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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Motten (Verb.).

*1 Er mottet schi nit. - Sutermeister, 60.

*2 Es mottet. - Sutermeister, 31.

Räth Vorsicht im Sprechen an. Als Warnung vor unberufenen Zuhörern gebraucht, finden sich a. a. O. noch folgende Redensarten: 'S sind Stöck im Ofe. Es sind Kachle im Ofe. Es ist e Kachle i der Stoba. D' Stuben ist nid g'wüscht. D' Katz het e Noggele.


Mottenburger.

* Es sind Mottenburger.

Sprichwörtlich nach einer Gesangsposse in sieben Bildern von D. Kalisch und. A. Weirauch, die im Wallnertheater in Berlin in der schlechtesten Theaterzeit wiederholentlich ein volles Haus gemacht hat. Das Stück ist eine Verspottung des Spiessbürgerthums, das in unsern Tagen noch ebenso üppig im Kraut steht als in der Zeit, wo Kotzebue ihm sein Spiegelbild zeigte. (Vgl. Europa, Leipzig 1868, Nr 1.) Mottenburger sind also Spiessbürger.


Mottenkopf.

* Es ist ein Mottenkopf.

In Berlin von einem geweckten Jungen, der dumme Streiche gemacht und es faustdick hinter den Ohren hat. (Reinsberg VII, 67.)


Möve.

1 Meven in't Land, Unweer vör de Hand. (Ostfries.) - Bueren, 867; Kern, 771; Hauskalender, III.

Die Möven und Sturmvögel ziehen sich vor herannahenden Stürmen aufs Land, die Seeküste zurück, und verkünden so das Unwetter.

Holl.: Meeuwen aan land, onweer aan strand (oder: storm voor de hand). (Harrebomee, II, 74.)

2 Wenn die Möven nach dem Lande fliegen, werden wir Sturm kriegen. - Mecklenb. Anzeiger, 1864, Nr. 40.

Frz.: Auoir veu le hairon volant sur les nues. - Auoir veu nautillus, se cacher en la mer.

Lat.: Ardeam supra nubes euolantem vidisse. (Bovill, I, 84.) - Nautilum piscem mari se immergentem conspexisse. (Bovill, I, 83.)


Mowe.

*1 Dar wet he nine Mowwen antosetten. - Lyra, 39 u. 122.

*2 AUt'r Mowwen schidden. - Lyra, 127.

Aus dem Aermel schütteln.


Mücke.

1 Auch eine Mücke hat ihre Milz. - Eiselein, 476; Simrock, 7115.

Lat.: Habet et musca splenem. (Eiselein, 476.)

2 Auch kleine Mücken haben ihr Gift.

3 Aus ar Micke wird a Pfard. (Kreis Militsch.)

Aus einer Mücke wird oft ein Pferd gemacht.

4 Bässer Möcke gefang als miesig gang. ( Trier.) - Laven, 175, 9; Firmenich, III, 546, 9.

Besser Mücken gefangen als müssig gegangen.

5 Besser ein Muck im Honig, dann hundert Hurnussen ohn Honig. - Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 644.

6 Besser eine Mücke auf der Suppe als gar kein Fett. (S. Maus 3.) (Eifel.) - Schmitz, 187, 70.

7 Danzen de Möcken im Januar, wet et Foder (Futter) un auch de Botter rar. (Köln.) - Weyden, I, 1.

8 De magern Müggen beitet (beissen) scharp. (Münster.) - Frommann, IV, 427, 81; für Osnabrück: Lyra, 28.

9 De Mäk scheisst dem Keiser af de Nuoss. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 235.

Mhd.: Soldes der keiser selbe swern, ern kan sich mücken niht erwern. (Freidank.) - Waz sol der muggen swil. (Frauenlob.) ( Zingerle, 104.)

10 De Mäke kun af't Siss (oder: af den Zaker, af det Heinch). (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 234.

11 Der sich der Mucken erwehrt, bekompt mit Hornossen zu thun. - Lehmann, 80, 23.

12 Die kleinste Mücke ist vor dem Frosch nicht sicher. - Altmann VI, 456.

13 Die magern Mücken stechen ärger als die fetten.

14 Die muck gehet so lang vbers Honig, biss sie drinn kleben bleibt. - Lehmann, 580, 9.

15 Die mücke fliegen so lang vmbs liecht, biss sie versengt sein (die Flügel verbrannt haben). - Lehmann, 244, 4; Eiselein, 476; Simrock, 7118; Reinsberg III, 142.

Dän.: Mygget flyer saa laenge om lyset til det braendes. (Prov. dan., 422.)

Frz.: La mouche se brusle a la chandelle.


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Holl.: De mug zwerft zoo lang om de kaars, tot dat zij er den laatste invalt (zich brandt, oder: hare vleugelen zengt). (Harrebomee, II, 107a.)

It.: La farfalla, che gira intorno al lume alfin vi brucia le ali. (Gaal, 448.) - Tanto va la capra zoppa, ch' il lupo alfin l' intoppa. (Pazzaglia, 47, 4.)

Schwed.: Myggan flyger sa länge kring ljuset, at hon en gang bränner wingarne. (Grubb, 533; Wensell, 55; Rhodin, 96.)

16 Die Mücke fürchtet sich nicht vor den Hörnern des Ochsen.

17 Die Mücke gewohnt den Hammerschlag. - Wurzbach II, 167; Blass, 8.

Ein Sprichwort, mit dem sich die Juden über die Zerstörung Jerusalems trösten, weil es an die göttliche Strafe erinnert, die deshalb den Kaiser Titus betroffen haben soll. Es soll demselben nämlich nach der Zerstörung der Stadt eine Mücke mit kupfernem Stachel durch die Nase ins Gehirn gedrungen sein, die ihn ununterbrochen gequält habe. Als er einmal bei einer Schmiede vorbeigezogen sei, habe die Mücke, erschreckt von dem Gehämmer, mit Stechen nachgelassen, was ihn veranlasst habe, neben seinem Palast einen Hammer unterhalten zu lassen. Allein die Mücke gewohnte den Hammerschlag.

18 Die Mücke ist darum kein Hofmann, wenn sie auch einmal dem Fürsten ans Fenster pisst. - Fischart.

19 Die Mücke sticht des Löwen Auge.

Man soll auch den Geringen nicht verachten.

20 Die Mücke verliert den Stachel, wenn sie der Schildkröte zu Leibe will. - Altmann Vl, 457.

21 Die Mücken bleiben in den Spinnweben hängen, die Vögel fliegen durch. - Judas der Erzschelm, II; Parömiakon, 932.

22 Die Mücken fliegen in kein Feuer.

"Etliche halten eine feurige werckstatt von arbeit vnd andacht für ein recept wieder böse gedanken, vnd sagen: Die Mucken fliegen in kein Feuer."

23 Die mücken haben die gerechtigkeit von alten zeiten, dass sie auff die Pferd vnd Ochsen sitzen vnd sich mit ihrem Blut sättigen. - Lehmann, 657, 63.

Zur Vertheidigung gewisser sogenannter historischer Rechte.

24 Die Mücken sehen einander alle gleich. - Eiselein, 475; Simrock, 7117; Braun, I, 2788.

25 Die Mücken setzen sich gemeiniglich auf die magern Pferd. - Lehmann, 546, 6.

26 Die Mucken sitzen auff ein lauchlichen Hafen, aber nicht auff ein siedenden. - Lehmann, 341, 11.

Zu grosse Milde und Nachsicht taugt nicht. "Ernst schafft offt viel grössern nutzen als zu viel glimpff."

27 Die Mücken stechen wol, aber nicht das ganze Jahr.

Böhm.: Stipaji komari do casu. (Celakovsky, 263.)

28 Die Mücken tanzen, es gibt gut Wetter.

29 Die Mücken wohnen bey vns, sitzen auff vns, essen vnnd trincken mit vns auss einem geschirr, machen sich doch nicht so gemein, das sie sich fangen liessen, wenn man jhrer bedurfftig; also thun auch etliche Freund. - Lehmann, 207, 39.

30 Doss ane Micke sul huppen (niesen) weie a Fart, dos eis unmeiglich. (Schles.) - Frommann, III, 246, 91; hochdeutsch bei Simrock, 10721.

Gomolcke (292) hat: Husten wie a Pfard. Der Kleine kann nicht durchsetzen, was der Grosse vermag. "A bot recht, den dos anne Mücke niesen soll wie a Pfard, is nich müglich." (Keller, 163a.)

31 Dürre Mücken, magere Flöhe thun mit dem Stechen trefflich wehe.

32 Ein mück ist klein; wenn sie dem Löwen in die Nass Kreicht, so verkratzt er Maul vnd Nass. - Lehmann, 772, 16.

33 Ein Mück kan kein grossen staup machen. - Lehmann, 261, 3.

34 Ein vnsaubere Mück verderbt einen gantzen Becher vom besten Wein. - Lehmann, 775, 20.

35 Eine kleine Mücke kann einen grossen Kerl stechen, dass er schreit.

Holl.: Eene mug kan een' groot' kerel wel steken, dat hij jankt. (Harrebomee, II, 107a.)

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Motten (Verb.).

*1 Er mottet schi nit.Sutermeister, 60.

*2 Es mottet.Sutermeister, 31.

Räth Vorsicht im Sprechen an. Als Warnung vor unberufenen Zuhörern gebraucht, finden sich a. a. O. noch folgende Redensarten: 'S sind Stöck im Ofe. Es sind Kachle im Ofe. Es ist e Kachle i der Stoba. D' Stuben ist nid g'wüscht. D' Katz het e Noggele.


Mottenburger.

* Es sind Mottenburger.

Sprichwörtlich nach einer Gesangsposse in sieben Bildern von D. Kalisch und. A. Weirauch, die im Wallnertheater in Berlin in der schlechtesten Theaterzeit wiederholentlich ein volles Haus gemacht hat. Das Stück ist eine Verspottung des Spiessbürgerthums, das in unsern Tagen noch ebenso üppig im Kraut steht als in der Zeit, wo Kotzebue ihm sein Spiegelbild zeigte. (Vgl. Europa, Leipzig 1868, Nr 1.) Mottenburger sind also Spiessbürger.


Mottenkopf.

* Es ist ein Mottenkopf.

In Berlin von einem geweckten Jungen, der dumme Streiche gemacht und es faustdick hinter den Ohren hat. (Reinsberg VII, 67.)


Möve.

1 Mêven in't Land, Unwêer vör de Hand. (Ostfries.) – Bueren, 867; Kern, 771; Hauskalender, III.

Die Möven und Sturmvögel ziehen sich vor herannahenden Stürmen aufs Land, die Seeküste zurück, und verkünden so das Unwetter.

Holl.: Meeuwen aan land, onweêr aan strand (oder: storm voor de hand). (Harrebomée, II, 74.)

2 Wenn die Möven nach dem Lande fliegen, werden wir Sturm kriegen.Mecklenb. Anzeiger, 1864, Nr. 40.

Frz.: Auoir veu le hairon volant sur les nues. – Auoir veu nautillus, se cacher en la mer.

Lat.: Ardeam supra nubes euolantem vidisse. (Bovill, I, 84.) – Nautilum piscem mari se immergentem conspexisse. (Bovill, I, 83.)


Mowe.

*1 Dâr wêt he nine Mowwen antosetten.Lyra, 39 u. 122.

*2 Ût'r Mowwen schidden.Lyra, 127.

Aus dem Aermel schütteln.


Mücke.

1 Auch eine Mücke hat ihre Milz.Eiselein, 476; Simrock, 7115.

Lat.: Habet et musca splenem. (Eiselein, 476.)

2 Auch kleine Mücken haben ihr Gift.

3 Aus ar Micke wird a Pfard. (Kreis Militsch.)

Aus einer Mücke wird oft ein Pferd gemacht.

4 Bässer Möcke gefâng als miesig gâng. ( Trier.) – Laven, 175, 9; Firmenich, III, 546, 9.

Besser Mücken gefangen als müssig gegangen.

5 Besser ein Muck im Honig, dann hundert Hurnussen ohn Honig.Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 644.

6 Besser eine Mücke auf der Suppe als gar kein Fett. (S. Maus 3.) (Eifel.) – Schmitz, 187, 70.

7 Danzen de Möcken im Januar, wet et Foder (Futter) un auch de Botter rar. (Köln.) – Weyden, I, 1.

8 De magern Müggen bîtet (beissen) schârp. (Münster.) – Frommann, IV, 427, 81; für Osnabrück: Lyra, 28.

9 De Mäk schèisst dem Kîser af de Nuoss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 235.

Mhd.: Soldes der keiser selbe swern, ern kan sich mücken niht erwern. (Freidank.) – Waz sol der muggen swil. (Frauenlob.) ( Zingerle, 104.)

10 De Mäke kun af't Siss (oder: af den Zaker, af det Hînch). (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 234.

11 Der sich der Mucken erwehrt, bekompt mit Hornossen zu thun.Lehmann, 80, 23.

12 Die kleinste Mücke ist vor dem Frosch nicht sicher.Altmann VI, 456.

13 Die magern Mücken stechen ärger als die fetten.

14 Die muck gehet so lang vbers Honig, biss sie drinn kleben bleibt.Lehmann, 580, 9.

15 Die mücke fliegen so lang vmbs liecht, biss sie versengt sein (die Flügel verbrannt haben).Lehmann, 244, 4; Eiselein, 476; Simrock, 7118; Reinsberg III, 142.

Dän.: Mygget flyer saa længe om lyset til det brændes. (Prov. dan., 422.)

Frz.: La mouche se brusle à la chandelle.


[Spaltenumbruch]

Holl.: De mug zwerft zoo lang om de kaars, tot dat zij er den laatste invalt (zich brandt, oder: hare vleugelen zengt). (Harrebomée, II, 107a.)

It.: La farfalla, che gira intorno al lume alfin vi brucia le ali. (Gaal, 448.) – Tanto và la capra zoppa, ch' il lupo alfin l' intoppa. (Pazzaglia, 47, 4.)

Schwed.: Myggan flyger så länge kring ljuset, at hon en gång bränner wingarne. (Grubb, 533; Wensell, 55; Rhodin, 96.)

16 Die Mücke fürchtet sich nicht vor den Hörnern des Ochsen.

17 Die Mücke gewohnt den Hammerschlag.Wurzbach II, 167; Blass, 8.

Ein Sprichwort, mit dem sich die Juden über die Zerstörung Jerusalems trösten, weil es an die göttliche Strafe erinnert, die deshalb den Kaiser Titus betroffen haben soll. Es soll demselben nämlich nach der Zerstörung der Stadt eine Mücke mit kupfernem Stachel durch die Nase ins Gehirn gedrungen sein, die ihn ununterbrochen gequält habe. Als er einmal bei einer Schmiede vorbeigezogen sei, habe die Mücke, erschreckt von dem Gehämmer, mit Stechen nachgelassen, was ihn veranlasst habe, neben seinem Palast einen Hammer unterhalten zu lassen. Allein die Mücke gewohnte den Hammerschlag.

18 Die Mücke ist darum kein Hofmann, wenn sie auch einmal dem Fürsten ans Fenster pisst.Fischart.

19 Die Mücke sticht des Löwen Auge.

Man soll auch den Geringen nicht verachten.

20 Die Mücke verliert den Stachel, wenn sie der Schildkröte zu Leibe will.Altmann Vl, 457.

21 Die Mücken bleiben in den Spinnweben hängen, die Vögel fliegen durch.Judas der Erzschelm, II; Parömiakon, 932.

22 Die Mücken fliegen in kein Feuer.

„Etliche halten eine feurige werckstatt von arbeit vnd andacht für ein recept wieder böse gedanken, vnd sagen: Die Mucken fliegen in kein Feuer.“

23 Die mücken haben die gerechtigkeit von alten zeiten, dass sie auff die Pferd vnd Ochsen sitzen vnd sich mit ihrem Blut sättigen.Lehmann, 657, 63.

Zur Vertheidigung gewisser sogenannter historischer Rechte.

24 Die Mücken sehen einander alle gleich.Eiselein, 475; Simrock, 7117; Braun, I, 2788.

25 Die Mücken setzen sich gemeiniglich auf die magern Pferd.Lehmann, 546, 6.

26 Die Mucken sitzen auff ein lauchlichen Hafen, aber nicht auff ein siedenden.Lehmann, 341, 11.

Zu grosse Milde und Nachsicht taugt nicht. „Ernst schafft offt viel grössern nutzen als zu viel glimpff.“

27 Die Mücken stechen wol, aber nicht das ganze Jahr.

Böhm.: Štípají komáři do času. (Čelakovský, 263.)

28 Die Mücken tanzen, es gibt gut Wetter.

29 Die Mücken wohnen bey vns, sitzen auff vns, essen vnnd trincken mit vns auss einem geschirr, machen sich doch nicht so gemein, das sie sich fangen liessen, wenn man jhrer bedurfftig; also thun auch etliche Freund.Lehmann, 207, 39.

30 Doss ane Micke sul huppen (niesen) wîe a Fârt, dos îs unmîglich. (Schles.) – Frommann, III, 246, 91; hochdeutsch bei Simrock, 10721.

Gomolcke (292) hat: Husten wie a Pfard. Der Kleine kann nicht durchsetzen, was der Grosse vermag. „A bot recht, den dos anne Mücke niesen soll wie a Pfard, is nich müglich.“ (Keller, 163a.)

31 Dürre Mücken, magere Flöhe thun mit dem Stechen trefflich wehe.

32 Ein mück ist klein; wenn sie dem Löwen in die Nass Kreicht, so verkratzt er Maul vnd Nass.Lehmann, 772, 16.

33 Ein Mück kan kein grossen staup machen.Lehmann, 261, 3.

34 Ein vnsaubere Mück verderbt einen gantzen Becher vom besten Wein.Lehmann, 775, 20.

35 Eine kleine Mücke kann einen grossen Kerl stechen, dass er schreit.

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[[370]/0384] Motten (Verb.). *1 Er mottet schi nit. – Sutermeister, 60. *2 Es mottet. – Sutermeister, 31. Räth Vorsicht im Sprechen an. Als Warnung vor unberufenen Zuhörern gebraucht, finden sich a. a. O. noch folgende Redensarten: 'S sind Stöck im Ofe. Es sind Kachle im Ofe. Es ist e Kachle i der Stoba. D' Stuben ist nid g'wüscht. D' Katz het e Noggele. Mottenburger. * Es sind Mottenburger. Sprichwörtlich nach einer Gesangsposse in sieben Bildern von D. Kalisch und. A. Weirauch, die im Wallnertheater in Berlin in der schlechtesten Theaterzeit wiederholentlich ein volles Haus gemacht hat. Das Stück ist eine Verspottung des Spiessbürgerthums, das in unsern Tagen noch ebenso üppig im Kraut steht als in der Zeit, wo Kotzebue ihm sein Spiegelbild zeigte. (Vgl. Europa, Leipzig 1868, Nr 1.) Mottenburger sind also Spiessbürger. Mottenkopf. * Es ist ein Mottenkopf. In Berlin von einem geweckten Jungen, der dumme Streiche gemacht und es faustdick hinter den Ohren hat. (Reinsberg VII, 67.) Möve. 1 Mêven in't Land, Unwêer vör de Hand. (Ostfries.) – Bueren, 867; Kern, 771; Hauskalender, III. Die Möven und Sturmvögel ziehen sich vor herannahenden Stürmen aufs Land, die Seeküste zurück, und verkünden so das Unwetter. Holl.: Meeuwen aan land, onweêr aan strand (oder: storm voor de hand). (Harrebomée, II, 74.) 2 Wenn die Möven nach dem Lande fliegen, werden wir Sturm kriegen. – Mecklenb. Anzeiger, 1864, Nr. 40. Frz.: Auoir veu le hairon volant sur les nues. – Auoir veu nautillus, se cacher en la mer. Lat.: Ardeam supra nubes euolantem vidisse. (Bovill, I, 84.) – Nautilum piscem mari se immergentem conspexisse. (Bovill, I, 83.) Mowe. *1 Dâr wêt he nine Mowwen antosetten. – Lyra, 39 u. 122. *2 Ût'r Mowwen schidden. – Lyra, 127. Aus dem Aermel schütteln. Mücke. 1 Auch eine Mücke hat ihre Milz. – Eiselein, 476; Simrock, 7115. Lat.: Habet et musca splenem. (Eiselein, 476.) 2 Auch kleine Mücken haben ihr Gift. 3 Aus ar Micke wird a Pfard. (Kreis Militsch.) Aus einer Mücke wird oft ein Pferd gemacht. 4 Bässer Möcke gefâng als miesig gâng. ( Trier.) – Laven, 175, 9; Firmenich, III, 546, 9. Besser Mücken gefangen als müssig gegangen. 5 Besser ein Muck im Honig, dann hundert Hurnussen ohn Honig. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 644. 6 Besser eine Mücke auf der Suppe als gar kein Fett. (S. Maus 3.) (Eifel.) – Schmitz, 187, 70. 7 Danzen de Möcken im Januar, wet et Foder (Futter) un auch de Botter rar. (Köln.) – Weyden, I, 1. 8 De magern Müggen bîtet (beissen) schârp. (Münster.) – Frommann, IV, 427, 81; für Osnabrück: Lyra, 28. 9 De Mäk schèisst dem Kîser af de Nuoss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 235. Mhd.: Soldes der keiser selbe swern, ern kan sich mücken niht erwern. (Freidank.) – Waz sol der muggen swil. (Frauenlob.) ( Zingerle, 104.) 10 De Mäke kun af't Siss (oder: af den Zaker, af det Hînch). (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 234. 11 Der sich der Mucken erwehrt, bekompt mit Hornossen zu thun. – Lehmann, 80, 23. 12 Die kleinste Mücke ist vor dem Frosch nicht sicher. – Altmann VI, 456. 13 Die magern Mücken stechen ärger als die fetten. 14 Die muck gehet so lang vbers Honig, biss sie drinn kleben bleibt. – Lehmann, 580, 9. 15 Die mücke fliegen so lang vmbs liecht, biss sie versengt sein (die Flügel verbrannt haben). – Lehmann, 244, 4; Eiselein, 476; Simrock, 7118; Reinsberg III, 142. Dän.: Mygget flyer saa længe om lyset til det brændes. (Prov. dan., 422.) Frz.: La mouche se brusle à la chandelle. Holl.: De mug zwerft zoo lang om de kaars, tot dat zij er den laatste invalt (zich brandt, oder: hare vleugelen zengt). (Harrebomée, II, 107a.) It.: La farfalla, che gira intorno al lume alfin vi brucia le ali. (Gaal, 448.) – Tanto và la capra zoppa, ch' il lupo alfin l' intoppa. (Pazzaglia, 47, 4.) Schwed.: Myggan flyger så länge kring ljuset, at hon en gång bränner wingarne. (Grubb, 533; Wensell, 55; Rhodin, 96.) 16 Die Mücke fürchtet sich nicht vor den Hörnern des Ochsen. 17 Die Mücke gewohnt den Hammerschlag. – Wurzbach II, 167; Blass, 8. Ein Sprichwort, mit dem sich die Juden über die Zerstörung Jerusalems trösten, weil es an die göttliche Strafe erinnert, die deshalb den Kaiser Titus betroffen haben soll. Es soll demselben nämlich nach der Zerstörung der Stadt eine Mücke mit kupfernem Stachel durch die Nase ins Gehirn gedrungen sein, die ihn ununterbrochen gequält habe. Als er einmal bei einer Schmiede vorbeigezogen sei, habe die Mücke, erschreckt von dem Gehämmer, mit Stechen nachgelassen, was ihn veranlasst habe, neben seinem Palast einen Hammer unterhalten zu lassen. Allein die Mücke gewohnte den Hammerschlag. 18 Die Mücke ist darum kein Hofmann, wenn sie auch einmal dem Fürsten ans Fenster pisst. – Fischart. 19 Die Mücke sticht des Löwen Auge. Man soll auch den Geringen nicht verachten. 20 Die Mücke verliert den Stachel, wenn sie der Schildkröte zu Leibe will. – Altmann Vl, 457. 21 Die Mücken bleiben in den Spinnweben hängen, die Vögel fliegen durch. – Judas der Erzschelm, II; Parömiakon, 932. 22 Die Mücken fliegen in kein Feuer. „Etliche halten eine feurige werckstatt von arbeit vnd andacht für ein recept wieder böse gedanken, vnd sagen: Die Mucken fliegen in kein Feuer.“ 23 Die mücken haben die gerechtigkeit von alten zeiten, dass sie auff die Pferd vnd Ochsen sitzen vnd sich mit ihrem Blut sättigen. – Lehmann, 657, 63. Zur Vertheidigung gewisser sogenannter historischer Rechte. 24 Die Mücken sehen einander alle gleich. – Eiselein, 475; Simrock, 7117; Braun, I, 2788. 25 Die Mücken setzen sich gemeiniglich auf die magern Pferd. – Lehmann, 546, 6. 26 Die Mucken sitzen auff ein lauchlichen Hafen, aber nicht auff ein siedenden. – Lehmann, 341, 11. Zu grosse Milde und Nachsicht taugt nicht. „Ernst schafft offt viel grössern nutzen als zu viel glimpff.“ 27 Die Mücken stechen wol, aber nicht das ganze Jahr. Böhm.: Štípají komáři do času. (Čelakovský, 263.) 28 Die Mücken tanzen, es gibt gut Wetter. 29 Die Mücken wohnen bey vns, sitzen auff vns, essen vnnd trincken mit vns auss einem geschirr, machen sich doch nicht so gemein, das sie sich fangen liessen, wenn man jhrer bedurfftig; also thun auch etliche Freund. – Lehmann, 207, 39. 30 Doss ane Micke sul huppen (niesen) wîe a Fârt, dos îs unmîglich. (Schles.) – Frommann, III, 246, 91; hochdeutsch bei Simrock, 10721. Gomolcke (292) hat: Husten wie a Pfard. Der Kleine kann nicht durchsetzen, was der Grosse vermag. „A bot recht, den dos anne Mücke niesen soll wie a Pfard, is nich müglich.“ (Keller, 163a.) 31 Dürre Mücken, magere Flöhe thun mit dem Stechen trefflich wehe. 32 Ein mück ist klein; wenn sie dem Löwen in die Nass Kreicht, so verkratzt er Maul vnd Nass. – Lehmann, 772, 16. 33 Ein Mück kan kein grossen staup machen. – Lehmann, 261, 3. 34 Ein vnsaubere Mück verderbt einen gantzen Becher vom besten Wein. – Lehmann, 775, 20. 35 Eine kleine Mücke kann einen grossen Kerl stechen, dass er schreit. Holl.: Eene mug kan een' groot' kerel wel steken, dat hij jankt. (Harrebomée, II, 107a.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [370]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/384>, abgerufen am 28.03.2024.