Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Mittwoch.

1 An de Miggda kommet de Ungeschickta. (Wurmlingen.)

Wie Birlinger (374) bemerkt, der allgemeine Glaube vom Mittwoch.

2 Mittwuche, steck d' Nase i d' Tischdrucke. - Sutermeister, 30.

*3 Am gelben Mittwoch, als der Riepel die Stieg abfiel. - Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 632.

Zu ergänzen: war es oder wird es sein.


Mittwochsbraut.

D' Midicha- und d' Montabräut' habet nie koan rechte Freud'. (Oberösterreich.)

Es herrscht der Glaube, dass Ehen, die Montags und Mittwochs geschlossen werden, nicht glücklich seien. An vielen Orten halten Brautleute, von denen ein Theil verwitwet ist, an diesen Tagen Hochzeit. Mädchen, wurden und werden in der Regel nur noch au Dienstagen "z'samgöben" oder getraut. Ein Rest von Tagewählerei, wovon sich im Volksglauben noch reiche Spuren finden. Die Heiden wählten für ihre Unternehmungen die Tage aus; und da die Taufe nicht kräftig genug ist, allen Aberglauben, alle verkehrten Ansichten abzuwaschen, so ist auch sie ins Christenthum wie vieles andere übergegangen. Wenn ein Fremder am Montage zur Stubenthür hineinsieht, ohne ganz hineinzugehen, so folgt daraus, dass der Mann seine Frau schlägt. Wer am Grünen Donnerstag oder drei Freitage hintereinander fastet, der ist dasselbe Jahr vom Fieber frei, wer es hat, verliert es. Freitags soll man Kinder nicht baden, weil sie aus ihrer Ruhe kommen. Wenn Sonnabends der Wocken nicht abgesponnen wird, so wird aus dem Flachs und Werch kein gut Garn und bleicht sich nicht weiss. Am Mittwoch geborene Kälber sollen von der besten Art sein, dagegen soll man am Mittwoch kein Kalb anbinden, man soll an diesem Tage nicht ein- oder ausziehen u. s. w. Einige halten den Mittwoch, andere den Donnerstag, andere den Freitag zu Unternehmungen für unglücklich u. s. w. Eine Zusammenstellung des Aberglaubens im allgemeinen, wie des in Betreff der Tagewählerei, des Aberglaubens vor und bei der Geburt des Menschen, beim Gevatterstehen und beim Taufen, beim Sterben und Begrabenwerden u. s. w. findet sich in Braun, Bibliothek des Frohsinns, unter dem Titel: Deutsches Volksthum im Mittelalter, Sect. 4, Bdchn. 2, Nr. 40-45.


Mittwochsferkel.

Mittwochsferkel sind verloren.

Der Mittwoch und mit ihm der Freitag sind nach dem Volksglauben die rechten Unglückstage unter den sieben. Was man an beiden Tagen unternimmt, hat selten Fortgang und Gedeihen. Wer Mittwochs Ferkel zuerst austreibt, dem kehren sie nicht wieder; und ein Kind, das am Mittwoch zuerst zur Schule kommt, lernt nichts. Keine Trauung pflegte an diesem Tage stattzufinden, keine Magd wechselte den Dienst. Das Vorsagen der Kinder darf nach altem Glauben im Erzherzogthum Oesterreich an jenem Tage nicht geschehen, sonst verfallen sie dem Henker. Redet man Mittwochs oder Freitags von Hexen, so kommen sie und rächen sich. In Rheinbaiern hält man die Frau, die am Mittwoch bittet, für eine Hexe. (Vgl. Die Wochentage im Glauben und Brauch des Volks in der Illustr. Zeitung, Leipzig 1. Januar 1870, S. 9.)


Mitunterlaufen.

Es laufen einige solche mit unter, sagte das Bettelweib, als sie unter den Kopfläusen auch Filzläuse fand.

Holl.: Zulke loopen er wel onder, zei de meid, en zij had eene platluis tusschen hare vingeren. (Harrebomee, II, 41.)


Mitwollen.

Wer nicht mitwill, der bleibe hinten. - Petri, II, 742; Henisch, 414, 34; Gaal, 1714.

Lat.: Aut abi, aut exuere. (Gaal, 1714.)


Mixtur.

1 Die Mixtur kommt zu spät, wenn's mit dem Kranken zum Sterben geht.

*2 Dat is 'ne Mixtur vör den Mann, wenn die Fräu in den Wiäken is.


Möbel.

Möbelen hebben gen Gevolge. - Pistor., VII, 98; Graf, 110, 262.

Von der Verfolgung der Fahrhabe, die aus dem Besitz des Eigenthümers gekommen ist. Nach deutschen Rechten hat die Habe kein Geleit, d. h. man kann sich nicht an sie, sondern nur immer an den halten, dem man sie anvertraut hat. (S. Habe 2 und Fahrhabe.)

Holl.: Meubelen hebben geen gevolg. (Harrebomee, II, 84b.)


Mochsen.

Man kann dem Mochsen1 nicht weher thun, as mer gibt den Moches2. (Jüd.-deutsch. Hechingen.)

1) Steuerbeamter.

2) Steuer.


[Spaltenumbruch]
Möck.

Möck, Mock und Uhl retteten Rottweil dem römischen (päpstlichen) Stuhl. - Eiselein, 534; Kirchhofer, 114; Langen, Beiträge, S. 342; Birlinger, 1146; Reinsberg V, 103.

Auch unter den Bürgern zu Rottweil hatte die Reformation viel Anklang und Anhänger gefunden; aber der Bürgermeister Möck, der Schultheiss Mock und der Pfarrer Uhl von Deisslingen wirkten besonders der Reformation entgegen. Dazu kam noch die Drohung des Kaisers, das Hofgericht von da wegzulegen, wenn die Glaubensneuerung die Oberhand erhalte. Dies gab den Ausschlag für den alten Glauben.


Mocke(n).

Gross Möcke1, feiss Vögel. (Aargau.) - Schweiz, II, 144, 9.

Mocke oder Mocken = Brocke, Brocken, zermocken = zerbrocken, Möckli (italienisch micola), Bröckchen, besonders in Würfelform geschnittene Bröckchen in Suppen. Möckeln = bröckeln. (Vgl. Stalder, II, 812; Tobler, 319.)


Mockedurst.

* Er hät de Mockedurst. - Sutermeister, 62.

Was das heisst, lässt die Quellenschrift, wie gewöhnlich, unerklärt. Bei Stalder sucht man das Wort vergeblich.


Mockerau.

* Nach Mockerau reisen. - Frischbier, 503.

Bald sterben, auf den Kirchhof kommen. Mockerau ist ein Kirchdorf bei Graudenz. Warum aber die Reise nach Mockerau den nahen Tod anzeigen soll, ist mir nicht klar; und die Vermuthung, dass die Redensart mit den Revuen zusammenhänge, die unter mehrern preussischen Königen bei dem Dorfe abgehalten worden sind, scheint mir zur Erklärung nicht auszureichen.


Mode.

1 A Muudi fulge, al skal'k uk efterslebbe. (Amrum.) - Haupt, VIII, 359, 129.

Der Mode folgen, soll ich auch nachschleppen.

2 Alte Moden, schlechte Moden.

Die Mode muss immer neu sein. Eine frisst die andern wie Saturn seine eigenen Kinder. Dennoch hat man zu Zeiten das Aufbringen neuer bekämpft. So liess der Rath der Stadt Breslau "1509 secunda post concept. Marie" folgendes Edict gegen die Erfindung neuer Moden ausrufen: "Vor allen Dingen sal keine fraw noch jungfraw new-funde irdenken an jrer cleydung vnd tracht, als in der ordenung vnd stattuten der cleydung halbin aufgedrucht." (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1802, S. 253.)

3 Bo 't Mode is, do singet me Pumpernickel in der Kerke. (Waldeck.) - Curtze, 357, 535; für Baiern: Zaupser, 91; hochdeutsch bei Körte, 4275.

Der Ausdruck "Pumpernickel" für westfälisches Schwarzbrot ist dort selbst nicht volksüblich. Zum Unterschiede von Stuten (Feinbrot) nennt der Westfale das gröbere schlechthin Brot oder "Swartbrod". Der "Pumpernickel" war ein Volkslied. (S. Brauch 14.) - "Mit blinder Despotie regiert die Göttin Mode unter den verschiedensten Namen. Bei den Grossen heisst sie Ceremoniel, bei den Theologen Ritual, bei den Rechtsgelehrten Observanz, bei den Aerzten Methode, bei allen Eingeweihten Glaube, bei allen Laien Sitte und Gebrauch. An alle diese Benennungen appellirt man gewöhnlich, wenn man in der Vernunft keinen andern Grund des Verfahrens aufweisen kann; und sie haben von dem Orden, des goldenen Vlieses an bis herab zu dem Orden des Kuhschwanzes und der Elefantenblase für ihre Behörde immer hinlängliche Gültigkeit." (Seume.)

4 Boa et Modi es, doa goatt se met Holsken in de Kiärke. (Iserlohn.) - Woeste, 73, 206.

5 Die alte Mode reisst wieder ei; wo d' Buben rauss sind, da wöllet se wieder nei. (Bopfingen.)

6 Die Mod' ist gut, wenn die Seide das Feuer in der Küche nicht auslöscht.

7 Die Mode bestimmt den Preis der Zeuge und den Werth der Tugenden.

8 Die Mode ist die grösste Tyrannin.

"Mode ist die für schön, gehaltene Anordnung des Nichtnothwendigen im Leben."

Frz.: Mode partout. (Leroux, II, 265.)

Holl.: De mode heerscht zelfs tot in en na den dood. (Harrebomee, II, 89b.)

9 Die Mode ist ein Gesetz, dem man mehr gehorcht als dem Katechismus.

Holl.: De mode is de wet, waarnaar zich elk een zet. (Harrebomee, II, 89b.)

10 Es möchte Moden regnen wie zu Neisse. (Schles.)

Klage über oder Warnung vor allzu grosser Modesucht. "Im Jahre 1544 fiel zu Neisse ein gewaltiger Schlossenregen, der viel Verwüstungen anrichtete. Der Aberglaube war sogleich geschäftig, die Veranlassung dazu

[Spaltenumbruch]
Mittwoch.

1 An de Miggda kommet de Ungeschickta. (Wurmlingen.)

Wie Birlinger (374) bemerkt, der allgemeine Glaube vom Mittwoch.

2 Mittwuche, steck d' Nase i d' Tischdrucke.Sutermeister, 30.

*3 Am gelben Mittwoch, als der Riepel die Stieg abfiel.Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 632.

Zu ergänzen: war es oder wird es sein.


Mittwochsbraut.

D' Midicha- und d' Montabräut' habet nie koan rechte Freud'. (Oberösterreich.)

Es herrscht der Glaube, dass Ehen, die Montags und Mittwochs geschlossen werden, nicht glücklich seien. An vielen Orten halten Brautleute, von denen ein Theil verwitwet ist, an diesen Tagen Hochzeit. Mädchen, wurden und werden in der Regel nur noch au Dienstagen „z'samgöben“ oder getraut. Ein Rest von Tagewählerei, wovon sich im Volksglauben noch reiche Spuren finden. Die Heiden wählten für ihre Unternehmungen die Tage aus; und da die Taufe nicht kräftig genug ist, allen Aberglauben, alle verkehrten Ansichten abzuwaschen, so ist auch sie ins Christenthum wie vieles andere übergegangen. Wenn ein Fremder am Montage zur Stubenthür hineinsieht, ohne ganz hineinzugehen, so folgt daraus, dass der Mann seine Frau schlägt. Wer am Grünen Donnerstag oder drei Freitage hintereinander fastet, der ist dasselbe Jahr vom Fieber frei, wer es hat, verliert es. Freitags soll man Kinder nicht baden, weil sie aus ihrer Ruhe kommen. Wenn Sonnabends der Wocken nicht abgesponnen wird, so wird aus dem Flachs und Werch kein gut Garn und bleicht sich nicht weiss. Am Mittwoch geborene Kälber sollen von der besten Art sein, dagegen soll man am Mittwoch kein Kalb anbinden, man soll an diesem Tage nicht ein- oder ausziehen u. s. w. Einige halten den Mittwoch, andere den Donnerstag, andere den Freitag zu Unternehmungen für unglücklich u. s. w. Eine Zusammenstellung des Aberglaubens im allgemeinen, wie des in Betreff der Tagewählerei, des Aberglaubens vor und bei der Geburt des Menschen, beim Gevatterstehen und beim Taufen, beim Sterben und Begrabenwerden u. s. w. findet sich in Braun, Bibliothek des Frohsinns, unter dem Titel: Deutsches Volksthum im Mittelalter, Sect. 4, Bdchn. 2, Nr. 40-45.


Mittwochsferkel.

Mittwochsferkel sind verloren.

Der Mittwoch und mit ihm der Freitag sind nach dem Volksglauben die rechten Unglückstage unter den sieben. Was man an beiden Tagen unternimmt, hat selten Fortgang und Gedeihen. Wer Mittwochs Ferkel zuerst austreibt, dem kehren sie nicht wieder; und ein Kind, das am Mittwoch zuerst zur Schule kommt, lernt nichts. Keine Trauung pflegte an diesem Tage stattzufinden, keine Magd wechselte den Dienst. Das Vorsagen der Kinder darf nach altem Glauben im Erzherzogthum Oesterreich an jenem Tage nicht geschehen, sonst verfallen sie dem Henker. Redet man Mittwochs oder Freitags von Hexen, so kommen sie und rächen sich. In Rheinbaiern hält man die Frau, die am Mittwoch bittet, für eine Hexe. (Vgl. Die Wochentage im Glauben und Brauch des Volks in der Illustr. Zeitung, Leipzig 1. Januar 1870, S. 9.)


Mitunterlaufen.

Es laufen einige solche mit unter, sagte das Bettelweib, als sie unter den Kopfläusen auch Filzläuse fand.

Holl.: Zulke loopen er wel onder, zei de meid, en zij had eene platluis tusschen hare vingeren. (Harrebomée, II, 41.)


Mitwollen.

Wer nicht mitwill, der bleibe hinten.Petri, II, 742; Henisch, 414, 34; Gaal, 1714.

Lat.: Aut abi, aut exuere. (Gaal, 1714.)


Mixtur.

1 Die Mixtur kommt zu spät, wenn's mit dem Kranken zum Sterben geht.

*2 Dat is 'ne Mixtur vör den Mann, wenn die Fräu in den Wiäken is.


Möbel.

Möbelen hebben gên Gevolge.Pistor., VII, 98; Graf, 110, 262.

Von der Verfolgung der Fahrhabe, die aus dem Besitz des Eigenthümers gekommen ist. Nach deutschen Rechten hat die Habe kein Geleit, d. h. man kann sich nicht an sie, sondern nur immer an den halten, dem man sie anvertraut hat. (S. Habe 2 und Fahrhabe.)

Holl.: Meubelen hebben geen gevolg. (Harrebomée, II, 84b.)


Mochsen.

Man kann dem Mochsen1 nicht weher thun, as mer gibt den Moches2. (Jüd.-deutsch. Hechingen.)

1) Steuerbeamter.

2) Steuer.


[Spaltenumbruch]
Möck.

Möck, Mock und Uhl retteten Rottweil dem römischen (päpstlichen) Stuhl.Eiselein, 534; Kirchhofer, 114; Langen, Beiträge, S. 342; Birlinger, 1146; Reinsberg V, 103.

Auch unter den Bürgern zu Rottweil hatte die Reformation viel Anklang und Anhänger gefunden; aber der Bürgermeister Möck, der Schultheiss Mock und der Pfarrer Uhl von Deisslingen wirkten besonders der Reformation entgegen. Dazu kam noch die Drohung des Kaisers, das Hofgericht von da wegzulegen, wenn die Glaubensneuerung die Oberhand erhalte. Dies gab den Ausschlag für den alten Glauben.


Mocke(n).

Gross Möcke1, feiss Vögel. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 9.

Mocke oder Mocken = Brocke, Brocken, zermocken = zerbrocken, Möckli (italienisch micola), Bröckchen, besonders in Würfelform geschnittene Bröckchen in Suppen. Möckeln = bröckeln. (Vgl. Stalder, II, 812; Tobler, 319.)


Mockedurst.

* Er hät de Mockedurst.Sutermeister, 62.

Was das heisst, lässt die Quellenschrift, wie gewöhnlich, unerklärt. Bei Stalder sucht man das Wort vergeblich.


Mockerau.

* Nach Mockerau reisen.Frischbier, 503.

Bald sterben, auf den Kirchhof kommen. Mockerau ist ein Kirchdorf bei Graudenz. Warum aber die Reise nach Mockerau den nahen Tod anzeigen soll, ist mir nicht klar; und die Vermuthung, dass die Redensart mit den Revuen zusammenhänge, die unter mehrern preussischen Königen bei dem Dorfe abgehalten worden sind, scheint mir zur Erklärung nicht auszureichen.


Mode.

1 A Muudi fulge, al skal'k uk efterslebbe. (Amrum.) – Haupt, VIII, 359, 129.

Der Mode folgen, soll ich auch nachschleppen.

2 Alte Moden, schlechte Moden.

Die Mode muss immer neu sein. Eine frisst die andern wie Saturn seine eigenen Kinder. Dennoch hat man zu Zeiten das Aufbringen neuer bekämpft. So liess der Rath der Stadt Breslau „1509 secunda post concept. Marie“ folgendes Edict gegen die Erfindung neuer Moden ausrufen: „Vor allen Dingen sal keine fraw noch jungfraw new-funde irdenken an jrer cleydung vnd tracht, als in der ordenung vnd stattuten der cleydung halbin aufgedrucht.“ (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1802, S. 253.)

3 Bo 't Mode is, do singet me Pumpernickel in der Kerke. (Waldeck.) – Curtze, 357, 535; für Baiern: Zaupser, 91; hochdeutsch bei Körte, 4275.

Der Ausdruck „Pumpernickel“ für westfälisches Schwarzbrot ist dort selbst nicht volksüblich. Zum Unterschiede von Stuten (Feinbrot) nennt der Westfale das gröbere schlechthin Brot oder „Swartbrod“. Der „Pumpernickel“ war ein Volkslied. (S. Brauch 14.) – „Mit blinder Despotie regiert die Göttin Mode unter den verschiedensten Namen. Bei den Grossen heisst sie Ceremoniel, bei den Theologen Ritual, bei den Rechtsgelehrten Observanz, bei den Aerzten Methode, bei allen Eingeweihten Glaube, bei allen Laien Sitte und Gebrauch. An alle diese Benennungen appellirt man gewöhnlich, wenn man in der Vernunft keinen andern Grund des Verfahrens aufweisen kann; und sie haben von dem Orden, des goldenen Vlieses an bis herab zu dem Orden des Kuhschwanzes und der Elefantenblase für ihre Behörde immer hinlängliche Gültigkeit.“ (Seume.)

4 Boa et Modi es, doa goatt se met Holsken in de Kiärke. (Iserlohn.) – Woeste, 73, 206.

5 Die alte Mode reisst wieder ei; wo d' Buben rauss sind, da wöllet se wieder nei. (Bopfingen.)

6 Die Mod' ist gut, wenn die Seide das Feuer in der Küche nicht auslöscht.

7 Die Mode bestimmt den Preis der Zeuge und den Werth der Tugenden.

8 Die Mode ist die grösste Tyrannin.

„Mode ist die für schön, gehaltene Anordnung des Nichtnothwendigen im Leben.“

Frz.: Mode partout. (Leroux, II, 265.)

Holl.: De mode heerscht zelfs tot in en na den dood. (Harrebomée, II, 89b.)

9 Die Mode ist ein Gesetz, dem man mehr gehorcht als dem Katechismus.

Holl.: De mode is de wet, waarnaar zich elk een zet. (Harrebomée, II, 89b.)

10 Es möchte Moden regnen wie zu Neisse. (Schles.)

Klage über oder Warnung vor allzu grosser Modesucht. „Im Jahre 1544 fiel zu Neisse ein gewaltiger Schlossenregen, der viel Verwüstungen anrichtete. Der Aberglaube war sogleich geschäftig, die Veranlassung dazu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0358" n="[344]"/>
        <cb n="687"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mittwoch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 An de Miggda kommet de Ungeschickta.</hi> (<hi rendition="#i">Wurmlingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie <hi rendition="#i">Birlinger (374)</hi> bemerkt, der allgemeine Glaube vom Mittwoch.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Mittwuche, steck d' Nase i d' Tischdrucke.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Am gelben Mittwoch, als der Riepel die Stieg abfiel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 632.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zu ergänzen: war es oder wird es sein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mittwochsbraut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">D' Midicha- und d' Montabräut' habet nie koan rechte Freud'.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Es herrscht der Glaube, dass Ehen, die Montags und Mittwochs geschlossen werden, nicht glücklich seien. An vielen Orten halten Brautleute, von denen ein Theil verwitwet ist, an diesen Tagen Hochzeit. Mädchen, wurden und werden in der Regel nur noch au Dienstagen &#x201E;z'samgöben&#x201C; oder getraut. Ein Rest von Tagewählerei, wovon sich im Volksglauben noch reiche Spuren finden. Die Heiden wählten für ihre Unternehmungen die Tage aus; und da die Taufe nicht kräftig genug ist, allen Aberglauben, alle verkehrten Ansichten abzuwaschen, so ist auch sie ins Christenthum wie vieles andere übergegangen. Wenn ein Fremder am Montage zur Stubenthür hineinsieht, ohne ganz hineinzugehen, so folgt daraus, dass der Mann seine Frau schlägt. Wer am Grünen Donnerstag oder drei Freitage hintereinander fastet, der ist dasselbe Jahr vom Fieber frei, wer es hat, verliert es. Freitags soll man Kinder nicht baden, weil sie aus ihrer Ruhe kommen. Wenn Sonnabends der Wocken nicht abgesponnen wird, so wird aus dem Flachs und Werch kein gut Garn und bleicht sich nicht weiss. Am Mittwoch geborene Kälber sollen von der besten Art sein, dagegen soll man am Mittwoch kein Kalb anbinden, man soll an diesem Tage nicht ein- oder ausziehen u. s. w. Einige halten den Mittwoch, andere den Donnerstag, andere den Freitag zu Unternehmungen für unglücklich u. s. w. Eine Zusammenstellung des Aberglaubens im allgemeinen, wie des in Betreff der Tagewählerei, des Aberglaubens vor und bei der Geburt des Menschen, beim Gevatterstehen und beim Taufen, beim Sterben und Begrabenwerden u. s. w. findet sich in <hi rendition="#i">Braun, Bibliothek des Frohsinns, unter dem Titel: Deutsches Volksthum im Mittelalter, Sect. 4, Bdchn. 2, Nr. 40-45.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mittwochsferkel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Mittwochsferkel sind verloren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Mittwoch und mit ihm der Freitag sind nach dem Volksglauben die rechten Unglückstage unter den sieben. Was man an beiden Tagen unternimmt, hat selten Fortgang und Gedeihen. Wer Mittwochs Ferkel zuerst austreibt, dem kehren sie nicht wieder; und ein Kind, das am Mittwoch zuerst zur Schule kommt, lernt nichts. Keine Trauung pflegte an diesem Tage stattzufinden, keine Magd wechselte den Dienst. Das Vorsagen der Kinder darf nach altem Glauben im Erzherzogthum Oesterreich an jenem Tage nicht geschehen, sonst verfallen sie dem Henker. Redet man Mittwochs oder Freitags von Hexen, so kommen sie und rächen sich. In Rheinbaiern hält man die Frau, die am Mittwoch bittet, für eine Hexe. (Vgl. <hi rendition="#i">Die Wochentage im Glauben und Brauch des Volks in der Illustr. Zeitung, Leipzig 1. Januar 1870, S. 9.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mitunterlaufen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Es laufen einige solche mit unter, sagte das Bettelweib, als sie unter den Kopfläusen auch Filzläuse fand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Zulke loopen er wel onder, zei de meid, en zij had eene platluis tusschen hare vingeren. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 41.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mitwollen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer nicht mitwill, der bleibe hinten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 742; Henisch, 414, 34; Gaal, 1714.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aut abi, aut exuere. (<hi rendition="#i">Gaal, 1714.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mixtur.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Mixtur kommt zu spät, wenn's mit dem Kranken zum Sterben geht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Dat is 'ne Mixtur vör den Mann, wenn die Fräu in den Wiäken is.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Möbel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Möbelen hebben gên Gevolge.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Pistor., VII, 98; Graf, 110, 262.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von der Verfolgung der Fahrhabe, die aus dem Besitz des Eigenthümers gekommen ist. Nach deutschen Rechten hat die Habe kein Geleit, d. h. man kann sich nicht an sie, sondern nur immer an den halten, dem man sie anvertraut hat. (S.  Habe 2 und  Fahrhabe.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Meubelen hebben geen gevolg. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 84<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mochsen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Man kann dem Mochsen<hi rendition="#sup">1</hi> nicht weher thun, as mer gibt den Moches<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch. Hechingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Steuerbeamter.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Steuer.</p><lb/>
        </div>
        <cb n="688"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Möck.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Möck, Mock und Uhl retteten Rottweil dem römischen (päpstlichen) Stuhl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 534; Kirchhofer, 114; Langen, Beiträge, S. 342; Birlinger, 1146; Reinsberg V, 103.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Auch unter den Bürgern zu Rottweil hatte die Reformation viel Anklang und Anhänger gefunden; aber der Bürgermeister Möck, der Schultheiss Mock und der Pfarrer Uhl von Deisslingen wirkten besonders der Reformation entgegen. Dazu kam noch die Drohung des Kaisers, das Hofgericht von da wegzulegen, wenn die Glaubensneuerung die Oberhand erhalte. Dies gab den Ausschlag für den alten Glauben.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mocke(n).</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gross Möcke<hi rendition="#sup">1</hi>, feiss Vögel.</hi> (<hi rendition="#i">Aargau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, II, 144, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mocke oder Mocken = Brocke, Brocken, zermocken = zerbrocken, Möckli (italienisch micola), Bröckchen, besonders in Würfelform geschnittene Bröckchen in Suppen. Möckeln = bröckeln. (Vgl. <hi rendition="#i">Stalder, II, 812; Tobler, 319.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mockedurst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hät de Mockedurst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Was das heisst, lässt die Quellenschrift, wie gewöhnlich, unerklärt. Bei Stalder sucht man das Wort vergeblich.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mockerau.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Nach Mockerau reisen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 503.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bald sterben, auf den Kirchhof kommen. Mockerau ist ein Kirchdorf bei Graudenz. Warum aber die Reise nach Mockerau den nahen Tod anzeigen soll, ist mir nicht klar; und die Vermuthung, dass die Redensart mit den Revuen zusammenhänge, die unter mehrern preussischen Königen bei dem Dorfe abgehalten worden sind, scheint mir zur Erklärung nicht auszureichen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Mode.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A Muudi fulge, al skal'k uk efterslebbe.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 359, 129.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Mode folgen, soll ich auch nachschleppen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Alte Moden, schlechte Moden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Mode muss immer neu sein. Eine frisst die andern wie Saturn seine eigenen Kinder. Dennoch hat man zu Zeiten das Aufbringen neuer bekämpft. So liess der Rath der Stadt Breslau &#x201E;1509 secunda post concept. Marie&#x201C; folgendes Edict gegen die Erfindung neuer Moden ausrufen: &#x201E;Vor allen Dingen sal keine fraw noch jungfraw new-funde irdenken an jrer cleydung vnd tracht, als in der ordenung vnd stattuten der cleydung halbin aufgedrucht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1802, S. 253.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Bo 't Mode is, do singet me Pumpernickel in der Kerke.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Curtze, 357, 535;</hi> für Baiern: <hi rendition="#i">Zaupser, 91;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Körte, 4275.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Ausdruck &#x201E;Pumpernickel&#x201C; für westfälisches Schwarzbrot ist dort selbst nicht volksüblich. Zum Unterschiede von Stuten (Feinbrot) nennt der Westfale das gröbere schlechthin Brot oder &#x201E;Swartbrod&#x201C;. Der &#x201E;Pumpernickel&#x201C; war ein Volkslied. (S.  Brauch 14.) &#x2013; &#x201E;Mit blinder Despotie regiert die Göttin Mode unter den verschiedensten Namen. Bei den Grossen heisst sie Ceremoniel, bei den Theologen Ritual, bei den Rechtsgelehrten Observanz, bei den Aerzten Methode, bei allen Eingeweihten Glaube, bei allen Laien Sitte und Gebrauch. An alle diese Benennungen appellirt man gewöhnlich, wenn man in der Vernunft keinen andern Grund des Verfahrens aufweisen kann; und sie haben von dem Orden, des goldenen Vlieses an bis herab zu dem Orden des Kuhschwanzes und der Elefantenblase für ihre Behörde immer hinlängliche Gültigkeit.&#x201C; (<hi rendition="#i">Seume.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Boa et Modi es, doa goatt se met Holsken in de Kiärke.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 73, 206.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Die alte Mode reisst wieder ei; wo d' Buben rauss sind, da wöllet se wieder nei.</hi> (<hi rendition="#i">Bopfingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Die Mod' ist gut, wenn die Seide das Feuer in der Küche nicht auslöscht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Die Mode bestimmt den Preis der Zeuge und den Werth der Tugenden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Die Mode ist die grösste Tyrannin.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Mode ist die für schön, gehaltene Anordnung des Nichtnothwendigen im Leben.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Mode partout. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 265.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De mode heerscht zelfs tot in en na den dood. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 89<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Die Mode ist ein Gesetz, dem man mehr gehorcht als dem Katechismus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De mode is de wet, waarnaar zich elk een zet. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 89<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Es möchte Moden regnen wie zu Neisse.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Klage über oder Warnung vor allzu grosser Modesucht. &#x201E;Im Jahre 1544 fiel zu Neisse ein gewaltiger Schlossenregen, der viel Verwüstungen anrichtete. Der Aberglaube war sogleich geschäftig, die Veranlassung dazu
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[344]/0358] Mittwoch. 1 An de Miggda kommet de Ungeschickta. (Wurmlingen.) Wie Birlinger (374) bemerkt, der allgemeine Glaube vom Mittwoch. 2 Mittwuche, steck d' Nase i d' Tischdrucke. – Sutermeister, 30. *3 Am gelben Mittwoch, als der Riepel die Stieg abfiel. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 632. Zu ergänzen: war es oder wird es sein. Mittwochsbraut. D' Midicha- und d' Montabräut' habet nie koan rechte Freud'. (Oberösterreich.) Es herrscht der Glaube, dass Ehen, die Montags und Mittwochs geschlossen werden, nicht glücklich seien. An vielen Orten halten Brautleute, von denen ein Theil verwitwet ist, an diesen Tagen Hochzeit. Mädchen, wurden und werden in der Regel nur noch au Dienstagen „z'samgöben“ oder getraut. Ein Rest von Tagewählerei, wovon sich im Volksglauben noch reiche Spuren finden. Die Heiden wählten für ihre Unternehmungen die Tage aus; und da die Taufe nicht kräftig genug ist, allen Aberglauben, alle verkehrten Ansichten abzuwaschen, so ist auch sie ins Christenthum wie vieles andere übergegangen. Wenn ein Fremder am Montage zur Stubenthür hineinsieht, ohne ganz hineinzugehen, so folgt daraus, dass der Mann seine Frau schlägt. Wer am Grünen Donnerstag oder drei Freitage hintereinander fastet, der ist dasselbe Jahr vom Fieber frei, wer es hat, verliert es. Freitags soll man Kinder nicht baden, weil sie aus ihrer Ruhe kommen. Wenn Sonnabends der Wocken nicht abgesponnen wird, so wird aus dem Flachs und Werch kein gut Garn und bleicht sich nicht weiss. Am Mittwoch geborene Kälber sollen von der besten Art sein, dagegen soll man am Mittwoch kein Kalb anbinden, man soll an diesem Tage nicht ein- oder ausziehen u. s. w. Einige halten den Mittwoch, andere den Donnerstag, andere den Freitag zu Unternehmungen für unglücklich u. s. w. Eine Zusammenstellung des Aberglaubens im allgemeinen, wie des in Betreff der Tagewählerei, des Aberglaubens vor und bei der Geburt des Menschen, beim Gevatterstehen und beim Taufen, beim Sterben und Begrabenwerden u. s. w. findet sich in Braun, Bibliothek des Frohsinns, unter dem Titel: Deutsches Volksthum im Mittelalter, Sect. 4, Bdchn. 2, Nr. 40-45. Mittwochsferkel. Mittwochsferkel sind verloren. Der Mittwoch und mit ihm der Freitag sind nach dem Volksglauben die rechten Unglückstage unter den sieben. Was man an beiden Tagen unternimmt, hat selten Fortgang und Gedeihen. Wer Mittwochs Ferkel zuerst austreibt, dem kehren sie nicht wieder; und ein Kind, das am Mittwoch zuerst zur Schule kommt, lernt nichts. Keine Trauung pflegte an diesem Tage stattzufinden, keine Magd wechselte den Dienst. Das Vorsagen der Kinder darf nach altem Glauben im Erzherzogthum Oesterreich an jenem Tage nicht geschehen, sonst verfallen sie dem Henker. Redet man Mittwochs oder Freitags von Hexen, so kommen sie und rächen sich. In Rheinbaiern hält man die Frau, die am Mittwoch bittet, für eine Hexe. (Vgl. Die Wochentage im Glauben und Brauch des Volks in der Illustr. Zeitung, Leipzig 1. Januar 1870, S. 9.) Mitunterlaufen. Es laufen einige solche mit unter, sagte das Bettelweib, als sie unter den Kopfläusen auch Filzläuse fand. Holl.: Zulke loopen er wel onder, zei de meid, en zij had eene platluis tusschen hare vingeren. (Harrebomée, II, 41.) Mitwollen. Wer nicht mitwill, der bleibe hinten. – Petri, II, 742; Henisch, 414, 34; Gaal, 1714. Lat.: Aut abi, aut exuere. (Gaal, 1714.) Mixtur. 1 Die Mixtur kommt zu spät, wenn's mit dem Kranken zum Sterben geht. *2 Dat is 'ne Mixtur vör den Mann, wenn die Fräu in den Wiäken is. Möbel. Möbelen hebben gên Gevolge. – Pistor., VII, 98; Graf, 110, 262. Von der Verfolgung der Fahrhabe, die aus dem Besitz des Eigenthümers gekommen ist. Nach deutschen Rechten hat die Habe kein Geleit, d. h. man kann sich nicht an sie, sondern nur immer an den halten, dem man sie anvertraut hat. (S. Habe 2 und Fahrhabe.) Holl.: Meubelen hebben geen gevolg. (Harrebomée, II, 84b.) Mochsen. Man kann dem Mochsen1 nicht weher thun, as mer gibt den Moches2. (Jüd.-deutsch. Hechingen.) 1) Steuerbeamter. 2) Steuer. Möck. Möck, Mock und Uhl retteten Rottweil dem römischen (päpstlichen) Stuhl. – Eiselein, 534; Kirchhofer, 114; Langen, Beiträge, S. 342; Birlinger, 1146; Reinsberg V, 103. Auch unter den Bürgern zu Rottweil hatte die Reformation viel Anklang und Anhänger gefunden; aber der Bürgermeister Möck, der Schultheiss Mock und der Pfarrer Uhl von Deisslingen wirkten besonders der Reformation entgegen. Dazu kam noch die Drohung des Kaisers, das Hofgericht von da wegzulegen, wenn die Glaubensneuerung die Oberhand erhalte. Dies gab den Ausschlag für den alten Glauben. Mocke(n). Gross Möcke1, feiss Vögel. (Aargau.) – Schweiz, II, 144, 9. Mocke oder Mocken = Brocke, Brocken, zermocken = zerbrocken, Möckli (italienisch micola), Bröckchen, besonders in Würfelform geschnittene Bröckchen in Suppen. Möckeln = bröckeln. (Vgl. Stalder, II, 812; Tobler, 319.) Mockedurst. * Er hät de Mockedurst. – Sutermeister, 62. Was das heisst, lässt die Quellenschrift, wie gewöhnlich, unerklärt. Bei Stalder sucht man das Wort vergeblich. Mockerau. * Nach Mockerau reisen. – Frischbier, 503. Bald sterben, auf den Kirchhof kommen. Mockerau ist ein Kirchdorf bei Graudenz. Warum aber die Reise nach Mockerau den nahen Tod anzeigen soll, ist mir nicht klar; und die Vermuthung, dass die Redensart mit den Revuen zusammenhänge, die unter mehrern preussischen Königen bei dem Dorfe abgehalten worden sind, scheint mir zur Erklärung nicht auszureichen. Mode. 1 A Muudi fulge, al skal'k uk efterslebbe. (Amrum.) – Haupt, VIII, 359, 129. Der Mode folgen, soll ich auch nachschleppen. 2 Alte Moden, schlechte Moden. Die Mode muss immer neu sein. Eine frisst die andern wie Saturn seine eigenen Kinder. Dennoch hat man zu Zeiten das Aufbringen neuer bekämpft. So liess der Rath der Stadt Breslau „1509 secunda post concept. Marie“ folgendes Edict gegen die Erfindung neuer Moden ausrufen: „Vor allen Dingen sal keine fraw noch jungfraw new-funde irdenken an jrer cleydung vnd tracht, als in der ordenung vnd stattuten der cleydung halbin aufgedrucht.“ (Fülleborn, Bresl. Erzähler, 1802, S. 253.) 3 Bo 't Mode is, do singet me Pumpernickel in der Kerke. (Waldeck.) – Curtze, 357, 535; für Baiern: Zaupser, 91; hochdeutsch bei Körte, 4275. Der Ausdruck „Pumpernickel“ für westfälisches Schwarzbrot ist dort selbst nicht volksüblich. Zum Unterschiede von Stuten (Feinbrot) nennt der Westfale das gröbere schlechthin Brot oder „Swartbrod“. Der „Pumpernickel“ war ein Volkslied. (S. Brauch 14.) – „Mit blinder Despotie regiert die Göttin Mode unter den verschiedensten Namen. Bei den Grossen heisst sie Ceremoniel, bei den Theologen Ritual, bei den Rechtsgelehrten Observanz, bei den Aerzten Methode, bei allen Eingeweihten Glaube, bei allen Laien Sitte und Gebrauch. An alle diese Benennungen appellirt man gewöhnlich, wenn man in der Vernunft keinen andern Grund des Verfahrens aufweisen kann; und sie haben von dem Orden, des goldenen Vlieses an bis herab zu dem Orden des Kuhschwanzes und der Elefantenblase für ihre Behörde immer hinlängliche Gültigkeit.“ (Seume.) 4 Boa et Modi es, doa goatt se met Holsken in de Kiärke. (Iserlohn.) – Woeste, 73, 206. 5 Die alte Mode reisst wieder ei; wo d' Buben rauss sind, da wöllet se wieder nei. (Bopfingen.) 6 Die Mod' ist gut, wenn die Seide das Feuer in der Küche nicht auslöscht. 7 Die Mode bestimmt den Preis der Zeuge und den Werth der Tugenden. 8 Die Mode ist die grösste Tyrannin. „Mode ist die für schön, gehaltene Anordnung des Nichtnothwendigen im Leben.“ Frz.: Mode partout. (Leroux, II, 265.) Holl.: De mode heerscht zelfs tot in en na den dood. (Harrebomée, II, 89b.) 9 Die Mode ist ein Gesetz, dem man mehr gehorcht als dem Katechismus. Holl.: De mode is de wet, waarnaar zich elk een zet. (Harrebomée, II, 89b.) 10 Es möchte Moden regnen wie zu Neisse. (Schles.) Klage über oder Warnung vor allzu grosser Modesucht. „Im Jahre 1544 fiel zu Neisse ein gewaltiger Schlossenregen, der viel Verwüstungen anrichtete. Der Aberglaube war sogleich geschäftig, die Veranlassung dazu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/358
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [344]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/358>, abgerufen am 20.04.2024.