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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] II, 65, 153; Müller, 23, 2; Sailer, 207; Simrock, 7024; Körte, 4251; Braun, I, 2715.

Mhd.: Reiniu milte nie verdarp, so erge manege schand erwarp. (Freidank.)

Frz.: L'homme bienfaisant s'enrichit par ses bienfaits et l'avare s'appauvrit a mesure qu'il amasse.

Holl.: Die mild is, geeft zich rijk, de gierigaard neemt zich arm. (Harrebomee, II, 87a.)

2 Der milt hat allein, das er geben hat. - Franck, II, 36a; Gruter, I, 16; Petri, II, 106; Simrock, 7025.

3 Je mehr der Milde gibt, je mehr soll er geben.

Mhd.: Ich weiz wol daz ein milter man genuoc ze gebenne nie gaven. (Freidank.) - Ich main wol, daz ain milder man zuo geben nie genuoc geban als vil er mocht gehan. (Wolkenstein.) (Zingerle, 102.)


Mildenhausen.

* Er ist nicht von Mildenhausen.

Ist karg, gibt nicht gern. " ... Die bey leben nicht dann wie ein Egel an sich zogen, vnnd tragen her, brinng her sagten, die, sag ich, wöllen todt erst von Miltenhausen sein." (Franck, I, 154b.)


Mildigkeit.

Zu gross Mildigkeit soltu meyden, wiltu nit schwöre Armuth leyden.

Lat.: Sic tibi sunt usus, ne rerum fiat abusus. (Sutor, 81; Loci comm., 120.)


Mildthätigkeit.

1 Die beste Mildthätigkeit ist die schnellste.

2 Mildthätigkeit und Barmherzigkeit sind Schwestern.

Aehnlich russisch Altmann VI, 453.


Miles, s. Mälzenbräuer.

Militsch.

Wer in Militsch einen Process gewinnen will, muss sich hinter den Strauch stecken, Luchsaugen haben und baar bezahlen.

Im ersten Viertel dieses Jahrhunderts fungirten in Militsch die beiden Justizräthe Bahr und Lux und der Stadtrichter Strauch. Dies gab dem Volkswitze zu obigem Spruch Veranlassung. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1868, S. 79.) Ob blos eine witzige Zusammenstellung der Namen vorliegt oder ob damit auch eine Charakteristik der Amtsthätigkeit ausgesprochen wird, ist a. a. O. nicht zu ersehen. In einen ähnlichen Spruch brachte der Volkswitz, in den dreissiger Jahren, die Namen der vier Geistlichen: Henckel, Jäckel, Nagel und Peiper, an der Gnadenkirche zu Hirschberg (Schlesien): "Peiper, nimm das Jäckel beim Henckel und häng' es an den Nagel."


Million.

1 Wer die erste Million hat, kommt leicht zur zweiten.

Die Russen: Hat die Kuh erst das silberne Euter, so wachsen ihr auch die goldenen Zitzen. (Altmann V, 77.) Wer erst die Ladoga ist, dem ist's leicht, die Newa zu gebären. (Altmann V.)

*2 Net um e Millio(n). (Ulm.)

Auch: Nicht um wer weiss was.

*3 Net um e Millio(n), aber um e Gulde(n). (Ulm.)


Millionär.

Er ist ein Millionär, aber den Gläubigern gibt er nichts her.


Milz.

* Er het's Milzi uf der Sunnsite. (S. Mass 94 und Mässig 8.) - Sutermeister, 63.


Min.

* Das is e Min. - Tendlau, 678.

Nach einigen soll Min soviel sein wie Manäer, Anhänger des Manes oder Mani, Manichäer; nach andern ist es das biblische Min = Abart, Sektirer.


Mindelheim.

Die Stadt Mindelheim hat ein einziger Soldat eingenommen. - Eiselein, 463; Reinsberg V, 93.

"Im Dreissigjährigen Kriege rückte ein Haufen Schweden im Nebel bis vors Thor der damals schwäbischen, jetzt bairischen Stadt Mindelheim, wo sie sofort die zwei Mann Wache niederstiessen, aber aus Furcht vor einem Hinterhalte nicht in die Stadt eindrangen. Nur einer versorgte sich an einem Bäckerladen mit Brot, woher das obige Sprichwort zur Neckerei der Mindelheimer entstanden ist."


Mindern.

* Es mindert sich, wie der Koth zu Weihnachten. - Simrock, 5886; Körte, 3511; Braun, I, 1967.


Mindester.

Der Mindest muss immer den Sack tragen. (Baisingen.) - Birlinger, 445.


Mine.

1 Eine schlechte Mine gibt kein gutes Erz. - Altmann VI, 492.

[Spaltenumbruch] *2 Alle Minen springen lassen.

Alle Mittel und Kräfte in Bewegung setzen.

Holl.: Alle mijnen laten werken. (Harrebomee, II, 86b.)

Lat.: Omni telorum genere oppugnare. (Philippi, II, 73.)

*3 Das ist eine reiche Mine.

Holl.: Dat is eene rijke mijn. (Harrebomee, II, 86b.)

*4 Die Mine ist falsch gesprungen.

Holl.: De mijn springt verkeerd. (Harrebomee, II, 86b.)

*5 Diese Mine ist gesprungen.

Holl.: De mijne is reeds gesprongen. (Harrebomee, II, 86b.)


Mines.

* Bei dem is alles Mines. - Tendlau, 808.

D. h. Verstellung (minoth).


Minhag.

* Minhag macht gehnem. - Tendlau, 701.

Jüdisch-deutsche Redensart, die auf einer Buchstabenversetzung beruht und sagt: Gewohnheit führt ins Verderben. Die Consonanten des Wortes Minhag (= Gebrauch, Gewohnheit) bilden durch Versetzung das Wort Gehnem (= Hölle).


Minister.

1 Die spanischen Minister nymphen in Sicilien, trinken in Neapel und schlemmen in Mailand. - Berckenmeyer.

2 Minister oder Küster. (S. Alles 21, Biegen 2 und Bischof 2.) - Masson, 366.

3 Minister und betrunkene Recken muss man nicht aus dem Schlafe wecken.

Manche Regierungen nehmen nichts so übel, als wenn man sie im Schlafe stört.


Ministerkopf.

* Er hot a Ministerkopf. (Jüd.-deutsch. Brody.)


Minne.

1 Die Minne beut der Weise, das Recht, wenn es sich heischet. - Graf, 423, 168.

Der Weise beschreitet erst dann den Rechtsweg, wenn eine friedliche Ausgleichung unmöglich ist.

2 Die Minne hat mich, und ich hab' sie.

3 Die Minne thut kalt und heiss, mehr denn der vierttägige Rito (Fieber).

4 Die minne überwindet alle ding. Du liugest, sprach der pfenning. (S. Mir.) - Wackernagel, Altd. Lesebuch, 1027.

Gehört zu den ersten Anfängen apologischer Sprichwörter in unserer Sprache. (Hagen, 106.)

5 Die Minne verkehrt die Sinne. - Braun, I, 2716.

6 Eine Minne die andere sucht, ein Fluch den andern ruft. - Braun, I, 2717.

7 Minn' aus rothen Münden kann bald das Herz entzünden.

8 Minne, Schatz und gross Gewinn verkehren guten Mannes Sinn.

Lat.: Lucrum pudori praestat. (Plautus.) - Laudato justa, caeterum lucro haereas. (Soph.) - Pol pudere, quam pigere praestat totidem literis. (Plautus.)

9 Minne thut Zeichen, kann röthen und bleichen.

10 Minne und Hass können beieinander nicht besitzen ein Fass.

11 Wen Minne blendet, wie kann der sehen!

Mnd.: Minne manigen toren git. (Wizlaw von Ettmüller, XII, 41.)

12 Wer Minne fleucht, dem folget sie, und der sie jagt, dem fehlt sie nie. - Braun, I, 2718.

Engl.: Love like a shadow flies, when substance love pursues: Pursuing that so flies, and flying what pursues.

Frz.: Les extremes se touchent.

Lat.: Aversum insequitur, rursus aversatur amantem. - Magna ingenia conspirant. - Se eos, qui contra ipsum non essent suos putare. (Eiselein, 460.)

*13 Die Minne trinken.

Diese Redensart führt auf die Feier des Julfestes seitens der alten Germanen zurück. Dies Fest gehörte zu den drei "Hochgeziten" oder Hauptfesten unserer heidnischen Vorfahren. Es begann den 14. December und dauerte drei Tage. Während dieser Zeit ruhte bei schwerer Strafe jede Arbeit, und jung wie alt gab sich der ungetheilten Freude hin. Heller Festjubel erscholl auf Markt und Strassen. Das Gastrecht stand zu keiner Zeit höher; am meisten liessen es sich jedoch die freien Gutsbesitzer angelegen sein, ihre Bekannten und Freunde im Hause zu empfangen. Grosse Tonnen voll schäumenden Bieres wurden gebraut, Brote in Eberform gebacken. Es wurden zugerichtete Juleber geschlachtet und dem Freyr, dem Sonnengotte, dem Verleiher des Feldsegens und jeglicher Fruchtbarkeit, geweiht. Das heilige Opferthier (sonargaultr, d. i. Sühneber) ward geschlachtet. Vorzüglich waren es

[Spaltenumbruch] II, 65, 153; Müller, 23, 2; Sailer, 207; Simrock, 7024; Körte, 4251; Braun, I, 2715.

Mhd.: Reiniu milte nie verdarp, so erge manege schand erwarp. (Freidank.)

Frz.: L'homme bienfaisant s'enrichit par ses bienfaits et l'avare s'appauvrit à mesure qu'il amasse.

Holl.: Die mild is, geeft zich rijk, de gierigaard neemt zich arm. (Harrebomée, II, 87a.)

2 Der milt hat allein, das er geben hat.Franck, II, 36a; Gruter, I, 16; Petri, II, 106; Simrock, 7025.

3 Je mehr der Milde gibt, je mehr soll er geben.

Mhd.: Ich weiz wol daz ein milter man genuoc ze gebenne nie gaven. (Freidank.) – Ich main wol, daz ain milder man zuo geben nie genuoc geban als vil er mocht gehân. (Wolkenstein.) (Zingerle, 102.)


Mildenhausen.

* Er ist nicht von Mildenhausen.

Ist karg, gibt nicht gern. „ ... Die bey leben nicht dann wie ein Egel an sich zogen, vnnd tragen her, brinng her sagten, die, sag ich, wöllen todt erst von Miltenhausen sein.“ (Franck, I, 154b.)


Mildigkeit.

Zu gross Mildigkeit soltu meyden, wiltu nit schwöre Armuth leyden.

Lat.: Sic tibi sunt usus, ne rerum fiat abusus. (Sutor, 81; Loci comm., 120.)


Mildthätigkeit.

1 Die beste Mildthätigkeit ist die schnellste.

2 Mildthätigkeit und Barmherzigkeit sind Schwestern.

Aehnlich russisch Altmann VI, 453.


Miles, s. Mälzenbräuer.

Militsch.

Wer in Militsch einen Process gewinnen will, muss sich hinter den Strauch stecken, Luchsaugen haben und baar bezahlen.

Im ersten Viertel dieses Jahrhunderts fungirten in Militsch die beiden Justizräthe Bahr und Lux und der Stadtrichter Strauch. Dies gab dem Volkswitze zu obigem Spruch Veranlassung. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1868, S. 79.) Ob blos eine witzige Zusammenstellung der Namen vorliegt oder ob damit auch eine Charakteristik der Amtsthätigkeit ausgesprochen wird, ist a. a. O. nicht zu ersehen. In einen ähnlichen Spruch brachte der Volkswitz, in den dreissiger Jahren, die Namen der vier Geistlichen: Henckel, Jäckel, Nagel und Peiper, an der Gnadenkirche zu Hirschberg (Schlesien): „Peiper, nimm das Jäckel beim Henckel und häng' es an den Nagel.“


Million.

1 Wer die erste Million hat, kommt leicht zur zweiten.

Die Russen: Hat die Kuh erst das silberne Euter, so wachsen ihr auch die goldenen Zitzen. (Altmann V, 77.) Wer erst die Ladoga ist, dem ist's leicht, die Newa zu gebären. (Altmann V.)

*2 Net um e Millio(n). (Ulm.)

Auch: Nicht um wer weiss was.

*3 Net um e Millio(n), aber um e Gulde(n). (Ulm.)


Millionär.

Er ist ein Millionär, aber den Gläubigern gibt er nichts her.


Milz.

* Er het's Milzi uf der Sunnsite. (S. Mass 94 und Mässig 8.) – Sutermeister, 63.


Min.

* Das is e Min.Tendlau, 678.

Nach einigen soll Min soviel sein wie Manäer, Anhänger des Manes oder Mani, Manichäer; nach andern ist es das biblische Min = Abart, Sektirer.


Mindelheim.

Die Stadt Mindelheim hat ein einziger Soldat eingenommen.Eiselein, 463; Reinsberg V, 93.

„Im Dreissigjährigen Kriege rückte ein Haufen Schweden im Nebel bis vors Thor der damals schwäbischen, jetzt bairischen Stadt Mindelheim, wo sie sofort die zwei Mann Wache niederstiessen, aber aus Furcht vor einem Hinterhalte nicht in die Stadt eindrangen. Nur einer versorgte sich an einem Bäckerladen mit Brot, woher das obige Sprichwort zur Neckerei der Mindelheimer entstanden ist.“


Mindern.

* Es mindert sich, wie der Koth zu Weihnachten.Simrock, 5886; Körte, 3511; Braun, I, 1967.


Mindester.

Der Mindest muss immer den Sack tragen. (Baisingen.) – Birlinger, 445.


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1 Eine schlechte Mine gibt kein gutes Erz.Altmann VI, 492.

[Spaltenumbruch] *2 Alle Minen springen lassen.

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Holl.: Alle mijnen laten werken. (Harrebomée, II, 86b.)

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*4 Die Mine ist falsch gesprungen.

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*5 Diese Mine ist gesprungen.

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* Bei dem is alles Mines.Tendlau, 808.

D. h. Verstellung (minoth).


Minhag.

* Minhag macht gehnem.Tendlau, 701.

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Minister.

1 Die spanischen Minister nymphen in Sicilien, trinken in Neapel und schlemmen in Mailand.Berckenmeyer.

2 Minister oder Küster. (S. Alles 21, Biegen 2 und Bischof 2.) – Masson, 366.

3 Minister und betrunkene Recken muss man nicht aus dem Schlafe wecken.

Manche Regierungen nehmen nichts so übel, als wenn man sie im Schlafe stört.


Ministerkopf.

* Er hot a Ministerkopf. (Jüd.-deutsch. Brody.)


Minne.

1 Die Minne beut der Weise, das Recht, wenn es sich heischet.Graf, 423, 168.

Der Weise beschreitet erst dann den Rechtsweg, wenn eine friedliche Ausgleichung unmöglich ist.

2 Die Minne hat mich, und ich hab' sie.

3 Die Minne thut kalt und heiss, mehr denn der vierttägige Rito (Fieber).

4 Die minne überwindet alle ding. Du liugest, sprach der pfenning. (S. Mir.) – Wackernagel, Altd. Lesebuch, 1027.

Gehört zu den ersten Anfängen apologischer Sprichwörter in unserer Sprache. (Hagen, 106.)

5 Die Minne verkehrt die Sinne.Braun, I, 2716.

6 Eine Minne die andere sucht, ein Fluch den andern ruft.Braun, I, 2717.

7 Minn' aus rothen Münden kann bald das Herz entzünden.

8 Minne, Schatz und gross Gewinn verkehren guten Mannes Sinn.

Lat.: Lucrum pudori praestat. (Plautus.) – Laudato justa, caeterum lucro haereas. (Soph.) – Pol pudere, quam pigere praestat totidem literis. (Plautus.)

9 Minne thut Zeichen, kann röthen und bleichen.

10 Minne und Hass können beieinander nicht besitzen ein Fass.

11 Wen Minne blendet, wie kann der sehen!

Mnd.: Minne manigen toren git. (Wizlaw von Ettmüller, XII, 41.)

12 Wer Minne fleucht, dem folget sie, und der sie jagt, dem fehlt sie nie.Braun, I, 2718.

Engl.: Love like a shadow flies, when substance love pursues: Pursuing that so flies, and flying what pursues.

Frz.: Les extrêmes se touchent.

Lat.: Aversum insequitur, rursus aversatur amantem. – Magna ingenia conspirant. – Se eos, qui contra ipsum non essent suos putare. (Eiselein, 460.)

*13 Die Minne trinken.

Diese Redensart führt auf die Feier des Julfestes seitens der alten Germanen zurück. Dies Fest gehörte zu den drei „Hochgeziten“ oder Hauptfesten unserer heidnischen Vorfahren. Es begann den 14. December und dauerte drei Tage. Während dieser Zeit ruhte bei schwerer Strafe jede Arbeit, und jung wie alt gab sich der ungetheilten Freude hin. Heller Festjubel erscholl auf Markt und Strassen. Das Gastrecht stand zu keiner Zeit höher; am meisten liessen es sich jedoch die freien Gutsbesitzer angelegen sein, ihre Bekannten und Freunde im Hause zu empfangen. Grosse Tonnen voll schäumenden Bieres wurden gebraut, Brote in Eberform gebacken. Es wurden zugerichtete Juleber geschlachtet und dem Freyr, dem Sonnengotte, dem Verleiher des Feldsegens und jeglicher Fruchtbarkeit, geweiht. Das heilige Opferthier (sonargaultr, d. i. Sühneber) ward geschlachtet. Vorzüglich waren es

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[[332]/0346] II, 65, 153; Müller, 23, 2; Sailer, 207; Simrock, 7024; Körte, 4251; Braun, I, 2715. Mhd.: Reiniu milte nie verdarp, so erge manege schand erwarp. (Freidank.) Frz.: L'homme bienfaisant s'enrichit par ses bienfaits et l'avare s'appauvrit à mesure qu'il amasse. Holl.: Die mild is, geeft zich rijk, de gierigaard neemt zich arm. (Harrebomée, II, 87a.) 2 Der milt hat allein, das er geben hat. – Franck, II, 36a; Gruter, I, 16; Petri, II, 106; Simrock, 7025. 3 Je mehr der Milde gibt, je mehr soll er geben. Mhd.: Ich weiz wol daz ein milter man genuoc ze gebenne nie gaven. (Freidank.) – Ich main wol, daz ain milder man zuo geben nie genuoc geban als vil er mocht gehân. (Wolkenstein.) (Zingerle, 102.) Mildenhausen. * Er ist nicht von Mildenhausen. Ist karg, gibt nicht gern. „ ... Die bey leben nicht dann wie ein Egel an sich zogen, vnnd tragen her, brinng her sagten, die, sag ich, wöllen todt erst von Miltenhausen sein.“ (Franck, I, 154b.) Mildigkeit. Zu gross Mildigkeit soltu meyden, wiltu nit schwöre Armuth leyden. Lat.: Sic tibi sunt usus, ne rerum fiat abusus. (Sutor, 81; Loci comm., 120.) Mildthätigkeit. 1 Die beste Mildthätigkeit ist die schnellste. 2 Mildthätigkeit und Barmherzigkeit sind Schwestern. Aehnlich russisch Altmann VI, 453. Miles, s. Mälzenbräuer. Militsch. Wer in Militsch einen Process gewinnen will, muss sich hinter den Strauch stecken, Luchsaugen haben und baar bezahlen. Im ersten Viertel dieses Jahrhunderts fungirten in Militsch die beiden Justizräthe Bahr und Lux und der Stadtrichter Strauch. Dies gab dem Volkswitze zu obigem Spruch Veranlassung. (Vgl. Schles. Provinzialbl., 1868, S. 79.) Ob blos eine witzige Zusammenstellung der Namen vorliegt oder ob damit auch eine Charakteristik der Amtsthätigkeit ausgesprochen wird, ist a. a. O. nicht zu ersehen. In einen ähnlichen Spruch brachte der Volkswitz, in den dreissiger Jahren, die Namen der vier Geistlichen: Henckel, Jäckel, Nagel und Peiper, an der Gnadenkirche zu Hirschberg (Schlesien): „Peiper, nimm das Jäckel beim Henckel und häng' es an den Nagel.“ Million. 1 Wer die erste Million hat, kommt leicht zur zweiten. Die Russen: Hat die Kuh erst das silberne Euter, so wachsen ihr auch die goldenen Zitzen. (Altmann V, 77.) Wer erst die Ladoga ist, dem ist's leicht, die Newa zu gebären. (Altmann V.) *2 Net um e Millio(n). (Ulm.) Auch: Nicht um wer weiss was. *3 Net um e Millio(n), aber um e Gulde(n). (Ulm.) Millionär. Er ist ein Millionär, aber den Gläubigern gibt er nichts her. Milz. * Er het's Milzi uf der Sunnsite. (S. Mass 94 und Mässig 8.) – Sutermeister, 63. Min. * Das is e Min. – Tendlau, 678. Nach einigen soll Min soviel sein wie Manäer, Anhänger des Manes oder Mani, Manichäer; nach andern ist es das biblische Min = Abart, Sektirer. Mindelheim. Die Stadt Mindelheim hat ein einziger Soldat eingenommen. – Eiselein, 463; Reinsberg V, 93. „Im Dreissigjährigen Kriege rückte ein Haufen Schweden im Nebel bis vors Thor der damals schwäbischen, jetzt bairischen Stadt Mindelheim, wo sie sofort die zwei Mann Wache niederstiessen, aber aus Furcht vor einem Hinterhalte nicht in die Stadt eindrangen. Nur einer versorgte sich an einem Bäckerladen mit Brot, woher das obige Sprichwort zur Neckerei der Mindelheimer entstanden ist.“ Mindern. * Es mindert sich, wie der Koth zu Weihnachten. – Simrock, 5886; Körte, 3511; Braun, I, 1967. Mindester. Der Mindest muss immer den Sack tragen. (Baisingen.) – Birlinger, 445. Mine. 1 Eine schlechte Mine gibt kein gutes Erz. – Altmann VI, 492. *2 Alle Minen springen lassen. Alle Mittel und Kräfte in Bewegung setzen. Holl.: Alle mijnen laten werken. (Harrebomée, II, 86b.) Lat.: Omni telorum genere oppugnare. (Philippi, II, 73.) *3 Das ist eine reiche Mine. Holl.: Dat is eene rijke mijn. (Harrebomée, II, 86b.) *4 Die Mine ist falsch gesprungen. Holl.: De mijn springt verkeerd. (Harrebomée, II, 86b.) *5 Diese Mine ist gesprungen. Holl.: De mijne is reeds gesprongen. (Harrebomée, II, 86b.) Mines. * Bei dem is alles Mines. – Tendlau, 808. D. h. Verstellung (minoth). Minhag. * Minhag macht gehnem. – Tendlau, 701. Jüdisch-deutsche Redensart, die auf einer Buchstabenversetzung beruht und sagt: Gewohnheit führt ins Verderben. Die Consonanten des Wortes Minhag (= Gebrauch, Gewohnheit) bilden durch Versetzung das Wort Gehnem (= Hölle). Minister. 1 Die spanischen Minister nymphen in Sicilien, trinken in Neapel und schlemmen in Mailand. – Berckenmeyer. 2 Minister oder Küster. (S. Alles 21, Biegen 2 und Bischof 2.) – Masson, 366. 3 Minister und betrunkene Recken muss man nicht aus dem Schlafe wecken. Manche Regierungen nehmen nichts so übel, als wenn man sie im Schlafe stört. Ministerkopf. * Er hot a Ministerkopf. (Jüd.-deutsch. Brody.) Minne. 1 Die Minne beut der Weise, das Recht, wenn es sich heischet. – Graf, 423, 168. Der Weise beschreitet erst dann den Rechtsweg, wenn eine friedliche Ausgleichung unmöglich ist. 2 Die Minne hat mich, und ich hab' sie. 3 Die Minne thut kalt und heiss, mehr denn der vierttägige Rito (Fieber). 4 Die minne überwindet alle ding. Du liugest, sprach der pfenning. (S. Mir.) – Wackernagel, Altd. Lesebuch, 1027. Gehört zu den ersten Anfängen apologischer Sprichwörter in unserer Sprache. (Hagen, 106.) 5 Die Minne verkehrt die Sinne. – Braun, I, 2716. 6 Eine Minne die andere sucht, ein Fluch den andern ruft. – Braun, I, 2717. 7 Minn' aus rothen Münden kann bald das Herz entzünden. 8 Minne, Schatz und gross Gewinn verkehren guten Mannes Sinn. Lat.: Lucrum pudori praestat. (Plautus.) – Laudato justa, caeterum lucro haereas. (Soph.) – Pol pudere, quam pigere praestat totidem literis. (Plautus.) 9 Minne thut Zeichen, kann röthen und bleichen. 10 Minne und Hass können beieinander nicht besitzen ein Fass. 11 Wen Minne blendet, wie kann der sehen! Mnd.: Minne manigen toren git. (Wizlaw von Ettmüller, XII, 41.) 12 Wer Minne fleucht, dem folget sie, und der sie jagt, dem fehlt sie nie. – Braun, I, 2718. Engl.: Love like a shadow flies, when substance love pursues: Pursuing that so flies, and flying what pursues. Frz.: Les extrêmes se touchent. Lat.: Aversum insequitur, rursus aversatur amantem. – Magna ingenia conspirant. – Se eos, qui contra ipsum non essent suos putare. (Eiselein, 460.) *13 Die Minne trinken. Diese Redensart führt auf die Feier des Julfestes seitens der alten Germanen zurück. Dies Fest gehörte zu den drei „Hochgeziten“ oder Hauptfesten unserer heidnischen Vorfahren. Es begann den 14. December und dauerte drei Tage. Während dieser Zeit ruhte bei schwerer Strafe jede Arbeit, und jung wie alt gab sich der ungetheilten Freude hin. Heller Festjubel erscholl auf Markt und Strassen. Das Gastrecht stand zu keiner Zeit höher; am meisten liessen es sich jedoch die freien Gutsbesitzer angelegen sein, ihre Bekannten und Freunde im Hause zu empfangen. Grosse Tonnen voll schäumenden Bieres wurden gebraut, Brote in Eberform gebacken. Es wurden zugerichtete Juleber geschlachtet und dem Freyr, dem Sonnengotte, dem Verleiher des Feldsegens und jeglicher Fruchtbarkeit, geweiht. Das heilige Opferthier (sonargaultr, d. i. Sühneber) ward geschlachtet. Vorzüglich waren es

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [332]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/346>, abgerufen am 23.04.2024.