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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] 39 Der schaffenden Hand fehlt's nicht an Brot.

Holl.: De werende hant wordt immer raad. (Harrebomee, I, 277a.)

Lat.: Palma laboriosa valet, nil accidiosa. (Fallersleben, 302.)

40 Dessen Hände nicht werben, der wird an Braten (Kuchen) nicht sterben.

41 Deutsche Hand, sicheres Pfand. - Sprichwörtergarten, 121.

Zum Ruhme deutscher Ehrlichkeit und Treue.

42 Die blutige Hand nimmt kein Erbe. - Eisenhart, 316; Estor, II, 250 u. 332; Hillebrand, 149, 209; Pistor., III, 83; Eiselein, 147; Graf, 211, 200; Simrock, 2090.

Durch dies, aus dem römischen Rechte entlehnte und in den Niederlanden mehr als in Deutschland übliche Sprichwort wird angezeigt, dass der, welcher einen andern umgebracht oder doch verwundet, überhaupt seine Hand mit einem Verbrechen befleckt und sich dadurch von der Verwandtschaft ausgeschlossen hat - im Sprichwort durch die "blutige Hand" bezeichnet -, von der Erbschaft ausgeschlossen sei, wenn er der nächste Erbe des Ermordeten war oder Hoffnung hatte, es infolge eines Testaments zu werden. Einige Ausleger wenden das Gesetz auch auf die an, welche Personen, die sie zu beerben hoffen, ohne die nöthige Pflege in ihrer Krankheit oder ohne rechtzeitige ärztliche Hülfe lassen u. dgl., was die "blutige Hand" in der weitern Bedeutung ist.

Altfries.: Thiu blodich hant ne mey neue lawa fagia. (Richthofen, 205.)

Holl.: De bloedige hand neemt geene erfenis (oder: erft niet). (Harrebomee, I, 276.)

43 Die breite hand schmuckt wol. - Henisch, 497, 32; Petri, II, 125.

Lat.: Larga manus. (Henisch, 497, 33.)

44 Die erste Hand des Gerichts ist der König. (S. Gericht 3 u. 11.) - Graf, 403, 13.

45 Die fleissige Hand erwirbt, die faule (Hand) verdirbt.

46 Die fleissige Hand nehret Gott. - Petri, II, 127.

47 Die geringere Hand zieht die Kinder nach sich. - Graf, 58, 219.

Spricht den Rechtssatz aus, dass das Kind, wenn eins von den Aeltern unfrei, ebenfalls unfrei ist. (S. Kind.)

Mhd.: Dy ring hantt zuicht dy Kind nach jm. (Maurer, II, 104.)

48 Die Hand am Hut kostet nicht viel und ist doch gut.

Heinrich IV. von Frankreich liebte zu sagen: "Toujours la main au bonnet ne coaute rien et bon est."

49 Die Hand an den Pflug gibt Brot genug.

Holl.: Hand aan den ploeg, zoo zal't God vorderen. - Sla handen aan, zoo zal't wel gaan. (Harrebomee, I, 278 u. 282.)

50 Die Hand des Armen ist Gottes Schatzkammer.

Nämlich die Hand des Armen, der es ohne seine Schuld ist.

51 Die Hand dess, der hat, reicht weiter als die Schleuder dess, der borgt.

52 Die hand, die den eid aufnimpt, kan jhn auch wider erlassen. - Henisch, 823, 24; Graf, 525, 328; Simrock, 1902.

53 Die Hand, die man nicht abhauen kann, muss man küssen.

54 Die Hand Gottes schlegt manchen stoltzen Held zu Todt. - Petri, II, 130; Henisch, 1693, 41.

55 Die Hand hat fünf Finger, aber jeder ist anders.

Böhm.: Ruka ma pet prstuv, a kuzdy jiny. (Celakovsky, 403.)

56 Die Hand ist ein halbes Leben. - Graf, 323, 291.

Vom Wergeld (s. d.), d. h. der Entschädigung, welche die Familie für die Tödtung oder Verstümmelung eines ihrer Mitglieder forderte. Das obige Sprichwort sagt nun, dass für den Verlust einer Hand die Hälfte des für Tödtung bestimmten Betrags gefordert ward.

Altfries.: Thiu hand is en halff liff. (Richthofen, 338, 2.)

57 Die Hand küssen, welche schlägt, ist hündisch. - Riehl, Eisele und Beisele.

58 Die Hand muss den Kopf schützen.

Dän.: Det er en ond haand, der ei vil sit hoved vaerge. (Bohn II, 359.)

59 Die Hand muss gelöst werden, wo sie gebunden ist. - Graf, 111, 273.

Von der Gewährspflicht. Wenn man eine Sache jemand freiwillig leihweise überlassen hat, so kann man sie nur von diesem und nicht von einem dritten, an den sie übergegangen wäre, zurückfordern.

[Spaltenumbruch] 60 Die Hand muss klüger als die Zunge sein.

61 Die Hand muss langsamer sein als die Zunge.

62 Die Hand muss nicht alles thun, was die Zunge sagt.

Span.: La mano cuerda no hace todo lo que dice la lengua. (Bohn I, 227; Cahier, 3490.)

63 Die Hand, so an dem Wegscheid steht, zeigt einen Weg, den sie nicht geht. - Petri, II, 195; Eiselein, 277.

Lat.: Saepe manus fixa in directo tramite campi, monstrat iter rectum, per quod non ambulat ipsa. (Eiselein, 277.)

64 Die Hand, so den Eid aufnimpt, kan jhn auch wider erlassen. - Petri, II, 130; Henisch, 823, 24; Eisenhart, 557; Pistor., II, 56; Hassl., 13; Hertius, I, 32; Hillebrand, 229, 336; Sailer, 251; Simrock, 1902.

Derjenige, zu dessen Gunsten ein anderer etwas eidlich versprochen hat, kann ihn auch von der Erfüllung des Versprochenen entbinden, ohne dass es einer gerichtlichen Lossprechung vom Eide für den, der ihn geleistet hat, wie sie das geistliche Recht, welches den Eid für unverletzlich erklärt, bedarf.

65 Die Hand vom Sacke, das Mehl ist verkauft. - Simrock, 2484; Körte, 2573 d.

66 Die Hand vom Sack, sagt der Bettelmann.

67 Die Hand von der Butten, es sind Weinbeeren drin. - Simrock, 4285; Körte, 2573e.

In Schwaben: D' Hand vom Butta, 's sind Weinbeer drinn. (Nefflen, 454.)

68 Die Hand von der Butten, es sind Weinbeeren darin, sagte der Abt zum Mönch, als er die Nonne küssen wollte. - Klosterspiegel, 9, 23.

69 Die Hand von der Butter, die Haare sind heraus. - Simrock, 4286.

70 Die Hand vor den Mund, das ist gesund.

Holl.: Hand voor mond is gesond. (Harrebomee, I, 278.)

71 Die Hand wächst dem noch aus dem Grabe, der seine Aeltern schlägt.

Dieser Glaube hielt manchen rohen Naturausbruch in Ordnung. J. Weber (Demokritos, IV, 66 u. 67) bemerkt in Betreff dieser "Fraubasenlehre": "Unsere Grossmütter waren nicht so dumm, als naseweise Jugend glauben mag; sie hingen ihren moralischen Sprüchelchen Klötzchen an, um sie desto besser flüchtiger Jugend einzuprägen. Wenn du das Messer auf den Rücken legst, sagten sie, so schneiden sich die Englein. Wenn man abends in den Spiegel guckt, guckt der Gottseibeiuns heraus. Mache kleine Schritte, sagten sie zu den Mädchen, du wirst sonst ein Junge. Und den Jungen: Wenn du auf einen Baum siehst, worauf ein Mädchen steht, wirst du blind. Der Glaube, Garn, von jungen Mädchen gesponnen, sei gut gegen Hexerei und Gicht, es gäbe das beste Hasenfutter und bei Freischiessen Gewinn, es mache fest gegen Hieb und Schuss, gewöhnte zur Spindel; und der Glaube: Die Katze putzt sich, es kommen Gäste, viel Hausschlampen an grössere Reinlichkeit. Die Fraubasenlehre: Leere Eier muss man zerbrechen, sonst essen die Hexen mit, beruht auf der Erfahrung, dass Hennen unzerquetschte Eierschalen gern auffressen und dadurch auch volle Eier fressen lernen. Der Satz: Einer Bruthenne muss man die Eier in ungerader Zahl unterlegen, hat seinen Grund darin, dass sie so dichter beisammenliegen. Eine krähende Henne bedeutet Unglück; denn sie fängt dann in der Regel an fett zu werden und legt keine Eier mehr. Der Aberglaube: Der Alp holt ein allein gelassenes Kind und legt einen Wechselbalg unter, machte die Wärterinnen aufmerksamer. Nichts beweist besser den Oekonomiegeist unserer guten Alten, als ihre Lehre: Wer das Salzfässchen umstösst, bekommt Verdruss."

72 Die Hand, welche kurz ist, andern Dienste zu leisten, soll nicht nach hohen Stellen langen. - Burckhardt, 594.

Denn der, welcher keiner Aufopferung für andere fähig, verdient keine hohe Stellung.

73 Die Hand will allzeit an der Wunde sein. - Winckler, V, 75.

74 Die Hand wird gelöst, wie sie gebunden ist. - Graf, 235, 74.

Wie ein Vertrag nur durch gegenseitige Uebereinstimmung der betreffenden Personen entsteht, so kann er auch nur durch gegenseitige Einwilligung aufgelöst werden. Das Sprichwort stammt aus dem römischen Recht. In Hamburg: De hant schal werden gheloszet, dar he wert ghebunden. (Lappenberg, 247, 4.)

75 Die Hand wird gerühmt und der Meissel hat's gethan.

76 Die Händ zu Hof haben keine Hertzen. - Lehmann, 390, 49.

[Spaltenumbruch] 39 Der schaffenden Hand fehlt's nicht an Brot.

Holl.: De werende hant wordt immer raad. (Harrebomée, I, 277a.)

Lat.: Palma laboriosa valet, nil accidiosa. (Fallersleben, 302.)

40 Dessen Hände nicht werben, der wird an Braten (Kuchen) nicht sterben.

41 Deutsche Hand, sicheres Pfand.Sprichwörtergarten, 121.

Zum Ruhme deutscher Ehrlichkeit und Treue.

42 Die blutige Hand nimmt kein Erbe.Eisenhart, 316; Estor, II, 250 u. 332; Hillebrand, 149, 209; Pistor., III, 83; Eiselein, 147; Graf, 211, 200; Simrock, 2090.

Durch dies, aus dem römischen Rechte entlehnte und in den Niederlanden mehr als in Deutschland übliche Sprichwort wird angezeigt, dass der, welcher einen andern umgebracht oder doch verwundet, überhaupt seine Hand mit einem Verbrechen befleckt und sich dadurch von der Verwandtschaft ausgeschlossen hat – im Sprichwort durch die „blutige Hand“ bezeichnet –, von der Erbschaft ausgeschlossen sei, wenn er der nächste Erbe des Ermordeten war oder Hoffnung hatte, es infolge eines Testaments zu werden. Einige Ausleger wenden das Gesetz auch auf die an, welche Personen, die sie zu beerben hoffen, ohne die nöthige Pflege in ihrer Krankheit oder ohne rechtzeitige ärztliche Hülfe lassen u. dgl., was die „blutige Hand“ in der weitern Bedeutung ist.

Altfries.: Thiu blodich hant ne mey neue lawa fagia. (Richthofen, 205.)

Holl.: De bloedige hand neemt geene erfenis (oder: erft niet). (Harrebomée, I, 276.)

43 Die breite hand schmuckt wol.Henisch, 497, 32; Petri, II, 125.

Lat.: Larga manus. (Henisch, 497, 33.)

44 Die erste Hand des Gerichts ist der König. (S. Gericht 3 u. 11.) – Graf, 403, 13.

45 Die fleissige Hand erwirbt, die faule (Hand) verdirbt.

46 Die fleissige Hand nehret Gott.Petri, II, 127.

47 Die geringere Hand zieht die Kinder nach sich.Graf, 58, 219.

Spricht den Rechtssatz aus, dass das Kind, wenn eins von den Aeltern unfrei, ebenfalls unfrei ist. (S. Kind.)

Mhd.: Dy ring hantt zuicht dy Kind nach jm. (Maurer, II, 104.)

48 Die Hand am Hut kostet nicht viel und ist doch gut.

Heinrich IV. von Frankreich liebte zu sagen: „Toujours la main au bonnet ne coûte rien et bon est.“

49 Die Hand an den Pflug gibt Brot genug.

Holl.: Hand aan den ploeg, zoo zal't God vorderen. – Sla handen aan, zoo zal't wel gaan. (Harrebomée, I, 278 u. 282.)

50 Die Hand des Armen ist Gottes Schatzkammer.

Nämlich die Hand des Armen, der es ohne seine Schuld ist.

51 Die Hand dess, der hat, reicht weiter als die Schleuder dess, der borgt.

52 Die hand, die den eid aufnimpt, kan jhn auch wider erlassen.Henisch, 823, 24; Graf, 525, 328; Simrock, 1902.

53 Die Hand, die man nicht abhauen kann, muss man küssen.

54 Die Hand Gottes schlegt manchen stoltzen Held zu Todt.Petri, II, 130; Henisch, 1693, 41.

55 Die Hand hat fünf Finger, aber jeder ist anders.

Böhm.: Ruka má pĕt prstův, a kuždý jiný. (Čelakovsky, 403.)

56 Die Hand ist ein halbes Leben.Graf, 323, 291.

Vom Wergeld (s. d.), d. h. der Entschädigung, welche die Familie für die Tödtung oder Verstümmelung eines ihrer Mitglieder forderte. Das obige Sprichwort sagt nun, dass für den Verlust einer Hand die Hälfte des für Tödtung bestimmten Betrags gefordert ward.

Altfries.: Thiu hand is en halff liff. (Richthofen, 338, 2.)

57 Die Hand küssen, welche schlägt, ist hündisch.Riehl, Eisele und Beisele.

58 Die Hand muss den Kopf schützen.

Dän.: Det er en ond haand, der ei vil sit hoved vaerge. (Bohn II, 359.)

59 Die Hand muss gelöst werden, wo sie gebunden ist.Graf, 111, 273.

Von der Gewährspflicht. Wenn man eine Sache jemand freiwillig leihweise überlassen hat, so kann man sie nur von diesem und nicht von einem dritten, an den sie übergegangen wäre, zurückfordern.

[Spaltenumbruch] 60 Die Hand muss klüger als die Zunge sein.

61 Die Hand muss langsamer sein als die Zunge.

62 Die Hand muss nicht alles thun, was die Zunge sagt.

Span.: La mano cuerda no hace todo lo que dice la lengua. (Bohn I, 227; Cahier, 3490.)

63 Die Hand, so an dem Wegscheid steht, zeigt einen Weg, den sie nicht geht.Petri, II, 195; Eiselein, 277.

Lat.: Saepe manus fixa in directo tramite campi, monstrat iter rectum, per quod non ambulat ipsa. (Eiselein, 277.)

64 Die Hand, so den Eid aufnimpt, kan jhn auch wider erlassen.Petri, II, 130; Henisch, 823, 24; Eisenhart, 557; Pistor., II, 56; Hassl., 13; Hertius, I, 32; Hillebrand, 229, 336; Sailer, 251; Simrock, 1902.

Derjenige, zu dessen Gunsten ein anderer etwas eidlich versprochen hat, kann ihn auch von der Erfüllung des Versprochenen entbinden, ohne dass es einer gerichtlichen Lossprechung vom Eide für den, der ihn geleistet hat, wie sie das geistliche Recht, welches den Eid für unverletzlich erklärt, bedarf.

65 Die Hand vom Sacke, das Mehl ist verkauft.Simrock, 2484; Körte, 2573 d.

66 Die Hand vom Sack, sagt der Bettelmann.

67 Die Hand von der Butten, es sind Weinbeeren drin.Simrock, 4285; Körte, 2573e.

In Schwaben: D' Hand vom Butta, 's sind Weinbeer drinn. (Nefflen, 454.)

68 Die Hand von der Butten, es sind Weinbeeren darin, sagte der Abt zum Mönch, als er die Nonne küssen wollte.Klosterspiegel, 9, 23.

69 Die Hand von der Butter, die Haare sind heraus.Simrock, 4286.

70 Die Hand vor den Mund, das ist gesund.

Holl.: Hand voor mond is gesond. (Harrebomée, I, 278.)

71 Die Hand wächst dem noch aus dem Grabe, der seine Aeltern schlägt.

Dieser Glaube hielt manchen rohen Naturausbruch in Ordnung. J. Weber (Demokritos, IV, 66 u. 67) bemerkt in Betreff dieser „Fraubasenlehre“: „Unsere Grossmütter waren nicht so dumm, als naseweise Jugend glauben mag; sie hingen ihren moralischen Sprüchelchen Klötzchen an, um sie desto besser flüchtiger Jugend einzuprägen. Wenn du das Messer auf den Rücken legst, sagten sie, so schneiden sich die Englein. Wenn man abends in den Spiegel guckt, guckt der Gottseibeiuns heraus. Mache kleine Schritte, sagten sie zu den Mädchen, du wirst sonst ein Junge. Und den Jungen: Wenn du auf einen Baum siehst, worauf ein Mädchen steht, wirst du blind. Der Glaube, Garn, von jungen Mädchen gesponnen, sei gut gegen Hexerei und Gicht, es gäbe das beste Hasenfutter und bei Freischiessen Gewinn, es mache fest gegen Hieb und Schuss, gewöhnte zur Spindel; und der Glaube: Die Katze putzt sich, es kommen Gäste, viel Hausschlampen an grössere Reinlichkeit. Die Fraubasenlehre: Leere Eier muss man zerbrechen, sonst essen die Hexen mit, beruht auf der Erfahrung, dass Hennen unzerquetschte Eierschalen gern auffressen und dadurch auch volle Eier fressen lernen. Der Satz: Einer Bruthenne muss man die Eier in ungerader Zahl unterlegen, hat seinen Grund darin, dass sie so dichter beisammenliegen. Eine krähende Henne bedeutet Unglück; denn sie fängt dann in der Regel an fett zu werden und legt keine Eier mehr. Der Aberglaube: Der Alp holt ein allein gelassenes Kind und legt einen Wechselbalg unter, machte die Wärterinnen aufmerksamer. Nichts beweist besser den Oekonomiegeist unserer guten Alten, als ihre Lehre: Wer das Salzfässchen umstösst, bekommt Verdruss.“

72 Die Hand, welche kurz ist, andern Dienste zu leisten, soll nicht nach hohen Stellen langen.Burckhardt, 594.

Denn der, welcher keiner Aufopferung für andere fähig, verdient keine hohe Stellung.

73 Die Hand will allzeit an der Wunde sein.Winckler, V, 75.

74 Die Hand wird gelöst, wie sie gebunden ist.Graf, 235, 74.

Wie ein Vertrag nur durch gegenseitige Uebereinstimmung der betreffenden Personen entsteht, so kann er auch nur durch gegenseitige Einwilligung aufgelöst werden. Das Sprichwort stammt aus dem römischen Recht. In Hamburg: De hant schal werden gheloszet, dar he wert ghebunden. (Lappenberg, 247, 4.)

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[[148]/0154] 39 Der schaffenden Hand fehlt's nicht an Brot. Holl.: De werende hant wordt immer raad. (Harrebomée, I, 277a.) Lat.: Palma laboriosa valet, nil accidiosa. (Fallersleben, 302.) 40 Dessen Hände nicht werben, der wird an Braten (Kuchen) nicht sterben. 41 Deutsche Hand, sicheres Pfand. – Sprichwörtergarten, 121. Zum Ruhme deutscher Ehrlichkeit und Treue. 42 Die blutige Hand nimmt kein Erbe. – Eisenhart, 316; Estor, II, 250 u. 332; Hillebrand, 149, 209; Pistor., III, 83; Eiselein, 147; Graf, 211, 200; Simrock, 2090. Durch dies, aus dem römischen Rechte entlehnte und in den Niederlanden mehr als in Deutschland übliche Sprichwort wird angezeigt, dass der, welcher einen andern umgebracht oder doch verwundet, überhaupt seine Hand mit einem Verbrechen befleckt und sich dadurch von der Verwandtschaft ausgeschlossen hat – im Sprichwort durch die „blutige Hand“ bezeichnet –, von der Erbschaft ausgeschlossen sei, wenn er der nächste Erbe des Ermordeten war oder Hoffnung hatte, es infolge eines Testaments zu werden. Einige Ausleger wenden das Gesetz auch auf die an, welche Personen, die sie zu beerben hoffen, ohne die nöthige Pflege in ihrer Krankheit oder ohne rechtzeitige ärztliche Hülfe lassen u. dgl., was die „blutige Hand“ in der weitern Bedeutung ist. Altfries.: Thiu blodich hant ne mey neue lawa fagia. (Richthofen, 205.) Holl.: De bloedige hand neemt geene erfenis (oder: erft niet). (Harrebomée, I, 276.) 43 Die breite hand schmuckt wol. – Henisch, 497, 32; Petri, II, 125. Lat.: Larga manus. (Henisch, 497, 33.) 44 Die erste Hand des Gerichts ist der König. (S. Gericht 3 u. 11.) – Graf, 403, 13. 45 Die fleissige Hand erwirbt, die faule (Hand) verdirbt. 46 Die fleissige Hand nehret Gott. – Petri, II, 127. 47 Die geringere Hand zieht die Kinder nach sich. – Graf, 58, 219. Spricht den Rechtssatz aus, dass das Kind, wenn eins von den Aeltern unfrei, ebenfalls unfrei ist. (S. Kind.) Mhd.: Dy ring hantt zuicht dy Kind nach jm. (Maurer, II, 104.) 48 Die Hand am Hut kostet nicht viel und ist doch gut. Heinrich IV. von Frankreich liebte zu sagen: „Toujours la main au bonnet ne coûte rien et bon est.“ 49 Die Hand an den Pflug gibt Brot genug. Holl.: Hand aan den ploeg, zoo zal't God vorderen. – Sla handen aan, zoo zal't wel gaan. (Harrebomée, I, 278 u. 282.) 50 Die Hand des Armen ist Gottes Schatzkammer. Nämlich die Hand des Armen, der es ohne seine Schuld ist. 51 Die Hand dess, der hat, reicht weiter als die Schleuder dess, der borgt. 52 Die hand, die den eid aufnimpt, kan jhn auch wider erlassen. – Henisch, 823, 24; Graf, 525, 328; Simrock, 1902. 53 Die Hand, die man nicht abhauen kann, muss man küssen. 54 Die Hand Gottes schlegt manchen stoltzen Held zu Todt. – Petri, II, 130; Henisch, 1693, 41. 55 Die Hand hat fünf Finger, aber jeder ist anders. Böhm.: Ruka má pĕt prstův, a kuždý jiný. (Čelakovsky, 403.) 56 Die Hand ist ein halbes Leben. – Graf, 323, 291. Vom Wergeld (s. d.), d. h. der Entschädigung, welche die Familie für die Tödtung oder Verstümmelung eines ihrer Mitglieder forderte. Das obige Sprichwort sagt nun, dass für den Verlust einer Hand die Hälfte des für Tödtung bestimmten Betrags gefordert ward. Altfries.: Thiu hand is en halff liff. (Richthofen, 338, 2.) 57 Die Hand küssen, welche schlägt, ist hündisch. – Riehl, Eisele und Beisele. 58 Die Hand muss den Kopf schützen. Dän.: Det er en ond haand, der ei vil sit hoved vaerge. (Bohn II, 359.) 59 Die Hand muss gelöst werden, wo sie gebunden ist. – Graf, 111, 273. Von der Gewährspflicht. Wenn man eine Sache jemand freiwillig leihweise überlassen hat, so kann man sie nur von diesem und nicht von einem dritten, an den sie übergegangen wäre, zurückfordern. 60 Die Hand muss klüger als die Zunge sein. 61 Die Hand muss langsamer sein als die Zunge. 62 Die Hand muss nicht alles thun, was die Zunge sagt. Span.: La mano cuerda no hace todo lo que dice la lengua. (Bohn I, 227; Cahier, 3490.) 63 Die Hand, so an dem Wegscheid steht, zeigt einen Weg, den sie nicht geht. – Petri, II, 195; Eiselein, 277. Lat.: Saepe manus fixa in directo tramite campi, monstrat iter rectum, per quod non ambulat ipsa. (Eiselein, 277.) 64 Die Hand, so den Eid aufnimpt, kan jhn auch wider erlassen. – Petri, II, 130; Henisch, 823, 24; Eisenhart, 557; Pistor., II, 56; Hassl., 13; Hertius, I, 32; Hillebrand, 229, 336; Sailer, 251; Simrock, 1902. Derjenige, zu dessen Gunsten ein anderer etwas eidlich versprochen hat, kann ihn auch von der Erfüllung des Versprochenen entbinden, ohne dass es einer gerichtlichen Lossprechung vom Eide für den, der ihn geleistet hat, wie sie das geistliche Recht, welches den Eid für unverletzlich erklärt, bedarf. 65 Die Hand vom Sacke, das Mehl ist verkauft. – Simrock, 2484; Körte, 2573 d. 66 Die Hand vom Sack, sagt der Bettelmann. 67 Die Hand von der Butten, es sind Weinbeeren drin. – Simrock, 4285; Körte, 2573e. In Schwaben: D' Hand vom Butta, 's sind Weinbeer drinn. (Nefflen, 454.) 68 Die Hand von der Butten, es sind Weinbeeren darin, sagte der Abt zum Mönch, als er die Nonne küssen wollte. – Klosterspiegel, 9, 23. 69 Die Hand von der Butter, die Haare sind heraus. – Simrock, 4286. 70 Die Hand vor den Mund, das ist gesund. Holl.: Hand voor mond is gesond. (Harrebomée, I, 278.) 71 Die Hand wächst dem noch aus dem Grabe, der seine Aeltern schlägt. Dieser Glaube hielt manchen rohen Naturausbruch in Ordnung. J. Weber (Demokritos, IV, 66 u. 67) bemerkt in Betreff dieser „Fraubasenlehre“: „Unsere Grossmütter waren nicht so dumm, als naseweise Jugend glauben mag; sie hingen ihren moralischen Sprüchelchen Klötzchen an, um sie desto besser flüchtiger Jugend einzuprägen. Wenn du das Messer auf den Rücken legst, sagten sie, so schneiden sich die Englein. Wenn man abends in den Spiegel guckt, guckt der Gottseibeiuns heraus. Mache kleine Schritte, sagten sie zu den Mädchen, du wirst sonst ein Junge. Und den Jungen: Wenn du auf einen Baum siehst, worauf ein Mädchen steht, wirst du blind. Der Glaube, Garn, von jungen Mädchen gesponnen, sei gut gegen Hexerei und Gicht, es gäbe das beste Hasenfutter und bei Freischiessen Gewinn, es mache fest gegen Hieb und Schuss, gewöhnte zur Spindel; und der Glaube: Die Katze putzt sich, es kommen Gäste, viel Hausschlampen an grössere Reinlichkeit. Die Fraubasenlehre: Leere Eier muss man zerbrechen, sonst essen die Hexen mit, beruht auf der Erfahrung, dass Hennen unzerquetschte Eierschalen gern auffressen und dadurch auch volle Eier fressen lernen. Der Satz: Einer Bruthenne muss man die Eier in ungerader Zahl unterlegen, hat seinen Grund darin, dass sie so dichter beisammenliegen. Eine krähende Henne bedeutet Unglück; denn sie fängt dann in der Regel an fett zu werden und legt keine Eier mehr. Der Aberglaube: Der Alp holt ein allein gelassenes Kind und legt einen Wechselbalg unter, machte die Wärterinnen aufmerksamer. Nichts beweist besser den Oekonomiegeist unserer guten Alten, als ihre Lehre: Wer das Salzfässchen umstösst, bekommt Verdruss.“ 72 Die Hand, welche kurz ist, andern Dienste zu leisten, soll nicht nach hohen Stellen langen. – Burckhardt, 594. Denn der, welcher keiner Aufopferung für andere fähig, verdient keine hohe Stellung. 73 Die Hand will allzeit an der Wunde sein. – Winckler, V, 75. 74 Die Hand wird gelöst, wie sie gebunden ist. – Graf, 235, 74. Wie ein Vertrag nur durch gegenseitige Uebereinstimmung der betreffenden Personen entsteht, so kann er auch nur durch gegenseitige Einwilligung aufgelöst werden. Das Sprichwort stammt aus dem römischen Recht. In Hamburg: De hant schal werden gheloszet, dar he wert ghebunden. (Lappenberg, 247, 4.) 75 Die Hand wird gerühmt und der Meissel hat's gethan. 76 Die Händ zu Hof haben keine Hertzen. – Lehmann, 390, 49.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [148]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/154>, abgerufen am 25.04.2024.