Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Heringsschwanz.

* Er hat mir keinen Heringsschwanz vorgesetzt.

Lat.: Ne allii quidem caput (mihi apposuit). (Philippi, II, 8.)


Heringsseele.

* Es isi eine wahre Heringsseele. - Schöpf, 243.

Eine dünne schwächliche Person. Sonst auch: Ein knickriger knauseriger Mensch.

Jüd.-deutsch: Das is e Härings-Meschome. (Tendlau, 269.)


Herkommen.

1 Es komme her, wo es wölle, der Geitz wil haben seine Fülle. - Milichius, Geitzteuffel, im Theatrum Diabolorum, 335b.

Lat.: Bonus odor lucri ex se qualibet. (Theatrum Diabolorum, 335b.)

2 Es kompt nur (mir) her, das ich nicht beger. - Henisch, 245, 49.

3 Komm her, nimm den Gelben und halt's Maul! (Schles.)

Von Bestechung.

4 Wer herkommt und Recht begehrt, dem soll Recht bescheien. - Graf, 426, 222.

Der Kläger soll gehört werden. Verweigerung des Gehörs oder des Bescheids gab bei unsern alten Vorfahren den Richter frei; man konnte ihn erschlagen und wie einen unehrlichen Verbrecher bei den Füssen unter der Thürschwelle durchziehen. "Der Oberrichter soll den untern stossen und schlagen bis er Recht thut." (Grimm, Weisth., I, 511.)

5 Wer weit herkommt, der hat gut lügen.

Böhm.: Z daleka prislym snadno Ihati. (Celakovsky, 68.)

Engl.: Old men and fair travellers may lie by authority. (Gaal, 1121.)

6 Wie es herkommen ist, so gehets widder dahin, was mit vnrecht gewunnen ist. - Agricola I, 126; Egenolff, 79b; Petri, II, 790; Gruter, I, 85; Henisch, 1609, 48.

*7 Komm her, ich werd' dich aufheben! (Schles.)

Scherz, Spott, wenn jemand (gefahrlos) gefallen ist.

*8 Komm her und thu mir nichts! - Simrock, 5822.

*9 'S eis groade wei kum har und tau mer nischte. (Schles.) - Frommann, III, 441, 425; Gomolcke, 698.


Herkommen (Subst.).

1 Das Herkommen weiss niemand, wie es komme. - Lehmann, 316, 36.

2 Man soll keinem sein schlecht herkommen (oder: eltern) auffrupffen. - Henisch, 876, 22.

3 Nach dem Herkommen eines frommen Mannes und der Heimat eines guten Weines muss man nicht zu streng fragen.

4 Niemand weiss des Herkommens Anfang. - Lehmann, 316, 36.

*5 Er ist von adelichem (gemeinem, geringem, gutem, hohem, schlechtem, vornehmem) Herkommen.


Herkunft.

1 Geringe Herkunft schändet nicht.

Dän.: Bedre at höre sin ringe herkomst, end at höre sin onde forhold. (Prov. dan., 307.)

2 Ich bin von edler Herkunft, sagte des Thorwächters Sohn, mein Vater hatte die erste Stelle in der Stadt.

3 Ich bin von guter Herkunft, sagte der Bettler, mein Vater war ein Drahtzieher.

Nämlich ein Bettler, der an den Hausthüren den Draht der Hausklingel zog.

*4 Von bürgerlicher Herkunft wie eine Bauernkartoffel.


Hermann.

1 Slecht wiägh Hiärmen salle haiten; hüi sal ächter de Kaie (Kühe), sag de Biur, bua (da, als) hei sin Kind wol doaipen leuten. (Iserlohn.) - Frommann, III, 256, 49.

Vgl. auch über "Hermann" Frommann, V, 351, 8. Schlechtweg "Hermann" soll das Kind getauft werden, er (der Knabe) soll hinter die Kühe. Zum Verständniss der (westfälischen) Sprichwörter und Redensarten, in welchen der Name Hermann vorkommt, ist Kenntniss der Bedeutung desselben erforderlich. In Westfalen bezeichnet Heärmen: 1) allgemein: Ausgezeichnetes, Grosses, daher Keärschels-Heärmen = die grösste Blutwurst. 2) Den Cheruskerfürsten Armin, d. i. Hairmin = den grossen (divum). 3) Den Vornamen Hermann, der entstanden sein kann aus Hairman = Hirmin oder aus Hariman. 4) Den Gott des Himmels nach[Spaltenumbruch] heidnischer Theologie = Hairmin oder Irmin (s. die westfälische Redensart unter "Herrgott"). Man bezeichnet damit 5) auch Gemeines und Verächtliches. "Zu Karl's des Grossen Zeiten", sagt Woeste, "war Hirmin's Bild gewiss ein besudeltes, aber statt es zu waschen und den Leuten zu sagen: >So sieht es vernünftig aus; so ist euer Hirmin kein anderer als der unsere, liebe Herren sind sie beide<, statt dessen fand man es bequemer, den sächsischen Hirmin in den Koth zu treten und seine Anhänger mit Blutgesetzen zu verfolgen, trotzdem sich doch mit Hirmin Sitten vertrugen, denen gegenüber die Christenheit sich schämen musste". So ist es begreiflich, wie durch die Thätigkeit beschränkter Priester Hirmin's Name zum Ausdrucke des Gemeinen und Verächtlichen (s. Bummelhermann, womit man auch ein schlechtes Pferd bezeichnet), sogar zur Bezeichnung eines Kothhaufens (Heärmen = excrementum) wurde. Daher auch das obige Sprichwort: Hermann soll der Junge heissen, er soll einen ordinären "gemeinen" Namen haben, er soll hinter die Kühe. Endlich heisst 6) auch der Ziegenbock so. Es ist daher schon vorgekommen, dass Personen, die den Taufnamen Hermann führten, nicht so genannt sein wollten, weil der Bock so heisse. (Vgl. den Artikel von Woeste über: Heärmen, Armin, Hirman und Irmin bei Frommann, V, 351, 8.) In andern Gegenden muss der Name auch als Lockwort gebraucht werden. So heisst es bei Luther (Werke, VIII, 246): "Wenn ein fremder Hirt den Scheflin ruft, pfeifft oder locket: Hermen, Hermen, so läuffts und fleuchet." Und in der Hauspostille (261d): "Gleich wie ein Hirte seinem Schaffe zuspricht: Hermigen, Hermigen."

*2 Dei heäd Heärmen wual in der Ploage. - Frommann, V, 351d.

So ruft man in Westfalen den Ermüdeten und Rastenden zu. Vgl. althochdeutsch hirmjan = ruhen.

*3 Es Heärmen bi di? - Frommann, V, 351d.

Frage an Müde und Ruhende.

*4 Hä, du heäs wual Heärmen oppen Nacken. - Frommann, V, 352d.

Westfälischer Zuruf au den Trägen.


Hermelin.

Wenn das Helmli1 im Frühling weisse Farben trägt, so schneit's noch mal; erscheint's im Herbst weiss, so schneit's bald. (Luzern.)

1) Das Hermelin = Wiesel, Mustela erminea.


Hernehmen.

Wo hernehmen und nicht stehlen!

Ausruf, wenn jemand etwas haben soll und nicht hat.


Herodes.

1 Besser Herodes' Schwein als sein Sohn sein. (Altröm.)

Macrobius berichtet, dass, als die Nachricht von der Ermordung der bethlehemitischen Kinder, worunterauch, nach apokryphischen Nachrichten, der Sohn des Herodes gewesen sein soll, nach Rom kam, Augustus gesagt habe: Es ist besser Herodes' Schwein als sein Sohn sein; ein Ausspruch, der weiter gesagt, zu Sprichwörtlichkeit gelangte.

2 Herodes' Thaten verdienen Herodes' Strafen.

"Wie die Historici (von König Philipp II. von Spanien) vermelden, er wol fünff oder sechserley Krankheiten zugleich gehabt, und wie geschrieben wird, unter andern auch die Läuskrankheit und dass er so ein hesslichen Gestanck von ihm gegeben, dass niemand umb ihn bleiben könne: Herodis Thaten verdienen Herodis Straffen." (Zinkgref, III, 395.)

3 Herodes und Pilatus sind wieder gute Freunde. - Luc. 23, 12; Schulze, 240; Zaupser, 775; Körte, 2766; Eiselein, 301; Simrock, 4694; Braun, I, 1298.

Dän.: Herodis og Pilati venskab. (Prov. dan., 280.)

Holl.: Herodes ende Pilatus sijn versoent. (Tunn., 14, 19; Harrebomee, I, 306.)

Lat.: Et facti sunt amici Herodes et Pilatus in ipso die. - Sunt duo concordes bene nunc Pilatus, Herodes. (Fallersleben, 392.)

4 Wenn Herodes erschrickt, so förchtet sich gantz Jerusalem. - Lehmann, 848, 63.

"Die Vnderthanen richten sich nach jhren Herren."

5 Wo Herodes residirt, da kann Christus nicht wohnen.

*6 Das dank' euch Herodes!

"Herodes dank' euch für das Lied." (Günther.)

*7 Einen von Herodes zu Pilatus schicken.

Böhm.: Od Herodesa k Pilatovi posylati. (Celakovsky, 17.)

Frz.: Renvoyer de Caiphe a Pilate. (Lendroy, 1304.)

Holl.: Iemand van Herodes naar Pilatus zenden. (Harrebomee, I, 306.)

It.: Mande da Erode a Pilat. (Celakovsky, 17.)

*8 Er sieht wie Herodes zum Fenster heraus. - Eiselein, 301.

*9 Von Herodes zu Pilatus laufen. - Frischbier2, 1575; Lohrengel, II, 491.


[Spaltenumbruch]
Heringsschwanz.

* Er hat mir keinen Heringsschwanz vorgesetzt.

Lat.: Ne allii quidem caput (mihi apposuit). (Philippi, II, 8.)


Heringsseele.

* Es isi eine wahre Heringsseele.Schöpf, 243.

Eine dünne schwächliche Person. Sonst auch: Ein knickriger knauseriger Mensch.

Jüd.-deutsch: Das is e Härings-Meschome. (Tendlau, 269.)


Herkommen.

1 Es komme her, wo es wölle, der Geitz wil haben seine Fülle.Milichius, Geitzteuffel, im Theatrum Diabolorum, 335b.

Lat.: Bonus odor lucri ex se qualibet. (Theatrum Diabolorum, 335b.)

2 Es kompt nur (mir) her, das ich nicht beger.Henisch, 245, 49.

3 Komm her, nimm den Gelben und halt's Maul! (Schles.)

Von Bestechung.

4 Wer herkommt und Recht begehrt, dem soll Recht bescheien.Graf, 426, 222.

Der Kläger soll gehört werden. Verweigerung des Gehörs oder des Bescheids gab bei unsern alten Vorfahren den Richter frei; man konnte ihn erschlagen und wie einen unehrlichen Verbrecher bei den Füssen unter der Thürschwelle durchziehen. „Der Oberrichter soll den untern stossen und schlagen bis er Recht thut.“ (Grimm, Weisth., I, 511.)

5 Wer weit herkommt, der hat gut lügen.

Böhm.: Z daleka přišlým snadno Iháti. (Čelakovsky, 68.)

Engl.: Old men and fair travellers may lie by authority. (Gaal, 1121.)

6 Wie es herkommen ist, so gehets widder dahin, was mit vnrecht gewunnen ist.Agricola I, 126; Egenolff, 79b; Petri, II, 790; Gruter, I, 85; Henisch, 1609, 48.

*7 Komm her, ich werd' dich aufheben! (Schles.)

Scherz, Spott, wenn jemand (gefahrlos) gefallen ist.

*8 Komm her und thu mir nichts!Simrock, 5822.

*9 'S îs groade wî kum hâr und tû mer nischte. (Schles.) – Frommann, III, 441, 425; Gomolcke, 698.


Herkommen (Subst.).

1 Das Herkommen weiss niemand, wie es komme.Lehmann, 316, 36.

2 Man soll keinem sein schlecht herkommen (oder: eltern) auffrupffen.Henisch, 876, 22.

3 Nach dem Herkommen eines frommen Mannes und der Heimat eines guten Weines muss man nicht zu streng fragen.

4 Niemand weiss des Herkommens Anfang.Lehmann, 316, 36.

*5 Er ist von adelichem (gemeinem, geringem, gutem, hohem, schlechtem, vornehmem) Herkommen.


Herkunft.

1 Geringe Herkunft schändet nicht.

Dän.: Bedre at høre sin ringe herkomst, end at høre sin onde forhold. (Prov. dan., 307.)

2 Ich bin von edler Herkunft, sagte des Thorwächters Sohn, mein Vater hatte die erste Stelle in der Stadt.

3 Ich bin von guter Herkunft, sagte der Bettler, mein Vater war ein Drahtzieher.

Nämlich ein Bettler, der an den Hausthüren den Draht der Hausklingel zog.

*4 Von bürgerlicher Herkunft wie eine Bauernkartoffel.


Hermann.

1 Slecht wiägh Hiärmen salle haiten; hüi sal ächter de Kaie (Kühe), sag de Biur, bua (da, als) hei sin Kind wol doaipen lèuten. (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 49.

Vgl. auch über „Hermann“ Frommann, V, 351, 8. Schlechtweg „Hermann“ soll das Kind getauft werden, er (der Knabe) soll hinter die Kühe. Zum Verständniss der (westfälischen) Sprichwörter und Redensarten, in welchen der Name Hermann vorkommt, ist Kenntniss der Bedeutung desselben erforderlich. In Westfalen bezeichnet Héärmen: 1) allgemein: Ausgezeichnetes, Grosses, daher Keärschels-Héärmen = die grösste Blutwurst. 2) Den Cheruskerfürsten Armin, d. i. Haírmin = den grossen (divum). 3) Den Vornamen Hermann, der entstanden sein kann aus Haírman = Hirmin oder aus Hariman. 4) Den Gott des Himmels nach[Spaltenumbruch] heidnischer Theologie = Haírmin oder Irmin (s. die westfälische Redensart unter „Herrgott“). Man bezeichnet damit 5) auch Gemeines und Verächtliches. „Zu Karl's des Grossen Zeiten“, sagt Woeste, „war Hirmin's Bild gewiss ein besudeltes, aber statt es zu waschen und den Leuten zu sagen: ›So sieht es vernünftig aus; so ist euer Hirmin kein anderer als der unsere, liebe Herren sind sie beide‹, statt dessen fand man es bequemer, den sächsischen Hirmin in den Koth zu treten und seine Anhänger mit Blutgesetzen zu verfolgen, trotzdem sich doch mit Hirmin Sitten vertrugen, denen gegenüber die Christenheit sich schämen musste“. So ist es begreiflich, wie durch die Thätigkeit beschränkter Priester Hirmin's Name zum Ausdrucke des Gemeinen und Verächtlichen (s. Bummelhermann, womit man auch ein schlechtes Pferd bezeichnet), sogar zur Bezeichnung eines Kothhaufens (Héärmen = excrementum) wurde. Daher auch das obige Sprichwort: Hermann soll der Junge heissen, er soll einen ordinären „gemeinen“ Namen haben, er soll hinter die Kühe. Endlich heisst 6) auch der Ziegenbock so. Es ist daher schon vorgekommen, dass Personen, die den Taufnamen Hermann führten, nicht so genannt sein wollten, weil der Bock so heisse. (Vgl. den Artikel von Woeste über: Héärmen, Armin, Hirman und Irmin bei Frommann, V, 351, 8.) In andern Gegenden muss der Name auch als Lockwort gebraucht werden. So heisst es bei Luther (Werke, VIII, 246): „Wenn ein fremder Hirt den Scheflin ruft, pfeifft oder locket: Hermen, Hermen, so läuffts und fleuchet.“ Und in der Hauspostille (261d): „Gleich wie ein Hirte seinem Schaffe zuspricht: Hermigen, Hermigen.“

*2 Dei héäd Héärmen wuâl in der Ploage.Frommann, V, 351d.

So ruft man in Westfalen den Ermüdeten und Rastenden zu. Vgl. althochdeutsch hirmjan = ruhen.

*3 Es Héärmen bi di?Frommann, V, 351d.

Frage an Müde und Ruhende.

*4 Hä, du héäs wuàl Héärmen oppen Nacken.Frommann, V, 352d.

Westfälischer Zuruf au den Trägen.


Hermelin.

Wenn das Helmli1 im Frühling weisse Farben trägt, so schneit's noch mal; erscheint's im Herbst weiss, so schneit's bald. (Luzern.)

1) Das Hermelin = Wiesel, Mustela erminea.


Hernehmen.

Wo hernehmen und nicht stehlen!

Ausruf, wenn jemand etwas haben soll und nicht hat.


Herodes.

1 Besser Herodes' Schwein als sein Sohn sein. (Altröm.)

Macrobius berichtet, dass, als die Nachricht von der Ermordung der bethlehemitischen Kinder, worunterauch, nach apokryphischen Nachrichten, der Sohn des Herodes gewesen sein soll, nach Rom kam, Augustus gesagt habe: Es ist besser Herodes' Schwein als sein Sohn sein; ein Ausspruch, der weiter gesagt, zu Sprichwörtlichkeit gelangte.

2 Herodes' Thaten verdienen Herodes' Strafen.

„Wie die Historici (von König Philipp II. von Spanien) vermelden, er wol fünff oder sechserley Krankheiten zugleich gehabt, und wie geschrieben wird, unter andern auch die Läuskrankheit und dass er so ein hesslichen Gestanck von ihm gegeben, dass niemand umb ihn bleiben könne: Herodis Thaten verdienen Herodis Straffen.“ (Zinkgref, III, 395.)

3 Herodes und Pilatus sind wieder gute Freunde.Luc. 23, 12; Schulze, 240; Zaupser, 775; Körte, 2766; Eiselein, 301; Simrock, 4694; Braun, I, 1298.

Dän.: Herodis og Pilati venskab. (Prov. dan., 280.)

Holl.: Herodes ende Pilatus sijn versoent. (Tunn., 14, 19; Harrebomée, I, 306.)

Lat.: Et facti sunt amici Herodes et Pilatus in ipso die. – Sunt duo concordes bene nunc Pilatus, Herodes. (Fallersleben, 392.)

4 Wenn Herodes erschrickt, so förchtet sich gantz Jerusalem.Lehmann, 848, 63.

„Die Vnderthanen richten sich nach jhren Herren.“

5 Wo Herodes residirt, da kann Christus nicht wohnen.

*6 Das dank' euch Herodes!

„Herodes dank' euch für das Lied.“ (Günther.)

*7 Einen von Herodes zu Pilatus schicken.

Böhm.: Od Herodesa k Pilatovi posýlati. (Čelakovsky, 17.)

Frz.: Renvoyer de Caïphe à Pilate. (Lendroy, 1304.)

Holl.: Iemand van Herodes naar Pilatus zenden. (Harrebomée, I, 306.)

It.: Mande da Erode a Pilat. (Čelakovsky, 17.)

*8 Er sieht wie Herodes zum Fenster heraus.Eiselein, 301.

*9 Von Herodes zu Pilatus laufen.Frischbier2, 1575; Lohrengel, II, 491.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0273" n="[267]"/>
        <cb n="533"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heringsschwanz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er hat mir keinen Heringsschwanz vorgesetzt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ne allii quidem caput (mihi apposuit). (<hi rendition="#i">Philippi, II, 8.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heringsseele.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es isi eine wahre Heringsseele.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schöpf, 243.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine dünne schwächliche Person. Sonst auch: Ein knickriger knauseriger Mensch.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Jüd.-deutsch</hi>: Das is e Härings-Meschome. (<hi rendition="#i">Tendlau, 269.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herkommen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es komme her, wo es wölle, der Geitz wil haben seine Fülle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Milichius, Geitzteuffel, im Theatrum Diabolorum, 335<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Bonus odor lucri ex se qualibet. (<hi rendition="#i">Theatrum Diabolorum, 335<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es kompt nur (mir) her, das ich nicht beger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 245, 49.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Komm her, nimm den Gelben und halt's Maul!</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von Bestechung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wer herkommt und Recht begehrt, dem soll Recht bescheien.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 426, 222.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Kläger soll gehört werden. Verweigerung des Gehörs oder des Bescheids gab bei unsern alten Vorfahren den Richter frei; man konnte ihn erschlagen und wie einen unehrlichen Verbrecher bei den Füssen unter der Thürschwelle durchziehen. &#x201E;Der Oberrichter soll den untern stossen und schlagen bis er Recht thut.&#x201C; (<hi rendition="#i">Grimm, Weisth., I, 511.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wer weit herkommt, der hat gut lügen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Z daleka p&#x0159;i&#x0161;lým snadno Iháti. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 68.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Old men and fair travellers may lie by authority. (<hi rendition="#i">Gaal, 1121.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wie es herkommen ist, so gehets widder dahin, was mit vnrecht gewunnen ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 126; Egenolff, 79<hi rendition="#sup">b</hi>; Petri, II, 790; Gruter, I, 85; Henisch, 1609, 48.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Komm her, ich werd' dich aufheben!</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherz, Spott, wenn jemand (gefahrlos) gefallen ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Komm her und thu mir nichts!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5822.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 'S îs groade wî kum hâr und tû mer nischte.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 441, 425; Gomolcke, 698.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Herkommen</hi> (Subst.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Herkommen weiss niemand, wie es komme.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 316, 36.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Man soll keinem sein schlecht herkommen (oder: eltern) auffrupffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 876, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Nach dem Herkommen eines frommen Mannes und der Heimat eines guten Weines muss man nicht zu streng fragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Niemand weiss des Herkommens Anfang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 316, 36.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Er ist von adelichem (gemeinem, geringem, gutem, hohem, schlechtem, vornehmem) Herkommen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herkunft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Geringe Herkunft schändet nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre at høre sin ringe herkomst, end at høre sin onde forhold. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 307.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ich bin von edler Herkunft, sagte des Thorwächters Sohn, mein Vater hatte die erste Stelle in der Stadt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ich bin von guter Herkunft, sagte der Bettler, mein Vater war ein Drahtzieher.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich ein Bettler, der an den Hausthüren den Draht der Hausklingel zog.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Von bürgerlicher Herkunft wie eine Bauernkartoffel.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hermann.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Slecht wiägh Hiärmen salle haiten; hüi sal ächter de Kaie (Kühe), sag de Biur, bua (da, als) hei sin Kind wol doaipen lèuten.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 256, 49.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Vgl. auch über &#x201E;Hermann&#x201C; <hi rendition="#i">Frommann, V, 351, 8.</hi> Schlechtweg &#x201E;Hermann&#x201C; soll das Kind getauft werden, er (der Knabe) soll hinter die Kühe. Zum Verständniss der (westfälischen) Sprichwörter und Redensarten, in welchen der Name Hermann vorkommt, ist Kenntniss der Bedeutung desselben erforderlich. In Westfalen bezeichnet Héärmen: 1) allgemein: Ausgezeichnetes, Grosses, daher Keärschels-Héärmen = die grösste Blutwurst. 2) Den Cheruskerfürsten Armin, d. i. Haírmin = den grossen (divum). 3) Den Vornamen Hermann, der entstanden sein kann aus Haírman = Hirmin oder aus Hariman. 4) Den Gott des Himmels nach<cb n="534"/>
heidnischer Theologie = Haírmin oder Irmin (s. die westfälische Redensart unter  &#x201E;Herrgott&#x201C;). Man bezeichnet damit 5) auch Gemeines und Verächtliches. &#x201E;Zu Karl's des Grossen Zeiten&#x201C;, sagt <hi rendition="#i">Woeste,</hi> &#x201E;war Hirmin's Bild gewiss ein besudeltes, aber statt es zu waschen und den Leuten zu sagen: &#x203A;So sieht es vernünftig aus; so ist euer Hirmin kein anderer als der unsere, liebe Herren sind sie beide&#x2039;, statt dessen fand man es bequemer, den sächsischen Hirmin in den Koth zu treten und seine Anhänger mit Blutgesetzen zu verfolgen, trotzdem sich doch mit Hirmin Sitten vertrugen, denen gegenüber die Christenheit sich schämen musste&#x201C;. So ist es begreiflich, wie durch die Thätigkeit beschränkter Priester Hirmin's Name zum Ausdrucke des Gemeinen und Verächtlichen (s.  Bummelhermann, womit man auch ein schlechtes Pferd bezeichnet), sogar zur Bezeichnung eines Kothhaufens (Héärmen = excrementum) wurde. Daher auch das obige Sprichwort: Hermann soll der Junge heissen, er soll einen ordinären &#x201E;gemeinen&#x201C; Namen haben, er soll hinter die Kühe. Endlich heisst 6) auch der Ziegenbock so. Es ist daher schon vorgekommen, dass Personen, die den Taufnamen Hermann führten, nicht so genannt sein wollten, weil der Bock so heisse. (Vgl. den Artikel von Woeste über: Héärmen, Armin, Hirman und Irmin bei <hi rendition="#i">Frommann, V, 351, 8.</hi>) In andern Gegenden muss der Name auch als Lockwort gebraucht werden. So heisst es bei <hi rendition="#i">Luther (Werke, VIII, 246):</hi> &#x201E;Wenn ein fremder Hirt den Scheflin ruft, pfeifft oder locket: Hermen, Hermen, so läuffts und fleuchet.&#x201C; Und in der <hi rendition="#i">Hauspostille (261<hi rendition="#sup">d</hi>):</hi> &#x201E;Gleich wie ein Hirte seinem Schaffe zuspricht: Hermigen, Hermigen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Dei héäd Héärmen wuâl in der Ploage.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 351<hi rendition="#sup">d</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So ruft man in Westfalen den Ermüdeten und Rastenden zu. Vgl. althochdeutsch hirmjan = ruhen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Es Héärmen bi di?</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 351<hi rendition="#sup">d</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Frage an Müde und Ruhende.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Hä, du héäs wuàl Héärmen oppen Nacken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 352<hi rendition="#sup">d</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Westfälischer Zuruf au den Trägen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hermelin.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn das Helmli<hi rendition="#sup">1</hi> im Frühling weisse Farben trägt, so schneit's noch mal; erscheint's im Herbst weiss, so schneit's bald.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Das Hermelin = Wiesel, Mustela erminea.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hernehmen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wo hernehmen und nicht stehlen!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ausruf, wenn jemand etwas haben soll und nicht hat.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herodes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Besser Herodes' Schwein als sein Sohn sein.</hi> (<hi rendition="#i">Altröm.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#i">Macrobius</hi> berichtet, dass, als die Nachricht von der Ermordung der bethlehemitischen Kinder, worunterauch, nach apokryphischen Nachrichten, der Sohn des Herodes gewesen sein soll, nach Rom kam, Augustus gesagt habe: Es ist besser Herodes' Schwein als sein Sohn sein; ein Ausspruch, der weiter gesagt, zu Sprichwörtlichkeit gelangte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Herodes' Thaten verdienen Herodes' Strafen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wie die Historici (von König Philipp II. von Spanien) vermelden, er wol fünff oder sechserley Krankheiten zugleich gehabt, und wie geschrieben wird, unter andern auch die Läuskrankheit und dass er so ein hesslichen Gestanck von ihm gegeben, dass niemand umb ihn bleiben könne: Herodis Thaten verdienen Herodis Straffen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Zinkgref, III, 395.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Herodes und Pilatus sind wieder gute Freunde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luc. 23, 12; Schulze, 240; Zaupser, 775; Körte, 2766; Eiselein, 301; Simrock, 4694; Braun, I, 1298.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Herodis og Pilati venskab. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 280.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Herodes ende Pilatus sijn versoent. (<hi rendition="#i">Tunn., 14, 19; Harrebomée, I, 306.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Et facti sunt amici Herodes et Pilatus in ipso die. &#x2013; Sunt duo concordes bene nunc Pilatus, Herodes. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 392.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wenn Herodes erschrickt, so förchtet sich gantz Jerusalem.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 848, 63.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Vnderthanen richten sich nach jhren Herren.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wo Herodes residirt, da kann Christus nicht wohnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Das dank' euch Herodes!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Herodes dank' euch für das Lied.&#x201C; (<hi rendition="#i">Günther.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Einen von Herodes zu Pilatus schicken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Od Herodesa k Pilatovi posýlati. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 17.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Renvoyer de Caïphe à Pilate. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1304.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Iemand van Herodes naar Pilatus zenden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 306.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Mande da Erode a Pilat. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 17.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Er sieht wie Herodes zum Fenster heraus.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 301.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Von Herodes zu Pilatus laufen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1575; Lohrengel, II, 491.</hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[267]/0273] Heringsschwanz. * Er hat mir keinen Heringsschwanz vorgesetzt. Lat.: Ne allii quidem caput (mihi apposuit). (Philippi, II, 8.) Heringsseele. * Es isi eine wahre Heringsseele. – Schöpf, 243. Eine dünne schwächliche Person. Sonst auch: Ein knickriger knauseriger Mensch. Jüd.-deutsch: Das is e Härings-Meschome. (Tendlau, 269.) Herkommen. 1 Es komme her, wo es wölle, der Geitz wil haben seine Fülle. – Milichius, Geitzteuffel, im Theatrum Diabolorum, 335b. Lat.: Bonus odor lucri ex se qualibet. (Theatrum Diabolorum, 335b.) 2 Es kompt nur (mir) her, das ich nicht beger. – Henisch, 245, 49. 3 Komm her, nimm den Gelben und halt's Maul! (Schles.) Von Bestechung. 4 Wer herkommt und Recht begehrt, dem soll Recht bescheien. – Graf, 426, 222. Der Kläger soll gehört werden. Verweigerung des Gehörs oder des Bescheids gab bei unsern alten Vorfahren den Richter frei; man konnte ihn erschlagen und wie einen unehrlichen Verbrecher bei den Füssen unter der Thürschwelle durchziehen. „Der Oberrichter soll den untern stossen und schlagen bis er Recht thut.“ (Grimm, Weisth., I, 511.) 5 Wer weit herkommt, der hat gut lügen. Böhm.: Z daleka přišlým snadno Iháti. (Čelakovsky, 68.) Engl.: Old men and fair travellers may lie by authority. (Gaal, 1121.) 6 Wie es herkommen ist, so gehets widder dahin, was mit vnrecht gewunnen ist. – Agricola I, 126; Egenolff, 79b; Petri, II, 790; Gruter, I, 85; Henisch, 1609, 48. *7 Komm her, ich werd' dich aufheben! (Schles.) Scherz, Spott, wenn jemand (gefahrlos) gefallen ist. *8 Komm her und thu mir nichts! – Simrock, 5822. *9 'S îs groade wî kum hâr und tû mer nischte. (Schles.) – Frommann, III, 441, 425; Gomolcke, 698. Herkommen (Subst.). 1 Das Herkommen weiss niemand, wie es komme. – Lehmann, 316, 36. 2 Man soll keinem sein schlecht herkommen (oder: eltern) auffrupffen. – Henisch, 876, 22. 3 Nach dem Herkommen eines frommen Mannes und der Heimat eines guten Weines muss man nicht zu streng fragen. 4 Niemand weiss des Herkommens Anfang. – Lehmann, 316, 36. *5 Er ist von adelichem (gemeinem, geringem, gutem, hohem, schlechtem, vornehmem) Herkommen. Herkunft. 1 Geringe Herkunft schändet nicht. Dän.: Bedre at høre sin ringe herkomst, end at høre sin onde forhold. (Prov. dan., 307.) 2 Ich bin von edler Herkunft, sagte des Thorwächters Sohn, mein Vater hatte die erste Stelle in der Stadt. 3 Ich bin von guter Herkunft, sagte der Bettler, mein Vater war ein Drahtzieher. Nämlich ein Bettler, der an den Hausthüren den Draht der Hausklingel zog. *4 Von bürgerlicher Herkunft wie eine Bauernkartoffel. Hermann. 1 Slecht wiägh Hiärmen salle haiten; hüi sal ächter de Kaie (Kühe), sag de Biur, bua (da, als) hei sin Kind wol doaipen lèuten. (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 49. Vgl. auch über „Hermann“ Frommann, V, 351, 8. Schlechtweg „Hermann“ soll das Kind getauft werden, er (der Knabe) soll hinter die Kühe. Zum Verständniss der (westfälischen) Sprichwörter und Redensarten, in welchen der Name Hermann vorkommt, ist Kenntniss der Bedeutung desselben erforderlich. In Westfalen bezeichnet Héärmen: 1) allgemein: Ausgezeichnetes, Grosses, daher Keärschels-Héärmen = die grösste Blutwurst. 2) Den Cheruskerfürsten Armin, d. i. Haírmin = den grossen (divum). 3) Den Vornamen Hermann, der entstanden sein kann aus Haírman = Hirmin oder aus Hariman. 4) Den Gott des Himmels nach heidnischer Theologie = Haírmin oder Irmin (s. die westfälische Redensart unter „Herrgott“). Man bezeichnet damit 5) auch Gemeines und Verächtliches. „Zu Karl's des Grossen Zeiten“, sagt Woeste, „war Hirmin's Bild gewiss ein besudeltes, aber statt es zu waschen und den Leuten zu sagen: ›So sieht es vernünftig aus; so ist euer Hirmin kein anderer als der unsere, liebe Herren sind sie beide‹, statt dessen fand man es bequemer, den sächsischen Hirmin in den Koth zu treten und seine Anhänger mit Blutgesetzen zu verfolgen, trotzdem sich doch mit Hirmin Sitten vertrugen, denen gegenüber die Christenheit sich schämen musste“. So ist es begreiflich, wie durch die Thätigkeit beschränkter Priester Hirmin's Name zum Ausdrucke des Gemeinen und Verächtlichen (s. Bummelhermann, womit man auch ein schlechtes Pferd bezeichnet), sogar zur Bezeichnung eines Kothhaufens (Héärmen = excrementum) wurde. Daher auch das obige Sprichwort: Hermann soll der Junge heissen, er soll einen ordinären „gemeinen“ Namen haben, er soll hinter die Kühe. Endlich heisst 6) auch der Ziegenbock so. Es ist daher schon vorgekommen, dass Personen, die den Taufnamen Hermann führten, nicht so genannt sein wollten, weil der Bock so heisse. (Vgl. den Artikel von Woeste über: Héärmen, Armin, Hirman und Irmin bei Frommann, V, 351, 8.) In andern Gegenden muss der Name auch als Lockwort gebraucht werden. So heisst es bei Luther (Werke, VIII, 246): „Wenn ein fremder Hirt den Scheflin ruft, pfeifft oder locket: Hermen, Hermen, so läuffts und fleuchet.“ Und in der Hauspostille (261d): „Gleich wie ein Hirte seinem Schaffe zuspricht: Hermigen, Hermigen.“ *2 Dei héäd Héärmen wuâl in der Ploage. – Frommann, V, 351d. So ruft man in Westfalen den Ermüdeten und Rastenden zu. Vgl. althochdeutsch hirmjan = ruhen. *3 Es Héärmen bi di? – Frommann, V, 351d. Frage an Müde und Ruhende. *4 Hä, du héäs wuàl Héärmen oppen Nacken. – Frommann, V, 352d. Westfälischer Zuruf au den Trägen. Hermelin. Wenn das Helmli1 im Frühling weisse Farben trägt, so schneit's noch mal; erscheint's im Herbst weiss, so schneit's bald. (Luzern.) 1) Das Hermelin = Wiesel, Mustela erminea. Hernehmen. Wo hernehmen und nicht stehlen! Ausruf, wenn jemand etwas haben soll und nicht hat. Herodes. 1 Besser Herodes' Schwein als sein Sohn sein. (Altröm.) Macrobius berichtet, dass, als die Nachricht von der Ermordung der bethlehemitischen Kinder, worunterauch, nach apokryphischen Nachrichten, der Sohn des Herodes gewesen sein soll, nach Rom kam, Augustus gesagt habe: Es ist besser Herodes' Schwein als sein Sohn sein; ein Ausspruch, der weiter gesagt, zu Sprichwörtlichkeit gelangte. 2 Herodes' Thaten verdienen Herodes' Strafen. „Wie die Historici (von König Philipp II. von Spanien) vermelden, er wol fünff oder sechserley Krankheiten zugleich gehabt, und wie geschrieben wird, unter andern auch die Läuskrankheit und dass er so ein hesslichen Gestanck von ihm gegeben, dass niemand umb ihn bleiben könne: Herodis Thaten verdienen Herodis Straffen.“ (Zinkgref, III, 395.) 3 Herodes und Pilatus sind wieder gute Freunde. – Luc. 23, 12; Schulze, 240; Zaupser, 775; Körte, 2766; Eiselein, 301; Simrock, 4694; Braun, I, 1298. Dän.: Herodis og Pilati venskab. (Prov. dan., 280.) Holl.: Herodes ende Pilatus sijn versoent. (Tunn., 14, 19; Harrebomée, I, 306.) Lat.: Et facti sunt amici Herodes et Pilatus in ipso die. – Sunt duo concordes bene nunc Pilatus, Herodes. (Fallersleben, 392.) 4 Wenn Herodes erschrickt, so förchtet sich gantz Jerusalem. – Lehmann, 848, 63. „Die Vnderthanen richten sich nach jhren Herren.“ 5 Wo Herodes residirt, da kann Christus nicht wohnen. *6 Das dank' euch Herodes! „Herodes dank' euch für das Lied.“ (Günther.) *7 Einen von Herodes zu Pilatus schicken. Böhm.: Od Herodesa k Pilatovi posýlati. (Čelakovsky, 17.) Frz.: Renvoyer de Caïphe à Pilate. (Lendroy, 1304.) Holl.: Iemand van Herodes naar Pilatus zenden. (Harrebomée, I, 306.) It.: Mande da Erode a Pilat. (Čelakovsky, 17.) *8 Er sieht wie Herodes zum Fenster heraus. – Eiselein, 301. *9 Von Herodes zu Pilatus laufen. – Frischbier2, 1575; Lohrengel, II, 491.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/273
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [267]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/273>, abgerufen am 29.03.2024.