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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] sind, so gehören sie dir alle sieben", worauf dieser sofort die richtige Zahl genannt und die Käse erhalten hat.

Mhd.: Öhem ich sagen uch niet me, ir rietent eym sin kese alle abe. (Diocletians Leben.)

*116 Er hat seinen Käse abgesetzt.

*117 Er holt (isst) den Käse aus der Falle.

Thut etwas, oder erlaubt sich Genüsse, worauf die Strafe, wie bei der Maus, die vom Käse in der Falle nascht, unmittelbar folgen muss.

Engl.: To eat the cheese in the trap. (Bohn II, 153.)

It.: Mangiar il cacio nella trappola. (Bohn II, 153.)

*118 Er ist seinen Käse los geworden.

Hat seine Waare verkauft.

*119 Er isst eher Käs' und Brot, ehe er Hungers stirbt, wie jene Edelfrau.

*120 Er kann keinen Käse sehen, ohne dass ihm der Mund wässert.

Engl.: You can't see green cheese, but your teeth must water. (Bohn II, 182.)

*121 Er nimmt mit Käs' und Brot fürlieb.

Mit einfacher Bewirthung.

Lat.: Caseum habet, non eget obsonio. (Seybold, 68.)

*122 Er wird seinen Käse kriegen.

Holl.: Hij zal zijne kaas wel krijgen. (Harrebome, I, 372a.)

*123 Er wird sich sein Käs' und Brot nicht nehmen lassen.

Von dem Aufstande der Nordholländer, welche damals Kennemers und Westfriesen hiessen und unter der Bezeichnung "Käs- und Brotvolk" Maximilian Widerstand boten. (Sprenger van Eijk.)

Holl.: Hij zal zich zijne kaas en zijn brood niet laten onthalen. (Harrebomee, I, 372a.)

*124 Es ist ein feiner Käse, wenn nur nicht hundert Maden darin wären.

*125 Es ist kein alter Käse mit ihm.

*126 Es sind hölzerne Käse. - Tendlau, 303.

Von hölzernen Käsen vor Verkaufsläden entlehnt, um jeden falschen Schein, jede Verstellung zu bezeichnen.

*127 He makt Kes. (Husum.) - Schütze, II, 425.

Er spricht drolliges oder dummes Zeug.

*128 Ich lasse mir den Käse nicht vom Brote nehmen.

Holl.: Ik moet zien, dat men mij de kaas niet van het brood afholl. (Harrebomee, I, 372a.)

*129 Kas, kas, de Kese is gefreten.

D. i. zieht mit Spott und Schande ab, ihr kommt zu spät. (Grimm, V, 279.)

*130 Kes un Brod schmeten. - Stürenburg, 24a.

Das Spiel der Kinder, das sonst auch Fröschchen (s. d.) machen und Butterschnitten (s. d.) schmieren heisst.

*131 Muss man Käse und Brot auch anbeten? - Meisner, 108.

Sagte man früher, wenn man sich das Tischgebet ersparen wollte, wo es sich blos um Butterbrot und Käse handelte.

*132 Nicht so viel Kess als brodts. - Gruter, III, 72.

*133 Nu is de Käse geaten. (Westf.)

Die Sache ist abgemacht.

*134 Sich einen Kas geben. (Tirol.) - Schöpf, 304.

Stolz, hochmüthig sein, sich einen Anstrich zu geben wissen.

*135 Sie sind Käse und Brot. (Ital.)

Ein Herz und eine Seele. Es gibt wenig Völker, die so gern Käse essen, als die Italiener.

*136 So viel Käs' als Brot.

Holl.: Juist zooveel kaas als brood. (Harrebomee, I, 372a.)

*137 Weiche Käse drücken.

"Denn wenn diss im schwang gehet, das man weiche Käse drücket vnd die frommen aus dem Regiment vnd Kirchen zwinget vnd dringet, da gehet es alles zu boden." (Mathesy, 60b.)

*138 Zum Käse kommen.

Zu spät; weil der Käse erst am Schluss der Mahlzeit gegeben wird.


Käsefladen.

Wollt ihr Käsefladen, so fresst auch Käsemaden. - Fischart, Gesch.


Käsefladengelüst.

* Ich will ihm das Käsefladengelüst legen.


Käsefresser.

* Ein alter Käsefresser.

"Ich liess den alten Kesfressern ihr weis (zu essen)." (Fischart, Gesch.) "Die Teutschen werden von den Ungarn Scheitla oder Kesfresser genannt." (Aventin, Chronik, 16a.)


Käsehöker.

* Lat wesen, säd' Trin, un slep bi'n Keshöker vor'n Pund Botter. (Holst.)


[Spaltenumbruch]
Käsejäger.

* Es ist ein Kesjäger.

Unter unsteten, zweideutigen Leuten, wie Seumer, Farentschüler (wie sie aus verdorbenen Studenten werden), Wurstsammler, Sackträger, werden im 15. und 16. Jahrhundert auch Kassjager genannt. Von einem bettelnden Mönch sagt H. Sachs (II, 4, 4b): "Ach du beschorner Käsjeger, wie thust so schendlich auf mich liegen." Von einem Cardinal heisst es bei Hutten (Gesprächbüchlein, 1521, 61b): "Er henkt den Kopf, ist etwann ein münch und kesjeger gewesen." Bettelmönche schalt man überhaupt so, da sie wol besonders nach Käse zu dem Brote, das sie überall erhielten, fragten. (Vgl. Grimm, V, 252.)


Käsekammer.

* Aus der Käsekammer kommen (oder: in die Käsekammer gehen).

Sprichwörtlich nur in politischem Spott von Holland, das man mit Käse und Stockfisch neckt. (Vgl. Grimm, V, 252.) "In der Käskammer ist noch Platz auf der Staden (d. h. Staaten der Niederlande) Seiten." (Soltau, 1632, I, 492.)


Käsekeulchen.

* Ein armes Käsekeulchen sein. (Sachsen.)


Käsekorb.

*1 Der frisst Käsekörbe. - Grimm, V, 253.

Ein spöttisches Sprichwort von einem Eisenfresser. "Der hat ein freien Heldenmuth und frisset kesekörb."

*2 Durch einen kesskorb lachen. - Murner, Vom luth. Narren.

"Damit wöln wir sie schellig machen, vnd wir durch einen kesskorb lachen." (Kloster, X, 85.)


Käsekrämer.

* Geh damit zum Käsekrämer.

Auch ein Spottname der Holländer und Schweizer. In einer Satire von 1621 erzählt der Pfalzgraf Friedrich V. von seiner Flucht: "Damit ich nicht dürft weiter laufen, wollt ich in Holland Käs verkaufen; nach meiner Gmahel Niederkunft kam ich in die Käskrämerzunft." (Scheibel, Fliegende Blätter, 280.) "Und ist dennester manicher zurichirscher Keskremer berühmt in Teutschland." (Schwabe, Tintenfässl., Kufstein 1745, S. 9.)

Holl.: Die zoo spreken, zijn maar kaaskoopers en peperzakken. (Harrebomee, I, 371b.)


Käsekrapfen.

* Einem die Käsekrapfen eintreiben.

"Sie werden euch recht die feig zeigen und die käskrapfen in kühfladen eintreiben." (Fischart, Gesch.)


Käsemade.

Käsemoaden geh ne tief, sagte der Bauer zu seiner Frau.

Ein Bauer, der den Kirchenbesuch nicht übertrieb, kam auch wieder einmal nach langer Zeit in die Kirche, als der Pfarrer mit den Worten begann: "Das Evangelium am heutigen Sonntage Quasimodogeniti u. s. w." Er war über die Bedeutung dieses Wortes lange zweifelhaft, glaubte sie aber endlich gefunden zu haben. Als er nach Hause kam, nahm seine Frau eben Käse aus einem Topfe. Alles war voll Maden. "Wie wird's erst unten aussehen, wenn's oben schon so schlimm ist", rief sie aus. "Unten wird's nicht so arg sein", sagte der Bauer, "der Pfarrer sagte heute: Kasemoade geh ne tief."


Kasematte.

* Dat ess esu e geheuchlig Kassemettche. (Köln.) - Firmenich, I, 476, 258.

Das ist ein behaglich (gemüthlich) Stübchen.


Käsemesser.

*1 Er mag sein Käsemesser einstecken.

*2 Sich mit seinem Käsemesser breit machen.

Käsemesser ist eigentlich ein Messer zum Käseschneiden. In dieser Redensart wird spottweise der Degen so genannt. (Grimm, V, 254.)


Käsemutter.

* Mit keiner alten Käsemutter sprechen (dürfen).

Alles vermeiden, um Eifersucht zu erregen. Käsemutter heisst eigentlich die Frau, welche in grössern Hauswirthschaften dem Milchwesen und der Käsebereitung vorsteht. (Grimm, V, 255.)


Käsesonntag.

* Auf den Kässonntag.

Diese Bezeichnung führt, namentlich in Tirol, der erste Sonntag in der Fasten, Invocavit. Wie Prof. J. B. Schöpf in Bozen mittheilt, fand an diesem Sonntage in verschiedenen Ortschaften ein Fastenmarkt statt, an dem sich die Leute mit Fastenwaare, zu denen der Käse gehörte, versorgten. Später wurde dieser Markt und wird im Bezirksamt Meran noch jetzt am Sonnabend vor Invocavit abgehalten, der deshalb auch Kässamstag heisst. Die Bezeichnung und Erklärung stützt sich auf eine Anzahl noch vorhandener Urkunden. (Vgl. Frommann, II, 34 u. 232.)


Käsespitze.

* Da bekommt man keine Käsespitze.

Nicht das Geringste, Werthloseste. Nach dem Volksglauben sitzt der Hauskobold in der Käsespitze, dem

[Spaltenumbruch] sind, so gehören sie dir alle sieben“, worauf dieser sofort die richtige Zahl genannt und die Käse erhalten hat.

Mhd.: Öhem ich sagen uch niet me, ir rietent eym sin kese alle abe. (Diocletians Leben.)

*116 Er hat seinen Käse abgesetzt.

*117 Er holt (isst) den Käse aus der Falle.

Thut etwas, oder erlaubt sich Genüsse, worauf die Strafe, wie bei der Maus, die vom Käse in der Falle nascht, unmittelbar folgen muss.

Engl.: To eat the cheese in the trap. (Bohn II, 153.)

It.: Mangiar il cacio nella trappola. (Bohn II, 153.)

*118 Er ist seinen Käse los geworden.

Hat seine Waare verkauft.

*119 Er isst eher Käs' und Brot, ehe er Hungers stirbt, wie jene Edelfrau.

*120 Er kann keinen Käse sehen, ohne dass ihm der Mund wässert.

Engl.: You can't see green cheese, but your teeth must water. (Bohn II, 182.)

*121 Er nimmt mit Käs' und Brot fürlieb.

Mit einfacher Bewirthung.

Lat.: Caseum habet, non eget obsonio. (Seybold, 68.)

*122 Er wird seinen Käse kriegen.

Holl.: Hij zal zijne kaas wel krijgen. (Harrebomé, I, 372a.)

*123 Er wird sich sein Käs' und Brot nicht nehmen lassen.

Von dem Aufstande der Nordholländer, welche damals Kennemers und Westfriesen hiessen und unter der Bezeichnung „Käs- und Brotvolk“ Maximilian Widerstand boten. (Sprenger van Eijk.)

Holl.: Hij zal zich zijne kaas en zijn brood niet laten onthalen. (Harrebomée, I, 372a.)

*124 Es ist ein feiner Käse, wenn nur nicht hundert Maden darin wären.

*125 Es ist kein alter Käse mit ihm.

*126 Es sind hölzerne Käse.Tendlau, 303.

Von hölzernen Käsen vor Verkaufsläden entlehnt, um jeden falschen Schein, jede Verstellung zu bezeichnen.

*127 He makt Kês. (Husum.) – Schütze, II, 425.

Er spricht drolliges oder dummes Zeug.

*128 Ich lasse mir den Käse nicht vom Brote nehmen.

Holl.: Ik moet zien, dat men mij de kaas niet van het brood afholl. (Harrebomée, I, 372a.)

*129 Kas, kas, de Kêse is gefrêten.

D. i. zieht mit Spott und Schande ab, ihr kommt zu spät. (Grimm, V, 279.)

*130 Kês un Brôd schmêten.Stürenburg, 24a.

Das Spiel der Kinder, das sonst auch Fröschchen (s. d.) machen und Butterschnitten (s. d.) schmieren heisst.

*131 Muss man Käse und Brot auch anbeten?Meisner, 108.

Sagte man früher, wenn man sich das Tischgebet ersparen wollte, wo es sich blos um Butterbrot und Käse handelte.

*132 Nicht so viel Kess als brodts.Gruter, III, 72.

*133 Nu is de Käse geaten. (Westf.)

Die Sache ist abgemacht.

*134 Sich einen Kâs geben. (Tirol.) – Schöpf, 304.

Stolz, hochmüthig sein, sich einen Anstrich zu geben wissen.

*135 Sie sind Käse und Brot. (Ital.)

Ein Herz und eine Seele. Es gibt wenig Völker, die so gern Käse essen, als die Italiener.

*136 So viel Käs' als Brot.

Holl.: Juist zooveel kaas als brood. (Harrebomée, I, 372a.)

*137 Weiche Käse drücken.

„Denn wenn diss im schwang gehet, das man weiche Käse drücket vnd die frommen aus dem Regiment vnd Kirchen zwinget vnd dringet, da gehet es alles zu boden.“ (Mathesy, 60b.)

*138 Zum Käse kommen.

Zu spät; weil der Käse erst am Schluss der Mahlzeit gegeben wird.


Käsefladen.

Wollt ihr Käsefladen, so fresst auch Käsemaden.Fischart, Gesch.


Käsefladengelüst.

* Ich will ihm das Käsefladengelüst legen.


Käsefresser.

* Ein alter Käsefresser.

„Ich liess den alten Kesfressern ihr weis (zu essen).“ (Fischart, Gesch.) „Die Teutschen werden von den Ungarn Scheitla oder Kesfresser genannt.“ (Aventin, Chronik, 16a.)


Käsehöker.

* Lat wesen, säd' Trin, un slep bi'n Kêshöker vor'n Pund Botter. (Holst.)


[Spaltenumbruch]
Käsejäger.

* Es ist ein Kesjäger.

Unter unsteten, zweideutigen Leuten, wie Seumer, Farentschüler (wie sie aus verdorbenen Studenten werden), Wurstsammler, Sackträger, werden im 15. und 16. Jahrhundert auch Kassjager genannt. Von einem bettelnden Mönch sagt H. Sachs (II, 4, 4b): „Ach du beschorner Käsjeger, wie thust so schendlich auf mich liegen.“ Von einem Cardinal heisst es bei Hutten (Gesprächbüchlein, 1521, 61b): „Er henkt den Kopf, ist etwann ein münch und kesjeger gewesen.“ Bettelmönche schalt man überhaupt so, da sie wol besonders nach Käse zu dem Brote, das sie überall erhielten, fragten. (Vgl. Grimm, V, 252.)


Käsekammer.

* Aus der Käsekammer kommen (oder: in die Käsekammer gehen).

Sprichwörtlich nur in politischem Spott von Holland, das man mit Käse und Stockfisch neckt. (Vgl. Grimm, V, 252.) „In der Käskammer ist noch Platz auf der Staden (d. h. Staaten der Niederlande) Seiten.“ (Soltau, 1632, I, 492.)


Käsekeulchen.

* Ein armes Käsekeulchen sein. (Sachsen.)


Käsekorb.

*1 Der frisst Käsekörbe.Grimm, V, 253.

Ein spöttisches Sprichwort von einem Eisenfresser. „Der hat ein freien Heldenmuth und frisset kesekörb.“

*2 Durch einen kesskorb lachen.Murner, Vom luth. Narren.

„Damit wöln wir sie schellig machen, vnd wir durch einen kesskorb lachen.“ (Kloster, X, 85.)


Käsekrämer.

* Geh damit zum Käsekrämer.

Auch ein Spottname der Holländer und Schweizer. In einer Satire von 1621 erzählt der Pfalzgraf Friedrich V. von seiner Flucht: „Damit ich nicht dürft weiter laufen, wollt ich in Holland Käs verkaufen; nach meiner Gmahel Niederkunft kam ich in die Käskrämerzunft.“ (Scheibel, Fliegende Blätter, 280.) „Und ist dennester manicher zurichirscher Keskremer berühmt in Teutschland.“ (Schwabe, Tintenfässl., Kufstein 1745, S. 9.)

Holl.: Die zoo spreken, zijn maar kaaskoopers en peperzakken. (Harrebomée, I, 371b.)


Käsekrapfen.

* Einem die Käsekrapfen eintreiben.

„Sie werden euch recht die feig zeigen und die käskrapfen in kühfladen eintreiben.“ (Fischart, Gesch.)


Käsemade.

Käsemoaden geh ne tief, sagte der Bauer zu seiner Frau.

Ein Bauer, der den Kirchenbesuch nicht übertrieb, kam auch wieder einmal nach langer Zeit in die Kirche, als der Pfarrer mit den Worten begann: „Das Evangelium am heutigen Sonntage Quasimodogeniti u. s. w.“ Er war über die Bedeutung dieses Wortes lange zweifelhaft, glaubte sie aber endlich gefunden zu haben. Als er nach Hause kam, nahm seine Frau eben Käse aus einem Topfe. Alles war voll Maden. „Wie wird's erst unten aussehen, wenn's oben schon so schlimm ist“, rief sie aus. „Unten wird's nicht so arg sein“, sagte der Bauer, „der Pfarrer sagte heute: Kasemoade geh ne tief.“


Kasematte.

* Dat ess esu e geheuchlig Kassemettche. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 258.

Das ist ein behaglich (gemüthlich) Stübchen.


Käsemesser.

*1 Er mag sein Käsemesser einstecken.

*2 Sich mit seinem Käsemesser breit machen.

Käsemesser ist eigentlich ein Messer zum Käseschneiden. In dieser Redensart wird spottweise der Degen so genannt. (Grimm, V, 254.)


Käsemutter.

* Mit keiner alten Käsemutter sprechen (dürfen).

Alles vermeiden, um Eifersucht zu erregen. Käsemutter heisst eigentlich die Frau, welche in grössern Hauswirthschaften dem Milchwesen und der Käsebereitung vorsteht. (Grimm, V, 255.)


Käsesonntag.

* Auf den Kässonntag.

Diese Bezeichnung führt, namentlich in Tirol, der erste Sonntag in der Fasten, Invocavit. Wie Prof. J. B. Schöpf in Bozen mittheilt, fand an diesem Sonntage in verschiedenen Ortschaften ein Fastenmarkt statt, an dem sich die Leute mit Fastenwaare, zu denen der Käse gehörte, versorgten. Später wurde dieser Markt und wird im Bezirksamt Meran noch jetzt am Sonnabend vor Invocavit abgehalten, der deshalb auch Kässamstag heisst. Die Bezeichnung und Erklärung stützt sich auf eine Anzahl noch vorhandener Urkunden. (Vgl. Frommann, II, 34 u. 232.)


Käsespitze.

* Da bekommt man keine Käsespitze.

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[[581]/0587] sind, so gehören sie dir alle sieben“, worauf dieser sofort die richtige Zahl genannt und die Käse erhalten hat. Mhd.: Öhem ich sagen uch niet me, ir rietent eym sin kese alle abe. (Diocletians Leben.) *116 Er hat seinen Käse abgesetzt. *117 Er holt (isst) den Käse aus der Falle. Thut etwas, oder erlaubt sich Genüsse, worauf die Strafe, wie bei der Maus, die vom Käse in der Falle nascht, unmittelbar folgen muss. Engl.: To eat the cheese in the trap. (Bohn II, 153.) It.: Mangiar il cacio nella trappola. (Bohn II, 153.) *118 Er ist seinen Käse los geworden. Hat seine Waare verkauft. *119 Er isst eher Käs' und Brot, ehe er Hungers stirbt, wie jene Edelfrau. *120 Er kann keinen Käse sehen, ohne dass ihm der Mund wässert. Engl.: You can't see green cheese, but your teeth must water. (Bohn II, 182.) *121 Er nimmt mit Käs' und Brot fürlieb. Mit einfacher Bewirthung. Lat.: Caseum habet, non eget obsonio. (Seybold, 68.) *122 Er wird seinen Käse kriegen. Holl.: Hij zal zijne kaas wel krijgen. (Harrebomé, I, 372a.) *123 Er wird sich sein Käs' und Brot nicht nehmen lassen. Von dem Aufstande der Nordholländer, welche damals Kennemers und Westfriesen hiessen und unter der Bezeichnung „Käs- und Brotvolk“ Maximilian Widerstand boten. (Sprenger van Eijk.) Holl.: Hij zal zich zijne kaas en zijn brood niet laten onthalen. (Harrebomée, I, 372a.) *124 Es ist ein feiner Käse, wenn nur nicht hundert Maden darin wären. *125 Es ist kein alter Käse mit ihm. *126 Es sind hölzerne Käse. – Tendlau, 303. Von hölzernen Käsen vor Verkaufsläden entlehnt, um jeden falschen Schein, jede Verstellung zu bezeichnen. *127 He makt Kês. (Husum.) – Schütze, II, 425. Er spricht drolliges oder dummes Zeug. *128 Ich lasse mir den Käse nicht vom Brote nehmen. Holl.: Ik moet zien, dat men mij de kaas niet van het brood afholl. (Harrebomée, I, 372a.) *129 Kas, kas, de Kêse is gefrêten. D. i. zieht mit Spott und Schande ab, ihr kommt zu spät. (Grimm, V, 279.) *130 Kês un Brôd schmêten. – Stürenburg, 24a. Das Spiel der Kinder, das sonst auch Fröschchen (s. d.) machen und Butterschnitten (s. d.) schmieren heisst. *131 Muss man Käse und Brot auch anbeten? – Meisner, 108. Sagte man früher, wenn man sich das Tischgebet ersparen wollte, wo es sich blos um Butterbrot und Käse handelte. *132 Nicht so viel Kess als brodts. – Gruter, III, 72. *133 Nu is de Käse geaten. (Westf.) Die Sache ist abgemacht. *134 Sich einen Kâs geben. (Tirol.) – Schöpf, 304. Stolz, hochmüthig sein, sich einen Anstrich zu geben wissen. *135 Sie sind Käse und Brot. (Ital.) Ein Herz und eine Seele. Es gibt wenig Völker, die so gern Käse essen, als die Italiener. *136 So viel Käs' als Brot. Holl.: Juist zooveel kaas als brood. (Harrebomée, I, 372a.) *137 Weiche Käse drücken. „Denn wenn diss im schwang gehet, das man weiche Käse drücket vnd die frommen aus dem Regiment vnd Kirchen zwinget vnd dringet, da gehet es alles zu boden.“ (Mathesy, 60b.) *138 Zum Käse kommen. Zu spät; weil der Käse erst am Schluss der Mahlzeit gegeben wird. Käsefladen. Wollt ihr Käsefladen, so fresst auch Käsemaden. – Fischart, Gesch. Käsefladengelüst. * Ich will ihm das Käsefladengelüst legen. Käsefresser. * Ein alter Käsefresser. „Ich liess den alten Kesfressern ihr weis (zu essen).“ (Fischart, Gesch.) „Die Teutschen werden von den Ungarn Scheitla oder Kesfresser genannt.“ (Aventin, Chronik, 16a.) Käsehöker. * Lat wesen, säd' Trin, un slep bi'n Kêshöker vor'n Pund Botter. (Holst.) Käsejäger. * Es ist ein Kesjäger. Unter unsteten, zweideutigen Leuten, wie Seumer, Farentschüler (wie sie aus verdorbenen Studenten werden), Wurstsammler, Sackträger, werden im 15. und 16. Jahrhundert auch Kassjager genannt. Von einem bettelnden Mönch sagt H. Sachs (II, 4, 4b): „Ach du beschorner Käsjeger, wie thust so schendlich auf mich liegen.“ Von einem Cardinal heisst es bei Hutten (Gesprächbüchlein, 1521, 61b): „Er henkt den Kopf, ist etwann ein münch und kesjeger gewesen.“ Bettelmönche schalt man überhaupt so, da sie wol besonders nach Käse zu dem Brote, das sie überall erhielten, fragten. (Vgl. Grimm, V, 252.) Käsekammer. * Aus der Käsekammer kommen (oder: in die Käsekammer gehen). Sprichwörtlich nur in politischem Spott von Holland, das man mit Käse und Stockfisch neckt. (Vgl. Grimm, V, 252.) „In der Käskammer ist noch Platz auf der Staden (d. h. Staaten der Niederlande) Seiten.“ (Soltau, 1632, I, 492.) Käsekeulchen. * Ein armes Käsekeulchen sein. (Sachsen.) Käsekorb. *1 Der frisst Käsekörbe. – Grimm, V, 253. Ein spöttisches Sprichwort von einem Eisenfresser. „Der hat ein freien Heldenmuth und frisset kesekörb.“ *2 Durch einen kesskorb lachen. – Murner, Vom luth. Narren. „Damit wöln wir sie schellig machen, vnd wir durch einen kesskorb lachen.“ (Kloster, X, 85.) Käsekrämer. * Geh damit zum Käsekrämer. Auch ein Spottname der Holländer und Schweizer. In einer Satire von 1621 erzählt der Pfalzgraf Friedrich V. von seiner Flucht: „Damit ich nicht dürft weiter laufen, wollt ich in Holland Käs verkaufen; nach meiner Gmahel Niederkunft kam ich in die Käskrämerzunft.“ (Scheibel, Fliegende Blätter, 280.) „Und ist dennester manicher zurichirscher Keskremer berühmt in Teutschland.“ (Schwabe, Tintenfässl., Kufstein 1745, S. 9.) Holl.: Die zoo spreken, zijn maar kaaskoopers en peperzakken. (Harrebomée, I, 371b.) Käsekrapfen. * Einem die Käsekrapfen eintreiben. „Sie werden euch recht die feig zeigen und die käskrapfen in kühfladen eintreiben.“ (Fischart, Gesch.) Käsemade. Käsemoaden geh ne tief, sagte der Bauer zu seiner Frau. Ein Bauer, der den Kirchenbesuch nicht übertrieb, kam auch wieder einmal nach langer Zeit in die Kirche, als der Pfarrer mit den Worten begann: „Das Evangelium am heutigen Sonntage Quasimodogeniti u. s. w.“ Er war über die Bedeutung dieses Wortes lange zweifelhaft, glaubte sie aber endlich gefunden zu haben. Als er nach Hause kam, nahm seine Frau eben Käse aus einem Topfe. Alles war voll Maden. „Wie wird's erst unten aussehen, wenn's oben schon so schlimm ist“, rief sie aus. „Unten wird's nicht so arg sein“, sagte der Bauer, „der Pfarrer sagte heute: Kasemoade geh ne tief.“ Kasematte. * Dat ess esu e geheuchlig Kassemettche. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 258. Das ist ein behaglich (gemüthlich) Stübchen. Käsemesser. *1 Er mag sein Käsemesser einstecken. *2 Sich mit seinem Käsemesser breit machen. Käsemesser ist eigentlich ein Messer zum Käseschneiden. In dieser Redensart wird spottweise der Degen so genannt. (Grimm, V, 254.) Käsemutter. * Mit keiner alten Käsemutter sprechen (dürfen). Alles vermeiden, um Eifersucht zu erregen. Käsemutter heisst eigentlich die Frau, welche in grössern Hauswirthschaften dem Milchwesen und der Käsebereitung vorsteht. (Grimm, V, 255.) Käsesonntag. * Auf den Kässonntag. Diese Bezeichnung führt, namentlich in Tirol, der erste Sonntag in der Fasten, Invocavit. Wie Prof. J. B. Schöpf in Bozen mittheilt, fand an diesem Sonntage in verschiedenen Ortschaften ein Fastenmarkt statt, an dem sich die Leute mit Fastenwaare, zu denen der Käse gehörte, versorgten. Später wurde dieser Markt und wird im Bezirksamt Meran noch jetzt am Sonnabend vor Invocavit abgehalten, der deshalb auch Kässamstag heisst. Die Bezeichnung und Erklärung stützt sich auf eine Anzahl noch vorhandener Urkunden. (Vgl. Frommann, II, 34 u. 232.) Käsespitze. * Da bekommt man keine Käsespitze. Nicht das Geringste, Werthloseste. Nach dem Volksglauben sitzt der Hauskobold in der Käsespitze, dem

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [581]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/587>, abgerufen am 25.04.2024.