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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Migwater.

* Dat Meigwater steit em jümmer in de Ogen. - Eichwald, 1426.


Mik.

* He hett en Mik up en. (Holst.) - Schütze, III, 100.

Er hat einen geheimen Groll gegen ihn.


Milären.

Meilären et sülwest gären. - Schambach, II, 311.

Der Sinn des Sprichworts ist: Der beim Essen blöde thut, isst selbst gern. Es wird auf diejenigen angewandt, die gern annehmen, wenn man sie nur noch mehr nöthigte; aber über das Wort Milären kann Schambach, in dessen Gegend das Sprichwort vorkommt, keinen Aufschluss geben.


Milbe.

1 Wenn die Milben das Salz fressen wollen, muss man sie mit Mauleselmilch besprengen.

Dies Sprichwort ist auf Geiler von Kaisersberg's Predigt von den Gewalt- oder Gross Hans Narren zurückzuführen. In einer Abtheilung seiner Predigt geiselt er die Rathsherren. "Es sind etlich, die gehn offt zu raht, vnnd haben ein gross hin vnd wider lauffen, also, das man vermeint sie haben grosse und wichtige Hendel zu verrichten. Solchen Narren geschiht gleich als diesen, so sich lang berathschlagen, wie sie möchten die Würm vertreiben, das sie nit im salz wüchsen. In einer Statt hatten sich viel junge zusammen verbunden, das sie wolten die alten in Raht vmbbringen, damit sie auch Herrn würden, was sie auch vollbrachten. Die nechsten Stett erdachten eine List wider die Ginaffen vnd schickten zu jhnen vnd liessen sie vmb Rahts fragen wie denn zu thun sei, dass keine würm im saltz wüchsen. Als sie sich nun darüber offt vnnd dick berathschlagten, was sie jn sollen für eine antwort geben, kondten sie nichts erdenken. Derwegen läuteten sie offtmals in den Raht. Ein Alter fragt seinen Sohn darüber. Da zeigt der Sohn dem Vater den Handel an. Ach, sprach der Vatter, merket jhr Jungen Rahtsherrn nicht, das man euch vexirt vnnd verspottet? Denn mit dem Salz vertreibt man die würm. Derhalben gebt jn zu antwort, sie sollen das Saltz mit Maulesel Milch besprengen; die Maulesel aber haben keine Milch. Schaw, solch Rahtschlag haben bissweilen die gewaltigen." (Einfälle, 239; Kloster, I, 476.)

*2 Die Milben mit Salz füttern.

Was sie gar nicht fressen.

*3 Er möchte jeder Milbe Reitstiefeln anlegen. - Körte, 4246c.

"Sie kan ohn mich einer Milbe ein paar Reutstieffel anmachen." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 216.)


Milch.

1 Auf eine kalte milch gehört ein trunk Bier oder Wein. - Henisch, 374, 3; Petri, II, 24.

2 Auf süsse Milch gehören keine sauern Bohnen.

3 Aus schlechter Milch werden keine guten Molken.

Böhm.: Kdyz mleko za nic nestalo, jakze syrovatka? (Celakovsky, 308.)

4 Besser man esse die Milch als die Kuh, vnd die Trauben als die Stöck. - Gruter, III, 10.

Schonung des Kapitals. " ... Jedoch ist's besser, jhr esst die Milch, als die Kuh; dann ässen jhr die Reben, so trincken wir nie." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 284.)

Dän.: Bedre at aede melken end koen. (Prov. dan., 55.)

Frz.: Il vaut mieux boire le lait que manger la vache.

5 De Melk balget wal, man se talget nicht. (Lippe.) - Firmenich, I, 270; Simrock, 7017.

Die Milch macht wol einen Balg, einen dicken Leib, aber sie gibt keinen Talg, kein Fett, keine Kraft.

6 Dicke Melk maket det Harte welk. - Schambach, II, 106.

Geronnene Milch macht das Herz welk. Das Volk nimmt an, dass der Genuss dieser Milch eine Erschlaffung des ganzen Körpers zur Folge habe, aus diesem Grunde verwirft man sie und zieht sich Speck (s. d.) vor, der bessere Kräfte gibt. Die Abneigung gegen den Genuss der Milch wird in mehrern Sprichwörtern und an verschiedenen Orten ausgesprochen.

7 Dicke Mialk un söte (süsse) giewet schwanke Föte1, Plundermialk2 un Wacken3 giewet stiefe Hacken4*. (Bielefeld.) - Firmenich, I, 282, 16.

1) Schnelle und flinke Füsse.

2) Geronnene Milch.

3) Milchwasser.

4) Steife Fersen.

8 Die Milch allein thut's nicht, man braucht auch Brot zum Einbrocken. - Altmann VI, 596.

9 Die Milch ist im Euter, eh's Kalb geboren wird.

In Aegypten sagt man: Noch ehe das Füllen geboren wird, hat Allah das Euter der Stute mit Milch gefüllt.

10 Die Milch muss man für Katzen bewaren, sagt Markolfus. - Lehmann, 149, 143.

[Spaltenumbruch] 11 Ein gereichter Löffel Milch stärkt mehr als ein verheissener Rinderbraten.

Die Finnen: Der gereichte Milchtrank einer (Renthier-) Kuh sättigt mehr als versprochener Braten.

12 Ein Milch ist der andern gleich. - Henisch, 1645, 70; Petri, II, 215.

13 Ein Schluck Milch, den man reicht, ist besser als eine Kuh, die man verspricht.

14 Es ist theure Milch, die Fürstenkinder trinken.

Die Russen: Die Milch, die ein Fürstenkind saugt, ist theuerer als alle andere Milch im Lande. (Altmann VI, 489.)

15 Es kompt keine Milch von Hofe, es ist denn eine Maus darinnen ersoffen. - Latendorf II, 122; Simrock, 7019.

16 Es wird nicht jede Milch zu Butter geschlagen. - Altmann VI, 481.

17 Gemolkene Milch kehrt nicht ins Euter zurück.

Ausgesprochenes Wort lässt sich nicht mehr unausgesprochen machen.

18 Gestohlene Milch frisst des Nachbars Hund.

19 Ich erschrak, weil ich glaubte, die Milch sei vergossen, sagte der Hirt; aber Gott sei Dank, das ist nicht, es ist blos mein Vater gestorben. (Bask.)

20 Ich komme der Milch wegen, aber nicht, um die Kühe zu zählen. (Surinam.)

Ich will geniessen, aber nicht arbeiten; oder: ich will bei der Sache bleiben, alles andere geht mich nichts an.

21 In der Milch ein Frost und in der Blüt' ein Sturm, das thut der Saat so weh wie einer Nuss der Wurm. (Herford.) - Boebel, 134.

22 Keine Milch auf die Fisch', sondern eine Nuss erwisch'.

23 Man muss die Milch so lang stossen, biss Butter darauss wird. - Lehmann, 22, 15.

24 Man muss die Milch verdecken, soll der Hund nicht davon lecken.

Böhm.: Nechranene mleko i psi loci. (Celakovsky, 144.)

Kroat.: Pusto mleko i psi locu. (Celakovsky, 144.)

25 Man muss die Milch von der Leber schweifen.

Nach dem Genuss von Milch wird Wassertrinken als gesund empfohlen.

Böhm.: Splakje mleko z utroby, chces-li ujiti choroby. (Celakovsky, 297.)

Poln.: Splocz mleko z watroby, chcesz-li ujisc choroby. (Celakovsky, 297.)

26 Mancher will die Milch verkaufen, eh' er die Kuh hat.

27 Melk up Wein, dat is Venein; Wein up Melk, dat is för elk (jedermann). (Ostfries.) - Bueren, 840; Eichwald, 1298; Hauskalender, I; Kern, 1020.

28 Melk up Wein, dat lat sein. - Deecke, 15.

29 Melk wat, Water sat. (Lübeck.) - Deecke, 11.

30 Milch auff Wein ist Gifft; aber auff Milch den Wein, dass mag ein Artznei sein. - Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 659.

Bovill (I, 219) hat das lateinische Sprichwort: Non sunt pultis aut offae eiusdem vinum et lac, und französisch: Tout dung chauldeau et dune souppe, ne sont vin et brouet pour la goutte. Er gibt den Sinn derselben dahin an, dass eine Verbindung von Wein und Milch, es möge der Wein der Milch oder die Milch dem Wein beigemischt werden, ungehörig sei. Er schliesst mit der Bemerkung: Gelehrte und Ungelehrte passen nicht zusammen.

Dän.: Melk paa viin er venin, viin paa melke er medicin. (Prov. dan., 413.)

Frz.: Lait et vin, tosse fin, vin et lait, tosse fait. - Le lait avec le vin se tourne en venin. (Kritzinger, 409a.)

31 Milch, Fisch vnd Schweinefleisch dient nit zusammen. - Petri, II, 473.

32 Söte Milk un Mak, de fott. - Eichwald, 1295.

33 Süesse Milch und Weissbrot, das ist mi d'r bitter Tod. (Wurmlingen.) - Birlinger, 1091.

34 Süsse Milch soll man vor Katzen hüten. - Eiselein, 462; Braun, I, 2710.

35 Up saüte Mealke kümt saure (saure). (Büren.)

36 Viel Milch gibt viel Käse.

Die Kroaten sagen: Wenn es so viel Milch gäbe, wie die Lika (ein Fluss Kroatiens) Wasser hat, so gäbe es so viel Käse wie der Zir (ein Berg an der Lika). (Reinsberg VI, 69.)

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Migwater.

* Dat Mîgwater steit em jümmer in de Ogen.Eichwald, 1426.


Mik.

* He hett en Mik up en. (Holst.) – Schütze, III, 100.

Er hat einen geheimen Groll gegen ihn.


Milären.

Mîlären et sülwest gären.Schambach, II, 311.

Der Sinn des Sprichworts ist: Der beim Essen blöde thut, isst selbst gern. Es wird auf diejenigen angewandt, die gern annehmen, wenn man sie nur noch mehr nöthigte; aber über das Wort Milären kann Schambach, in dessen Gegend das Sprichwort vorkommt, keinen Aufschluss geben.


Milbe.

1 Wenn die Milben das Salz fressen wollen, muss man sie mit Mauleselmilch besprengen.

Dies Sprichwort ist auf Geiler von Kaisersberg's Predigt von den Gewalt- oder Gross Hans Narren zurückzuführen. In einer Abtheilung seiner Predigt geiselt er die Rathsherren. „Es sind etlich, die gehn offt zu raht, vnnd haben ein gross hin vnd wider lauffen, also, das man vermeint sie haben grosse und wichtige Hendel zu verrichten. Solchen Narren geschiht gleich als diesen, so sich lang berathschlagen, wie sie möchten die Würm vertreiben, das sie nit im salz wüchsen. In einer Statt hatten sich viel junge zusammen verbunden, das sie wolten die alten in Raht vmbbringen, damit sie auch Herrn würden, was sie auch vollbrachten. Die nechsten Stett erdachten eine List wider die Ginaffen vnd schickten zu jhnen vnd liessen sie vmb Rahts fragen wie denn zu thun sei, dass keine würm im saltz wüchsen. Als sie sich nun darüber offt vnnd dick berathschlagten, was sie jn sollen für eine antwort geben, kondten sie nichts erdenken. Derwegen läuteten sie offtmals in den Raht. Ein Alter fragt seinen Sohn darüber. Da zeigt der Sohn dem Vater den Handel an. Ach, sprach der Vatter, merket jhr Jungen Rahtsherrn nicht, das man euch vexirt vnnd verspottet? Denn mit dem Salz vertreibt man die würm. Derhalben gebt jn zu antwort, sie sollen das Saltz mit Maulesel Milch besprengen; die Maulesel aber haben keine Milch. Schaw, solch Rahtschlag haben bissweilen die gewaltigen.“ (Einfälle, 239; Kloster, I, 476.)

*2 Die Milben mit Salz füttern.

Was sie gar nicht fressen.

*3 Er möchte jeder Milbe Reitstiefeln anlegen.Körte, 4246c.

„Sie kan ohn mich einer Milbe ein paar Reutstieffel anmachen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 216.)


Milch.

1 Auf eine kalte milch gehört ein trunk Bier oder Wein.Henisch, 374, 3; Petri, II, 24.

2 Auf süsse Milch gehören keine sauern Bohnen.

3 Aus schlechter Milch werden keine guten Molken.

Böhm.: Když mléko za nic nestálo, jakže syrovátka? (Čelakovsky, 308.)

4 Besser man esse die Milch als die Kuh, vnd die Trauben als die Stöck.Gruter, III, 10.

Schonung des Kapitals. „ ... Jedoch ist's besser, jhr esst die Milch, als die Kuh; dann ässen jhr die Reben, so trincken wir nie.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 284.)

Dän.: Bedre at æde melken end koen. (Prov. dan., 55.)

Frz.: Il vaut mieux boire le lait que manger la vache.

5 De Melk balget wal, man se talget nicht. (Lippe.) – Firmenich, I, 270; Simrock, 7017.

Die Milch macht wol einen Balg, einen dicken Leib, aber sie gibt keinen Talg, kein Fett, keine Kraft.

6 Dicke Melk mâket det Harte welk.Schambach, II, 106.

Geronnene Milch macht das Herz welk. Das Volk nimmt an, dass der Genuss dieser Milch eine Erschlaffung des ganzen Körpers zur Folge habe, aus diesem Grunde verwirft man sie und zieht sich Speck (s. d.) vor, der bessere Kräfte gibt. Die Abneigung gegen den Genuss der Milch wird in mehrern Sprichwörtern und an verschiedenen Orten ausgesprochen.

7 Dicke Mialk un söte (süsse) giëwet schwanke Föte1, Plundermialk2 un Wacken3 giëwet stiefe Hacken4*. (Bielefeld.) – Firmenich, I, 282, 16.

1) Schnelle und flinke Füsse.

2) Geronnene Milch.

3) Milchwasser.

4) Steife Fersen.

8 Die Milch allein thut's nicht, man braucht auch Brot zum Einbrocken.Altmann VI, 596.

9 Die Milch ist im Euter, eh's Kalb geboren wird.

In Aegypten sagt man: Noch ehe das Füllen geboren wird, hat Allah das Euter der Stute mit Milch gefüllt.

10 Die Milch muss man für Katzen bewaren, sagt Markolfus.Lehmann, 149, 143.

[Spaltenumbruch] 11 Ein gereichter Löffel Milch stärkt mehr als ein verheissener Rinderbraten.

Die Finnen: Der gereichte Milchtrank einer (Renthier-) Kuh sättigt mehr als versprochener Braten.

12 Ein Milch ist der andern gleich.Henisch, 1645, 70; Petri, II, 215.

13 Ein Schluck Milch, den man reicht, ist besser als eine Kuh, die man verspricht.

14 Es ist theure Milch, die Fürstenkinder trinken.

Die Russen: Die Milch, die ein Fürstenkind saugt, ist theuerer als alle andere Milch im Lande. (Altmann VI, 489.)

15 Es kompt keine Milch von Hofe, es ist denn eine Maus darinnen ersoffen.Latendorf II, 122; Simrock, 7019.

16 Es wird nicht jede Milch zu Butter geschlagen.Altmann VI, 481.

17 Gemolkene Milch kehrt nicht ins Euter zurück.

Ausgesprochenes Wort lässt sich nicht mehr unausgesprochen machen.

18 Gestohlene Milch frisst des Nachbars Hund.

19 Ich erschrak, weil ich glaubte, die Milch sei vergossen, sagte der Hirt; aber Gott sei Dank, das ist nicht, es ist blos mein Vater gestorben. (Bask.)

20 Ich komme der Milch wegen, aber nicht, um die Kühe zu zählen. (Surinam.)

Ich will geniessen, aber nicht arbeiten; oder: ich will bei der Sache bleiben, alles andere geht mich nichts an.

21 In der Milch ein Frost und in der Blüt' ein Sturm, das thut der Saat so weh wie einer Nuss der Wurm. (Herford.) – Boebel, 134.

22 Keine Milch auf die Fisch', sondern eine Nuss erwisch'.

23 Man muss die Milch so lang stossen, biss Butter darauss wird.Lehmann, 22, 15.

24 Man muss die Milch verdecken, soll der Hund nicht davon lecken.

Böhm.: Nechránĕné mléko i psi loči. (Čelakovsky, 144.)

Kroat.: Pusto mleko i psi loču. (Čelakovsky, 144.)

25 Man muss die Milch von der Leber schweifen.

Nach dem Genuss von Milch wird Wassertrinken als gesund empfohlen.

Böhm.: Splákje mléko z útroby, chceš-li ujíti choroby. (Čelakovsky, 297.)

Poln.: Spłocz mléko z wątroby, chcesz-li ujiść choroby. (Čelakovsky, 297.)

26 Mancher will die Milch verkaufen, eh' er die Kuh hat.

27 Melk up Wîn, dat is Venîn; Wîn up Melk, dat is för elk (jedermann). (Ostfries.) – Bueren, 840; Eichwald, 1298; Hauskalender, I; Kern, 1020.

28 Melk up Wîn, dat lat sîn.Deecke, 15.

29 Melk wat, Water sat. (Lübeck.) – Deecke, 11.

30 Milch auff Wein ist Gifft; aber auff Milch den Wein, dass mag ein Artznei sein.Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 659.

Bovill (I, 219) hat das lateinische Sprichwort: Non sunt pultis aut offae eiusdem vinum et lac, und französisch: Tout dung chauldeau et dune souppe, ne sont vin et brouet pour la goutte. Er gibt den Sinn derselben dahin an, dass eine Verbindung von Wein und Milch, es möge der Wein der Milch oder die Milch dem Wein beigemischt werden, ungehörig sei. Er schliesst mit der Bemerkung: Gelehrte und Ungelehrte passen nicht zusammen.

Dän.: Melk paa viin er venin, viin paa melke er medicin. (Prov. dan., 413.)

Frz.: Lait et vin, tosse fin, vin et lait, tosse fait. – Le lait avec le vin se tourne en venin. (Kritzinger, 409a.)

31 Milch, Fisch vnd Schweinefleisch dient nit zusammen.Petri, II, 473.

32 Söte Milk un Mak, de fott.Eichwald, 1295.

33 Süesse Milch und Weissbrot, das ist mi d'r bitter Tod. (Wurmlingen.) – Birlinger, 1091.

34 Süsse Milch soll man vor Katzen hüten.Eiselein, 462; Braun, I, 2710.

35 Up saüte Mealke kümt sûre (saure). (Büren.)

36 Viel Milch gibt viel Käse.

Die Kroaten sagen: Wenn es so viel Milch gäbe, wie die Lika (ein Fluss Kroatiens) Wasser hat, so gäbe es so viel Käse wie der Zir (ein Berg an der Lika). (Reinsberg VI, 69.)

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[[329]/0343] Migwater. * Dat Mîgwater steit em jümmer in de Ogen. – Eichwald, 1426. Mik. * He hett en Mik up en. (Holst.) – Schütze, III, 100. Er hat einen geheimen Groll gegen ihn. Milären. Mîlären et sülwest gären. – Schambach, II, 311. Der Sinn des Sprichworts ist: Der beim Essen blöde thut, isst selbst gern. Es wird auf diejenigen angewandt, die gern annehmen, wenn man sie nur noch mehr nöthigte; aber über das Wort Milären kann Schambach, in dessen Gegend das Sprichwort vorkommt, keinen Aufschluss geben. Milbe. 1 Wenn die Milben das Salz fressen wollen, muss man sie mit Mauleselmilch besprengen. Dies Sprichwort ist auf Geiler von Kaisersberg's Predigt von den Gewalt- oder Gross Hans Narren zurückzuführen. In einer Abtheilung seiner Predigt geiselt er die Rathsherren. „Es sind etlich, die gehn offt zu raht, vnnd haben ein gross hin vnd wider lauffen, also, das man vermeint sie haben grosse und wichtige Hendel zu verrichten. Solchen Narren geschiht gleich als diesen, so sich lang berathschlagen, wie sie möchten die Würm vertreiben, das sie nit im salz wüchsen. In einer Statt hatten sich viel junge zusammen verbunden, das sie wolten die alten in Raht vmbbringen, damit sie auch Herrn würden, was sie auch vollbrachten. Die nechsten Stett erdachten eine List wider die Ginaffen vnd schickten zu jhnen vnd liessen sie vmb Rahts fragen wie denn zu thun sei, dass keine würm im saltz wüchsen. Als sie sich nun darüber offt vnnd dick berathschlagten, was sie jn sollen für eine antwort geben, kondten sie nichts erdenken. Derwegen läuteten sie offtmals in den Raht. Ein Alter fragt seinen Sohn darüber. Da zeigt der Sohn dem Vater den Handel an. Ach, sprach der Vatter, merket jhr Jungen Rahtsherrn nicht, das man euch vexirt vnnd verspottet? Denn mit dem Salz vertreibt man die würm. Derhalben gebt jn zu antwort, sie sollen das Saltz mit Maulesel Milch besprengen; die Maulesel aber haben keine Milch. Schaw, solch Rahtschlag haben bissweilen die gewaltigen.“ (Einfälle, 239; Kloster, I, 476.) *2 Die Milben mit Salz füttern. Was sie gar nicht fressen. *3 Er möchte jeder Milbe Reitstiefeln anlegen. – Körte, 4246c. „Sie kan ohn mich einer Milbe ein paar Reutstieffel anmachen.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 216.) Milch. 1 Auf eine kalte milch gehört ein trunk Bier oder Wein. – Henisch, 374, 3; Petri, II, 24. 2 Auf süsse Milch gehören keine sauern Bohnen. 3 Aus schlechter Milch werden keine guten Molken. Böhm.: Když mléko za nic nestálo, jakže syrovátka? (Čelakovsky, 308.) 4 Besser man esse die Milch als die Kuh, vnd die Trauben als die Stöck. – Gruter, III, 10. Schonung des Kapitals. „ ... Jedoch ist's besser, jhr esst die Milch, als die Kuh; dann ässen jhr die Reben, so trincken wir nie.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 284.) Dän.: Bedre at æde melken end koen. (Prov. dan., 55.) Frz.: Il vaut mieux boire le lait que manger la vache. 5 De Melk balget wal, man se talget nicht. (Lippe.) – Firmenich, I, 270; Simrock, 7017. Die Milch macht wol einen Balg, einen dicken Leib, aber sie gibt keinen Talg, kein Fett, keine Kraft. 6 Dicke Melk mâket det Harte welk. – Schambach, II, 106. Geronnene Milch macht das Herz welk. Das Volk nimmt an, dass der Genuss dieser Milch eine Erschlaffung des ganzen Körpers zur Folge habe, aus diesem Grunde verwirft man sie und zieht sich Speck (s. d.) vor, der bessere Kräfte gibt. Die Abneigung gegen den Genuss der Milch wird in mehrern Sprichwörtern und an verschiedenen Orten ausgesprochen. 7 Dicke Mialk un söte (süsse) giëwet schwanke Föte1, Plundermialk2 un Wacken3 giëwet stiefe Hacken4*. (Bielefeld.) – Firmenich, I, 282, 16. 1) Schnelle und flinke Füsse. 2) Geronnene Milch. 3) Milchwasser. 4) Steife Fersen. 8 Die Milch allein thut's nicht, man braucht auch Brot zum Einbrocken. – Altmann VI, 596. 9 Die Milch ist im Euter, eh's Kalb geboren wird. In Aegypten sagt man: Noch ehe das Füllen geboren wird, hat Allah das Euter der Stute mit Milch gefüllt. 10 Die Milch muss man für Katzen bewaren, sagt Markolfus. – Lehmann, 149, 143. 11 Ein gereichter Löffel Milch stärkt mehr als ein verheissener Rinderbraten. Die Finnen: Der gereichte Milchtrank einer (Renthier-) Kuh sättigt mehr als versprochener Braten. 12 Ein Milch ist der andern gleich. – Henisch, 1645, 70; Petri, II, 215. 13 Ein Schluck Milch, den man reicht, ist besser als eine Kuh, die man verspricht. 14 Es ist theure Milch, die Fürstenkinder trinken. Die Russen: Die Milch, die ein Fürstenkind saugt, ist theuerer als alle andere Milch im Lande. (Altmann VI, 489.) 15 Es kompt keine Milch von Hofe, es ist denn eine Maus darinnen ersoffen. – Latendorf II, 122; Simrock, 7019. 16 Es wird nicht jede Milch zu Butter geschlagen. – Altmann VI, 481. 17 Gemolkene Milch kehrt nicht ins Euter zurück. Ausgesprochenes Wort lässt sich nicht mehr unausgesprochen machen. 18 Gestohlene Milch frisst des Nachbars Hund. 19 Ich erschrak, weil ich glaubte, die Milch sei vergossen, sagte der Hirt; aber Gott sei Dank, das ist nicht, es ist blos mein Vater gestorben. (Bask.) 20 Ich komme der Milch wegen, aber nicht, um die Kühe zu zählen. (Surinam.) Ich will geniessen, aber nicht arbeiten; oder: ich will bei der Sache bleiben, alles andere geht mich nichts an. 21 In der Milch ein Frost und in der Blüt' ein Sturm, das thut der Saat so weh wie einer Nuss der Wurm. (Herford.) – Boebel, 134. 22 Keine Milch auf die Fisch', sondern eine Nuss erwisch'. 23 Man muss die Milch so lang stossen, biss Butter darauss wird. – Lehmann, 22, 15. 24 Man muss die Milch verdecken, soll der Hund nicht davon lecken. Böhm.: Nechránĕné mléko i psi loči. (Čelakovsky, 144.) Kroat.: Pusto mleko i psi loču. (Čelakovsky, 144.) 25 Man muss die Milch von der Leber schweifen. Nach dem Genuss von Milch wird Wassertrinken als gesund empfohlen. Böhm.: Splákje mléko z útroby, chceš-li ujíti choroby. (Čelakovsky, 297.) Poln.: Spłocz mléko z wątroby, chcesz-li ujiść choroby. (Čelakovsky, 297.) 26 Mancher will die Milch verkaufen, eh' er die Kuh hat. 27 Melk up Wîn, dat is Venîn; Wîn up Melk, dat is för elk (jedermann). (Ostfries.) – Bueren, 840; Eichwald, 1298; Hauskalender, I; Kern, 1020. 28 Melk up Wîn, dat lat sîn. – Deecke, 15. 29 Melk wat, Water sat. (Lübeck.) – Deecke, 11. 30 Milch auff Wein ist Gifft; aber auff Milch den Wein, dass mag ein Artznei sein. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 659. Bovill (I, 219) hat das lateinische Sprichwort: Non sunt pultis aut offae eiusdem vinum et lac, und französisch: Tout dung chauldeau et dune souppe, ne sont vin et brouet pour la goutte. Er gibt den Sinn derselben dahin an, dass eine Verbindung von Wein und Milch, es möge der Wein der Milch oder die Milch dem Wein beigemischt werden, ungehörig sei. Er schliesst mit der Bemerkung: Gelehrte und Ungelehrte passen nicht zusammen. Dän.: Melk paa viin er venin, viin paa melke er medicin. (Prov. dan., 413.) Frz.: Lait et vin, tosse fin, vin et lait, tosse fait. – Le lait avec le vin se tourne en venin. (Kritzinger, 409a.) 31 Milch, Fisch vnd Schweinefleisch dient nit zusammen. – Petri, II, 473. 32 Söte Milk un Mak, de fott. – Eichwald, 1295. 33 Süesse Milch und Weissbrot, das ist mi d'r bitter Tod. (Wurmlingen.) – Birlinger, 1091. 34 Süsse Milch soll man vor Katzen hüten. – Eiselein, 462; Braun, I, 2710. 35 Up saüte Mealke kümt sûre (saure). (Büren.) 36 Viel Milch gibt viel Käse. Die Kroaten sagen: Wenn es so viel Milch gäbe, wie die Lika (ein Fluss Kroatiens) Wasser hat, so gäbe es so viel Käse wie der Zir (ein Berg an der Lika). (Reinsberg VI, 69.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [329]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/343>, abgerufen am 23.04.2024.