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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Jungfernschaft.

1 Auf die Jungfernschaft kann man keine Semmel borgen. - Simrock, 5312; Braun, I, 1704.

2 Die Jungfernschaft ist ehrenwerth, doch nimm fürlieb, was Gott beschert. - Simrock, 5237; Körte, 3236; Braun, I, 1708.

3 Die Jungfernschaft ist Friede, Keuschheit Erlösung, Ehe Gefangenschaft.

4 Die Jungfernschaft ist Gold, die Keuschheit Silber, die Ehe Eisen.

5 Die Jungfernschaft ist Reichthum, Keuschheit Gemächlichkeit und Ehe Armuth.

6 Die Jungfernschaft ist Sonne, Keuschheit Mond und Ehe Finsterniss (Nacht).

7 Die Jungfernschaft ist Tag, Keuschheit Morgen, Ehe Nacht. - Einfälle, 482.


Jungfernschänder.

1 Einem Jungfernschänder geht's nimmer wohl. - Simrock, 5321.

2 Jungfernschänder schändet Gott wieder. - Simrock, 5320.


Jungfernstand.

Alter Jungfernstand, Mönchs- und Nonnenstand sind drei grosse Uebelstände in der Welt. - Klosterspiegel, 3, 23.


Jungfrau.

1 Alte Jungfrauen ertanzen selten einen Mann. - Leipziger Zeitung, 1864, Nr. 11.

2 Augsburger Jungfrauen lassen sich gern beschauen, aber im Haus, auf der Gass' und im Tanz haben sie fein Acht auf ihre Schanz'. - Reinsberg V, 71.

Lat.: Quid mihi cum bellis? seruit mea cura puellis. (Loci comm., 18.)

3 Aus Jungfrauen werden Bräute.

4 Besser nach Jungfrawen spatzieren, denn im Krieg Leib vnd Leben verlieren. - Petri, III, 2.

5 Der ein Jungfraw darff schwechen, darff auch wol ein Castel brechen. - Gruter, III, 16; Lehmann, II, 78, 67; Eiselein, 353; Graf, 351, 395; Simrock, 5318; Braun, I, 1694.

Selbst ohne Anwendung von Gewalt galt die Kränkung der jungfräulichen Ehre in den Augen unserer Vorfahren für ein sehr schweres Vergehen.

6 Der Jungfrauen Herz ist ein Taubenhaus, da einer fliegt ein, der andere aus.

7 Der Jungfrauen runder und zierlicher Abschlag ist ein gewisses Ja. - Steiger, 248.

8 Die Jungfrauen setzen ihre Worte ordentlich nacheinander, als man Zwiebeln setzt. - Eiselein, 353.

9 Die Jungfraun sind gemeiniglich auss Flandern vnd geben einen vmb den andern. - Petri, II, 410.

10 Die Jungfrawen sind von bösem Sinn, falsch reden, das ist jhr gewin. - Petri, II, 133.

11 Die Jungkfrawen seindt betrüglich. - Henisch, 1556, 16.

12 Ein Hessliche Jungfraw ist ein langweilicher Aspect. - Lehmann, 706, 30.

13 Ein Jungfraw, die nach Mennern jagt, die wird zuletzt ein alte Magd. - Petri, II, 206.

Böhm.: Sedavej panenko v koute, jsi-li ctnostna, najdou te. (Celakovsky, 411.)

14 Ein Jungfraw ohn Scham, ein Acker ohn Sam, ein Junger Gesell ohn Zucht bringen selten gute Frucht. - Petri, II, 206; Henisch, 1556, 17.

15 Ein Jungfraw on scham, der mensch on thon, der mertz in der blum, ein sommer on taw, des würt man am end nit fro. - Franck, I, 76a; Lehmann, II, 286, 71; Körte, 3234; Reinsberg I, 82.

16 Ein Jungfraw soll vnder sich sehen wie ein Saw. - Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 63.

17 Ein schöne Jungfraw ohne Gelt kriegt mehr Buler als Freyer. - Lehmann, 412, 16.

Dän.: Skiön jomfru uden penge haver fleere elskere end friere. (Prov. dan., 327.)

[Spaltenumbruch] 18 Eine betsüchtige Jungfrau und eine besuchsüchtige Witwe richten die Welt zu Grunde. - Tendlau, 332.

19 Eine Jungfrau, die lang will bleiben schön, muss sich selten lassen sehn.

20 Eine Jungfrau, die nicht kommt aus, fängt zuerst Feuer im Haus.

21 Eine Jungfrau, die nicht mehr neckt, gehört unters alte Eisen.

Böhm.: Dobre panne, dokud klama. (Celakovsky, 243.)

22 Eine Jungfrau, die sich viel spiegelt, spinnt wenig.

Frz.: Fille qui trop se mire peu file. ( Kritzinger, 315b.)

23 Eine Jungfrau, die warten kann, bekommt endlich auch einen Mann.

Böhm.: Dockej panenko sve doby; netrat nejdrazsi ozdoby. (Celakovsky, 411.)

24 Eine Jungfrau empfängt, wenn sie den Mann nur sieht.

Wenn etwas leicht und nach Wunsch geht. So gelangt ein ausgezeichnetes Talent auch unter einem weniger fähigen oder sorglosen Lehrer zur Entwickelung.

25 Eine Jungfrau kann nicht fallen. - Graf, 469, 605.

Wer irgendein kleines Versehen bei der Eidesleistung machte, fiel vom Eide; nur zu Gunsten der Stotternden, der Frauen und Jungfrauen fand, wenn es sich nicht um ein peinliches Verfahren handelte, eine Ausnahme statt. (S. Eid 6 und Stammler.)

Mhd.: Die Jongkfrau mag nicht erfallen. (Haltaus, 388.)

26 Eine Jungfrau, so heirathet, ehe sie verständig ist, stirbt, ehe sie sparsam wird. - Winckler, IV, 87.

27 Eine Jungfrau soll weder nehmen noch geben.

Frz.: Fille pour son honneur garder, ne doit ni prendre ni donner. (Kritzinger, 315.)

28 Eine Jungfrau steht für einen Mann. - Pistor., X, 14; Eisenhart, 181; Körte, 3233; Braun, I, 1706.

Unter Jungfrau ist hier ein unverheirathetes, mündig gewordenes Frauenzimmer gemeint, die zur Zeit gemeinrechtlich unter keiner Geschlechtsvormundschaft mehr stehen.

29 Eine Jungfrau von zwanzig Jahren zur Frau und einen Mann von sechzig Jahren zum Freund, dann sind die Dinge wohl gemeint.

Dän.: Udvaelg en jomfru paa tyve aar, og en ven tre gange tyve aar. (Prov. dan., 327.)

30 Eine Jungfrau, wie du willst; eine Witwe, wie sie will. - Pistor., X, 11; Simrock, 5335; Reinsberg I, 74.

Wer eine Jungfrau heirathet, kann sie sich nach seinem Willen richten; wer sich mit einer Witwe verbindet, muss sich meist in ihren Willen fügen.

31 Eine Jungfraw ohne Kräntzlin ist wie eine Kuh ohne Schelle. - Herberger, II, 571.

32 Eine schöne Jungfraw trägt ihr heyrathgut (ihren Brautschatz) im Angesicht. - Lehmann, 149, 127 u. 705, 17; Eiselein, 353; Simrock, 5336; Braun, I, 1700; Reinsberg I, 52.

Die Serbier sagen: Das Antlitz bringt das Mädchen an den Mann. Die Venetier: Die Schöngeborene hat die Mitgift mit sich. (Reinsberg I, 52.)

Dän.: En skiön jomfru baer hiemgiften i ansigtet. (Prov. dan., 327.)

33 Einer Jungfrau beste Mitgift ist Tugend.

Dän.: Jomfruers dyd er jomfruers hiemgift. (Prov. dan., 327.)

34 Einer Jungfrau ohne Tugend fehlt die wahre Schönheit.

Frz.: La dame sans vertu onques ne sera belle. (Kritzinger, 198b.)

35 Einer schönen Jungfrau hebt kein Orkan den Schleier weg, einem alten Weibe verjagt ein schwaches Lüftchen den Turban. (Krim.)

36 Eitle Jungfrauen, faule (schmuzige) Weiber.

Dän.: Blanke möer tit skidne söer. - Uden blank, inden krank. (Prov. dan., 418.)

37 Es bleibt einer wol ein Jungfraw, der mit Geldt vnnd guten Worten nicht versucht worden. - Lehmann, 290, 43.

38 Es ist armer jungkfrawen schad (vnglück), dass sie schön sind. - Egenolff, 341b; Franck, I, 82b; Petri, II, 254; Gruter, I, 31; Lehmann, 705, 20; Braun, I, 1705; Simrock, 5338; Körte, 3232 u. 4023.

Lat.: Nihil est formosis infelicius. (Sutor, 428.)

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Jungfernschaft.

1 Auf die Jungfernschaft kann man keine Semmel borgen.Simrock, 5312; Braun, I, 1704.

2 Die Jungfernschaft ist ehrenwerth, doch nimm fürlieb, was Gott beschert.Simrock, 5237; Körte, 3236; Braun, I, 1708.

3 Die Jungfernschaft ist Friede, Keuschheit Erlösung, Ehe Gefangenschaft.

4 Die Jungfernschaft ist Gold, die Keuschheit Silber, die Ehe Eisen.

5 Die Jungfernschaft ist Reichthum, Keuschheit Gemächlichkeit und Ehe Armuth.

6 Die Jungfernschaft ist Sonne, Keuschheit Mond und Ehe Finsterniss (Nacht).

7 Die Jungfernschaft ist Tag, Keuschheit Morgen, Ehe Nacht.Einfälle, 482.


Jungfernschänder.

1 Einem Jungfernschänder geht's nimmer wohl.Simrock, 5321.

2 Jungfernschänder schändet Gott wieder.Simrock, 5320.


Jungfernstand.

Alter Jungfernstand, Mönchs- und Nonnenstand sind drei grosse Uebelstände in der Welt.Klosterspiegel, 3, 23.


Jungfrau.

1 Alte Jungfrauen ertanzen selten einen Mann.Leipziger Zeitung, 1864, Nr. 11.

2 Augsburger Jungfrauen lassen sich gern beschauen, aber im Haus, auf der Gass' und im Tanz haben sie fein Acht auf ihre Schanz'.Reinsberg V, 71.

Lat.: Quid mihi cum bellis? seruit mea cura puellis. (Loci comm., 18.)

3 Aus Jungfrauen werden Bräute.

4 Besser nach Jungfrawen spatzieren, denn im Krieg Leib vnd Leben verlieren.Petri, III, 2.

5 Der ein Jungfraw darff schwechen, darff auch wol ein Castel brechen.Gruter, III, 16; Lehmann, II, 78, 67; Eiselein, 353; Graf, 351, 395; Simrock, 5318; Braun, I, 1694.

Selbst ohne Anwendung von Gewalt galt die Kränkung der jungfräulichen Ehre in den Augen unserer Vorfahren für ein sehr schweres Vergehen.

6 Der Jungfrauen Herz ist ein Taubenhaus, da einer fliegt ein, der andere aus.

7 Der Jungfrauen runder und zierlicher Abschlag ist ein gewisses Ja.Steiger, 248.

8 Die Jungfrauen setzen ihre Worte ordentlich nacheinander, als man Zwiebeln setzt.Eiselein, 353.

9 Die Jungfraun sind gemeiniglich auss Flandern vnd geben einen vmb den andern.Petri, II, 410.

10 Die Jungfrawen sind von bösem Sinn, falsch reden, das ist jhr gewin.Petri, II, 133.

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12 Ein Hessliche Jungfraw ist ein langweilicher Aspect.Lehmann, 706, 30.

13 Ein Jungfraw, die nach Mennern jagt, die wird zuletzt ein alte Magd.Petri, II, 206.

Böhm.: Sedávej panenko v koutĕ, jsi-li ctnostna, najdou tĕ. (Čelakovsky, 411.)

14 Ein Jungfraw ohn Scham, ein Acker ohn Sam, ein Junger Gesell ohn Zucht bringen selten gute Frucht.Petri, II, 206; Henisch, 1556, 17.

15 Ein Jungfraw on scham, der mensch on thon, der mertz in der blum, ein sommer on taw, des würt man am end nit fro.Franck, I, 76a; Lehmann, II, 286, 71; Körte, 3234; Reinsberg I, 82.

16 Ein Jungfraw soll vnder sich sehen wie ein Saw.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 63.

17 Ein schöne Jungfraw ohne Gelt kriegt mehr Buler als Freyer.Lehmann, 412, 16.

Dän.: Skiøn jomfru uden penge haver fleere elskere end friere. (Prov. dan., 327.)

[Spaltenumbruch] 18 Eine betsüchtige Jungfrau und eine besuchsüchtige Witwe richten die Welt zu Grunde.Tendlau, 332.

19 Eine Jungfrau, die lang will bleiben schön, muss sich selten lassen sehn.

20 Eine Jungfrau, die nicht kommt aus, fängt zuerst Feuer im Haus.

21 Eine Jungfrau, die nicht mehr neckt, gehört unters alte Eisen.

Böhm.: Dobře pannĕ, dokud klamá. (Čelakovsky, 243.)

22 Eine Jungfrau, die sich viel spiegelt, spinnt wenig.

Frz.: Fille qui trop se mire peu file. ( Kritzinger, 315b.)

23 Eine Jungfrau, die warten kann, bekommt endlich auch einen Mann.

Böhm.: Dočkej panenko své doby; netrat nejdražší ozdoby. (Čelakovsky, 411.)

24 Eine Jungfrau empfängt, wenn sie den Mann nur sieht.

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25 Eine Jungfrau kann nicht fallen.Graf, 469, 605.

Wer irgendein kleines Versehen bei der Eidesleistung machte, fiel vom Eide; nur zu Gunsten der Stotternden, der Frauen und Jungfrauen fand, wenn es sich nicht um ein peinliches Verfahren handelte, eine Ausnahme statt. (S. Eid 6 und Stammler.)

Mhd.: Die Jongkfrau mag nicht erfallen. (Haltaus, 388.)

26 Eine Jungfrau, so heirathet, ehe sie verständig ist, stirbt, ehe sie sparsam wird.Winckler, IV, 87.

27 Eine Jungfrau soll weder nehmen noch geben.

Frz.: Fille pour son honneur garder, ne doit ni prendre ni donner. (Kritzinger, 315.)

28 Eine Jungfrau steht für einen Mann.Pistor., X, 14; Eisenhart, 181; Körte, 3233; Braun, I, 1706.

Unter Jungfrau ist hier ein unverheirathetes, mündig gewordenes Frauenzimmer gemeint, die zur Zeit gemeinrechtlich unter keiner Geschlechtsvormundschaft mehr stehen.

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Dän.: Udvælg en jomfru paa tyve aar, og en ven tre gange tyve aar. (Prov. dan., 327.)

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Wer eine Jungfrau heirathet, kann sie sich nach seinem Willen richten; wer sich mit einer Witwe verbindet, muss sich meist in ihren Willen fügen.

31 Eine Jungfraw ohne Kräntzlin ist wie eine Kuh ohne Schelle.Herberger, II, 571.

32 Eine schöne Jungfraw trägt ihr heyrathgut (ihren Brautschatz) im Angesicht.Lehmann, 149, 127 u. 705, 17; Eiselein, 353; Simrock, 5336; Braun, I, 1700; Reinsberg I, 52.

Die Serbier sagen: Das Antlitz bringt das Mädchen an den Mann. Die Venetier: Die Schöngeborene hat die Mitgift mit sich. (Reinsberg I, 52.)

Dän.: En skiøn jomfru bær hiemgiften i ansigtet. (Prov. dan., 327.)

33 Einer Jungfrau beste Mitgift ist Tugend.

Dän.: Jomfruers dyd er jomfruers hiemgift. (Prov. dan., 327.)

34 Einer Jungfrau ohne Tugend fehlt die wahre Schönheit.

Frz.: La dame sans vertu onques ne sera belle. (Kritzinger, 198b.)

35 Einer schönen Jungfrau hebt kein Orkan den Schleier weg, einem alten Weibe verjagt ein schwaches Lüftchen den Turban. (Krim.)

36 Eitle Jungfrauen, faule (schmuzige) Weiber.

Dän.: Blanke møer tit skidne søer. – Uden blank, inden krank. (Prov. dan., 418.)

37 Es bleibt einer wol ein Jungfraw, der mit Geldt vnnd guten Worten nicht versucht worden.Lehmann, 290, 43.

38 Es ist armer jungkfrawen schad (vnglück), dass sie schön sind.Egenolff, 341b; Franck, I, 82b; Petri, II, 254; Gruter, I, 31; Lehmann, 705, 20; Braun, I, 1705; Simrock, 5338; Körte, 3232 u. 4023.

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[[535]/0541] Jungfernschaft. 1 Auf die Jungfernschaft kann man keine Semmel borgen. – Simrock, 5312; Braun, I, 1704. 2 Die Jungfernschaft ist ehrenwerth, doch nimm fürlieb, was Gott beschert. – Simrock, 5237; Körte, 3236; Braun, I, 1708. 3 Die Jungfernschaft ist Friede, Keuschheit Erlösung, Ehe Gefangenschaft. 4 Die Jungfernschaft ist Gold, die Keuschheit Silber, die Ehe Eisen. 5 Die Jungfernschaft ist Reichthum, Keuschheit Gemächlichkeit und Ehe Armuth. 6 Die Jungfernschaft ist Sonne, Keuschheit Mond und Ehe Finsterniss (Nacht). 7 Die Jungfernschaft ist Tag, Keuschheit Morgen, Ehe Nacht. – Einfälle, 482. Jungfernschänder. 1 Einem Jungfernschänder geht's nimmer wohl. – Simrock, 5321. 2 Jungfernschänder schändet Gott wieder. – Simrock, 5320. Jungfernstand. Alter Jungfernstand, Mönchs- und Nonnenstand sind drei grosse Uebelstände in der Welt. – Klosterspiegel, 3, 23. Jungfrau. 1 Alte Jungfrauen ertanzen selten einen Mann. – Leipziger Zeitung, 1864, Nr. 11. 2 Augsburger Jungfrauen lassen sich gern beschauen, aber im Haus, auf der Gass' und im Tanz haben sie fein Acht auf ihre Schanz'. – Reinsberg V, 71. Lat.: Quid mihi cum bellis? seruit mea cura puellis. (Loci comm., 18.) 3 Aus Jungfrauen werden Bräute. 4 Besser nach Jungfrawen spatzieren, denn im Krieg Leib vnd Leben verlieren. – Petri, III, 2. 5 Der ein Jungfraw darff schwechen, darff auch wol ein Castel brechen. – Gruter, III, 16; Lehmann, II, 78, 67; Eiselein, 353; Graf, 351, 395; Simrock, 5318; Braun, I, 1694. Selbst ohne Anwendung von Gewalt galt die Kränkung der jungfräulichen Ehre in den Augen unserer Vorfahren für ein sehr schweres Vergehen. 6 Der Jungfrauen Herz ist ein Taubenhaus, da einer fliegt ein, der andere aus. 7 Der Jungfrauen runder und zierlicher Abschlag ist ein gewisses Ja. – Steiger, 248. 8 Die Jungfrauen setzen ihre Worte ordentlich nacheinander, als man Zwiebeln setzt. – Eiselein, 353. 9 Die Jungfraun sind gemeiniglich auss Flandern vnd geben einen vmb den andern. – Petri, II, 410. 10 Die Jungfrawen sind von bösem Sinn, falsch reden, das ist jhr gewin. – Petri, II, 133. 11 Die Jungkfrawen seindt betrüglich. – Henisch, 1556, 16. 12 Ein Hessliche Jungfraw ist ein langweilicher Aspect. – Lehmann, 706, 30. 13 Ein Jungfraw, die nach Mennern jagt, die wird zuletzt ein alte Magd. – Petri, II, 206. Böhm.: Sedávej panenko v koutĕ, jsi-li ctnostna, najdou tĕ. (Čelakovsky, 411.) 14 Ein Jungfraw ohn Scham, ein Acker ohn Sam, ein Junger Gesell ohn Zucht bringen selten gute Frucht. – Petri, II, 206; Henisch, 1556, 17. 15 Ein Jungfraw on scham, der mensch on thon, der mertz in der blum, ein sommer on taw, des würt man am end nit fro. – Franck, I, 76a; Lehmann, II, 286, 71; Körte, 3234; Reinsberg I, 82. 16 Ein Jungfraw soll vnder sich sehen wie ein Saw. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 63. 17 Ein schöne Jungfraw ohne Gelt kriegt mehr Buler als Freyer. – Lehmann, 412, 16. Dän.: Skiøn jomfru uden penge haver fleere elskere end friere. (Prov. dan., 327.) 18 Eine betsüchtige Jungfrau und eine besuchsüchtige Witwe richten die Welt zu Grunde. – Tendlau, 332. 19 Eine Jungfrau, die lang will bleiben schön, muss sich selten lassen sehn. 20 Eine Jungfrau, die nicht kommt aus, fängt zuerst Feuer im Haus. 21 Eine Jungfrau, die nicht mehr neckt, gehört unters alte Eisen. Böhm.: Dobře pannĕ, dokud klamá. (Čelakovsky, 243.) 22 Eine Jungfrau, die sich viel spiegelt, spinnt wenig. Frz.: Fille qui trop se mire peu file. ( Kritzinger, 315b.) 23 Eine Jungfrau, die warten kann, bekommt endlich auch einen Mann. Böhm.: Dočkej panenko své doby; netrat nejdražší ozdoby. (Čelakovsky, 411.) 24 Eine Jungfrau empfängt, wenn sie den Mann nur sieht. Wenn etwas leicht und nach Wunsch geht. So gelangt ein ausgezeichnetes Talent auch unter einem weniger fähigen oder sorglosen Lehrer zur Entwickelung. 25 Eine Jungfrau kann nicht fallen. – Graf, 469, 605. Wer irgendein kleines Versehen bei der Eidesleistung machte, fiel vom Eide; nur zu Gunsten der Stotternden, der Frauen und Jungfrauen fand, wenn es sich nicht um ein peinliches Verfahren handelte, eine Ausnahme statt. (S. Eid 6 und Stammler.) Mhd.: Die Jongkfrau mag nicht erfallen. (Haltaus, 388.) 26 Eine Jungfrau, so heirathet, ehe sie verständig ist, stirbt, ehe sie sparsam wird. – Winckler, IV, 87. 27 Eine Jungfrau soll weder nehmen noch geben. Frz.: Fille pour son honneur garder, ne doit ni prendre ni donner. (Kritzinger, 315.) 28 Eine Jungfrau steht für einen Mann. – Pistor., X, 14; Eisenhart, 181; Körte, 3233; Braun, I, 1706. Unter Jungfrau ist hier ein unverheirathetes, mündig gewordenes Frauenzimmer gemeint, die zur Zeit gemeinrechtlich unter keiner Geschlechtsvormundschaft mehr stehen. 29 Eine Jungfrau von zwanzig Jahren zur Frau und einen Mann von sechzig Jahren zum Freund, dann sind die Dinge wohl gemeint. Dän.: Udvælg en jomfru paa tyve aar, og en ven tre gange tyve aar. (Prov. dan., 327.) 30 Eine Jungfrau, wie du willst; eine Witwe, wie sie will. – Pistor., X, 11; Simrock, 5335; Reinsberg I, 74. Wer eine Jungfrau heirathet, kann sie sich nach seinem Willen richten; wer sich mit einer Witwe verbindet, muss sich meist in ihren Willen fügen. 31 Eine Jungfraw ohne Kräntzlin ist wie eine Kuh ohne Schelle. – Herberger, II, 571. 32 Eine schöne Jungfraw trägt ihr heyrathgut (ihren Brautschatz) im Angesicht. – Lehmann, 149, 127 u. 705, 17; Eiselein, 353; Simrock, 5336; Braun, I, 1700; Reinsberg I, 52. Die Serbier sagen: Das Antlitz bringt das Mädchen an den Mann. Die Venetier: Die Schöngeborene hat die Mitgift mit sich. (Reinsberg I, 52.) Dän.: En skiøn jomfru bær hiemgiften i ansigtet. (Prov. dan., 327.) 33 Einer Jungfrau beste Mitgift ist Tugend. Dän.: Jomfruers dyd er jomfruers hiemgift. (Prov. dan., 327.) 34 Einer Jungfrau ohne Tugend fehlt die wahre Schönheit. Frz.: La dame sans vertu onques ne sera belle. (Kritzinger, 198b.) 35 Einer schönen Jungfrau hebt kein Orkan den Schleier weg, einem alten Weibe verjagt ein schwaches Lüftchen den Turban. (Krim.) 36 Eitle Jungfrauen, faule (schmuzige) Weiber. Dän.: Blanke møer tit skidne søer. – Uden blank, inden krank. (Prov. dan., 418.) 37 Es bleibt einer wol ein Jungfraw, der mit Geldt vnnd guten Worten nicht versucht worden. – Lehmann, 290, 43. 38 Es ist armer jungkfrawen schad (vnglück), dass sie schön sind. – Egenolff, 341b; Franck, I, 82b; Petri, II, 254; Gruter, I, 31; Lehmann, 705, 20; Braun, I, 1705; Simrock, 5338; Körte, 3232 u. 4023. Lat.: Nihil est formosis infelicius. (Sutor, 428.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [535]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/541>, abgerufen am 16.04.2024.