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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 4 Ist die Klage vernachtet, so soltu einen betagen. - Klingen, 218a; Graf, 441, 330.

Wenn ein Verbrecher auf frischer That ergriffen wurde, so wurde mit Gericht (s. That) geklagt; das Gericht musste sich unter allen Umständen sofort versammeln. Lag aber auch nur eine Nacht zwischen der That und der Ergreifung des Thäters, so wurde die Sache ganz im gewöhnlichen, auch für bürgerliche Angelegenheiten üblichen Wege behandelt, und erst, wenn eine übliche Gerichtssitzung stattfand.

5 Klagen füllen keinen Magen. - Körte, 3414; Simrock, 5703; Braun, I, 1863.

Böhm.: Zarmutkem pole neosejes, a slzami nepritele rozesmejes.

Isl.: Det hielper saa lidet at kvide. - Sorg betaler ingen gield. (Prov. dan., 363.)

6 Klagen sind Wehr und Waffen der Kläger. - Graf, 442, 338; Hertius, 5.

7 Man gibt keine Klage auf Andermanns Gut. - Graf, 94, 169.

Isl.: Engi skal gefa sank a annars fe. (Galath, 586.)

8 Man muss ohne Klagen, was uns trifft, ertragen.

"Ueber keinen Vorfall sollte man in grossen Jubel oder grosses Wehklagen ausbrechen; theils wegen der Veränderlichkeit aller Dinge, die ihn jeden Augenblick umgestalten kann, theils wegen der Trüglichkeit unser über das uns Gedeihliche oder Nachtheilige, infolge welcher fast jeder einmal gewehklagt hat über das, was nachher sich als sein wahres Bestes auswies, oder gejubelt über das, was die Quelle seiner grössten Leiden geworden ist." (Schopenhauer, Parerga, I, 444.)

Lat.: Infortunium tuum celato, ne voluptate officias inimicos tuos. (Philippi, I, 196.)

9 Nach Klag' und Antwort soll man richten. - Eiselein, 319.

10 Wer die erste Klage bezeugen kann, gewinnt dem andern den Kampf an. - Graf, 467, 562.

Wer bei Friedensbrüchen (Verletzungen des Strafrechts) die erste Klage stellt, zwingt den Gegner, behufs der Entscheidung durch Gottesurtheil, den gerichtlichen Zweikampf anzunehmen.

Mhd.: Welcher dy ersten clage beczeugen magk der gewinnt dem andernn den kampf an. (Thüngen, 53.)

11 Wo Klag ist, da muss antwort seyn. - Petri, II, 807.

"Auff en klag ghört ein antwort, die bede theil man billig hort." (Ayrer, IV, 2555, 6.)


Klagebeutel.

Klagebeutel hat wol, aber Prahlbeutel nicht. (Schles.)


Klagegröschel.

Sich ein Klagegröschel verdienen. (Schles.)


Klagelied.

* Nichts als Klagelieder singen.

Er singt die Klagelieder Jeremiä.

Holl.: Hij zingt de klageliederen Jeremias. (Harrebomee, I, 357b.)


Klagen.

1 Das Klagen hilfft den Todten nicht. - Petri, II, 66.

2 Der klagt, ist nicht zufrieden. - Henisch, 1241, 4.

Lat.: Nemo est ex omni parte beatus. (Seybold, 339.) - Non est contentus, qui queritur. (Henisch, 1241, 5.)

3 Es ist niemand, der nicht zu klagen hätte.

4 Es klage bald, wer klagen will. - Eiselein, 379.

5 Es klagt keiner, ein anderer lacht.

6 Es klagt keiner vber sich selbst. - Lehmann, 814, 20.

7 Es klagt mancher über Brot und sein Nachbar leidet Noth.

Aehnlich die Araber: Mancher seufzt, der sich glücklich schätzen würde, wenn er sich mit seinem Nachbar vergliche.

8 Geklagt ist genug gebeten.

Die Russen: Wem geklagt wird, der ist gebeten. (Altmann VI, 399.)

9 Jeder klagt, dass sein Kornboden nicht voll ist.

Frz.: Chacun se plaind, que son grenier n'est pas plein. (Kritzinger, 539b.)

10 Klag' niemand dein Leid, so wird es nicht breit.

11 Klagen hilfft nicht. - Petri, II, 422.

12 Mancher klagt und hat kein Noth, und mancher prahlt und hat kein Brot.

Böhm.: Kolik zalob, tolik odpovedi. (Celakovsky, 343.)

Dän.: Mangen klager over heelt hoved. (Prov. dan., 346.)

13 Vber sich klagt niemand. - Lehmann, 242, 52.

14 Wenn du einem klagst dein Leid, so denkt er, wär's doch noch einmal so breit.

[Spaltenumbruch] 15 Wenn man klagt im Mage, thut mer gern trage. (Schwäb.)

In Bezug auf schwangere Frauen.

16 Wenn man klagt, wird dem andern leichter ums Herz. (Niederlausitz.)

17 Wer immer klagt, findet keine offenen Ohren.

Dän.: Förste klagemaal gierne hört. (Prov. dan., 346.)

Frz.: L'en ne se doit pas plaindre trop de legier. (Leroux, II, 255.)

18 Wer Klagen nicht versteht, dem wird umsonst geklagt.

Lat.: Frustra rogatur, qui miseriri non potest. (Philippi, I, 164.)

19 Wer klagen will um eine Kuh, der bringe eine noch dazu. - Reinsberg IV, 29.

Um die Kosten zu decken. (S. Hadern 6 und Henne 205.)

20 Wer will klagen, der klage fest. - Pistor., V, 46; Eisenhart, 528; Hillebrand, 219, 316; Eiselein, 379; Simrock, 5706.

Der allgemeine Sinn des Sprichworts geht wol dahin, alles zu beobachten, was nach der bestehenden Gerichtsordnung erforderlich ist, wenn die Klage nicht vom Gericht zurückgewiesen werden soll; wohl zu erwägen, ob mit Vortheil geklagt werden kann oder ob es nicht besser ist, sich der Sache zu begeben, die Art des Processes zu prüfen, die rechte Klage anzustellen und sie durch die nothwendigen Beweismittel zu begründen.

Dän.: Den sag giver, bör det lovligen at bevise. (Prov. dan., 485.)

21 Wird nicht geklagt, so gibt es keine Busse. - Graf, 322, 271.

Dem zu zahlenden Bussgelde musste ein richterliches Urtheil vorausgehen. In der Schweiz: Wirdt es nit clagt, so is di buss niedt. (Blumer, I, 160, 21.)

22 Wo niemand klagt, darf niemand richten. - Graf, 425, 204.

Das Gericht kann erst auf Antrag des Betheiligten Recht sprechen. Will jemand seinen Schaden ohne Genugthuung ertragen, so kann das Gericht nicht einschreiten. (S. Kläger 2, 20 u. 26.) "Der Richter mag den Man nicht twyngen tzu clagen." (Nering, II, 64.)

*23 Er clagts eim rechten. - Franck, II, 16b.

*24 Er klaget, als wenn Gott und alle Engel gestorben weren. - Herberger, Herzpostille, I, 796.

*25 Er klagt mit Rath.

Z. B. der im Sande ersaufen will.

*26 Er klagt sich wie eine rinnende Pfanne. - Simrock, 7784b.

*27 Er klagt über einen schönen Tag (oder: über eine zu gute Frau).

Er beschwert sich über eine Sache, der er sich erfreuen sollte.

Frz.: Il se plaint que la mariee est trop belle. (Lendroy, 983.)

*28 Er klagt wie Hiob.

*29 Er klagt wie Jeremias.

Holl.: Zij klagen als arme Joden. ( Harrebomee, I, 366a.)

*30 He klage äwwer alle seine Wehdage (Schmerzen). (Lippe.)

*31 Klag' et dem Steine, dann bliwt et alleine. (Büren.)

*32 Wem soll ich das klagen?

Dän.: Gid jeg klager det for jorden, og ikke for noget Christen menneske. (Prov. dan., 546.)


Klager.

1 Der Kläger hät ken Nuth, an der Strönchser hät ken Brud. (Bedburg.)

Holl.: Klagers lijden zelden nood; pogchers hebben schaars het brood. (Harrebomee, I, 410a.)

2 Der Klager hat wol, wenn der Prahler nur was hätte. - Simrock, 5713; Körte, 3415.

3 Kläöle hat mee als Präöh'le1. (Henneberg.) - Frommann, II, 408, 13.

1) Diese beiden Wörter stehen als Eigennamen. - Sinn: Personen, die klagen, besitzen in der Regel mehr als solche, die prahlen. - Mit äö soll ein zwischen ä und ö liegender Laut bezeichnet werden.


Kläger.

1 Beweist der Kläger nicht, so ist der Beklagte frei.

2 Bu ke Klö'er es, doa es ke Richter. (Henneberg.) - Frommann, II, 411, 147.

3 De Klöäger het wol wat, wenn mant de Pröäler wat herre. - Schambach, II, 60.

Die zu klagen pflegen, sind in der Regel in bessern Vermögensverhältnissen als die Prahler und Grossthuer.

4 Dem Kläger gebührt der Beweis. - Graf, 453, 438.

Altfries.: Dem clager geburt dye beweysunge. (Senckenberg, Richtsteig, II, 10, 221.)

[Spaltenumbruch] 4 Ist die Klage vernachtet, so soltu einen betagen.Klingen, 218a; Graf, 441, 330.

Wenn ein Verbrecher auf frischer That ergriffen wurde, so wurde mit Gericht (s. That) geklagt; das Gericht musste sich unter allen Umständen sofort versammeln. Lag aber auch nur eine Nacht zwischen der That und der Ergreifung des Thäters, so wurde die Sache ganz im gewöhnlichen, auch für bürgerliche Angelegenheiten üblichen Wege behandelt, und erst, wenn eine übliche Gerichtssitzung stattfand.

5 Klagen füllen keinen Magen.Körte, 3414; Simrock, 5703; Braun, I, 1863.

Böhm.: Zármutkem pole neoseješ, a slzami nepřítele rozesmĕješ.

Isl.: Det hielper saa lidet at kvide. – Sorg betaler ingen gield. (Prov. dan., 363.)

6 Klagen sind Wehr und Waffen der Kläger.Graf, 442, 338; Hertius, 5.

7 Man gibt keine Klage auf Andermanns Gut.Graf, 94, 169.

Isl.: Engi skal gefa sank à annars fé. (Galath, 586.)

8 Man muss ohne Klagen, was uns trifft, ertragen.

„Ueber keinen Vorfall sollte man in grossen Jubel oder grosses Wehklagen ausbrechen; theils wegen der Veränderlichkeit aller Dinge, die ihn jeden Augenblick umgestalten kann, theils wegen der Trüglichkeit unser über das uns Gedeihliche oder Nachtheilige, infolge welcher fast jeder einmal gewehklagt hat über das, was nachher sich als sein wahres Bestes auswies, oder gejubelt über das, was die Quelle seiner grössten Leiden geworden ist.“ (Schopenhauer, Parerga, I, 444.)

Lat.: Infortunium tuum celato, ne voluptate officias inimicos tuos. (Philippi, I, 196.)

9 Nach Klag' und Antwort soll man richten.Eiselein, 319.

10 Wer die erste Klage bezeugen kann, gewinnt dem andern den Kampf an.Graf, 467, 562.

Wer bei Friedensbrüchen (Verletzungen des Strafrechts) die erste Klage stellt, zwingt den Gegner, behufs der Entscheidung durch Gottesurtheil, den gerichtlichen Zweikampf anzunehmen.

Mhd.: Welcher dy ersten clage beczeugen magk der gewinnt dem andernn den kampf an. (Thüngen, 53.)

11 Wo Klag ist, da muss antwort seyn.Petri, II, 807.

„Auff en klag ghört ein antwort, die bede theil man billig hort.“ (Ayrer, IV, 2555, 6.)


Klagebeutel.

Klagebeutel hat wol, aber Prahlbeutel nicht. (Schles.)


Klagegröschel.

Sich ein Klagegröschel verdienen. (Schles.)


Klagelied.

* Nichts als Klagelieder singen.

Er singt die Klagelieder Jeremiä.

Holl.: Hij zingt de klageliederen Jeremias. (Harrebomée, I, 357b.)


Klagen.

1 Das Klagen hilfft den Todten nicht.Petri, II, 66.

2 Der klagt, ist nicht zufrieden.Henisch, 1241, 4.

Lat.: Nemo est ex omni parte beatus. (Seybold, 339.) – Non est contentus, qui queritur. (Henisch, 1241, 5.)

3 Es ist niemand, der nicht zu klagen hätte.

4 Es klage bald, wer klagen will.Eiselein, 379.

5 Es klagt keiner, ein anderer lacht.

6 Es klagt keiner vber sich selbst.Lehmann, 814, 20.

7 Es klagt mancher über Brot und sein Nachbar leidet Noth.

Aehnlich die Araber: Mancher seufzt, der sich glücklich schätzen würde, wenn er sich mit seinem Nachbar vergliche.

8 Geklagt ist genug gebeten.

Die Russen: Wem geklagt wird, der ist gebeten. (Altmann VI, 399.)

9 Jeder klagt, dass sein Kornboden nicht voll ist.

Frz.: Chacun se plaind, que son grenier n'est pas plein. (Kritzinger, 539b.)

10 Klag' niemand dein Leid, so wird es nicht breit.

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14 Wenn du einem klagst dein Leid, so denkt er, wär's doch noch einmal so breit.

[Spaltenumbruch] 15 Wenn man klagt im Mage, thut mer gern trage. (Schwäb.)

In Bezug auf schwangere Frauen.

16 Wenn man klagt, wird dem andern leichter ums Herz. (Niederlausitz.)

17 Wer immer klagt, findet keine offenen Ohren.

Dän.: Første klagemaal gierne hørt. (Prov. dan., 346.)

Frz.: L'en ne se doit pas plaindre trop de legier. (Leroux, II, 255.)

18 Wer Klagen nicht versteht, dem wird umsonst geklagt.

Lat.: Frustra rogatur, qui miseriri non potest. (Philippi, I, 164.)

19 Wer klagen will um eine Kuh, der bringe eine noch dazu.Reinsberg IV, 29.

Um die Kosten zu decken. (S. Hadern 6 und Henne 205.)

20 Wer will klagen, der klage fest.Pistor., V, 46; Eisenhart, 528; Hillebrand, 219, 316; Eiselein, 379; Simrock, 5706.

Der allgemeine Sinn des Sprichworts geht wol dahin, alles zu beobachten, was nach der bestehenden Gerichtsordnung erforderlich ist, wenn die Klage nicht vom Gericht zurückgewiesen werden soll; wohl zu erwägen, ob mit Vortheil geklagt werden kann oder ob es nicht besser ist, sich der Sache zu begeben, die Art des Processes zu prüfen, die rechte Klage anzustellen und sie durch die nothwendigen Beweismittel zu begründen.

Dän.: Den sag giver, bør det lovligen at bevise. (Prov. dan., 485.)

21 Wird nicht geklagt, so gibt es keine Busse.Graf, 322, 271.

Dem zu zahlenden Bussgelde musste ein richterliches Urtheil vorausgehen. In der Schweiz: Wirdt es nit clagt, so is di buss niedt. (Blumer, I, 160, 21.)

22 Wo niemand klagt, darf niemand richten.Graf, 425, 204.

Das Gericht kann erst auf Antrag des Betheiligten Recht sprechen. Will jemand seinen Schaden ohne Genugthuung ertragen, so kann das Gericht nicht einschreiten. (S. Kläger 2, 20 u. 26.) „Der Richter mag den Man nicht twyngen tzu clagen.“ (Nering, II, 64.)

*23 Er clagts eim rechten.Franck, II, 16b.

*24 Er klaget, als wenn Gott und alle Engel gestorben weren.Herberger, Herzpostille, I, 796.

*25 Er klagt mit Rath.

Z. B. der im Sande ersaufen will.

*26 Er klagt sich wie eine rinnende Pfanne.Simrock, 7784b.

*27 Er klagt über einen schönen Tag (oder: über eine zu gute Frau).

Er beschwert sich über eine Sache, der er sich erfreuen sollte.

Frz.: Il se plaint que la mariée est trop belle. (Lendroy, 983.)

*28 Er klagt wie Hiob.

*29 Er klagt wie Jeremias.

Holl.: Zij klagen als arme Joden. ( Harrebomée, I, 366a.)

*30 He klage äwwer alle sîne Wehdage (Schmerzen). (Lippe.)

*31 Klag' et dem Steine, dann bliwt et alleine. (Büren.)

*32 Wem soll ich das klagen?

Dän.: Gid jeg klager det for jorden, og ikke for noget Christen menneske. (Prov. dan., 546.)


Klager.

1 Der Kläger hät ken Nuth, an der Strönchser hät ken Brud. (Bedburg.)

Holl.: Klagers lijden zelden nood; pogchers hebben schaars het brood. (Harrebomée, I, 410a.)

2 Der Klager hat wol, wenn der Prahler nur was hätte.Simrock, 5713; Körte, 3415.

3 Kläöle hat mée als Präöh'le1. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 13.

1) Diese beiden Wörter stehen als Eigennamen. – Sinn: Personen, die klagen, besitzen in der Regel mehr als solche, die prahlen. – Mit äö soll ein zwischen ä und ö liegender Laut bezeichnet werden.


Kläger.

1 Beweist der Kläger nicht, so ist der Beklagte frei.

2 Bu ke Klö'er es, doa es ke Richter. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 147.

3 De Klöäger het wol wat, wenn mant de Pröäler wat herre.Schambach, II, 60.

Die zu klagen pflegen, sind in der Regel in bessern Vermögensverhältnissen als die Prahler und Grossthuer.

4 Dem Kläger gebührt der Beweis.Graf, 453, 438.

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[[681]/0687] 4 Ist die Klage vernachtet, so soltu einen betagen. – Klingen, 218a; Graf, 441, 330. Wenn ein Verbrecher auf frischer That ergriffen wurde, so wurde mit Gericht (s. That) geklagt; das Gericht musste sich unter allen Umständen sofort versammeln. Lag aber auch nur eine Nacht zwischen der That und der Ergreifung des Thäters, so wurde die Sache ganz im gewöhnlichen, auch für bürgerliche Angelegenheiten üblichen Wege behandelt, und erst, wenn eine übliche Gerichtssitzung stattfand. 5 Klagen füllen keinen Magen. – Körte, 3414; Simrock, 5703; Braun, I, 1863. Böhm.: Zármutkem pole neoseješ, a slzami nepřítele rozesmĕješ. Isl.: Det hielper saa lidet at kvide. – Sorg betaler ingen gield. (Prov. dan., 363.) 6 Klagen sind Wehr und Waffen der Kläger. – Graf, 442, 338; Hertius, 5. 7 Man gibt keine Klage auf Andermanns Gut. – Graf, 94, 169. Isl.: Engi skal gefa sank à annars fé. (Galath, 586.) 8 Man muss ohne Klagen, was uns trifft, ertragen. „Ueber keinen Vorfall sollte man in grossen Jubel oder grosses Wehklagen ausbrechen; theils wegen der Veränderlichkeit aller Dinge, die ihn jeden Augenblick umgestalten kann, theils wegen der Trüglichkeit unser über das uns Gedeihliche oder Nachtheilige, infolge welcher fast jeder einmal gewehklagt hat über das, was nachher sich als sein wahres Bestes auswies, oder gejubelt über das, was die Quelle seiner grössten Leiden geworden ist.“ (Schopenhauer, Parerga, I, 444.) Lat.: Infortunium tuum celato, ne voluptate officias inimicos tuos. (Philippi, I, 196.) 9 Nach Klag' und Antwort soll man richten. – Eiselein, 319. 10 Wer die erste Klage bezeugen kann, gewinnt dem andern den Kampf an. – Graf, 467, 562. Wer bei Friedensbrüchen (Verletzungen des Strafrechts) die erste Klage stellt, zwingt den Gegner, behufs der Entscheidung durch Gottesurtheil, den gerichtlichen Zweikampf anzunehmen. Mhd.: Welcher dy ersten clage beczeugen magk der gewinnt dem andernn den kampf an. (Thüngen, 53.) 11 Wo Klag ist, da muss antwort seyn. – Petri, II, 807. „Auff en klag ghört ein antwort, die bede theil man billig hort.“ (Ayrer, IV, 2555, 6.) Klagebeutel. Klagebeutel hat wol, aber Prahlbeutel nicht. (Schles.) Klagegröschel. Sich ein Klagegröschel verdienen. (Schles.) Klagelied. * Nichts als Klagelieder singen. Er singt die Klagelieder Jeremiä. Holl.: Hij zingt de klageliederen Jeremias. (Harrebomée, I, 357b.) Klagen. 1 Das Klagen hilfft den Todten nicht. – Petri, II, 66. 2 Der klagt, ist nicht zufrieden. – Henisch, 1241, 4. Lat.: Nemo est ex omni parte beatus. (Seybold, 339.) – Non est contentus, qui queritur. (Henisch, 1241, 5.) 3 Es ist niemand, der nicht zu klagen hätte. 4 Es klage bald, wer klagen will. – Eiselein, 379. 5 Es klagt keiner, ein anderer lacht. 6 Es klagt keiner vber sich selbst. – Lehmann, 814, 20. 7 Es klagt mancher über Brot und sein Nachbar leidet Noth. Aehnlich die Araber: Mancher seufzt, der sich glücklich schätzen würde, wenn er sich mit seinem Nachbar vergliche. 8 Geklagt ist genug gebeten. Die Russen: Wem geklagt wird, der ist gebeten. (Altmann VI, 399.) 9 Jeder klagt, dass sein Kornboden nicht voll ist. Frz.: Chacun se plaind, que son grenier n'est pas plein. (Kritzinger, 539b.) 10 Klag' niemand dein Leid, so wird es nicht breit. 11 Klagen hilfft nicht. – Petri, II, 422. 12 Mancher klagt und hat kein Noth, und mancher prahlt und hat kein Brot. Böhm.: Kolik žalob, tolik odpovĕdi. (Čelakovsky, 343.) Dän.: Mangen klager over heelt hoved. (Prov. dan., 346.) 13 Vber sich klagt niemand. – Lehmann, 242, 52. 14 Wenn du einem klagst dein Leid, so denkt er, wär's doch noch einmal so breit. 15 Wenn man klagt im Mage, thut mer gern trage. (Schwäb.) In Bezug auf schwangere Frauen. 16 Wenn man klagt, wird dem andern leichter ums Herz. (Niederlausitz.) 17 Wer immer klagt, findet keine offenen Ohren. Dän.: Første klagemaal gierne hørt. (Prov. dan., 346.) Frz.: L'en ne se doit pas plaindre trop de legier. (Leroux, II, 255.) 18 Wer Klagen nicht versteht, dem wird umsonst geklagt. Lat.: Frustra rogatur, qui miseriri non potest. (Philippi, I, 164.) 19 Wer klagen will um eine Kuh, der bringe eine noch dazu. – Reinsberg IV, 29. Um die Kosten zu decken. (S. Hadern 6 und Henne 205.) 20 Wer will klagen, der klage fest. – Pistor., V, 46; Eisenhart, 528; Hillebrand, 219, 316; Eiselein, 379; Simrock, 5706. Der allgemeine Sinn des Sprichworts geht wol dahin, alles zu beobachten, was nach der bestehenden Gerichtsordnung erforderlich ist, wenn die Klage nicht vom Gericht zurückgewiesen werden soll; wohl zu erwägen, ob mit Vortheil geklagt werden kann oder ob es nicht besser ist, sich der Sache zu begeben, die Art des Processes zu prüfen, die rechte Klage anzustellen und sie durch die nothwendigen Beweismittel zu begründen. Dän.: Den sag giver, bør det lovligen at bevise. (Prov. dan., 485.) 21 Wird nicht geklagt, so gibt es keine Busse. – Graf, 322, 271. Dem zu zahlenden Bussgelde musste ein richterliches Urtheil vorausgehen. In der Schweiz: Wirdt es nit clagt, so is di buss niedt. (Blumer, I, 160, 21.) 22 Wo niemand klagt, darf niemand richten. – Graf, 425, 204. Das Gericht kann erst auf Antrag des Betheiligten Recht sprechen. Will jemand seinen Schaden ohne Genugthuung ertragen, so kann das Gericht nicht einschreiten. (S. Kläger 2, 20 u. 26.) „Der Richter mag den Man nicht twyngen tzu clagen.“ (Nering, II, 64.) *23 Er clagts eim rechten. – Franck, II, 16b. *24 Er klaget, als wenn Gott und alle Engel gestorben weren. – Herberger, Herzpostille, I, 796. *25 Er klagt mit Rath. Z. B. der im Sande ersaufen will. *26 Er klagt sich wie eine rinnende Pfanne. – Simrock, 7784b. *27 Er klagt über einen schönen Tag (oder: über eine zu gute Frau). Er beschwert sich über eine Sache, der er sich erfreuen sollte. Frz.: Il se plaint que la mariée est trop belle. (Lendroy, 983.) *28 Er klagt wie Hiob. *29 Er klagt wie Jeremias. Holl.: Zij klagen als arme Joden. ( Harrebomée, I, 366a.) *30 He klage äwwer alle sîne Wehdage (Schmerzen). (Lippe.) *31 Klag' et dem Steine, dann bliwt et alleine. (Büren.) *32 Wem soll ich das klagen? Dän.: Gid jeg klager det for jorden, og ikke for noget Christen menneske. (Prov. dan., 546.) Klager. 1 Der Kläger hät ken Nuth, an der Strönchser hät ken Brud. (Bedburg.) Holl.: Klagers lijden zelden nood; pogchers hebben schaars het brood. (Harrebomée, I, 410a.) 2 Der Klager hat wol, wenn der Prahler nur was hätte. – Simrock, 5713; Körte, 3415. 3 Kläöle hat mée als Präöh'le1. (Henneberg.) – Frommann, II, 408, 13. 1) Diese beiden Wörter stehen als Eigennamen. – Sinn: Personen, die klagen, besitzen in der Regel mehr als solche, die prahlen. – Mit äö soll ein zwischen ä und ö liegender Laut bezeichnet werden. Kläger. 1 Beweist der Kläger nicht, so ist der Beklagte frei. 2 Bu ke Klö'er es, doa es ke Richter. (Henneberg.) – Frommann, II, 411, 147. 3 De Klöäger het wol wat, wenn mant de Pröäler wat herre. – Schambach, II, 60. Die zu klagen pflegen, sind in der Regel in bessern Vermögensverhältnissen als die Prahler und Grossthuer. 4 Dem Kläger gebührt der Beweis. – Graf, 453, 438. Altfries.: Dem clager geburt dye beweysunge. (Senckenberg, Richtsteig, II, 10, 221.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [681]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/687>, abgerufen am 16.04.2024.