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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *4 Bey mir trifft a kene Kegel. - Gomolcke, 285.

*5 Er ist zwischen Kegel und Kugel gekommen.

Hat zwischen zwei Uebeln wählen müssen.

Frz.: Etre entre l'enclume et le marteau.

*6 Er kann wol kegel schieben. - Agricola II, 105.

*7 Er schiebt zwölf Kegel um, wo nur neun stehen.

"Die Rottengeister sind junge Leute, die in den Lüften flattern; Gemsensteiger, oben an und nirgends aus und die zwölff Kegel auff dem Bossleich umbschieben, da jr nur neun drauff stehn." (Luther's Tischreden, 10b.)

*8 Er will immer elf Kegel treffen.

"Die Klüglinge wollen immer elf Kegel treffen, da ihrer nur neun auf dem Boseleich stehen." (Luther.)

*9 Er wird hier keine Kegel treffen.

"Vieleicht werd ich auch hier noch Kegel treffen." (Keller, 156b.)

*10 Er würde alle Kegel treffen, sagt er, wenn er werfen dürfte.

*11 Keine Kegel bei jemand treffen.

*12 Mit dem Kegel nach der Kugel werfen.

Etwas verkehrt anfangen.

*13 Sie sollen solche Kegel nicht schieben.

"Sie finden nit in meiner Regel, das sie sollen schieben solche Kegel." (Waldis, IV, 4.)


Kegeln.

1 Wä met kägelt, moss met opsätze. (Büren.) - Firmenich, I, 483, 66; für Franken: Frommann, VI, 318, 220.

2 Wenn man mit ihm kegelt, so setzt er auf. - Birlinger, 293.

Er versteht eine Spottrede mit Zins zurückzugeben.

3 Wer kegeln wil, muss auffsetzen. - Agricola I, 120; Franck, I, 71b; Egenolff, 79a; Gruter, I, 81; Guttenstein, I, 32; Petri, II, 728; Lehmann, 724, 2; Lehmann, II, 849, 295; Schottel, 1127b; Simplic., 609; Salier, 150; Mayer, I, 58; II, 111; Siebenkees, 238; Eiselein, 369; Simrock, 5547; Körte, 3335; Braun, I, 1806.

Wer mit andern scherzt, muss sich auch einen Scherz von ihnen gefallen lassen. Oder: Wer sich ein Vergnügen machen will, muss auch das damit als unzertrennlich verbundene Unangenehme ertragen. Aufsetzen d. i. zusetzen am Gelde. "Wer will mit Jägern gan, der hetz'; wer kegeln will, derselb' ufsetz; wer bei den Wölfen ist, der heule." (Brandt.)

Frz.: Qui abat les quilles, doit aussi les dresser.

Lat.: Ludere si quaeres, nummos apponere debes. (Loci comm., 108.) - Necesse est facere sumtum, qui quaerit lucrum. ( Eiselein, 369.)

4 Wie man kegelt, setzt man auf. - Birlinger, 292.


Kegelschieber.

1 Ein guter Kegelschieber muss verstehen das Knie so tief wie möglich zu beugen.

Dies Sprichwort wird dem englischen Lord Bacon zugeschrieben.

2 Es ist ein geschickter Kegelschieber, der elf wirft, wo nur neun stehen.

3 Wo ist wol ein Kegelschieber, der nicht zuweilen einen Pudel macht. - Hollenberg, II, 91.


Kegler.

1 Der beste Kegler kann einen Pudel werfen. - Simrock, 5547a; Reinsberg IV, 82.

2 Ein guter Kegler wirft nicht gleich die Kegel weg, fliegt auch die Kugel einmal in den Dreck.


Kehle.

1 Auf die Kehle kommt's an, sonst verschlänge der Walfisch Elefanten.

2 Aus trockener Kehle kommt kein schöner Sang (oder: heiteres, lustiges Lied).

In Finnland: Die trockene Kehle hat keinen Laut.

3 Aus voller Kehle singt der Mann, der keinen Kreuzer wechseln kann. - Lohrengel, I, 68.

4 Die Kehl kost't vel. - Hertz, 59.

5 Dör de Kel(e) kann völ, se(d) der Scheipper, do hadde he sei Dremastschipp versapen (versoffen). (S. Hals 23.) (Ostfries.) - Bueren, 401; Frommann, IV, 286, 402; Eichwald, 1669; Hoefer, 911; Kern, 380; Schambach, II, 226.

"All mein Silber, all mein Gold ist mir durch die Kehle gerollt."

6 Eine durstige (leckere) Kehle kostet viel.

Holl.: Eene lekkere keel kost veel. - Geen kostelijker gat dan het lekkere keelgat. (Harrebomee, I, 389b.)

[Spaltenumbruch] 7 Eine Kehle maust besser als zehn Katzen. - Winckler, XIX, 75.

8 Mit der Kehl' gewonnen, durch die Kehle zerronnen.

Holl.: Met de keel gewonnen, met de keel verslonnen. (Harrebomee, I, 390b.)

9 Was in die unrechte Kehle kommt, muss man heraushusten.

*10 Das bleibt ihm in der Kehle sitzen.

Holl.: Het blijft hem in de keel steken. (Harrebomee, I, 390a.)

*11 Das geht ihm an die Kehle.

Holl.: Het bijt hem de keel af. (Harrebomee, I, 390a.)

*12 Das schnürt mir die Kehle zu.

*13 Davon wird ihm nichts in die Kehle kommen.

Er wird nichts davon bekommen.

Holl.: Dat eten komt hem in de keel niet. (Harrebomee, I, 389b.)

*14 Die Kehle brennt ihm.

Holl.: Hij heeft eene vonk in de keel. (Harrebomee, I, 390a.)

*15 Die Kehle mit Affenschmalz schmieren. - Murner, Vom luth. Narren.

" ...Vnd seit ein gut gesel seinem gesellen, wie wir hinführt bass sünden wollen auch selbs einander absoluieren mit affenschmalz die kelen schmieren." (Kloster, X, 123.)

*16 Einem die Kehle abschneiden.

Frz.: Couper le chiflet a quelqu'un. (Kritzinger, 142a.)

*17 Einem die Kehle zuschnüren.

Holl.: Iemand de keel toebinden. (Harrebomee, I, 390b.)

*18 Einen bei der Kehle kriegen.

Holl.: Iemand bij de keel (de ooren, den kop) krijgen. (Harrebomee, I, 390b.)

*19 Er hat eine immer durstige Kehle.

Lat.: Ranarum more (vivat). (Philippi, II, 150.)

*20 Er lässt alles durch die Kehle gehen.

Holl.: Hij lapt alles door de keel. - Hij jaagt alles door het keelgat. (Harrebomee, I, 390a.)

*21 Es ist, als ob mir jemand die Kehle zuschnürte.

*22 Es ist mir in die unrechte Kehle gekommen.

In Schlesien: Es is m'r ei de unrechte Kehle kummen. (Gomolcke, 377 u. 1005; Robinson, 40.) - "Wenn a dos mol der zwich getruncken hätte, wers ihm gewiss a de unrechte Kehle gekommen; denn wos kan ich dervor, dass man mich nicht not larnen ausm ledig trincken." (Keller, 143a.)

Holl.: Het is hem in de verkeerde keel geschoten. (Harrebomee, I, 390b.)

*23 Etwas durch die Kehle jagen.

*24 He jöggt alles dör de Kele. - Ddhnert, 223b.

Er verfrisst und versäuft alles.

*25 Seine Kehle ist immer trocken.

Holl.: Hij heeft eene drooge keel. ( Harrebomee, I, 390a.)

Sich die Kehle ausspülen.

*26 Sich die Kehle ausspülen.


Kehr.

1 Hä konn de Kiehr net kriggen. (Bedburg.)

*2 M'r wei dü Chehr1 füüfi la grad sei. (Bern.) - Zyro, 7.

1) Das Wort hat verschiedene Bedeutungen: a) die von Wendung. Mit den Wagen einen Kehr machen; die Sache wird einen andern Kehr nehmen. b) Spaziergang. Einen Kehr machen. c) Reihe, Tour. Dieser (auch diese) Kehr trifft es dich. d) Sowol die Zeit, wie oft eine Sache ist oder geschieht, als ein unbestimmter Zwischenraum der Zeit; diesen Kehr = diesmal, einen andern Kehr = ein anderes mal; es geht noch eine Kehr = eine Weile. (Vgl. Stalder, II, 93.) Das Wort Kehr ist leider nur noch mundartlich vorhanden. Im Hochdeutschen findet sich die männliche Form wol nur noch in Zusammensetzungen, wie Rück-, Um-, Wiederkehr; die weibliche Form "Kehre", welche im Mittelhochdeutschen noch neben der männlichen in Gebrauch war, ist völlig verdrängt. (Vgl. darüber Grimm, V, 400.)


Kehrab.

*1 Den Kehrab machen.

"Den allerletzten Kehrab macht der Tod." Der Tod ist hier im Anschluss an die Vorstellungen des Todtentanzes entweder als Pfeifer gedacht, der den Kehrab (den letzten Tanz) spielt, oder als der Tänzer, der den Kehrab tanzt, d. h. den Menschen aus dem Tanzsaal des Lebens hinaustanzt. (Vgl. Grimm, V, 404.)

*2 Einem den Kehrab geben.

Der Kehrab heisst eigentlich der lange Tanz, mit welchem die Hochzeitsgäste, die sich mit den Händen in einer langen Reihe fest aneinandergeschlungen haben und allerhand Figuren in dem Tanze bilden, die Hochzeitslust beschliessen und den Musikanten Feierabend geben. In der obigen Redensart ist die zurechtweisende, strafende Abfertigung gemeint, die an das Abkehren des Henkers (das Stäupen) erinnert. In einem Buche, Der geistliche Kehrab, wird die Geistlichkeit durch die Hechel gezogen. (Vgl. Grimm, V, 404.)

[Spaltenumbruch] *4 Bey mir trifft a kene Kegel.Gomolcke, 285.

*5 Er ist zwischen Kegel und Kugel gekommen.

Hat zwischen zwei Uebeln wählen müssen.

Frz.: Être entre l'enclume et le marteau.

*6 Er kann wol kegel schieben.Agricola II, 105.

*7 Er schiebt zwölf Kegel um, wo nur neun stehen.

„Die Rottengeister sind junge Leute, die in den Lüften flattern; Gemsensteiger, oben an und nirgends aus und die zwölff Kegel auff dem Bossleich umbschieben, da jr nur neun drauff stehn.“ (Luther's Tischreden, 10b.)

*8 Er will immer elf Kegel treffen.

„Die Klüglinge wollen immer elf Kegel treffen, da ihrer nur neun auf dem Boseleich stehen.“ (Luther.)

*9 Er wird hier keine Kegel treffen.

„Vieleicht werd ich auch hier noch Kegel treffen.“ (Keller, 156b.)

*10 Er würde alle Kegel treffen, sagt er, wenn er werfen dürfte.

*11 Keine Kegel bei jemand treffen.

*12 Mit dem Kegel nach der Kugel werfen.

Etwas verkehrt anfangen.

*13 Sie sollen solche Kegel nicht schieben.

„Sie finden nit in meiner Regel, das sie sollen schieben solche Kegel.“ (Waldis, IV, 4.)


Kegeln.

1 Wä met kägelt, moss met opsätze. (Büren.) – Firmenich, I, 483, 66; für Franken: Frommann, VI, 318, 220.

2 Wenn man mit ihm kegelt, so setzt er auf.Birlinger, 293.

Er versteht eine Spottrede mit Zins zurückzugeben.

3 Wer kegeln wil, muss auffsetzen.Agricola I, 120; Franck, I, 71b; Egenolff, 79a; Gruter, I, 81; Guttenstein, I, 32; Petri, II, 728; Lehmann, 724, 2; Lehmann, II, 849, 295; Schottel, 1127b; Simplic., 609; Salier, 150; Mayer, I, 58; II, 111; Siebenkees, 238; Eiselein, 369; Simrock, 5547; Körte, 3335; Braun, I, 1806.

Wer mit andern scherzt, muss sich auch einen Scherz von ihnen gefallen lassen. Oder: Wer sich ein Vergnügen machen will, muss auch das damit als unzertrennlich verbundene Unangenehme ertragen. Aufsetzen d. i. zusetzen am Gelde. „Wer will mit Jägern gan, der hetz'; wer kegeln will, derselb' ufsetz; wer bei den Wölfen ist, der heule.“ (Brandt.)

Frz.: Qui abat les quilles, doit aussi les dresser.

Lat.: Ludere si quaeres, nummos apponere debes. (Loci comm., 108.) – Necesse est facere sumtum, qui quaerit lucrum. ( Eiselein, 369.)

4 Wie man kegelt, setzt man auf.Birlinger, 292.


Kegelschieber.

1 Ein guter Kegelschieber muss verstehen das Knie so tief wie möglich zu beugen.

Dies Sprichwort wird dem englischen Lord Bacon zugeschrieben.

2 Es ist ein geschickter Kegelschieber, der elf wirft, wo nur neun stehen.

3 Wo ist wol ein Kegelschieber, der nicht zuweilen einen Pudel macht.Hollenberg, II, 91.


Kegler.

1 Der beste Kegler kann einen Pudel werfen.Simrock, 5547a; Reinsberg IV, 82.

2 Ein guter Kegler wirft nicht gleich die Kegel weg, fliegt auch die Kugel einmal in den Dreck.


Kehle.

1 Auf die Kehle kommt's an, sonst verschlänge der Walfisch Elefanten.

2 Aus trockener Kehle kommt kein schöner Sang (oder: heiteres, lustiges Lied).

In Finnland: Die trockene Kehle hat keinen Laut.

3 Aus voller Kehle singt der Mann, der keinen Kreuzer wechseln kann.Lohrengel, I, 68.

4 Die Kehl kost't vêl.Hertz, 59.

5 Dör de Kêl(e) kann völ, se(d) der Schîpper, dô hadde he sî Dremastschipp versâpen (versoffen). (S. Hals 23.) (Ostfries.) – Bueren, 401; Frommann, IV, 286, 402; Eichwald, 1669; Hoefer, 911; Kern, 380; Schambach, II, 226.

„All mein Silber, all mein Gold ist mir durch die Kehle gerollt.“

6 Eine durstige (leckere) Kehle kostet viel.

Holl.: Eene lekkere keel kost veel. – Geen kostelijker gat dan het lekkere keelgat. (Harrebomée, I, 389b.)

[Spaltenumbruch] 7 Eine Kehle maust besser als zehn Katzen.Winckler, XIX, 75.

8 Mit der Kehl' gewonnen, durch die Kehle zerronnen.

Holl.: Met de keel gewonnen, met de keel verslonnen. (Harrebomée, I, 390b.)

9 Was in die unrechte Kehle kommt, muss man heraushusten.

*10 Das bleibt ihm in der Kehle sitzen.

Holl.: Het blijft hem in de keel steken. (Harrebomée, I, 390a.)

*11 Das geht ihm an die Kehle.

Holl.: Het bijt hem de keel af. (Harrebomée, I, 390a.)

*12 Das schnürt mir die Kehle zu.

*13 Davon wird ihm nichts in die Kehle kommen.

Er wird nichts davon bekommen.

Holl.: Dat eten komt hem in de keel niet. (Harrebomée, I, 389b.)

*14 Die Kehle brennt ihm.

Holl.: Hij heeft eene vonk in de keel. (Harrebomée, I, 390a.)

*15 Die Kehle mit Affenschmalz schmieren.Murner, Vom luth. Narren.

„ ...Vnd seit ein gut gesel seinem gesellen, wie wir hinführt bass sünden wollen auch selbs einander absoluieren mit affenschmalz die kelen schmieren.“ (Kloster, X, 123.)

*16 Einem die Kehle abschneiden.

Frz.: Couper le chiflet à quelqu'un. (Kritzinger, 142a.)

*17 Einem die Kehle zuschnüren.

Holl.: Iemand de keel toebinden. (Harrebomée, I, 390b.)

*18 Einen bei der Kehle kriegen.

Holl.: Iemand bij de keel (de ooren, den kop) krijgen. (Harrebomée, I, 390b.)

*19 Er hat eine immer durstige Kehle.

Lat.: Ranarum more (vivat). (Philippi, II, 150.)

*20 Er lässt alles durch die Kehle gehen.

Holl.: Hij lapt alles door de keel. – Hij jaagt alles door het keelgat. (Harrebomée, I, 390a.)

*21 Es ist, als ob mir jemand die Kehle zuschnürte.

*22 Es ist mir in die unrechte Kehle gekommen.

In Schlesien: Es is m'r ei de unrechte Kehle kummen. (Gomolcke, 377 u. 1005; Robinson, 40.) – „Wenn a dos mol der zwich getruncken hätte, wers ihm gewiss a de unrechte Kehle gekommen; denn wos kan ich dervor, dass man mich nicht not larnen ausm ledig trincken.“ (Keller, 143a.)

Holl.: Het is hem in de verkeerde keel geschoten. (Harrebomée, I, 390b.)

*23 Etwas durch die Kehle jagen.

*24 He jöggt alles dör de Kele.Ddhnert, 223b.

Er verfrisst und versäuft alles.

*25 Seine Kehle ist immer trocken.

Holl.: Hij heeft eene drooge keel. ( Harrebomée, I, 390a.)

Sich die Kehle ausspülen.

*26 Sich die Kehle ausspülen.


Kehr.

1 Hä konn de Kiehr net kriggen. (Bedburg.)

*2 M'r wei dü Chehr1 füüfi lâ grad sî. (Bern.) – Zyro, 7.

1) Das Wort hat verschiedene Bedeutungen: a) die von Wendung. Mit den Wagen einen Kehr machen; die Sache wird einen andern Kehr nehmen. b) Spaziergang. Einen Kehr machen. c) Reihe, Tour. Dieser (auch diese) Kehr trifft es dich. d) Sowol die Zeit, wie oft eine Sache ist oder geschieht, als ein unbestimmter Zwischenraum der Zeit; diesen Kehr = diesmal, einen andern Kehr = ein anderes mal; es geht noch eine Kehr = eine Weile. (Vgl. Stalder, II, 93.) Das Wort Kehr ist leider nur noch mundartlich vorhanden. Im Hochdeutschen findet sich die männliche Form wol nur noch in Zusammensetzungen, wie Rück-, Um-, Wiederkehr; die weibliche Form „Kehre“, welche im Mittelhochdeutschen noch neben der männlichen in Gebrauch war, ist völlig verdrängt. (Vgl. darüber Grimm, V, 400.)


Kehrab.

*1 Den Kehrab machen.

„Den allerletzten Kehrab macht der Tod.“ Der Tod ist hier im Anschluss an die Vorstellungen des Todtentanzes entweder als Pfeifer gedacht, der den Kehrab (den letzten Tanz) spielt, oder als der Tänzer, der den Kehrab tanzt, d. h. den Menschen aus dem Tanzsaal des Lebens hinaustanzt. (Vgl. Grimm, V, 404.)

*2 Einem den Kehrab geben.

Der Kehrab heisst eigentlich der lange Tanz, mit welchem die Hochzeitsgäste, die sich mit den Händen in einer langen Reihe fest aneinandergeschlungen haben und allerhand Figuren in dem Tanze bilden, die Hochzeitslust beschliessen und den Musikanten Feierabend geben. In der obigen Redensart ist die zurechtweisende, strafende Abfertigung gemeint, die an das Abkehren des Henkers (das Stäupen) erinnert. In einem Buche, Der geistliche Kehrab, wird die Geistlichkeit durch die Hechel gezogen. (Vgl. Grimm, V, 404.)

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[[617]/0623] *4 Bey mir trifft a kene Kegel. – Gomolcke, 285. *5 Er ist zwischen Kegel und Kugel gekommen. Hat zwischen zwei Uebeln wählen müssen. Frz.: Être entre l'enclume et le marteau. *6 Er kann wol kegel schieben. – Agricola II, 105. *7 Er schiebt zwölf Kegel um, wo nur neun stehen. „Die Rottengeister sind junge Leute, die in den Lüften flattern; Gemsensteiger, oben an und nirgends aus und die zwölff Kegel auff dem Bossleich umbschieben, da jr nur neun drauff stehn.“ (Luther's Tischreden, 10b.) *8 Er will immer elf Kegel treffen. „Die Klüglinge wollen immer elf Kegel treffen, da ihrer nur neun auf dem Boseleich stehen.“ (Luther.) *9 Er wird hier keine Kegel treffen. „Vieleicht werd ich auch hier noch Kegel treffen.“ (Keller, 156b.) *10 Er würde alle Kegel treffen, sagt er, wenn er werfen dürfte. *11 Keine Kegel bei jemand treffen. *12 Mit dem Kegel nach der Kugel werfen. Etwas verkehrt anfangen. *13 Sie sollen solche Kegel nicht schieben. „Sie finden nit in meiner Regel, das sie sollen schieben solche Kegel.“ (Waldis, IV, 4.) Kegeln. 1 Wä met kägelt, moss met opsätze. (Büren.) – Firmenich, I, 483, 66; für Franken: Frommann, VI, 318, 220. 2 Wenn man mit ihm kegelt, so setzt er auf. – Birlinger, 293. Er versteht eine Spottrede mit Zins zurückzugeben. 3 Wer kegeln wil, muss auffsetzen. – Agricola I, 120; Franck, I, 71b; Egenolff, 79a; Gruter, I, 81; Guttenstein, I, 32; Petri, II, 728; Lehmann, 724, 2; Lehmann, II, 849, 295; Schottel, 1127b; Simplic., 609; Salier, 150; Mayer, I, 58; II, 111; Siebenkees, 238; Eiselein, 369; Simrock, 5547; Körte, 3335; Braun, I, 1806. Wer mit andern scherzt, muss sich auch einen Scherz von ihnen gefallen lassen. Oder: Wer sich ein Vergnügen machen will, muss auch das damit als unzertrennlich verbundene Unangenehme ertragen. Aufsetzen d. i. zusetzen am Gelde. „Wer will mit Jägern gan, der hetz'; wer kegeln will, derselb' ufsetz; wer bei den Wölfen ist, der heule.“ (Brandt.) Frz.: Qui abat les quilles, doit aussi les dresser. Lat.: Ludere si quaeres, nummos apponere debes. (Loci comm., 108.) – Necesse est facere sumtum, qui quaerit lucrum. ( Eiselein, 369.) 4 Wie man kegelt, setzt man auf. – Birlinger, 292. Kegelschieber. 1 Ein guter Kegelschieber muss verstehen das Knie so tief wie möglich zu beugen. Dies Sprichwort wird dem englischen Lord Bacon zugeschrieben. 2 Es ist ein geschickter Kegelschieber, der elf wirft, wo nur neun stehen. 3 Wo ist wol ein Kegelschieber, der nicht zuweilen einen Pudel macht. – Hollenberg, II, 91. Kegler. 1 Der beste Kegler kann einen Pudel werfen. – Simrock, 5547a; Reinsberg IV, 82. 2 Ein guter Kegler wirft nicht gleich die Kegel weg, fliegt auch die Kugel einmal in den Dreck. Kehle. 1 Auf die Kehle kommt's an, sonst verschlänge der Walfisch Elefanten. 2 Aus trockener Kehle kommt kein schöner Sang (oder: heiteres, lustiges Lied). In Finnland: Die trockene Kehle hat keinen Laut. 3 Aus voller Kehle singt der Mann, der keinen Kreuzer wechseln kann. – Lohrengel, I, 68. 4 Die Kehl kost't vêl. – Hertz, 59. 5 Dör de Kêl(e) kann völ, se(d) der Schîpper, dô hadde he sî Dremastschipp versâpen (versoffen). (S. Hals 23.) (Ostfries.) – Bueren, 401; Frommann, IV, 286, 402; Eichwald, 1669; Hoefer, 911; Kern, 380; Schambach, II, 226. „All mein Silber, all mein Gold ist mir durch die Kehle gerollt.“ 6 Eine durstige (leckere) Kehle kostet viel. Holl.: Eene lekkere keel kost veel. – Geen kostelijker gat dan het lekkere keelgat. (Harrebomée, I, 389b.) 7 Eine Kehle maust besser als zehn Katzen. – Winckler, XIX, 75. 8 Mit der Kehl' gewonnen, durch die Kehle zerronnen. Holl.: Met de keel gewonnen, met de keel verslonnen. (Harrebomée, I, 390b.) 9 Was in die unrechte Kehle kommt, muss man heraushusten. *10 Das bleibt ihm in der Kehle sitzen. Holl.: Het blijft hem in de keel steken. (Harrebomée, I, 390a.) *11 Das geht ihm an die Kehle. Holl.: Het bijt hem de keel af. (Harrebomée, I, 390a.) *12 Das schnürt mir die Kehle zu. *13 Davon wird ihm nichts in die Kehle kommen. Er wird nichts davon bekommen. Holl.: Dat eten komt hem in de keel niet. (Harrebomée, I, 389b.) *14 Die Kehle brennt ihm. Holl.: Hij heeft eene vonk in de keel. (Harrebomée, I, 390a.) *15 Die Kehle mit Affenschmalz schmieren. – Murner, Vom luth. Narren. „ ...Vnd seit ein gut gesel seinem gesellen, wie wir hinführt bass sünden wollen auch selbs einander absoluieren mit affenschmalz die kelen schmieren.“ (Kloster, X, 123.) *16 Einem die Kehle abschneiden. Frz.: Couper le chiflet à quelqu'un. (Kritzinger, 142a.) *17 Einem die Kehle zuschnüren. Holl.: Iemand de keel toebinden. (Harrebomée, I, 390b.) *18 Einen bei der Kehle kriegen. Holl.: Iemand bij de keel (de ooren, den kop) krijgen. (Harrebomée, I, 390b.) *19 Er hat eine immer durstige Kehle. Lat.: Ranarum more (vivat). (Philippi, II, 150.) *20 Er lässt alles durch die Kehle gehen. Holl.: Hij lapt alles door de keel. – Hij jaagt alles door het keelgat. (Harrebomée, I, 390a.) *21 Es ist, als ob mir jemand die Kehle zuschnürte. *22 Es ist mir in die unrechte Kehle gekommen. In Schlesien: Es is m'r ei de unrechte Kehle kummen. (Gomolcke, 377 u. 1005; Robinson, 40.) – „Wenn a dos mol der zwich getruncken hätte, wers ihm gewiss a de unrechte Kehle gekommen; denn wos kan ich dervor, dass man mich nicht not larnen ausm ledig trincken.“ (Keller, 143a.) Holl.: Het is hem in de verkeerde keel geschoten. (Harrebomée, I, 390b.) *23 Etwas durch die Kehle jagen. *24 He jöggt alles dör de Kele. – Ddhnert, 223b. Er verfrisst und versäuft alles. *25 Seine Kehle ist immer trocken. Holl.: Hij heeft eene drooge keel. ( Harrebomée, I, 390a.) Sich die Kehle ausspülen. *26 Sich die Kehle ausspülen. Kehr. 1 Hä konn de Kiehr net kriggen. (Bedburg.) *2 M'r wei dü Chehr1 füüfi lâ grad sî. (Bern.) – Zyro, 7. 1) Das Wort hat verschiedene Bedeutungen: a) die von Wendung. Mit den Wagen einen Kehr machen; die Sache wird einen andern Kehr nehmen. b) Spaziergang. Einen Kehr machen. c) Reihe, Tour. Dieser (auch diese) Kehr trifft es dich. d) Sowol die Zeit, wie oft eine Sache ist oder geschieht, als ein unbestimmter Zwischenraum der Zeit; diesen Kehr = diesmal, einen andern Kehr = ein anderes mal; es geht noch eine Kehr = eine Weile. (Vgl. Stalder, II, 93.) Das Wort Kehr ist leider nur noch mundartlich vorhanden. Im Hochdeutschen findet sich die männliche Form wol nur noch in Zusammensetzungen, wie Rück-, Um-, Wiederkehr; die weibliche Form „Kehre“, welche im Mittelhochdeutschen noch neben der männlichen in Gebrauch war, ist völlig verdrängt. (Vgl. darüber Grimm, V, 400.) Kehrab. *1 Den Kehrab machen. „Den allerletzten Kehrab macht der Tod.“ Der Tod ist hier im Anschluss an die Vorstellungen des Todtentanzes entweder als Pfeifer gedacht, der den Kehrab (den letzten Tanz) spielt, oder als der Tänzer, der den Kehrab tanzt, d. h. den Menschen aus dem Tanzsaal des Lebens hinaustanzt. (Vgl. Grimm, V, 404.) *2 Einem den Kehrab geben. Der Kehrab heisst eigentlich der lange Tanz, mit welchem die Hochzeitsgäste, die sich mit den Händen in einer langen Reihe fest aneinandergeschlungen haben und allerhand Figuren in dem Tanze bilden, die Hochzeitslust beschliessen und den Musikanten Feierabend geben. In der obigen Redensart ist die zurechtweisende, strafende Abfertigung gemeint, die an das Abkehren des Henkers (das Stäupen) erinnert. In einem Buche, Der geistliche Kehrab, wird die Geistlichkeit durch die Hechel gezogen. (Vgl. Grimm, V, 404.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [617]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/623>, abgerufen am 19.04.2024.