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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *100 Beim Juden Gevatter stehen. (S. Leihhaus.) - Körte, 2103; Braum, I, 779.

*101 Beschnittener oder unbeschnittener Jude.

"Beschneidung ein Diploma ist, das Venus ausstellt manchem Christ." (Butler.)

*102 Bin kein Jud', leck' keine Sau. (Rott-Thal.)

Als Antwort auf die Einladung Ellenbogen 6, Hobel 5.

*103 Dä ess wie 'ne Jüd, wa mer den vür erauswirp, da kömt a hengen wieder erenn. (Bedburg.)

*104 Da habt ihr euern Juden. (Köthen.)

Während der Cholerazeit war in dem Hause eines Einwohners zu Köthen ein alter Jude gestorben, dessen Leiche er ohne Zögern fortgeschafft wissen wollte. Da es ihm nicht gelang, dies durchzusetzen, auch keiner der Glaubensgenossen sich zu der Leiche wagte, lud er dieselbe auf einen Schubkarren und brachte sie so nach der Wohnung des Schames (jüdischen Küsters), indem er die obigen sprichwörtlich gewordenen Worte hineinrief. Sein Verfahren blieb indess nicht ohne Ahndung.

*105 Da hat der Jude drauf gespuckt. (Henneberg.)

Scherzhaft zu einem Kinde, das ein Loch im Kleid oder Hemd hat.

*106 Darauf gibt (leiht) kein Jude was.

"Es ist kein Jud im gantzen Elsass, der ein Batzen darauff lyhe." (Franck, Vom grewl. Laster der Trunckenheit, 22b.)

Holl.: Er is zooveel, daar de lombard geen geld op geeft. (Harrebomee, II, 35.)

Ung.: A' Zsido se ad valamit a' voltra. (Gaal, 839.)

*107 Daraus kann kein Jude gescheit (klug) werden.

Holl.: Geen Jood kan eruit wijs worden. (Harrebomee, I, 365b.)

*108 Das haben ihm die Juden angethan. - Frischbier2, 1816.

Wenn jemand von irgendetwas nicht lassen kann.

*109 Das hält kein Jude aus (und wenn er steinalt ist). (Königsberg.) - Frischbier2, 1817.

Obgleich die Juden, wie ihre Geschichte beweist, sehr viel ausgehalten haben.

*110 Das ist der ewige Jude.

Frz.: C'est le Juif errant. (Starschedel, 412.)

*111 Das kann ein kranker Jude essen.

Um eine Speise als unschädlich oder sehr gut zu empfehlen, zu loben.

*112 Das müsste (würde) einen Juden verdriessen. (S. Teufel.)

" ...Ein Jüden solt es wol verdriessen." (Waldis, II, 31, 119.)

*113 Das nimmt dir (oder: dem nimmt's) kein Jud' mehr ab. (Riedlingen.)

Er hat seine Lection, seine Prügel.

*114 Dat is en arg Jude. - Dähnert, 209b.

Sagt man von einem Christen, der unbilligen Gewinn, übermässige Zinsen nimmt.

*115 Dat kann ken Jöde laten. (Ostfries.) - Frommann, III, 427, 201; Eichwald, 903; Bueren, 220; Hauskalender, II.

*116 Davor sen mer Jehudim (Juden). - Tendlau, 925.

Als Entgegnung, wenn jemand über Druck von aussen oder über Beengtsein im Judenthum selbst klagt.

*117 Der is kaan Jid un kaan Goj. - Tendlau, 640 u. 684.

Ist weder Jude, noch Nichtjude, gehört keiner positiven Religion an. Auch: ist indifferent.

*118 Der Jude fängt mit dem Goj (Nichtjuden) an. - Tendlau, 373.

Von jemand, der alle Ursache hat, sich ruhig zu verhalten, dennoch Streit anfängt.

*119 Dei äs eiwer en Juden. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, III, 37, 100.

*120 Eher würde man beim Juden Speck finden. - Parömiakon, 2443.

Als bei ihm Geld, Verstand, Witz u. s. w.

*121 Einen Juden begraben. - Frischbier2, 1818.

Umschreibung für: Kleckse machen.

*122 Einen todten Juden taufen.

*123 Er gaht über zeah (zehn) Jude. (Ulm.)

*124 Er greift den Juden in ihr Recht. - Eiselein, 351; Reinsberg V, 34.

Treibt Handel und Wucher.

*125 Er hat einen Juden geküsst.

Von jemand, der unangenehm riecht.

Holl.: Hij heeft een' Jood gekist. (Harrebomee, I, 365b.)

[Spaltenumbruch] *126 Er hat ihm einen Juden angehängt. - Reinsberg V, 34; Körte, 3205a.

Eine Lüge aufgebunden.

*127 Er hat Juden.

Studentisch für: Furcht.

*128 Er ist ein vndanckbarer Jüd. - Eyering, II, 342.

*129 Er ist mit dem Juden verwandt.

Hat schlimme Schulden.

Holl.: Hij wil toonen, dat hij met den lombard niet te schaffen heeft. (Harrebomee, II, 35.)

*130 Er ist wie der ewige Jude. - Eiselein, 350; Reinsberg V, 33.

Er ist in immerwährender, in unruhvoller Bewegung, mit Bezug auf die bekannte Sage von der Angst des bestraften ewigen Juden.

Frz.: C'est le juif errant.

*131 Er wollte den Juden bei den Füssen fassen und bekam den Teufel bei den Hörnern.

Poln.: Myslati ze ujal zyda za nogi, a on chwyeil djabla za rogi. (Lompa, 21.)

*132 Es ist ein Jude.

Sehr geschäftseifrig, oder auch übervortheilend im Handel, wie man dies in früherer Zeit den Juden zur Last legte.

Frz.: Vous etes un Juif. (Leroux, I, 195.)

*133 Es ist ein jud an ein pfaffen gerathen. - Franck, II, 64a.

*134 Es leiht ein Jud kein Pfennig drauff. - II. Sachs, Von Tugend vnd Laster, L, 1.

*135 Hast an Juden gsehn?

Als Antwort, wenn jemand glaubt, dass ein anderer ihn ausforschen wolle, also um zu sagen: von mir ist nichts zu erfahren. Auch wendet man die Redensart gegen den an, von dem man meint, er wolle uns foppen.

*136 Ich kenne die Juden, trawe jnen ein ander. - Mathesius, Postilla, CXIIIIa.

*137 Juden führen.

Die Juden von Posen ritten bekanntlich, als Türken gekleidet, Napoleon entgegen. Ihr Anführer ritt an den kaiserlichen Wagen und sprach: "Ferchten Sie sich nicht, Ew. Majestät, mer sein keine Terken, mer sein verkleidete Jüden aus Posen." Die ausserordentliche Furchtsamkeit dieses Volks bildete das fränkische Sprichwort, das von einem Furchtsamen sagt: "Er führt Juden."

*138 Marsch mit dem Juden, hat Speck gefressen. (Köthen.)

*139 Mit der Jüden spies vnd der Kauffleute Knebel vnd der Vmbschleger stachel lauffen.

*140 Nach dem Juden riechen. - Frischbier2, 1819.

Eigenheiten kundgeben, die im übeln Sinne an einen Juden erinnern.

*141 So kann man's beim Juden kaufen. (Rottenburg.)

*142 'T geitti1 jüst as 'n Jod, de frogt na'n Weg, deder wol wet2. (Jever.) - Firmenich, III, 13, 21.

1)Geht dir.

F

2)Den er wohl weiss.

*143 Willst aach dem Jüd sein Dreck zu Geld mache? - Tendlau, 1038.

Wenn jemand etwas von geringem Werthe sehr theuer an den Mann bringen will. Ein jüdischer Glaser, der in einer Kirche eingeschlossen worden war, hatte unter einem Heiligenbilde ein natürliches Bedürfniss befriedigt und erklärte es, um der Strafe zu entgehen, für ein Wunder des Heiligen. Er machte Medicin aus der heiligen Ausleerung und verkaufte sie sehr theuer.


Jüdeln.

* Wie es sich jüdelt, so Christelt (s. d.) es sich. - Tendlau, 697.

Die Menschen sind in Begierden, Neigungen u. s. w. sich gleich, welcher Religion sie angehören mögen, sodass ein Wechsel derselben auf Charakter und allgemeine Sitte wenig Einfluss hat.


Juden.

* He judet dorup. - Dähnert, 209b.

Sucht übermässig dabei zu verdienen.


Judenblut.

* Er kann Judenblut trinken. - Tendlau, 35.

Von einem heftigen Judenfeinde.


Judenbraut.

* De is nett so mooi1 as 'n Jödenbraud. (Ostfries.) - Hauskalender, IV.

1)Hübsch, schön. Sich mooi maken = sich schmücken. 'T Wetter makt sück mooi = es wird gutes Wetter. (Vgl. Stürenburg, 152b.)


Judeneid.

Judeneid, Nachthelle und Frauenthränen sind keinen Heller werth.


[Spaltenumbruch] *100 Beim Juden Gevatter stehen. (S. Leihhaus.) – Körte, 2103; Braum, I, 779.

*101 Beschnittener oder unbeschnittener Jude.

„Beschneidung ein Diploma ist, das Venus ausstellt manchem Christ.“ (Butler.)

*102 Bin kein Jud', leck' keine Sau. (Rott-Thal.)

Als Antwort auf die Einladung Ellenbogen 6, Hobel 5.

*103 Dä ess wie 'ne Jüd, wa mer den vür erauswirp, da kömt a hengen wieder erenn. (Bedburg.)

*104 Da habt ihr euern Juden. (Köthen.)

Während der Cholerazeit war in dem Hause eines Einwohners zu Köthen ein alter Jude gestorben, dessen Leiche er ohne Zögern fortgeschafft wissen wollte. Da es ihm nicht gelang, dies durchzusetzen, auch keiner der Glaubensgenossen sich zu der Leiche wagte, lud er dieselbe auf einen Schubkarren und brachte sie so nach der Wohnung des Schames (jüdischen Küsters), indem er die obigen sprichwörtlich gewordenen Worte hineinrief. Sein Verfahren blieb indess nicht ohne Ahndung.

*105 Da hat der Jude drauf gespuckt. (Henneberg.)

Scherzhaft zu einem Kinde, das ein Loch im Kleid oder Hemd hat.

*106 Darauf gibt (leiht) kein Jude was.

„Es ist kein Jud im gantzen Elsass, der ein Batzen darauff lyhe.“ (Franck, Vom grewl. Laster der Trunckenheit, 22b.)

Holl.: Er is zooveel, daar de lombard geen geld op geeft. (Harrebomée, II, 35.)

Ung.: A' Zsidó se ád valamit a' voltra. (Gaal, 839.)

*107 Daraus kann kein Jude gescheit (klug) werden.

Holl.: Geen Jood kan eruit wijs worden. (Harrebomée, I, 365b.)

*108 Das haben ihm die Juden angethan.Frischbier2, 1816.

Wenn jemand von irgendetwas nicht lassen kann.

*109 Das hält kein Jude aus (und wenn er steinalt ist). (Königsberg.) – Frischbier2, 1817.

Obgleich die Juden, wie ihre Geschichte beweist, sehr viel ausgehalten haben.

*110 Das ist der ewige Jude.

Frz.: C'est le Juif errant. (Starschedel, 412.)

*111 Das kann ein kranker Jude essen.

Um eine Speise als unschädlich oder sehr gut zu empfehlen, zu loben.

*112 Das müsste (würde) einen Juden verdriessen. (S. Teufel.)

„ ...Ein Jüden solt es wol verdriessen.“ (Waldis, II, 31, 119.)

*113 Das nimmt dir (oder: dem nimmt's) kein Jud' mehr ab. (Riedlingen.)

Er hat seine Lection, seine Prügel.

*114 Dat is ên arg Jude.Dähnert, 209b.

Sagt man von einem Christen, der unbilligen Gewinn, übermässige Zinsen nimmt.

*115 Dat kann kên Jöde lâten. (Ostfries.) – Frommann, III, 427, 201; Eichwald, 903; Bueren, 220; Hauskalender, II.

*116 Davor sen mer Jehudim (Juden).Tendlau, 925.

Als Entgegnung, wenn jemand über Druck von aussen oder über Beengtsein im Judenthum selbst klagt.

*117 Der is kaan Jid un kaan Goj.Tendlau, 640 u. 684.

Ist weder Jude, noch Nichtjude, gehört keiner positiven Religion an. Auch: ist indifferent.

*118 Der Jude fängt mit dem Goj (Nichtjuden) an.Tendlau, 373.

Von jemand, der alle Ursache hat, sich ruhig zu verhalten, dennoch Streit anfängt.

*119 Dî äs îwer en Juden. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, III, 37, 100.

*120 Eher würde man beim Juden Speck finden.Parömiakon, 2443.

Als bei ihm Geld, Verstand, Witz u. s. w.

*121 Einen Juden begraben.Frischbier2, 1818.

Umschreibung für: Kleckse machen.

*122 Einen todten Juden taufen.

*123 Er gaht über zeah (zehn) Jude. (Ulm.)

*124 Er greift den Juden in ihr Recht.Eiselein, 351; Reinsberg V, 34.

Treibt Handel und Wucher.

*125 Er hat einen Juden geküsst.

Von jemand, der unangenehm riecht.

Holl.: Hij heeft een' Jood gekist. (Harrebomée, I, 365b.)

[Spaltenumbruch] *126 Er hat ihm einen Juden angehängt.Reinsberg V, 34; Körte, 3205a.

Eine Lüge aufgebunden.

*127 Er hat Juden.

Studentisch für: Furcht.

*128 Er ist ein vndanckbarer Jüd.Eyering, II, 342.

*129 Er ist mit dem Juden verwandt.

Hat schlimme Schulden.

Holl.: Hij wil toonen, dat hij met den lombard niet te schaffen heeft. (Harrebomée, II, 35.)

*130 Er ist wie der ewige Jude.Eiselein, 350; Reinsberg V, 33.

Er ist in immerwährender, in unruhvoller Bewegung, mit Bezug auf die bekannte Sage von der Angst des bestraften ewigen Juden.

Frz.: C'est le juif errant.

*131 Er wollte den Juden bei den Füssen fassen und bekam den Teufel bei den Hörnern.

Poln.: Myślati źe ujał żyda za nogi, a on chwyeił djabła za rogi. (Lompa, 21.)

*132 Es ist ein Jude.

Sehr geschäftseifrig, oder auch übervortheilend im Handel, wie man dies in früherer Zeit den Juden zur Last legte.

Frz.: Vous êtes un Juif. (Leroux, I, 195.)

*133 Es ist ein jud an ein pfaffen gerathen.Franck, II, 64a.

*134 Es leiht ein Jud kein Pfennig drauff.II. Sachs, Von Tugend vnd Laster, L, 1.

*135 Hast an Juden gsehn?

Als Antwort, wenn jemand glaubt, dass ein anderer ihn ausforschen wolle, also um zu sagen: von mir ist nichts zu erfahren. Auch wendet man die Redensart gegen den an, von dem man meint, er wolle uns foppen.

*136 Ich kenne die Juden, trawe jnen ein ander.Mathesius, Postilla, CXIIIIa.

*137 Juden führen.

Die Juden von Posen ritten bekanntlich, als Türken gekleidet, Napoleon entgegen. Ihr Anführer ritt an den kaiserlichen Wagen und sprach: „Ferchten Sie sich nicht, Ew. Majestät, mer sein keine Terken, mer sein verkleidete Jüden aus Posen.“ Die ausserordentliche Furchtsamkeit dieses Volks bildete das fränkische Sprichwort, das von einem Furchtsamen sagt: „Er führt Juden.“

*138 Marsch mit dem Juden, hat Speck gefressen. (Köthen.)

*139 Mit der Jüden spies vnd der Kauffleute Knebel vnd der Vmbschleger stachel lauffen.

*140 Nach dem Juden riechen.Frischbier2, 1819.

Eigenheiten kundgeben, die im übeln Sinne an einen Juden erinnern.

*141 So kann man's beim Juden kaufen. (Rottenburg.)

*142 'T geitti1 jüst as 'n Jod, de frogt na'n Weg, deder wol wêt2. (Jever.) – Firmenich, III, 13, 21.

1)Geht dir.

F

2)Den er wohl weiss.

*143 Willst aach dem Jüd sein Dreck zu Geld mache?Tendlau, 1038.

Wenn jemand etwas von geringem Werthe sehr theuer an den Mann bringen will. Ein jüdischer Glaser, der in einer Kirche eingeschlossen worden war, hatte unter einem Heiligenbilde ein natürliches Bedürfniss befriedigt und erklärte es, um der Strafe zu entgehen, für ein Wunder des Heiligen. Er machte Medicin aus der heiligen Ausleerung und verkaufte sie sehr theuer.


Jüdeln.

* Wie es sich jüdelt, so Christelt (s. d.) es sich.Tendlau, 697.

Die Menschen sind in Begierden, Neigungen u. s. w. sich gleich, welcher Religion sie angehören mögen, sodass ein Wechsel derselben auf Charakter und allgemeine Sitte wenig Einfluss hat.


Juden.

* He judet dorup.Dähnert, 209b.

Sucht übermässig dabei zu verdienen.


Judenblut.

* Er kann Judenblut trinken.Tendlau, 35.

Von einem heftigen Judenfeinde.


Judenbraut.

* De is nett so mooi1 as 'n Jödenbrûd. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.

1)Hübsch, schön. Sich mooi maken = sich schmücken. 'T Wetter mâkt sück mooi = es wird gutes Wetter. (Vgl. Stürenburg, 152b.)


Judeneid.

Judeneid, Nachthelle und Frauenthränen sind keinen Heller werth.


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[[520]/0526] *100 Beim Juden Gevatter stehen. (S. Leihhaus.) – Körte, 2103; Braum, I, 779. *101 Beschnittener oder unbeschnittener Jude. „Beschneidung ein Diploma ist, das Venus ausstellt manchem Christ.“ (Butler.) *102 Bin kein Jud', leck' keine Sau. (Rott-Thal.) Als Antwort auf die Einladung Ellenbogen 6, Hobel 5. *103 Dä ess wie 'ne Jüd, wa mer den vür erauswirp, da kömt a hengen wieder erenn. (Bedburg.) *104 Da habt ihr euern Juden. (Köthen.) Während der Cholerazeit war in dem Hause eines Einwohners zu Köthen ein alter Jude gestorben, dessen Leiche er ohne Zögern fortgeschafft wissen wollte. Da es ihm nicht gelang, dies durchzusetzen, auch keiner der Glaubensgenossen sich zu der Leiche wagte, lud er dieselbe auf einen Schubkarren und brachte sie so nach der Wohnung des Schames (jüdischen Küsters), indem er die obigen sprichwörtlich gewordenen Worte hineinrief. Sein Verfahren blieb indess nicht ohne Ahndung. *105 Da hat der Jude drauf gespuckt. (Henneberg.) Scherzhaft zu einem Kinde, das ein Loch im Kleid oder Hemd hat. *106 Darauf gibt (leiht) kein Jude was. „Es ist kein Jud im gantzen Elsass, der ein Batzen darauff lyhe.“ (Franck, Vom grewl. Laster der Trunckenheit, 22b.) Holl.: Er is zooveel, daar de lombard geen geld op geeft. (Harrebomée, II, 35.) Ung.: A' Zsidó se ád valamit a' voltra. (Gaal, 839.) *107 Daraus kann kein Jude gescheit (klug) werden. Holl.: Geen Jood kan eruit wijs worden. (Harrebomée, I, 365b.) *108 Das haben ihm die Juden angethan. – Frischbier2, 1816. Wenn jemand von irgendetwas nicht lassen kann. *109 Das hält kein Jude aus (und wenn er steinalt ist). (Königsberg.) – Frischbier2, 1817. Obgleich die Juden, wie ihre Geschichte beweist, sehr viel ausgehalten haben. *110 Das ist der ewige Jude. Frz.: C'est le Juif errant. (Starschedel, 412.) *111 Das kann ein kranker Jude essen. Um eine Speise als unschädlich oder sehr gut zu empfehlen, zu loben. *112 Das müsste (würde) einen Juden verdriessen. (S. Teufel.) „ ...Ein Jüden solt es wol verdriessen.“ (Waldis, II, 31, 119.) *113 Das nimmt dir (oder: dem nimmt's) kein Jud' mehr ab. (Riedlingen.) Er hat seine Lection, seine Prügel. *114 Dat is ên arg Jude. – Dähnert, 209b. Sagt man von einem Christen, der unbilligen Gewinn, übermässige Zinsen nimmt. *115 Dat kann kên Jöde lâten. (Ostfries.) – Frommann, III, 427, 201; Eichwald, 903; Bueren, 220; Hauskalender, II. *116 Davor sen mer Jehudim (Juden). – Tendlau, 925. Als Entgegnung, wenn jemand über Druck von aussen oder über Beengtsein im Judenthum selbst klagt. *117 Der is kaan Jid un kaan Goj. – Tendlau, 640 u. 684. Ist weder Jude, noch Nichtjude, gehört keiner positiven Religion an. Auch: ist indifferent. *118 Der Jude fängt mit dem Goj (Nichtjuden) an. – Tendlau, 373. Von jemand, der alle Ursache hat, sich ruhig zu verhalten, dennoch Streit anfängt. *119 Dî äs îwer en Juden. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, III, 37, 100. *120 Eher würde man beim Juden Speck finden. – Parömiakon, 2443. Als bei ihm Geld, Verstand, Witz u. s. w. *121 Einen Juden begraben. – Frischbier2, 1818. Umschreibung für: Kleckse machen. *122 Einen todten Juden taufen. *123 Er gaht über zeah (zehn) Jude. (Ulm.) *124 Er greift den Juden in ihr Recht. – Eiselein, 351; Reinsberg V, 34. Treibt Handel und Wucher. *125 Er hat einen Juden geküsst. Von jemand, der unangenehm riecht. Holl.: Hij heeft een' Jood gekist. (Harrebomée, I, 365b.) *126 Er hat ihm einen Juden angehängt. – Reinsberg V, 34; Körte, 3205a. Eine Lüge aufgebunden. *127 Er hat Juden. Studentisch für: Furcht. *128 Er ist ein vndanckbarer Jüd. – Eyering, II, 342. *129 Er ist mit dem Juden verwandt. Hat schlimme Schulden. Holl.: Hij wil toonen, dat hij met den lombard niet te schaffen heeft. (Harrebomée, II, 35.) *130 Er ist wie der ewige Jude. – Eiselein, 350; Reinsberg V, 33. Er ist in immerwährender, in unruhvoller Bewegung, mit Bezug auf die bekannte Sage von der Angst des bestraften ewigen Juden. Frz.: C'est le juif errant. *131 Er wollte den Juden bei den Füssen fassen und bekam den Teufel bei den Hörnern. Poln.: Myślati źe ujał żyda za nogi, a on chwyeił djabła za rogi. (Lompa, 21.) *132 Es ist ein Jude. Sehr geschäftseifrig, oder auch übervortheilend im Handel, wie man dies in früherer Zeit den Juden zur Last legte. Frz.: Vous êtes un Juif. (Leroux, I, 195.) *133 Es ist ein jud an ein pfaffen gerathen. – Franck, II, 64a. *134 Es leiht ein Jud kein Pfennig drauff. – II. Sachs, Von Tugend vnd Laster, L, 1. *135 Hast an Juden gsehn? Als Antwort, wenn jemand glaubt, dass ein anderer ihn ausforschen wolle, also um zu sagen: von mir ist nichts zu erfahren. Auch wendet man die Redensart gegen den an, von dem man meint, er wolle uns foppen. *136 Ich kenne die Juden, trawe jnen ein ander. – Mathesius, Postilla, CXIIIIa. *137 Juden führen. Die Juden von Posen ritten bekanntlich, als Türken gekleidet, Napoleon entgegen. Ihr Anführer ritt an den kaiserlichen Wagen und sprach: „Ferchten Sie sich nicht, Ew. Majestät, mer sein keine Terken, mer sein verkleidete Jüden aus Posen.“ Die ausserordentliche Furchtsamkeit dieses Volks bildete das fränkische Sprichwort, das von einem Furchtsamen sagt: „Er führt Juden.“ *138 Marsch mit dem Juden, hat Speck gefressen. (Köthen.) *139 Mit der Jüden spies vnd der Kauffleute Knebel vnd der Vmbschleger stachel lauffen. *140 Nach dem Juden riechen. – Frischbier2, 1819. Eigenheiten kundgeben, die im übeln Sinne an einen Juden erinnern. *141 So kann man's beim Juden kaufen. (Rottenburg.) *142 'T geitti1 jüst as 'n Jod, de frogt na'n Weg, deder wol wêt2. (Jever.) – Firmenich, III, 13, 21. 1)Geht dir. F 2)Den er wohl weiss. *143 Willst aach dem Jüd sein Dreck zu Geld mache? – Tendlau, 1038. Wenn jemand etwas von geringem Werthe sehr theuer an den Mann bringen will. Ein jüdischer Glaser, der in einer Kirche eingeschlossen worden war, hatte unter einem Heiligenbilde ein natürliches Bedürfniss befriedigt und erklärte es, um der Strafe zu entgehen, für ein Wunder des Heiligen. Er machte Medicin aus der heiligen Ausleerung und verkaufte sie sehr theuer. Jüdeln. * Wie es sich jüdelt, so Christelt (s. d.) es sich. – Tendlau, 697. Die Menschen sind in Begierden, Neigungen u. s. w. sich gleich, welcher Religion sie angehören mögen, sodass ein Wechsel derselben auf Charakter und allgemeine Sitte wenig Einfluss hat. Juden. * He judet dorup. – Dähnert, 209b. Sucht übermässig dabei zu verdienen. Judenblut. * Er kann Judenblut trinken. – Tendlau, 35. Von einem heftigen Judenfeinde. Judenbraut. * De is nett so mooi1 as 'n Jödenbrûd. (Ostfries.) – Hauskalender, IV. 1)Hübsch, schön. Sich mooi maken = sich schmücken. 'T Wetter mâkt sück mooi = es wird gutes Wetter. (Vgl. Stürenburg, 152b.) Judeneid. Judeneid, Nachthelle und Frauenthränen sind keinen Heller werth.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [520]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/526>, abgerufen am 19.04.2024.