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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 53 Wenn des Kaisers Sohn in die Schule geht, ist er wie jedes andere Kind.

Kein Ansehen der Person! Oder: er muss so gut von vorn anfangen, wie der Sohn des ärmsten Unterthanen und es kostet ihm dieselbe Mühe. Er muss selber lernen und selber denken. Niemand kann dies für ihn; auf diesem Gebiet hört die Bedienung, hören Standesunterschiede auf.

54 Wer des Kaisers Mund hat, mag sich den Genossen wählen. - Graf, 415, 116.

Die Schöffenbank hatte das Recht, sich selbst zu ergänzen. (S. Schöffenstuhl.)

Mhd.: Wer dez keisers munt hat, der mag sinen genoz kysen. (Endemann, I, 10, 12.)

55 Wer mit Kaisern den Ball trägt, der zum Henker den Strick trägt.

56 Wer sich vor dem Kaiser versäumt, kann sich nimmer erholen. - Graf, 443, 357.

Von den nachtheiligen Rechtsfolgen, welche das Ausbleiben vor Gericht hat, namentlich für die, welche der dritten Vorladung keine Folge leisteten. (S. 50, Dreimal 6 und Gerichtstag 2.)

Mhd.: Wer sich vor dem keyser versumet, der mag sich dez nvmer herholn. (Senckenberg, I, 18.)

57 Wer wie ein Kaiser lebt, kann wie ein Bettler sterben.

58 Wie dich der Kaiser findet, so richtet er über dich. (S. Finden 45.) - Graf, 409, 60.

Mhd.: Alz dich der keiser findet, als richtet er von dir. (Endemann, 64, 104.)

59 Wie sich der Kaiser helt, so folgt jhm alle Welt. - Henisch, 1171, 55.

60 Wir können nicht alle Kayser werden. - Gruter, III, 115; Lehmann, II, 882, 302; Sutor, 1001.

61 Wo der Kaiser die Wahrheit weiss, mag er richten ohne Klage. (S. 45.) - Graf, 29, 30; 98 u. 425, 213.

62 Wo der Kaiser hinkommt, da steht ihm das Recht offen. - Pistor., X, 7; Eisenhart, 628; Hillebrand, 240; Eiselein, 357; Simrock, 5358.

Dies Sprichwort fand bei der Einrichtung Deutschlands schon in der Periode der letzten Kaiser keine Anwendung mehr; es erinnert nur noch an die Zeiten, in denen die Kaiser die Gerichtsbarkeit allein über das ganze Volk oder nur über die unmittelbaren Reichsglieder ausübten, oder durch Pfalzgrafen ausüben liessen. Zur bessern Handhabung der Gerechtigkeit reisten die Kaiser in Deutschland herum, um den Parteien Gelegenheit zu geben, sich unmittelbar an sie zu wenden.

63 Wo nichts ist, hat der Kaiser das Recht verloren.

Scherzhaft parodirt: Wo nichts ist, hat's der Kaiser recht verloren.

64 Wun ich Kiser wer, wil ich de Bater mät dem Liefel iesstn, hat der Zegun gesogt. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 1059.

Wenn ich Kaiser werde, will ich die Butter mit dem Löffel essen, sagte der Zigeuner.

*65 A wird em Kaiser wull nich ausem Lande follen. - Robinson, 242.

*66 Af den oalde Keiser los leiwen. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 325, 259.

*67 Auf den alten Kaiser beten.

"So bat (betete) ich weder umb das Zeitliche noch ewige, sondern betete auf den alten Kaiser hinein wie ein viehe." (Simplic., I, 392.)

*68 Auf den alten Kaiser borgen (zechen, zehren). - Eiselein, 336; Schmeller, II, 335.

D. i. ohne an das Bezahlen zu denken.

Frz.: Emprunter pour ne pas rendre. - Manger et boire a bon compte. (Starschedel, 413.)

*69 Auf den alten Kaiser dahinleben.

"Jetzt glaub' ich erst recht, dass er ein kühnes Soldatenherz habe, sein Leben wacker dranzuwagen, weil er gleichsam ohne Religion und Gottesdienst auf den alten Kaiser hinein dahinleben und seine Seligkeit in die Schanz schlagen darf." (Simplic., I, 330.)

Frz.: Vivre au jour la journee. (Kritzinger, 403.)

*70 Auf den alten Kaiser heirathen.

"Ein jeglicher Rotz- und Bettelbub, ein jeglicher armer Tagewerker muss ein Weib haben; sie heurathen auf den alten Kaiser hinein." (Albertinus, Narrenhatz, 264.)

*71 Auf den alten Kaiser hinein. - Grimmelshausen, Springinsfeld.

*72 Auf den alten Kaiser hinein stehlen. - Grimmelshausen, Springinsfeld, IV.

[Spaltenumbruch] *73 Auf den alten Kaiser sündigen. - Braun, I, 1720.

Ohne an Strafe und Bezahlung zu denken. (Schmeller, II, 335.) Wenn ein Regierungswechsel in Aussicht steht, ist die Verwaltung in der Regel schlaff. Der neue Kaiser pflegte beim Antritt seiner Regierung eine Amnestie zu erlassen, auf deren Rechnung man sich manches erlaubte.

*74 Auf den alten Kaiser warten. - Srhmid, 621.

Uf da alta Kaiser warta. (Nefflen, 467.) Auf jemand warten, der nicht mehr kommt, oder auf etwas, für dessen Kommen es an jedem Grunde fehlt. Es scheint, als sei diese schwäbische, wie die andern hier angeführten, auf den alten Kaiser bezüglichen Redensarten aus dem Glauben an die Wiederkehr des alten Kaisers Friedrich entsprungen. (Vgl. Grimm, V, 39.)

*75 Das nähm' ich für des Kaisers Gut.

*76 Des Kaisers Bart wachsen hören.

A. Stöber erzählt unter andern Volksneckereien, dass auf dem Ochsenfelde bei Sennheim und Thann, unter dem Bibbelstein ein alter Kaiser sitze, und dass man, wenn einer hören will, wie des Kaisers Bart wächst, ihn dahin führt, sein Ohr an den Stein halten lässt und es dann darauf stösst, dass dem Gefoppten Hören und Sehen vergeht. (Vgl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1855, S. 320; Frommann, IV, 361, 2.)

*77 Dz ist nit mit des keisers gut zu bezalen. - Geiler, Vsslegung des Paternosters (Strasburg 1515), CIIII, 2b.

*78 Er ist des Kaisers Freund nicht.

Holl.: Hij is des keizers vriend niet. (Harrebomee, I, 391b.)

*79 Er mag's dem türkischen Kaiser sagen.

*80 Er schaut dem Kaiser aus dem Land. (Niederösterreich.)

D. h. er schielt.

*81 He hett'n düchtigen Kaiser an. - Kern, 324.

Hat so viel getrunken, dass er Muth hat wie ein Kaiser.

*82 Kaiser oder nichts.

"O Cäsar, o nullo. Diese Worte führt Cäsar Borgia in seinen Kriegsfahnen." (Historie von Frundsherg, Frankfurt a. M. MDLXVIII, 5b.)

*83 Sie streiten über des Kaisers Bart und hat ihn noch keiner gesehen.

In Otmar's Volkssagen (Bremen 1800, S. 165), wo es auf den in den Berg verzauberten Kaiser und seinen durch den Tisch gewachsenen Bart bezogen wird.

*84 Um des Kaisers Bart streiten. (S. Bart 100 und Esel 651.) - Lohrengel, II, 454; Körte, 3254; Wurzbach, II, 23; Braun, I, 1719.

Man hat gefragt, ob diese Redensart vielleicht nur aus: "Um der Geissen Bart streiten" entstanden sei. (S. Geisswolle.)

Frz.: Disputer (se battre) de la chape a l'eveque. (Lendroy, 311; Starschedel, 413.)


Kaiserfahrt.

Es gehen viel Keysersfarthen (Kaiserspuren) auss Teutschland gen Rom, aber wenig wider herauss. - Henisch, 1436, 3; Lehmann, II, 126, 115; Simrock, 8515.


Kaisergut.

Auch ein Kaisergut lässt sich verzehren. - Gaal, 1615; Simrock, 5365.

Kein Vermögen ist so gross, dass es sich nicht durchbringen liesse. Um den Reichthum sammeln sich ohnedies, wie um eine Lockspeise, eine Menge Raubvögel.

Lat.: Grandia per magnos tenuantur flumina rivos. (Gaal, 1615.)

Ung.: Nincs olly sok, a' mi el nem kel, ha nem kemellik. (Gaal, 1615.)


Kaiserhof.

Kaiser, Künig vnnd Fürsten Höfe sollen der tugend vnd Erbarkeit Schulen sein. - Agricola II, 308.


Kaiserin.

1 Eine Kaiserin und eine Kuh haben gleiche Schuh. (S. Frau 363.)

Frz.: L'imperatrice est une femme. (Leroux, II, 66.)

2 Man kann eher der Kaiserin ungestraft auf den Fuss treten, als dem Feldmarschall Daun an den Aermel stossen. (Oesterreich.)

3 Selbst die Kaiserin ist die Frau ihres Mannes.


Kaiserkrone.

Die Kaiserkrone ist eine Blume, aber sie ist nicht zum Geruch.


Kaiserlich.

* Se ist guet kaiserlich, se trait den Reichsapfel am Hals. - Nefflen, 465.

Sie hat einen Kropf, den sie zu verbergen sucht.


[Spaltenumbruch] 53 Wenn des Kaisers Sohn in die Schule geht, ist er wie jedes andere Kind.

Kein Ansehen der Person! Oder: er muss so gut von vorn anfangen, wie der Sohn des ärmsten Unterthanen und es kostet ihm dieselbe Mühe. Er muss selber lernen und selber denken. Niemand kann dies für ihn; auf diesem Gebiet hört die Bedienung, hören Standesunterschiede auf.

54 Wer des Kaisers Mund hat, mag sich den Genossen wählen.Graf, 415, 116.

Die Schöffenbank hatte das Recht, sich selbst zu ergänzen. (S. Schöffenstuhl.)

Mhd.: Wer dez keisers munt hat, der mag sinen genoz kysen. (Endemann, I, 10, 12.)

55 Wer mit Kaisern den Ball trägt, der zum Henker den Strick trägt.

56 Wer sich vor dem Kaiser versäumt, kann sich nimmer erholen.Graf, 443, 357.

Von den nachtheiligen Rechtsfolgen, welche das Ausbleiben vor Gericht hat, namentlich für die, welche der dritten Vorladung keine Folge leisteten. (S. 50, Dreimal 6 und Gerichtstag 2.)

Mhd.: Wer sich vor dem keyser versumet, der mag sich dez nvmer herholn. (Senckenberg, I, 18.)

57 Wer wie ein Kaiser lebt, kann wie ein Bettler sterben.

58 Wie dich der Kaiser findet, so richtet er über dich. (S. Finden 45.) – Graf, 409, 60.

Mhd.: Alz dich der keiser findet, als richtet er von dir. (Endemann, 64, 104.)

59 Wie sich der Kaiser helt, so folgt jhm alle Welt.Henisch, 1171, 55.

60 Wir können nicht alle Kayser werden.Gruter, III, 115; Lehmann, II, 882, 302; Sutor, 1001.

61 Wo der Kaiser die Wahrheit weiss, mag er richten ohne Klage. (S. 45.)Graf, 29, 30; 98 u. 425, 213.

62 Wo der Kaiser hinkommt, da steht ihm das Recht offen.Pistor., X, 7; Eisenhart, 628; Hillebrand, 240; Eiselein, 357; Simrock, 5358.

Dies Sprichwort fand bei der Einrichtung Deutschlands schon in der Periode der letzten Kaiser keine Anwendung mehr; es erinnert nur noch an die Zeiten, in denen die Kaiser die Gerichtsbarkeit allein über das ganze Volk oder nur über die unmittelbaren Reichsglieder ausübten, oder durch Pfalzgrafen ausüben liessen. Zur bessern Handhabung der Gerechtigkeit reisten die Kaiser in Deutschland herum, um den Parteien Gelegenheit zu geben, sich unmittelbar an sie zu wenden.

63 Wo nichts ist, hat der Kaiser das Recht verloren.

Scherzhaft parodirt: Wo nichts ist, hat's der Kaiser recht verloren.

64 Wun ich Kiser wer, wil ich de Bater mät dem Liéfel iésstn, hat der Zegun gesôgt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1059.

Wenn ich Kaiser werde, will ich die Butter mit dem Löffel essen, sagte der Zigeuner.

*65 A wird em Kaiser wull nich ausem Lande follen.Robinson, 242.

*66 Af den oalde Kîser lôs lîwen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 259.

*67 Auf den alten Kaiser beten.

„So bat (betete) ich weder umb das Zeitliche noch ewige, sondern betete auf den alten Kaiser hinein wie ein viehe.“ (Simplic., I, 392.)

*68 Auf den alten Kaiser borgen (zechen, zehren). – Eiselein, 336; Schmeller, II, 335.

D. i. ohne an das Bezahlen zu denken.

Frz.: Emprunter pour ne pas rendre. – Manger et boire à bon compte. (Starschedel, 413.)

*69 Auf den alten Kaiser dahinleben.

„Jetzt glaub' ich erst recht, dass er ein kühnes Soldatenherz habe, sein Leben wacker dranzuwagen, weil er gleichsam ohne Religion und Gottesdienst auf den alten Kaiser hinein dahinleben und seine Seligkeit in die Schanz schlagen darf.“ (Simplic., I, 330.)

Frz.: Vivre au jour la journée. (Kritzinger, 403.)

*70 Auf den alten Kaiser heirathen.

„Ein jeglicher Rotz- und Bettelbub, ein jeglicher armer Tagewerker muss ein Weib haben; sie heurathen auf den alten Kaiser hinein.“ (Albertinus, Narrenhatz, 264.)

*71 Auf den alten Kaiser hinein.Grimmelshausen, Springinsfeld.

*72 Auf den alten Kaiser hinein stehlen.Grimmelshausen, Springinsfeld, IV.

[Spaltenumbruch] *73 Auf den alten Kaiser sündigen.Braun, I, 1720.

Ohne an Strafe und Bezahlung zu denken. (Schmeller, II, 335.) Wenn ein Regierungswechsel in Aussicht steht, ist die Verwaltung in der Regel schlaff. Der neue Kaiser pflegte beim Antritt seiner Regierung eine Amnestie zu erlassen, auf deren Rechnung man sich manches erlaubte.

*74 Auf den alten Kaiser warten.Srhmid, 621.

Uf da alta Kaiser warta. (Nefflen, 467.) Auf jemand warten, der nicht mehr kommt, oder auf etwas, für dessen Kommen es an jedem Grunde fehlt. Es scheint, als sei diese schwäbische, wie die andern hier angeführten, auf den alten Kaiser bezüglichen Redensarten aus dem Glauben an die Wiederkehr des alten Kaisers Friedrich entsprungen. (Vgl. Grimm, V, 39.)

*75 Das nähm' ich für des Kaisers Gut.

*76 Des Kaisers Bart wachsen hören.

A. Stöber erzählt unter andern Volksneckereien, dass auf dem Ochsenfelde bei Sennheim und Thann, unter dem Bibbelstein ein alter Kaiser sitze, und dass man, wenn einer hören will, wie des Kaisers Bart wächst, ihn dahin führt, sein Ohr an den Stein halten lässt und es dann darauf stösst, dass dem Gefoppten Hören und Sehen vergeht. (Vgl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1855, S. 320; Frommann, IV, 361, 2.)

*77 Dz ist nit mit des keisers gut zu bezalen.Geiler, Vsslegung des Paternosters (Strasburg 1515), CIIII, 2b.

*78 Er ist des Kaisers Freund nicht.

Holl.: Hij is des keizers vriend niet. (Harrebomée, I, 391b.)

*79 Er mag's dem türkischen Kaiser sagen.

*80 Er schaut dem Kaiser aus dem Land. (Niederösterreich.)

D. h. er schielt.

*81 He hett'n düchtigen Kaiser an.Kern, 324.

Hat so viel getrunken, dass er Muth hat wie ein Kaiser.

*82 Kaiser oder nichts.

„O Cäsar, o nullo. Diese Worte führt Cäsar Borgia in seinen Kriegsfahnen.“ (Historie von Frundsherg, Frankfurt a. M. MDLXVIII, 5b.)

*83 Sie streiten über des Kaisers Bart und hat ihn noch keiner gesehen.

In Otmar's Volkssagen (Bremen 1800, S. 165), wo es auf den in den Berg verzauberten Kaiser und seinen durch den Tisch gewachsenen Bart bezogen wird.

*84 Um des Kaisers Bart streiten. (S. Bart 100 und Esel 651.) – Lohrengel, II, 454; Körte, 3254; Wurzbach, II, 23; Braun, I, 1719.

Man hat gefragt, ob diese Redensart vielleicht nur aus: „Um der Geissen Bart streiten“ entstanden sei. (S. Geisswolle.)

Frz.: Disputer (se battre) de la chape à l'évêque. (Lendroy, 311; Starschedel, 413.)


Kaiserfahrt.

Es gehen viel Keysersfarthen (Kaiserspuren) auss Teutschland gen Rom, aber wenig wider herauss.Henisch, 1436, 3; Lehmann, II, 126, 115; Simrock, 8515.


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Auch ein Kaisergut lässt sich verzehren.Gaal, 1615; Simrock, 5365.

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Kaiserhof.

Kaiser, Künig vnnd Fürsten Höfe sollen der tugend vnd Erbarkeit Schulen sein.Agricola II, 308.


Kaiserin.

1 Eine Kaiserin und eine Kuh haben gleiche Schuh. (S. Frau 363.)

Frz.: L'impératrice est une femme. (Leroux, II, 66.)

2 Man kann eher der Kaiserin ungestraft auf den Fuss treten, als dem Feldmarschall Daun an den Aermel stossen. (Oesterreich.)

3 Selbst die Kaiserin ist die Frau ihres Mannes.


Kaiserkrone.

Die Kaiserkrone ist eine Blume, aber sie ist nicht zum Geruch.


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[[549]/0555] 53 Wenn des Kaisers Sohn in die Schule geht, ist er wie jedes andere Kind. Kein Ansehen der Person! Oder: er muss so gut von vorn anfangen, wie der Sohn des ärmsten Unterthanen und es kostet ihm dieselbe Mühe. Er muss selber lernen und selber denken. Niemand kann dies für ihn; auf diesem Gebiet hört die Bedienung, hören Standesunterschiede auf. 54 Wer des Kaisers Mund hat, mag sich den Genossen wählen. – Graf, 415, 116. Die Schöffenbank hatte das Recht, sich selbst zu ergänzen. (S. Schöffenstuhl.) Mhd.: Wer dez keisers munt hat, der mag sinen genoz kysen. (Endemann, I, 10, 12.) 55 Wer mit Kaisern den Ball trägt, der zum Henker den Strick trägt. 56 Wer sich vor dem Kaiser versäumt, kann sich nimmer erholen. – Graf, 443, 357. Von den nachtheiligen Rechtsfolgen, welche das Ausbleiben vor Gericht hat, namentlich für die, welche der dritten Vorladung keine Folge leisteten. (S. 50, Dreimal 6 und Gerichtstag 2.) Mhd.: Wer sich vor dem keyser versumet, der mag sich dez nvmer herholn. (Senckenberg, I, 18.) 57 Wer wie ein Kaiser lebt, kann wie ein Bettler sterben. 58 Wie dich der Kaiser findet, so richtet er über dich. (S. Finden 45.) – Graf, 409, 60. Mhd.: Alz dich der keiser findet, als richtet er von dir. (Endemann, 64, 104.) 59 Wie sich der Kaiser helt, so folgt jhm alle Welt. – Henisch, 1171, 55. 60 Wir können nicht alle Kayser werden. – Gruter, III, 115; Lehmann, II, 882, 302; Sutor, 1001. 61 Wo der Kaiser die Wahrheit weiss, mag er richten ohne Klage. (S. 45.) – Graf, 29, 30; 98 u. 425, 213. 62 Wo der Kaiser hinkommt, da steht ihm das Recht offen. – Pistor., X, 7; Eisenhart, 628; Hillebrand, 240; Eiselein, 357; Simrock, 5358. Dies Sprichwort fand bei der Einrichtung Deutschlands schon in der Periode der letzten Kaiser keine Anwendung mehr; es erinnert nur noch an die Zeiten, in denen die Kaiser die Gerichtsbarkeit allein über das ganze Volk oder nur über die unmittelbaren Reichsglieder ausübten, oder durch Pfalzgrafen ausüben liessen. Zur bessern Handhabung der Gerechtigkeit reisten die Kaiser in Deutschland herum, um den Parteien Gelegenheit zu geben, sich unmittelbar an sie zu wenden. 63 Wo nichts ist, hat der Kaiser das Recht verloren. Scherzhaft parodirt: Wo nichts ist, hat's der Kaiser recht verloren. 64 Wun ich Kiser wer, wil ich de Bater mät dem Liéfel iésstn, hat der Zegun gesôgt. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1059. Wenn ich Kaiser werde, will ich die Butter mit dem Löffel essen, sagte der Zigeuner. *65 A wird em Kaiser wull nich ausem Lande follen. – Robinson, 242. *66 Af den oalde Kîser lôs lîwen. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 259. *67 Auf den alten Kaiser beten. „So bat (betete) ich weder umb das Zeitliche noch ewige, sondern betete auf den alten Kaiser hinein wie ein viehe.“ (Simplic., I, 392.) *68 Auf den alten Kaiser borgen (zechen, zehren). – Eiselein, 336; Schmeller, II, 335. D. i. ohne an das Bezahlen zu denken. Frz.: Emprunter pour ne pas rendre. – Manger et boire à bon compte. (Starschedel, 413.) *69 Auf den alten Kaiser dahinleben. „Jetzt glaub' ich erst recht, dass er ein kühnes Soldatenherz habe, sein Leben wacker dranzuwagen, weil er gleichsam ohne Religion und Gottesdienst auf den alten Kaiser hinein dahinleben und seine Seligkeit in die Schanz schlagen darf.“ (Simplic., I, 330.) Frz.: Vivre au jour la journée. (Kritzinger, 403.) *70 Auf den alten Kaiser heirathen. „Ein jeglicher Rotz- und Bettelbub, ein jeglicher armer Tagewerker muss ein Weib haben; sie heurathen auf den alten Kaiser hinein.“ (Albertinus, Narrenhatz, 264.) *71 Auf den alten Kaiser hinein. – Grimmelshausen, Springinsfeld. *72 Auf den alten Kaiser hinein stehlen. – Grimmelshausen, Springinsfeld, IV. *73 Auf den alten Kaiser sündigen. – Braun, I, 1720. Ohne an Strafe und Bezahlung zu denken. (Schmeller, II, 335.) Wenn ein Regierungswechsel in Aussicht steht, ist die Verwaltung in der Regel schlaff. Der neue Kaiser pflegte beim Antritt seiner Regierung eine Amnestie zu erlassen, auf deren Rechnung man sich manches erlaubte. *74 Auf den alten Kaiser warten. – Srhmid, 621. Uf da alta Kaiser warta. (Nefflen, 467.) Auf jemand warten, der nicht mehr kommt, oder auf etwas, für dessen Kommen es an jedem Grunde fehlt. Es scheint, als sei diese schwäbische, wie die andern hier angeführten, auf den alten Kaiser bezüglichen Redensarten aus dem Glauben an die Wiederkehr des alten Kaisers Friedrich entsprungen. (Vgl. Grimm, V, 39.) *75 Das nähm' ich für des Kaisers Gut. *76 Des Kaisers Bart wachsen hören. A. Stöber erzählt unter andern Volksneckereien, dass auf dem Ochsenfelde bei Sennheim und Thann, unter dem Bibbelstein ein alter Kaiser sitze, und dass man, wenn einer hören will, wie des Kaisers Bart wächst, ihn dahin führt, sein Ohr an den Stein halten lässt und es dann darauf stösst, dass dem Gefoppten Hören und Sehen vergeht. (Vgl. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1855, S. 320; Frommann, IV, 361, 2.) *77 Dz ist nit mit des keisers gut zu bezalen. – Geiler, Vsslegung des Paternosters (Strasburg 1515), CIIII, 2b. *78 Er ist des Kaisers Freund nicht. Holl.: Hij is des keizers vriend niet. (Harrebomée, I, 391b.) *79 Er mag's dem türkischen Kaiser sagen. *80 Er schaut dem Kaiser aus dem Land. (Niederösterreich.) D. h. er schielt. *81 He hett'n düchtigen Kaiser an. – Kern, 324. Hat so viel getrunken, dass er Muth hat wie ein Kaiser. *82 Kaiser oder nichts. „O Cäsar, o nullo. Diese Worte führt Cäsar Borgia in seinen Kriegsfahnen.“ (Historie von Frundsherg, Frankfurt a. M. MDLXVIII, 5b.) *83 Sie streiten über des Kaisers Bart und hat ihn noch keiner gesehen. In Otmar's Volkssagen (Bremen 1800, S. 165), wo es auf den in den Berg verzauberten Kaiser und seinen durch den Tisch gewachsenen Bart bezogen wird. *84 Um des Kaisers Bart streiten. (S. Bart 100 und Esel 651.) – Lohrengel, II, 454; Körte, 3254; Wurzbach, II, 23; Braun, I, 1719. Man hat gefragt, ob diese Redensart vielleicht nur aus: „Um der Geissen Bart streiten“ entstanden sei. (S. Geisswolle.) Frz.: Disputer (se battre) de la chape à l'évêque. (Lendroy, 311; Starschedel, 413.) Kaiserfahrt. Es gehen viel Keysersfarthen (Kaiserspuren) auss Teutschland gen Rom, aber wenig wider herauss. – Henisch, 1436, 3; Lehmann, II, 126, 115; Simrock, 8515. Kaisergut. Auch ein Kaisergut lässt sich verzehren. – Gaal, 1615; Simrock, 5365. Kein Vermögen ist so gross, dass es sich nicht durchbringen liesse. Um den Reichthum sammeln sich ohnedies, wie um eine Lockspeise, eine Menge Raubvögel. Lat.: Grandia per magnos tenuantur flumina rivos. (Gaal, 1615.) Ung.: Nincs olly sok, a' mi el nem kél, ha nem kéméllik. (Gaal, 1615.) Kaiserhof. Kaiser, Künig vnnd Fürsten Höfe sollen der tugend vnd Erbarkeit Schulen sein. – Agricola II, 308. Kaiserin. 1 Eine Kaiserin und eine Kuh haben gleiche Schuh. (S. Frau 363.) Frz.: L'impératrice est une femme. (Leroux, II, 66.) 2 Man kann eher der Kaiserin ungestraft auf den Fuss treten, als dem Feldmarschall Daun an den Aermel stossen. (Oesterreich.) 3 Selbst die Kaiserin ist die Frau ihres Mannes. Kaiserkrone. Die Kaiserkrone ist eine Blume, aber sie ist nicht zum Geruch. Kaiserlich. * Se ist guet kaiserlich, se trait den Reichsapfel am Hals. – Nefflen, 465. Sie hat einen Kropf, den sie zu verbergen sucht.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [549]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/555>, abgerufen am 24.04.2024.