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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] über ihn: "Anno 1218 kam ein Mann nach Lübeck aus dem Stifte Bremen, Bruder Odebrecht genannt, der hatte dort bei einem Wasser, Namens Bevern, gesessen und eine Segnung gemacht, den Kranken zu helfen; auch wollte er künftige Dinge vorhersagen. Die Bauern hatten ihm allerlei Handopfer gebracht; davon nahm einen Theil der Vogt zu Verden und gab ihm dafür Schutz. Die Stiftsherren aber zu Bremen wollten das nicht leiden, kamen wie Pilgrime gekleidet, um St.-Odebrecht zu besuchen und nahmen das Schloss (Bremervörde) weg. Hierauf musste Odebrecht weichen mit seinem Schutzherrn und kam nach Lübeck. Aber hier wollte sein Segen keinen Fortgang haben, wie er es auch anfangen mochte. Endlich ging er zu Schiff nach Livland. In Lübeck aber hatte man geraume Zeit das Sprichwort: >Dat helpet so vel als Sünte Odebrecht's Segenunge.<" (Vgl. auch Köster, Kurze Geschichte von Bremervörde, S. 177.)

*155 Was hilft's!

"Eine der unheilbringendsten Redensarten und das Motto derer, die nie selbst handeln, sondern alles Schwere andern überlassen, das Wiegenlied der Trägheit und Furcht, der Anwalt der Pflichtvergessenen, die Sprache des gröbsten Eigennutzes." So heisst es in einem Artikel über das Gefährliche und Nachtheilige dieser Redensart im Preussischen Hausfreund, Berlin 1809, I, 224.

*156 Wenn dat nig helpt, so mag Ber un Brod helpen. - Schütze, I, 83.

Sagt man mit Bezug auf die Arznei, die man dem Kranken reicht.

*157 Wenn dat nig helpt, so mut Water un Brot helpen. - Schütze, I, 154.

Der letzte Versuch vor dem Verzagen.


Helfer.

1 Ein rechter Helfer wartet nicht, bis man im Versinken ist.

2 Einen Helfer erkennt man in der Noth.

Holl.: Helpers kent men in tegenspoed. (Harrebomee, I, 301.)

3 Mit helffers hülffe, wie der Adel die feind angreyfft. - Tappius, 115b.

Lat.: Non absque Theseo. (Erasm., 136; Tappius, 115b; Körte, 2733.)

4 Unsere Helfer alle liegend in den Hürsten, der Kaiser mit sim Schalle und von Oestreich die Fürsten. - Kirchhofer, 62.

Dies Sprichwort entstand um das Jahr 1340, als die Berner den Grafen Eberhard von Kyburg bekriegten, das Land bis nach Langenthal hinunter mit Raub und Brand verheerten und sogar die Gegend von Büren und Nidau feindlich heimsuchten. Die von Kaiser und Adel hülflos gelassenen Landleute rächten sich dafür durch Erfindung des obigen und eines unter "Herr" angeführten Sprichworts.

*5 Helfer und Helfershelfer sein. - Braun, I, 1257.


Helfgott.

1 Helpgod alteid, lang to mit Fleit. (Lübeck.)

2 Helpgod is god, lang to vorn Dod. (Lübeck.)

3 Wie das Helfgott, so das Gotthelf. (Wend. Lausitz.)

Wie Gruss, so Gegengruss.

*4 Ik heff nog nich Helpgott seggt. (Holst.) - Schütze, IV, 94.

Noch habe ich nicht meine Zustimmung erklärt.


Helgli.

*1 Er macht em es Helgli1. (Solothurn.) - Schild, 84, 307.

1) Die Verkleinerungsform von Helgen (Kupferstich, oft jedes Gemälde, es mag Landschaft oder eine Person vorstellen), das eine Zusammenziehung von "Heiligen" ist. Der Bedeutung der Redensart nach scheint Helglicher von dem Verbum helgen oder helken = jemand derb mitnehmen, herzukommen. (Vgl. Stalder, II, 36 u. 37.) - Er macht ein böses Gesicht.

*2 I wott keis Helgli. (Solothurn.) - Schild, 84, 308.

Ich will keine Belohnung. Wie dieser Sinn mit den bei Stalder angegebenen Bedeutungen des Wortes Helgli zusammenhängt, ist mir nicht klar.


Hell.

*1 Es ist heller als die Sonne.

*2 Es ist zu hell. - Frischbier2, 1565.

Als Mahnung, damit Erwachsene in ihren Gesprächen in Gegenwart von Kindern die erforderliche Rücksicht nicht aus den Augen setzen. Oder auch wenn man jemand etwas mittheilen will, das Leute, die anwesend sind, nicht hören sollen.

*3 He is so hell as'n Latern' oahn Licht.

Fr. Hasenow hat die Redensarten gesammelt, deren man sich in verschiedenen Gegenden Pommerns bedient, um jemand als geschickt, klug, pfiffig, schlau, durchtrieben u. s. w. im eigentlichen Sinne oder nur wie oben ironisch zu bezeichnen. Es sind dieselben an ihrem Orte aufgeführt, aber ich lasse sie hier zusammengestellt folgen, um zu zeigen, wie reich der Volkswitz [Spaltenumbruch] und die Volkssprache ist, und welche Schätze noch im Volksmunde, ungehoben, des aufmerksamen Ohres eines Sammlers harren, um den in Schrift gefassten Sprichwörterschatz zu vermehren: Dat is em läufig as'en Köster dat Vaderunser. De kann dem Prester de Schrift utleggen. De kann singen un fläut't dato. De kann Schaopkötel vor Rosin'n verköpen. Du hast'n anschläg'-schen Kopp, fällst du van de Trepp, verfehlst du ken' Stuff. Du büst'n Künstler, schittst bi hellen Maonschein up'n Sechser, dat'n ken Schrift süht. Du sast Pötter waren, du versteihst den Dreck am besten. He hett't berekent bett up feiw Fitzen. He is'n Aos up sein Klarnet. He wet daorup to lopen as de Koh up'n Appelbom. He is so klok as'n Minsch. He kann mihr as Brod eten, he mag uk Flesch dato. He kann aut Hun'ndreck Fläuten maken. He keikt dörch'n eken Brett, wo'n Lock in is. He wet sinen Hund to leiden. He wett sinen Hamel to leiden, wo Grass wasst. He is nich so dumm, as he dick is. He is so klok as'n Bok, schitt he'n Hopen, denn giw't Rok. He rükt den Dreck, ehr dat he scheten is. Markst nich Müs? Rotten sünd noch'n bet gröter. Keik, wo witzig, seggt Itzig. Sein Häuner leggen Goseier. Wei sünd uk nich van hüt un gistern.


Hellebarte.

1 Hellebarten, um Gottes willen gib Feuer. - Kirchhofer, 81, 75.

Wird gesagt, wenn man in der Noth ist und sich auf irgendeine Weise helfen will. Von einer Art Hellebarten entlehnt, die noch in der Schlacht bei Kappel in Gebrauch waren. Sie befanden sich auf einem eisernen Rohre, aus dem man schiessen konnte.

2 Wären die Helmparten Bratwürste, fiele mancher darein, wie ein Sau über ein Bettlsack. Sutor, 46; Eiselein, 91.

Lat.: Pugnare gnarus, verum eminus et procul hoste. (Eiselein, 91.)

3 Wären Helmbarten Bratwürste, so gäb' es nicht seinesgleichen.


Heller.

1 Besser ein gewisser Heller als ein vngewisser Pfennig. - Gruter, III, 9.

2 Besser ein Heller in Ehren als ein Thaler in Schande.

3 De leste Heller geiht nich aut'n Keller. - Firmenich, I, 233, 64.

4 De ungerächte Häller vertert den gerächten Daeler. (Paderborn.) - Firmenich, I, 362, 10; hochdeutsch bei Reinsberg II, 116.

5 Der Haller gilt am mesten, wu a geschloan ist. - Gomolcke, 306; Keller, 150a.

6 Der Heller gilt nirgends mehr, als wo er geschlagen ist. - Herberger, II, 4.

Dukaten und grosse Geister haben überall Curs.

7 Der Heller macht den Gulden ganz. - Petri, II, 92.

8 Der zum Haller gemüntzt ist, der kombt zu keinem Batzen. - Sutor, 540; Seybold, 569.

Lat.: Qui placide sortem ferre scit, ille sapit. (Sutor, 840.)

9 Drei Heller in eines Bettlers Tasche klingen viel.

Engl.: Four farthings and a thimble make a tailor's pocket jingle. (Bohn II, 60.)

10 Drey Heller ist auch gelt. - Petri, II, 154; Henisch, 1470, 33.

11 Ein ersparter Heller ist zwiefach verdient.

It.: Quattrino risparmiato, due volte guadagnato. (Bohn I, 123.)

12 Ein Heller abbrechen ist auch gewin. - Petri, II, 197; Henisch, 491, 52.

13 Ein Heller füllt den Sack nicht.

14 Ein Heller vmb Christus willen verlorn ist besser denn aller Welt Gut, so wider Christum behalten wird. - Petri, II, 197.

15 Ein ungerechter Heller frisst einen (gerechten) Thaler. - Mayer, I, 79 u. 188; Nieter, 23; Zaupser, 90; Körte, 2743; Simrock, 10652; Braun, I, 1265.

16 Ein ungerechter Heller frisst Haus und Hof und Keller.

17 Ein ungerechter Heller nimmt zehn gerechte Thaler mit.

18 Ein ungerechter Heller verzehrt zehn gerechte. - Struve, 16.

19 Eines Hallers halben einen gulden verthun ist ein gross thorheit. - Henisch, 1776, 44.

20 Es ist ein böser heller, der ein gulden schad. - Gruter, III, 32; Eiselein, 297; Simrock, 4541; Graf, 364, 443.

[Spaltenumbruch] über ihn: „Anno 1218 kam ein Mann nach Lübeck aus dem Stifte Bremen, Bruder Odebrecht genannt, der hatte dort bei einem Wasser, Namens Bevern, gesessen und eine Segnung gemacht, den Kranken zu helfen; auch wollte er künftige Dinge vorhersagen. Die Bauern hatten ihm allerlei Handopfer gebracht; davon nahm einen Theil der Vogt zu Verden und gab ihm dafür Schutz. Die Stiftsherren aber zu Bremen wollten das nicht leiden, kamen wie Pilgrime gekleidet, um St.-Odebrecht zu besuchen und nahmen das Schloss (Bremervörde) weg. Hierauf musste Odebrecht weichen mit seinem Schutzherrn und kam nach Lübeck. Aber hier wollte sein Segen keinen Fortgang haben, wie er es auch anfangen mochte. Endlich ging er zu Schiff nach Livland. In Lübeck aber hatte man geraume Zeit das Sprichwort: ›Dat helpet so vel als Sünte Odebrecht's Segenunge.‹“ (Vgl. auch Köster, Kurze Geschichte von Bremervörde, S. 177.)

*155 Was hilft's!

„Eine der unheilbringendsten Redensarten und das Motto derer, die nie selbst handeln, sondern alles Schwere andern überlassen, das Wiegenlied der Trägheit und Furcht, der Anwalt der Pflichtvergessenen, die Sprache des gröbsten Eigennutzes.“ So heisst es in einem Artikel über das Gefährliche und Nachtheilige dieser Redensart im Preussischen Hausfreund, Berlin 1809, I, 224.

*156 Wenn dat nig helpt, so mag Bêr un Brod helpen.Schütze, I, 83.

Sagt man mit Bezug auf die Arznei, die man dem Kranken reicht.

*157 Wenn dat nig helpt, so mut Water un Brot helpen.Schütze, I, 154.

Der letzte Versuch vor dem Verzagen.


Helfer.

1 Ein rechter Helfer wartet nicht, bis man im Versinken ist.

2 Einen Helfer erkennt man in der Noth.

Holl.: Helpers kent men in tegenspoed. (Harrebomée, I, 301.)

3 Mit helffers hülffe, wie der Adel die feind angreyfft.Tappius, 115b.

Lat.: Non absque Theseo. (Erasm., 136; Tappius, 115b; Körte, 2733.)

4 Unsere Helfer alle liegend in den Hürsten, der Kaiser mit sim Schalle und von Oestreich die Fürsten.Kirchhofer, 62.

Dies Sprichwort entstand um das Jahr 1340, als die Berner den Grafen Eberhard von Kyburg bekriegten, das Land bis nach Langenthal hinunter mit Raub und Brand verheerten und sogar die Gegend von Büren und Nidau feindlich heimsuchten. Die von Kaiser und Adel hülflos gelassenen Landleute rächten sich dafür durch Erfindung des obigen und eines unter „Herr“ angeführten Sprichworts.

*5 Helfer und Helfershelfer sein.Braun, I, 1257.


Helfgott.

1 Helpgod altîd, lang tô mit Flît. (Lübeck.)

2 Helpgod is gôd, lang tô vorn Dod. (Lübeck.)

3 Wie das Helfgott, so das Gotthelf. (Wend. Lausitz.)

Wie Gruss, so Gegengruss.

*4 Ik heff nog nich Helpgott seggt. (Holst.) – Schütze, IV, 94.

Noch habe ich nicht meine Zustimmung erklärt.


Helgli.

*1 Er macht em es Helgli1. (Solothurn.) – Schild, 84, 307.

1) Die Verkleinerungsform von Helgen (Kupferstich, oft jedes Gemälde, es mag Landschaft oder eine Person vorstellen), das eine Zusammenziehung von „Heiligen“ ist. Der Bedeutung der Redensart nach scheint Helglicher von dem Verbum helgen oder helken = jemand derb mitnehmen, herzukommen. (Vgl. Stalder, II, 36 u. 37.) – Er macht ein böses Gesicht.

*2 I wott keis Helgli. (Solothurn.) – Schild, 84, 308.

Ich will keine Belohnung. Wie dieser Sinn mit den bei Stalder angegebenen Bedeutungen des Wortes Helgli zusammenhängt, ist mir nicht klar.


Hell.

*1 Es ist heller als die Sonne.

*2 Es ist zu hell.Frischbier2, 1565.

Als Mahnung, damit Erwachsene in ihren Gesprächen in Gegenwart von Kindern die erforderliche Rücksicht nicht aus den Augen setzen. Oder auch wenn man jemand etwas mittheilen will, das Leute, die anwesend sind, nicht hören sollen.

*3 He is so hell as'n Latern' oahn Licht.

Fr. Hasenow hat die Redensarten gesammelt, deren man sich in verschiedenen Gegenden Pommerns bedient, um jemand als geschickt, klug, pfiffig, schlau, durchtrieben u. s. w. im eigentlichen Sinne oder nur wie oben ironisch zu bezeichnen. Es sind dieselben an ihrem Orte aufgeführt, aber ich lasse sie hier zusammengestellt folgen, um zu zeigen, wie reich der Volkswitz [Spaltenumbruch] und die Volkssprache ist, und welche Schätze noch im Volksmunde, ungehoben, des aufmerksamen Ohres eines Sammlers harren, um den in Schrift gefassten Sprichwörterschatz zu vermehren: Dat is em läufig as'en Köster dat Vaderunser. De kann dem Prêster de Schrift utleggen. De kann singen un fläut't datô. De kann Schaopkötel vor Rosin'n verköpen. Du hast'n anschläg'-schen Kopp, fällst du van de Trepp, verfehlst du kên' Stuff. Du büst'n Künstler, schittst bi hellen Maonschîn up'n Sechser, dat'n kên Schrift süht. Du sast Pötter waren, du versteihst den Dreck am besten. He hett't berêkent bett up fîw Fitzen. He is'n Aos up sîn Klarnet. He wet daorup to lopen as de Koh up'n Appelbôm. He is so klôk as'n Minsch. He kann mihr as Brod êten, he mag uk Flésch datò. He kann ût Hun'ndreck Fläuten maken. He kîkt dörch'n êken Brett, wo'n Lock in is. He wêt sinen Hund to leiden. He wett sinen Hamel to leiden, wo Grass wasst. He is nich so dumm, as he dick is. He is so klok as'n Bôk, schitt he'n Hôpen, denn giw't Rôk. He rükt den Dreck, ehr dat he schêten is. Markst nich Müs? Rotten sünd noch'n bêt gröter. Kîk, wo witzig, seggt Itzig. Sîn Häuner leggen Gôseier. Wî sünd uk nich van hüt un gistern.


Hellebarte.

1 Hellebarten, um Gottes willen gib Feuer.Kirchhofer, 81, 75.

Wird gesagt, wenn man in der Noth ist und sich auf irgendeine Weise helfen will. Von einer Art Hellebarten entlehnt, die noch in der Schlacht bei Kappel in Gebrauch waren. Sie befanden sich auf einem eisernen Rohre, aus dem man schiessen konnte.

2 Wären die Helmparten Bratwürste, fiele mancher darein, wie ein Sau über ein Bettlsack. Sutor, 46; Eiselein, 91.

Lat.: Pugnare gnarus, verum eminus et procul hoste. (Eiselein, 91.)

3 Wären Helmbarten Bratwürste, so gäb' es nicht seinesgleichen.


Heller.

1 Besser ein gewisser Heller als ein vngewisser Pfennig.Gruter, III, 9.

2 Besser ein Heller in Ehren als ein Thaler in Schande.

3 De leste Heller geiht nich ût'n Keller.Firmenich, I, 233, 64.

4 De ungerächte Häller vertêrt den gerächten Daeler. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 10; hochdeutsch bei Reinsberg II, 116.

5 Der Haller gilt am mesten, wu a geschloan ist.Gomolcke, 306; Keller, 150a.

6 Der Heller gilt nirgends mehr, als wo er geschlagen ist.Herberger, II, 4.

Dukaten und grosse Geister haben überall Curs.

7 Der Heller macht den Gulden ganz.Petri, II, 92.

8 Der zum Haller gemüntzt ist, der kombt zu keinem Batzen.Sutor, 540; Seybold, 569.

Lat.: Qui placide sortem ferre scit, ille sapit. (Sutor, 840.)

9 Drei Heller in eines Bettlers Tasche klingen viel.

Engl.: Four farthings and a thimble make a tailor's pocket jingle. (Bohn II, 60.)

10 Drey Heller ist auch gelt.Petri, II, 154; Henisch, 1470, 33.

11 Ein ersparter Heller ist zwiefach verdient.

It.: Quattrino risparmiato, due volte guadagnato. (Bohn I, 123.)

12 Ein Heller abbrechen ist auch gewin.Petri, II, 197; Henisch, 491, 52.

13 Ein Heller füllt den Sack nicht.

14 Ein Heller vmb Christus willen verlorn ist besser denn aller Welt Gut, so wider Christum behalten wird.Petri, II, 197.

15 Ein ungerechter Heller frisst einen (gerechten) Thaler.Mayer, I, 79 u. 188; Nieter, 23; Zaupser, 90; Körte, 2743; Simrock, 10652; Braun, I, 1265.

16 Ein ungerechter Heller frisst Haus und Hof und Keller.

17 Ein ungerechter Heller nimmt zehn gerechte Thaler mit.

18 Ein ungerechter Heller verzehrt zehn gerechte.Struve, 16.

19 Eines Hallers halben einen gulden verthun ist ein gross thorheit.Henisch, 1776, 44.

20 Es ist ein böser heller, der ein gulden schad.Gruter, III, 32; Eiselein, 297; Simrock, 4541; Graf, 364, 443.

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[[247]/0253] über ihn: „Anno 1218 kam ein Mann nach Lübeck aus dem Stifte Bremen, Bruder Odebrecht genannt, der hatte dort bei einem Wasser, Namens Bevern, gesessen und eine Segnung gemacht, den Kranken zu helfen; auch wollte er künftige Dinge vorhersagen. Die Bauern hatten ihm allerlei Handopfer gebracht; davon nahm einen Theil der Vogt zu Verden und gab ihm dafür Schutz. Die Stiftsherren aber zu Bremen wollten das nicht leiden, kamen wie Pilgrime gekleidet, um St.-Odebrecht zu besuchen und nahmen das Schloss (Bremervörde) weg. Hierauf musste Odebrecht weichen mit seinem Schutzherrn und kam nach Lübeck. Aber hier wollte sein Segen keinen Fortgang haben, wie er es auch anfangen mochte. Endlich ging er zu Schiff nach Livland. In Lübeck aber hatte man geraume Zeit das Sprichwort: ›Dat helpet so vel als Sünte Odebrecht's Segenunge.‹“ (Vgl. auch Köster, Kurze Geschichte von Bremervörde, S. 177.) *155 Was hilft's! „Eine der unheilbringendsten Redensarten und das Motto derer, die nie selbst handeln, sondern alles Schwere andern überlassen, das Wiegenlied der Trägheit und Furcht, der Anwalt der Pflichtvergessenen, die Sprache des gröbsten Eigennutzes.“ So heisst es in einem Artikel über das Gefährliche und Nachtheilige dieser Redensart im Preussischen Hausfreund, Berlin 1809, I, 224. *156 Wenn dat nig helpt, so mag Bêr un Brod helpen. – Schütze, I, 83. Sagt man mit Bezug auf die Arznei, die man dem Kranken reicht. *157 Wenn dat nig helpt, so mut Water un Brot helpen. – Schütze, I, 154. Der letzte Versuch vor dem Verzagen. Helfer. 1 Ein rechter Helfer wartet nicht, bis man im Versinken ist. 2 Einen Helfer erkennt man in der Noth. Holl.: Helpers kent men in tegenspoed. (Harrebomée, I, 301.) 3 Mit helffers hülffe, wie der Adel die feind angreyfft. – Tappius, 115b. Lat.: Non absque Theseo. (Erasm., 136; Tappius, 115b; Körte, 2733.) 4 Unsere Helfer alle liegend in den Hürsten, der Kaiser mit sim Schalle und von Oestreich die Fürsten. – Kirchhofer, 62. Dies Sprichwort entstand um das Jahr 1340, als die Berner den Grafen Eberhard von Kyburg bekriegten, das Land bis nach Langenthal hinunter mit Raub und Brand verheerten und sogar die Gegend von Büren und Nidau feindlich heimsuchten. Die von Kaiser und Adel hülflos gelassenen Landleute rächten sich dafür durch Erfindung des obigen und eines unter „Herr“ angeführten Sprichworts. *5 Helfer und Helfershelfer sein. – Braun, I, 1257. Helfgott. 1 Helpgod altîd, lang tô mit Flît. (Lübeck.) 2 Helpgod is gôd, lang tô vorn Dod. (Lübeck.) 3 Wie das Helfgott, so das Gotthelf. (Wend. Lausitz.) Wie Gruss, so Gegengruss. *4 Ik heff nog nich Helpgott seggt. (Holst.) – Schütze, IV, 94. Noch habe ich nicht meine Zustimmung erklärt. Helgli. *1 Er macht em es Helgli1. (Solothurn.) – Schild, 84, 307. 1) Die Verkleinerungsform von Helgen (Kupferstich, oft jedes Gemälde, es mag Landschaft oder eine Person vorstellen), das eine Zusammenziehung von „Heiligen“ ist. Der Bedeutung der Redensart nach scheint Helglicher von dem Verbum helgen oder helken = jemand derb mitnehmen, herzukommen. (Vgl. Stalder, II, 36 u. 37.) – Er macht ein böses Gesicht. *2 I wott keis Helgli. (Solothurn.) – Schild, 84, 308. Ich will keine Belohnung. Wie dieser Sinn mit den bei Stalder angegebenen Bedeutungen des Wortes Helgli zusammenhängt, ist mir nicht klar. Hell. *1 Es ist heller als die Sonne. *2 Es ist zu hell. – Frischbier2, 1565. Als Mahnung, damit Erwachsene in ihren Gesprächen in Gegenwart von Kindern die erforderliche Rücksicht nicht aus den Augen setzen. Oder auch wenn man jemand etwas mittheilen will, das Leute, die anwesend sind, nicht hören sollen. *3 He is so hell as'n Latern' oahn Licht. Fr. Hasenow hat die Redensarten gesammelt, deren man sich in verschiedenen Gegenden Pommerns bedient, um jemand als geschickt, klug, pfiffig, schlau, durchtrieben u. s. w. im eigentlichen Sinne oder nur wie oben ironisch zu bezeichnen. Es sind dieselben an ihrem Orte aufgeführt, aber ich lasse sie hier zusammengestellt folgen, um zu zeigen, wie reich der Volkswitz und die Volkssprache ist, und welche Schätze noch im Volksmunde, ungehoben, des aufmerksamen Ohres eines Sammlers harren, um den in Schrift gefassten Sprichwörterschatz zu vermehren: Dat is em läufig as'en Köster dat Vaderunser. De kann dem Prêster de Schrift utleggen. De kann singen un fläut't datô. De kann Schaopkötel vor Rosin'n verköpen. Du hast'n anschläg'-schen Kopp, fällst du van de Trepp, verfehlst du kên' Stuff. Du büst'n Künstler, schittst bi hellen Maonschîn up'n Sechser, dat'n kên Schrift süht. Du sast Pötter waren, du versteihst den Dreck am besten. He hett't berêkent bett up fîw Fitzen. He is'n Aos up sîn Klarnet. He wet daorup to lopen as de Koh up'n Appelbôm. He is so klôk as'n Minsch. He kann mihr as Brod êten, he mag uk Flésch datò. He kann ût Hun'ndreck Fläuten maken. He kîkt dörch'n êken Brett, wo'n Lock in is. He wêt sinen Hund to leiden. He wett sinen Hamel to leiden, wo Grass wasst. He is nich so dumm, as he dick is. He is so klok as'n Bôk, schitt he'n Hôpen, denn giw't Rôk. He rükt den Dreck, ehr dat he schêten is. Markst nich Müs? Rotten sünd noch'n bêt gröter. Kîk, wo witzig, seggt Itzig. Sîn Häuner leggen Gôseier. Wî sünd uk nich van hüt un gistern. Hellebarte. 1 Hellebarten, um Gottes willen gib Feuer. – Kirchhofer, 81, 75. Wird gesagt, wenn man in der Noth ist und sich auf irgendeine Weise helfen will. Von einer Art Hellebarten entlehnt, die noch in der Schlacht bei Kappel in Gebrauch waren. Sie befanden sich auf einem eisernen Rohre, aus dem man schiessen konnte. 2 Wären die Helmparten Bratwürste, fiele mancher darein, wie ein Sau über ein Bettlsack. Sutor, 46; Eiselein, 91. Lat.: Pugnare gnarus, verum eminus et procul hoste. (Eiselein, 91.) 3 Wären Helmbarten Bratwürste, so gäb' es nicht seinesgleichen. Heller. 1 Besser ein gewisser Heller als ein vngewisser Pfennig. – Gruter, III, 9. 2 Besser ein Heller in Ehren als ein Thaler in Schande. 3 De leste Heller geiht nich ût'n Keller. – Firmenich, I, 233, 64. 4 De ungerächte Häller vertêrt den gerächten Daeler. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 10; hochdeutsch bei Reinsberg II, 116. 5 Der Haller gilt am mesten, wu a geschloan ist. – Gomolcke, 306; Keller, 150a. 6 Der Heller gilt nirgends mehr, als wo er geschlagen ist. – Herberger, II, 4. Dukaten und grosse Geister haben überall Curs. 7 Der Heller macht den Gulden ganz. – Petri, II, 92. 8 Der zum Haller gemüntzt ist, der kombt zu keinem Batzen. – Sutor, 540; Seybold, 569. Lat.: Qui placide sortem ferre scit, ille sapit. (Sutor, 840.) 9 Drei Heller in eines Bettlers Tasche klingen viel. Engl.: Four farthings and a thimble make a tailor's pocket jingle. (Bohn II, 60.) 10 Drey Heller ist auch gelt. – Petri, II, 154; Henisch, 1470, 33. 11 Ein ersparter Heller ist zwiefach verdient. It.: Quattrino risparmiato, due volte guadagnato. (Bohn I, 123.) 12 Ein Heller abbrechen ist auch gewin. – Petri, II, 197; Henisch, 491, 52. 13 Ein Heller füllt den Sack nicht. 14 Ein Heller vmb Christus willen verlorn ist besser denn aller Welt Gut, so wider Christum behalten wird. – Petri, II, 197. 15 Ein ungerechter Heller frisst einen (gerechten) Thaler. – Mayer, I, 79 u. 188; Nieter, 23; Zaupser, 90; Körte, 2743; Simrock, 10652; Braun, I, 1265. 16 Ein ungerechter Heller frisst Haus und Hof und Keller. 17 Ein ungerechter Heller nimmt zehn gerechte Thaler mit. 18 Ein ungerechter Heller verzehrt zehn gerechte. – Struve, 16. 19 Eines Hallers halben einen gulden verthun ist ein gross thorheit. – Henisch, 1776, 44. 20 Es ist ein böser heller, der ein gulden schad. – Gruter, III, 32; Eiselein, 297; Simrock, 4541; Graf, 364, 443.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [247]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/253>, abgerufen am 28.03.2024.