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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] nicht zu entwickeln. Es mag noch bemerkt werden, dass hierzulande das fette Kienholz zum Feueranmachen in Bündlein kleiner Späne, wol meist auf dem Wege des Forstdiebstahls erworben, von armen Landleuten zu Markte gebracht wird. Die. Redensarten erinnern an das berlinische: Der reine Kien! Ironisch, um zu sagen, vortrefflich, wie: Die reine Sahne. Wie in letzterer das Fette der Milch, so ist ja der Kien das Fette des Holzes, brennt am leichtesten und gilt allerdings in buchstäblicher Anwendung auf Fichten- oder Kiefernholz für ein Lob. Studentisch und auch berlinisch, sonst auch Kien = Blödsinn, Scherz, z. B. Mach doch keinen Kien! Die Mischung von Lob und Verachtung in dem "reinen Kien" erklärt sich wol wie das französische: Il est grand dans son genre, mais son genre est infiniment petit.


Kienapfel.

* Man muss erst für die Kienäpfel sorgen und dann für die Darre.


Kienrussleute.

Wenn die Kienrussleute1 kommen, wird schlechtes (oder Regen-) Wetter.

1) In Schlesien: Römfässelmänner und Wetterverderber. - In Holland stehen die Siebkrämer in diesem Rufe.

Holl.: Het zal regenen, want de zeefkramers loopen. (Harrebomee, I, 448b.)


Kienspan.

Besser ein Kienspan als gar kein Licht.


Kiepe.

*1 Aus der Kiepe steigen.

*2 De Kiepe kregen. (Holst.) - Schütze, II, 254.

Bei einer Bewerbung einen Korb erhalten.

*3 He leggt aene gode Kype to. - Richey, 116; Schütze, II, 254.

Im Osnabrückschen von einem, der einen Bauch kriegt. Das Wort bezeichnet eigentlich einen Kober oder Tragekorb.


Kies.

1 Der Kiss ist Meister im Ofen. - Petri, II, 98.

2 Der Kiss macht offt vngewiss. - Petri, II, 98.

3 Es es Kis, do blei't der Bauer bar hä is. (Meiningen.) - Frommann, II, 408, 15.

Wenn der Bauer seinen Kies - oder Sandboden nicht verbessert, so entwickelt sich auch sein Wohlstand nicht.

4 Wer Kies säet, wird keinen Weizen ernten.

Die Russen: Wer Granit säet, wird keine Granaten ernten. (Altmann, VI, 391.)


Kiesboden.

Auf Kiesboden sollte es alle Nudeltage regnen. (Frankenwald.)


Kiesel.

1 Auch der arme Kiesel gibt Funken, wenn der reiche Stahl sie lockt.

Gegen die Verachtung der Armen, deren gute Eigenschaften nur der Entwickelung seitens ihrer günstiger gestellten Mitmenschen bedürfen.

2 Der Kiesel nennt den Diamanten Vetter.

3 Es wird nicht aus jedem Kiesel Glas gemacht.

4 Man kann viel Kiesel graben, eh' man einen Demant findet.

5 Man muss Kiesel haben, wenn man Glas machen will.

6 Nicht aus jedem Kiesel wird Glas gemacht. - Altmann V, 133; Reinsbery IV, 21.

7 Ohne Kiesel wird kein Glas. - Altmann V, 104.

8 Wenn man den Kiesel schlägt, gibt er Funken.

Frz.: Du fusil et de la pierre sort le feu (Bovill, III, 3.)

Lat.: E ferro et silice ignis. (Bovill, III, 3.)


Kieselstein.

1 Auch ein Kieselstein gibt Feuer, wenn man ihn schlägt. - Parömiakon, 1312.

Auch der beste und langmüthigste Mensch wird durch wiederholte Beleidigungen gereizt.

2 Es ist kein Kieselstein, er bildet sich ein ein Diamant zu sein.

Die Russen: Kein Kiesel so trübe, er hofft, dass er einst durchscheinen lasse. (Altmann V, 133.)

3 Man kann einen Kieselstein lange kochen, ehe er gute Brühe gibt.

Holl.: Men kan wel een' keisteen koken dat het sop goed is. (Harrebomee, I, 391a.)

4 Man soll nur einem Kieselstein das Fell abziehen.

Holl.: Man kan geen' keisteen het vel afstroopen. (Harrebomee, I, 391a.)

[Spaltenumbruch] 5 Wenn man den Kieselstein an Stahl schlägt, so gibt's funcken. - Lehmann, 23, 33.

6 Wenn zwei Kieselsteine zusammenstossen, gibt es Feuer.

Lat.: Contra audaces non est audacia tuta. (Altdorf, 240; Binder II, 573.)

*7 Das solte einen Kieselstein im Erdreich jammern. - Fischer, Psalter, 45c.

*8 Die Kieselsteine kennt er besser als die Edelsteine. - Parömiakon, 240.

Es ist ein roher, gemeiner Mensch, grobe Ausdrücke sind ihm geläufiger als feine.

*9 Er verdawt Kieselstein. - Eyering, II, 279 u. 449.


Kiesen.

1 Man kiese, was man will, das Wetter hat sein Spiel.

*2 He kieset as de Düwel vör't Götegatt. (Ostfries.) - Bueren, 545; Hauskalender, II; Kern, 1436.

Teufel steht hier offenbar für Alp oder den sogenannten Walrieder, die gern durch das Riemenloch der Thür oder durch die Ausgussöffnung ins Haus dringen, sich auf die Schlafenden werfen und sie drücken und würgen. Die obige Redensart denkt sich nun so ein Wesen, das in das Haus eindringen will und alles verschlossen findet, auch das Götegatt (Ausgussloch) und deshalb aus Zorn kieset, d. h. grinst, die Zähne fletscht. (Vgl. Stürenburg, 106b.)


Kiesling.

Wer Kiesling säet und Stoppeln mähet, im Sacke kauft und sich mit Thoren rauft, das sind vier Dinge, deren Nutzen ist geringe. - Eiselein, 532.

Bei Wackernagel (Lesebuch, I, 836): "Wer kissling saeget und stuplon maeget und in dem sack koffet und sich mit toren roffet, daz sint vier ding die torlich sint."


Kijack.

*1 Dä sorget för sinen Kijack (oder Kajack). - Schiller, III, 11a.

*2 Enen am Kijack1 krigen. - Schiller, III, 11a.

1) In Mecklenburg = Gränsehals. - Also am Halse fassen.


Kikelkakel.

*1 Dat is man Kikelkakl. - Eichwald, 1005.

Albernes Geschwätz.

*2 Er ist ein Kikelkakel. - Frischbier2, 1989.

Ein Mensch, der albernes, ungereimtes Zeug schwatzt.


Kikelskopp.

Keikelskopp, lehr' (lerne) supe. - Frischbier2, 1987.

Keichelskopf = ein schwächlicher Mensch, auch ein schlecht geschürzter Weberknoten.


Kiken (s. Aussehen und Sehen).

1 Kick, se' de Katte, keik se in den Pott, kreig se ennen mit dem Schleuf1 up den Kopp. (Lippe.) - Hoefer, 586.

1) Grrosser hölzerner Löffel.

2 Keik, sä' Franz, un set op de Appelkist. - Diermissen, 298.

3 Keik up de Tünn, wie hoch sitt de Sünn. - Richey, 114; Schütze, II, 251.

4 Keik, wat all, säd' de Baur, dor kek he in'n Schapstoll. - Hoefer, 195.

5 Man keikt dik wol up'n Kragen, aver nit in'n Magen. (Lüneburg.) - Schambach, II, 163.

Mahnt, zunächst für schöne Kleidung und Putz zu sorgen, und erst dann an den Magen zu denken.

6 Nun keik, wo tüht de Voss mit de Egg' to, segt Förster Kruse. - Hoefer, 653.

7 Wat keickst mi an, eck hebb mi'n Mann; wärst eh'r gekame, hadd eck di gename. (Lit.) - Frischbier2, 1982.

*8 Dai keiked so barmheärtig, as wan eäm de Hauner 't Bräud affreäten hän (hätten). (Iserlohn.) - Frommann, V, 57, 9.

*9 Dai keiked so beärmlik (erbärmlich, kläglich) as wan eäm de Bueter wär fam Bräu'e fallen. (Iserlohn.) - Frommann, V, 57, 11.

*10 Dai kiket met enem Oge noan Hiemel un met den annern in de Westentaske. (Iserlohn.) - Firmenich, III, 188, 102; Woeste, 88, 147.

*11 Dei kickt gerad so wie de Baur op e Mönsche. - Frischbier2, 1968.

[Spaltenumbruch] nicht zu entwickeln. Es mag noch bemerkt werden, dass hierzulande das fette Kienholz zum Feueranmachen in Bündlein kleiner Späne, wol meist auf dem Wege des Forstdiebstahls erworben, von armen Landleuten zu Markte gebracht wird. Die. Redensarten erinnern an das berlinische: Der reine Kien! Ironisch, um zu sagen, vortrefflich, wie: Die reine Sahne. Wie in letzterer das Fette der Milch, so ist ja der Kien das Fette des Holzes, brennt am leichtesten und gilt allerdings in buchstäblicher Anwendung auf Fichten- oder Kiefernholz für ein Lob. Studentisch und auch berlinisch, sonst auch Kien = Blödsinn, Scherz, z. B. Mach doch keinen Kien! Die Mischung von Lob und Verachtung in dem „reinen Kien“ erklärt sich wol wie das französische: Il est grand dans son genre, mais son genre est infiniment petit.


Kienapfel.

* Man muss erst für die Kienäpfel sorgen und dann für die Darre.


Kienrussleute.

Wenn die Kienrussleute1 kommen, wird schlechtes (oder Regen-) Wetter.

1) In Schlesien: Römfässelmänner und Wetterverderber. – In Holland stehen die Siebkrämer in diesem Rufe.

Holl.: Het zal regenen, want de zeefkramers loopen. (Harrebomée, I, 448b.)


Kienspan.

Besser ein Kienspan als gar kein Licht.


Kiepe.

*1 Aus der Kiepe steigen.

*2 De Kiepe kregen. (Holst.) – Schütze, II, 254.

Bei einer Bewerbung einen Korb erhalten.

*3 He leggt aene gode Kype to.Richey, 116; Schütze, II, 254.

Im Osnabrückschen von einem, der einen Bauch kriegt. Das Wort bezeichnet eigentlich einen Kober oder Tragekorb.


Kies.

1 Der Kiss ist Meister im Ofen.Petri, II, 98.

2 Der Kiss macht offt vngewiss.Petri, II, 98.

3 Es ês Kis, do blei't der Bauer bâr hä is. (Meiningen.) – Frommann, II, 408, 15.

Wenn der Bauer seinen Kies – oder Sandboden nicht verbessert, so entwickelt sich auch sein Wohlstand nicht.

4 Wer Kies säet, wird keinen Weizen ernten.

Die Russen: Wer Granit säet, wird keine Granaten ernten. (Altmann, VI, 391.)


Kiesboden.

Auf Kiesboden sollte es alle Nudeltage regnen. (Frankenwald.)


Kiesel.

1 Auch der arme Kiesel gibt Funken, wenn der reiche Stahl sie lockt.

Gegen die Verachtung der Armen, deren gute Eigenschaften nur der Entwickelung seitens ihrer günstiger gestellten Mitmenschen bedürfen.

2 Der Kiesel nennt den Diamanten Vetter.

3 Es wird nicht aus jedem Kiesel Glas gemacht.

4 Man kann viel Kiesel graben, eh' man einen Demant findet.

5 Man muss Kiesel haben, wenn man Glas machen will.

6 Nicht aus jedem Kiesel wird Glas gemacht.Altmann V, 133; Reinsbery IV, 21.

7 Ohne Kiesel wird kein Glas.Altmann V, 104.

8 Wenn man den Kiesel schlägt, gibt er Funken.

Frz.: Du fusil et de la pierre sort le feu (Bovill, III, 3.)

Lat.: E ferro et silice ignis. (Bovill, III, 3.)


Kieselstein.

1 Auch ein Kieselstein gibt Feuer, wenn man ihn schlägt.Parömiakon, 1312.

Auch der beste und langmüthigste Mensch wird durch wiederholte Beleidigungen gereizt.

2 Es ist kein Kieselstein, er bildet sich ein ein Diamant zu sein.

Die Russen: Kein Kiesel so trübe, er hofft, dass er einst durchscheinen lasse. (Altmann V, 133.)

3 Man kann einen Kieselstein lange kochen, ehe er gute Brühe gibt.

Holl.: Men kan wel een' keisteen koken dat het sop goed is. (Harrebomée, I, 391a.)

4 Man soll nur einem Kieselstein das Fell abziehen.

Holl.: Man kan geen' keisteen het vel afstroopen. (Harrebomée, I, 391a.)

[Spaltenumbruch] 5 Wenn man den Kieselstein an Stahl schlägt, so gibt's funcken.Lehmann, 23, 33.

6 Wenn zwei Kieselsteine zusammenstossen, gibt es Feuer.

Lat.: Contra audaces non est audacia tuta. (Altdorf, 240; Binder II, 573.)

*7 Das solte einen Kieselstein im Erdreich jammern.Fischer, Psalter, 45c.

*8 Die Kieselsteine kennt er besser als die Edelsteine.Parömiakon, 240.

Es ist ein roher, gemeiner Mensch, grobe Ausdrücke sind ihm geläufiger als feine.

*9 Er verdawt Kieselstein.Eyering, II, 279 u. 449.


Kiesen.

1 Man kiese, was man will, das Wetter hat sein Spiel.

*2 He kieset as de Düwel vör't Götegatt. (Ostfries.) – Bueren, 545; Hauskalender, II; Kern, 1436.

Teufel steht hier offenbar für Alp oder den sogenannten Walrieder, die gern durch das Riemenloch der Thür oder durch die Ausgussöffnung ins Haus dringen, sich auf die Schlafenden werfen und sie drücken und würgen. Die obige Redensart denkt sich nun so ein Wesen, das in das Haus eindringen will und alles verschlossen findet, auch das Götegatt (Ausgussloch) und deshalb aus Zorn kieset, d. h. grinst, die Zähne fletscht. (Vgl. Stürenburg, 106b.)


Kiesling.

Wer Kiesling säet und Stoppeln mähet, im Sacke kauft und sich mit Thoren rauft, das sind vier Dinge, deren Nutzen ist geringe.Eiselein, 532.

Bei Wackernagel (Lesebuch, I, 836): „Wer kissling saeget und stuplon maeget und in dem sack kôffet und sich mit tôren rôffet, daz sint vier ding die tôrlich sint.“


Kijack.

*1 Dä sorget för sinen Kijack (oder Kajack).Schiller, III, 11a.

*2 Enen am Kijack1 krigen.Schiller, III, 11a.

1) In Mecklenburg = Gränsehals. – Also am Halse fassen.


Kikelkakel.

*1 Dat is man Kikelkakl.Eichwald, 1005.

Albernes Geschwätz.

*2 Er ist ein Kikelkakel.Frischbier2, 1989.

Ein Mensch, der albernes, ungereimtes Zeug schwatzt.


Kikelskopp.

Kîkelskopp, lehr' (lerne) supe.Frischbier2, 1987.

Keichelskopf = ein schwächlicher Mensch, auch ein schlecht geschürzter Weberknoten.


Kiken (s. Aussehen und Sehen).

1 Kick, se' de Katte, keik se in den Pott, kreig se ennen mit dem Schleuf1 up den Kopp. (Lippe.) – Hoefer, 586.

1) Grrosser hölzerner Löffel.

2 Kîk, sä' Franz, un sêt op de Appelkist.Diermissen, 298.

3 Kîk up de Tünn, wie hoch sitt de Sünn.Richey, 114; Schütze, II, 251.

4 Kîk, wat all, säd' de Bûr, dôr kêk he in'n Schâpstoll.Hoefer, 195.

5 Man kîkt dik wol up'n Krâgen, âver nit in'n Mâgen. (Lüneburg.) – Schambach, II, 163.

Mahnt, zunächst für schöne Kleidung und Putz zu sorgen, und erst dann an den Magen zu denken.

6 Nun kîk, wo tüht de Voss mit de Egg' tô, segt Förster Kruse.Hoefer, 653.

7 Wat kîckst mi an, eck hebb mi'n Mann; wärst eh'r gekame, hadd eck di gename. (Lit.) – Frischbier2, 1982.

*8 Dai kêiked so barmhéärtig, as wan eäm de Hauner 't Bräud affréäten hän (hätten). (Iserlohn.) – Frommann, V, 57, 9.

*9 Dai kêiked so beärmlik (erbärmlich, kläglich) as wan éäm de Bueter wär fam Bräu'e fallen. (Iserlohn.) – Frommann, V, 57, 11.

*10 Dai kiket met enem Oge noan Hiemel un met den annern in de Westentaske. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 102; Woeste, 88, 147.

*11 Dei kickt gerad so wie de Bûr op e Mönsche.Frischbier2, 1968.

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[[633]/0639] nicht zu entwickeln. Es mag noch bemerkt werden, dass hierzulande das fette Kienholz zum Feueranmachen in Bündlein kleiner Späne, wol meist auf dem Wege des Forstdiebstahls erworben, von armen Landleuten zu Markte gebracht wird. Die. Redensarten erinnern an das berlinische: Der reine Kien! Ironisch, um zu sagen, vortrefflich, wie: Die reine Sahne. Wie in letzterer das Fette der Milch, so ist ja der Kien das Fette des Holzes, brennt am leichtesten und gilt allerdings in buchstäblicher Anwendung auf Fichten- oder Kiefernholz für ein Lob. Studentisch und auch berlinisch, sonst auch Kien = Blödsinn, Scherz, z. B. Mach doch keinen Kien! Die Mischung von Lob und Verachtung in dem „reinen Kien“ erklärt sich wol wie das französische: Il est grand dans son genre, mais son genre est infiniment petit. Kienapfel. * Man muss erst für die Kienäpfel sorgen und dann für die Darre. Kienrussleute. Wenn die Kienrussleute1 kommen, wird schlechtes (oder Regen-) Wetter. 1) In Schlesien: Römfässelmänner und Wetterverderber. – In Holland stehen die Siebkrämer in diesem Rufe. Holl.: Het zal regenen, want de zeefkramers loopen. (Harrebomée, I, 448b.) Kienspan. Besser ein Kienspan als gar kein Licht. Kiepe. *1 Aus der Kiepe steigen. *2 De Kiepe kregen. (Holst.) – Schütze, II, 254. Bei einer Bewerbung einen Korb erhalten. *3 He leggt aene gode Kype to. – Richey, 116; Schütze, II, 254. Im Osnabrückschen von einem, der einen Bauch kriegt. Das Wort bezeichnet eigentlich einen Kober oder Tragekorb. Kies. 1 Der Kiss ist Meister im Ofen. – Petri, II, 98. 2 Der Kiss macht offt vngewiss. – Petri, II, 98. 3 Es ês Kis, do blei't der Bauer bâr hä is. (Meiningen.) – Frommann, II, 408, 15. Wenn der Bauer seinen Kies – oder Sandboden nicht verbessert, so entwickelt sich auch sein Wohlstand nicht. 4 Wer Kies säet, wird keinen Weizen ernten. Die Russen: Wer Granit säet, wird keine Granaten ernten. (Altmann, VI, 391.) Kiesboden. Auf Kiesboden sollte es alle Nudeltage regnen. (Frankenwald.) Kiesel. 1 Auch der arme Kiesel gibt Funken, wenn der reiche Stahl sie lockt. Gegen die Verachtung der Armen, deren gute Eigenschaften nur der Entwickelung seitens ihrer günstiger gestellten Mitmenschen bedürfen. 2 Der Kiesel nennt den Diamanten Vetter. 3 Es wird nicht aus jedem Kiesel Glas gemacht. 4 Man kann viel Kiesel graben, eh' man einen Demant findet. 5 Man muss Kiesel haben, wenn man Glas machen will. 6 Nicht aus jedem Kiesel wird Glas gemacht. – Altmann V, 133; Reinsbery IV, 21. 7 Ohne Kiesel wird kein Glas. – Altmann V, 104. 8 Wenn man den Kiesel schlägt, gibt er Funken. Frz.: Du fusil et de la pierre sort le feu (Bovill, III, 3.) Lat.: E ferro et silice ignis. (Bovill, III, 3.) Kieselstein. 1 Auch ein Kieselstein gibt Feuer, wenn man ihn schlägt. – Parömiakon, 1312. Auch der beste und langmüthigste Mensch wird durch wiederholte Beleidigungen gereizt. 2 Es ist kein Kieselstein, er bildet sich ein ein Diamant zu sein. Die Russen: Kein Kiesel so trübe, er hofft, dass er einst durchscheinen lasse. (Altmann V, 133.) 3 Man kann einen Kieselstein lange kochen, ehe er gute Brühe gibt. Holl.: Men kan wel een' keisteen koken dat het sop goed is. (Harrebomée, I, 391a.) 4 Man soll nur einem Kieselstein das Fell abziehen. Holl.: Man kan geen' keisteen het vel afstroopen. (Harrebomée, I, 391a.) 5 Wenn man den Kieselstein an Stahl schlägt, so gibt's funcken. – Lehmann, 23, 33. 6 Wenn zwei Kieselsteine zusammenstossen, gibt es Feuer. Lat.: Contra audaces non est audacia tuta. (Altdorf, 240; Binder II, 573.) *7 Das solte einen Kieselstein im Erdreich jammern. – Fischer, Psalter, 45c. *8 Die Kieselsteine kennt er besser als die Edelsteine. – Parömiakon, 240. Es ist ein roher, gemeiner Mensch, grobe Ausdrücke sind ihm geläufiger als feine. *9 Er verdawt Kieselstein. – Eyering, II, 279 u. 449. Kiesen. 1 Man kiese, was man will, das Wetter hat sein Spiel. *2 He kieset as de Düwel vör't Götegatt. (Ostfries.) – Bueren, 545; Hauskalender, II; Kern, 1436. Teufel steht hier offenbar für Alp oder den sogenannten Walrieder, die gern durch das Riemenloch der Thür oder durch die Ausgussöffnung ins Haus dringen, sich auf die Schlafenden werfen und sie drücken und würgen. Die obige Redensart denkt sich nun so ein Wesen, das in das Haus eindringen will und alles verschlossen findet, auch das Götegatt (Ausgussloch) und deshalb aus Zorn kieset, d. h. grinst, die Zähne fletscht. (Vgl. Stürenburg, 106b.) Kiesling. Wer Kiesling säet und Stoppeln mähet, im Sacke kauft und sich mit Thoren rauft, das sind vier Dinge, deren Nutzen ist geringe. – Eiselein, 532. Bei Wackernagel (Lesebuch, I, 836): „Wer kissling saeget und stuplon maeget und in dem sack kôffet und sich mit tôren rôffet, daz sint vier ding die tôrlich sint.“ Kijack. *1 Dä sorget för sinen Kijack (oder Kajack). – Schiller, III, 11a. *2 Enen am Kijack1 krigen. – Schiller, III, 11a. 1) In Mecklenburg = Gränsehals. – Also am Halse fassen. Kikelkakel. *1 Dat is man Kikelkakl. – Eichwald, 1005. Albernes Geschwätz. *2 Er ist ein Kikelkakel. – Frischbier2, 1989. Ein Mensch, der albernes, ungereimtes Zeug schwatzt. Kikelskopp. Kîkelskopp, lehr' (lerne) supe. – Frischbier2, 1987. Keichelskopf = ein schwächlicher Mensch, auch ein schlecht geschürzter Weberknoten. Kiken (s. Aussehen und Sehen). 1 Kick, se' de Katte, keik se in den Pott, kreig se ennen mit dem Schleuf1 up den Kopp. (Lippe.) – Hoefer, 586. 1) Grrosser hölzerner Löffel. 2 Kîk, sä' Franz, un sêt op de Appelkist. – Diermissen, 298. 3 Kîk up de Tünn, wie hoch sitt de Sünn. – Richey, 114; Schütze, II, 251. 4 Kîk, wat all, säd' de Bûr, dôr kêk he in'n Schâpstoll. – Hoefer, 195. 5 Man kîkt dik wol up'n Krâgen, âver nit in'n Mâgen. (Lüneburg.) – Schambach, II, 163. Mahnt, zunächst für schöne Kleidung und Putz zu sorgen, und erst dann an den Magen zu denken. 6 Nun kîk, wo tüht de Voss mit de Egg' tô, segt Förster Kruse. – Hoefer, 653. 7 Wat kîckst mi an, eck hebb mi'n Mann; wärst eh'r gekame, hadd eck di gename. (Lit.) – Frischbier2, 1982. *8 Dai kêiked so barmhéärtig, as wan eäm de Hauner 't Bräud affréäten hän (hätten). (Iserlohn.) – Frommann, V, 57, 9. *9 Dai kêiked so beärmlik (erbärmlich, kläglich) as wan éäm de Bueter wär fam Bräu'e fallen. (Iserlohn.) – Frommann, V, 57, 11. *10 Dai kiket met enem Oge noan Hiemel un met den annern in de Westentaske. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 102; Woeste, 88, 147. *11 Dei kickt gerad so wie de Bûr op e Mönsche. – Frischbier2, 1968.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [633]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/639>, abgerufen am 25.04.2024.