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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] Belgien heisst in Frankreich soviel wie bankrott machen. Die Redensart: Il est de Flandre, in der Flandre scherzhaft statt flambe steht, bedeutet: Er ist verloren. "Nach Flandern ohne Messer gehen" heisst dagegen im Französischen etwas unternehmen, ohne die gehörigen Vorbereitungen dazu gemacht zu haben, weil es früher in den vlämischen Wirthshäusern Sitte war, den Gästen zum Essen keine Messer vorzulegen, indem man annahm, dass jeder das seinige bei sich führe. (Reinsberg V, 26.)

Lat.: Verba puellarum foliis leviora caducis, irritaque, ut visum est, ventus et aura ferunt. (Ovid.) (Philippi, II, 274.)

32 Lüsterne Jungfern sind wie des Müllers Hund, der das Maul leckt, ehe der Sack offen ist.

33 Man will nicht jede Jungfer heirathen, die man küsst.

Die Russen: Es wird bei mehr Jungfrauen eingefragt, als angefragt. (Altmann VI, 506.)

34 Manche Jungfer will wol keinen Mann haben, sie ist aber gern bei dem Volke, das Frauen machen kann. - Winckler, IV, 72.

35 Nimmst du eine Jungfer, so heisst's: wie du willst; nimmst du eine Witwe, so heisst's: wie sie will. - Pistor., X, 11.

36 Olde Jüffers moeten de Bull vör de Hell wegmöten. (Ostfries.) - Bueren, 961; Hauskalender, III.

37 Olle Jungfern upper Eren, wilt geerne Wiewere weren. (Waldeck.) - Curtze, 326, 141.

38 'S sind nit alles Jungfere, die Tschäppele (Kränzchen) träget. (Frickthal im Aargau.) - Schweiz, II, 184, 5; Wurzbach II, 213.

39 Sie ist doch eine Jungfer gewesen, sagte der Pfarrer, als man ihn schalt, dass er ein Mädchen mit ein paar Kindern als Jungfer aufgeboten hatte.

40 Unse Jüffers (Jungfern) hebben sück mamsellen laten, see de Maid. (Ostfries.) - Bueren, 1177; Hauskalender, III; Hoefer, 713.

41 Wär nich kan med Jungfern danzen, dei mot med Mamsellen danzen. - Schambach, II, 498.

42 Wemmer käne Jungfern hot, muss mer mit Huren dansen. - Lohrengel, I, 739; Schambach, II, 497; für Waldeck: Curtze, 325, 135; hochdeutsch bei Eiselein, 354; Körte, 3230; Frischbier2, 1839.

Wenn es getanzt sein mnss.

43 Wenn die alten Jungfern keine Freier bekommen, so müssen sie in Teich kriechen und Tunkmuttern werden. - Meisner, 113.

44 Wenn eine Jungfer fällt, so fällt sie auf den Rücken. - Simrock, 5340.

45 Wenn ich hätt' aller Jungfern Gunst, und aller Meister Kunst, und aller Künstler Witz; so wollt' ich ein Haus bauen auf ein' Nadelspitz'. Dieweil ich aber solches nicht kann, so muss ich bauen auf einen Plan. - Hertz, 29.

Hausinschrift in Schlesien.

46 Wenn sich die Jungfer aufs Küssen legt, so legt sie sich aufs Kissen. - Körte, 3235 u. 4028; Simrock, 3241; Braun, I, 1707.

Die Engländer drücken dieselbe Ansicht so aus: Freigebig mit der Lippe, freigebig mit der Hüfte. (Reinsberg VII, 8.)

Frz.: Dame touchee, dame jouee.

47 Wer keine Jungfer hat, der muss mit Schinderstöchtern tanzen. (Sauerland.)

48 Wo keine Jungfern sind, muss man Witwen heirathen.

*49 A eis wei ane Jumfer a sem Gesichte. (Schles.) - Gomolcke, 93; Frommann, III, 412, 485.

*50 A is wie anne Jungfer su erber (ehrbar). - Gomolcke, 94.

*51 Der Jumfer es 'ne Zand (Zahn) ausgefalle. (Köln.) - Firmenich, I, 474, 122.

Sie ist Mutter geworden.

*52 Der Jungfer zur Ader lassen. - Frischbier2, 1838.

Das Wasser abschlagen. Nach Frischbier im gleichen Sinne: Der Jungfer das Geschwür stechen. Ebenso: Die Eier abgiessen. Den Pfeifenkopf ausklopfen.

*53 Die alten Jungfern thun mehr alleweil Wolken ausdauchen. (Oberösterreich.) - Baumgarten.

Wenn es lange und stark regnet. Die Wolken sind als nasse Tücher gedacht, die ausgewunden werden.

[Spaltenumbruch] *54 Die Jungfer hat Flederwische feil.

Kann keinen Mann bekommen.

*55 Er ist wie eine Jungfer, er verträgt einen Stoss.

*56 Es ist eine Jungfer, die ein Eisen verloren hat. - Braun, I, 1696.

*57 Es ist eine Jungfer mit einem alten Gesicht.

Holl.: Het is eene jonge jufvrouw met een oud hoofd. (Harrebomee, I, 367b.)

*58 Es ist eine Jungfer, so unters alte Eisen gehört. - Eiselein, 353; Wurzbach II, 212.

*59 Es ist eine reine Jungfer mit dem siebenten Kinde.

Holl.: Zij is zulk eene reine maagd, als Jordens koe die jongen draagt. (Harrebomee, I, 366b.)

*60 Es ist um manche Jungfer schade. - Körte, 3227; Simrock, 5330; Braun, I, 1697.

Meist als scherzhafte Antwort auf die Bemerkung jemandes: Es ist schade darum.

*61 Et is en Jungfer mit en H (Hure). - Schütze, II, 79.

So nennt man spottweise in Hamburg ein Mädchen, die in einem zweideutigen Rufe steht.

*62 Mer sän ju hie unter uns Jumfern (Mädels). - Lohrengel, II, 380.

*63 Sie ist die beste Jungfer nicht.

Holl.: Zij is de beste juffer niet. (Harrebomee, I, 368a.)


Jungfernfleisch.

1 Jungfernfleisch ist kein Lagerobst. - Eiselein, 353; Simrock, 5333; Körte, 3229 u. 4019; Braun, I, 1699; Reinsberg I, 132.

Darum sagen die Dänen: Deinen Fisch verspeise frisch und deine Tochter verheirathe fein jung. Und die Venetier: Das Mädchen ist aus besonderem Teig, hebt man ihn auf, so verdirbt er gleich. (Reinsberg I, 132.)

Frz.: Les filles et les pommes est une meme chose.

2 Jungfernfleisch und warme Sonne zu Weihnacht sind selten.

Dän.: Jomfra-kiöd og warm sol om juul findes sielden. (Prov. dan., 327.)


Jungferngeburt.

* Das ist eine Jungferngeburt.

Z. B. die erste Frucht eines Baumes.


Jungferngunst.

Jungferngunst und Harfenklang dünkt wol gut, doch währt's nicht lang. - Zschokke, Addrich im Moos, S. 39.


Jungfernhaar.

Ein Jungfernhaar zieht stärker als hundert Ochsen. - Winckler, XIII, 27.


Jungfernhand.

Mit Jungfernhänden sind keine Knorren zu spalten und keine Blöcke zu wenden.

Holl.: Die juffe-handen heeft, moet met geene matrozen kla-in-de-hand spelen. (Harrebomee, I, 367b.)


Jungfernherz.

Jungfernherz ein Taubenhaus, fliegt einer ein, der ander aus. - Simrock, 5324.


Jungfernhündchen.

Du byüest als ein Junffernhündeken. - Tappius, 149a.


Jungfernkind.

1 Jofrekenger, Glöckskenger (Glückskinder). - Firmenich, II, 516, 34.

2 Jungfernkinder - kluge (gescheite) Kinder.

Frz.: Enfans illegitimes sont du tout bons ou du tout mauluois. (Bovill, II, 178.)

Lat.: Spurij extreme aut boui aut mali. (Bovill, II, 178.)


Jungfernliebe.

Jungfernlieb' ist fahrende Hab'. - Simrock, 5323.


Jungfernlocken.

Jungfernlocken sind gefährliche Brocken.

Dän.: Den som forlyster sig i jomfrue-lokker, kand snarlig blive bestrikket. (Prov. dan., 180.)


Jungfernmesse.

* Sie ist auf der Jungfernmesse.

Sucht einen Freier, gibt sich Mühe, einen Mann zu erhalten. In Renterie (Biscaya) ist die Jungfernrepublik, die aus lauter Mädchen besteht, welche freiwillig zusammenkommen und nach eigenen Gesetzen leben. Am Orte selbst befindet sich weder ein Mann, noch eine verheirathete Frau. Wird einem der Mädchen die Jungfrauenschaft lästig, so zieht es nach Fuentaratio auf die "Jungfernmesse", wo es einen annehmbaren Freier findet. Dann verläset es die Bepublik und wird des Freiers Frau. (Hesekiel, 48.)


[Spaltenumbruch] Belgien heisst in Frankreich soviel wie bankrott machen. Die Redensart: Il est de Flandre, in der Flandre scherzhaft statt flambé steht, bedeutet: Er ist verloren. „Nach Flandern ohne Messer gehen“ heisst dagegen im Französischen etwas unternehmen, ohne die gehörigen Vorbereitungen dazu gemacht zu haben, weil es früher in den vlämischen Wirthshäusern Sitte war, den Gästen zum Essen keine Messer vorzulegen, indem man annahm, dass jeder das seinige bei sich führe. (Reinsberg V, 26.)

Lat.: Verba puellarum foliis leviora caducis, irritaque, ut visum est, ventus et aura ferunt. (Ovid.) (Philippi, II, 274.)

32 Lüsterne Jungfern sind wie des Müllers Hund, der das Maul leckt, ehe der Sack offen ist.

33 Man will nicht jede Jungfer heirathen, die man küsst.

Die Russen: Es wird bei mehr Jungfrauen eingefragt, als angefragt. (Altmann VI, 506.)

34 Manche Jungfer will wol keinen Mann haben, sie ist aber gern bei dem Volke, das Frauen machen kann.Winckler, IV, 72.

35 Nimmst du eine Jungfer, so heisst's: wie du willst; nimmst du eine Witwe, so heisst's: wie sie will.Pistor., X, 11.

36 Olde Jüffers moeten de Bull vör de Hell wegmöten. (Ostfries.) – Bueren, 961; Hauskalender, III.

37 Olle Jungfern upper Eren, wilt geerne Wiewere weren. (Waldeck.) – Curtze, 326, 141.

38 'S sind nit alles Jungfere, die Tschäppele (Kränzchen) träget. (Frickthal im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 5; Wurzbach II, 213.

39 Sie ist doch eine Jungfer gewesen, sagte der Pfarrer, als man ihn schalt, dass er ein Mädchen mit ein paar Kindern als Jungfer aufgeboten hatte.

40 Unse Jüffers (Jungfern) hebben sück mamsellen lâten, see de Maid. (Ostfries.) – Bueren, 1177; Hauskalender, III; Hoefer, 713.

41 Wär nich kan med Jungfern danzen, dei mot med Mamsellen danzen.Schambach, II, 498.

42 Wemmer käne Jungfern hot, muss mer mit Huren dansen.Lohrengel, I, 739; Schambach, II, 497; für Waldeck: Curtze, 325, 135; hochdeutsch bei Eiselein, 354; Körte, 3230; Frischbier2, 1839.

Wenn es getanzt sein mnss.

43 Wenn die alten Jungfern keine Freier bekommen, so müssen sie in Teich kriechen und Tunkmuttern werden.Meisner, 113.

44 Wenn eine Jungfer fällt, so fällt sie auf den Rücken.Simrock, 5340.

45 Wenn ich hätt' aller Jungfern Gunst, und aller Meister Kunst, und aller Künstler Witz; so wollt' ich ein Haus bauen auf ein' Nadelspitz'. Dieweil ich aber solches nicht kann, so muss ich bauen auf einen Plan.Hertz, 29.

Hausinschrift in Schlesien.

46 Wenn sich die Jungfer aufs Küssen legt, so legt sie sich aufs Kissen.Körte, 3235 u. 4028; Simrock, 3241; Braun, I, 1707.

Die Engländer drücken dieselbe Ansicht so aus: Freigebig mit der Lippe, freigebig mit der Hüfte. (Reinsberg VII, 8.)

Frz.: Dame touchée, dame jouée.

47 Wer keine Jungfer hat, der muss mit Schinderstöchtern tanzen. (Sauerland.)

48 Wo keine Jungfern sind, muss man Witwen heirathen.

*49 A îs wî ane Jumfer a sem Gesichte. (Schles.) – Gomolcke, 93; Frommann, III, 412, 485.

*50 A is wie anne Jungfer su erber (ehrbar).Gomolcke, 94.

*51 Der Jumfer es 'ne Zand (Zahn) ûsgefalle. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 122.

Sie ist Mutter geworden.

*52 Der Jungfer zur Ader lassen.Frischbier2, 1838.

Das Wasser abschlagen. Nach Frischbier im gleichen Sinne: Der Jungfer das Geschwür stechen. Ebenso: Die Eier abgiessen. Den Pfeifenkopf ausklopfen.

*53 Die alten Jungfern thun mehr alleweil Wolken ausdauchen. (Oberösterreich.) – Baumgarten.

Wenn es lange und stark regnet. Die Wolken sind als nasse Tücher gedacht, die ausgewunden werden.

[Spaltenumbruch] *54 Die Jungfer hat Flederwische feil.

Kann keinen Mann bekommen.

*55 Er ist wie eine Jungfer, er verträgt einen Stoss.

*56 Es ist eine Jungfer, die ein Eisen verloren hat.Braun, I, 1696.

*57 Es ist eine Jungfer mit einem alten Gesicht.

Holl.: Het is eene jonge jufvrouw met een oud hoofd. (Harrebomée, I, 367b.)

*58 Es ist eine Jungfer, so unters alte Eisen gehört.Eiselein, 353; Wurzbach II, 212.

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*60 Es ist um manche Jungfer schade.Körte, 3227; Simrock, 5330; Braun, I, 1697.

Meist als scherzhafte Antwort auf die Bemerkung jemandes: Es ist schade darum.

*61 Et is en Jungfer mit en H (Hure).Schütze, II, 79.

So nennt man spottweise in Hamburg ein Mädchen, die in einem zweideutigen Rufe steht.

*62 Mer sän ju hie unter uns Jumfern (Mädels).Lohrengel, II, 380.

*63 Sie ist die beste Jungfer nicht.

Holl.: Zij is de beste juffer niet. (Harrebomée, I, 368a.)


Jungfernfleisch.

1 Jungfernfleisch ist kein Lagerobst.Eiselein, 353; Simrock, 5333; Körte, 3229 u. 4019; Braun, I, 1699; Reinsberg I, 132.

Darum sagen die Dänen: Deinen Fisch verspeise frisch und deine Tochter verheirathe fein jung. Und die Venetier: Das Mädchen ist aus besonderem Teig, hebt man ihn auf, so verdirbt er gleich. (Reinsberg I, 132.)

Frz.: Les filles et les pommes est une même chose.

2 Jungfernfleisch und warme Sonne zu Weihnacht sind selten.

Dän.: Jomfra-kiød og warm sol om juul findes sielden. (Prov. dan., 327.)


Jungferngeburt.

* Das ist eine Jungferngeburt.

Z. B. die erste Frucht eines Baumes.


Jungferngunst.

Jungferngunst und Harfenklang dünkt wol gut, doch währt's nicht lang.Zschokke, Addrich im Moos, S. 39.


Jungfernhaar.

Ein Jungfernhaar zieht stärker als hundert Ochsen.Winckler, XIII, 27.


Jungfernhand.

Mit Jungfernhänden sind keine Knorren zu spalten und keine Blöcke zu wenden.

Holl.: Die juffe-handen heeft, moet met geene matrozen kla-in-de-hand spelen. (Harrebomée, I, 367b.)


Jungfernherz.

Jungfernherz ein Taubenhaus, fliegt einer ein, der ander aus.Simrock, 5324.


Jungfernhündchen.

Du byüest als ein Junffernhündeken.Tappius, 149a.


Jungfernkind.

1 Jofrekenger, Glöckskenger (Glückskinder).Firmenich, II, 516, 34.

2 Jungfernkinder – kluge (gescheite) Kinder.

Frz.: Enfans illégitimes sont du tout bons ou du tout mauluois. (Bovill, II, 178.)

Lat.: Spurij extreme aut boui aut mali. (Bovill, II, 178.)


Jungfernliebe.

Jungfernlieb' ist fahrende Hab'.Simrock, 5323.


Jungfernlocken.

Jungfernlocken sind gefährliche Brocken.

Dän.: Den som forlyster sig i jomfrue-lokker, kand snarlig blive bestrikket. (Prov. dan., 180.)


Jungfernmesse.

* Sie ist auf der Jungfernmesse.

Sucht einen Freier, gibt sich Mühe, einen Mann zu erhalten. In Renterie (Biscaya) ist die Jungfernrepublik, die aus lauter Mädchen besteht, welche freiwillig zusammenkommen und nach eigenen Gesetzen leben. Am Orte selbst befindet sich weder ein Mann, noch eine verheirathete Frau. Wird einem der Mädchen die Jungfrauenschaft lästig, so zieht es nach Fuentaratio auf die „Jungfernmesse“, wo es einen annehmbaren Freier findet. Dann verläset es die Bepublik und wird des Freiers Frau. (Hesekiel, 48.)


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[[534]/0540] Belgien heisst in Frankreich soviel wie bankrott machen. Die Redensart: Il est de Flandre, in der Flandre scherzhaft statt flambé steht, bedeutet: Er ist verloren. „Nach Flandern ohne Messer gehen“ heisst dagegen im Französischen etwas unternehmen, ohne die gehörigen Vorbereitungen dazu gemacht zu haben, weil es früher in den vlämischen Wirthshäusern Sitte war, den Gästen zum Essen keine Messer vorzulegen, indem man annahm, dass jeder das seinige bei sich führe. (Reinsberg V, 26.) Lat.: Verba puellarum foliis leviora caducis, irritaque, ut visum est, ventus et aura ferunt. (Ovid.) (Philippi, II, 274.) 32 Lüsterne Jungfern sind wie des Müllers Hund, der das Maul leckt, ehe der Sack offen ist. 33 Man will nicht jede Jungfer heirathen, die man küsst. Die Russen: Es wird bei mehr Jungfrauen eingefragt, als angefragt. (Altmann VI, 506.) 34 Manche Jungfer will wol keinen Mann haben, sie ist aber gern bei dem Volke, das Frauen machen kann. – Winckler, IV, 72. 35 Nimmst du eine Jungfer, so heisst's: wie du willst; nimmst du eine Witwe, so heisst's: wie sie will. – Pistor., X, 11. 36 Olde Jüffers moeten de Bull vör de Hell wegmöten. (Ostfries.) – Bueren, 961; Hauskalender, III. 37 Olle Jungfern upper Eren, wilt geerne Wiewere weren. (Waldeck.) – Curtze, 326, 141. 38 'S sind nit alles Jungfere, die Tschäppele (Kränzchen) träget. (Frickthal im Aargau.) – Schweiz, II, 184, 5; Wurzbach II, 213. 39 Sie ist doch eine Jungfer gewesen, sagte der Pfarrer, als man ihn schalt, dass er ein Mädchen mit ein paar Kindern als Jungfer aufgeboten hatte. 40 Unse Jüffers (Jungfern) hebben sück mamsellen lâten, see de Maid. (Ostfries.) – Bueren, 1177; Hauskalender, III; Hoefer, 713. 41 Wär nich kan med Jungfern danzen, dei mot med Mamsellen danzen. – Schambach, II, 498. 42 Wemmer käne Jungfern hot, muss mer mit Huren dansen. – Lohrengel, I, 739; Schambach, II, 497; für Waldeck: Curtze, 325, 135; hochdeutsch bei Eiselein, 354; Körte, 3230; Frischbier2, 1839. Wenn es getanzt sein mnss. 43 Wenn die alten Jungfern keine Freier bekommen, so müssen sie in Teich kriechen und Tunkmuttern werden. – Meisner, 113. 44 Wenn eine Jungfer fällt, so fällt sie auf den Rücken. – Simrock, 5340. 45 Wenn ich hätt' aller Jungfern Gunst, und aller Meister Kunst, und aller Künstler Witz; so wollt' ich ein Haus bauen auf ein' Nadelspitz'. Dieweil ich aber solches nicht kann, so muss ich bauen auf einen Plan. – Hertz, 29. Hausinschrift in Schlesien. 46 Wenn sich die Jungfer aufs Küssen legt, so legt sie sich aufs Kissen. – Körte, 3235 u. 4028; Simrock, 3241; Braun, I, 1707. Die Engländer drücken dieselbe Ansicht so aus: Freigebig mit der Lippe, freigebig mit der Hüfte. (Reinsberg VII, 8.) Frz.: Dame touchée, dame jouée. 47 Wer keine Jungfer hat, der muss mit Schinderstöchtern tanzen. (Sauerland.) 48 Wo keine Jungfern sind, muss man Witwen heirathen. *49 A îs wî ane Jumfer a sem Gesichte. (Schles.) – Gomolcke, 93; Frommann, III, 412, 485. *50 A is wie anne Jungfer su erber (ehrbar). – Gomolcke, 94. *51 Der Jumfer es 'ne Zand (Zahn) ûsgefalle. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 122. Sie ist Mutter geworden. *52 Der Jungfer zur Ader lassen. – Frischbier2, 1838. Das Wasser abschlagen. Nach Frischbier im gleichen Sinne: Der Jungfer das Geschwür stechen. Ebenso: Die Eier abgiessen. Den Pfeifenkopf ausklopfen. *53 Die alten Jungfern thun mehr alleweil Wolken ausdauchen. (Oberösterreich.) – Baumgarten. Wenn es lange und stark regnet. Die Wolken sind als nasse Tücher gedacht, die ausgewunden werden. *54 Die Jungfer hat Flederwische feil. Kann keinen Mann bekommen. *55 Er ist wie eine Jungfer, er verträgt einen Stoss. *56 Es ist eine Jungfer, die ein Eisen verloren hat. – Braun, I, 1696. *57 Es ist eine Jungfer mit einem alten Gesicht. Holl.: Het is eene jonge jufvrouw met een oud hoofd. (Harrebomée, I, 367b.) *58 Es ist eine Jungfer, so unters alte Eisen gehört. – Eiselein, 353; Wurzbach II, 212. *59 Es ist eine reine Jungfer mit dem siebenten Kinde. Holl.: Zij is zulk eene reine maagd, als Jordens koe die jongen draagt. (Harrebomée, I, 366b.) *60 Es ist um manche Jungfer schade. – Körte, 3227; Simrock, 5330; Braun, I, 1697. Meist als scherzhafte Antwort auf die Bemerkung jemandes: Es ist schade darum. *61 Et is en Jungfer mit en H (Hure). – Schütze, II, 79. So nennt man spottweise in Hamburg ein Mädchen, die in einem zweideutigen Rufe steht. *62 Mer sän ju hie unter uns Jumfern (Mädels). – Lohrengel, II, 380. *63 Sie ist die beste Jungfer nicht. Holl.: Zij is de beste juffer niet. (Harrebomée, I, 368a.) Jungfernfleisch. 1 Jungfernfleisch ist kein Lagerobst. – Eiselein, 353; Simrock, 5333; Körte, 3229 u. 4019; Braun, I, 1699; Reinsberg I, 132. Darum sagen die Dänen: Deinen Fisch verspeise frisch und deine Tochter verheirathe fein jung. Und die Venetier: Das Mädchen ist aus besonderem Teig, hebt man ihn auf, so verdirbt er gleich. (Reinsberg I, 132.) Frz.: Les filles et les pommes est une même chose. 2 Jungfernfleisch und warme Sonne zu Weihnacht sind selten. Dän.: Jomfra-kiød og warm sol om juul findes sielden. (Prov. dan., 327.) Jungferngeburt. * Das ist eine Jungferngeburt. Z. B. die erste Frucht eines Baumes. Jungferngunst. Jungferngunst und Harfenklang dünkt wol gut, doch währt's nicht lang. – Zschokke, Addrich im Moos, S. 39. Jungfernhaar. Ein Jungfernhaar zieht stärker als hundert Ochsen. – Winckler, XIII, 27. Jungfernhand. Mit Jungfernhänden sind keine Knorren zu spalten und keine Blöcke zu wenden. Holl.: Die juffe-handen heeft, moet met geene matrozen kla-in-de-hand spelen. (Harrebomée, I, 367b.) Jungfernherz. Jungfernherz ein Taubenhaus, fliegt einer ein, der ander aus. – Simrock, 5324. Jungfernhündchen. Du byüest als ein Junffernhündeken. – Tappius, 149a. Jungfernkind. 1 Jofrekenger, Glöckskenger (Glückskinder). – Firmenich, II, 516, 34. 2 Jungfernkinder – kluge (gescheite) Kinder. Frz.: Enfans illégitimes sont du tout bons ou du tout mauluois. (Bovill, II, 178.) Lat.: Spurij extreme aut boui aut mali. (Bovill, II, 178.) Jungfernliebe. Jungfernlieb' ist fahrende Hab'. – Simrock, 5323. Jungfernlocken. Jungfernlocken sind gefährliche Brocken. Dän.: Den som forlyster sig i jomfrue-lokker, kand snarlig blive bestrikket. (Prov. dan., 180.) Jungfernmesse. * Sie ist auf der Jungfernmesse. Sucht einen Freier, gibt sich Mühe, einen Mann zu erhalten. In Renterie (Biscaya) ist die Jungfernrepublik, die aus lauter Mädchen besteht, welche freiwillig zusammenkommen und nach eigenen Gesetzen leben. Am Orte selbst befindet sich weder ein Mann, noch eine verheirathete Frau. Wird einem der Mädchen die Jungfrauenschaft lästig, so zieht es nach Fuentaratio auf die „Jungfernmesse“, wo es einen annehmbaren Freier findet. Dann verläset es die Bepublik und wird des Freiers Frau. (Hesekiel, 48.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [534]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/540>, abgerufen am 19.04.2024.