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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] darf darauf nicht werfen noch schlagen, sondern sie nur über die Furche, d. i. des Ackerlandes Grenze jagen." (Grimm, Rechtsalt., 201.)

Mhd.: Hengst ist frey wi der fahr. (Grimm, Weisth., I, 758.)

7 Der Hengst wiehert seit allerlängst.

8 Dön Hingster diar 't Heewer ferthiine, jo fu't eg. (Amrum.) - Haupt, VIII, 362, 183.

Die Pferde, die den Hafer verdienen, bekommen ihn nicht. Auf Sylt: Di Hingster diär dit miist Haaver förtiini, plei dit menst tö foen. (Haupt, VIII, 362, 183.)

9 Ein müder Hengst zieht besser als ein ausgeruhter Wallach. (Sachsen.) - Boebel, 138.

10 Ein muthiger Hengst bekümmert sich nicht um den Fuhrmann.

11 Es ist eins, ob mich ein Hengst schlägt oder ein Ackerpferd.

12 Es ist kein Hengst so alt, der im Mai nicht noch einmal wieherte.

Frz.: Qui a bu, boira.

Lat.: Anus ad armillum.

13 Frö Hengst, frö Wallach. (Holst.) - Schütze, IV, 334.

Holl.: Vroeg hengst, vroeg guil. (Harrebomee, I, 305.)

14 Froh Hingst, froh Ruhn (Wallach). (Ostfries.) - Eichwald, 783; Goldschmidt, II, 157; Bueren, 467; Hauskalender, II; Frommann, V, 427, 469; Weserzeitung, 4057; Schütze, II, 139.

Wer früh ausschweift, richtet sich früh zu Grunde.

15 Hengst und Stute ziehen am Pfluge gleich.

Holl.: De hengst en de merrie trekken beide hunne streng even wel. (Harrebomee, I, 305.)

16 Hengstes Huf und Hundes Zahn, Schweins Hauer und Hahnes Sporn und Rindes oder Schafes Horn und all das Thier Verbrechen hängt halbe Buss, kein Frieden an. - Graf, 295; Hettema, Landr., 81.

Im Gegensatz zu andern germanischen Rechten, welche den Herrn des Thieres für die Beschädigungen desselben von jeder Busse befreien, legt dieser friesische Spruch ihm halbe Busse auf.

17 Ist der Hengst heraus, so verwahret man das Haus.

18 Lieber Hengst, stirb nicht, es kommt die Zeit, wo Gras wächst. - Simrock, 7848.

Die Venetier: Lebe, Pferd, denn das Gras kommt. Die Bergamasken: Pferd, stirb nicht; das Gras wird kommen. Die Mailänder: Warte, Pferd, das Gras wächst. Die Türken: Stirb nicht, o mein Esel, der Frühling kommt und mit ihm sprosst der Klee. (Reinsberg IV, 32.)

19 Trabender Hengst, trabende Stute, wie soll das Füllen langsam gehen!

Können diese Kinder bei dem Beispiel ihrer Aeltern wol anders sein?

20 Wenn der Hengst die Stute sieht, so wiehert er.

21 Wenn et dem Hängst te well is, dann schlat he dat Blick iut. (Sauerland.)

22 Wer den Hengst bekommen will, schlägt ihn nicht mit dem Zaum vor den Kopf.

Holl.: Wie den hengst krijgen wil, slaat hem niet met den toom vor den kop. (Harrebomee, I, 305.)

23 Wer wet, wo Hingst is, wenn Gras wesst. (Seehausen.) - Firmenich, III, 122, 24; Danneil, 275; für Bremen: Köster, 253.

Gegen gar zu frühes Sorgen. (S. Esel 480, Gras 44.)

24 Wo Hengste sind, da sammeln sich die Stuten. - Altmann VI, 408.

25 Wo ist Hengst, wenn Grass wechst. - Petri, II, 806; Körte, 2746; Reinsberg IV, 32.

Alles kann vor jener Zeit noch anders werden.

Engl.: While the grass grows, the steed starves.

*26 Den falben Hengst streichen. - Agricola II, 97; Brandt, Nsch., 100; Franck, II, 11b; Eyering, II, 315; Eiselein, 298; Braun, I, 1269; Körte, 2746a; Gesner, Thierbuch, CXXXIIb.

"Wer jetzt kan streichen wol den Hengst; vnd ist zu allem beschiss der genst, der meint zu hoffe sein der lengst."

*27 Mit dem falben Hengst umgehen. - Brandt, Nsch., 100.

"Mancher durch liegen wirt ein Herr, wenn er den Kautzen streichen kan, vnd mit dem falben Hengst vmgahn." (Kloster, I, 751.)

[Spaltenumbruch]


Hengststreicher.

* Es ist ein falber Hengststreicher. - Brandt, Nsch., 100.

"Die Hof- und Schmeichelnarren", sagt Geiler, "nennt man auff mancherley weiss: falben hengststreicher, Kautzenstreicher, Kreidenstreicher, Schmeichler, Federleser vnd Fuchssschwentzer." (Kloster, I, 752.)


Henkel.

1 Wenn ein Henkel bricht, fasst man den Topf am andern.

2 Wer den Henkel der Pfanne hält, ist beschäftigt genug.

Frz.: Qui trent la poele par la queue, il la tourne la ou il veut. (Bohn I, 53.)


Henken.

1 Henck weg, eh das holtz vergehe. (S. Galgen 89.) - Franck, II, 80b; Tappius, 96a.

Lat.: Mitte in aquam. (Tappius, 96a; Erasm., 456.)

2 Hencken hat nie keinem wolgethan, sonsten woll hangen ein jeder Mann. - Gruter, III, 49; Lehmann, II, 264, 27.

3 Henken und Köpfen ist keine Sunde, behielten sonst keinen Bissen im Munde.

In dem gepriesenen Mittelalter ein Spruch der Bauern und Bürger, die ihren ehrlichen Gewerben oblagen, als Antwort auf die unter " Rauben" (s. d.) und " Reiten" (s. d.) erwähnten Sprüche der vom "Sattel lebenden" Ritter, wenn sie manchen derselben einfingen und aufknüpften.

4 Lieber henken als ertränken. - Eiselein, 298; Simrock, 4451; Braun, I, 1277.

5 Man henke den Teufel, mich findet man alle Tage.

6 Man henket keinen, man hab' ihn denn. - Pistor., IV, 9; Graf, 342, 364.

7 Man henket keinen zweimal. - Pistor., I, 42; Hillebrand, 198, 284; Eisenhart, 619; Graf, 315, 224; Simrock, 4326; Eiselein, 299; Tenzel (1697), 511; Braun, I, 1278.

Es gab Gesetze, nach denen das Urtheil unvollstreckt blieb, wenn der Strang bei der ersten Vollziehung brach. (Vgl. Die Buchler Galgengerechtigkeit.) Ein wirkliches Ereigniss dieser Art wird in Auerbach's Wanderungen des Spiegelschwaben (S. 229) erzählt. Im englischen Urtheil heisst es dagegen: Gefangen bis er todt ist. Das Sprichwort hat aber noch eine andere Seite, auf der es unbestrittene Wahrheit enthält. Wenn nämlich jemand mehrere Verbrechen begangen hat, von denen jedes mit der Strafe des Stranges bestraft wird, so kann er dennoch nur einmal gehängt werden, weil es unmöglich ist, jemand, der todt ist, noch einmal zu tödten.

8 Man henkt keinen Dieb, der sich vom Galgen kaufen kann. - Henisch, 695, 1; Graf, 321, 255.

9 Man henkt keinen Dieb wider seinen Willen. - Pistor., IV, 193, 22; Graf, 341, 356 u. 364, 449; Simrock, 4553.

Lat.: Fur contra voluntatem non suspenditur. (Pistor., IV, 22.)

10 Man henkt nicht alle Beklagten. - Graf, 476, 618; Klingen, 234a, 2.

11 Niemand henkt sich selber drum, dass er gestohlen.

Lat.: Nemo nocens ipse sibi poenas. (Seybold, 339.)

12 Wenn das Henken wohl thäte, so wären alle Galgen voll Prälaten, sagte der Mönch. - Klosterspiegel, 73, 4.

13 Wenn man einen henken will, so bereitet man ein gut Mahl vor. (S. Henkermahl.) - Eiselein, 299.

14 Wil mann sich ye hencken, sol man sich hencken an schön galgen. - Franck, II, 97b.

*15 Es gilt darum nicht alsobald Henkens. - Seybold, 301.


Henker.

1 Der Hencker führe den weg, der es wil besser machen denn ers gelernt hat. - Petri, III, 3; Henisch, 1282, 49; Luther's Tischr.; 429a.

2 Der Hencker schlug seinen Knecht darumb, das er keine Widerrede wuste. - Petri, III, 3.

3 Der Hencker sünd nicht, wenn er richt; wer recht thut, darff jhn forchten nicht. - Eyering, I, 479.

4 Der Henker ist gar ein scharfer Barbier. - Eiselein, 298; Simrock, 4555; Braun, I, 1271.

[Spaltenumbruch] darf darauf nicht werfen noch schlagen, sondern sie nur über die Furche, d. i. des Ackerlandes Grenze jagen.“ (Grimm, Rechtsalt., 201.)

Mhd.: Hengst ist frey wi der fahr. (Grimm, Weisth., I, 758.)

7 Der Hengst wiehert seit allerlängst.

8 Dön Hingster diar 't Heewer ferthiine, jo fu't eg. (Amrum.) – Haupt, VIII, 362, 183.

Die Pferde, die den Hafer verdienen, bekommen ihn nicht. Auf Sylt: Di Hingster diär dit miist Haaver förtiini, plei dit menst tö foen. (Haupt, VIII, 362, 183.)

9 Ein müder Hengst zieht besser als ein ausgeruhter Wallach. (Sachsen.) – Boebel, 138.

10 Ein muthiger Hengst bekümmert sich nicht um den Fuhrmann.

11 Es ist eins, ob mich ein Hengst schlägt oder ein Ackerpferd.

12 Es ist kein Hengst so alt, der im Mai nicht noch einmal wieherte.

Frz.: Qui a bu, boira.

Lat.: Anus ad armillum.

13 Frö Hengst, frö Wallach. (Holst.) – Schütze, IV, 334.

Holl.: Vroeg hengst, vroeg guil. (Harrebomée, I, 305.)

14 Froh Hingst, froh Ruhn (Wallach). (Ostfries.) – Eichwald, 783; Goldschmidt, II, 157; Bueren, 467; Hauskalender, II; Frommann, V, 427, 469; Weserzeitung, 4057; Schütze, II, 139.

Wer früh ausschweift, richtet sich früh zu Grunde.

15 Hengst und Stute ziehen am Pfluge gleich.

Holl.: De hengst en de merrie trekken beide hunne streng even wel. (Harrebomée, I, 305.)

16 Hengstes Huf und Hundes Zahn, Schweins Hauer und Hahnes Sporn und Rindes oder Schafes Horn und all das Thier Verbrechen hängt halbe Buss, kein Frieden an.Graf, 295; Hettema, Landr., 81.

Im Gegensatz zu andern germanischen Rechten, welche den Herrn des Thieres für die Beschädigungen desselben von jeder Busse befreien, legt dieser friesische Spruch ihm halbe Busse auf.

17 Ist der Hengst heraus, so verwahret man das Haus.

18 Lieber Hengst, stirb nicht, es kommt die Zeit, wo Gras wächst.Simrock, 7848.

Die Venetier: Lebe, Pferd, denn das Gras kommt. Die Bergamasken: Pferd, stirb nicht; das Gras wird kommen. Die Mailänder: Warte, Pferd, das Gras wächst. Die Türken: Stirb nicht, o mein Esel, der Frühling kommt und mit ihm sprosst der Klee. (Reinsberg IV, 32.)

19 Trabender Hengst, trabende Stute, wie soll das Füllen langsam gehen!

Können diese Kinder bei dem Beispiel ihrer Aeltern wol anders sein?

20 Wenn der Hengst die Stute sieht, so wiehert er.

21 Wenn et dem Hängst te well is, dann schlât he dat Blick iut. (Sauerland.)

22 Wer den Hengst bekommen will, schlägt ihn nicht mit dem Zaum vor den Kopf.

Holl.: Wie den hengst krijgen wil, slaat hem niet met den toom vor den kop. (Harrebomée, I, 305.)

23 Wer wêt, wo Hingst is, wenn Gras wesst. (Seehausen.) – Firmenich, III, 122, 24; Danneil, 275; für Bremen: Köster, 253.

Gegen gar zu frühes Sorgen. (S. Esel 480, Gras 44.)

24 Wo Hengste sind, da sammeln sich die Stuten.Altmann VI, 408.

25 Wo ist Hengst, wenn Grass wechst.Petri, II, 806; Körte, 2746; Reinsberg IV, 32.

Alles kann vor jener Zeit noch anders werden.

Engl.: While the grass grows, the steed starves.

*26 Den falben Hengst streichen.Agricola II, 97; Brandt, Nsch., 100; Franck, II, 11b; Eyering, II, 315; Eiselein, 298; Braun, I, 1269; Körte, 2746a; Gesner, Thierbuch, CXXXIIb.

„Wer jetzt kan streichen wol den Hengst; vnd ist zu allem beschiss der genst, der meint zu hoffe sein der lengst.“

*27 Mit dem falben Hengst umgehen.Brandt, Nsch., 100.

„Mancher durch liegen wirt ein Herr, wenn er den Kautzen streichen kan, vnd mit dem falben Hengst vmgahn.“ (Kloster, I, 751.)

[Spaltenumbruch]


Hengststreicher.

* Es ist ein falber Hengststreicher.Brandt, Nsch., 100.

„Die Hof- und Schmeichelnarren“, sagt Geiler, „nennt man auff mancherley weiss: falben hengststreicher, Kautzenstreicher, Kreidenstreicher, Schmeichler, Federleser vnd Fuchssschwentzer.“ (Kloster, I, 752.)


Henkel.

1 Wenn ein Henkel bricht, fasst man den Topf am andern.

2 Wer den Henkel der Pfanne hält, ist beschäftigt genug.

Frz.: Qui trent la poële par la queue, il la tourne là où il veut. (Bohn I, 53.)


Henken.

1 Henck weg, eh das holtz vergehe. (S. Galgen 89.) – Franck, II, 80b; Tappius, 96a.

Lat.: Mitte in aquam. (Tappius, 96a; Erasm., 456.)

2 Hencken hat nie keinem wolgethan, sonsten woll hangen ein jeder Mann.Gruter, III, 49; Lehmann, II, 264, 27.

3 Henken und Köpfen ist keine Sunde, behielten sonst keinen Bissen im Munde.

In dem gepriesenen Mittelalter ein Spruch der Bauern und Bürger, die ihren ehrlichen Gewerben oblagen, als Antwort auf die unter „ Rauben“ (s. d.) und „ Reiten“ (s. d.) erwähnten Sprüche der vom „Sattel lebenden“ Ritter, wenn sie manchen derselben einfingen und aufknüpften.

4 Lieber henken als ertränken.Eiselein, 298; Simrock, 4451; Braun, I, 1277.

5 Man henke den Teufel, mich findet man alle Tage.

6 Man henket keinen, man hab' ihn denn.Pistor., IV, 9; Graf, 342, 364.

7 Man henket keinen zweimal.Pistor., I, 42; Hillebrand, 198, 284; Eisenhart, 619; Graf, 315, 224; Simrock, 4326; Eiselein, 299; Tenzel (1697), 511; Braun, I, 1278.

Es gab Gesetze, nach denen das Urtheil unvollstreckt blieb, wenn der Strang bei der ersten Vollziehung brach. (Vgl. Die Buchler Galgengerechtigkeit.) Ein wirkliches Ereigniss dieser Art wird in Auerbach's Wanderungen des Spiegelschwaben (S. 229) erzählt. Im englischen Urtheil heisst es dagegen: Gefangen bis er todt ist. Das Sprichwort hat aber noch eine andere Seite, auf der es unbestrittene Wahrheit enthält. Wenn nämlich jemand mehrere Verbrechen begangen hat, von denen jedes mit der Strafe des Stranges bestraft wird, so kann er dennoch nur einmal gehängt werden, weil es unmöglich ist, jemand, der todt ist, noch einmal zu tödten.

8 Man henkt keinen Dieb, der sich vom Galgen kaufen kann.Henisch, 695, 1; Graf, 321, 255.

9 Man henkt keinen Dieb wider seinen Willen.Pistor., IV, 193, 22; Graf, 341, 356 u. 364, 449; Simrock, 4553.

Lat.: Fur contra voluntatem non suspenditur. (Pistor., IV, 22.)

10 Man henkt nicht alle Beklagten.Graf, 476, 618; Klingen, 234a, 2.

11 Niemand henkt sich selber drum, dass er gestohlen.

Lat.: Nemo nocens ipse sibi poenas. (Seybold, 339.)

12 Wenn das Henken wohl thäte, so wären alle Galgen voll Prälaten, sagte der Mönch.Klosterspiegel, 73, 4.

13 Wenn man einen henken will, so bereitet man ein gut Mahl vor. (S. Henkermahl.) – Eiselein, 299.

14 Wil mann sich ye hencken, sol man sich hencken an schön galgen.Franck, II, 97b.

*15 Es gilt darum nicht alsobald Henkens.Seybold, 301.


Henker.

1 Der Hencker führe den weg, der es wil besser machen denn ers gelernt hat.Petri, III, 3; Henisch, 1282, 49; Luther's Tischr.; 429a.

2 Der Hencker schlug seinen Knecht darumb, das er keine Widerrede wuste.Petri, III, 3.

3 Der Hencker sünd nicht, wenn er richt; wer recht thut, darff jhn forchten nicht.Eyering, I, 479.

4 Der Henker ist gar ein scharfer Barbier.Eiselein, 298; Simrock, 4555; Braun, I, 1271.

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[[253]/0259] darf darauf nicht werfen noch schlagen, sondern sie nur über die Furche, d. i. des Ackerlandes Grenze jagen.“ (Grimm, Rechtsalt., 201.) Mhd.: Hengst ist frey wi der fahr. (Grimm, Weisth., I, 758.) 7 Der Hengst wiehert seit allerlängst. 8 Dön Hingster diar 't Heewer ferthiine, jo fu't eg. (Amrum.) – Haupt, VIII, 362, 183. Die Pferde, die den Hafer verdienen, bekommen ihn nicht. Auf Sylt: Di Hingster diär dit miist Haaver förtiini, plei dit menst tö foen. (Haupt, VIII, 362, 183.) 9 Ein müder Hengst zieht besser als ein ausgeruhter Wallach. (Sachsen.) – Boebel, 138. 10 Ein muthiger Hengst bekümmert sich nicht um den Fuhrmann. 11 Es ist eins, ob mich ein Hengst schlägt oder ein Ackerpferd. 12 Es ist kein Hengst so alt, der im Mai nicht noch einmal wieherte. Frz.: Qui a bu, boira. Lat.: Anus ad armillum. 13 Frö Hengst, frö Wallach. (Holst.) – Schütze, IV, 334. Holl.: Vroeg hengst, vroeg guil. (Harrebomée, I, 305.) 14 Froh Hingst, froh Ruhn (Wallach). (Ostfries.) – Eichwald, 783; Goldschmidt, II, 157; Bueren, 467; Hauskalender, II; Frommann, V, 427, 469; Weserzeitung, 4057; Schütze, II, 139. Wer früh ausschweift, richtet sich früh zu Grunde. 15 Hengst und Stute ziehen am Pfluge gleich. Holl.: De hengst en de merrie trekken beide hunne streng even wel. (Harrebomée, I, 305.) 16 Hengstes Huf und Hundes Zahn, Schweins Hauer und Hahnes Sporn und Rindes oder Schafes Horn und all das Thier Verbrechen hängt halbe Buss, kein Frieden an. – Graf, 295; Hettema, Landr., 81. Im Gegensatz zu andern germanischen Rechten, welche den Herrn des Thieres für die Beschädigungen desselben von jeder Busse befreien, legt dieser friesische Spruch ihm halbe Busse auf. 17 Ist der Hengst heraus, so verwahret man das Haus. 18 Lieber Hengst, stirb nicht, es kommt die Zeit, wo Gras wächst. – Simrock, 7848. Die Venetier: Lebe, Pferd, denn das Gras kommt. Die Bergamasken: Pferd, stirb nicht; das Gras wird kommen. Die Mailänder: Warte, Pferd, das Gras wächst. Die Türken: Stirb nicht, o mein Esel, der Frühling kommt und mit ihm sprosst der Klee. (Reinsberg IV, 32.) 19 Trabender Hengst, trabende Stute, wie soll das Füllen langsam gehen! Können diese Kinder bei dem Beispiel ihrer Aeltern wol anders sein? 20 Wenn der Hengst die Stute sieht, so wiehert er. 21 Wenn et dem Hängst te well is, dann schlât he dat Blick iut. (Sauerland.) 22 Wer den Hengst bekommen will, schlägt ihn nicht mit dem Zaum vor den Kopf. Holl.: Wie den hengst krijgen wil, slaat hem niet met den toom vor den kop. (Harrebomée, I, 305.) 23 Wer wêt, wo Hingst is, wenn Gras wesst. (Seehausen.) – Firmenich, III, 122, 24; Danneil, 275; für Bremen: Köster, 253. Gegen gar zu frühes Sorgen. (S. Esel 480, Gras 44.) 24 Wo Hengste sind, da sammeln sich die Stuten. – Altmann VI, 408. 25 Wo ist Hengst, wenn Grass wechst. – Petri, II, 806; Körte, 2746; Reinsberg IV, 32. Alles kann vor jener Zeit noch anders werden. Engl.: While the grass grows, the steed starves. *26 Den falben Hengst streichen. – Agricola II, 97; Brandt, Nsch., 100; Franck, II, 11b; Eyering, II, 315; Eiselein, 298; Braun, I, 1269; Körte, 2746a; Gesner, Thierbuch, CXXXIIb. „Wer jetzt kan streichen wol den Hengst; vnd ist zu allem beschiss der genst, der meint zu hoffe sein der lengst.“ *27 Mit dem falben Hengst umgehen. – Brandt, Nsch., 100. „Mancher durch liegen wirt ein Herr, wenn er den Kautzen streichen kan, vnd mit dem falben Hengst vmgahn.“ (Kloster, I, 751.) Hengststreicher. * Es ist ein falber Hengststreicher. – Brandt, Nsch., 100. „Die Hof- und Schmeichelnarren“, sagt Geiler, „nennt man auff mancherley weiss: falben hengststreicher, Kautzenstreicher, Kreidenstreicher, Schmeichler, Federleser vnd Fuchssschwentzer.“ (Kloster, I, 752.) Henkel. 1 Wenn ein Henkel bricht, fasst man den Topf am andern. 2 Wer den Henkel der Pfanne hält, ist beschäftigt genug. Frz.: Qui trent la poële par la queue, il la tourne là où il veut. (Bohn I, 53.) Henken. 1 Henck weg, eh das holtz vergehe. (S. Galgen 89.) – Franck, II, 80b; Tappius, 96a. Lat.: Mitte in aquam. (Tappius, 96a; Erasm., 456.) 2 Hencken hat nie keinem wolgethan, sonsten woll hangen ein jeder Mann. – Gruter, III, 49; Lehmann, II, 264, 27. 3 Henken und Köpfen ist keine Sunde, behielten sonst keinen Bissen im Munde. In dem gepriesenen Mittelalter ein Spruch der Bauern und Bürger, die ihren ehrlichen Gewerben oblagen, als Antwort auf die unter „ Rauben“ (s. d.) und „ Reiten“ (s. d.) erwähnten Sprüche der vom „Sattel lebenden“ Ritter, wenn sie manchen derselben einfingen und aufknüpften. 4 Lieber henken als ertränken. – Eiselein, 298; Simrock, 4451; Braun, I, 1277. 5 Man henke den Teufel, mich findet man alle Tage. 6 Man henket keinen, man hab' ihn denn. – Pistor., IV, 9; Graf, 342, 364. 7 Man henket keinen zweimal. – Pistor., I, 42; Hillebrand, 198, 284; Eisenhart, 619; Graf, 315, 224; Simrock, 4326; Eiselein, 299; Tenzel (1697), 511; Braun, I, 1278. Es gab Gesetze, nach denen das Urtheil unvollstreckt blieb, wenn der Strang bei der ersten Vollziehung brach. (Vgl. Die Buchler Galgengerechtigkeit.) Ein wirkliches Ereigniss dieser Art wird in Auerbach's Wanderungen des Spiegelschwaben (S. 229) erzählt. Im englischen Urtheil heisst es dagegen: Gefangen bis er todt ist. Das Sprichwort hat aber noch eine andere Seite, auf der es unbestrittene Wahrheit enthält. Wenn nämlich jemand mehrere Verbrechen begangen hat, von denen jedes mit der Strafe des Stranges bestraft wird, so kann er dennoch nur einmal gehängt werden, weil es unmöglich ist, jemand, der todt ist, noch einmal zu tödten. 8 Man henkt keinen Dieb, der sich vom Galgen kaufen kann. – Henisch, 695, 1; Graf, 321, 255. 9 Man henkt keinen Dieb wider seinen Willen. – Pistor., IV, 193, 22; Graf, 341, 356 u. 364, 449; Simrock, 4553. Lat.: Fur contra voluntatem non suspenditur. (Pistor., IV, 22.) 10 Man henkt nicht alle Beklagten. – Graf, 476, 618; Klingen, 234a, 2. 11 Niemand henkt sich selber drum, dass er gestohlen. Lat.: Nemo nocens ipse sibi poenas. (Seybold, 339.) 12 Wenn das Henken wohl thäte, so wären alle Galgen voll Prälaten, sagte der Mönch. – Klosterspiegel, 73, 4. 13 Wenn man einen henken will, so bereitet man ein gut Mahl vor. (S. Henkermahl.) – Eiselein, 299. 14 Wil mann sich ye hencken, sol man sich hencken an schön galgen. – Franck, II, 97b. *15 Es gilt darum nicht alsobald Henkens. – Seybold, 301. Henker. 1 Der Hencker führe den weg, der es wil besser machen denn ers gelernt hat. – Petri, III, 3; Henisch, 1282, 49; Luther's Tischr.; 429a. 2 Der Hencker schlug seinen Knecht darumb, das er keine Widerrede wuste. – Petri, III, 3. 3 Der Hencker sünd nicht, wenn er richt; wer recht thut, darff jhn forchten nicht. – Eyering, I, 479. 4 Der Henker ist gar ein scharfer Barbier. – Eiselein, 298; Simrock, 4555; Braun, I, 1271.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [253]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/259>, abgerufen am 23.04.2024.