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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] *74 Er mag noch Kohl und Speck.

Ist noch gesund.

*75 Er pflanzt seinen (eigenen) Kohl.

Lebt in ländlicher Zurückgezogenheit, auch: hat eigene Feldwirthschsft.

Frz.: On l'a envoye planter des choux. (Lendroy, 426.)

Holl.: Hij plant kool. (Harrebomee, I, 433.)

*76 Er versteht seinen eigenen Kohl zu schützen.

*77 Er will seinen Kohl dazu thun.

Will auch dazu (darein) reden. "Wozu gibst du deinen Kohl, Bürschlein?" (Calderon von Gries, 5, 247.) Um zu sagen: Hast du auch darein zu reden? sagt man in Posen jüdisch- deutsch: Auch do (da)?

*78 Es fehlt ihm nichts als Kohl, wenn er nur Speck dazu hätte. - Körte, 3469; Braun, I, 1926.

Von denen, welchen nichts weiter fehlt, als alles.

Holl.: Hem ontbreekt niets dan vet, had hij maar kool. - Hun ontbreekt niet dan kool, hadden zij maar spek. (Harrebomee, I, 433b.)

*79 He ment, he steit all in'n Kohl, un steit erst in de Strunk'n. - Eichwald, 1093.

*80 Jemandem alten Kohl auftischen.

Unnütze, längst abgethane Dinge, Schlechtes, weil der Kohl für eine ganz gemeine Speise galt.

*81 Kohl reden.

Von leerem, einfältigem Geschwätz.

*82 Ma ken Kohl. (Holst.) - Schütze, II, 318.

Rede nicht langweiliges oder dummes Zeug; mache keinen Unsinn. (Grimm, V, 1587.)

*83 Me wet nich recht, of me met em in'n Kaule of in'n Röwen is. - Lyra, 45.

Man weiss nicht, wie man mit ihm daran ist, ob er in guter oder übler Stimmung, ob es Spass oder Ernst ist.

*84 Nach Luther's Kohl riechen.

Aus den Zeiten der Reformation; von jemand, welchen man lutherischer Ansichten verdächtig hielt. Später von allen, denen Gesinnungen eigen waren, die von den kirchlich oder polizeilich abgestempelten abwichen.

*85 Offen sauern Kuhl trinken. - Lohrengel, II, 413.

*86 Seinen Kohl mit einem haben. - Bernd, 137.

Seinen Spass, Spott mit ihm treiben.

Holl.: Hij verkoopt u kool. (Harrebomee, I, 433b.)

*87 Viel Kohl machen.

Von behaglich breiten Reden über unwichtige Dinge oder von unklarem, langweiligem Geschwätz. In Brandenburg: Väöl Kol maoken. (Danneil, 112b.)

*88 Wenn wei innen Käule sind, dann is hei in den Strünken. (Büren.)

*89 Wi haut di in'n Kol. (Iserlohn.) - Woeste, 86, 102.

Sagt man, wenn bei Tische auf jemand mit der linken Hand gewartet wird.

*90 Wir wollen unsern Kohl in Frieden bauen.

*91 Zwene kole in einem topfe kochen. - Stolle, Thür. Chron., 4.

Von zwei Dingen, die nicht zugleich geschehen können. "Dorch Sinn, die ich habe in dem Koppe, koche ich zwene Kole in einem Toppe." (Anzeiger des germanischen Museums, 1859, 415.)


Kohlblatt.

Wer Kohlblätter zu Thee nimmt, mag aus Theeblättern Suppe kochen.


Kohle.

1 Alte (verleschte) Kolen soll man nicht wieder auffblasen. - Petri, II, 12.

2 An einer Kohle kann man sich wol verbrennen, aber nicht wärmen.

3 An glammen Kööl as egh so gut to midin üs an Flam. (Nordfries.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 27.

Eine glimmende Kohle ist nicht so gut zu meiden als eine Flamme.

4 Auff heissen Kolen ist böss still sitzen. - Lehmann, 829, 10.

Holl.: Op gloeijende kolen is het kwaad stil staan. (Harrebomee, I, 430a.)

5 Bei grossem (vielem) Kohl(en) wärmt man sich wohl. - Petri, II, 44.

6 Bei grossen Haufen Kohlen wärmt man sich bass, wenn man nicht hineinfällt. - Eiselein, 387.

7 Besser eine Kohle als gar kein Feuer. - Sprichwörtergarten, 466.

8 Blase subtil in die Kohlen, sonst fliegen dir die Funken ins Angesicht. - Eiselein, 196.

Lat.: Per ignem incedis. (Eiselein, 196.)

9 Brauchst du Kohlen, musst sie aus der Asche holen. - Wenzig, 79.

[Spaltenumbruch] 10 Die Kohle ist nie so ausgelöscht, wenn man sie zum Feuer bringt, sie glimmt wieder.

Frz.: Le charbon n'est jamais si bien eteint, qu'en l'approchant du feu il ne se rallume. (Kritzinger, 124.)

11 Die Kohle wird durch Russ nicht schwärzer. - Reinsberg IV, 45.

12 E jeder zecht Kilen za seinjer Fan. - Schuster, 963.

13 Ein glüender Kol1 zündet den andern an. - Petri, II, 191; Henisch, 1669, 5; Lehmann, 925, 30.

1) Das Wort Kohle erscheint althochdeutsch als schwaches Masculinum: cholo, und als starkes Neutrum: chol, ebenso noch mittellhochdeutsch. Auch neuhochdeutsch kommt es anfangs und landschaftlich jetzt noch in dieser doppelten. Form vor. So heisst es noch: ein brinnender kole, glüender kole, brenniger kol, geleschter kol; und jetzt noch alemannisch im Bregenzerwalde, mittelrheinisch, in aachener Mundart. (Kehrein, 239; Grimm, V, 1582.)

Böhm.: Jeden se reravy uhel od druheho hreje. - Uhel zivy, prilozeny k jinym, i mrtve obzivuje. (Celakovsky, 130.)

Dän.: Et gloende kull taender et andet op. (Prov. dan., 91.)

14 Ein lebend Kol zündt die todte Kol neben sich an. - Lehmann, 150, 160.

15 Ein lebendig kohl zündet die andern an. - Lehmann, 466, 83; Sailer, 171.

Leben weckt Leben, ein Gedanke erregt den andern, eine Leidenschaft die andere. Auch russisch Altmann VI, 481. So kann auch ein gutes Gemüth durch böse Gesellschaft verderbt werden. Auch die Macht der Liebe! (Vgl. Neumeister, Worte der Weisen.)

Frz.: Qui plaisir fait, plaisir attend.

16 Ein Todter Kolen brend niemand. - Petri, II, 229.

17 Eine Kohle allein erlischt bald.

18 Eine Kohle, die nicht zur Zeit brennt, brennt nimmer.

Wenn der rechte Augenblick versäumt ist, ist alles Thun nutzlos.

19 Eine Kohle glüht auch oft unter grauer Asche.

Auch das Alter selbst ist nicht frei von Leidenschaften.

20 Eine Kohle maust besser als zehn Katzen.

21 Eine Kole neben der andern wird angeglemmet. - Herberger, Herzpostille, I, 422.

22 Geleschte Kohlen werden im Fewer wieder glutig. - Lehmann, 62, 10.

23 Gemach in die Kohlen geblasen, so fährt dir keine Asche in die Nasen. - Eiselein, 387; Simrock, 5809; Körte, 3470; Braun, I, 1927.

24 Glüende Kohlen muss man mit der Zang auss der Ess nemen, nicht mit der Hand. - Lehmann, 936, 30.

Span.: Sacar el ascua con mano agena. (Bohn I, 255.)

25 Jeder scharrt die Kohlen um seinen Topf.

Böhm.: Kazdy hrabe uhli ke svym vejcim. (Celakovsky, 57.)

Holl.: Elk schrapt de kolen naar zijne koeken. (Harrebomee, I, 430a.)

26 Kalte Kohle gibt kein Feuer. - Bertram, 44.

27 Kohle und Kreide sind oft Nachbarn.

"Böse bei Guten thut Gott leiden, wir finden Kohlen bei weisser Kreiden, Werch und Bast bei linder Seiden, Feigenbaum bei bittrer Weiden."

28 Kohlen, die glühen, pflegen zu sprühen.

Ein bewegtes Herz bricht leicht in Worte aus.

Engl.: Glowing coals sparkle oft. (Bohn II, 80.)

29 Kohlen muss man aus der Asche holen.

30 Kohlen sind des Köhlers Reichthum.

31 Lebendige Kohle zündet erloschene an. - Eiselin, 387.

32 Man muss die glühenden Kohlen nicht von seinem Herde in Nachbars Scheuer werfen.

33 Man muss die Kohlen brennen, wie die Grube sie gibt. - Altmann VI, 485.

34 Man muss gemach in die Kohlen blasen, sonst fahren die Funken ins Angesicht. - Lehmann, 69, 18.

35 Man muss nicht Kohlen in den Pelz setzen.

Lat.: Ignis non extinguitur igni. (Binder I, 689; II, 1368; Buchler, 157; Philippi I, 186.)

36 Man muss seine Kohlen im Sommer kaufen.

It.: Ne carbone ne legna comprarai quando gela. (Pazzaglia, 60, 8.)

37 Man muss sich nicht an fremden Kohlen die Finger verbrennen.

Die Engländer: Verbrenne dir nicht deine Lippen mit anderer Leute Brühe (oder an einer fremden Suppe). (Reinsberg IV, 59.)

[Spaltenumbruch] *74 Er mag noch Kohl und Speck.

Ist noch gesund.

*75 Er pflanzt seinen (eigenen) Kohl.

Lebt in ländlicher Zurückgezogenheit, auch: hat eigene Feldwirthschsft.

Frz.: On l'a envoyé planter des choux. (Lendroy, 426.)

Holl.: Hij plant kool. (Harrebomée, I, 433.)

*76 Er versteht seinen eigenen Kohl zu schützen.

*77 Er will seinen Kohl dazu thun.

Will auch dazu (darein) reden. „Wozu gibst du deinen Kohl, Bürschlein?“ (Calderon von Gries, 5, 247.) Um zu sagen: Hast du auch darein zu reden? sagt man in Posen jüdisch- deutsch: Auch do (da)?

*78 Es fehlt ihm nichts als Kohl, wenn er nur Speck dazu hätte.Körte, 3469; Braun, I, 1926.

Von denen, welchen nichts weiter fehlt, als alles.

Holl.: Hem ontbreekt niets dan vet, had hij maar kool. – Hun ontbreekt niet dan kool, hadden zij maar spek. (Harrebomée, I, 433b.)

*79 He mênt, he steit all in'n Kohl, un steit êrst in de Strunk'n.Eichwald, 1093.

*80 Jemandem alten Kohl auftischen.

Unnütze, längst abgethane Dinge, Schlechtes, weil der Kohl für eine ganz gemeine Speise galt.

*81 Kohl reden.

Von leerem, einfältigem Geschwätz.

*82 Ma kên Kohl. (Holst.) – Schütze, II, 318.

Rede nicht langweiliges oder dummes Zeug; mache keinen Unsinn. (Grimm, V, 1587.)

*83 Me wêt nich recht, of me met em in'n Kaule of in'n Röwen is.Lyra, 45.

Man weiss nicht, wie man mit ihm daran ist, ob er in guter oder übler Stimmung, ob es Spass oder Ernst ist.

*84 Nach Luther's Kohl riechen.

Aus den Zeiten der Reformation; von jemand, welchen man lutherischer Ansichten verdächtig hielt. Später von allen, denen Gesinnungen eigen waren, die von den kirchlich oder polizeilich abgestempelten abwichen.

*85 Offen sauern Kuhl trinken.Lohrengel, II, 413.

*86 Seinen Kohl mit einem haben.Bernd, 137.

Seinen Spass, Spott mit ihm treiben.

Holl.: Hij verkoopt u kool. (Harrebomée, I, 433b.)

*87 Viel Kohl machen.

Von behaglich breiten Reden über unwichtige Dinge oder von unklarem, langweiligem Geschwätz. In Brandenburg: Väöl Kôl maoken. (Danneil, 112b.)

*88 Wenn wî innen Käule sind, dann is hei in den Strünken. (Büren.)

*89 Wi haut di in'n Kol. (Iserlohn.) – Woeste, 86, 102.

Sagt man, wenn bei Tische auf jemand mit der linken Hand gewartet wird.

*90 Wir wollen unsern Kohl in Frieden bauen.

*91 Zwene kole in einem topfe kochen.Stolle, Thür. Chron., 4.

Von zwei Dingen, die nicht zugleich geschehen können. „Dorch Sinn, die ich habe in dem Koppe, koche ich zwene Kole in einem Toppe.“ (Anzeiger des germanischen Museums, 1859, 415.)


Kohlblatt.

Wer Kohlblätter zu Thee nimmt, mag aus Theeblättern Suppe kochen.


Kohle.

1 Alte (verleschte) Kolen soll man nicht wieder auffblasen.Petri, II, 12.

2 An einer Kohle kann man sich wol verbrennen, aber nicht wärmen.

3 An glammen Kööl as egh so gut to midin üs an Flam. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 27.

Eine glimmende Kohle ist nicht so gut zu meiden als eine Flamme.

4 Auff heissen Kolen ist böss still sitzen.Lehmann, 829, 10.

Holl.: Op gloeijende kolen is het kwaad stil staan. (Harrebomée, I, 430a.)

5 Bei grossem (vielem) Kohl(en) wärmt man sich wohl.Petri, II, 44.

6 Bei grossen Haufen Kohlen wärmt man sich bass, wenn man nicht hineinfällt.Eiselein, 387.

7 Besser eine Kohle als gar kein Feuer.Sprichwörtergarten, 466.

8 Blase subtil in die Kohlen, sonst fliegen dir die Funken ins Angesicht.Eiselein, 196.

Lat.: Per ignem incedis. (Eiselein, 196.)

9 Brauchst du Kohlen, musst sie aus der Asche holen.Wenzig, 79.

[Spaltenumbruch] 10 Die Kohle ist nie so ausgelöscht, wenn man sie zum Feuer bringt, sie glimmt wieder.

Frz.: Le charbon n'est jamais si bien éteint, qu'en l'approchant du feu il ne se rallume. (Kritzinger, 124.)

11 Die Kohle wird durch Russ nicht schwärzer.Reinsberg IV, 45.

12 E jêder zecht Kilen za seinjer Fan.Schuster, 963.

13 Ein glüender Kol1 zündet den andern an.Petri, II, 191; Henisch, 1669, 5; Lehmann, 925, 30.

1) Das Wort Kohle erscheint althochdeutsch als schwaches Masculinum: cholo, und als starkes Neutrum: chol, ebenso noch mittellhochdeutsch. Auch neuhochdeutsch kommt es anfangs und landschaftlich jetzt noch in dieser doppelten. Form vor. So heisst es noch: ein brinnender kole, glüender kole, brenniger kol, geleschter kol; und jetzt noch alemannisch im Bregenzerwalde, mittelrheinisch, in aachener Mundart. (Kehrein, 239; Grimm, V, 1582.)

Böhm.: Jeden se řeřavý uhel od druhého hřeje. – Uhel živý, přiložený k jíným, i mrtvé obživuje. (Čelakovsky, 130.)

Dän.: Et gloende kull tænder et andet op. (Prov. dan., 91.)

14 Ein lebend Kol zündt die todte Kol neben sich an.Lehmann, 150, 160.

15 Ein lebendig kohl zündet die andern an.Lehmann, 466, 83; Sailer, 171.

Leben weckt Leben, ein Gedanke erregt den andern, eine Leidenschaft die andere. Auch russisch Altmann VI, 481. So kann auch ein gutes Gemüth durch böse Gesellschaft verderbt werden. Auch die Macht der Liebe! (Vgl. Neumeister, Worte der Weisen.)

Frz.: Qui plaisir fait, plaisir attend.

16 Ein Todter Kolen brend niemand.Petri, II, 229.

17 Eine Kohle allein erlischt bald.

18 Eine Kohle, die nicht zur Zeit brennt, brennt nimmer.

Wenn der rechte Augenblick versäumt ist, ist alles Thun nutzlos.

19 Eine Kohle glüht auch oft unter grauer Asche.

Auch das Alter selbst ist nicht frei von Leidenschaften.

20 Eine Kohle maust besser als zehn Katzen.

21 Eine Kole neben der andern wird angeglemmet.Herberger, Herzpostille, I, 422.

22 Geleschte Kohlen werden im Fewer wieder glutig.Lehmann, 62, 10.

23 Gemach in die Kohlen geblasen, so fährt dir keine Asche in die Nasen.Eiselein, 387; Simrock, 5809; Körte, 3470; Braun, I, 1927.

24 Glüende Kohlen muss man mit der Zang auss der Ess nemen, nicht mit der Hand.Lehmann, 936, 30.

Span.: Sacar el ascua con mano agena. (Bohn I, 255.)

25 Jeder scharrt die Kohlen um seinen Topf.

Böhm.: Každy hrabe uhlí ke svým vejcim. (Čelakovsky, 57.)

Holl.: Elk schrapt de kolen naar zijne koeken. (Harrebomée, I, 430a.)

26 Kalte Kohle gibt kein Feuer.Bertram, 44.

27 Kohle und Kreide sind oft Nachbarn.

„Böse bei Guten thut Gott leiden, wir finden Kohlen bei weisser Kreiden, Werch und Bast bei linder Seiden, Feigenbaum bei bittrer Weiden.“

28 Kohlen, die glühen, pflegen zu sprühen.

Ein bewegtes Herz bricht leicht in Worte aus.

Engl.: Glowing coals sparkle oft. (Bohn II, 80.)

29 Kohlen muss man aus der Asche holen.

30 Kohlen sind des Köhlers Reichthum.

31 Lebendige Kohle zündet erloschene an.Eiselin, 387.

32 Man muss die glühenden Kohlen nicht von seinem Herde in Nachbars Scheuer werfen.

33 Man muss die Kohlen brennen, wie die Grube sie gibt.Altmann VI, 485.

34 Man muss gemach in die Kohlen blasen, sonst fahren die Funken ins Angesicht.Lehmann, 69, 18.

35 Man muss nicht Kohlen in den Pelz setzen.

Lat.: Ignis non extinguitur igni. (Binder I, 689; II, 1368; Buchler, 157; Philippi I, 186.)

36 Man muss seine Kohlen im Sommer kaufen.

It.: Nè carbone nè legna comprarai quando gela. (Pazzaglia, 60, 8.)

37 Man muss sich nicht an fremden Kohlen die Finger verbrennen.

Die Engländer: Verbrenne dir nicht deine Lippen mit anderer Leute Brühe (oder an einer fremden Suppe). (Reinsberg IV, 59.)

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[[729]/0735] *74 Er mag noch Kohl und Speck. Ist noch gesund. *75 Er pflanzt seinen (eigenen) Kohl. Lebt in ländlicher Zurückgezogenheit, auch: hat eigene Feldwirthschsft. Frz.: On l'a envoyé planter des choux. (Lendroy, 426.) Holl.: Hij plant kool. (Harrebomée, I, 433.) *76 Er versteht seinen eigenen Kohl zu schützen. *77 Er will seinen Kohl dazu thun. Will auch dazu (darein) reden. „Wozu gibst du deinen Kohl, Bürschlein?“ (Calderon von Gries, 5, 247.) Um zu sagen: Hast du auch darein zu reden? sagt man in Posen jüdisch- deutsch: Auch do (da)? *78 Es fehlt ihm nichts als Kohl, wenn er nur Speck dazu hätte. – Körte, 3469; Braun, I, 1926. Von denen, welchen nichts weiter fehlt, als alles. Holl.: Hem ontbreekt niets dan vet, had hij maar kool. – Hun ontbreekt niet dan kool, hadden zij maar spek. (Harrebomée, I, 433b.) *79 He mênt, he steit all in'n Kohl, un steit êrst in de Strunk'n. – Eichwald, 1093. *80 Jemandem alten Kohl auftischen. Unnütze, längst abgethane Dinge, Schlechtes, weil der Kohl für eine ganz gemeine Speise galt. *81 Kohl reden. Von leerem, einfältigem Geschwätz. *82 Ma kên Kohl. (Holst.) – Schütze, II, 318. Rede nicht langweiliges oder dummes Zeug; mache keinen Unsinn. (Grimm, V, 1587.) *83 Me wêt nich recht, of me met em in'n Kaule of in'n Röwen is. – Lyra, 45. Man weiss nicht, wie man mit ihm daran ist, ob er in guter oder übler Stimmung, ob es Spass oder Ernst ist. *84 Nach Luther's Kohl riechen. Aus den Zeiten der Reformation; von jemand, welchen man lutherischer Ansichten verdächtig hielt. Später von allen, denen Gesinnungen eigen waren, die von den kirchlich oder polizeilich abgestempelten abwichen. *85 Offen sauern Kuhl trinken. – Lohrengel, II, 413. *86 Seinen Kohl mit einem haben. – Bernd, 137. Seinen Spass, Spott mit ihm treiben. Holl.: Hij verkoopt u kool. (Harrebomée, I, 433b.) *87 Viel Kohl machen. 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Eine glimmende Kohle ist nicht so gut zu meiden als eine Flamme. 4 Auff heissen Kolen ist böss still sitzen. – Lehmann, 829, 10. Holl.: Op gloeijende kolen is het kwaad stil staan. (Harrebomée, I, 430a.) 5 Bei grossem (vielem) Kohl(en) wärmt man sich wohl. – Petri, II, 44. 6 Bei grossen Haufen Kohlen wärmt man sich bass, wenn man nicht hineinfällt. – Eiselein, 387. 7 Besser eine Kohle als gar kein Feuer. – Sprichwörtergarten, 466. 8 Blase subtil in die Kohlen, sonst fliegen dir die Funken ins Angesicht. – Eiselein, 196. Lat.: Per ignem incedis. (Eiselein, 196.) 9 Brauchst du Kohlen, musst sie aus der Asche holen. – Wenzig, 79. 10 Die Kohle ist nie so ausgelöscht, wenn man sie zum Feuer bringt, sie glimmt wieder. Frz.: Le charbon n'est jamais si bien éteint, qu'en l'approchant du feu il ne se rallume. (Kritzinger, 124.) 11 Die Kohle wird durch Russ nicht schwärzer. – Reinsberg IV, 45. 12 E jêder zecht Kilen za seinjer Fan. – Schuster, 963. 13 Ein glüender Kol1 zündet den andern an. – Petri, II, 191; Henisch, 1669, 5; Lehmann, 925, 30. 1) Das Wort Kohle erscheint althochdeutsch als schwaches Masculinum: cholo, und als starkes Neutrum: chol, ebenso noch mittellhochdeutsch. Auch neuhochdeutsch kommt es anfangs und landschaftlich jetzt noch in dieser doppelten. Form vor. So heisst es noch: ein brinnender kole, glüender kole, brenniger kol, geleschter kol; und jetzt noch alemannisch im Bregenzerwalde, mittelrheinisch, in aachener Mundart. (Kehrein, 239; Grimm, V, 1582.) Böhm.: Jeden se řeřavý uhel od druhého hřeje. – Uhel živý, přiložený k jíným, i mrtvé obživuje. (Čelakovsky, 130.) Dän.: Et gloende kull tænder et andet op. (Prov. dan., 91.) 14 Ein lebend Kol zündt die todte Kol neben sich an. – Lehmann, 150, 160. 15 Ein lebendig kohl zündet die andern an. – Lehmann, 466, 83; Sailer, 171. Leben weckt Leben, ein Gedanke erregt den andern, eine Leidenschaft die andere. Auch russisch Altmann VI, 481. So kann auch ein gutes Gemüth durch böse Gesellschaft verderbt werden. Auch die Macht der Liebe! (Vgl. Neumeister, Worte der Weisen.) Frz.: Qui plaisir fait, plaisir attend. 16 Ein Todter Kolen brend niemand. – Petri, II, 229. 17 Eine Kohle allein erlischt bald. 18 Eine Kohle, die nicht zur Zeit brennt, brennt nimmer. Wenn der rechte Augenblick versäumt ist, ist alles Thun nutzlos. 19 Eine Kohle glüht auch oft unter grauer Asche. Auch das Alter selbst ist nicht frei von Leidenschaften. 20 Eine Kohle maust besser als zehn Katzen. 21 Eine Kole neben der andern wird angeglemmet. – Herberger, Herzpostille, I, 422. 22 Geleschte Kohlen werden im Fewer wieder glutig. – Lehmann, 62, 10. 23 Gemach in die Kohlen geblasen, so fährt dir keine Asche in die Nasen. – Eiselein, 387; Simrock, 5809; Körte, 3470; Braun, I, 1927. 24 Glüende Kohlen muss man mit der Zang auss der Ess nemen, nicht mit der Hand. – Lehmann, 936, 30. Span.: Sacar el ascua con mano agena. (Bohn I, 255.) 25 Jeder scharrt die Kohlen um seinen Topf. Böhm.: Každy hrabe uhlí ke svým vejcim. (Čelakovsky, 57.) Holl.: Elk schrapt de kolen naar zijne koeken. (Harrebomée, I, 430a.) 26 Kalte Kohle gibt kein Feuer. – Bertram, 44. 27 Kohle und Kreide sind oft Nachbarn. „Böse bei Guten thut Gott leiden, wir finden Kohlen bei weisser Kreiden, Werch und Bast bei linder Seiden, Feigenbaum bei bittrer Weiden.“ 28 Kohlen, die glühen, pflegen zu sprühen. Ein bewegtes Herz bricht leicht in Worte aus. Engl.: Glowing coals sparkle oft. (Bohn II, 80.) 29 Kohlen muss man aus der Asche holen. 30 Kohlen sind des Köhlers Reichthum. 31 Lebendige Kohle zündet erloschene an. – Eiselin, 387. 32 Man muss die glühenden Kohlen nicht von seinem Herde in Nachbars Scheuer werfen. 33 Man muss die Kohlen brennen, wie die Grube sie gibt. – Altmann VI, 485. 34 Man muss gemach in die Kohlen blasen, sonst fahren die Funken ins Angesicht. – Lehmann, 69, 18. 35 Man muss nicht Kohlen in den Pelz setzen. Lat.: Ignis non extinguitur igni. (Binder I, 689; II, 1368; Buchler, 157; Philippi I, 186.) 36 Man muss seine Kohlen im Sommer kaufen. It.: Nè carbone nè legna comprarai quando gela. (Pazzaglia, 60, 8.) 37 Man muss sich nicht an fremden Kohlen die Finger verbrennen. Die Engländer: Verbrenne dir nicht deine Lippen mit anderer Leute Brühe (oder an einer fremden Suppe). (Reinsberg IV, 59.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [729]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/735>, abgerufen am 19.04.2024.