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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Kantorei.

Keine bessere Kantorei, als in allen Dingen mässig sei.

Lat.: Rebus modus concentus est suavissimus. (Henisch, 583, 17.)


Kantorhusten.

* Er hat den Kantorhusten. (S. Kantor 10 u. 11.)


Kanzel.

1 Af da Kanzl an Löb, ön Beichtstuel an Lam. (Oberösterreich.) - Baumgarten.

Der Geistliche soll auf der Kanzel ein Löwe, im Beichtstuhl ein Lamm sein.

2 Auf der Kanzel ist der Mönch keusch. - Simrock, 5417.

3 Eine schöne Kanzel macht eine schlechte Predigt nicht gut.

4 Man soll auf der Kanzel nichts lehren, was grosse Herren nicht wollen hören. - Murner, Vom luth. Narren.

5 Seind man Cantzel vnd Cantzellei vermengt, es heut besser in der Welt steht vnd geht. - Gruter, III, 81; Lehmann, II, 577, 73.

*6 D' Chanzla n'ufstella. - Tobler, 94.

Bei Besetzung einer Pfarrstelle freie Bewerbung eröffnen, sodass der Befähigte, der dazu geneigt ist, eine Probepredigt halten kann.

*7 Die Kanzel berauben, um das Altar zu bekleiden.

Holl.: Hij berooft de kerk, om zijn eigen koor te dekken. (Harrebomee, I, 394a.)

*8 Einen von der Kanzel auswaschen.

"Mit solchen Worten vngelaschen, vns von der Cantzel ausszuwaschen." (Waldis, IV, 98.)

*9 Einen von der Kanzel werfen (oder: springen lassen). - Grimm, V, 177.

Im Aufgebot oder kirchenzüchtlich tadelnd. "Dass sie vmb acht tag ehender als sonsten dorften Hochzeit halten, weiln sie in acht Tagen dreimahl nach einander über die Canzel geworfen werden konnten." (Simplic., II, 395.)

Frz.: Declamer contre quelqu'un. (Kritzinger, 204b.) - Publier les annonces de quelqu'un. (Kritzinger, 29b.)

*10 Sei dräggt det Voders Kanzel opp em Puckel. (Ostpreuss.)

Von einer verwachsenen Predigertochter entlehnt.

*11 Sich der Kanzel widmen.

Dem Studium der Theologie.

*12 Ueber die Kanzel abwerfen (geworfen werden). - Simplic., IV, 506 u. 572.

*13 Von der Kanzel fallen. - Frischbier2, 1885.

Scherzhaft vom kirchlichen Aufgebot der Brautleute. Er ist heute das zweite oder dritte mal von der Kanzel gefallen. In Würtemberg: Von der Kanzel ra schmeissa. (Nefflen, 468.) In Pommern: Se sind all van de Kanzel fallen. (Dähnert, 217b.)


Kanzelsprung.

* Den Kanzelsprung thun.

Von Brautleuten, die aufgeboten werden. "Da sollt ihr ein Flüstern hören durch die Stühl und auf den Chören, wenn den Kanzelsprung wir thun." (Voss, IV, 102.)


Kanzlei.

1 Die Cantzeley im Menschen ist im kopff, das zeughauss in der brust, die kuchen oder Keller im bauch. - Henisch, 584, 2.

Lat.: Tres sunt potentiae unius animae, ratiocinatrix, irascibilis, concupiscibilis. (Henisch, 484, 4.)

2 Die Cantzley ist dess Fürsten Hertz. - Petri, II, 133; Henisch, 583, 1; Pistor., III, 35; Simrock, 1435.

3 In die Kanzlei Gottes muss niemand steigen.

Verbietet sich auch von selbst.

*4 Auf (oder: in der) Kanzlei sein. - Simplic., 864.

Scherzhaft für Abtritt, wie auch Kapelle, Oberlandesgericht, mittelhochdeutsch sprachhaus. (Vgl. Grimm, V, 179.)


Käp.

* Aest un de Käp afschreibven. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 175.

Es im Schornstein aufschreiben, auf die Zahlung einer Schuld verzichten.


Kap.

1 Ist das Kap umfahren, so ist der Heil'ge betrogen.

2 Ist man ums Kap, wirft man den Heil'gen hinab.

Frz.: La riviere etant passee, le Saint est oublie. (Gaal, 614.)

It.: Passato il punto, gabbato il Santo. (Gaal, 614.)

[Spaltenumbruch] *3 Er wird das Kap nicht erreichen.

Nämlich der "guten Hoffnung", weil der, welcher dies Vorgebirge glücklich erreicht, die meisten Schwierigkeiten einer Fahrt nach Ostindien überwunden hat.

Holl.: Hij zai de kaap niet halen. ( Harrebomee, I, 369.)


Kapaun.

1 Alle Tage Kapaun und nie was Frisches, klagte die Kammerjungfer.

Holl.: Altijd kapoenen, nimmermeer wat versch. (Harrebomee, I, 382a.)

2 Die Kapaunen geben keinen Hahnen nimmermehr; darum muss man ihnen das Krähen mit dem Bratspiess vertreiben. - Eiselein, 361; Klosterspiegel, 26, 20; Simrock, 5419.

Tiletan, Jak. Hoogstraten und andere wandten das Wort gegen die Ketzer an, wenn man sagen wollte, es sei am besten, sie zu verbrennen.

3 Ein Kapaun in die Kuch schützt vor des Richters Bruch (Strafe).

Frz.: Un brochet fait plus qu'une lettre de recommandation. (Bohn I, 61.)

4 Ein Kappen acht Monat alt, ich für ein Kaisersessen halt', wiewol ein Kochersberger Bauer auch mit äss'.

Die letztern müssen sich aber oft mit einer Brotrinde begnügen, welche in Brühe getaucht ist, die man in Frankreich einen Kapaun der Normandie nennt: Un chapon de Normandie. (Leroux, I, 241.) Die Franzosen sind derselben Ansicht: Chappon de huict mois manger de rois. (Leroux, I, 98; Kritzinger, 204a.) Und die Spanier sagen: Wenn der Bauer wüsste, wie schmackhaft und saftig ein Huhn im Januar ist, er liesse nicht eins auf dem Hühnerhofe. Dann loben sie ein Zicklein von einem Monat und ein Lamm von drei.

Port.: Capao de oito mezes, pera a meza, de reis. (Bohn I, 272.)

Span.: Capon de ocho meses para mesa de rey. (Bohn I, 208.)

5 Ein Kopen berupfft man oben vff dem kopf. - H. Sachs; Eiselein, 361.

6 En aolen Kapaun is guest bi de Küken (Küchlein). (Münster.) - Firmenich, I, 298, 56; Frommann, VI, 426, 60; hochdeutsch bei Simrock, 5420; Körte, 3277.

7 Es ist nicht noth die Kapaunen zu verschneiden. - Eiselein, 105.

Lat.: Gallos quid exsecas?

8 Kapaunen und Hennen sind selten intim.

Frz.: Jamais chapon n'aima geline. (Bohn I, 27.)

9 Kapaunen und Kuhfleisch lassen sich nicht in Einem Topfe gleich sieden. - Parömiakon, 265.

10 Kapaunen von acht Monaten sind ein königlich Essen.

Ehe Indien uns sein Federvieh zugeschickt hatte, war der Kapaun bei einer Mahlzeit die beste Schüssel. Aus der Achtung, welche man für dies Gericht hatte, ist das vorstehende Sprichwort erwachsen.

Frz.: Chapon de huit mois, deiner de roi. (Cahier, 297.)

11 Kapaunen werden nicht fett, wenn man sie mit Versprechungen füttert.

12 Wer Kapaunen isst, dem kommen Kapaunen. - Reinsberg III, 133.

Nach dem Wörterbuch der französischen Akademie wird dies aus Frankreich überkommene Sprichwort in zwei Bedeutungen genommen; in der einen, um zu sagen, dass Güter eher dem zutheil werden, welcher davon Gebrauch macht, als dem, der sie blos aufspeichert; in der andern, um auszudrücken, dass Güter besonders dem zutheil werden, welcher deren schon besitzt. Wer hat, dem wird gegeben. Das Geld geht dahin, wo es dessen schon vorfindet, je grösser der Haufen, desto mehr vermehrt er sich. "Der erste Pfennig", sagt J. J. Rousseau, "ist schwerer zu gewinnen, als die letzte Million."

Frz.: Qui bons lapins mengue bons lapins le suyvent. - Qui chapon mange, chapon lui vient. (Leroux, I, 114; II, 293; Lendroy, 317.)

Holl.: Men zendt hun kapoenen, die kapoenen eten. (Harrebomee, I, 382a.)

13 Wer Kapaunen nicht veracht', dem werden auch Rebhühner gebracht.

Frz.: Qui mange chappon, chapon (perdrix) lui vient. (Lendroy, 317; Leroux, I, 98.)

14 Wer keinen Kapaun hat, dem schmeckt auch wol Rindfleisch. - Reinsberg IV, 90.

Engl.: If thou hast not a capon, feed on an onion. (Bohn, II, 3.)

15 Wer mir einen Kapaun schenkt, dem geb' ich gern einen Flügel zum Abklauben.

Engl.: Who gives thee a capon, give him the leg and the wing. (Bohn II, 9.)

Span.: Al que da el capon, dale la pierna y el alon. (Bohn I, 197.)


[Spaltenumbruch]


Kantorei.

Keine bessere Kantorei, als in allen Dingen mässig sei.

Lat.: Rebus modus concentus est suavissimus. (Henisch, 583, 17.)


Kantorhusten.

* Er hat den Kantorhusten. (S. Kantor 10 u. 11.)


Kanzel.

1 Af da Kanzl an Löb, ön Beichtstuel an Lam. (Oberösterreich.) – Baumgarten.

Der Geistliche soll auf der Kanzel ein Löwe, im Beichtstuhl ein Lamm sein.

2 Auf der Kanzel ist der Mönch keusch.Simrock, 5417.

3 Eine schöne Kanzel macht eine schlechte Predigt nicht gut.

4 Man soll auf der Kanzel nichts lehren, was grosse Herren nicht wollen hören.Murner, Vom luth. Narren.

5 Seind man Cantzel vnd Cantzellei vermengt, es heut besser in der Welt steht vnd geht.Gruter, III, 81; Lehmann, II, 577, 73.

*6 D' Chanzla n'ufstella.Tobler, 94.

Bei Besetzung einer Pfarrstelle freie Bewerbung eröffnen, sodass der Befähigte, der dazu geneigt ist, eine Probepredigt halten kann.

*7 Die Kanzel berauben, um das Altar zu bekleiden.

Holl.: Hij berooft de kerk, om zijn eigen koor te dekken. (Harrebomée, I, 394a.)

*8 Einen von der Kanzel auswaschen.

„Mit solchen Worten vngelaschen, vns von der Cantzel ausszuwaschen.“ (Waldis, IV, 98.)

*9 Einen von der Kanzel werfen (oder: springen lassen).Grimm, V, 177.

Im Aufgebot oder kirchenzüchtlich tadelnd. „Dass sie vmb acht tag ehender als sonsten dorften Hochzeit halten, weiln sie in acht Tagen dreimahl nach einander über die Canzel geworfen werden konnten.“ (Simplic., II, 395.)

Frz.: Déclamer contre quelqu'un. (Kritzinger, 204b.) – Publier les annonces de quelqu'un. (Kritzinger, 29b.)

*10 Sei dräggt det Voders Kanzel opp em Puckel. (Ostpreuss.)

Von einer verwachsenen Predigertochter entlehnt.

*11 Sich der Kanzel widmen.

Dem Studium der Theologie.

*12 Ueber die Kanzel abwerfen (geworfen werden).Simplic., IV, 506 u. 572.

*13 Von der Kanzel fallen.Frischbier2, 1885.

Scherzhaft vom kirchlichen Aufgebot der Brautleute. Er ist heute das zweite oder dritte mal von der Kanzel gefallen. In Würtemberg: Von der Kanzel ra schmeissa. (Nefflen, 468.) In Pommern: Se sind all van de Kanzel fallen. (Dähnert, 217b.)


Kanzelsprung.

* Den Kanzelsprung thun.

Von Brautleuten, die aufgeboten werden. „Da sollt ihr ein Flüstern hören durch die Stühl und auf den Chören, wenn den Kanzelsprung wir thun.“ (Voss, IV, 102.)


Kanzlei.

1 Die Cantzeley im Menschen ist im kopff, das zeughauss in der brust, die kuchen oder Keller im bauch.Henisch, 584, 2.

Lat.: Tres sunt potentiae unius animae, ratiocinatrix, irascibilis, concupiscibilis. (Henisch, 484, 4.)

2 Die Cantzley ist dess Fürsten Hertz.Petri, II, 133; Henisch, 583, 1; Pistor., III, 35; Simrock, 1435.

3 In die Kanzlei Gottes muss niemand steigen.

Verbietet sich auch von selbst.

*4 Auf (oder: in der) Kanzlei sein.Simplic., 864.

Scherzhaft für Abtritt, wie auch Kapelle, Oberlandesgericht, mittelhochdeutsch sprachhûs. (Vgl. Grimm, V, 179.)


Käp.

* Aest un de Käp afschreibven. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 175.

Es im Schornstein aufschreiben, auf die Zahlung einer Schuld verzichten.


Kap.

1 Ist das Kap umfahren, so ist der Heil'ge betrogen.

2 Ist man ums Kap, wirft man den Heil'gen hinab.

Frz.: La rivière étant passée, le Saint est oublié. (Gaal, 614.)

It.: Passato il punto, gabbato il Santo. (Gaal, 614.)

[Spaltenumbruch] *3 Er wird das Kap nicht erreichen.

Nämlich der „guten Hoffnung“, weil der, welcher dies Vorgebirge glücklich erreicht, die meisten Schwierigkeiten einer Fahrt nach Ostindien überwunden hat.

Holl.: Hij zai de kaap niet halen. ( Harrebomée, I, 369.)


Kapaun.

1 Alle Tage Kapaun und nie was Frisches, klagte die Kammerjungfer.

Holl.: Altijd kapoenen, nimmermeer wat versch. (Harrebomée, I, 382a.)

2 Die Kapaunen geben keinen Hahnen nimmermehr; darum muss man ihnen das Krähen mit dem Bratspiess vertreiben.Eiselein, 361; Klosterspiegel, 26, 20; Simrock, 5419.

Tiletan, Jak. Hoogstraten und andere wandten das Wort gegen die Ketzer an, wenn man sagen wollte, es sei am besten, sie zu verbrennen.

3 Ein Kapaun in die Kuch schützt vor des Richters Bruch (Strafe).

Frz.: Un brochet fait plus qu'une lettre de recommandation. (Bohn I, 61.)

4 Ein Kappen acht Monat alt, ich für ein Kaisersessen halt', wiewol ein Kochersberger Bauer auch mit äss'.

Die letztern müssen sich aber oft mit einer Brotrinde begnügen, welche in Brühe getaucht ist, die man in Frankreich einen Kapaun der Normandie nennt: Un chapon de Normandie. (Leroux, I, 241.) Die Franzosen sind derselben Ansicht: Chappon de huict mois manger de rois. (Leroux, I, 98; Kritzinger, 204a.) Und die Spanier sagen: Wenn der Bauer wüsste, wie schmackhaft und saftig ein Huhn im Januar ist, er liesse nicht eins auf dem Hühnerhofe. Dann loben sie ein Zicklein von einem Monat und ein Lamm von drei.

Port.: Capão de oito mezes, pera a meza, de reis. (Bohn I, 272.)

Span.: Capon de ocho meses para mesa de rey. (Bohn I, 208.)

5 Ein Kopen berupfft man oben vff dem kopf.H. Sachs; Eiselein, 361.

6 En aolen Kapûn is guest bi de Küken (Küchlein). (Münster.) – Firmenich, I, 298, 56; Frommann, VI, 426, 60; hochdeutsch bei Simrock, 5420; Körte, 3277.

7 Es ist nicht noth die Kapaunen zu verschneiden.Eiselein, 105.

Lat.: Gallos quid exsecas?

8 Kapaunen und Hennen sind selten intim.

Frz.: Jamais chapon n'aima geline. (Bohn I, 27.)

9 Kapaunen und Kuhfleisch lassen sich nicht in Einem Topfe gleich sieden.Parömiakon, 265.

10 Kapaunen von acht Monaten sind ein königlich Essen.

Ehe Indien uns sein Federvieh zugeschickt hatte, war der Kapaun bei einer Mahlzeit die beste Schüssel. Aus der Achtung, welche man für dies Gericht hatte, ist das vorstehende Sprichwort erwachsen.

Frz.: Chapon de huit mois, dîner de roi. (Cahier, 297.)

11 Kapaunen werden nicht fett, wenn man sie mit Versprechungen füttert.

12 Wer Kapaunen isst, dem kommen Kapaunen.Reinsberg III, 133.

Nach dem Wörterbuch der französischen Akademie wird dies aus Frankreich überkommene Sprichwort in zwei Bedeutungen genommen; in der einen, um zu sagen, dass Güter eher dem zutheil werden, welcher davon Gebrauch macht, als dem, der sie blos aufspeichert; in der andern, um auszudrücken, dass Güter besonders dem zutheil werden, welcher deren schon besitzt. Wer hat, dem wird gegeben. Das Geld geht dahin, wo es dessen schon vorfindet, je grösser der Haufen, desto mehr vermehrt er sich. „Der erste Pfennig“, sagt J. J. Rousseau, „ist schwerer zu gewinnen, als die letzte Million.“

Frz.: Qui bons lapins mengue bons lapins le suyvent. – Qui chapon mange, chapon lui vient. (Leroux, I, 114; II, 293; Lendroy, 317.)

Holl.: Men zendt hun kapoenen, die kapoenen eten. (Harrebomée, I, 382a.)

13 Wer Kapaunen nicht veracht', dem werden auch Rebhühner gebracht.

Frz.: Qui mange chappon, chapon (perdrix) lui vient. (Lendroy, 317; Leroux, I, 98.)

14 Wer keinen Kapaun hat, dem schmeckt auch wol Rindfleisch.Reinsberg IV, 90.

Engl.: If thou hast not a capon, feed on an onion. (Bohn, II, 3.)

15 Wer mir einen Kapaun schenkt, dem geb' ich gern einen Flügel zum Abklauben.

Engl.: Who gives thee a capon, give him the leg and the wing. (Bohn II, 9.)

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[[567]/0573] Kantorei. Keine bessere Kantorei, als in allen Dingen mässig sei. Lat.: Rebus modus concentus est suavissimus. (Henisch, 583, 17.) Kantorhusten. * Er hat den Kantorhusten. (S. Kantor 10 u. 11.) Kanzel. 1 Af da Kanzl an Löb, ön Beichtstuel an Lam. (Oberösterreich.) – Baumgarten. Der Geistliche soll auf der Kanzel ein Löwe, im Beichtstuhl ein Lamm sein. 2 Auf der Kanzel ist der Mönch keusch. – Simrock, 5417. 3 Eine schöne Kanzel macht eine schlechte Predigt nicht gut. 4 Man soll auf der Kanzel nichts lehren, was grosse Herren nicht wollen hören. – Murner, Vom luth. Narren. 5 Seind man Cantzel vnd Cantzellei vermengt, es heut besser in der Welt steht vnd geht. – Gruter, III, 81; Lehmann, II, 577, 73. *6 D' Chanzla n'ufstella. – Tobler, 94. Bei Besetzung einer Pfarrstelle freie Bewerbung eröffnen, sodass der Befähigte, der dazu geneigt ist, eine Probepredigt halten kann. *7 Die Kanzel berauben, um das Altar zu bekleiden. Holl.: Hij berooft de kerk, om zijn eigen koor te dekken. (Harrebomée, I, 394a.) *8 Einen von der Kanzel auswaschen. „Mit solchen Worten vngelaschen, vns von der Cantzel ausszuwaschen.“ (Waldis, IV, 98.) *9 Einen von der Kanzel werfen (oder: springen lassen). – Grimm, V, 177. Im Aufgebot oder kirchenzüchtlich tadelnd. „Dass sie vmb acht tag ehender als sonsten dorften Hochzeit halten, weiln sie in acht Tagen dreimahl nach einander über die Canzel geworfen werden konnten.“ (Simplic., II, 395.) Frz.: Déclamer contre quelqu'un. (Kritzinger, 204b.) – Publier les annonces de quelqu'un. (Kritzinger, 29b.) *10 Sei dräggt det Voders Kanzel opp em Puckel. (Ostpreuss.) Von einer verwachsenen Predigertochter entlehnt. *11 Sich der Kanzel widmen. Dem Studium der Theologie. *12 Ueber die Kanzel abwerfen (geworfen werden). – Simplic., IV, 506 u. 572. *13 Von der Kanzel fallen. – Frischbier2, 1885. Scherzhaft vom kirchlichen Aufgebot der Brautleute. Er ist heute das zweite oder dritte mal von der Kanzel gefallen. In Würtemberg: Von der Kanzel ra schmeissa. (Nefflen, 468.) In Pommern: Se sind all van de Kanzel fallen. (Dähnert, 217b.) Kanzelsprung. * Den Kanzelsprung thun. Von Brautleuten, die aufgeboten werden. „Da sollt ihr ein Flüstern hören durch die Stühl und auf den Chören, wenn den Kanzelsprung wir thun.“ (Voss, IV, 102.) Kanzlei. 1 Die Cantzeley im Menschen ist im kopff, das zeughauss in der brust, die kuchen oder Keller im bauch. – Henisch, 584, 2. Lat.: Tres sunt potentiae unius animae, ratiocinatrix, irascibilis, concupiscibilis. (Henisch, 484, 4.) 2 Die Cantzley ist dess Fürsten Hertz. – Petri, II, 133; Henisch, 583, 1; Pistor., III, 35; Simrock, 1435. 3 In die Kanzlei Gottes muss niemand steigen. Verbietet sich auch von selbst. *4 Auf (oder: in der) Kanzlei sein. – Simplic., 864. Scherzhaft für Abtritt, wie auch Kapelle, Oberlandesgericht, mittelhochdeutsch sprachhûs. (Vgl. Grimm, V, 179.) Käp. * Aest un de Käp afschreibven. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 175. Es im Schornstein aufschreiben, auf die Zahlung einer Schuld verzichten. Kap. 1 Ist das Kap umfahren, so ist der Heil'ge betrogen. 2 Ist man ums Kap, wirft man den Heil'gen hinab. Frz.: La rivière étant passée, le Saint est oublié. (Gaal, 614.) It.: Passato il punto, gabbato il Santo. (Gaal, 614.) *3 Er wird das Kap nicht erreichen. Nämlich der „guten Hoffnung“, weil der, welcher dies Vorgebirge glücklich erreicht, die meisten Schwierigkeiten einer Fahrt nach Ostindien überwunden hat. Holl.: Hij zai de kaap niet halen. ( Harrebomée, I, 369.) Kapaun. 1 Alle Tage Kapaun und nie was Frisches, klagte die Kammerjungfer. Holl.: Altijd kapoenen, nimmermeer wat versch. (Harrebomée, I, 382a.) 2 Die Kapaunen geben keinen Hahnen nimmermehr; darum muss man ihnen das Krähen mit dem Bratspiess vertreiben. – Eiselein, 361; Klosterspiegel, 26, 20; Simrock, 5419. Tiletan, Jak. Hoogstraten und andere wandten das Wort gegen die Ketzer an, wenn man sagen wollte, es sei am besten, sie zu verbrennen. 3 Ein Kapaun in die Kuch schützt vor des Richters Bruch (Strafe). Frz.: Un brochet fait plus qu'une lettre de recommandation. (Bohn I, 61.) 4 Ein Kappen acht Monat alt, ich für ein Kaisersessen halt', wiewol ein Kochersberger Bauer auch mit äss'. Die letztern müssen sich aber oft mit einer Brotrinde begnügen, welche in Brühe getaucht ist, die man in Frankreich einen Kapaun der Normandie nennt: Un chapon de Normandie. (Leroux, I, 241.) Die Franzosen sind derselben Ansicht: Chappon de huict mois manger de rois. (Leroux, I, 98; Kritzinger, 204a.) Und die Spanier sagen: Wenn der Bauer wüsste, wie schmackhaft und saftig ein Huhn im Januar ist, er liesse nicht eins auf dem Hühnerhofe. Dann loben sie ein Zicklein von einem Monat und ein Lamm von drei. Port.: Capão de oito mezes, pera a meza, de reis. (Bohn I, 272.) Span.: Capon de ocho meses para mesa de rey. (Bohn I, 208.) 5 Ein Kopen berupfft man oben vff dem kopf. – H. Sachs; Eiselein, 361. 6 En aolen Kapûn is guest bi de Küken (Küchlein). (Münster.) – Firmenich, I, 298, 56; Frommann, VI, 426, 60; hochdeutsch bei Simrock, 5420; Körte, 3277. 7 Es ist nicht noth die Kapaunen zu verschneiden. – Eiselein, 105. Lat.: Gallos quid exsecas? 8 Kapaunen und Hennen sind selten intim. Frz.: Jamais chapon n'aima geline. (Bohn I, 27.) 9 Kapaunen und Kuhfleisch lassen sich nicht in Einem Topfe gleich sieden. – Parömiakon, 265. 10 Kapaunen von acht Monaten sind ein königlich Essen. Ehe Indien uns sein Federvieh zugeschickt hatte, war der Kapaun bei einer Mahlzeit die beste Schüssel. Aus der Achtung, welche man für dies Gericht hatte, ist das vorstehende Sprichwort erwachsen. Frz.: Chapon de huit mois, dîner de roi. (Cahier, 297.) 11 Kapaunen werden nicht fett, wenn man sie mit Versprechungen füttert. 12 Wer Kapaunen isst, dem kommen Kapaunen. – Reinsberg III, 133. Nach dem Wörterbuch der französischen Akademie wird dies aus Frankreich überkommene Sprichwort in zwei Bedeutungen genommen; in der einen, um zu sagen, dass Güter eher dem zutheil werden, welcher davon Gebrauch macht, als dem, der sie blos aufspeichert; in der andern, um auszudrücken, dass Güter besonders dem zutheil werden, welcher deren schon besitzt. Wer hat, dem wird gegeben. Das Geld geht dahin, wo es dessen schon vorfindet, je grösser der Haufen, desto mehr vermehrt er sich. „Der erste Pfennig“, sagt J. J. Rousseau, „ist schwerer zu gewinnen, als die letzte Million.“ Frz.: Qui bons lapins mengue bons lapins le suyvent. – Qui chapon mange, chapon lui vient. (Leroux, I, 114; II, 293; Lendroy, 317.) Holl.: Men zendt hun kapoenen, die kapoenen eten. (Harrebomée, I, 382a.) 13 Wer Kapaunen nicht veracht', dem werden auch Rebhühner gebracht. Frz.: Qui mange chappon, chapon (perdrix) lui vient. (Lendroy, 317; Leroux, I, 98.) 14 Wer keinen Kapaun hat, dem schmeckt auch wol Rindfleisch. – Reinsberg IV, 90. Engl.: If thou hast not a capon, feed on an onion. (Bohn, II, 3.) 15 Wer mir einen Kapaun schenkt, dem geb' ich gern einen Flügel zum Abklauben. Engl.: Who gives thee a capon, give him the leg and the wing. (Bohn II, 9.) Span.: Al que dá el capon, dale la pierna y el alon. (Bohn I, 197.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [567]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/573>, abgerufen am 29.03.2024.