Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 21 Wenn die Junker jagen, müssen die Pfaffen die Hunde tragen.

"Einst war es Sitte, daas ein geweihter Priester des Morgens früh die Messe las und nach deren Beendigung seinem gnädigen Junker die Hunde auf die Jagd führte oder die Frau des Hauses bediente, wenn sie sich zu Pferde setzen oder von demselben absteigen wollte. Aehnliches kam noch in diesem Jahrhundert vor." (Vgl. Wagenseil, Aehrenlese, 29, 52.)

22 Wenn die Junker sich raufen, ist's um der Bauern Haare geschehen.

"Wenn die Junckherrn rauffen, schreien, müssen die Bawrn ihr haar dazu leihen." (Froschm., Brii.)

Holl.: Als de jonkers malkander plukharen, dan moeten de boeren hun haar leenen. (Harrebomee, I, 365a.)

23 Wer Junkherrn vnd Knechten hat, der hat allzeit zurissen Sattel. - Petri, II, 726.

24 Wer sich zwischen Junker und Pfaffen steckt, der klemmt sich. - Klosterspiegel, 19, 20.

25 Wo mehr Junker sind als Bauern, müssen sie selbst den Flegel führen.

26 Zu einem Juncker vnd müssiggenger gehört viel. - Petri, II, 248.

*27 Dat sünd man Junkers. (Mecklenburg.)

So sagt der Landmann von Aehren, die lang in die Höhe geschossen, aber taub sind oder kein volles, kräftig ausgewachsenes Korn haben.

*28 Er will den Junker spielen und hat keinen Deut auf den Mühlen.

*29 So muss man den Junckern die Sporen angürten. - Lehmann, 81, 51.

So sagten Bauern, als sie ihren Junker in der Gewalt hatten und Muthwillen mit ihm trieben. Später als sich das Blatt wieder gewandt hatte und die Junker wieder obenauf waren, wandten sie die Redensart an. (S. Bauer 404.) Das Verhältniss beider zueinander ist nie ein sehr freundliches gewesen. Eine Gemeinde setzte ihrem Gutsherrn zwar einen Leichenstein, aber mit der Inschrift: "Hie leyt usse leybe Junker; as ä starb, da stunk er." (Breslauer Erzähler, 1800, S. 731.)


Jünkerlein.

Wenn die Jünkerlein auff die Pferde kommen, so stechen sie einen Spiess durch die Schule. - Petri, II, 644; Mathesy, 295b.


Junkerschaft.

1 Junckerschafft wil gelt han. - Franck, I, 156b; Petri, II, 411; Lehmann, II, 280, 66; Eiselein, 354; Simrock, 5345; Körte, 3237; Braun, I, 1709.

2 Mit Junkerschaft kaufst du keinen Scheffel Korn auf dem Markte.

Engl.: Gentry sent to market will not buy on bushel of corn. (Bohn II, 97.)


Junkersrappe.

An Junkersrappen, Mönchskappen und Pfaffenschlappen ist kein Segen1. - Klosterspiegel, 69, 22.

1) "Hängt der Fluch der Welt."


Junkerthum.

Junckerthum, Junckerthat. - Petri, II, 411.


Junkpot.

Dat Junkpot is dart'n, mutt 't ok bi 'n Stert uphelp'n. - Eichwald, 929a.


Juno.

Auch Juno schleudert manchmal Blitze.

Diese Worte liess Christian von Schweden auf seine Kanonen setzen: Interdum etiam Juno fulmina vibrat.


Jup.

Jup, sied de Rüe, wan se 'ne in 'n Steärt kneiped (kneipen). (Hagen.) - Frommann, III, 253, 93.


Jupe.

1 Juppe vnd suppe. (S. Hülle 3.) - Henisch, 1284, 34.

In dem Sinne wie: Hülle und Fülle, Rock und Knopf.

*2 Durch die Juppe ins Amt kommen. (S. Jupenschlitz.) - Stalder, II, 79.

*3 Joppa1 n'ond Hosa verteckid menga Mosa2. - Kirchhofer, 262, Tobler, 285.

1) Weiberröcke.

2) Flecken, Fehler.

*4 Wer die rochlitzer Jupen anhat, der wird von den Wölfen nicht gefressen. - Leo, Das Königreich Sachsen, Leipzig 1852, S. 69.

Zur Bezeichnung der Festigkeit der rochlitzer Kerker. Jupen heissen nämlich die zwei Thürme des Schlosses in Rochlitz (kleine Stadt an der Zwickauer Mulde, Kreisdirection Leipzig), die ehedem als Staatsgefängniss benutzt wurden. Dies alte sächsische Sprichwort lebt noch im Volksmunde.


[Spaltenumbruch]
Jupiter.

1 Jupiter hat keine Kinder! (Altröm.)

Verwundernder Ausruf, um ironisch das Gegentheil zu sagen, wie: Der Wald hat keine Bäume. Das Widersprechende. Jupiter, bei dem die Zeugekraft über alle Theile des Körpers verbreitet war und der aus der Hüfte den Bacchus, aus dem Gehirn die Pallas hervorbrachte, hatte sehr viel Kinder.

Holl.: Jupiter heeft geene kinderen. (Harrebomee, I, 368b.)

2 Weit vom Jupiter, weit vom Blitz. (Altröm.)

Holl.: Naast Jupiter, naast den bliksem. (Harrebomee, I, 368b.)

3 Wenn Jupiter vom Himmel herabkäme und seine Wohnung auf Erden anrichten wollte, so könnte er sich kein bequemer Land als Preussen auserlesen. - Berckenmeyer.

*4 Da soll doch Jupiter mit seinen Blitzen dreinschlagen.

Holl.: Dat moet Jupiter met zijn' bliksemschicht scheiden, zei jonker Frans. (Harrebomee, I, 368b.)


Juppenschliefer.

* Ein Juppenschliefer sein.

Eigentlich einer, der sich mit Frauen herumtreibt; uneigentlich ein Mensch, der sein Wort nicht hält, ein Treuloser, Wortbrüchiger.


Jüppenschlitz.

* Durch den Jüppenschlitz zu Ehren kommen. - Eiselein, 354.

Von denen, die Amt, Stellung, Orden u. s. w. ihrer Verheirathung und der durch dieselbe erlangten Verbindungen oder überhaupt weiblichen Einflüssen zu danken haben. (Vgl. Stalder, II, 79.)


Jüppeschmecker.

* Es ist e Jüppeschmecker. - Stalder, II, 79.

Ein Mensch, der den Mädchen allenthalben nachläuft.


Jürge.

1 Auf Sanct Jürgen (Georg, 23. April) soll man die Kuh von der Wiese schürgen. - Pistor., I, 96; Hillebrand, 87, 118; Graf, 69, 51; Simrock, 3414; Bllum, 192; Boebel, 20; Reinsberg VIII, 124.

Wenn dem künftigen Heugewinn kein Eintrag geschehen soll, kann man das Weidevieh nicht länger als bis zum 23. April (Georgstag) oder (Jürgetag) Walpurgis darauf dulden. In Westfalen sagt man; Up Sünte Jürgen mot me de Kau up de Weide schürgen. Schürgen = stossen, treiben. (Schmeller, III, 401.)

2 Jürge wor di Tag, eitz hitt d'r Schäfr aem Sak. (Oesterr.-Schles.). - Peter, 450.

3 Kit der Gerich, kit de Gräss und schleid em et mät dem Bumpass; kit de Mächel, kit e nit, mer dasst em et mal der Pätschzang. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 14b.

4 Kit der Girch, kit das Grass; mer schlüch em et mät dem Humer äm d' Iert; allein der Mächel dier bräingd et nit mit mir seit em't mät der Zang mong Zähn. (Siebenbürg.- sächs.) - Schuster, 14a.

*5 Gutten Girgen, Herr Morgen. - Gomolcke, 416.

*6 Sanct Jürg weiss, wo Bartel den Most holt. - Laus. Magazin, XXX, 235.

Dies ist wol die eigentliche Form des Sprichworts, das unter Bartel 6 als Redensart nebst den Erklärungen, die man darüber versucht hat, mitgetheilt ist. Nicht er, sondern Sanct-Jürg weiss, wo Bartel den Most holt; das will sagen: Um alt Georgii sieht man bereits am Weinstock, was er auf Bartholomäi verspricht. Also von jemand, der sichere Folgerungen ziehen kann, weil ihm die Voraussetzungen und Unterlagen dazu bekannt und gegeben sind.


Jürgel.

1 Der Jörgel kehrt ein.

Baumgarten (Progr., S. 26) bemerkt: "Es ist wol unabsichtlich die Frühlingsgottheit selbst gemeint, wenn es heisst: der Jörgel kehre ein. Die Feier des Georgitags (s. d.) vertrat in Oberösterreich wol die Stelle des Walpurgatages, was um so leichter war, als Sanct-Greorg als Symbol der den Winter vertilgenden Sonne erscheint. Aber die Frühlingsgottheit verkehrte sich, ihr Gefolge ward zu Hexen."

2 Was Jürgel nicht begreift, lernt Jürge nicht. - Reinsberg VII, 98.

*3 Edt iss wie a hültzerner Gürgel. (Schles.) - Gomolcke, 130.


Jürgeltag.

1 Jürgetag (23. April) bringt a Vespersack, Mariegeburt nimmt'n wieder furt. - Peter, I, 450; Schles. Provinzialbl., 1862, 569.

[Spaltenumbruch] 21 Wenn die Junker jagen, müssen die Pfaffen die Hunde tragen.

„Einst war es Sitte, daas ein geweihter Priester des Morgens früh die Messe las und nach deren Beendigung seinem gnädigen Junker die Hunde auf die Jagd führte oder die Frau des Hauses bediente, wenn sie sich zu Pferde setzen oder von demselben absteigen wollte. Aehnliches kam noch in diesem Jahrhundert vor.“ (Vgl. Wagenseil, Aehrenlese, 29, 52.)

22 Wenn die Junker sich raufen, ist's um der Bauern Haare geschehen.

„Wenn die Junckherrn rauffen, schreien, müssen die Bawrn ihr haar dazu leihen.“ (Froschm., Brii.)

Holl.: Als de jonkers malkander plukharen, dan moeten de boeren hun haar leenen. (Harrebomée, I, 365a.)

23 Wer Junkherrn vnd Knechten hat, der hat allzeit zurissen Sattel.Petri, II, 726.

24 Wer sich zwischen Junker und Pfaffen steckt, der klemmt sich.Klosterspiegel, 19, 20.

25 Wo mehr Junker sind als Bauern, müssen sie selbst den Flegel führen.

26 Zu einem Juncker vnd müssiggenger gehört viel.Petri, II, 248.

*27 Dat sünd man Junkers. (Mecklenburg.)

So sagt der Landmann von Aehren, die lang in die Höhe geschossen, aber taub sind oder kein volles, kräftig ausgewachsenes Korn haben.

*28 Er will den Junker spielen und hat keinen Deut auf den Mühlen.

*29 So muss man den Junckern die Sporen angürten.Lehmann, 81, 51.

So sagten Bauern, als sie ihren Junker in der Gewalt hatten und Muthwillen mit ihm trieben. Später als sich das Blatt wieder gewandt hatte und die Junker wieder obenauf waren, wandten sie die Redensart an. (S. Bauer 404.) Das Verhältniss beider zueinander ist nie ein sehr freundliches gewesen. Eine Gemeinde setzte ihrem Gutsherrn zwar einen Leichenstein, aber mit der Inschrift: „Hie leyt usse leybe Junker; as ä starb, da stunk er.“ (Breslauer Erzähler, 1800, S. 731.)


Jünkerlein.

Wenn die Jünkerlein auff die Pferde kommen, so stechen sie einen Spiess durch die Schule.Petri, II, 644; Mathesy, 295b.


Junkerschaft.

1 Junckerschafft wil gelt han.Franck, I, 156b; Petri, II, 411; Lehmann, II, 280, 66; Eiselein, 354; Simrock, 5345; Körte, 3237; Braun, I, 1709.

2 Mit Junkerschaft kaufst du keinen Scheffel Korn auf dem Markte.

Engl.: Gentry sent to market will not buy on bushel of corn. (Bohn II, 97.)


Junkersrappe.

An Junkersrappen, Mönchskappen und Pfaffenschlappen ist kein Segen1.Klosterspiegel, 69, 22.

1) „Hängt der Fluch der Welt.“


Junkerthum.

Junckerthum, Junckerthat.Petri, II, 411.


Junkpot.

Dat Junkpot is dart'n, mutt 't ok bi 'n Stêrt uphelp'n.Eichwald, 929a.


Juno.

Auch Juno schleudert manchmal Blitze.

Diese Worte liess Christian von Schweden auf seine Kanonen setzen: Interdum etiam Juno fulmina vibrat.


Jup.

Jup, sied de Rüe, wan se 'ne in 'n Steärt knîped (kneipen). (Hagen.) – Frommann, III, 253, 93.


Jupe.

1 Juppe vnd suppe. (S. Hülle 3.) – Henisch, 1284, 34.

In dem Sinne wie: Hülle und Fülle, Rock und Knopf.

*2 Durch die Juppe ins Amt kommen. (S. Jupenschlitz.)Stalder, II, 79.

*3 Joppa1 n'ond Hosa verteckid menga Mosa2.Kirchhofer, 262, Tobler, 285.

1) Weiberröcke.

2) Flecken, Fehler.

*4 Wer die rochlitzer Jupen anhat, der wird von den Wölfen nicht gefressen.Leo, Das Königreich Sachsen, Leipzig 1852, S. 69.

Zur Bezeichnung der Festigkeit der rochlitzer Kerker. Jupen heissen nämlich die zwei Thürme des Schlosses in Rochlitz (kleine Stadt an der Zwickauer Mulde, Kreisdirection Leipzig), die ehedem als Staatsgefängniss benutzt wurden. Dies alte sächsische Sprichwort lebt noch im Volksmunde.


[Spaltenumbruch]
Jupiter.

1 Jupiter hat keine Kinder! (Altröm.)

Verwundernder Ausruf, um ironisch das Gegentheil zu sagen, wie: Der Wald hat keine Bäume. Das Widersprechende. Jupiter, bei dem die Zeugekraft über alle Theile des Körpers verbreitet war und der aus der Hüfte den Bacchus, aus dem Gehirn die Pallas hervorbrachte, hatte sehr viel Kinder.

Holl.: Jupiter heeft geene kinderen. (Harrebomée, I, 368b.)

2 Weit vom Jupiter, weit vom Blitz. (Altröm.)

Holl.: Naast Jupiter, naast den bliksem. (Harrebomée, I, 368b.)

3 Wenn Jupiter vom Himmel herabkäme und seine Wohnung auf Erden anrichten wollte, so könnte er sich kein bequemer Land als Preussen auserlesen.Berckenmeyer.

*4 Da soll doch Jupiter mit seinen Blitzen dreinschlagen.

Holl.: Dat moet Jupiter met zijn' bliksemschicht scheiden, zei jonker Frans. (Harrebomée, I, 368b.)


Juppenschliefer.

* Ein Juppenschliefer sein.

Eigentlich einer, der sich mit Frauen herumtreibt; uneigentlich ein Mensch, der sein Wort nicht hält, ein Treuloser, Wortbrüchiger.


Jüppenschlitz.

* Durch den Jüppenschlitz zu Ehren kommen.Eiselein, 354.

Von denen, die Amt, Stellung, Orden u. s. w. ihrer Verheirathung und der durch dieselbe erlangten Verbindungen oder überhaupt weiblichen Einflüssen zu danken haben. (Vgl. Stalder, II, 79.)


Jüppeschmecker.

* Es ist e Jüppeschmecker.Stalder, II, 79.

Ein Mensch, der den Mädchen allenthalben nachläuft.


Jürge.

1 Auf Sanct Jürgen (Georg, 23. April) soll man die Kuh von der Wiese schürgen.Pistor., I, 96; Hillebrand, 87, 118; Graf, 69, 51; Simrock, 3414; Bllum, 192; Boebel, 20; Reinsberg VIII, 124.

Wenn dem künftigen Heugewinn kein Eintrag geschehen soll, kann man das Weidevieh nicht länger als bis zum 23. April (Georgstag) oder (Jürgetag) Walpurgis darauf dulden. In Westfalen sagt man; Up Sünte Jürgen mot me de Kau up de Weide schürgen. Schürgen = stossen, treiben. (Schmeller, III, 401.)

2 Jürge wôr di Tâg, éitz hitt d'r Schäfr aem Sâk. (Oesterr.-Schles.). – Peter, 450.

3 Kit der Gerich, kit de Gräss und schlîd em et mät dem Bumpass; kit de Mächel, kit e nit, mer dasst em et mal der Pätschzang. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 14b.

4 Kit der Girch, kit das Grass; mer schlüch em et mät dem Humer äm d' Iert; allein der Mächel dier bräingd et nit mit mir sît em't mät der Zang mong Zähn. (Siebenbürg.- sächs.) – Schuster, 14a.

*5 Gutten Girgen, Herr Morgen.Gomolcke, 416.

*6 Sanct Jürg weiss, wo Bartel den Most holt.Laus. Magazin, XXX, 235.

Dies ist wol die eigentliche Form des Sprichworts, das unter Bartel 6 als Redensart nebst den Erklärungen, die man darüber versucht hat, mitgetheilt ist. Nicht er, sondern Sanct-Jürg weiss, wo Bartel den Most holt; das will sagen: Um alt Georgii sieht man bereits am Weinstock, was er auf Bartholomäi verspricht. Also von jemand, der sichere Folgerungen ziehen kann, weil ihm die Voraussetzungen und Unterlagen dazu bekannt und gegeben sind.


Jürgel.

1 Der Jörgel kehrt ein.

Baumgarten (Progr., S. 26) bemerkt: „Es ist wol unabsichtlich die Frühlingsgottheit selbst gemeint, wenn es heisst: der Jörgel kehre ein. Die Feier des Georgitags (s. d.) vertrat in Oberösterreich wol die Stelle des Walpurgatages, was um so leichter war, als Sanct-Greorg als Symbol der den Winter vertilgenden Sonne erscheint. Aber die Frühlingsgottheit verkehrte sich, ihr Gefolge ward zu Hexen.“

2 Was Jürgel nicht begreift, lernt Jürge nicht.Reinsberg VII, 98.

*3 Edt iss wie a hültzerner Gürgel. (Schles.) – Gomolcke, 130.


Jürgeltag.

1 Jürgetag (23. April) bringt a Vespersack, Mariegeburt nimmt'n wieder furt.Peter, I, 450; Schles. Provinzialbl., 1862, 569.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0546" n="[540]"/><cb n="1079"/>
21 Wenn die Junker jagen, müssen die Pfaffen die Hunde tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Einst war es Sitte, daas ein geweihter Priester des Morgens früh die Messe las und nach deren Beendigung seinem gnädigen Junker die Hunde auf die Jagd führte oder die Frau des Hauses bediente, wenn sie sich zu Pferde setzen oder von demselben absteigen wollte. Aehnliches kam noch in diesem Jahrhundert vor.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Wagenseil, Aehrenlese, 29, 52.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Wenn die Junker sich raufen, ist's um der Bauern Haare geschehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wenn die Junckherrn rauffen, schreien, müssen die Bawrn ihr haar dazu leihen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Froschm., Brii.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Als de jonkers malkander plukharen, dan moeten de boeren hun haar leenen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 365<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Wer Junkherrn vnd Knechten hat, der hat allzeit zurissen Sattel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 726.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Wer sich zwischen Junker und Pfaffen steckt, der klemmt sich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 19, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Wo mehr Junker sind als Bauern, müssen sie selbst den Flegel führen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Zu einem Juncker vnd müssiggenger gehört viel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 248.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*27 Dat sünd man Junkers.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagt der Landmann von Aehren, die lang in die Höhe geschossen, aber taub sind oder kein volles, kräftig ausgewachsenes Korn haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*28 Er will den Junker spielen und hat keinen Deut auf den Mühlen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*29 So muss man den Junckern die Sporen angürten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 81, 51.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagten Bauern, als sie ihren Junker in der Gewalt hatten und Muthwillen mit ihm trieben. Später als sich das Blatt wieder gewandt hatte und die Junker wieder obenauf waren, wandten sie die Redensart an. (S.  Bauer 404.) Das Verhältniss beider zueinander ist nie ein sehr freundliches gewesen. Eine Gemeinde setzte ihrem Gutsherrn zwar einen Leichenstein, aber mit der Inschrift: &#x201E;Hie leyt usse leybe Junker; as ä starb, da stunk er.&#x201C; (<hi rendition="#i">Breslauer Erzähler, 1800, S. 731.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jünkerlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn die Jünkerlein auff die Pferde kommen, so stechen sie einen Spiess durch die Schule.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 644; Mathesy, 295<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Junkerschaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Junckerschafft wil gelt han.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 156<hi rendition="#sup">b</hi>; Petri, II, 411; Lehmann, II, 280, 66; Eiselein, 354; Simrock, 5345; Körte, 3237; Braun, I, 1709.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Mit Junkerschaft kaufst du keinen Scheffel Korn auf dem Markte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Gentry sent to market will not buy on bushel of corn. (<hi rendition="#i">Bohn II, 97.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Junkersrappe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">An Junkersrappen, Mönchskappen und Pfaffenschlappen ist kein Segen<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 69, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) &#x201E;Hängt der Fluch der Welt.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Junkerthum.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Junckerthum, Junckerthat.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 411.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Junkpot.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Dat Junkpot is dart'n, mutt 't ok bi 'n Stêrt uphelp'n.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 929<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Juno.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Auch Juno schleudert manchmal Blitze.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Worte liess Christian von Schweden auf seine Kanonen setzen: Interdum etiam Juno fulmina vibrat.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jup.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Jup, sied de Rüe, wan se 'ne in 'n Steärt knîped (kneipen).</hi> (<hi rendition="#i">Hagen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 253, 93.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jupe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Juppe vnd suppe.</hi> (S.  Hülle 3.) &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1284, 34.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne wie: Hülle und Fülle, Rock und Knopf.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Durch die Juppe ins Amt kommen. (S. Jupenschlitz.)</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stalder, II, 79.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Joppa<hi rendition="#sup">1</hi> n'ond Hosa verteckid menga Mosa<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 262, Tobler, 285.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Weiberröcke.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Flecken, Fehler.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Wer die rochlitzer Jupen anhat, der wird von den Wölfen nicht gefressen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Leo, Das Königreich Sachsen, Leipzig 1852, S. 69.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Bezeichnung der Festigkeit der rochlitzer Kerker. Jupen heissen nämlich die zwei Thürme des Schlosses in Rochlitz (kleine Stadt an der Zwickauer Mulde, Kreisdirection Leipzig), die ehedem als Staatsgefängniss benutzt wurden. Dies alte sächsische Sprichwort lebt noch im Volksmunde.</p><lb/>
        </div>
        <cb n="1080"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jupiter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Jupiter hat keine Kinder!</hi> (<hi rendition="#i">Altröm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Verwundernder Ausruf, um ironisch das Gegentheil zu sagen, wie: Der Wald hat keine Bäume. Das Widersprechende. Jupiter, bei dem die Zeugekraft über alle Theile des Körpers verbreitet war und der aus der Hüfte den Bacchus, aus dem Gehirn die Pallas hervorbrachte, hatte sehr viel Kinder.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Jupiter heeft geene kinderen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 368<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Weit vom Jupiter, weit vom Blitz.</hi> (<hi rendition="#i">Altröm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Naast Jupiter, naast den bliksem. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 368<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wenn Jupiter vom Himmel herabkäme und seine Wohnung auf Erden anrichten wollte, so könnte er sich kein bequemer Land als Preussen auserlesen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Berckenmeyer.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Da soll doch Jupiter mit seinen Blitzen dreinschlagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat moet Jupiter met zijn' bliksemschicht scheiden, zei jonker Frans. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 368<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Juppenschliefer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Ein Juppenschliefer sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eigentlich einer, der sich mit Frauen herumtreibt; uneigentlich ein Mensch, der sein Wort nicht hält, ein Treuloser, Wortbrüchiger.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jüppenschlitz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Durch den Jüppenschlitz zu Ehren kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 354.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die Amt, Stellung, Orden u. s. w. ihrer Verheirathung und der durch dieselbe erlangten Verbindungen oder überhaupt weiblichen Einflüssen zu danken haben. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, II, 79.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jüppeschmecker.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist e Jüppeschmecker.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stalder, II, 79.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Mensch, der den Mädchen allenthalben nachläuft.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jürge.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auf Sanct Jürgen (Georg, 23. April) soll man die Kuh von der Wiese schürgen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., I, 96; Hillebrand, 87, 118; Graf, 69, 51; Simrock, 3414; Bllum, 192; Boebel, 20; Reinsberg VIII, 124.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn dem künftigen Heugewinn kein Eintrag geschehen soll, kann man das Weidevieh nicht länger als bis zum 23. April (Georgstag) oder (Jürgetag) Walpurgis darauf dulden. In Westfalen sagt man; Up Sünte Jürgen mot me de Kau up de Weide schürgen. Schürgen = stossen, treiben. (<hi rendition="#i">Schmeller, III, 401.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Jürge wôr di Tâg, éitz hitt d'r Schäfr aem Sâk.</hi> (<hi rendition="#i">Oesterr.-Schles.</hi>). &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, 450.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Kit der Gerich, kit de Gräss und schlîd em et mät dem Bumpass; kit de Mächel, kit e nit, mer dasst em et mal der Pätschzang.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 14<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Kit der Girch, kit das Grass; mer schlüch em et mät dem Humer äm d' Iert; allein der Mächel dier bräingd et nit mit mir sît em't mät der Zang mong Zähn.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.- sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 14<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Gutten Girgen, Herr Morgen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 416.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Sanct Jürg weiss, wo Bartel den Most holt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Laus. Magazin, XXX, 235.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies ist wol die eigentliche Form des Sprichworts, das unter Bartel 6 als Redensart nebst den Erklärungen, die man darüber versucht hat, mitgetheilt ist. Nicht er, sondern Sanct-Jürg weiss, wo Bartel den Most holt; das will sagen: Um alt Georgii sieht man bereits am Weinstock, was er auf Bartholomäi verspricht. Also von jemand, der sichere Folgerungen ziehen kann, weil ihm die Voraussetzungen und Unterlagen dazu bekannt und gegeben sind.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jürgel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Jörgel kehrt ein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Baumgarten (Progr., S. 26)</hi> bemerkt: &#x201E;Es ist wol unabsichtlich die Frühlingsgottheit selbst gemeint, wenn es heisst: der Jörgel kehre ein. Die Feier des  Georgitags (s. d.) vertrat in Oberösterreich wol die Stelle des Walpurgatages, was um so leichter war, als Sanct-Greorg als Symbol der den Winter vertilgenden Sonne erscheint. Aber die Frühlingsgottheit verkehrte sich, ihr Gefolge ward zu Hexen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Was Jürgel nicht begreift, lernt Jürge nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg VII, 98.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Edt iss wie a hültzerner Gürgel.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Gomolcke, 130.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jürgeltag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Jürgetag (23. April) bringt a Vespersack, Mariegeburt nimmt'n wieder furt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, I, 450; Schles. Provinzialbl., 1862, 569.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[540]/0546] 21 Wenn die Junker jagen, müssen die Pfaffen die Hunde tragen. „Einst war es Sitte, daas ein geweihter Priester des Morgens früh die Messe las und nach deren Beendigung seinem gnädigen Junker die Hunde auf die Jagd führte oder die Frau des Hauses bediente, wenn sie sich zu Pferde setzen oder von demselben absteigen wollte. Aehnliches kam noch in diesem Jahrhundert vor.“ (Vgl. Wagenseil, Aehrenlese, 29, 52.) 22 Wenn die Junker sich raufen, ist's um der Bauern Haare geschehen. „Wenn die Junckherrn rauffen, schreien, müssen die Bawrn ihr haar dazu leihen.“ (Froschm., Brii.) Holl.: Als de jonkers malkander plukharen, dan moeten de boeren hun haar leenen. (Harrebomée, I, 365a.) 23 Wer Junkherrn vnd Knechten hat, der hat allzeit zurissen Sattel. – Petri, II, 726. 24 Wer sich zwischen Junker und Pfaffen steckt, der klemmt sich. – Klosterspiegel, 19, 20. 25 Wo mehr Junker sind als Bauern, müssen sie selbst den Flegel führen. 26 Zu einem Juncker vnd müssiggenger gehört viel. – Petri, II, 248. *27 Dat sünd man Junkers. (Mecklenburg.) So sagt der Landmann von Aehren, die lang in die Höhe geschossen, aber taub sind oder kein volles, kräftig ausgewachsenes Korn haben. *28 Er will den Junker spielen und hat keinen Deut auf den Mühlen. *29 So muss man den Junckern die Sporen angürten. – Lehmann, 81, 51. So sagten Bauern, als sie ihren Junker in der Gewalt hatten und Muthwillen mit ihm trieben. Später als sich das Blatt wieder gewandt hatte und die Junker wieder obenauf waren, wandten sie die Redensart an. (S. Bauer 404.) Das Verhältniss beider zueinander ist nie ein sehr freundliches gewesen. Eine Gemeinde setzte ihrem Gutsherrn zwar einen Leichenstein, aber mit der Inschrift: „Hie leyt usse leybe Junker; as ä starb, da stunk er.“ (Breslauer Erzähler, 1800, S. 731.) Jünkerlein. Wenn die Jünkerlein auff die Pferde kommen, so stechen sie einen Spiess durch die Schule. – Petri, II, 644; Mathesy, 295b. Junkerschaft. 1 Junckerschafft wil gelt han. – Franck, I, 156b; Petri, II, 411; Lehmann, II, 280, 66; Eiselein, 354; Simrock, 5345; Körte, 3237; Braun, I, 1709. 2 Mit Junkerschaft kaufst du keinen Scheffel Korn auf dem Markte. Engl.: Gentry sent to market will not buy on bushel of corn. (Bohn II, 97.) Junkersrappe. An Junkersrappen, Mönchskappen und Pfaffenschlappen ist kein Segen1. – Klosterspiegel, 69, 22. 1) „Hängt der Fluch der Welt.“ Junkerthum. Junckerthum, Junckerthat. – Petri, II, 411. Junkpot. Dat Junkpot is dart'n, mutt 't ok bi 'n Stêrt uphelp'n. – Eichwald, 929a. Juno. Auch Juno schleudert manchmal Blitze. Diese Worte liess Christian von Schweden auf seine Kanonen setzen: Interdum etiam Juno fulmina vibrat. Jup. Jup, sied de Rüe, wan se 'ne in 'n Steärt knîped (kneipen). (Hagen.) – Frommann, III, 253, 93. Jupe. 1 Juppe vnd suppe. (S. Hülle 3.) – Henisch, 1284, 34. In dem Sinne wie: Hülle und Fülle, Rock und Knopf. *2 Durch die Juppe ins Amt kommen. (S. Jupenschlitz.) – Stalder, II, 79. *3 Joppa1 n'ond Hosa verteckid menga Mosa2. – Kirchhofer, 262, Tobler, 285. 1) Weiberröcke. 2) Flecken, Fehler. *4 Wer die rochlitzer Jupen anhat, der wird von den Wölfen nicht gefressen. – Leo, Das Königreich Sachsen, Leipzig 1852, S. 69. Zur Bezeichnung der Festigkeit der rochlitzer Kerker. Jupen heissen nämlich die zwei Thürme des Schlosses in Rochlitz (kleine Stadt an der Zwickauer Mulde, Kreisdirection Leipzig), die ehedem als Staatsgefängniss benutzt wurden. Dies alte sächsische Sprichwort lebt noch im Volksmunde. Jupiter. 1 Jupiter hat keine Kinder! (Altröm.) Verwundernder Ausruf, um ironisch das Gegentheil zu sagen, wie: Der Wald hat keine Bäume. Das Widersprechende. Jupiter, bei dem die Zeugekraft über alle Theile des Körpers verbreitet war und der aus der Hüfte den Bacchus, aus dem Gehirn die Pallas hervorbrachte, hatte sehr viel Kinder. Holl.: Jupiter heeft geene kinderen. (Harrebomée, I, 368b.) 2 Weit vom Jupiter, weit vom Blitz. (Altröm.) Holl.: Naast Jupiter, naast den bliksem. (Harrebomée, I, 368b.) 3 Wenn Jupiter vom Himmel herabkäme und seine Wohnung auf Erden anrichten wollte, so könnte er sich kein bequemer Land als Preussen auserlesen. – Berckenmeyer. *4 Da soll doch Jupiter mit seinen Blitzen dreinschlagen. Holl.: Dat moet Jupiter met zijn' bliksemschicht scheiden, zei jonker Frans. (Harrebomée, I, 368b.) Juppenschliefer. * Ein Juppenschliefer sein. Eigentlich einer, der sich mit Frauen herumtreibt; uneigentlich ein Mensch, der sein Wort nicht hält, ein Treuloser, Wortbrüchiger. Jüppenschlitz. * Durch den Jüppenschlitz zu Ehren kommen. – Eiselein, 354. Von denen, die Amt, Stellung, Orden u. s. w. ihrer Verheirathung und der durch dieselbe erlangten Verbindungen oder überhaupt weiblichen Einflüssen zu danken haben. (Vgl. Stalder, II, 79.) Jüppeschmecker. * Es ist e Jüppeschmecker. – Stalder, II, 79. Ein Mensch, der den Mädchen allenthalben nachläuft. Jürge. 1 Auf Sanct Jürgen (Georg, 23. April) soll man die Kuh von der Wiese schürgen. – Pistor., I, 96; Hillebrand, 87, 118; Graf, 69, 51; Simrock, 3414; Bllum, 192; Boebel, 20; Reinsberg VIII, 124. Wenn dem künftigen Heugewinn kein Eintrag geschehen soll, kann man das Weidevieh nicht länger als bis zum 23. April (Georgstag) oder (Jürgetag) Walpurgis darauf dulden. In Westfalen sagt man; Up Sünte Jürgen mot me de Kau up de Weide schürgen. Schürgen = stossen, treiben. (Schmeller, III, 401.) 2 Jürge wôr di Tâg, éitz hitt d'r Schäfr aem Sâk. (Oesterr.-Schles.). – Peter, 450. 3 Kit der Gerich, kit de Gräss und schlîd em et mät dem Bumpass; kit de Mächel, kit e nit, mer dasst em et mal der Pätschzang. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 14b. 4 Kit der Girch, kit das Grass; mer schlüch em et mät dem Humer äm d' Iert; allein der Mächel dier bräingd et nit mit mir sît em't mät der Zang mong Zähn. (Siebenbürg.- sächs.) – Schuster, 14a. *5 Gutten Girgen, Herr Morgen. – Gomolcke, 416. *6 Sanct Jürg weiss, wo Bartel den Most holt. – Laus. Magazin, XXX, 235. Dies ist wol die eigentliche Form des Sprichworts, das unter Bartel 6 als Redensart nebst den Erklärungen, die man darüber versucht hat, mitgetheilt ist. Nicht er, sondern Sanct-Jürg weiss, wo Bartel den Most holt; das will sagen: Um alt Georgii sieht man bereits am Weinstock, was er auf Bartholomäi verspricht. Also von jemand, der sichere Folgerungen ziehen kann, weil ihm die Voraussetzungen und Unterlagen dazu bekannt und gegeben sind. Jürgel. 1 Der Jörgel kehrt ein. Baumgarten (Progr., S. 26) bemerkt: „Es ist wol unabsichtlich die Frühlingsgottheit selbst gemeint, wenn es heisst: der Jörgel kehre ein. Die Feier des Georgitags (s. d.) vertrat in Oberösterreich wol die Stelle des Walpurgatages, was um so leichter war, als Sanct-Greorg als Symbol der den Winter vertilgenden Sonne erscheint. Aber die Frühlingsgottheit verkehrte sich, ihr Gefolge ward zu Hexen.“ 2 Was Jürgel nicht begreift, lernt Jürge nicht. – Reinsberg VII, 98. *3 Edt iss wie a hültzerner Gürgel. (Schles.) – Gomolcke, 130. Jürgeltag. 1 Jürgetag (23. April) bringt a Vespersack, Mariegeburt nimmt'n wieder furt. – Peter, I, 450; Schles. Provinzialbl., 1862, 569.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/546
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [540]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/546>, abgerufen am 25.04.2024.