mithinis. (Wiarda, 271, 7; Friesisches Wb., I, 139.) 2 Ein Heer ohne Feldherrn ist so, wie Feldherr ohne Heer. Nach Ansicht der Russen findet sich aber der Feldherr, ist nur das Heer da; sie sagen: Wenn das Heer da ist, findet sich auch wol der General. (Altmann VI, 471.) 3 Ein Heer ohne Haupt ist bald zerstaubt. Dän.: Ilde strider hovedløs hær. (Bohn I, 380.) 4 Zu einem vollkommenen Heer gehört ein italisch Haupt, spanischer Arm und deutsches Herz, Bauch und Füsse aus andern Völkern. (Karl V.) – Eiselein, 292. Heerde. 1 Aus einer räudigen Heerde kann man nicht gut Gesundes heraussuchen. Frz.: En meschant et laid troupeau n'y a qu'eslire pour le plus beau. (Leroux, I, 132.) 2 Der seine Heerde zählt, ist arm. 3 Die Herd folgt dess Hirten art. – Petri, II, 131; Henisch, 1171, 36. 4 Die Heerde folgt dem Treiber (der Treiberin). 5 Einer schönen Heerde ein schöner Hirt, am Rath zu Breslau gefanden wird. – Berckenmeyer, 319. Ein alter Spruch zur Ehre des breslauischen Raths sowie der dasigen Bürgerschaft. Er gehört zu den historisch-geographischen Denkversen, deren man sich früher bediente, um dem gemeinen Manne sowie Kindern gewisse Denkwürdigkeiten mitzutheilen und einzuprägen. (Breslauer Erzähler, I, 548.) 6 Es ist keine Heerde so klein, es stecken räudige Schafe darein. – Schmitz, 183, 5; Simrock, 4480. Ausschuss und Fehlerhaftes gibt es überall. 7 Es weidet niemand eine Heerde, der nicht esse von der Milch der Heerde. – Petri, II, 303. 8 Je kleiner die Heerde, desto besser die Weide. – Schulfreund, 85, 22. 9 Soll eine Heerde gut bestahn, so muss sie gute Hirten han. Die Russen: Eine grosse Heerde erfordert einen guten Hirten, eiue kleine keinen bösen. 10 Unner en ganze Hêrde is licht ên schorft Schâp. – Eichwald, 1694. 11 Wan de herde bister geyt, so bit de wulf de schape. – Grautoff, II, 352. 12 Wen ein jeder seine Heerde hütet, so wird wol gehütet. – Petri, II, 852. *13 Er gehet mit der gemeynen Herd. – Vgolini; Eiselein, 300. *14 Er ist auch unter der grossen Heerde. Heerkuh. Die Heerkuh sein. Eine leitende Stellung einnehmen. – „Die Heerkuh im Vollgefühl ihrer Würde leitet die wandernde Heerde. So geschieht'a in der Schweiz, sowol bei der Alpals bei der Thalfahrt.“ Heerprangen. * Ein Heerprangen aus etwas machen. „Christus hat Gesetz, Sünd, Tod, Teufel und Hölle alle in einem Triumph geführt und ein Heerprangen daraus gemacht.“ (Luther, Kirchenpostille, III, 17b.) Heerschild. 1 Das Heerschild hebt vom Könige an. – Graf, 28, 10; Lünig, I, 275. Unter Schild ist hier der Stand und Adel zu verstehen. Die Heerschilder der Alten kommen in doppelter Bedeutung vor. Einmal wurde der Stand und Unterschied des hohen und niedern Adels, wie die Ehre und der Vorzug des einen Standes vor dem andern damit bezeichnet; dann aber auch die Mannschaft, mit der ein jeder Stand dem Kaiser und dem Reiche bei Kriegszeiten dienen musste. Im obigen Sprichwort erscheint das Wort in seiner ersten Bedeutung, nach welcher Heerschild die Klassen bezeichnet, in welche der deutsche Adel eingetheilt war. Die Schildberechtigten reihen sich vorerst nach dem Stande, innerhalb des Standes nach dem Lehnsbande. Der König hat den ersten Heerschild; Bischöfe, Aebte und Aebtissinnen den zweiten; die Laienfürsten, seit sie der Bischöfe Mannen geworden, den dritten; Freiherren den vierten, schöffbare Leute und der Freiherren Mannen den fünften; deren Mannen den sechsten; den siebenten hat jeder unversprochene Mann. Versprochene Leute und Rechtlose stehen ausser dem Heerschilde. (S. Recht.) Schild und Helm bestehen in ehelicher Geburt und Frauen guter Herkunft. (Vgl. Graf, 561; Eisenhart, 42.) 2 Das Heerschild kommt vom Vater. – Graf, 57, 206. Wenn die Aeltern verschiedenen Adelsgraden angehörten, so hat das Kind den lehnsrechtlichen Geburtsstand des Vaters. Mhd.: Herschilt kumpt von deme vater. (Homeyer, I, 299.) 3 Herrschild ist ein vnterschied der Ritterschaft. – Klingen, 19b, 1; Graf, 33, 67. D. h. es bezeichnet den lehnsrechtlichen Rang. (S. Freiheit 57.) 4 So mannigfach der Heerschild ist, so vielfach ist des Lehens Frist. – Graf, 559, 57. Mhd.: Also manig der herschilt ist, also manig is der lenurist. (Köhler, II, 468, 61.) 5 So viel es Heerschilde gibt, so oft leiht ein Herr dem andern ein Gut. – Graf, 559, 56. Bis in die siebente Hand konnte der Lehnsmann sein Gut weiter verleihen, da aber die siebente Hand des Dienstmanns die niederste ist, so war für diesen eine Weiterverleihung des Gutes nicht möglich. Mhd.: Als manig hörschilt ist, als offt leyet ein herr dem andern ein gut. (Schwäbisches Lehnrecht, 22, 2.) Heerstrasse. 1 Auf der Heerstrasse wächst kein Gras. Engl.: Grass grows not upon the highway. (Bohn II, 99.) 2 Wer auff der Heerstrasse bleibt, den schlagen die Reiser nicht ins angesicht. – Fischer, Psalter, 645, 2. 3 Wer nicht in der Heerstrasse bleibt, der wird bald verführt. – Petri, II, 741. Hefadel. 1 'S Hefadl (Töpfchen) ged sou lonng (lang) zan Prinndl (Brünnlein), pis 's pricht. (S. Krug und Krause.) (Steiermark.) – Firmenich, II, 765, 32.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [227]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/233>, abgerufen am 29.03.2024.