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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 5 Ein verschleckt Kätzlein fängt bald ein Mauss. - Lehmann, 104, 17.

6 Es ist kein Kätzlein, um es ohne Handschuh anzufassen.

Es kostet Arbeit, um es mit dem aufzunehmen; es ist ein Mann, der nicht mit sich spielen lässt.

Holl.: Het is geene katje, om zonder handschoenen aan te tasten. (Harrebomee, I, 386a.)

7 Ist das Kätzlein noch so glatt, so hats doch scharpffe Klawen. - Lehmann, 335, 48.

8 Kätzlein ist ein sanftes Vieh, doch 's weiche Pfötchen kratzt schon früh.

Span.: Buen amigo es el gato, sino que rascunda. (Cahier, 3207.)

9 Schmuck dich, Kätzlein, es werden gäst kommen. - Lehmann, 181, 19; Eiselein, 366.

10 Schön Kätzlein haben auch scharpff klawen. - Lehmann, 705, 12.

11 Wenn die Kätzlein auch fein mauen, sie tragen dennoch scharfe Klauen. - Eiselein, 368.

12 Wie das Kätzlein, also ist die Katz. - Lehmann, II, 854, 367.

*13 Einander vom Kätzlein und Hündlein (Mäuslein) erzählen. (Schweiz.)


Katzvoll.

* Er ist katzvoll. - Jer. Gotthelf, Käserei, 267.


Kaudeln.

* Sie kaudelt.

Aus Stettin wird mir mitgetheilt, dass die Redensart seit länger als zwanzig Jahren dort üblich und sehr bekannt sei, um damit die mehr oder weniger stillen Vorhaltungen zu bezeichnen, welche Frauen ihren Männern zu machen sich veranlasst fühlen. Sie verdankt ihre Entstehung: Madam Kaudel's Gardinenpredigten von Douglas Jerrold, die verschiedentlich deutsch bearbeitet worden sind.


Kauder.

*1 Chuder im Chopf ha. - Tobler, 123.

Närrisch, verrückt, verwirrt sein.

Holl.: Men weet wel, in welk gezelschap men is, als ratten en muizen koeterwaalsch spreken. (Harrebomee, I, 428a.)

*2 Si as dem Chuder1 lo. - Tobler, 123.

1) Eigentlich das Werch, der Abgang vom Flachse oder Hanfe beim Hecheln; uneigentlich von jungen Leuten für: sich entwickeln, sich entfalten, aufwachsen.


Kauderwelsch.

1 Ich spreche Kauderwelsch, sagte der Bauernjunge, als man ihn in der Stadt fragte, was für eine Sprache er rede.

*2 Es ist ein wahres Kauderwelsch.

Unverständliches, sinnloses Gewäsch. Von kaudern = sprechen und welsch = fremd, ausländisch. In einer ältern handschriftlichen Sprichwörtersammlung fand ich dafür "krautwelsch". Man sagte sonst auch kauter- und kaderwelsch. Jetzt bezeichnet man damit entweder eine völlig fremde, meist aber eine durch schlechte Aussprache, falsche Formen oder durch Vermischung mit fremden Wörtern unverständlich gewordene Sprache. (Vgl. Grimm, V, 308; Sartorius, 67.)

Frz.: Son discourt est un vrai baragouin. - Parler l'argot.

Lat.: Ne Apollo quidem ferre posset. (Cicero.) (Philippi, II, 8.)


Kauen.

1 De god kaut, de god daut. (Holst.) - Schütze, II, 239; Diermissen, 66; Deecke, 4; hochdeutsch bei Simrock, 5516.

Der Arzt Buchan sagt, dass das Kauen eins der besten Mittel zur Erhaltung der Zähne, der treueste Diener des Magens ist. Ebenso hält Tissot das Kauen für eine der ersten Bedingungen zur Erhaltung unserer Gesundheit. Und Grimod de la Reyniere verlangt, man solle keinen Bissen eher verschlucken, bis ihn unsere Kinnladen 32mal zermalmt haben. (Vgl. Oettinger, Onkel Zebra, Leipzig 1843, VII, 717.)

2 Dei kann gaut köen, hat 't Maul bi sick. (Minden.)

3 Es kaut sich übel, wenn die Zähne ausgefallen sind.

4 Gat kan, gat verdan. - Schuster, 253.

5 Gut gekaut ist halb (leicht) verdaut. - Bremser, 26; Eiselein, 218; Simrock, 3235; Körte, 2451; Lohrengel, I, 353; Hertz, 70.

Gegen die, welche Speisen nur durch den Schlund in den Magen werfen, ohne sie zu kauen, da doch durch dieses nicht allein die Speise zermalmt, sondern auch der zur Verdauung unentbehrliche Speichel beigemischt wird, ohne welchen z. B. Kraftsuppe schwerer zu verdauen ist, als roher Schinken. Das Sprichwort ist [Spaltenumbruch] eine nicht nur auf die gewöhnliche Erfahrung gegründete, sondern durch ärztliche Untersuchungen bestätigte, durchaus wahre Regel.

Frz.: Les viandes bien machees sont a demi digerees.

6 Gut käuen ist halb däuen. (Luzern.) - Schweiz, II, 243, 325.

7 Kau, schau, was?

Empfiehlt Prüfung der Nahrungsmittel und Vorsicht beim Essen. Es ist eine Parodirung des Sprichworts: Trau, schau, wem? und stand als Ueberschrift eines Artikels über Gesundheitspflege.

8 Langsam gekaut, heisst schnell verdaut.

9 Wer gut kaut, wird's in den Fersen fühlen. - Jüd. Volksblatt, 1864, S. 147.

Weil gesunde Nahrung den ganzen Körper stärkt.

10 Wer nicht kann tapfer käuen, kann nicht gedeihen.

11 Wer nicht kauen kann, muss Suppe essen.

Frz.: Qui ne puist menger, hume boullie. (Bovill, III, 118.)

Lat.: Edere non valens sorbeat pultem. (Bovill, III, 118.)

12 Wer will gedeihen, muss gut käuen.

*13 Dar hett he wat an to kau'n. - Eichwald, 984; Dähnert, 221b.

*14 Er kauet links wie die Schafe. (Thüringen.)

*15 Er wird daran zu kauen haben.

"Das sie das maul verbrennen dran vnd gnug daran zu kawen han." (Waldis, IV, 17, 25.)

*16 He kaujt ümme up enerleij. - Dähnert, 212b.

Er spricht immer von derselben unbedeutenden Sache.

*17 He kaut as en Knien (Kaninchen) on schlenkt (schlingt) as ennen Wolf. (Meurs.) - Firmenich, I, 402, 109.

*18 He wet dat nig to kauen. (Holst.) - Richey, 112; Schütze, II, 239.

Von einem, der etwas Gutes hat und nicht zu gebrauchen weiss.


Kauer (Name).

Kauer, Reihe, Rabsen, Herrndorf, Beich(au) und Schlatzm'n (Schlatzmann). - Schles. Provinzialbl., 1862, 569.

Eine sarkastische Zusammenstellung kleiner, in der Nähe (1-2 Meilen) von Glogau liegender Dörfer in Anspielung auf die Grösse des einen Orts den andern gegenüber. (S. Dorf 25.)


Kauerfichte.

Was eine Kauerfichte werden will, das bleibt bald klein. (Schles.)

Kauerfichten heissen in Schlesien, wenigstens in den mir bekannten Gebirgsgegenden, die verbutteten, nicht in die Höhe wachsenden, strauchartig bleibenden. Sie finden sich meist auf bäuerlichen Grundstücken, wo es an einer ordentlichen Forstpflege fehlt, an Berglehnen, wo Viehhutung stattfindet, sodass die Wipfelspitzen wol von den Weidethieren abgefressen werden mögen.


Kauf.

1 Alle Käufe wollen Gewer. - Graf, 260, 220.

Wird der Käufer einer Sache mit einer Eigenthumsklage belangt, so bezieht er sich in Betreff der Gewer auf seinen Vordermann, um den rechtmässigen Erwerb nachzuweisen. Auf Rügen: Alle Köpe willen Wehrent hebben. (Normann, 209.)

2 Am besten ist der beste Kauff. - Herberger, I, 490.

3 An solchem Kaufe solches Geld.

It.: Tanto e mercante colui che perde quanto colui che guadagna.

4 Besser thewer kauff als nichts feyl. - Henisch, 1047, 6.

5 Bey manchem Kauff ist trug vnd fahr. - Petri, II, 43.

6 Blinden Kauf thut niemand gern.

Jeder will erst die Sache sehen, kennen, ehe er sie hauft.

7 Böss Käuff bringen auf Lörles Hochzeit gen Strassburg.

Ein Kaufmann zählt seine Mühen und Sorgen auf und schliesst: "Böss Käuff die machen mich auch sorgen, dass ich doch endtlich wird bereit gen Strassburg auff't Lörles Hochzeit." (H. Sachs, III, LXIII2.)

8 Chäuf und Läuf göh verschide. (Solothurn.) - Schild, 160, 18.

Im Handel geht es nicht immer gleich.

9 Dar hört Twee tom Kop. (Holst.) - Eichwald, 1095; Schütze, II, 319.

Um zu sagen: Ich allein kann die Sache nicht abmachen.

[Spaltenumbruch] 5 Ein verschleckt Kätzlein fängt bald ein Mauss.Lehmann, 104, 17.

6 Es ist kein Kätzlein, um es ohne Handschuh anzufassen.

Es kostet Arbeit, um es mit dem aufzunehmen; es ist ein Mann, der nicht mit sich spielen lässt.

Holl.: Het is geene katje, om zonder handschoenen aan te tasten. (Harrebomée, I, 386a.)

7 Ist das Kätzlein noch so glatt, so hats doch scharpffe Klawen.Lehmann, 335, 48.

8 Kätzlein ist ein sanftes Vieh, doch 's weiche Pfötchen kratzt schon früh.

Span.: Buen amigo es el gato, sino que rascuña. (Cahier, 3207.)

9 Schmuck dich, Kätzlein, es werden gäst kommen.Lehmann, 181, 19; Eiselein, 366.

10 Schön Kätzlein haben auch scharpff klawen.Lehmann, 705, 12.

11 Wenn die Kätzlein auch fein mauen, sie tragen dennoch scharfe Klauen.Eiselein, 368.

12 Wie das Kätzlein, also ist die Katz.Lehmann, II, 854, 367.

*13 Einander vom Kätzlein und Hündlein (Mäuslein) erzählen. (Schweiz.)


Katzvoll.

* Er ist katzvoll.Jer. Gotthelf, Käserei, 267.


Kaudeln.

* Sie kaudelt.

Aus Stettin wird mir mitgetheilt, dass die Redensart seit länger als zwanzig Jahren dort üblich und sehr bekannt sei, um damit die mehr oder weniger stillen Vorhaltungen zu bezeichnen, welche Frauen ihren Männern zu machen sich veranlasst fühlen. Sie verdankt ihre Entstehung: Madam Kaudel's Gardinenpredigten von Douglas Jerrold, die verschiedentlich deutsch bearbeitet worden sind.


Kauder.

*1 Chuder im Chopf hâ.Tobler, 123.

Närrisch, verrückt, verwirrt sein.

Holl.: Men weet wel, in welk gezelschap men is, als ratten en muizen koeterwaalsch spreken. (Harrebomée, I, 428a.)

*2 Si as dem Chuder1 lô.Tobler, 123.

1) Eigentlich das Werch, der Abgang vom Flachse oder Hanfe beim Hecheln; uneigentlich von jungen Leuten für: sich entwickeln, sich entfalten, aufwachsen.


Kauderwelsch.

1 Ich spreche Kauderwelsch, sagte der Bauernjunge, als man ihn in der Stadt fragte, was für eine Sprache er rede.

*2 Es ist ein wahres Kauderwelsch.

Unverständliches, sinnloses Gewäsch. Von kaudern = sprechen und welsch = fremd, ausländisch. In einer ältern handschriftlichen Sprichwörtersammlung fand ich dafür „krautwelsch“. Man sagte sonst auch kauter- und kaderwelsch. Jetzt bezeichnet man damit entweder eine völlig fremde, meist aber eine durch schlechte Aussprache, falsche Formen oder durch Vermischung mit fremden Wörtern unverständlich gewordene Sprache. (Vgl. Grimm, V, 308; Sartorius, 67.)

Frz.: Son discourt est un vrai baragouin. – Parler l'argot.

Lat.: Ne Apollo quidem ferre posset. (Cicero.) (Philippi, II, 8.)


Kauen.

1 De gôd kaut, de gôd daut. (Holst.) – Schütze, II, 239; Diermissen, 66; Deecke, 4; hochdeutsch bei Simrock, 5516.

Der Arzt Buchan sagt, dass das Kauen eins der besten Mittel zur Erhaltung der Zähne, der treueste Diener des Magens ist. Ebenso hält Tissot das Kauen für eine der ersten Bedingungen zur Erhaltung unserer Gesundheit. Und Grimod de la Reynière verlangt, man solle keinen Bissen eher verschlucken, bis ihn unsere Kinnladen 32mal zermalmt haben. (Vgl. Oettinger, Onkel Zebra, Leipzig 1843, VII, 717.)

2 Dei kann gaut köen, hat 't Mûl bi sick. (Minden.)

3 Es kaut sich übel, wenn die Zähne ausgefallen sind.

4 Gât kan, gât verdân.Schuster, 253.

5 Gut gekaut ist halb (leicht) verdaut.Bremser, 26; Eiselein, 218; Simrock, 3235; Körte, 2451; Lohrengel, I, 353; Hertz, 70.

Gegen die, welche Speisen nur durch den Schlund in den Magen werfen, ohne sie zu kauen, da doch durch dieses nicht allein die Speise zermalmt, sondern auch der zur Verdauung unentbehrliche Speichel beigemischt wird, ohne welchen z. B. Kraftsuppe schwerer zu verdauen ist, als roher Schinken. Das Sprichwort ist [Spaltenumbruch] eine nicht nur auf die gewöhnliche Erfahrung gegründete, sondern durch ärztliche Untersuchungen bestätigte, durchaus wahre Regel.

Frz.: Les viandes bien mâchées sont à demi digérées.

6 Gut käuen ist halb däuen. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 325.

7 Kau, schau, was?

Empfiehlt Prüfung der Nahrungsmittel und Vorsicht beim Essen. Es ist eine Parodirung des Sprichworts: Trau, schau, wem? und stand als Ueberschrift eines Artikels über Gesundheitspflege.

8 Langsam gekaut, heisst schnell verdaut.

9 Wer gut kaut, wird's in den Fersen fühlen.Jüd. Volksblatt, 1864, S. 147.

Weil gesunde Nahrung den ganzen Körper stärkt.

10 Wer nicht kann tapfer käuen, kann nicht gedeihen.

11 Wer nicht kauen kann, muss Suppe essen.

Frz.: Qui ne puist menger, hume boullie. (Bovill, III, 118.)

Lat.: Edere non valens sorbeat pultem. (Bovill, III, 118.)

12 Wer will gedeihen, muss gut käuen.

*13 Dar hett he wat an to kau'n.Eichwald, 984; Dähnert, 221b.

*14 Er kauet links wie die Schafe. (Thüringen.)

*15 Er wird daran zu kauen haben.

„Das sie das maul verbrennen dran vnd gnug daran zu kawen han.“ (Waldis, IV, 17, 25.)

*16 He kaujt ümme up enerleij.Dähnert, 212b.

Er spricht immer von derselben unbedeutenden Sache.

*17 He kaut as en Knien (Kaninchen) on schlenkt (schlingt) as ennen Wolf. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 109.

*18 He wêt dat nig to kauen. (Holst.) – Richey, 112; Schütze, II, 239.

Von einem, der etwas Gutes hat und nicht zu gebrauchen weiss.


Kauer (Name).

Kauer, Reihe, Rabsen, Herrndorf, Beich(au) und Schlatzm'n (Schlatzmann).Schles. Provinzialbl., 1862, 569.

Eine sarkastische Zusammenstellung kleiner, in der Nähe (1-2 Meilen) von Glogau liegender Dörfer in Anspielung auf die Grösse des einen Orts den andern gegenüber. (S. Dorf 25.)


Kauerfichte.

Was eine Kauerfichte werden will, das bleibt bald klein. (Schles.)

Kauerfichten heissen in Schlesien, wenigstens in den mir bekannten Gebirgsgegenden, die verbutteten, nicht in die Höhe wachsenden, strauchartig bleibenden. Sie finden sich meist auf bäuerlichen Grundstücken, wo es an einer ordentlichen Forstpflege fehlt, an Berglehnen, wo Viehhutung stattfindet, sodass die Wipfelspitzen wol von den Weidethieren abgefressen werden mögen.


Kauf.

1 Alle Käufe wollen Gewer.Graf, 260, 220.

Wird der Käufer einer Sache mit einer Eigenthumsklage belangt, so bezieht er sich in Betreff der Gewer auf seinen Vordermann, um den rechtmässigen Erwerb nachzuweisen. Auf Rügen: Alle Köpe willen Wehrent hebben. (Normann, 209.)

2 Am besten ist der beste Kauff.Herberger, I, 490.

3 An solchem Kaufe solches Geld.

It.: Tanto è mercante colui che perde quanto colui che guadagna.

4 Besser thewer kauff als nichts feyl.Henisch, 1047, 6.

5 Bey manchem Kauff ist trug vnd fahr.Petri, II, 43.

6 Blinden Kauf thut niemand gern.

Jeder will erst die Sache sehen, kennen, ehe er sie hauft.

7 Böss Käuff bringen auf Lörles Hochzeit gen Strassburg.

Ein Kaufmann zählt seine Mühen und Sorgen auf und schliesst: „Böss Käuff die machen mich auch sorgen, dass ich doch endtlich wird bereit gen Strassburg auff't Lörles Hochzeit.“ (H. Sachs, III, LXIII2.)

8 Chäuf und Läuf göh verschide. (Solothurn.) – Schild, 160, 18.

Im Handel geht es nicht immer gleich.

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[[608]/0614] 5 Ein verschleckt Kätzlein fängt bald ein Mauss. – Lehmann, 104, 17. 6 Es ist kein Kätzlein, um es ohne Handschuh anzufassen. Es kostet Arbeit, um es mit dem aufzunehmen; es ist ein Mann, der nicht mit sich spielen lässt. Holl.: Het is geene katje, om zonder handschoenen aan te tasten. (Harrebomée, I, 386a.) 7 Ist das Kätzlein noch so glatt, so hats doch scharpffe Klawen. – Lehmann, 335, 48. 8 Kätzlein ist ein sanftes Vieh, doch 's weiche Pfötchen kratzt schon früh. Span.: Buen amigo es el gato, sino que rascuña. (Cahier, 3207.) 9 Schmuck dich, Kätzlein, es werden gäst kommen. – Lehmann, 181, 19; Eiselein, 366. 10 Schön Kätzlein haben auch scharpff klawen. – Lehmann, 705, 12. 11 Wenn die Kätzlein auch fein mauen, sie tragen dennoch scharfe Klauen. – Eiselein, 368. 12 Wie das Kätzlein, also ist die Katz. – Lehmann, II, 854, 367. *13 Einander vom Kätzlein und Hündlein (Mäuslein) erzählen. (Schweiz.) Katzvoll. * Er ist katzvoll. – Jer. Gotthelf, Käserei, 267. Kaudeln. * Sie kaudelt. Aus Stettin wird mir mitgetheilt, dass die Redensart seit länger als zwanzig Jahren dort üblich und sehr bekannt sei, um damit die mehr oder weniger stillen Vorhaltungen zu bezeichnen, welche Frauen ihren Männern zu machen sich veranlasst fühlen. Sie verdankt ihre Entstehung: Madam Kaudel's Gardinenpredigten von Douglas Jerrold, die verschiedentlich deutsch bearbeitet worden sind. Kauder. *1 Chuder im Chopf hâ. – Tobler, 123. Närrisch, verrückt, verwirrt sein. Holl.: Men weet wel, in welk gezelschap men is, als ratten en muizen koeterwaalsch spreken. (Harrebomée, I, 428a.) *2 Si as dem Chuder1 lô. – Tobler, 123. 1) Eigentlich das Werch, der Abgang vom Flachse oder Hanfe beim Hecheln; uneigentlich von jungen Leuten für: sich entwickeln, sich entfalten, aufwachsen. Kauderwelsch. 1 Ich spreche Kauderwelsch, sagte der Bauernjunge, als man ihn in der Stadt fragte, was für eine Sprache er rede. *2 Es ist ein wahres Kauderwelsch. Unverständliches, sinnloses Gewäsch. Von kaudern = sprechen und welsch = fremd, ausländisch. In einer ältern handschriftlichen Sprichwörtersammlung fand ich dafür „krautwelsch“. Man sagte sonst auch kauter- und kaderwelsch. Jetzt bezeichnet man damit entweder eine völlig fremde, meist aber eine durch schlechte Aussprache, falsche Formen oder durch Vermischung mit fremden Wörtern unverständlich gewordene Sprache. (Vgl. Grimm, V, 308; Sartorius, 67.) Frz.: Son discourt est un vrai baragouin. – Parler l'argot. Lat.: Ne Apollo quidem ferre posset. (Cicero.) (Philippi, II, 8.) Kauen. 1 De gôd kaut, de gôd daut. (Holst.) – Schütze, II, 239; Diermissen, 66; Deecke, 4; hochdeutsch bei Simrock, 5516. Der Arzt Buchan sagt, dass das Kauen eins der besten Mittel zur Erhaltung der Zähne, der treueste Diener des Magens ist. Ebenso hält Tissot das Kauen für eine der ersten Bedingungen zur Erhaltung unserer Gesundheit. Und Grimod de la Reynière verlangt, man solle keinen Bissen eher verschlucken, bis ihn unsere Kinnladen 32mal zermalmt haben. (Vgl. Oettinger, Onkel Zebra, Leipzig 1843, VII, 717.) 2 Dei kann gaut köen, hat 't Mûl bi sick. (Minden.) 3 Es kaut sich übel, wenn die Zähne ausgefallen sind. 4 Gât kan, gât verdân. – Schuster, 253. 5 Gut gekaut ist halb (leicht) verdaut. – Bremser, 26; Eiselein, 218; Simrock, 3235; Körte, 2451; Lohrengel, I, 353; Hertz, 70. Gegen die, welche Speisen nur durch den Schlund in den Magen werfen, ohne sie zu kauen, da doch durch dieses nicht allein die Speise zermalmt, sondern auch der zur Verdauung unentbehrliche Speichel beigemischt wird, ohne welchen z. B. Kraftsuppe schwerer zu verdauen ist, als roher Schinken. Das Sprichwort ist eine nicht nur auf die gewöhnliche Erfahrung gegründete, sondern durch ärztliche Untersuchungen bestätigte, durchaus wahre Regel. Frz.: Les viandes bien mâchées sont à demi digérées. 6 Gut käuen ist halb däuen. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 325. 7 Kau, schau, was? Empfiehlt Prüfung der Nahrungsmittel und Vorsicht beim Essen. Es ist eine Parodirung des Sprichworts: Trau, schau, wem? und stand als Ueberschrift eines Artikels über Gesundheitspflege. 8 Langsam gekaut, heisst schnell verdaut. 9 Wer gut kaut, wird's in den Fersen fühlen. – Jüd. Volksblatt, 1864, S. 147. Weil gesunde Nahrung den ganzen Körper stärkt. 10 Wer nicht kann tapfer käuen, kann nicht gedeihen. 11 Wer nicht kauen kann, muss Suppe essen. Frz.: Qui ne puist menger, hume boullie. (Bovill, III, 118.) Lat.: Edere non valens sorbeat pultem. (Bovill, III, 118.) 12 Wer will gedeihen, muss gut käuen. *13 Dar hett he wat an to kau'n. – Eichwald, 984; Dähnert, 221b. *14 Er kauet links wie die Schafe. (Thüringen.) *15 Er wird daran zu kauen haben. „Das sie das maul verbrennen dran vnd gnug daran zu kawen han.“ (Waldis, IV, 17, 25.) *16 He kaujt ümme up enerleij. – Dähnert, 212b. Er spricht immer von derselben unbedeutenden Sache. *17 He kaut as en Knien (Kaninchen) on schlenkt (schlingt) as ennen Wolf. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 109. *18 He wêt dat nig to kauen. (Holst.) – Richey, 112; Schütze, II, 239. Von einem, der etwas Gutes hat und nicht zu gebrauchen weiss. Kauer (Name). Kauer, Reihe, Rabsen, Herrndorf, Beich(au) und Schlatzm'n (Schlatzmann). – Schles. Provinzialbl., 1862, 569. Eine sarkastische Zusammenstellung kleiner, in der Nähe (1-2 Meilen) von Glogau liegender Dörfer in Anspielung auf die Grösse des einen Orts den andern gegenüber. (S. Dorf 25.) Kauerfichte. Was eine Kauerfichte werden will, das bleibt bald klein. (Schles.) Kauerfichten heissen in Schlesien, wenigstens in den mir bekannten Gebirgsgegenden, die verbutteten, nicht in die Höhe wachsenden, strauchartig bleibenden. Sie finden sich meist auf bäuerlichen Grundstücken, wo es an einer ordentlichen Forstpflege fehlt, an Berglehnen, wo Viehhutung stattfindet, sodass die Wipfelspitzen wol von den Weidethieren abgefressen werden mögen. Kauf. 1 Alle Käufe wollen Gewer. – Graf, 260, 220. Wird der Käufer einer Sache mit einer Eigenthumsklage belangt, so bezieht er sich in Betreff der Gewer auf seinen Vordermann, um den rechtmässigen Erwerb nachzuweisen. Auf Rügen: Alle Köpe willen Wehrent hebben. (Normann, 209.) 2 Am besten ist der beste Kauff. – Herberger, I, 490. 3 An solchem Kaufe solches Geld. It.: Tanto è mercante colui che perde quanto colui che guadagna. 4 Besser thewer kauff als nichts feyl. – Henisch, 1047, 6. 5 Bey manchem Kauff ist trug vnd fahr. – Petri, II, 43. 6 Blinden Kauf thut niemand gern. Jeder will erst die Sache sehen, kennen, ehe er sie hauft. 7 Böss Käuff bringen auf Lörles Hochzeit gen Strassburg. Ein Kaufmann zählt seine Mühen und Sorgen auf und schliesst: „Böss Käuff die machen mich auch sorgen, dass ich doch endtlich wird bereit gen Strassburg auff't Lörles Hochzeit.“ (H. Sachs, III, LXIII2.) 8 Chäuf und Läuf göh verschide. (Solothurn.) – Schild, 160, 18. Im Handel geht es nicht immer gleich. 9 Dar hört Twee tom Kôp. (Holst.) – Eichwald, 1095; Schütze, II, 319. Um zu sagen: Ich allein kann die Sache nicht abmachen.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [608]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/614>, abgerufen am 29.03.2024.