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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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*92 Er is kleng wie der Stadtseiger (die Stadtuhr). (Jüd.-deutsch. Brody.)

*93 Er ist klug, wenn er aus dem Gerichtssaal kommt.

Durch den Verlust einer Rechtssache klug geworden.

*94 Er ist klug wie der Teuffel. - Herberger, I, 648.

*95 Er ist klug wie ein Mensch. - Frischbier, 433; Frischbier2, 2056; Reinsberg III, 150.

*96 Er ist klug (geschickt) wie eine spanische Kuh.

*97 Er ist neunmal klug.

Ueber- oder superklug.

*98 Er ist nicht recht klug.

Milde Form, um zu sagen, dass jemand einen Schiefer, Sparren zu viel hat.

Frz.: Voila, un plaisant Celestin. (Kritzinger, 114a.)

*99 Er ist noch klüger als Fischer.

In Bezug auf neutestamentliche Philologie und Exegese. Es ist Joh. Friedr. Fischer, Rector und Professor in Leipzig, geboren 1726 und gestorben 1799, den das Sprichwort auf diese Weise verewigt.

Lat.: Ultra Fischerum sapere.

*100 Er ist so klauk as en dänsch Perd, kömmt drei Dag vör'n Regen tau Hus. (Ostpreuss.)

*101 Er ist so klug, er hört das Gras wachsen. - Simrock, 4030.

Poln.: Tak madrzegada, azmusiezglowykurzy. (Lompa, 31.)

*102 Er ist so klug wie der wodnjaner Magistrat. - Reinsberg VI, 82.

Als Ferdinand III. einst bei argem Regenwetter durch Wodnjan kam und in den Strassen vor Koth beinahe nicht weiter konnte, schenkte er dem Magistrat eine Summe zur Pflasterung, weil dieser versicherte, die Einnahmen der Stadt seien zu gering, um sie aus denselben zu bestreiten. Nachdem der König fort war, beschloss man, erst die Hauptstrassen zu pflastern und den Markt zu lassen, wie er war. Wenn er wiederkommt, sagte der kluge Stadtrath, gibt er uns, was noch fehlt, damit auch der Markt gepflastert werde. Daher auch der ironische Ausruf: Kluge Wodnjaner! wie auf die Frage: Woher bist du? die Antwort: Aus Wodnjan.

*103 Er ist so klug wie ein(e) Thorschreiber(s- Tochter).

*104 Er ist so klug wie Tycho Brahe. (Dän.)

Dies Sprichwort zeigt, in welchem hohen Ansehen Tycho de Brahe bei seinem Volke stand, das ihn für den gelehrtesten Mann seiner Zeit erachtete. (Vgl. Gutzkow, Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1856, Nr. 39.)

*105 Er ist so klug wie Zaleski's Storch. (Lit.)

Im telszawskischen Gebiete lebte einst ein Edelmann Namens Zaleski, in dessen Garten ein Storch auf einer hohen Eiche sein Nest hatte, das er jeden Herbst, nachdem er seine Jungen aufgezogen hatte, verliess, um im nächsten Frühling dahin zurückzukehren. Ein schwarzer Fleck am Halse machte ihn allen im Dorfe kenntlich und mit Frohlocken wurde er, wenn er wiederkam, als Verkünder des Frühlings empfangen. Vor dem Antritt seiner Wanderschaft liess er sich jedesmal mit seiner ganzen Familie auf dem Aste nieder, der nahe an das Fenster reichte, klapperte traurig mit dem Schnabel, um von seiner Herrschaft Abschied zu nehmen. Als er nach einer Reine von Jahren wieder seinen herbstlichen Zug antreten wollte und mit den Seinen auf dem Abschiedsaste sass, war er ungewöhnlich traurig, taumelte und fiel herab. Leblos lag er da, sein Weibchen und die Jungen gingen traurig um ihn herum, berührten ihn mit ihren Schnäbeln und flogen fort. Eine Weile darauf kam er zu sich und flog durchs offene Fenster in die Stube der Herrschaft, wo man ihn liebkoste und fütterte. Er schien munter wie zuvor, starb aber schon nach einigen Monaten. Jedenfalls hat er gefühlt, dass ihm für die weite Reise die Kräfte nicht mehr langen. (Vgl. Wurzbach I, 111; Ludw. Ad. Jurewicz, Lit. Sprichwörter, Wilna 1840.)

*106 Er redet klüger als ein Dummer. (Nimptsch.)

*107 Hai is so klauk as 'ne Duale (Dohle). (Attendorn.) - Firmenich, I, 356, 11.

*108 Hai woll si selwer te klauk af sinn. (Attendorn.) - Firmenich, I, 356, 16.

Er will sich selbst zu klug sein.

*109 He is gewaltigen klok, he süht de Weg' (Wiege) dat an, wenn dat Kind wat maken will. (Mecklenburg.) - Dr. Schiller's Ms.

Holl.: Hij is zoo loos, dat hij wel twee tongen in drie pannen kan bakken, zoodat er in iedere pan eene tong is. (Harrebomee, II, 37.)

*110 He is klöker as 'n Imm, he will ut 'n Pierkätel Honnig sugen. (Mecklenburg.) - Günther, II, 198, 29; für Altmark: Danneil, 270.

Von einem, der sich für äusserst klug hält, aber es sehr wenig ist.

[Spaltenumbruch] *111 He is so klok as Frerk1 Prull, de hett 't Snött (s. d.) in de Dünnegg2 sitten. (Ostfries.) - Bueren, 599; Frommann, V, 523, 553; Eichwald, 1546; Hauskalender, III.

1) Friedrich.

2) Schläfe am Kopfe.

*112 He is so klok as 'n Bok, schitt he 'n Hopen, denn giwt't Rok. (Pommern.)

*113 He is so klok, as 'n dansch Pierd, wenn he scheten hett, so rückt he 'r an. (Mecklenburg.) - Günther, II, 198, 29; Schiller, II, 2.

Der Engländer: So weise wie Waltham's Kalb, welches neun Meilen weit rannte, um an einem Bullen zu saugen. (Reinsberg IV, 149.)

*114 He is so klok as 'n Heister. - Diermissen, 137.

*115 He is so klok as 'n Judenkind. (Altmark.) - Danneil, 275.

*116 He is so klok as 'n Minsch. (Pommern.)

*117 He is so klok as uns Nawer sein Kater, de kann dat Gras wassen hören. - Schütze, II, 63; Pl. Volkskalender, II.

Von denen, die sich klüger dünken, als sie sind.

*118 Hei is sik selwer te klauk aw. (Büren.)

Von einem Ueberklugen. Einem te gräut, te klauk = einem an Grösse, Klugheit u. s. w. überlegen sein.

*119 Hei is säu kläuk äs 'n Dorschreuber. (Sauerland.)

*120 Hei is süss so fiewen (binnen) klok un hett nu doch in'n Nettel scheten. (Mecklenburg.) - Günther, II, 198, 29; Schiller, III, 14a.

Er ist sonst so fünfen (an seinen fünf Sinnen) klug und hat nun doch in die Nesseln geschissen.

*121 Hei öss klöger wie nägn Domme. (Stallupönen.) - Frischbier2, 2056.

*122 Hei öss klöger wie nägn domme Hehner on e varöcket Gessel. - Frischbier2, 2056.

*123 Hi as so kluuk üüss Salomon sin Kat (Katze). (Amrum.) - Haupt, VIII, 356, 97.

*124 Hi is so klook, hi köön't Geers (Gras) waksen hiire. (Nordmarschen.) - Haupt, VIII, 375, 15.

*125 Is a ollemoal su kluk? (Schles.) - Frommann, III, 414, 557.

*126 Klok1 wie e Dorschreiwer. - Frischbier2, 2057.

1) D. i. pfiffig, politisch.

*127 Klok wie e Schwienke, awer Schintke frete nich rehr an. (Insterburg.) - Frischbier2, 2058.

*128 Last vns heint nicht klug sein. - Eyering, III, 158.

*129 O jeh, wo klauk! Hest dat ut dei sülben, adder hest dat aut Böker lihrt! (Pommern.)

Nur ironisch.

*130 Seiter (seid ihr) lange a su klug gewast? - Robinson, 984; Gomolcke, 897.

*131 So klauk äs Galgenholt. (Büren.)

*132 So klok öss ok Hörts Görg'. (Stallupönen.) - Frischbier2, 2059.

*133 So klug ist Lehmann's Kutscher auch. (Köthen.)

*134 So klug wie Schneider's Lieschen, die den Topf unters Feuer stellte. - Lohrengel, II, 467.

*135 Trunken klug, nüchtern närrisch.

*136 Wenn du warscht klok ware, kost e Schäpel Korn e Grosche. (Pillkallen.) - Frischbier2, 2060.


Kluge (der).

1 Auch der Kluge reitet manchmal einen Narren an. (Nordböhmen.)

Macht einen dummen Streich.

2 Auch der Klügste kann fehlen.

Frz.: Les plus doctes sont sujets a faillir. - Il n'est si bon charretier qui ne verse. - Il n'est si bon tireur qui ne manque.

3 Auch ein Kluger wird überlistet.

In Finnland: Auch der Kluge wird betrogen, auch der Falsche kann in Netze gerathen. (Bertram, 71.)

4 Auf eines Klugen Frage soll man nicht dumm antworten.

Die Finnen: Da ist Verstand von nöthen wo man auf des Klugen Frage antwortet. (Bertram, 66.)

5 Beim Klugen bedarf's nicht vieler Worte.

Frz.: A bon entendeur il ne faut qu'un mot. - A bon entendeur peu de paroles. (Kritzinger, 275.)

6 Besser mit einem Klügen zu verlieren eider (als) mit einem Narren zu gefinen (finden). (Jüd.-deutsch. Brody.)

[Spaltenumbruch]

*92 Er is klëng wie der Stadtseiger (die Stadtuhr). (Jüd.-deutsch. Brody.)

*93 Er ist klug, wenn er aus dem Gerichtssaal kommt.

Durch den Verlust einer Rechtssache klug geworden.

*94 Er ist klug wie der Teuffel.Herberger, I, 648.

*95 Er ist klug wie ein Mensch.Frischbier, 433; Frischbier2, 2056; Reinsberg III, 150.

*96 Er ist klug (geschickt) wie eine spanische Kuh.

*97 Er ist neunmal klug.

Ueber- oder superklug.

*98 Er ist nicht recht klug.

Milde Form, um zu sagen, dass jemand einen Schiefer, Sparren zu viel hat.

Frz.: Voilà, un plaisant Celestin. (Kritzinger, 114a.)

*99 Er ist noch klüger als Fischer.

In Bezug auf neutestamentliche Philologie und Exegese. Es ist Joh. Friedr. Fischer, Rector und Professor in Leipzig, geboren 1726 und gestorben 1799, den das Sprichwort auf diese Weise verewigt.

Lat.: Ultra Fischerum sapere.

*100 Er ist so klauk as en dänsch Perd, kömmt drei Dag vör'n Regen tau Hus. (Ostpreuss.)

*101 Er ist so klug, er hört das Gras wachsen.Simrock, 4030.

Poln.: Tak madrzegada, azmusiezglowykurzy. (Lompa, 31.)

*102 Er ist so klug wie der wodnjaner Magistrat.Reinsberg VI, 82.

Als Ferdinand III. einst bei argem Regenwetter durch Wodnjan kam und in den Strassen vor Koth beinahe nicht weiter konnte, schenkte er dem Magistrat eine Summe zur Pflasterung, weil dieser versicherte, die Einnahmen der Stadt seien zu gering, um sie aus denselben zu bestreiten. Nachdem der König fort war, beschloss man, erst die Hauptstrassen zu pflastern und den Markt zu lassen, wie er war. Wenn er wiederkommt, sagte der kluge Stadtrath, gibt er uns, was noch fehlt, damit auch der Markt gepflastert werde. Daher auch der ironische Ausruf: Kluge Wodnjaner! wie auf die Frage: Woher bist du? die Antwort: Aus Wodnjan.

*103 Er ist so klug wie ein(e) Thorschreiber(s- Tochter).

*104 Er ist so klug wie Tycho Brahe. (Dän.)

Dies Sprichwort zeigt, in welchem hohen Ansehen Tycho de Brahe bei seinem Volke stand, das ihn für den gelehrtesten Mann seiner Zeit erachtete. (Vgl. Gutzkow, Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1856, Nr. 39.)

*105 Er ist so klug wie Zaleski's Storch. (Lit.)

Im telszawskischen Gebiete lebte einst ein Edelmann Namens Zaleski, in dessen Garten ein Storch auf einer hohen Eiche sein Nest hatte, das er jeden Herbst, nachdem er seine Jungen aufgezogen hatte, verliess, um im nächsten Frühling dahin zurückzukehren. Ein schwarzer Fleck am Halse machte ihn allen im Dorfe kenntlich und mit Frohlocken wurde er, wenn er wiederkam, als Verkünder des Frühlings empfangen. Vor dem Antritt seiner Wanderschaft liess er sich jedesmal mit seiner ganzen Familie auf dem Aste nieder, der nahe an das Fenster reichte, klapperte traurig mit dem Schnabel, um von seiner Herrschaft Abschied zu nehmen. Als er nach einer Reine von Jahren wieder seinen herbstlichen Zug antreten wollte und mit den Seinen auf dem Abschiedsaste sass, war er ungewöhnlich traurig, taumelte und fiel herab. Leblos lag er da, sein Weibchen und die Jungen gingen traurig um ihn herum, berührten ihn mit ihren Schnäbeln und flogen fort. Eine Weile darauf kam er zu sich und flog durchs offene Fenster in die Stube der Herrschaft, wo man ihn liebkoste und fütterte. Er schien munter wie zuvor, starb aber schon nach einigen Monaten. Jedenfalls hat er gefühlt, dass ihm für die weite Reise die Kräfte nicht mehr langen. (Vgl. Wurzbach I, 111; Ludw. Ad. Jurewicz, Lit. Sprichwörter, Wilna 1840.)

*106 Er redet klüger als ein Dummer. (Nimptsch.)

*107 Hai is so klauk as 'ne Duale (Dohle). (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 11.

*108 Hai woll si selwer te klauk af sinn. (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 16.

Er will sich selbst zu klug sein.

*109 Hê is gewaltigen klôk, hê süht de Wêg' (Wiege) dat an, wenn dat Kind wat mâken will. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller's Ms.

Holl.: Hij is zoo loos, dat hij wel twee tongen in drie pannen kan bakken, zoodat er in iedere pan eene tong is. (Harrebomée, II, 37.)

*110 He is klöker as 'n Imm, he will ut 'n Pierkätel Honnig sugen. (Mecklenburg.) – Günther, II, 198, 29; für Altmark: Danneil, 270.

Von einem, der sich für äusserst klug hält, aber es sehr wenig ist.

[Spaltenumbruch] *111 He is sô klôk as Frêrk1 Prull, de hett 't Snött (s. d.) in de Dünnegg2 sitten. (Ostfries.) – Bueren, 599; Frommann, V, 523, 553; Eichwald, 1546; Hauskalender, III.

1) Friedrich.

2) Schläfe am Kopfe.

*112 He is so klôk as 'n Bôk, schitt he 'n Hôpen, denn giwt't Rôk. (Pommern.)

*113 He is so klok, as 'n dânsch Pierd, wenn he schêten hett, so rückt he 'r an. (Mecklenburg.) – Günther, II, 198, 29; Schiller, II, 2.

Der Engländer: So weise wie Waltham's Kalb, welches neun Meilen weit rannte, um an einem Bullen zu saugen. (Reinsberg IV, 149.)

*114 He is so klôk as 'n Heister.Diermissen, 137.

*115 He is so klôk as 'n Judenkind. (Altmark.) – Danneil, 275.

*116 He is so klôk as 'n Minsch. (Pommern.)

*117 He is so klôk as uns Nawer sîn Kater, de kann dat Gras wassen hören.Schütze, II, 63; Pl. Volkskalender, II.

Von denen, die sich klüger dünken, als sie sind.

*118 Hei is sik selwer te klauk aw. (Büren.)

Von einem Ueberklugen. Einem te gräut, te klauk = einem an Grösse, Klugheit u. s. w. überlegen sein.

*119 Hei is säu kläuk äs 'n Dorschreuber. (Sauerland.)

*120 Hei is süss so fiewen (binnen) klok un hett nu doch in'n Nettel scheten. (Mecklenburg.) – Günther, II, 198, 29; Schiller, III, 14a.

Er ist sonst so fünfen (an seinen fünf Sinnen) klug und hat nun doch in die Nesseln geschissen.

*121 Hei öss klöger wie nägn Domme. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2056.

*122 Hei öss klöger wie nägn domme Hehner on e varöcket Gessel.Frischbier2, 2056.

*123 Hi as so kluuk üüss Sálomon sin Kât (Katze). (Amrum.) – Haupt, VIII, 356, 97.

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*125 Is a ollemoal su kluk? (Schles.) – Frommann, III, 414, 557.

*126 Klôk1 wie e Dôrschrîwer.Frischbier2, 2057.

1) D. i. pfiffig, politisch.

*127 Klôk wie e Schwienke, awer Schintke frête nich rehr an. (Insterburg.) – Frischbier2, 2058.

*128 Last vns heint nicht klug sein.Eyering, III, 158.

*129 O jeh, wo klauk! Hest dat ut dî sülben, adder hest dat ût Böker lihrt! (Pommern.)

Nur ironisch.

*130 Seiter (seid ihr) lange a su klug gewast?Robinson, 984; Gomolcke, 897.

*131 So klauk äs Galgenholt. (Büren.)

*132 So klôk öss ok Hörts Görg'. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2059.

*133 So klug ist Lehmann's Kutscher auch. (Köthen.)

*134 So klug wie Schneider's Lieschen, die den Topf unters Feuer stellte.Lohrengel, II, 467.

*135 Trunken klug, nüchtern närrisch.

*136 Wenn du warscht klôk ware, kost e Schäpel Kôrn e Grosche. (Pillkallen.) – Frischbier2, 2060.


Kluge (der).

1 Auch der Kluge reitet manchmal einen Narren an. (Nordböhmen.)

Macht einen dummen Streich.

2 Auch der Klügste kann fehlen.

Frz.: Les plus doctes sont sujets à faillir. – Il n'est si bon charretier qui ne verse. – Il n'est si bon tireur qui ne manque.

3 Auch ein Kluger wird überlistet.

In Finnland: Auch der Kluge wird betrogen, auch der Falsche kann in Netze gerathen. (Bertram, 71.)

4 Auf eines Klugen Frage soll man nicht dumm antworten.

Die Finnen: Da ist Verstand von nöthen wo man auf des Klugen Frage antwortet. (Bertram, 66.)

5 Beim Klugen bedarf's nicht vieler Worte.

Frz.: A bon entendeur il ne faut qu'un mot. – A bon entendeur peu de paroles. (Kritzinger, 275.)

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[[706]/0712] *92 Er is klëng wie der Stadtseiger (die Stadtuhr). (Jüd.-deutsch. Brody.) *93 Er ist klug, wenn er aus dem Gerichtssaal kommt. Durch den Verlust einer Rechtssache klug geworden. *94 Er ist klug wie der Teuffel. – Herberger, I, 648. *95 Er ist klug wie ein Mensch. – Frischbier, 433; Frischbier2, 2056; Reinsberg III, 150. *96 Er ist klug (geschickt) wie eine spanische Kuh. *97 Er ist neunmal klug. Ueber- oder superklug. *98 Er ist nicht recht klug. Milde Form, um zu sagen, dass jemand einen Schiefer, Sparren zu viel hat. Frz.: Voilà, un plaisant Celestin. (Kritzinger, 114a.) *99 Er ist noch klüger als Fischer. In Bezug auf neutestamentliche Philologie und Exegese. Es ist Joh. Friedr. Fischer, Rector und Professor in Leipzig, geboren 1726 und gestorben 1799, den das Sprichwort auf diese Weise verewigt. Lat.: Ultra Fischerum sapere. *100 Er ist so klauk as en dänsch Perd, kömmt drei Dag vör'n Regen tau Hus. (Ostpreuss.) *101 Er ist so klug, er hört das Gras wachsen. – Simrock, 4030. Poln.: Tak madrzegada, azmusiezglowykurzy. (Lompa, 31.) *102 Er ist so klug wie der wodnjaner Magistrat. – Reinsberg VI, 82. Als Ferdinand III. einst bei argem Regenwetter durch Wodnjan kam und in den Strassen vor Koth beinahe nicht weiter konnte, schenkte er dem Magistrat eine Summe zur Pflasterung, weil dieser versicherte, die Einnahmen der Stadt seien zu gering, um sie aus denselben zu bestreiten. Nachdem der König fort war, beschloss man, erst die Hauptstrassen zu pflastern und den Markt zu lassen, wie er war. Wenn er wiederkommt, sagte der kluge Stadtrath, gibt er uns, was noch fehlt, damit auch der Markt gepflastert werde. Daher auch der ironische Ausruf: Kluge Wodnjaner! wie auf die Frage: Woher bist du? die Antwort: Aus Wodnjan. *103 Er ist so klug wie ein(e) Thorschreiber(s- Tochter). *104 Er ist so klug wie Tycho Brahe. (Dän.) Dies Sprichwort zeigt, in welchem hohen Ansehen Tycho de Brahe bei seinem Volke stand, das ihn für den gelehrtesten Mann seiner Zeit erachtete. (Vgl. Gutzkow, Unterhaltungen am häuslichen Herd, 1856, Nr. 39.) *105 Er ist so klug wie Zaleski's Storch. (Lit.) Im telszawskischen Gebiete lebte einst ein Edelmann Namens Zaleski, in dessen Garten ein Storch auf einer hohen Eiche sein Nest hatte, das er jeden Herbst, nachdem er seine Jungen aufgezogen hatte, verliess, um im nächsten Frühling dahin zurückzukehren. Ein schwarzer Fleck am Halse machte ihn allen im Dorfe kenntlich und mit Frohlocken wurde er, wenn er wiederkam, als Verkünder des Frühlings empfangen. Vor dem Antritt seiner Wanderschaft liess er sich jedesmal mit seiner ganzen Familie auf dem Aste nieder, der nahe an das Fenster reichte, klapperte traurig mit dem Schnabel, um von seiner Herrschaft Abschied zu nehmen. Als er nach einer Reine von Jahren wieder seinen herbstlichen Zug antreten wollte und mit den Seinen auf dem Abschiedsaste sass, war er ungewöhnlich traurig, taumelte und fiel herab. Leblos lag er da, sein Weibchen und die Jungen gingen traurig um ihn herum, berührten ihn mit ihren Schnäbeln und flogen fort. Eine Weile darauf kam er zu sich und flog durchs offene Fenster in die Stube der Herrschaft, wo man ihn liebkoste und fütterte. Er schien munter wie zuvor, starb aber schon nach einigen Monaten. Jedenfalls hat er gefühlt, dass ihm für die weite Reise die Kräfte nicht mehr langen. (Vgl. Wurzbach I, 111; Ludw. Ad. Jurewicz, Lit. Sprichwörter, Wilna 1840.) *106 Er redet klüger als ein Dummer. (Nimptsch.) *107 Hai is so klauk as 'ne Duale (Dohle). (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 11. *108 Hai woll si selwer te klauk af sinn. (Attendorn.) – Firmenich, I, 356, 16. Er will sich selbst zu klug sein. *109 Hê is gewaltigen klôk, hê süht de Wêg' (Wiege) dat an, wenn dat Kind wat mâken will. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller's Ms. Holl.: Hij is zoo loos, dat hij wel twee tongen in drie pannen kan bakken, zoodat er in iedere pan eene tong is. (Harrebomée, II, 37.) *110 He is klöker as 'n Imm, he will ut 'n Pierkätel Honnig sugen. (Mecklenburg.) – Günther, II, 198, 29; für Altmark: Danneil, 270. Von einem, der sich für äusserst klug hält, aber es sehr wenig ist. *111 He is sô klôk as Frêrk1 Prull, de hett 't Snött (s. d.) in de Dünnegg2 sitten. (Ostfries.) – Bueren, 599; Frommann, V, 523, 553; Eichwald, 1546; Hauskalender, III. 1) Friedrich. 2) Schläfe am Kopfe. *112 He is so klôk as 'n Bôk, schitt he 'n Hôpen, denn giwt't Rôk. (Pommern.) *113 He is so klok, as 'n dânsch Pierd, wenn he schêten hett, so rückt he 'r an. (Mecklenburg.) – Günther, II, 198, 29; Schiller, II, 2. Der Engländer: So weise wie Waltham's Kalb, welches neun Meilen weit rannte, um an einem Bullen zu saugen. (Reinsberg IV, 149.) *114 He is so klôk as 'n Heister. – Diermissen, 137. *115 He is so klôk as 'n Judenkind. (Altmark.) – Danneil, 275. *116 He is so klôk as 'n Minsch. (Pommern.) *117 He is so klôk as uns Nawer sîn Kater, de kann dat Gras wassen hören. – Schütze, II, 63; Pl. Volkskalender, II. Von denen, die sich klüger dünken, als sie sind. *118 Hei is sik selwer te klauk aw. (Büren.) Von einem Ueberklugen. Einem te gräut, te klauk = einem an Grösse, Klugheit u. s. w. überlegen sein. *119 Hei is säu kläuk äs 'n Dorschreuber. (Sauerland.) *120 Hei is süss so fiewen (binnen) klok un hett nu doch in'n Nettel scheten. (Mecklenburg.) – Günther, II, 198, 29; Schiller, III, 14a. Er ist sonst so fünfen (an seinen fünf Sinnen) klug und hat nun doch in die Nesseln geschissen. *121 Hei öss klöger wie nägn Domme. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2056. *122 Hei öss klöger wie nägn domme Hehner on e varöcket Gessel. – Frischbier2, 2056. *123 Hi as so kluuk üüss Sálomon sin Kât (Katze). (Amrum.) – Haupt, VIII, 356, 97. *124 Hi is so klôôk, hi köön't Geers (Gras) waksen hiire. (Nordmarschen.) – Haupt, VIII, 375, 15. *125 Is a ollemoal su kluk? (Schles.) – Frommann, III, 414, 557. *126 Klôk1 wie e Dôrschrîwer. – Frischbier2, 2057. 1) D. i. pfiffig, politisch. *127 Klôk wie e Schwienke, awer Schintke frête nich rehr an. (Insterburg.) – Frischbier2, 2058. *128 Last vns heint nicht klug sein. – Eyering, III, 158. *129 O jeh, wo klauk! Hest dat ut dî sülben, adder hest dat ût Böker lihrt! (Pommern.) Nur ironisch. *130 Seiter (seid ihr) lange a su klug gewast? – Robinson, 984; Gomolcke, 897. *131 So klauk äs Galgenholt. (Büren.) *132 So klôk öss ok Hörts Görg'. (Stallupönen.) – Frischbier2, 2059. *133 So klug ist Lehmann's Kutscher auch. (Köthen.) *134 So klug wie Schneider's Lieschen, die den Topf unters Feuer stellte. – Lohrengel, II, 467. *135 Trunken klug, nüchtern närrisch. *136 Wenn du warscht klôk ware, kost e Schäpel Kôrn e Grosche. (Pillkallen.) – Frischbier2, 2060. Kluge (der). 1 Auch der Kluge reitet manchmal einen Narren an. (Nordböhmen.) Macht einen dummen Streich. 2 Auch der Klügste kann fehlen. Frz.: Les plus doctes sont sujets à faillir. – Il n'est si bon charretier qui ne verse. – Il n'est si bon tireur qui ne manque. 3 Auch ein Kluger wird überlistet. In Finnland: Auch der Kluge wird betrogen, auch der Falsche kann in Netze gerathen. (Bertram, 71.) 4 Auf eines Klugen Frage soll man nicht dumm antworten. Die Finnen: Da ist Verstand von nöthen wo man auf des Klugen Frage antwortet. (Bertram, 66.) 5 Beim Klugen bedarf's nicht vieler Worte. Frz.: A bon entendeur il ne faut qu'un mot. – A bon entendeur peu de paroles. (Kritzinger, 275.) 6 Besser mit einem Klügen zu verlieren eider (als) mit einem Narren zu gefinen (finden). (Jüd.-deutsch. Brody.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [706]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/712>, abgerufen am 28.03.2024.