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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *3 Er muss überall den Kehrab machen. - Eiselein, 370.

*4 Man hat jhm den Kerab gemacht. - Lehmann, 80, 24.

Es ist ihm übel ergangen.


Kehraus.

1 Der Kehraus ist der letzte Tanz.

In dem Sinne wie Kehrab.

2 Was im Kehraus gefunden wird, gehört der Magd.

*3 An den Kehraus denken.

Ans Ende.

*4 Den Kehraus machen. - Eiselein, 370.

In einer Gesellschaft bis zu guter letzt bleiben. "Du wirst doch nicht den Kehraus machen wollen", sagt die Mutter, wenn sie die Tochter vom Balle mit nach Hause nehmen will, ehe er geschlossen wird.

*5 Den Kehraus tanzen.

Die Sache zu Ende bringen.

Lat.: Ad colophonem (coronidem, umbilicum) usque deducere. (Philippi, I, 7.)

*6 Der Kehraus und Putzaus bringen kein Brot ins Haus. (Rott-Thal.)

*7 Einem den Kehraus machen. - Petri, II, 1807; Eiselein, 370.

*8 Man hat ihm den Kehraus (zwischen den Sporen) gemacht.

*9 Mit einem (jemand) Kehraus machen. - Parömiakon, 5974.

Ihn fortjagen, von dem letzten Tanz bei einem Balle, der meist ein Walzer ist und Kehraus heisst. Ihn an die Luft setzen, die gesellschaftliche Verbindung mit ihm abbrechen.


Kehrbesen.

* Sich in jeden Kehrbesen verlieben.

Auch: vor ihm ist kein Kehrbesen, kein Frauenzimmer sicher, wie ungebildet es, wie untergeordnet seine Stellung sein mag.


Kehrbürste.

* Einem mit der birkenen Kehrbürste den Rücken putzen.

Es ist die Strafe des Staupbesens gemeint. " ...Aber wie schön wird es lassen, wenn dir zum Trinkgelde für dein Kuplerei ein paar bürken Kehrbürsten die Flöhe von dem Rücken stöbern werden." (Günther, 1002.)


Kehre.

* Ut de Kere fahren (reiten). (Holst.) - Schütze, II, 242.

Aus dem Wege; von kehren, wenden.


Kehren.

1 E jeder kier veir seinjer Dir. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 962; hochdeutsch bei Simrock, 5551.

Frz.: Chacun doit balayer devant sa porte. (Bohn I, 12.)

2 Ein jeder kehre für seiner Thür, so werden alle Gassen rein. - Petri, II, 201; Herberger, Herzpostille, I, 198.

3 Eynn yeder kere vor seiner eygen thür, so wirt es allerwegen rein. - Tappius, 239b; Theatrum Diabolorum, 422b; Henisch, 1364, 27; Lehmann, 508, 78; 729, 33; Herberger, I, 686; Gaal, 996; Lohrengel, I, 230; Siebenkees, 200; Eiselein, 595; Parömiakon, 1309; Reinsberg IV, 51.

"Ker für deiner thür." (Waldis, II, 61, 24.) "Es kere ein jeder für seiner thür ... Aber der Affe will holtz spalten, die Krähe will dem Affen predigen, der Wolff will jetzt Arzt sein vnd dem hinckenden Pferde helffen, schier will er ein Jurist sein vnd die zwo stoltzen Zigen vnnd zween stossende Böck entscheiden, oder der Saw jre jungen im Zihebrunnen tauffen, vnd hat doch der keins gelernet. Drumb gehet es auch eben hinauss wie maus anfahet. Der Affe vergisst des Keils, die krähe wird vom Affen zerrissen, der wolff kriegt auch sein trinkgeld, dass er kaum mit der haut dauon kombt. Also wenn einer nit für seiner thür keret vnd will ander leut meistern, oder die Hende vberall, wie die Kinder, mitten im Sode haben." (Mathesius, Postilla, XXXIXa.)

Engl.: Sweep before your own door. (Bohn II, 135.)

Frz.: Mele-toi de ce qui te regarde. - Que chacun se mele de ses affaires.

It.: Ognuno si guardi a' piedi.

Lat.: Ab ipso Lare incipe. (Eiselein, 370; Philippi, I, 2; Binder II, 24.) - Aedibus in nostris, quae prava aut recta geruntur. (Tappius, 239a; Erasm., 33; Faselius, 7; Wiegand, 1125.) - Tecum habita et noris, quam sit tibi curta supellex. (Persius.) (Seybold, 596.)

Ung.: Ki ki maga haza elött söpörjön, (Gaal, 996.)

[Spaltenumbruch] 4 He kert sick an nichts, he geit dör gras un korn. - Lübben.

5 Jeder kehr' vor seiner Thür, er find't wol Koth genug dafür. - Simrock, 5531.

Ein Haus in Franken hat die Inschrift: "Ein jeder kehr' vor seiner Thür, so find't er Fehler gnug, und nimmt die Fehler zu Papier, so wird er endlich klug."

6 Kehr' di, kehr' di, kehr'di an Niks; swear de Schau met Eierwicks. (Westf.)

Charakterisirt Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit.

7 Kehr' dich an nichts, der Weizen kostet sein Geld.

8 Kehr' erst vor deiner Thür, dann hilf dem Nachbar. - Hollenberg, II, 2; Ramann, II, Pred., II, 315; Ramann, Unterr., II, 17; Eiselein, 369; Simrock, 5552; Reinsberg IV, 51.

It.: Chi vuol dir mal d'altrui, pensi prima di lui. (Gaal, 996.)

9 Kehrt' ein jeder vor seiner Gassen rein, so würden alle Gassen sauber seyn. - Gruter, III, 57.

10 Ker di an nix, un ker di an nix is ok en Trost. (Holst.) - Schütze, II, 242; Biernatzki; hochdeutsch bei Simrock, 5554.

Ueber alles sich wegsetzen wird für einen Trost erklärt.

11 Kher ein ieglicher für seiner thür, so wirdt es vberal rein. - Manl., 67.

12 Mancher kehrt vor ander Leute thür vnnd vor seiner nicht. - Altmann, 333, 18.

13 'N jeider kiäre vöer suiner Döär, dann is et vöer allen reine. (Arnsberg.) - Firmenich, I, 353, 14.

14 Wer sich wollt' kehren an all' Geschrei und antworten auf all' Gespei, der macht aus Einem Unglück zwei.

15 Z' airste kehrt me, nau putzt me. (Neresheim.)

*16 Er kehrt vor fremder Thür und hält die eigene nicht rein. - Reinsberg I, 52.

*17 He kehrt sich an gen Rören, ehr he gahr sünd. (Ostfries.) - Bueren, 608.

*18 Kähr' a ok vur senner Their. (Schles.) - Frommann, III, 413, 487.

In Würtemberg: Kaihr du voor dainra Thür. (Nefflen, 462.)

*19 Kähr' am og a Fleckel und tanz' a. (Schles.) - Frommann, III, 416, 393.

Auf die Frage: Was soll ich jetzt machen?

*20 Kehr' dich nicht dran!


Kehricht.

1 Der Kehricht aus dem Hause gehört nicht auf die Gasse.

Die Vorgänge in der Familie, die Reibungen, Zwistigkeiten u. s. w. in derselben sollen im Hause bleiben und nicht an die Oeffentlichkeit gebracht werden.

Böhm.: Smeti z domu na ulici nevynasej. (Celakovsky, 82.)

*2 Es ist nicht alles Kehricht, was unter dem Besen liegt. - Sprichwörtergarten, 62.

Nicht jeder Mensch, den die Ungunst, des Geschicks in der Niedrigkeit, vielleicht in einer ungeachteten Stellung liess, ist deshalb ein der Verachtung werther. Das Bessere ist oft da, wo man es am wenigsten sucht.

3 Fort mit dem Kehricht aus der Stube und fort mit dem Mädchen aus dem Hause. (Finn.)

4 Im Kehricht findet man, was man hat in die Stube gethan. - Eyering, I, 89.

5 Was man im Kehricht findet, das kann man sich behalten.

Eine etwas freisinnige Ansicht vom Eigenthumsrecht, wenn man es buchstäblich nehmen wollte. In Schlesien wird es oft von den auskehrenden Personen im Scherz auf liebe Personen angewandt, die eben in die Stube kommen, wenn, oder da stehen, wo gekehrt wird.

6 Wer ins Kehricht kommt, bestaubt.

7 Wo Kehricht liegt, kommt Kehricht hin.

Böhm.: Kde jednou smetiste, lide jeste vic nahazeji. (Celakovsky, 106.)

*8 Es wird sich im Kehricht finden.

*9 Etwas ins Kehricht werffen. - Luther's Tischr., 447a.


Kehrwisch.

Ein neuer Kehrwisch fegt das Haus rein.


Keien.

* Es keit1 ihn, dass er sein Fidle nicht sieht. (Nürtingen.)

1) Aergert, verdriesst. Bei Stalder (II, 31) Ge- heyen, g'heyen und keyen = widerlich tönen, schallen, davon

[Spaltenumbruch] *3 Er muss überall den Kehrab machen.Eiselein, 370.

*4 Man hat jhm den Kerab gemacht.Lehmann, 80, 24.

Es ist ihm übel ergangen.


Kehraus.

1 Der Kehraus ist der letzte Tanz.

In dem Sinne wie Kehrab.

2 Was im Kehraus gefunden wird, gehört der Magd.

*3 An den Kehraus denken.

Ans Ende.

*4 Den Kehraus machen.Eiselein, 370.

In einer Gesellschaft bis zu guter letzt bleiben. „Du wirst doch nicht den Kehraus machen wollen“, sagt die Mutter, wenn sie die Tochter vom Balle mit nach Hause nehmen will, ehe er geschlossen wird.

*5 Den Kehraus tanzen.

Die Sache zu Ende bringen.

Lat.: Ad colophonem (coronidem, umbilicum) usque deducere. (Philippi, I, 7.)

*6 Der Kehraus und Putzaus bringen kein Brot ins Haus. (Rott-Thal.)

*7 Einem den Kehraus machen.Petri, II, 1807; Eiselein, 370.

*8 Man hat ihm den Kehraus (zwischen den Sporen) gemacht.

*9 Mit einem (jemand) Kehraus machen.Parömiakon, 5974.

Ihn fortjagen, von dem letzten Tanz bei einem Balle, der meist ein Walzer ist und Kehraus heisst. Ihn an die Luft setzen, die gesellschaftliche Verbindung mit ihm abbrechen.


Kehrbesen.

* Sich in jeden Kehrbesen verlieben.

Auch: vor ihm ist kein Kehrbesen, kein Frauenzimmer sicher, wie ungebildet es, wie untergeordnet seine Stellung sein mag.


Kehrbürste.

* Einem mit der birkenen Kehrbürste den Rücken putzen.

Es ist die Strafe des Staupbesens gemeint. „ ...Aber wie schön wird es lassen, wenn dir zum Trinkgelde für dein Kuplerei ein paar bürken Kehrbürsten die Flöhe von dem Rücken stöbern werden.“ (Günther, 1002.)


Kehre.

* Ut de Kêre fahren (reiten). (Holst.) – Schütze, II, 242.

Aus dem Wege; von kehren, wenden.


Kehren.

1 E jeder kier vîr séinjer Dir. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 962; hochdeutsch bei Simrock, 5551.

Frz.: Chacun doit balayer devant sa porte. (Bohn I, 12.)

2 Ein jeder kehre für seiner Thür, so werden alle Gassen rein.Petri, II, 201; Herberger, Herzpostille, I, 198.

3 Eynn yeder kere vor seiner eygen thür, so wirt es allerwegen rein.Tappius, 239b; Theatrum Diabolorum, 422b; Henisch, 1364, 27; Lehmann, 508, 78; 729, 33; Herberger, I, 686; Gaal, 996; Lohrengel, I, 230; Siebenkees, 200; Eiselein, 595; Parömiakon, 1309; Reinsberg IV, 51.

„Ker für deiner thür.“ (Waldis, II, 61, 24.) „Es kere ein jeder für seiner thür ... Aber der Affe will holtz spalten, die Krähe will dem Affen predigen, der Wolff will jetzt Arzt sein vnd dem hinckenden Pferde helffen, schier will er ein Jurist sein vnd die zwo stoltzen Zigen vnnd zween stossende Böck entscheiden, oder der Saw jre jungen im Zihebrunnen tauffen, vnd hat doch der keins gelernet. Drumb gehet es auch eben hinauss wie maus anfahet. Der Affe vergisst des Keils, die krähe wird vom Affen zerrissen, der wolff kriegt auch sein trinkgeld, dass er kaum mit der haut dauon kombt. Also wenn einer nit für seiner thür keret vnd will ander leut meistern, oder die Hende vberall, wie die Kinder, mitten im Sode haben.“ (Mathesius, Postilla, XXXIXa.)

Engl.: Sweep before your own door. (Bohn II, 135.)

Frz.: Mêle-toi de ce qui te regarde. – Que chacun se mêle de ses affaires.

It.: Ognuno si guardi a' piedi.

Lat.: Ab ipso Lare incipe. (Eiselein, 370; Philippi, I, 2; Binder II, 24.) – Aedibus in nostris, quae prava aut recta geruntur. (Tappius, 239a; Erasm., 33; Faselius, 7; Wiegand, 1125.) – Tecum habita et noris, quam sit tibi curta supellex. (Persius.) (Seybold, 596.)

Ung.: Ki ki maga háza elött söpörjön, (Gaal, 996.)

[Spaltenumbruch] 4 He kert sick an nichts, he geit dör gras un kôrn.Lübben.

5 Jeder kehr' vor seiner Thür, er find't wol Koth genug dafür.Simrock, 5531.

Ein Haus in Franken hat die Inschrift: „Ein jeder kehr' vor seiner Thür, so find't er Fehler gnug, und nimmt die Fehler zu Papier, so wird er endlich klug.“

6 Kehr' di, kehr' di, kehr'di an Niks; swear de Schau met Eierwicks. (Westf.)

Charakterisirt Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit.

7 Kehr' dich an nichts, der Weizen kostet sein Geld.

8 Kehr' erst vor deiner Thür, dann hilf dem Nachbar.Hollenberg, II, 2; Ramann, II, Pred., II, 315; Ramann, Unterr., II, 17; Eiselein, 369; Simrock, 5552; Reinsberg IV, 51.

It.: Chi vuol dir mal d'altrui, pensi prima di lui. (Gaal, 996.)

9 Kehrt' ein jeder vor seiner Gassen rein, so würden alle Gassen sauber seyn.Gruter, III, 57.

10 Kêr di an nix, un kêr di an nix is ôk en Trôst. (Holst.) – Schütze, II, 242; Biernatzki; hochdeutsch bei Simrock, 5554.

Ueber alles sich wegsetzen wird für einen Trost erklärt.

11 Kher ein ieglicher für seiner thür, so wirdt es vberal rein.Manl., 67.

12 Mancher kehrt vor ander Leute thür vnnd vor seiner nicht.Altmann, 333, 18.

13 'N jeider kiäre vöer suiner Döär, dann is et vöer allen reine. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 14.

14 Wer sich wollt' kehren an all' Geschrei und antworten auf all' Gespei, der macht aus Einem Unglück zwei.

15 Z' airste kehrt me, nau putzt me. (Neresheim.)

*16 Er kehrt vor fremder Thür und hält die eigene nicht rein.Reinsberg I, 52.

*17 He kehrt sich an gên Rören, ehr he gahr sünd. (Ostfries.) – Bueren, 608.

*18 Kähr' a ok vur senner Thîr. (Schles.) – Frommann, III, 413, 487.

In Würtemberg: Kaihr du voor dainra Thür. (Nefflen, 462.)

*19 Kähr' am og a Fleckel und tanz' a. (Schles.) – Frommann, III, 416, 393.

Auf die Frage: Was soll ich jetzt machen?

*20 Kehr' dich nicht dran!


Kehricht.

1 Der Kehricht aus dem Hause gehört nicht auf die Gasse.

Die Vorgänge in der Familie, die Reibungen, Zwistigkeiten u. s. w. in derselben sollen im Hause bleiben und nicht an die Oeffentlichkeit gebracht werden.

Böhm.: Smetí z domu na ulici nevynášej. (Čelakovsky, 82.)

*2 Es ist nicht alles Kehricht, was unter dem Besen liegt.Sprichwörtergarten, 62.

Nicht jeder Mensch, den die Ungunst, des Geschicks in der Niedrigkeit, vielleicht in einer ungeachteten Stellung liess, ist deshalb ein der Verachtung werther. Das Bessere ist oft da, wo man es am wenigsten sucht.

3 Fort mit dem Kehricht aus der Stube und fort mit dem Mädchen aus dem Hause. (Finn.)

4 Im Kehricht findet man, was man hat in die Stube gethan.Eyering, I, 89.

5 Was man im Kehricht findet, das kann man sich behalten.

Eine etwas freisinnige Ansicht vom Eigenthumsrecht, wenn man es buchstäblich nehmen wollte. In Schlesien wird es oft von den auskehrenden Personen im Scherz auf liebe Personen angewandt, die eben in die Stube kommen, wenn, oder da stehen, wo gekehrt wird.

6 Wer ins Kehricht kommt, bestaubt.

7 Wo Kehricht liegt, kommt Kehricht hin.

Böhm.: Kde jednou smetíštĕ, lidé ještĕ víc naházejí. (Čelakovsky, 106.)

*8 Es wird sich im Kehricht finden.

*9 Etwas ins Kehricht werffen.Luther's Tischr., 447a.


Kehrwisch.

Ein neuer Kehrwisch fegt das Haus rein.


Keien.

* Es keit1 ihn, dass er sein Fidle nicht sieht. (Nürtingen.)

1) Aergert, verdriesst. Bei Stalder (II, 31) Ge- heyen, g'heyen und keyen = widerlich tönen, schallen, davon

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[[618]/0624] *3 Er muss überall den Kehrab machen. – Eiselein, 370. *4 Man hat jhm den Kerab gemacht. – Lehmann, 80, 24. Es ist ihm übel ergangen. Kehraus. 1 Der Kehraus ist der letzte Tanz. In dem Sinne wie Kehrab. 2 Was im Kehraus gefunden wird, gehört der Magd. *3 An den Kehraus denken. Ans Ende. *4 Den Kehraus machen. – Eiselein, 370. In einer Gesellschaft bis zu guter letzt bleiben. „Du wirst doch nicht den Kehraus machen wollen“, sagt die Mutter, wenn sie die Tochter vom Balle mit nach Hause nehmen will, ehe er geschlossen wird. *5 Den Kehraus tanzen. Die Sache zu Ende bringen. Lat.: Ad colophonem (coronidem, umbilicum) usque deducere. (Philippi, I, 7.) *6 Der Kehraus und Putzaus bringen kein Brot ins Haus. (Rott-Thal.) *7 Einem den Kehraus machen. – Petri, II, 1807; Eiselein, 370. *8 Man hat ihm den Kehraus (zwischen den Sporen) gemacht. *9 Mit einem (jemand) Kehraus machen. – Parömiakon, 5974. Ihn fortjagen, von dem letzten Tanz bei einem Balle, der meist ein Walzer ist und Kehraus heisst. Ihn an die Luft setzen, die gesellschaftliche Verbindung mit ihm abbrechen. Kehrbesen. * Sich in jeden Kehrbesen verlieben. Auch: vor ihm ist kein Kehrbesen, kein Frauenzimmer sicher, wie ungebildet es, wie untergeordnet seine Stellung sein mag. Kehrbürste. * Einem mit der birkenen Kehrbürste den Rücken putzen. Es ist die Strafe des Staupbesens gemeint. „ ...Aber wie schön wird es lassen, wenn dir zum Trinkgelde für dein Kuplerei ein paar bürken Kehrbürsten die Flöhe von dem Rücken stöbern werden.“ (Günther, 1002.) Kehre. * Ut de Kêre fahren (reiten). (Holst.) – Schütze, II, 242. Aus dem Wege; von kehren, wenden. Kehren. 1 E jeder kier vîr séinjer Dir. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 962; hochdeutsch bei Simrock, 5551. Frz.: Chacun doit balayer devant sa porte. (Bohn I, 12.) 2 Ein jeder kehre für seiner Thür, so werden alle Gassen rein. – Petri, II, 201; Herberger, Herzpostille, I, 198. 3 Eynn yeder kere vor seiner eygen thür, so wirt es allerwegen rein. – Tappius, 239b; Theatrum Diabolorum, 422b; Henisch, 1364, 27; Lehmann, 508, 78; 729, 33; Herberger, I, 686; Gaal, 996; Lohrengel, I, 230; Siebenkees, 200; Eiselein, 595; Parömiakon, 1309; Reinsberg IV, 51. „Ker für deiner thür.“ (Waldis, II, 61, 24.) „Es kere ein jeder für seiner thür ... Aber der Affe will holtz spalten, die Krähe will dem Affen predigen, der Wolff will jetzt Arzt sein vnd dem hinckenden Pferde helffen, schier will er ein Jurist sein vnd die zwo stoltzen Zigen vnnd zween stossende Böck entscheiden, oder der Saw jre jungen im Zihebrunnen tauffen, vnd hat doch der keins gelernet. Drumb gehet es auch eben hinauss wie maus anfahet. Der Affe vergisst des Keils, die krähe wird vom Affen zerrissen, der wolff kriegt auch sein trinkgeld, dass er kaum mit der haut dauon kombt. Also wenn einer nit für seiner thür keret vnd will ander leut meistern, oder die Hende vberall, wie die Kinder, mitten im Sode haben.“ (Mathesius, Postilla, XXXIXa.) Engl.: Sweep before your own door. (Bohn II, 135.) Frz.: Mêle-toi de ce qui te regarde. – Que chacun se mêle de ses affaires. It.: Ognuno si guardi a' piedi. Lat.: Ab ipso Lare incipe. (Eiselein, 370; Philippi, I, 2; Binder II, 24.) – Aedibus in nostris, quae prava aut recta geruntur. (Tappius, 239a; Erasm., 33; Faselius, 7; Wiegand, 1125.) – Tecum habita et noris, quam sit tibi curta supellex. (Persius.) (Seybold, 596.) Ung.: Ki ki maga háza elött söpörjön, (Gaal, 996.) 4 He kert sick an nichts, he geit dör gras un kôrn. – Lübben. 5 Jeder kehr' vor seiner Thür, er find't wol Koth genug dafür. – Simrock, 5531. Ein Haus in Franken hat die Inschrift: „Ein jeder kehr' vor seiner Thür, so find't er Fehler gnug, und nimmt die Fehler zu Papier, so wird er endlich klug.“ 6 Kehr' di, kehr' di, kehr'di an Niks; swear de Schau met Eierwicks. (Westf.) Charakterisirt Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit. 7 Kehr' dich an nichts, der Weizen kostet sein Geld. 8 Kehr' erst vor deiner Thür, dann hilf dem Nachbar. – Hollenberg, II, 2; Ramann, II, Pred., II, 315; Ramann, Unterr., II, 17; Eiselein, 369; Simrock, 5552; Reinsberg IV, 51. It.: Chi vuol dir mal d'altrui, pensi prima di lui. (Gaal, 996.) 9 Kehrt' ein jeder vor seiner Gassen rein, so würden alle Gassen sauber seyn. – Gruter, III, 57. 10 Kêr di an nix, un kêr di an nix is ôk en Trôst. (Holst.) – Schütze, II, 242; Biernatzki; hochdeutsch bei Simrock, 5554. Ueber alles sich wegsetzen wird für einen Trost erklärt. 11 Kher ein ieglicher für seiner thür, so wirdt es vberal rein. – Manl., 67. 12 Mancher kehrt vor ander Leute thür vnnd vor seiner nicht. – Altmann, 333, 18. 13 'N jeider kiäre vöer suiner Döär, dann is et vöer allen reine. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 14. 14 Wer sich wollt' kehren an all' Geschrei und antworten auf all' Gespei, der macht aus Einem Unglück zwei. 15 Z' airste kehrt me, nau putzt me. (Neresheim.) *16 Er kehrt vor fremder Thür und hält die eigene nicht rein. – Reinsberg I, 52. *17 He kehrt sich an gên Rören, ehr he gahr sünd. (Ostfries.) – Bueren, 608. *18 Kähr' a ok vur senner Thîr. (Schles.) – Frommann, III, 413, 487. In Würtemberg: Kaihr du voor dainra Thür. (Nefflen, 462.) *19 Kähr' am og a Fleckel und tanz' a. (Schles.) – Frommann, III, 416, 393. Auf die Frage: Was soll ich jetzt machen? *20 Kehr' dich nicht dran! Kehricht. 1 Der Kehricht aus dem Hause gehört nicht auf die Gasse. Die Vorgänge in der Familie, die Reibungen, Zwistigkeiten u. s. w. in derselben sollen im Hause bleiben und nicht an die Oeffentlichkeit gebracht werden. Böhm.: Smetí z domu na ulici nevynášej. (Čelakovsky, 82.) *2 Es ist nicht alles Kehricht, was unter dem Besen liegt. – Sprichwörtergarten, 62. Nicht jeder Mensch, den die Ungunst, des Geschicks in der Niedrigkeit, vielleicht in einer ungeachteten Stellung liess, ist deshalb ein der Verachtung werther. Das Bessere ist oft da, wo man es am wenigsten sucht. 3 Fort mit dem Kehricht aus der Stube und fort mit dem Mädchen aus dem Hause. (Finn.) 4 Im Kehricht findet man, was man hat in die Stube gethan. – Eyering, I, 89. 5 Was man im Kehricht findet, das kann man sich behalten. Eine etwas freisinnige Ansicht vom Eigenthumsrecht, wenn man es buchstäblich nehmen wollte. In Schlesien wird es oft von den auskehrenden Personen im Scherz auf liebe Personen angewandt, die eben in die Stube kommen, wenn, oder da stehen, wo gekehrt wird. 6 Wer ins Kehricht kommt, bestaubt. 7 Wo Kehricht liegt, kommt Kehricht hin. Böhm.: Kde jednou smetíštĕ, lidé ještĕ víc naházejí. (Čelakovsky, 106.) *8 Es wird sich im Kehricht finden. *9 Etwas ins Kehricht werffen. – Luther's Tischr., 447a. Kehrwisch. Ein neuer Kehrwisch fegt das Haus rein. Keien. * Es keit1 ihn, dass er sein Fidle nicht sieht. (Nürtingen.) 1) Aergert, verdriesst. Bei Stalder (II, 31) Ge- heyen, g'heyen und keyen = widerlich tönen, schallen, davon

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [618]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/624>, abgerufen am 25.04.2024.