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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *73 In die Karten passen.

"Ich hätte den Staatsmann erst hören sollen, ob der Streich in seine Karten passe." (Schiller.)

*74 In die weltlichen Karten gucken lernen.

Das weltliche Treiben, das Hofleben u. s. w. verstehen lernen. "Man müsste sie (die evangelischen Geistlichen) in die Rathsstuben, in die Säle und an die Tafeln bei Hof kommen lassen, damit sie in die weltlichen Karten gucken lernen." (Simplic., III, 571.)

*75 Man hat die Karten gewechselt.

*76 Mit solchen Karten kann Lehmann's Kutscher auch spielen.

Redensart beim Kartenspiel.

*77 'Ne Kart' oder 'ne Klob Holz.

Wenn einer zögert oder zweifelt, welche Karte er spielen oder zugeben soll.

*78 Seine Karte mit einwerfen (oder untermischen). (S. Senf.) - Simplic., I, 61; III, 24.

Sich in das Gespräch einmischen, am Gesange, am Geschäft, an der Unterhaltung theilnehmen. "Wann ich den Morgenstern jemals gehöret, so wär' ich aus der hütte gewischt, meine Karten mit einzuwerfen." (Simplic., I, 28.)

*79 Seine Karten gelten (dort) nicht mehr.

Man durchschaut sein Spiel, man erklärt seine Karten für falsch. "Da nun dieses und anderes mehr dem heiligen Vatter nicht nach sinnen gehen und seine karten in Teutschland nicht mehr gelten wollen." (Kirchhof, Wend Vnmuth, 373b.)

*80 Seine Karten über (auf) dem Tische halten (spielen).

Nichts verhehlen.

*81 Sie haben die Karten miteinander gemischt. - Körte, 3228c; Braun, I, 1756.

Etwas untereinander verabredet.

*82 Unnütze Karten aussprengen.

Von dem erzürnten Ausschleudern des unglücklich Spielenden, das gewöhnlich mit Kraftausdrücken begleitet ist. "Ein Weib soll ihrem Mann begegnen mit freundlichen Worten, nicht greinen wie Zipora, nicht unnütze Karten aussprengen wie Hanna, Job's Weib." (Creidius, Hochzeitsermone, Frankfurt 1652, I, 351.) Auch: "Vnnütze Karten auswerffen." (Schütz, Serp. Antig., Bl. 123a.)

*83 Wie die Karten fallen.

Der Gang des Spiels hengt davon ab, wie von seiten der andern die Karten ausgespielt oder im Pharao aufgeworfen worden. "Der arme Landmann harrt das ganze Jahr, wie etwa die Karten über den Wolken fallen mögen, ob er sein Paroli gewinnt oder verliert." (Goethe, XVI, 205.)

*84 Wie sie die Karten mischen, mich soll'n sie nicht erwischen.

"Mein list die bringt euch all in noth, mengt wie ihr wolt, die karten." (Soltau, II, 373.) "Wie ihr mögt die Karten mischen, ordnen und wägen, gebet Acht, leise tritt ein Ereigniss dazwischen, das euere Weisheit zu Schanden macht." (Rückert.)

*85 Wilde Karten auswerfen.

Wild oder zornig werden. "David wirft in Psalmen oft wild Karten auss im schein wider Gott." (Franck.)


Karten.

1 Es kartet sich in der Welt mit reichen viel anders als mit armen. - Petri, II, 281.

2 Es kartet sich seltsam, der eine hebt ihn aus der Taufe, der andere zum Dank ins Grab. - Fischart, Gesch.

*3 Er weiss es zu karten.

Die Sache so zu drehen, dass alles nach seinen Wünschen geht. Von geübten Spielern entlehnt, die nach ihrer Ansicht die Karte zu mischen oder ihre Blätter zu spielen wissen.


Kartengeben.

Beim Kartengeben geht viel Zeit verloren, sagte jener zum Priester, der ihn wegen Zeitverschwendung beim Kartenspiel in der Beichte getadelt.

Der Priester beklagt die durch das Kartenspiel vergeudete Zeit; der Spieler räumt dies insofern ein, als er die Zeit eine verlorene nennt, die auf das Mischen und Austheilen der Karten verwandt wird.


Kartenhaus.

1 Wer ein Kartenhaus aufbaut, dem stürzt ein Kartenhaus ein.

*2 Es ist nichts als ein Kartenhaus (Luftschloss).

Frz.: C'est uu vrai chateau de cartes. (Leroux, II, 117.)

*3 Kartenhäuser bauen.

Spielereien treiben, sich mit Luftschlössern beschäftigen.


[Spaltenumbruch]
Kartenspiel.

1 Beim Kartenspiel betrügt der Sohn den Vater.

Engl.: I would cheat my own father at cards. (Bohn II, 50.)

2 Das Kartenspiel bleibt ungewehrt, wenn man zu rechter Zeit aufhört. - Petri, II, 66.

Aber was ist dem Spieler die rechte Zeit zum Aufhören?

3 Das Kartenspiel ist des Teufels Betbüchlein. - Eiselein, 590; Simrock, 5438; Körte, 3289; Braun, I, 1758.

4 In jedem Kartenspiel ist auch eine Sau. (Baisingen.) - Birlinger, 446.

5 Kartenspiel hat einen langen Teufelsschwanz.

Fluchen, Schwören, Lügen, Betrügen u. s. w.

6 Sich dir selber in das Kartenspiel. - Geiler, Sünde des Mundes, 38a; Eiselein, 362.

In dem Sinne: Zupfe dich an deiner Nase.

7 Wenn du in dein Kartenspiel siehst, so wirst du inne, dass es nicht alles Kaisersteine sind. - Eiselein, 362.

8 Wer will treiben Kartenspiel, lass nicht andere gucken viel. - Simrock, 5436; Körte, 3287; Braun, I, 1752.

Auch der blosse Zuschauer durch sein Mienenspiel, dessen er nicht mächtig ist, verräth.

*9 Das Kartenspiel nicht mehr in der Hand haben. - Luther's Tischr., 322b.

In einer Sache nicht mehr freie Hand besitzen.

*10 In seinem Kartenspiel sind viel böser Stein. - Geiler, Sünden des Munds, Bl. 127b.

*11 Lug dir in dein kartenspiel. - Grimm, V, 242.

Nimm wahr, wie du lebst.

*12 Sieh in dein eigen Kartenspiel.

Sinn wie: Zupfe dich an deiner Nase. "Betracht, das du selber bresthaftig bist und sieh dir selber in das kartenspiel." (Geiler, Sünden des Munds, Strasburg 1508, Bl. 38a.)


Kartenspieler.

1 Der fönest Kartespeiler gehüret önnern Tisch. - Frommann, II, 410, 109.

2 Kartenspieler brüten Hölleneier.

3 Kartenspielern guckt der Teufel über die Achsel und zählt die Augen (Treffer).

4 Kartenspielern und Säufern bietet der Teufel gern einen guten Abend.

5 Zwischen den Kartenspielern sitzen junge Teufel.


Kartoffel.

1 Bei Kartuffeln un Braud litt de Baure kenne Nauth. (Waldeck.) - Curtze, 326, 83.

2 De Kartuffeln wasset in der Wullen. - Schambach, II, 623.

Die Kartoffeln wachsen in der Wolle, d. h. sie gedeihen am besten "in angerigen lanne", d. i. in solchem Boden, der viel "quekenwark" = Wurzelwerk enthält, also zwar in nicht zu gutem, aber trockenem und lockerm Boden.

3 Die Kartoffel spricht: Legst du mi im April, komm' ich, wenn i will; legst du mi im Mai, komm' i glei. - Boebel, 88.

4 Eine faule Kartoffel im Korbe steckt viel gesunde an.

5 Eine gebratene Kartoffel ist besser als eine unreife Ananas.

Darum, sagt jemand, ist mir ein munterer Taugenichts lieber als ein schläfriger Hofrath.

6 Eine schlechte (faule) Kartoffel im Korbe macht, dass sie alle stinken. - Reinsberg II, 63.

Dasselbe sagen die englischen Neger. (Reinsberg II, 63.)

7 Erst schält man die Kartoffeln und dann reibt man sie.

Die Russen behaupten, den Menschen ginge es ungefähr ebenso. (Altmann VI, 475.)

8 Kartoffeln daun wol balgen, aber nich talgen.

Füllen wol (den Leib, Balg), geben aber kein Talg, Fett; was in dieser Allgemeinheit nicht richtig ist, da die Kartoffeln gerade ein Nahrungsmittel sind, in dem Eiweiss und Fettbildner im umgekehrten Verhältniss zu den Eiweisskörpern und dem Fette des Blutes vorkommen. Mit Fett können die Kartoffeln das Blut und die Gewebe überfüllen; da sie aber das Blut nur spärlich mit Eiweiss versorgen, so können sie den Muskeln keinen Faserstoff, dem Gehirn weder Eiweiss noch phosphorhaltiges Fett zuführen. (Vgl. Moleschott, Lehre der Nahrungsmittel, Erlangen 1850, S. 124.)

[Spaltenumbruch] *73 In die Karten passen.

„Ich hätte den Staatsmann erst hören sollen, ob der Streich in seine Karten passe.“ (Schiller.)

*74 In die weltlichen Karten gucken lernen.

Das weltliche Treiben, das Hofleben u. s. w. verstehen lernen. „Man müsste sie (die evangelischen Geistlichen) in die Rathsstuben, in die Säle und an die Tafeln bei Hof kommen lassen, damit sie in die weltlichen Karten gucken lernen.“ (Simplic., III, 571.)

*75 Man hat die Karten gewechselt.

*76 Mit solchen Karten kann Lehmann's Kutscher auch spielen.

Redensart beim Kartenspiel.

*77 'Ne Kart' oder 'ne Klob Holz.

Wenn einer zögert oder zweifelt, welche Karte er spielen oder zugeben soll.

*78 Seine Karte mit einwerfen (oder untermischen). (S. Senf.) – Simplic., I, 61; III, 24.

Sich in das Gespräch einmischen, am Gesange, am Geschäft, an der Unterhaltung theilnehmen. „Wann ich den Morgenstern jemals gehöret, so wär' ich aus der hütte gewischt, meine Karten mit einzuwerfen.“ (Simplic., I, 28.)

*79 Seine Karten gelten (dort) nicht mehr.

Man durchschaut sein Spiel, man erklärt seine Karten für falsch. „Da nun dieses und anderes mehr dem heiligen Vatter nicht nach sinnen gehen und seine karten in Teutschland nicht mehr gelten wollen.“ (Kirchhof, Wend Vnmuth, 373b.)

*80 Seine Karten über (auf) dem Tische halten (spielen).

Nichts verhehlen.

*81 Sie haben die Karten miteinander gemischt.Körte, 3228c; Braun, I, 1756.

Etwas untereinander verabredet.

*82 Unnütze Karten aussprengen.

Von dem erzürnten Ausschleudern des unglücklich Spielenden, das gewöhnlich mit Kraftausdrücken begleitet ist. „Ein Weib soll ihrem Mann begegnen mit freundlichen Worten, nicht greinen wie Zipora, nicht unnütze Karten aussprengen wie Hanna, Job's Weib.“ (Creidius, Hochzeitsermone, Frankfurt 1652, I, 351.) Auch: „Vnnütze Karten auswerffen.“ (Schütz, Serp. Antig., Bl. 123a.)

*83 Wie die Karten fallen.

Der Gang des Spiels hengt davon ab, wie von seiten der andern die Karten ausgespielt oder im Pharao aufgeworfen worden. „Der arme Landmann harrt das ganze Jahr, wie etwa die Karten über den Wolken fallen mögen, ob er sein Paroli gewinnt oder verliert.“ (Goethe, XVI, 205.)

*84 Wie sie die Karten mischen, mich soll'n sie nicht erwischen.

„Mein list die bringt euch all in noth, mengt wie ihr wolt, die karten.“ (Soltau, II, 373.) „Wie ihr mögt die Karten mischen, ordnen und wägen, gebet Acht, leise tritt ein Ereigniss dazwischen, das euere Weisheit zu Schanden macht.“ (Rückert.)

*85 Wilde Karten auswerfen.

Wild oder zornig werden. „David wirft in Psalmen oft wild Karten auss im schein wider Gott.“ (Franck.)


Karten.

1 Es kartet sich in der Welt mit reichen viel anders als mit armen.Petri, II, 281.

2 Es kartet sich seltsam, der eine hebt ihn aus der Taufe, der andere zum Dank ins Grab.Fischart, Gesch.

*3 Er weiss es zu karten.

Die Sache so zu drehen, dass alles nach seinen Wünschen geht. Von geübten Spielern entlehnt, die nach ihrer Ansicht die Karte zu mischen oder ihre Blätter zu spielen wissen.


Kartengeben.

Beim Kartengeben geht viel Zeit verloren, sagte jener zum Priester, der ihn wegen Zeitverschwendung beim Kartenspiel in der Beichte getadelt.

Der Priester beklagt die durch das Kartenspiel vergeudete Zeit; der Spieler räumt dies insofern ein, als er die Zeit eine verlorene nennt, die auf das Mischen und Austheilen der Karten verwandt wird.


Kartenhaus.

1 Wer ein Kartenhaus aufbaut, dem stürzt ein Kartenhaus ein.

*2 Es ist nichts als ein Kartenhaus (Luftschloss).

Frz.: C'est uu vrai château de cartes. (Leroux, II, 117.)

*3 Kartenhäuser bauen.

Spielereien treiben, sich mit Luftschlössern beschäftigen.


[Spaltenumbruch]
Kartenspiel.

1 Beim Kartenspiel betrügt der Sohn den Vater.

Engl.: I would cheat my own father at cards. (Bohn II, 50.)

2 Das Kartenspiel bleibt ungewehrt, wenn man zu rechter Zeit aufhört.Petri, II, 66.

Aber was ist dem Spieler die rechte Zeit zum Aufhören?

3 Das Kartenspiel ist des Teufels Betbüchlein.Eiselein, 590; Simrock, 5438; Körte, 3289; Braun, I, 1758.

4 In jedem Kartenspiel ist auch eine Sau. (Baisingen.) – Birlinger, 446.

5 Kartenspiel hat einen langen Teufelsschwanz.

Fluchen, Schwören, Lügen, Betrügen u. s. w.

6 Sich dir selber in das Kartenspiel.Geiler, Sünde des Mundes, 38a; Eiselein, 362.

In dem Sinne: Zupfe dich an deiner Nase.

7 Wenn du in dein Kartenspiel siehst, so wirst du inne, dass es nicht alles Kaisersteine sind.Eiselein, 362.

8 Wer will treiben Kartenspiel, lass nicht andere gucken viel.Simrock, 5436; Körte, 3287; Braun, I, 1752.

Auch der blosse Zuschauer durch sein Mienenspiel, dessen er nicht mächtig ist, verräth.

*9 Das Kartenspiel nicht mehr in der Hand haben.Luther's Tischr., 322b.

In einer Sache nicht mehr freie Hand besitzen.

*10 In seinem Kartenspiel sind viel böser Stein.Geiler, Sünden des Munds, Bl. 127b.

*11 Lug dir in dein kartenspiel.Grimm, V, 242.

Nimm wahr, wie du lebst.

*12 Sieh in dein eigen Kartenspiel.

Sinn wie: Zupfe dich an deiner Nase. „Betracht, das du selber bresthaftig bist und sieh dir selber in das kartenspiel.“ (Geiler, Sünden des Munds, Strasburg 1508, Bl. 38a.)


Kartenspieler.

1 Der fönest Kartespîler gehüret önnern Tisch.Frommann, II, 410, 109.

2 Kartenspieler brüten Hölleneier.

3 Kartenspielern guckt der Teufel über die Achsel und zählt die Augen (Treffer).

4 Kartenspielern und Säufern bietet der Teufel gern einen guten Abend.

5 Zwischen den Kartenspielern sitzen junge Teufel.


Kartoffel.

1 Bî Kartuffeln un Braud litt de Bûre kenne Nauth. (Waldeck.) – Curtze, 326, 83.

2 De Kartuffeln wasset in der Wullen.Schambach, II, 623.

Die Kartoffeln wachsen in der Wolle, d. h. sie gedeihen am besten „in angerigen lanne“, d. i. in solchem Boden, der viel „quêkenwark“ = Wurzelwerk enthält, also zwar in nicht zu gutem, aber trockenem und lockerm Boden.

3 Die Kartoffel spricht: Legst du mi im April, komm' ich, wenn i will; legst du mi im Mai, komm' i glei.Boebel, 88.

4 Eine faule Kartoffel im Korbe steckt viel gesunde an.

5 Eine gebratene Kartoffel ist besser als eine unreife Ananas.

Darum, sagt jemand, ist mir ein munterer Taugenichts lieber als ein schläfriger Hofrath.

6 Eine schlechte (faule) Kartoffel im Korbe macht, dass sie alle stinken.Reinsberg II, 63.

Dasselbe sagen die englischen Neger. (Reinsberg II, 63.)

7 Erst schält man die Kartoffeln und dann reibt man sie.

Die Russen behaupten, den Menschen ginge es ungefähr ebenso. (Altmann VI, 475.)

8 Kartoffeln daun wol balgen, aber nich talgen.

Füllen wol (den Leib, Balg), geben aber kein Talg, Fett; was in dieser Allgemeinheit nicht richtig ist, da die Kartoffeln gerade ein Nahrungsmittel sind, in dem Eiweiss und Fettbildner im umgekehrten Verhältniss zu den Eiweisskörpern und dem Fette des Blutes vorkommen. Mit Fett können die Kartoffeln das Blut und die Gewebe überfüllen; da sie aber das Blut nur spärlich mit Eiweiss versorgen, so können sie den Muskeln keinen Faserstoff, dem Gehirn weder Eiweiss noch phosphorhaltiges Fett zuführen. (Vgl. Moleschott, Lehre der Nahrungsmittel, Erlangen 1850, S. 124.)

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[[577]/0583] *73 In die Karten passen. „Ich hätte den Staatsmann erst hören sollen, ob der Streich in seine Karten passe.“ (Schiller.) *74 In die weltlichen Karten gucken lernen. Das weltliche Treiben, das Hofleben u. s. w. verstehen lernen. „Man müsste sie (die evangelischen Geistlichen) in die Rathsstuben, in die Säle und an die Tafeln bei Hof kommen lassen, damit sie in die weltlichen Karten gucken lernen.“ (Simplic., III, 571.) *75 Man hat die Karten gewechselt. *76 Mit solchen Karten kann Lehmann's Kutscher auch spielen. Redensart beim Kartenspiel. *77 'Ne Kart' oder 'ne Klob Holz. Wenn einer zögert oder zweifelt, welche Karte er spielen oder zugeben soll. *78 Seine Karte mit einwerfen (oder untermischen). (S. Senf.) – Simplic., I, 61; III, 24. Sich in das Gespräch einmischen, am Gesange, am Geschäft, an der Unterhaltung theilnehmen. „Wann ich den Morgenstern jemals gehöret, so wär' ich aus der hütte gewischt, meine Karten mit einzuwerfen.“ (Simplic., I, 28.) *79 Seine Karten gelten (dort) nicht mehr. Man durchschaut sein Spiel, man erklärt seine Karten für falsch. „Da nun dieses und anderes mehr dem heiligen Vatter nicht nach sinnen gehen und seine karten in Teutschland nicht mehr gelten wollen.“ (Kirchhof, Wend Vnmuth, 373b.) *80 Seine Karten über (auf) dem Tische halten (spielen). Nichts verhehlen. *81 Sie haben die Karten miteinander gemischt. – Körte, 3228c; Braun, I, 1756. Etwas untereinander verabredet. *82 Unnütze Karten aussprengen. Von dem erzürnten Ausschleudern des unglücklich Spielenden, das gewöhnlich mit Kraftausdrücken begleitet ist. „Ein Weib soll ihrem Mann begegnen mit freundlichen Worten, nicht greinen wie Zipora, nicht unnütze Karten aussprengen wie Hanna, Job's Weib.“ (Creidius, Hochzeitsermone, Frankfurt 1652, I, 351.) Auch: „Vnnütze Karten auswerffen.“ (Schütz, Serp. Antig., Bl. 123a.) *83 Wie die Karten fallen. Der Gang des Spiels hengt davon ab, wie von seiten der andern die Karten ausgespielt oder im Pharao aufgeworfen worden. „Der arme Landmann harrt das ganze Jahr, wie etwa die Karten über den Wolken fallen mögen, ob er sein Paroli gewinnt oder verliert.“ (Goethe, XVI, 205.) *84 Wie sie die Karten mischen, mich soll'n sie nicht erwischen. „Mein list die bringt euch all in noth, mengt wie ihr wolt, die karten.“ (Soltau, II, 373.) „Wie ihr mögt die Karten mischen, ordnen und wägen, gebet Acht, leise tritt ein Ereigniss dazwischen, das euere Weisheit zu Schanden macht.“ (Rückert.) *85 Wilde Karten auswerfen. Wild oder zornig werden. „David wirft in Psalmen oft wild Karten auss im schein wider Gott.“ (Franck.) Karten. 1 Es kartet sich in der Welt mit reichen viel anders als mit armen. – Petri, II, 281. 2 Es kartet sich seltsam, der eine hebt ihn aus der Taufe, der andere zum Dank ins Grab. – Fischart, Gesch. *3 Er weiss es zu karten. Die Sache so zu drehen, dass alles nach seinen Wünschen geht. Von geübten Spielern entlehnt, die nach ihrer Ansicht die Karte zu mischen oder ihre Blätter zu spielen wissen. Kartengeben. Beim Kartengeben geht viel Zeit verloren, sagte jener zum Priester, der ihn wegen Zeitverschwendung beim Kartenspiel in der Beichte getadelt. Der Priester beklagt die durch das Kartenspiel vergeudete Zeit; der Spieler räumt dies insofern ein, als er die Zeit eine verlorene nennt, die auf das Mischen und Austheilen der Karten verwandt wird. Kartenhaus. 1 Wer ein Kartenhaus aufbaut, dem stürzt ein Kartenhaus ein. *2 Es ist nichts als ein Kartenhaus (Luftschloss). Frz.: C'est uu vrai château de cartes. (Leroux, II, 117.) *3 Kartenhäuser bauen. Spielereien treiben, sich mit Luftschlössern beschäftigen. Kartenspiel. 1 Beim Kartenspiel betrügt der Sohn den Vater. Engl.: I would cheat my own father at cards. (Bohn II, 50.) 2 Das Kartenspiel bleibt ungewehrt, wenn man zu rechter Zeit aufhört. – Petri, II, 66. Aber was ist dem Spieler die rechte Zeit zum Aufhören? 3 Das Kartenspiel ist des Teufels Betbüchlein. – Eiselein, 590; Simrock, 5438; Körte, 3289; Braun, I, 1758. 4 In jedem Kartenspiel ist auch eine Sau. (Baisingen.) – Birlinger, 446. 5 Kartenspiel hat einen langen Teufelsschwanz. Fluchen, Schwören, Lügen, Betrügen u. s. w. 6 Sich dir selber in das Kartenspiel. – Geiler, Sünde des Mundes, 38a; Eiselein, 362. In dem Sinne: Zupfe dich an deiner Nase. 7 Wenn du in dein Kartenspiel siehst, so wirst du inne, dass es nicht alles Kaisersteine sind. – Eiselein, 362. 8 Wer will treiben Kartenspiel, lass nicht andere gucken viel. – Simrock, 5436; Körte, 3287; Braun, I, 1752. Auch der blosse Zuschauer durch sein Mienenspiel, dessen er nicht mächtig ist, verräth. *9 Das Kartenspiel nicht mehr in der Hand haben. – Luther's Tischr., 322b. In einer Sache nicht mehr freie Hand besitzen. *10 In seinem Kartenspiel sind viel böser Stein. – Geiler, Sünden des Munds, Bl. 127b. *11 Lug dir in dein kartenspiel. – Grimm, V, 242. Nimm wahr, wie du lebst. *12 Sieh in dein eigen Kartenspiel. Sinn wie: Zupfe dich an deiner Nase. „Betracht, das du selber bresthaftig bist und sieh dir selber in das kartenspiel.“ (Geiler, Sünden des Munds, Strasburg 1508, Bl. 38a.) Kartenspieler. 1 Der fönest Kartespîler gehüret önnern Tisch. – Frommann, II, 410, 109. 2 Kartenspieler brüten Hölleneier. 3 Kartenspielern guckt der Teufel über die Achsel und zählt die Augen (Treffer). 4 Kartenspielern und Säufern bietet der Teufel gern einen guten Abend. 5 Zwischen den Kartenspielern sitzen junge Teufel. Kartoffel. 1 Bî Kartuffeln un Braud litt de Bûre kenne Nauth. (Waldeck.) – Curtze, 326, 83. 2 De Kartuffeln wasset in der Wullen. – Schambach, II, 623. Die Kartoffeln wachsen in der Wolle, d. h. sie gedeihen am besten „in angerigen lanne“, d. i. in solchem Boden, der viel „quêkenwark“ = Wurzelwerk enthält, also zwar in nicht zu gutem, aber trockenem und lockerm Boden. 3 Die Kartoffel spricht: Legst du mi im April, komm' ich, wenn i will; legst du mi im Mai, komm' i glei. – Boebel, 88. 4 Eine faule Kartoffel im Korbe steckt viel gesunde an. 5 Eine gebratene Kartoffel ist besser als eine unreife Ananas. Darum, sagt jemand, ist mir ein munterer Taugenichts lieber als ein schläfriger Hofrath. 6 Eine schlechte (faule) Kartoffel im Korbe macht, dass sie alle stinken. – Reinsberg II, 63. Dasselbe sagen die englischen Neger. (Reinsberg II, 63.) 7 Erst schält man die Kartoffeln und dann reibt man sie. Die Russen behaupten, den Menschen ginge es ungefähr ebenso. (Altmann VI, 475.) 8 Kartoffeln daun wol balgen, aber nich talgen. Füllen wol (den Leib, Balg), geben aber kein Talg, Fett; was in dieser Allgemeinheit nicht richtig ist, da die Kartoffeln gerade ein Nahrungsmittel sind, in dem Eiweiss und Fettbildner im umgekehrten Verhältniss zu den Eiweisskörpern und dem Fette des Blutes vorkommen. Mit Fett können die Kartoffeln das Blut und die Gewebe überfüllen; da sie aber das Blut nur spärlich mit Eiweiss versorgen, so können sie den Muskeln keinen Faserstoff, dem Gehirn weder Eiweiss noch phosphorhaltiges Fett zuführen. (Vgl. Moleschott, Lehre der Nahrungsmittel, Erlangen 1850, S. 124.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [577]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/583>, abgerufen am 19.04.2024.