Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 66 Wie der Hirt, so die Heerde (Rinder). - Ramann, I. Pred., III, 9; Steiger, 338; Tendlau, 397; Parömiakon, 55; Simrock, 4773; Körte, 2871; Braun, I, 1399; Reinsberg III, 61.

Wie sollte es bei der Heerde besser aussehen, wenn ein Hirt derselben, Johann XXIII., vom Concil zu Konstanz schuldig befunden wurde, mit seines Bruders Weib die Ehe gebrochen und an 300 Nonnen entehrt zu haben; wenn ein anderer, Alexander VI., durch Giftmischerei, Incest mit der eigenen Tochter und allen sonstigen Orgien, Unterstützung der Gewalttätigkeiten und Mordthaten seines Sohnes Cäsar Borgia sich unsterblich machte u. s. w. (Vgl. Kirchenglaube und Erfahrung von Rumpf, Stuttgart 1854, S. 86.)

Böhm.: Po vudci vojsko, po pastyri ovce. (Celakovsky, 334.)

Lat.: Qualis rex, talis grex. - Regis ad exemplum totus componitur orbis. (Schulblatt, 465; Oec. rur., 544.)

Ung.: Minö a pasztor olyon a juh. (Gaal, 895.)

67 Wie der Hirt, so sind die schaf, und wie die stürtz, so ist der haff. - Eyering, I, 576; Petri, II, 787.

68 Wo die Hirten sich schlagen, da werden die Schafe gefressen.

69 Wo viel Hirten, da wird übel gehütet. - Sailer, 249.

70 Zwischen dem Hirten und dem Wolf ging das Lamm verloren (zu Grunde).

Gegen lange Verhandlungen und Processe. (S. Hebamme 9.)

*71 Da ist Hirt und Heerde.

Holl.: Dat is de herder met zijne schapen. (Harrebomee, I, 306.)

*72 Der Hirt beräth sich mit dem Ochsen. (Bittburg.) - Boebel, 146.

*73 Der Hirt ist zum Wolf geworden.

*74 En Hitt un en Hierd. (Mecklenburg.) - Frommann, II, 37.

Das Plattdeutsch hat sich hier der Bibelsprache und der Alliteration gefügt; denn für Heerde heisst der mecklenburgische Ausdruck Heod und das hochdeutsche Hirt wird durch "Schäfer" (für Kubhirt z. B. Kuhschäfer) ausgedrückt.

*75 Er hat, wie der hemer Hirt, zwei Stöcke und ein Schwein. (Iserlohn.)

Mehr Anstalten und Hülfsmittel als nöthig.

*76 Es ist ein Hirt, der nicht hütet. - Parömiakon, 4512.

*77 Mier huet da Hüeta rech. - Zaupser.

Mir hütet der Hirt recht, d. i. mir ist alles gleich.

*78 Wie der Hirt im Dorfe zu Gast geht. - Körte, 2879b.

Abwechselnd der Reihe nach, von Haus zu Haus.

*79 Wie sie der Hirt zum Thor 'naus treibt. - Eiselein, 313; Körte, 2879a; Simrock, 4781; Braun, I, 1346.

Alles durcheinander an Alter, Farbe, Grösse und Güte.


Hirtenbrief.

* Er hat einen Hirtenbrief erhalten.

Von einem Beamten, der von einem Vorgesetzen eine schriftliche Lection erhielt.


Hirtenhorn.

Wer nicht ins Hirtenhorn bläst, bekommt auch keine Milch.


Hirtenhütte.

In einer Hirtenhütte können nicht viel Freunde (zur Herberge) seyn. - Lehmann, II, 279, 53.


Hirzefirz.

* Er ist ein rechter Hirzefirz. - Frischbier2, 1628.

Ein scheinbar Vielbeschäftigter, ein Ueberall und Nirgends.


Hissebille.

* 'Ne Hissebille. (Westf.)

Ein dummes, albernes Frauenzimmer. Hisse = Ziege.


Hissebisse.

* 'Ne Hissebisse. (Westf.)

Ein furchtsames leicht erschreckendes Frauenzimmer. Hissebissen, erschrecken, fortlaufen. Bissen = laufen, rennen.


Hissen.

1 Iek hisse di, un du hisses mi, dann siffe van allen Si'en fri. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 69, 109.

*2 He lett sick nich hissen1, nich locken. (Hamburg.)

1) Hetzen. - Es ist nichts mit ihm anzufangen, weil er dumm oder zu eigensinnig ist.


Hist.

1 Das ist nicht hist und nicht hott. (Nürtingen.)

Nicht kalt und nicht warm.

[Spaltenumbruch] 2 Huscht e weg, hott bi-n-i schuldig. (Solothurn.) - Schild, 86, 327.

So sagen die Fuhrleute, die bei einem Wirthshause vorbeifahren wollen, wo sie schuldig sind.


Historie.

1 In Historien findet man alle Lehren lebendig in Lehren und Gesetzen alle Historien todt. - Einfälle, 175.

2 Merck alle Historien alt vnd new, zuletzt hat Bossheit Galgen Reu. - Petri, II, 472.

*3 Ein Historien von allen ehegestern sagen. - Mathesius, Postilla, II, CLXXXVIIa.

*4 Eine fast kurzweilige Historie. - Eiselein, 313.

Ironisch, um etwas sehr Langweiliges zu bezeichnen.


Hitsche.

*1 Einem vollends von der Hitsche herunterhelfen.

Ihn helfen zu Grunde richten, an den Bettelstab bringen. Kritzinger (132b) hat dafür von einer Frau, die ihren Mann um sein Vermögen gebracht hat: Elle l'a mis en chemise.

*2 Er ist herunter von der Hitsche.

Er ist amt-, arbeits-, dienst-, erwerblos.

Frz.: Il est valet a louer. (Kritzinger, 423b.)


Hitte (s. Ziege).

1 An är Hitte1 un an 'n Schwein is nit vill doktern. (Sauerland.)

1) Ziege, in der westlichen Mark: Hippe, Hessen: Hitz. Nach Grimm (Geschichte der deutschen Sprache, I, 36) soll Hitte das im Umlaut verschobene Kitti sein. Hippe tritt dafür nach einem nicht seltenen Mutenwechsel ein. (Vgl. ferner über die Ziege und ihre Namen Frommann, III, 262, 63 u. 463, 6, IV, 311, 4.)

2 Bei 'ner Hitte mo me ümmer 't Mess öwer der Dör hangen hewwen. (Sauerland.)

3 Wat de Hitte fär hat, dat frittet se gären. (Sauerland.)

*4 Hei frittet mit der Hitte tut der Räupe. (Sauerland.)


Hittenbock.

Aet genk, äs mit de siewen Hittenböcke: eine verleit sick opp'n annern, un de Hitte bleiw güste. (Sauerland.)


Hitze.

1 Auf grosse Hitze grosse Kälte.

In der Natur so oft wie in der Liebe.

2 Auf Hitz' und Regen folgt Gottes Segen. - Parömiakon, 2092.

3 Das hat a Hitz, hat's Mensch g'sagt, hat an halbaten1 Tanz kriegt. (Oberösterreich.)

1) Sie hat einen halben Tanz gekriegt.

4 Das hat Hitze, sagte Elias, als er auf dem feurigen Wagen sass, aber es geht zum Himmel. (S. Tag.) - Hoefer, 254.

5 De Hitte bringet de Witte (Weisse) auf der Bleiche. (Hannover.) - Schambach, I, 346; für die Grafschaft Mark: Woeste, 69, 110.

Rath der Hausfrauen, beim Waschen nicht zu sparen und stets heisses Wasser zu haben, um die Wäsche weiss zu erhalten.

6 De Hitte geit met den Rake up. (Göttingen.)

Die Hitze verfliegt mit dem Rauch. Das erworbene Geld wird sogleich wieder ausgegeben, sodass nichts übrigbleibt.

7 Die Hitz gehet endlich mit dem Rauch auff. - Petri, II, 32.

8 Die Hitze des Bades kennt niemand, als wer darin gewesen ist.

9 Eine Hitze vertreibt die andere. - Frischbier2, 1629.

10 Es mnss doch eine Hitze sein, weren die Kolen noch so thewer. - Theatrum Diabolorum, 226b.

11 Grosse Hitz vnd kälte leidet sich nicht bey einander ohn schaden. - Petri, II, 359.

12 Grosse Hitze, harte Krume.

Vom Brotbacken entlehnt. Wen eine Menge harter Schicksale treffen, der wird selbst abgehärtet.

13 Hitz im Rath, eyl in der That geberen nichts dann schad. - Lehmann, 61, 14; Simrock, 8088.

14 Hitz' ist kein Witz.

15 Hitz' macht Witz, und Witz macht Hitz'. - Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 57.

16 Hitz' um Sanct-Dominicus (4. August) ein strenger Winter folgen muss.

17 Hitze mot Hitze verdriben. (Oldenburg.) - Goldschmidt, II, 54.

[Spaltenumbruch] 66 Wie der Hirt, so die Heerde (Rinder).Ramann, I. Pred., III, 9; Steiger, 338; Tendlau, 397; Parömiakon, 55; Simrock, 4773; Körte, 2871; Braun, I, 1399; Reinsberg III, 61.

Wie sollte es bei der Heerde besser aussehen, wenn ein Hirt derselben, Johann XXIII., vom Concil zu Konstanz schuldig befunden wurde, mit seines Bruders Weib die Ehe gebrochen und an 300 Nonnen entehrt zu haben; wenn ein anderer, Alexander VI., durch Giftmischerei, Incest mit der eigenen Tochter und allen sonstigen Orgien, Unterstützung der Gewalttätigkeiten und Mordthaten seines Sohnes Cäsar Borgia sich unsterblich machte u. s. w. (Vgl. Kirchenglaube und Erfahrung von Rumpf, Stuttgart 1854, S. 86.)

Böhm.: Po vůdci vojsko, po pastýři ovce. (Čelakovsky, 334.)

Lat.: Qualis rex, talis grex. – Regis ad exemplum totus componitur orbis. (Schulblatt, 465; Oec. rur., 544.)

Ung.: Minö a pásztor olyon a juh. (Gaal, 895.)

67 Wie der Hirt, so sind die schaf, und wie die stürtz, so ist der haff.Eyering, I, 576; Petri, II, 787.

68 Wo die Hirten sich schlagen, da werden die Schafe gefressen.

69 Wo viel Hirten, da wird übel gehütet.Sailer, 249.

70 Zwischen dem Hirten und dem Wolf ging das Lamm verloren (zu Grunde).

Gegen lange Verhandlungen und Processe. (S. Hebamme 9.)

*71 Da ist Hirt und Heerde.

Holl.: Dat is de herder met zijne schapen. (Harrebomée, I, 306.)

*72 Der Hirt beräth sich mit dem Ochsen. (Bittburg.) – Boebel, 146.

*73 Der Hirt ist zum Wolf geworden.

*74 En Hitt un ên Hièrd. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 37.

Das Plattdeutsch hat sich hier der Bibelsprache und der Alliteration gefügt; denn für Heerde heisst der mecklenburgische Ausdruck Heod und das hochdeutsche Hirt wird durch „Schäfer“ (für Kubhirt z. B. Kuhschäfer) ausgedrückt.

*75 Er hat, wie der hemer Hirt, zwei Stöcke und ein Schwein. (Iserlohn.)

Mehr Anstalten und Hülfsmittel als nöthig.

*76 Es ist ein Hirt, der nicht hütet.Parömiakon, 4512.

*77 Mier huet da Hüeta rech.Zaupser.

Mir hütet der Hirt recht, d. i. mir ist alles gleich.

*78 Wie der Hirt im Dorfe zu Gast geht.Körte, 2879b.

Abwechselnd der Reihe nach, von Haus zu Haus.

*79 Wie sie der Hirt zum Thor 'naus treibt.Eiselein, 313; Körte, 2879a; Simrock, 4781; Braun, I, 1346.

Alles durcheinander an Alter, Farbe, Grösse und Güte.


Hirtenbrief.

* Er hat einen Hirtenbrief erhalten.

Von einem Beamten, der von einem Vorgesetzen eine schriftliche Lection erhielt.


Hirtenhorn.

Wer nicht ins Hirtenhorn bläst, bekommt auch keine Milch.


Hirtenhütte.

In einer Hirtenhütte können nicht viel Freunde (zur Herberge) seyn.Lehmann, II, 279, 53.


Hirzefirz.

* Er ist ein rechter Hirzefirz.Frischbier2, 1628.

Ein scheinbar Vielbeschäftigter, ein Ueberall und Nirgends.


Hissebille.

* 'Ne Hissebille. (Westf.)

Ein dummes, albernes Frauenzimmer. Hisse = Ziege.


Hissebisse.

* 'Ne Hissebisse. (Westf.)

Ein furchtsames leicht erschreckendes Frauenzimmer. Hissebissen, erschrecken, fortlaufen. Bissen = laufen, rennen.


Hissen.

1 Iek hisse di, un du hisses mi, dann siffe van allen Si'en fri. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 69, 109.

*2 He lett sick nich hissen1, nich locken. (Hamburg.)

1) Hetzen. – Es ist nichts mit ihm anzufangen, weil er dumm oder zu eigensinnig ist.


Hist.

1 Das ist nicht hist und nicht hott. (Nürtingen.)

Nicht kalt und nicht warm.

[Spaltenumbruch] 2 Huscht e weg, hott bi-n-i schuldig. (Solothurn.) – Schild, 86, 327.

So sagen die Fuhrleute, die bei einem Wirthshause vorbeifahren wollen, wo sie schuldig sind.


Historie.

1 In Historien findet man alle Lehren lebendig in Lehren und Gesetzen alle Historien todt.Einfälle, 175.

2 Merck alle Historien alt vnd new, zuletzt hat Bossheit Galgen Reu.Petri, II, 472.

*3 Ein Historien von allen ehegestern sagen.Mathesius, Postilla, II, CLXXXVIIa.

*4 Eine fast kurzweilige Historie.Eiselein, 313.

Ironisch, um etwas sehr Langweiliges zu bezeichnen.


Hitsche.

*1 Einem vollends von der Hitsche herunterhelfen.

Ihn helfen zu Grunde richten, an den Bettelstab bringen. Kritzinger (132b) hat dafür von einer Frau, die ihren Mann um sein Vermögen gebracht hat: Elle l'a mis en chemise.

*2 Er ist herunter von der Hitsche.

Er ist amt-, arbeits-, dienst-, erwerblos.

Frz.: Il est valet à louer. (Kritzinger, 423b.)


Hitte (s. Ziege).

1 An är Hitte1 un an 'n Schwein is nit vill doktern. (Sauerland.)

1) Ziege, in der westlichen Mark: Hippe, Hessen: Hitz. Nach Grimm (Geschichte der deutschen Sprache, I, 36) soll Hitte das im Umlaut verschobene Kitti sein. Hippe tritt dafür nach einem nicht seltenen Mutenwechsel ein. (Vgl. ferner über die Ziege und ihre Namen Frommann, III, 262, 63 u. 463, 6, IV, 311, 4.)

2 Béi 'ner Hitte mo me ümmer 't Mess öwer der Dör hangen hewwen. (Sauerland.)

3 Wat de Hitte fär hat, dat frittet se gären. (Sauerland.)

*4 Hei frittet mit der Hitte tut der Räupe. (Sauerland.)


Hittenbock.

Aet genk, äs mit de siewen Hittenböcke: eine verleit sick opp'n annern, un de Hitte bléiw güste. (Sauerland.)


Hitze.

1 Auf grosse Hitze grosse Kälte.

In der Natur so oft wie in der Liebe.

2 Auf Hitz' und Regen folgt Gottes Segen.Parömiakon, 2092.

3 Das hat a Hitz, hat's Mensch g'sagt, hat an halbaten1 Tanz kriegt. (Oberösterreich.)

1) Sie hat einen halben Tanz gekriegt.

4 Das hat Hitze, sagte Elias, als er auf dem feurigen Wagen sass, aber es geht zum Himmel. (S. Tag.) – Hoefer, 254.

5 De Hitte bringet de Witte (Weisse) auf der Bleiche. (Hannover.) – Schambach, I, 346; für die Grafschaft Mark: Woeste, 69, 110.

Rath der Hausfrauen, beim Waschen nicht zu sparen und stets heisses Wasser zu haben, um die Wäsche weiss zu erhalten.

6 De Hitte geit met den Rake up. (Göttingen.)

Die Hitze verfliegt mit dem Rauch. Das erworbene Geld wird sogleich wieder ausgegeben, sodass nichts übrigbleibt.

7 Die Hitz gehet endlich mit dem Rauch auff.Petri, II, 32.

8 Die Hitze des Bades kennt niemand, als wer darin gewesen ist.

9 Eine Hitze vertreibt die andere.Frischbier2, 1629.

10 Es mnss doch eine Hitze sein, weren die Kolen noch so thewer.Theatrum Diabolorum, 226b.

11 Grosse Hitz vnd kälte leidet sich nicht bey einander ohn schaden.Petri, II, 359.

12 Grosse Hitze, harte Krume.

Vom Brotbacken entlehnt. Wen eine Menge harter Schicksale treffen, der wird selbst abgehärtet.

13 Hitz im Rath, eyl in der That geberen nichts dann schad.Lehmann, 61, 14; Simrock, 8088.

14 Hitz' ist kein Witz.

15 Hitz' macht Witz, und Witz macht Hitz'.Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 57.

16 Hitz' um Sanct-Dominicus (4. August) ein strenger Winter folgen muss.

17 Hitze môt Hitze verdriben. (Oldenburg.) – Goldschmidt, II, 54.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0349" n="[343]"/><cb n="685"/>
66 Wie der Hirt, so die Heerde (Rinder).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Ramann, I. Pred., III, 9; Steiger, 338; Tendlau, 397; Parömiakon, 55; Simrock, 4773; Körte, 2871; Braun, I, 1399; Reinsberg III, 61.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie sollte es bei der Heerde besser aussehen, wenn ein Hirt derselben, Johann XXIII., vom Concil zu Konstanz schuldig befunden wurde, mit seines Bruders Weib die Ehe gebrochen und an 300 Nonnen entehrt zu haben; wenn ein anderer, Alexander VI., durch Giftmischerei, Incest mit der eigenen Tochter und allen sonstigen Orgien, Unterstützung der Gewalttätigkeiten und Mordthaten seines Sohnes Cäsar Borgia sich unsterblich machte u. s. w. (Vgl. Kirchenglaube und Erfahrung von <hi rendition="#i">Rumpf, Stuttgart 1854, S. 86.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Po v&#x016F;dci vojsko, po pastý&#x0159;i ovce. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovsky, 334.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qualis rex, talis grex. &#x2013; Regis ad exemplum totus componitur orbis. (<hi rendition="#i">Schulblatt, 465; Oec. rur., 544.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Minö a pásztor olyon a juh. (<hi rendition="#i">Gaal, 895.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">67 Wie der Hirt, so sind die schaf, und wie die stürtz, so ist der haff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, I, 576; Petri, II, 787.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">68 Wo die Hirten sich schlagen, da werden die Schafe gefressen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">69 Wo viel Hirten, da wird übel gehütet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 249.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">70 Zwischen dem Hirten und dem Wolf ging das Lamm verloren (zu Grunde).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Gegen lange Verhandlungen und Processe. (S.  Hebamme 9.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*71 Da ist Hirt und Heerde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is de herder met zijne schapen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 306.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*72 Der Hirt beräth sich mit dem Ochsen.</hi> (<hi rendition="#i">Bittburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 146.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*73 Der Hirt ist zum Wolf geworden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*74 En Hitt un ên Hièrd.</hi> (<hi rendition="#i">Mecklenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, II, 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Plattdeutsch hat sich hier der Bibelsprache und der Alliteration gefügt; denn für Heerde heisst der mecklenburgische Ausdruck Heod und das hochdeutsche Hirt wird durch &#x201E;Schäfer&#x201C; (für Kubhirt z. B. Kuhschäfer) ausgedrückt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*75 Er hat, wie der hemer Hirt, zwei Stöcke und ein Schwein.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Mehr Anstalten und Hülfsmittel als nöthig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*76 Es ist ein Hirt, der nicht hütet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 4512.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*77 Mier huet da Hüeta rech.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zaupser.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mir hütet der Hirt recht, d. i. mir ist alles gleich.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*78 Wie der Hirt im Dorfe zu Gast geht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2879<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Abwechselnd der Reihe nach, von Haus zu Haus.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*79 Wie sie der Hirt zum Thor 'naus treibt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 313; Körte, 2879<hi rendition="#sup">a</hi>; Simrock, 4781; Braun, I, 1346.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Alles durcheinander an Alter, Farbe, Grösse und Güte.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hirtenbrief.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er hat einen Hirtenbrief erhalten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Beamten, der von einem Vorgesetzen eine schriftliche Lection erhielt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hirtenhorn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer nicht ins Hirtenhorn bläst, bekommt auch keine Milch.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hirtenhütte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">In einer Hirtenhütte können nicht viel Freunde (zur Herberge) seyn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 279, 53.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hirzefirz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein rechter Hirzefirz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1628.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein scheinbar Vielbeschäftigter, ein Ueberall und Nirgends.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hissebille.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* 'Ne Hissebille.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein dummes, albernes Frauenzimmer. Hisse = Ziege.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hissebisse.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* 'Ne Hissebisse.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein furchtsames leicht erschreckendes Frauenzimmer. Hissebissen, erschrecken, fortlaufen. Bissen = laufen, rennen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hissen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Iek hisse di, un du hisses mi, dann siffe van allen Si'en fri.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 69, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 He lett sick nich hissen<hi rendition="#sup">1</hi>, nich locken.</hi> (<hi rendition="#i">Hamburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Hetzen. &#x2013; Es ist nichts mit ihm anzufangen, weil er dumm oder zu eigensinnig ist.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hist.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das ist nicht hist und nicht hott.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Nicht kalt und nicht warm.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="686"/>
2 Huscht e weg, hott bi-n-i schuldig.</hi> (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schild, 86, 327.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So sagen die Fuhrleute, die bei einem Wirthshause vorbeifahren wollen, wo sie schuldig sind.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Historie.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 In Historien findet man alle Lehren lebendig in Lehren und Gesetzen alle Historien todt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Einfälle, 175.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Merck alle Historien alt vnd new, zuletzt hat Bossheit Galgen Reu.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 472.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Ein Historien von allen ehegestern sagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesius, Postilla, II, CLXXXVII<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Eine fast kurzweilige Historie.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 313.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironisch, um etwas sehr Langweiliges zu bezeichnen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hitsche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Einem vollends von der Hitsche herunterhelfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ihn helfen zu Grunde richten, an den Bettelstab bringen. <hi rendition="#i">Kritzinger</hi> (132<hi rendition="#sup">b</hi>) hat dafür von einer Frau, die ihren Mann um sein Vermögen gebracht hat: Elle l'a mis en chemise.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist herunter von der Hitsche.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist amt-, arbeits-, dienst-, erwerblos.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il est valet à louer. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 423<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Hitte</hi> (s.  Ziege).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 An är Hitte<hi rendition="#sup">1</hi> un an 'n Schwein is nit vill doktern.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ziege, in der westlichen Mark: Hippe, Hessen: Hitz. Nach <hi rendition="#i">Grimm</hi> (<hi rendition="#i">Geschichte der deutschen Sprache, I,</hi> 36) soll Hitte das im Umlaut verschobene Kitti sein. Hippe tritt dafür nach einem nicht seltenen Mutenwechsel ein. (Vgl. ferner über die Ziege und ihre Namen <hi rendition="#i">Frommann, III, 262, 63 u. 463, 6, IV, 311, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Béi 'ner Hitte mo me ümmer 't Mess öwer der Dör hangen hewwen.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wat de Hitte fär hat, dat frittet se gären.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Hei frittet mit der Hitte tut der Räupe.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hittenbock.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Aet genk, äs mit de siewen Hittenböcke: eine verleit sick opp'n annern, un de Hitte bléiw güste.</hi> (<hi rendition="#i">Sauerland.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Hitze.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Auf grosse Hitze grosse Kälte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In der Natur so oft wie in der Liebe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Auf Hitz' und Regen folgt Gottes Segen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2092.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Das hat a Hitz, hat's Mensch g'sagt, hat an halbaten<hi rendition="#sup">1</hi> Tanz kriegt.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Sie hat einen halben Tanz gekriegt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Das hat Hitze, sagte Elias, als er auf dem feurigen Wagen sass, aber es geht zum Himmel.</hi> (S.  Tag.) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 254.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 De Hitte bringet de Witte (Weisse) auf der Bleiche.</hi> (<hi rendition="#i">Hannover.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, I, 346;</hi> für die Grafschaft Mark: <hi rendition="#i">Woeste, 69, 110.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Rath der Hausfrauen, beim Waschen nicht zu sparen und stets heisses Wasser zu haben, um die Wäsche weiss zu erhalten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 De Hitte geit met den Rake up.</hi> (<hi rendition="#i">Göttingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Hitze verfliegt mit dem Rauch. Das erworbene Geld wird sogleich wieder ausgegeben, sodass nichts übrigbleibt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Die Hitz gehet endlich mit dem Rauch auff.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 32.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Die Hitze des Bades kennt niemand, als wer darin gewesen ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Eine Hitze vertreibt die andere.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1629.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Es mnss doch eine Hitze sein, weren die Kolen noch so thewer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Theatrum Diabolorum, 226<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Grosse Hitz vnd kälte leidet sich nicht bey einander ohn schaden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 359.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Grosse Hitze, harte Krume.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Vom Brotbacken entlehnt. Wen eine Menge harter Schicksale treffen, der wird selbst abgehärtet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Hitz im Rath, eyl in der That geberen nichts dann schad.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 61, 14; Simrock, 8088.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Hitz' ist kein Witz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Hitz' macht Witz, und Witz macht Hitz'.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 57.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Hitz' um Sanct-Dominicus (4. August) ein strenger Winter folgen muss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Hitze môt Hitze verdriben.</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Goldschmidt, II, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[343]/0349] 66 Wie der Hirt, so die Heerde (Rinder). – Ramann, I. Pred., III, 9; Steiger, 338; Tendlau, 397; Parömiakon, 55; Simrock, 4773; Körte, 2871; Braun, I, 1399; Reinsberg III, 61. Wie sollte es bei der Heerde besser aussehen, wenn ein Hirt derselben, Johann XXIII., vom Concil zu Konstanz schuldig befunden wurde, mit seines Bruders Weib die Ehe gebrochen und an 300 Nonnen entehrt zu haben; wenn ein anderer, Alexander VI., durch Giftmischerei, Incest mit der eigenen Tochter und allen sonstigen Orgien, Unterstützung der Gewalttätigkeiten und Mordthaten seines Sohnes Cäsar Borgia sich unsterblich machte u. s. w. (Vgl. Kirchenglaube und Erfahrung von Rumpf, Stuttgart 1854, S. 86.) Böhm.: Po vůdci vojsko, po pastýři ovce. (Čelakovsky, 334.) Lat.: Qualis rex, talis grex. – Regis ad exemplum totus componitur orbis. (Schulblatt, 465; Oec. rur., 544.) Ung.: Minö a pásztor olyon a juh. (Gaal, 895.) 67 Wie der Hirt, so sind die schaf, und wie die stürtz, so ist der haff. – Eyering, I, 576; Petri, II, 787. 68 Wo die Hirten sich schlagen, da werden die Schafe gefressen. 69 Wo viel Hirten, da wird übel gehütet. – Sailer, 249. 70 Zwischen dem Hirten und dem Wolf ging das Lamm verloren (zu Grunde). Gegen lange Verhandlungen und Processe. (S. Hebamme 9.) *71 Da ist Hirt und Heerde. Holl.: Dat is de herder met zijne schapen. (Harrebomée, I, 306.) *72 Der Hirt beräth sich mit dem Ochsen. (Bittburg.) – Boebel, 146. *73 Der Hirt ist zum Wolf geworden. *74 En Hitt un ên Hièrd. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 37. Das Plattdeutsch hat sich hier der Bibelsprache und der Alliteration gefügt; denn für Heerde heisst der mecklenburgische Ausdruck Heod und das hochdeutsche Hirt wird durch „Schäfer“ (für Kubhirt z. B. Kuhschäfer) ausgedrückt. *75 Er hat, wie der hemer Hirt, zwei Stöcke und ein Schwein. (Iserlohn.) Mehr Anstalten und Hülfsmittel als nöthig. *76 Es ist ein Hirt, der nicht hütet. – Parömiakon, 4512. *77 Mier huet da Hüeta rech. – Zaupser. Mir hütet der Hirt recht, d. i. mir ist alles gleich. *78 Wie der Hirt im Dorfe zu Gast geht. – Körte, 2879b. Abwechselnd der Reihe nach, von Haus zu Haus. *79 Wie sie der Hirt zum Thor 'naus treibt. – Eiselein, 313; Körte, 2879a; Simrock, 4781; Braun, I, 1346. Alles durcheinander an Alter, Farbe, Grösse und Güte. Hirtenbrief. * Er hat einen Hirtenbrief erhalten. Von einem Beamten, der von einem Vorgesetzen eine schriftliche Lection erhielt. Hirtenhorn. Wer nicht ins Hirtenhorn bläst, bekommt auch keine Milch. Hirtenhütte. In einer Hirtenhütte können nicht viel Freunde (zur Herberge) seyn. – Lehmann, II, 279, 53. Hirzefirz. * Er ist ein rechter Hirzefirz. – Frischbier2, 1628. Ein scheinbar Vielbeschäftigter, ein Ueberall und Nirgends. Hissebille. * 'Ne Hissebille. (Westf.) Ein dummes, albernes Frauenzimmer. Hisse = Ziege. Hissebisse. * 'Ne Hissebisse. (Westf.) Ein furchtsames leicht erschreckendes Frauenzimmer. Hissebissen, erschrecken, fortlaufen. Bissen = laufen, rennen. Hissen. 1 Iek hisse di, un du hisses mi, dann siffe van allen Si'en fri. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 69, 109. *2 He lett sick nich hissen1, nich locken. (Hamburg.) 1) Hetzen. – Es ist nichts mit ihm anzufangen, weil er dumm oder zu eigensinnig ist. Hist. 1 Das ist nicht hist und nicht hott. (Nürtingen.) Nicht kalt und nicht warm. 2 Huscht e weg, hott bi-n-i schuldig. (Solothurn.) – Schild, 86, 327. So sagen die Fuhrleute, die bei einem Wirthshause vorbeifahren wollen, wo sie schuldig sind. Historie. 1 In Historien findet man alle Lehren lebendig in Lehren und Gesetzen alle Historien todt. – Einfälle, 175. 2 Merck alle Historien alt vnd new, zuletzt hat Bossheit Galgen Reu. – Petri, II, 472. *3 Ein Historien von allen ehegestern sagen. – Mathesius, Postilla, II, CLXXXVIIa. *4 Eine fast kurzweilige Historie. – Eiselein, 313. Ironisch, um etwas sehr Langweiliges zu bezeichnen. Hitsche. *1 Einem vollends von der Hitsche herunterhelfen. Ihn helfen zu Grunde richten, an den Bettelstab bringen. Kritzinger (132b) hat dafür von einer Frau, die ihren Mann um sein Vermögen gebracht hat: Elle l'a mis en chemise. *2 Er ist herunter von der Hitsche. Er ist amt-, arbeits-, dienst-, erwerblos. Frz.: Il est valet à louer. (Kritzinger, 423b.) Hitte (s. Ziege). 1 An är Hitte1 un an 'n Schwein is nit vill doktern. (Sauerland.) 1) Ziege, in der westlichen Mark: Hippe, Hessen: Hitz. Nach Grimm (Geschichte der deutschen Sprache, I, 36) soll Hitte das im Umlaut verschobene Kitti sein. Hippe tritt dafür nach einem nicht seltenen Mutenwechsel ein. (Vgl. ferner über die Ziege und ihre Namen Frommann, III, 262, 63 u. 463, 6, IV, 311, 4.) 2 Béi 'ner Hitte mo me ümmer 't Mess öwer der Dör hangen hewwen. (Sauerland.) 3 Wat de Hitte fär hat, dat frittet se gären. (Sauerland.) *4 Hei frittet mit der Hitte tut der Räupe. (Sauerland.) Hittenbock. Aet genk, äs mit de siewen Hittenböcke: eine verleit sick opp'n annern, un de Hitte bléiw güste. (Sauerland.) Hitze. 1 Auf grosse Hitze grosse Kälte. In der Natur so oft wie in der Liebe. 2 Auf Hitz' und Regen folgt Gottes Segen. – Parömiakon, 2092. 3 Das hat a Hitz, hat's Mensch g'sagt, hat an halbaten1 Tanz kriegt. (Oberösterreich.) 1) Sie hat einen halben Tanz gekriegt. 4 Das hat Hitze, sagte Elias, als er auf dem feurigen Wagen sass, aber es geht zum Himmel. (S. Tag.) – Hoefer, 254. 5 De Hitte bringet de Witte (Weisse) auf der Bleiche. (Hannover.) – Schambach, I, 346; für die Grafschaft Mark: Woeste, 69, 110. Rath der Hausfrauen, beim Waschen nicht zu sparen und stets heisses Wasser zu haben, um die Wäsche weiss zu erhalten. 6 De Hitte geit met den Rake up. (Göttingen.) Die Hitze verfliegt mit dem Rauch. Das erworbene Geld wird sogleich wieder ausgegeben, sodass nichts übrigbleibt. 7 Die Hitz gehet endlich mit dem Rauch auff. – Petri, II, 32. 8 Die Hitze des Bades kennt niemand, als wer darin gewesen ist. 9 Eine Hitze vertreibt die andere. – Frischbier2, 1629. 10 Es mnss doch eine Hitze sein, weren die Kolen noch so thewer. – Theatrum Diabolorum, 226b. 11 Grosse Hitz vnd kälte leidet sich nicht bey einander ohn schaden. – Petri, II, 359. 12 Grosse Hitze, harte Krume. Vom Brotbacken entlehnt. Wen eine Menge harter Schicksale treffen, der wird selbst abgehärtet. 13 Hitz im Rath, eyl in der That geberen nichts dann schad. – Lehmann, 61, 14; Simrock, 8088. 14 Hitz' ist kein Witz. 15 Hitz' macht Witz, und Witz macht Hitz'. – Gruter, III, 50; Lehmann, II, 256, 57. 16 Hitz' um Sanct-Dominicus (4. August) ein strenger Winter folgen muss. 17 Hitze môt Hitze verdriben. (Oldenburg.) – Goldschmidt, II, 54.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/349
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [343]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/349>, abgerufen am 18.04.2024.