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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 4 Narms is meer Larm as um de leedich Krüb. (Süderdithmarschen.)

Es ist nirgends mehr Lärm als um die leere Krippe.

5 Väl Larm un wenig doahinner. (Strelitz.) - Firmenich, III, 74, 128.

6 Viel Lärm um nichts. - Gaal, 1070; Eiselein, 410; Simrock, 6194; Braun, I, 2163; Reinsberg IV, 75.

Böhm.: Mnohu hluku, mala hostina. (Celakovsky, 80.)

Engl.: Much ado about nothing. (Reinsberg IV, 75.) - Much bruit little fruit. (Bohn II, 119.)

Frz.: Beaucoup de bruit et peu d'effet. (Gaal, 1070.) - C'est belle montre et peu de rapport. (Lendroy, 1027.) - Voila bien du tapage, du vacarme pour peu de chose. (Starschedel, 423.)

Lat.: Fluctus excitare in simpulo. (Cicero.) (Binder II, 1163.) - Verba sine penu et pecunia. (Plautus.)

Wend.: Wulka hara a maly kwas. (Celakovsky, 80.)

7 Viel Lärm und nichts dahinter. (S. Berg 22.) - Gaal, 1070; Reinsberg IV, 75.

Frz.: La montagne a enfante une souris. (Gaal, 1070.)

Ung.: Vajudnak a hegyek, de ime csak egeret szültek. (Gaal, 1070.)

8 Wer gern Lärm hat, halte Gänse und fange Streit mit der Nachbarin an.

Engl.: He that loves noise must buy a pig. (Bohn II, 119.)

Span.: Quien quiere ruido, compre un cochino. (Bohn II, 119.)

9 Wo Lerm is, spriket de Düvel Amen.

*10 Das gibt (setzt) einen Lärmen ab. (Nürtingen.)

*11 Das wird Lärm (in der Welt) machen.

Frz.: Cela fait un grant eclat dans le monde. (Leroux, II.)

*12 Dat's'n Larm, as wenn Kassen vör de Stat is. - Schütze, III, 13; Diermissen, 293.

Diese Redensart soll nach Schütze aus Mecklenburg stammen, und entstanden sein, als ein Herzog von Kassel Döpnitz berennte. Dr. Schiller fügt in seinen handschriftlichen Bemerken zu Kassel ein Fragezeichen hinzu und vermuthet, es möge wol ein Herzog Christian, plattdeutsch Kasten für Karsten (vgl. Richey, 111) gemeint sein, wie es auch statt Döpnitz Dömitz heissen müsse, und bemerkt schliesslich, dass er die Redensart weder in einer Schrift gefunden noch je im Volke gehört habe. Erwägt man nun die grosse Bekanntschaft, welche Dr. Schiller mit dem mecklenburger Volksleben und der Literatur überhaupt, wie der mecklenburger insbesondere besitzt, so möchte man fast zweifeln, dass die Redensart mecklenburgischen Ursprungs sei. Diermissen fragt, ob Christian III. vor Lübeck im Jahre 1534 gemeint sei.

*13 Er kann keinen Lärm leiden, als den er selbst macht.

Er nimmt sich selbst gern viel heraus, will es aber von andern nicht dulden.

Frz.: Je n'aime point le bruit, si je ne le fais. (Cahier, 267.)

*14 Er macht einen Lärm, als wenn der Kater ein Ei legt. (Mockerau bei Graudenz.)

*15 Er macht mehr Lärm als ein Kesselschmied.

Frz.: Ressembler aux bahutiers, qui font plus de bruit que de besogne. (Bohn I, 55.)

*16 Er macht mehr Lärm als zehn Buben in der Abenddämmerung. - Auerbach, Dorfgeschichten, V, 8.

Die alten Griechen sagen: Er macht mehr Lärm als ein Heer von zehntausend Mann. Homer: "So viel schreit er wie neun- oder zehnmal tausend Mann kaum schreien mögen, wenn in der Schlacht sie handgemein werden." Von Schreihälsen und Lärmmachern, die eine heisere widerwärtige Stimme hatten, sagte man: Er brüllt wie der Kikloberos (ein Fluss in Attika, der mit grossem Getöse floss). Cyclobori vox. (Erasm., 145.) Auch: Er macht mehr Lärm, als wenn ein grüner Lorberbaum brennt. Grüne Lorberbäume sollen, ins Feuer geworfen, ein grosses Geprassel verursachen. Sie sagten auch, um grossen Lärm zu bezeichnen: Es ist ein so grosser Lärm wie an der Küste zu Sarpedon. Diese Küste in Thrazien war dem Neptun geweiht und zeichnete sich durch das Geräusch aus, welches durch den unaufhörlichen Andrang der Meereswogen und das Gebrochenwerden derselben entstand.

*17 Es ist ein blinder Lärm. - Eiselein, 410; Braun, I, 2163.

Lat.: Fulgor ex pelvi. (Seybold, 196; Binder I, 603; II, 1214; Froberg, 314; Philippi, I, 164; Hanzely, 84.) - Rumor sine capite. (Cicero.) (Eiselein, 396; Philippi, II, 160.)

*18 Es ist ein Lärm, man kann unsern Hergott nicht donnern hören. - Eiselein, 248.

Frz.: Le bruit est si fort qu'on n'entend pas Dieu tonner. (Bohn I, 31.)

[Spaltenumbruch] Holl.: Al waren ook alle duivels, welke Milton in zijn verloren Paradijs zoo mild laat optreden, bijeen, nog zouden ze zulk een geraas niet kunnen maken. (Harrebomee, I, 162.)

*19 Es ist ein Lärm wie auf dem polnischen Reichstage.

Frz.: Le diable est aux vaches. (Lendroy, 1448.)

*20 Es ist ein Lärm wie in der Judenschule. - Frischbier, 442; Frischbier2, 2307; Reinsberg V, 34.

*21 Lärm blasen.

Lat.: Aquam frigidam suffundere. (Plautus.) (Binder II, 210; Seybold, 194.)

*22 Sie macht ein Lärm wie die Henne vor Tage. (Riedlingen.)

*23 So viel Lärm um e Bische Käse. - Tendlau, 1055.

Ein Jude ass in einem christlichen Wirthshaus Käse, als ein sehr heftiges Gewitter kam. Sein Gewissen erwachte wegen der Uebertretung der rabbinischen Vorschrift. Er warf den noch übrigen Käse zum Fenster hinaus und rief zornig gen Himmel: "Wie das e Lärm is um e Bische' Käs', da is er." Nach Büchmann (Geflügelte Worte, 3. Aufl.) ist die französische Redensart: Voila bien du bruit pour une omelette (so viel Lärm um einen Eierkuchen), in ähnlicher Weise entstanden. Danach kehrte der französische Dichter und Freidenker Desbarreaux, der zur Zeit Ludwig's XIV. lebte, an einem Freitage, also einem Fasttage, in einem Wirthshause ein, und bestellte zum Entsetzen des strengkirchlichen Wirths einen Eierkuchen mit Speck. Unterdessen zog sich am Himmel ein furchtbares Gewitter zusammen. Gerade als der Wirth die bestellte Speise auf den Tisch stellte, erfolgte ein entsetzlicher Donnerschlag, der das ganze Haus erdröhnen machte. Zu gleicher Zeit sank der Wirth, der in dem Toben der Elemente eine Strafe für die Uebertretung der Fastengebote erblickte, vor unserm Dichter nieder und flehte ihn himmelhoch an, die Rache des Himmels zu beschwichtigen. Desbarreaux steht auf, öffnet das Fenster und wirft den Eierkuchen mit dem so berühmt gewordenen obenerwähnten Worten hinaus. - Dass das Wort des deutschen Juden eine blosse Nachahmung der französischen Redensart sei, wird man erst behaupten können, wenn man weiss, dass derselbe später gelebt, die französische Redensart gekannt hat und nachgewiesen ist, dass ein deutscher Jude nicht ebenso witzig sein kann wie ein französischer Dichter.


Lärmen.

*1 Das lärmt wie die schweidnitzer Büchse. (Schles.)

Bezieht sich wahrscheinlich auf das uralte Geschütz der Stadt Schweidnitz, welches, wie die Chroniken berichten, 1488 mit 43 Pferden nach Glogau gebracht, auch zuweilen nach Fürstenstein geholt wurde und dessen Knall ganz Schweidnitz erschütterte; denn es fasste gewöhnlich eine über drei Centner schwere Kugel. (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1800, 276.)

*2 Er lärmt wie die Frösche im Winter.

Ironisch wenn jemand sehr stumm und still gemacht worden ist.

*3 Er lärmt wie ein Dieb im Pferdestall.

Der eben gar nicht lärmt, um sich nicht zu verrathen.

*4 Er lärmt wie zehn Fratschelmänner.

Von Personen, die viel Geschrei, im eigentlichen wie uneigentlichen Sinne machten, hatten die alten Griechen auch die Redensart: Er lärmt, als hätte er seine Kehle eine Meile weit offen. Wenn jemand nicht gewöhnlich, ungezwungen, natürlich redete, sondern mit ganz offener Kehle, eine ungewöhnliche starke Stimme machte. Uneigentlich sagte man: Er lärmt wie Antipater mit der Feder. Von dem Streite des Antipater mit Karneades, worin der erstere viel und heftig gegen den letztern schrieb und sich in Schmähungen gegen denselben ergoss, weshalb er den gemeinen Beinamen "der Federschreier" erhielt, weil er nicht mit der Zunge, sondern mit der Feder Lärm machte. Von erfolglosem Geschrei sagte man: Er lärmt wie die Meereswellen, die den Fels beständig schlagen, der aber nie weicht.

*5 Lärmen, dass die Thürpfosten (dass Pfosten und Säulen) brechen.

Die Franzosen sagen, um einen grossen Lärm zu bezeichnen: Faire le diable a quatre. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts waren die Vorstellungen auf dem Theatre francaise gewöhnlich Mysterien, Possen und besonders Teufeleien. Man unterschied grosse und kleine. Die kleinen wurden nur von zwei Teufeln ausgeführt, während die grossen von vieren dargestellt wurden. Da nun nach der Zahl der Teufel der Spektakel kleiner oder grösser war, so brauchte man die obige Redensart, um einen grossen Lärm zu bezeichnen.


Lärmstange.

* Hei öss e wohre Lärmstange. - Frischbier2, 2308.

Er ist sehr schlank und hoch gewachsen, wie die Stangen waren, die man vor der Telegraphenzeit aufstellte, um das Volk zum Aufstande zu veranlassen oder ihm eine Mittheilung zu machen.


Lärmtrommel.

* Die Lärmtrommel rühren.


[Spaltenumbruch] 4 Narms is meer Larm as um de leedich Krüb. (Süderdithmarschen.)

Es ist nirgends mehr Lärm als um die leere Krippe.

5 Väl Lârm un wenig doahinner. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 128.

6 Viel Lärm um nichts.Gaal, 1070; Eiselein, 410; Simrock, 6194; Braun, I, 2163; Reinsberg IV, 75.

Böhm.: Mnohu hluku, malá hostina. (Čelakovsky, 80.)

Engl.: Much ado about nothing. (Reinsberg IV, 75.) – Much bruit little fruit. (Bohn II, 119.)

Frz.: Beaucoup de bruit et peu d'effet. (Gaal, 1070.) – C'est belle montre et peu de rapport. (Lendroy, 1027.) – Voilà bien du tapage, du vacarme pour peu de chose. (Starschedel, 423.)

Lat.: Fluctus excitare in simpulo. (Cicero.) (Binder II, 1163.) – Verba sine penu et pecunia. (Plautus.)

Wend.: Wulka hara a mały kwas. (Čelakovsky, 80.)

7 Viel Lärm und nichts dahinter. (S. Berg 22.) – Gaal, 1070; Reinsberg IV, 75.

Frz.: La montagne a enfanté une souris. (Gaal, 1070.)

Ung.: Vajudnak a hegyek, de ime csak egeret szültek. (Gaal, 1070.)

8 Wer gern Lärm hat, halte Gänse und fange Streit mit der Nachbarin an.

Engl.: He that loves noise must buy a pig. (Bohn II, 119.)

Span.: Quien quiere ruido, compre un cochino. (Bohn II, 119.)

9 Wo Lerm is, spriket de Düvel Amen.

*10 Das gibt (setzt) einen Lärmen ab. (Nürtingen.)

*11 Das wird Lärm (in der Welt) machen.

Frz.: Cela fait un grant éclat dans le monde. (Leroux, II.)

*12 Dat's'n Larm, as wenn Kassen vör de Stat is.Schütze, III, 13; Diermissen, 293.

Diese Redensart soll nach Schütze aus Mecklenburg stammen, und entstanden sein, als ein Herzog von Kassel Döpnitz berennte. Dr. Schiller fügt in seinen handschriftlichen Bemerken zu Kassel ein Fragezeichen hinzu und vermuthet, es möge wol ein Herzog Christian, plattdeutsch Kasten für Karsten (vgl. Richey, 111) gemeint sein, wie es auch statt Döpnitz Dömitz heissen müsse, und bemerkt schliesslich, dass er die Redensart weder in einer Schrift gefunden noch je im Volke gehört habe. Erwägt man nun die grosse Bekanntschaft, welche Dr. Schiller mit dem mecklenburger Volksleben und der Literatur überhaupt, wie der mecklenburger insbesondere besitzt, so möchte man fast zweifeln, dass die Redensart mecklenburgischen Ursprungs sei. Diermissen fragt, ob Christian III. vor Lübeck im Jahre 1534 gemeint sei.

*13 Er kann keinen Lärm leiden, als den er selbst macht.

Er nimmt sich selbst gern viel heraus, will es aber von andern nicht dulden.

Frz.: Je n'aime point le bruit, si je ne le fais. (Cahier, 267.)

*14 Er macht einen Lärm, als wenn der Kater ein Ei legt. (Mockerau bei Graudenz.)

*15 Er macht mehr Lärm als ein Kesselschmied.

Frz.: Ressembler aux bahutiers, qui font plus de bruit que de besogne. (Bohn I, 55.)

*16 Er macht mehr Lärm als zehn Buben in der Abenddämmerung.Auerbach, Dorfgeschichten, V, 8.

Die alten Griechen sagen: Er macht mehr Lärm als ein Heer von zehntausend Mann. Homer: „So viel schreit er wie neun- oder zehnmal tausend Mann kaum schreien mögen, wenn in der Schlacht sie handgemein werden.“ Von Schreihälsen und Lärmmachern, die eine heisere widerwärtige Stimme hatten, sagte man: Er brüllt wie der Kikloberos (ein Fluss in Attika, der mit grossem Getöse floss). Cyclobori vox. (Erasm., 145.) Auch: Er macht mehr Lärm, als wenn ein grüner Lorberbaum brennt. Grüne Lorberbäume sollen, ins Feuer geworfen, ein grosses Geprassel verursachen. Sie sagten auch, um grossen Lärm zu bezeichnen: Es ist ein so grosser Lärm wie an der Küste zu Sarpedon. Diese Küste in Thrazien war dem Neptun geweiht und zeichnete sich durch das Geräusch aus, welches durch den unaufhörlichen Andrang der Meereswogen und das Gebrochenwerden derselben entstand.

*17 Es ist ein blinder Lärm.Eiselein, 410; Braun, I, 2163.

Lat.: Fulgor ex pelvi. (Seybold, 196; Binder I, 603; II, 1214; Froberg, 314; Philippi, I, 164; Hanzely, 84.) – Rumor sine capite. (Cicero.) (Eiselein, 396; Philippi, II, 160.)

*18 Es ist ein Lärm, man kann unsern Hergott nicht donnern hören.Eiselein, 248.

Frz.: Le bruit est si fort qu'on n'entend pas Dieu tonner. (Bohn I, 31.)

[Spaltenumbruch] Holl.: Al waren ook alle duivels, welke Milton in zijn verloren Paradijs zoo mild laat optreden, bijeen, nog zouden ze zulk een geraas niet kunnen maken. (Harrebomée, I, 162.)

*19 Es ist ein Lärm wie auf dem polnischen Reichstage.

Frz.: Le diable est aux vaches. (Lendroy, 1448.)

*20 Es ist ein Lärm wie in der Judenschule.Frischbier, 442; Frischbier2, 2307; Reinsberg V, 34.

*21 Lärm blasen.

Lat.: Aquam frigidam suffundere. (Plautus.) (Binder II, 210; Seybold, 194.)

*22 Sie macht ein Lärm wie die Henne vor Tage. (Riedlingen.)

*23 So viel Lärm um e Bische Käse.Tendlau, 1055.

Ein Jude ass in einem christlichen Wirthshaus Käse, als ein sehr heftiges Gewitter kam. Sein Gewissen erwachte wegen der Uebertretung der rabbinischen Vorschrift. Er warf den noch übrigen Käse zum Fenster hinaus und rief zornig gen Himmel: „Wie das e Lärm is um e Bische' Käs', da is er.“ Nach Büchmann (Geflügelte Worte, 3. Aufl.) ist die französische Redensart: Voilà bien du bruit pour une omelette (so viel Lärm um einen Eierkuchen), in ähnlicher Weise entstanden. Danach kehrte der französische Dichter und Freidenker Desbarreaux, der zur Zeit Ludwig's XIV. lebte, an einem Freitage, also einem Fasttage, in einem Wirthshause ein, und bestellte zum Entsetzen des strengkirchlichen Wirths einen Eierkuchen mit Speck. Unterdessen zog sich am Himmel ein furchtbares Gewitter zusammen. Gerade als der Wirth die bestellte Speise auf den Tisch stellte, erfolgte ein entsetzlicher Donnerschlag, der das ganze Haus erdröhnen machte. Zu gleicher Zeit sank der Wirth, der in dem Toben der Elemente eine Strafe für die Uebertretung der Fastengebote erblickte, vor unserm Dichter nieder und flehte ihn himmelhoch an, die Rache des Himmels zu beschwichtigen. Desbarreaux steht auf, öffnet das Fenster und wirft den Eierkuchen mit dem so berühmt gewordenen obenerwähnten Worten hinaus. – Dass das Wort des deutschen Juden eine blosse Nachahmung der französischen Redensart sei, wird man erst behaupten können, wenn man weiss, dass derselbe später gelebt, die französische Redensart gekannt hat und nachgewiesen ist, dass ein deutscher Jude nicht ebenso witzig sein kann wie ein französischer Dichter.


Lärmen.

*1 Das lärmt wie die schweidnitzer Büchse. (Schles.)

Bezieht sich wahrscheinlich auf das uralte Geschütz der Stadt Schweidnitz, welches, wie die Chroniken berichten, 1488 mit 43 Pferden nach Glogau gebracht, auch zuweilen nach Fürstenstein geholt wurde und dessen Knall ganz Schweidnitz erschütterte; denn es fasste gewöhnlich eine über drei Centner schwere Kugel. (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1800, 276.)

*2 Er lärmt wie die Frösche im Winter.

Ironisch wenn jemand sehr stumm und still gemacht worden ist.

*3 Er lärmt wie ein Dieb im Pferdestall.

Der eben gar nicht lärmt, um sich nicht zu verrathen.

*4 Er lärmt wie zehn Fratschelmänner.

Von Personen, die viel Geschrei, im eigentlichen wie uneigentlichen Sinne machten, hatten die alten Griechen auch die Redensart: Er lärmt, als hätte er seine Kehle eine Meile weit offen. Wenn jemand nicht gewöhnlich, ungezwungen, natürlich redete, sondern mit ganz offener Kehle, eine ungewöhnliche starke Stimme machte. Uneigentlich sagte man: Er lärmt wie Antipater mit der Feder. Von dem Streite des Antipater mit Karneades, worin der erstere viel und heftig gegen den letztern schrieb und sich in Schmähungen gegen denselben ergoss, weshalb er den gemeinen Beinamen „der Federschreier“ erhielt, weil er nicht mit der Zunge, sondern mit der Feder Lärm machte. Von erfolglosem Geschrei sagte man: Er lärmt wie die Meereswellen, die den Fels beständig schlagen, der aber nie weicht.

*5 Lärmen, dass die Thürpfosten (dass Pfosten und Säulen) brechen.

Die Franzosen sagen, um einen grossen Lärm zu bezeichnen: Faire le diable à quatre. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts waren die Vorstellungen auf dem Théâtre française gewöhnlich Mysterien, Possen und besonders Teufeleien. Man unterschied grosse und kleine. Die kleinen wurden nur von zwei Teufeln ausgeführt, während die grossen von vieren dargestellt wurden. Da nun nach der Zahl der Teufel der Spektakel kleiner oder grösser war, so brauchte man die obige Redensart, um einen grossen Lärm zu bezeichnen.


Lärmstange.

* Hei öss e wohre Lärmstange.Frischbier2, 2308.

Er ist sehr schlank und hoch gewachsen, wie die Stangen waren, die man vor der Telegraphenzeit aufstellte, um das Volk zum Aufstande zu veranlassen oder ihm eine Mittheilung zu machen.


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* Die Lärmtrommel rühren.


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[[897]/0903] 4 Narms is meer Larm as um de leedich Krüb. (Süderdithmarschen.) Es ist nirgends mehr Lärm als um die leere Krippe. 5 Väl Lârm un wenig doahinner. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 128. 6 Viel Lärm um nichts. – Gaal, 1070; Eiselein, 410; Simrock, 6194; Braun, I, 2163; Reinsberg IV, 75. Böhm.: Mnohu hluku, malá hostina. (Čelakovsky, 80.) Engl.: Much ado about nothing. (Reinsberg IV, 75.) – Much bruit little fruit. (Bohn II, 119.) Frz.: Beaucoup de bruit et peu d'effet. (Gaal, 1070.) – C'est belle montre et peu de rapport. (Lendroy, 1027.) – Voilà bien du tapage, du vacarme pour peu de chose. (Starschedel, 423.) Lat.: Fluctus excitare in simpulo. (Cicero.) (Binder II, 1163.) – Verba sine penu et pecunia. (Plautus.) Wend.: Wulka hara a mały kwas. (Čelakovsky, 80.) 7 Viel Lärm und nichts dahinter. (S. Berg 22.) – Gaal, 1070; Reinsberg IV, 75. Frz.: La montagne a enfanté une souris. (Gaal, 1070.) Ung.: Vajudnak a hegyek, de ime csak egeret szültek. (Gaal, 1070.) 8 Wer gern Lärm hat, halte Gänse und fange Streit mit der Nachbarin an. Engl.: He that loves noise must buy a pig. (Bohn II, 119.) Span.: Quien quiere ruido, compre un cochino. (Bohn II, 119.) 9 Wo Lerm is, spriket de Düvel Amen. *10 Das gibt (setzt) einen Lärmen ab. (Nürtingen.) *11 Das wird Lärm (in der Welt) machen. Frz.: Cela fait un grant éclat dans le monde. (Leroux, II.) *12 Dat's'n Larm, as wenn Kassen vör de Stat is. – Schütze, III, 13; Diermissen, 293. Diese Redensart soll nach Schütze aus Mecklenburg stammen, und entstanden sein, als ein Herzog von Kassel Döpnitz berennte. Dr. Schiller fügt in seinen handschriftlichen Bemerken zu Kassel ein Fragezeichen hinzu und vermuthet, es möge wol ein Herzog Christian, plattdeutsch Kasten für Karsten (vgl. Richey, 111) gemeint sein, wie es auch statt Döpnitz Dömitz heissen müsse, und bemerkt schliesslich, dass er die Redensart weder in einer Schrift gefunden noch je im Volke gehört habe. Erwägt man nun die grosse Bekanntschaft, welche Dr. Schiller mit dem mecklenburger Volksleben und der Literatur überhaupt, wie der mecklenburger insbesondere besitzt, so möchte man fast zweifeln, dass die Redensart mecklenburgischen Ursprungs sei. Diermissen fragt, ob Christian III. vor Lübeck im Jahre 1534 gemeint sei. *13 Er kann keinen Lärm leiden, als den er selbst macht. Er nimmt sich selbst gern viel heraus, will es aber von andern nicht dulden. Frz.: Je n'aime point le bruit, si je ne le fais. (Cahier, 267.) *14 Er macht einen Lärm, als wenn der Kater ein Ei legt. (Mockerau bei Graudenz.) *15 Er macht mehr Lärm als ein Kesselschmied. Frz.: Ressembler aux bahutiers, qui font plus de bruit que de besogne. (Bohn I, 55.) *16 Er macht mehr Lärm als zehn Buben in der Abenddämmerung. – Auerbach, Dorfgeschichten, V, 8. Die alten Griechen sagen: Er macht mehr Lärm als ein Heer von zehntausend Mann. Homer: „So viel schreit er wie neun- oder zehnmal tausend Mann kaum schreien mögen, wenn in der Schlacht sie handgemein werden.“ Von Schreihälsen und Lärmmachern, die eine heisere widerwärtige Stimme hatten, sagte man: Er brüllt wie der Kikloberos (ein Fluss in Attika, der mit grossem Getöse floss). Cyclobori vox. (Erasm., 145.) Auch: Er macht mehr Lärm, als wenn ein grüner Lorberbaum brennt. Grüne Lorberbäume sollen, ins Feuer geworfen, ein grosses Geprassel verursachen. Sie sagten auch, um grossen Lärm zu bezeichnen: Es ist ein so grosser Lärm wie an der Küste zu Sarpedon. Diese Küste in Thrazien war dem Neptun geweiht und zeichnete sich durch das Geräusch aus, welches durch den unaufhörlichen Andrang der Meereswogen und das Gebrochenwerden derselben entstand. *17 Es ist ein blinder Lärm. – Eiselein, 410; Braun, I, 2163. Lat.: Fulgor ex pelvi. (Seybold, 196; Binder I, 603; II, 1214; Froberg, 314; Philippi, I, 164; Hanzely, 84.) – Rumor sine capite. (Cicero.) (Eiselein, 396; Philippi, II, 160.) *18 Es ist ein Lärm, man kann unsern Hergott nicht donnern hören. – Eiselein, 248. Frz.: Le bruit est si fort qu'on n'entend pas Dieu tonner. (Bohn I, 31.) Holl.: Al waren ook alle duivels, welke Milton in zijn verloren Paradijs zoo mild laat optreden, bijeen, nog zouden ze zulk een geraas niet kunnen maken. (Harrebomée, I, 162.) *19 Es ist ein Lärm wie auf dem polnischen Reichstage. Frz.: Le diable est aux vaches. (Lendroy, 1448.) *20 Es ist ein Lärm wie in der Judenschule. – Frischbier, 442; Frischbier2, 2307; Reinsberg V, 34. *21 Lärm blasen. Lat.: Aquam frigidam suffundere. (Plautus.) (Binder II, 210; Seybold, 194.) *22 Sie macht ein Lärm wie die Henne vor Tage. (Riedlingen.) *23 So viel Lärm um e Bische Käse. – Tendlau, 1055. Ein Jude ass in einem christlichen Wirthshaus Käse, als ein sehr heftiges Gewitter kam. Sein Gewissen erwachte wegen der Uebertretung der rabbinischen Vorschrift. Er warf den noch übrigen Käse zum Fenster hinaus und rief zornig gen Himmel: „Wie das e Lärm is um e Bische' Käs', da is er.“ Nach Büchmann (Geflügelte Worte, 3. Aufl.) ist die französische Redensart: Voilà bien du bruit pour une omelette (so viel Lärm um einen Eierkuchen), in ähnlicher Weise entstanden. Danach kehrte der französische Dichter und Freidenker Desbarreaux, der zur Zeit Ludwig's XIV. lebte, an einem Freitage, also einem Fasttage, in einem Wirthshause ein, und bestellte zum Entsetzen des strengkirchlichen Wirths einen Eierkuchen mit Speck. Unterdessen zog sich am Himmel ein furchtbares Gewitter zusammen. Gerade als der Wirth die bestellte Speise auf den Tisch stellte, erfolgte ein entsetzlicher Donnerschlag, der das ganze Haus erdröhnen machte. Zu gleicher Zeit sank der Wirth, der in dem Toben der Elemente eine Strafe für die Uebertretung der Fastengebote erblickte, vor unserm Dichter nieder und flehte ihn himmelhoch an, die Rache des Himmels zu beschwichtigen. Desbarreaux steht auf, öffnet das Fenster und wirft den Eierkuchen mit dem so berühmt gewordenen obenerwähnten Worten hinaus. – Dass das Wort des deutschen Juden eine blosse Nachahmung der französischen Redensart sei, wird man erst behaupten können, wenn man weiss, dass derselbe später gelebt, die französische Redensart gekannt hat und nachgewiesen ist, dass ein deutscher Jude nicht ebenso witzig sein kann wie ein französischer Dichter. Lärmen. *1 Das lärmt wie die schweidnitzer Büchse. (Schles.) Bezieht sich wahrscheinlich auf das uralte Geschütz der Stadt Schweidnitz, welches, wie die Chroniken berichten, 1488 mit 43 Pferden nach Glogau gebracht, auch zuweilen nach Fürstenstein geholt wurde und dessen Knall ganz Schweidnitz erschütterte; denn es fasste gewöhnlich eine über drei Centner schwere Kugel. (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1800, 276.) *2 Er lärmt wie die Frösche im Winter. Ironisch wenn jemand sehr stumm und still gemacht worden ist. *3 Er lärmt wie ein Dieb im Pferdestall. Der eben gar nicht lärmt, um sich nicht zu verrathen. *4 Er lärmt wie zehn Fratschelmänner. Von Personen, die viel Geschrei, im eigentlichen wie uneigentlichen Sinne machten, hatten die alten Griechen auch die Redensart: Er lärmt, als hätte er seine Kehle eine Meile weit offen. Wenn jemand nicht gewöhnlich, ungezwungen, natürlich redete, sondern mit ganz offener Kehle, eine ungewöhnliche starke Stimme machte. Uneigentlich sagte man: Er lärmt wie Antipater mit der Feder. Von dem Streite des Antipater mit Karneades, worin der erstere viel und heftig gegen den letztern schrieb und sich in Schmähungen gegen denselben ergoss, weshalb er den gemeinen Beinamen „der Federschreier“ erhielt, weil er nicht mit der Zunge, sondern mit der Feder Lärm machte. Von erfolglosem Geschrei sagte man: Er lärmt wie die Meereswellen, die den Fels beständig schlagen, der aber nie weicht. *5 Lärmen, dass die Thürpfosten (dass Pfosten und Säulen) brechen. Die Franzosen sagen, um einen grossen Lärm zu bezeichnen: Faire le diable à quatre. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts waren die Vorstellungen auf dem Théâtre française gewöhnlich Mysterien, Possen und besonders Teufeleien. Man unterschied grosse und kleine. Die kleinen wurden nur von zwei Teufeln ausgeführt, während die grossen von vieren dargestellt wurden. Da nun nach der Zahl der Teufel der Spektakel kleiner oder grösser war, so brauchte man die obige Redensart, um einen grossen Lärm zu bezeichnen. Lärmstange. * Hei öss e wohre Lärmstange. – Frischbier2, 2308. Er ist sehr schlank und hoch gewachsen, wie die Stangen waren, die man vor der Telegraphenzeit aufstellte, um das Volk zum Aufstande zu veranlassen oder ihm eine Mittheilung zu machen. Lärmtrommel. * Die Lärmtrommel rühren.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [897]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/903>, abgerufen am 28.03.2024.