Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *118 Mir nichts, dir nichts (schenkt er euch).

Ohne alle Umstände, geradezu, plötzlich. "Do is am e mol a Patrull kumma und hot mir nichs dir nichs 'n Beckerschg'sell Schwärzlain arretirt." (Sartorius, 175.) "Als Pius VI. in München seinen Einzug hielt und der versammelten Menge seinen Segen ertheilte, fragte ein Bauer den andern, was dies bedeute. >Je nun<, antwortete der Gefragte, >das heisst so viel als mir nichts, dir nichts.<" (Witzfunken, IVa, 90.)

*119 Nichts davon und nichts dazu.

*120 Nütz ist er, en Herr ist er. - Sutermeister, 130.

*121 'S guldigs Nüüteli u n's längs Warteli dra. (Bern.) - Zyro, 9.

Ein Kindertrost - goldenes Nichts, auf das man noch lange warten soll, glänzende Verheissungen, die nie in Erfüllung gehen.

*122 Von nichts zu ichts gekommen sein. - Hollenberg, III, 23.


Nichtschen.

* En golden Niksken un en sülwern Wacht en Bietken (oder auch: en sülwern Watdam). (Büren.)

Wird scherzhaft Kindern mitzubringen versprochen; auch wird damit das Geschenk bezeichnet, was von Geizigen zu erwarten ist. (Tendlau, 276.) Wenn die Kinder in der Schweiz mit der Frage quälen, was ihnen denn Sanct Nikolaus an Geschenken mitbringen werde, so werden sie mit den Worten abgefertigt: "E goldigs Nüteli (Nichtslein), e silberigs Nienewägeli, e langs, langs Beitewile (Warteinweilchen), e Wartelilang, e Hätteligern, e silberigs Nütelig'schirr (Nichts) mit ere herzgulden gueti Gwunderligsuppe und süessbachene Fröglinne dinn (eine Verwunderungssuppe mit süss gebackenen Frageschnitten)." (Vgl. die ausführliche Behandlung des Sanct-Nikolausabend in der Schweiz von Rochholz in den Grenzboten, Leipzig 1864, S. 376.) Im Hennbergischen gibt man ebenfalls auf die Fragen: Was bekomm' ich? Was krieg' ich? die gutmüthig scherzende Antwort: Du kriegst ein silbern Nixle und 'n güldin Wartaweile, und 'n Schächtele, wo du's 'nein thust. (Körte, 2915.)


Nichtsel.

* Er hat ein silbernes Nichtsel bekommen. - Braun, I, 3036.

Holl.: Dat is een lekker niemendalletje. (Harrebomee, II, 106a.)


Nichtsgut.

* 'S eis ä Nischtagutts wei d'r and'r. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 448.

Sie sind beide von einerlei Art. (S. Jacke 19.)


Nichtskönner.

* Das is e Nixkenner(-könner). - Tendlau, 165.

In Bezug auf Wissen und Können überhaupt.


Nichtsnutz.

1 Dä Nicksnotz schleit aus dem At, hä schlääch1 singen Va2 un singer Mo3 nit. (Köln.) - Firmenich, I, 477, 261.

1) Gleicht, artet nach.

2) Vater.

3) Mutter.

2 Der Nüdnutz und der Liederli sind bedi mini Brüederli. (Luzern.)

3 Nixnutz, Taugenichts.


Nichtsthun.

1 Durch Nichtsthun kommt man nicht nach Ehrenheim und Ruhmburg.

Lat.: Nemo unquam ignavia immortalis factus est. (Philippi, II, 17.)

2 Durch Nichtsthun lernt man Böses thun. - Müller, 17, 8.

Engl.: By doing nothing we learn to do ill. (Bohn II, 15; Gaal, 1172.) - Of idleness comes no goodness. (Bohn II, 106.)

Frz.: Ne rien faire produit beaucoup d'affaires. (Cahier, 648.)

Holl.: Niet doen leert kwaad doen. (Bohn I, 335.)

It.: Niente facendo, s'impara a far male. ( Marin, 12.)

Lat.: Nihil agendo homines male agere discunt. (Masson, 78; Eiselein, 493; Gaal, 1127.)

Schwed.: Fafäng ga lärer mycket ondt. (Marin, 12.)

Span.: Del ocio nace el negocio. (Cahier, 3577.)

3 Nichtsthun gebürt dem, der von Grass ein grünen Rock tregt. - Lehmann, 524, 7.

4 Nichtsthun heisst dem lieben Gott den Tag abstehlen.

Dän.: Hvo intet giör, giör ondt. (Prov. dan., 232.)

5 Nichtsthun ist besser als Böses thun.

Aber nicht viel.

Engl.: Better to be idle than not well occupied. (Bohn II, 106.)

Frz.: Il vaut mieux etre oisif que de ne rien faire.

[Spaltenumbruch] It.: E meglio non far niente, che far male. (Pazzaglia, 123, 8.)

Lat.: Praestat otiosum esse quam nihil agere. (Plinius.)

6 Nichtsthun ist schwerer als Stöckeroden (Steinspalten).

Engl.: It's more painful to do nothing than something. (Bohn II, 15.)

7 Nichtsthun lehret Vbels thun. - Petri, II, 498; Eiselein, 493; Simrock, 10294; Körte, 4552; Körte2, 5717; Braun, I, 3034.

Die Russen: Wer nichts thut, thut eine grosse Sünde. (Altmann VI.)

Böhm.: Pop na zahalce i kuzlata krtiva. (Celakovsky, 134.)

Dän.: At giöre intet er begyndelse til at giöre ilde. (Prov. dan., 61.)

It.: Niente facendo s'impara a far male. (Pazzaglia, 123, 10.)

8 Nichtsthun, spazieren vnd müssig sein, ist des Teuffels Faulbettlein. - Theatrum Diabolorum, 306a.

*9 Der mag lieber nix thun als Bolla hüeta. (Oberschwaben.) - Birlinger, 88.

Bollen sind die an die Sonne zum Aufspringen in Blahen gelegten Leinsamenkapseln.

*10 Der mag lieber nix thun als 's Tuoch hüeta. (Unter der Alb.) - Birlinger, 89.

*11 Nichtsthun, denn spatziren, faullentzen vnd klinkenschlagen. - Theatrum Diabolorum, 357b.


Nichtwende.

Jeder Nichtwende muss einmal unter den Boden eines Seelenverkäufers kommen. (Niederlausitz.)

Was die Gondel den Bewohnern der Lagunenstadt, den Arabern das Schiff der Wüste, das Kamel, ist, das ist zur Vermittelung des Verkehrs dem Spreewälder der "Seelenverkäufer", wie man einen ziemlich roh zusammengefügten oder wol gar nur aus einem ausgehöhlten Baumstamme bestehenden Kahn nennt, der leicht umschlägt, aus welchem Umstande man seinen verhängnissvollen Namen herzuleiten pflegt. Vom Spreewälder könnte man fast sagen, er werde auf diesem Fahrzeuge geboren, lebe und sterbe darauf. Er versteht dasselbe mit ausserordentlicher Geschicklichkeit zu führen; aber schon mancher Fremde, der meinte, sich auf Ruder und Kahn zu verstehen, hat einen unfreiwilligen Sprung ins Wasser machen müssen. Es ist im Umgange mit diesen Seelenverkäufern landläufiges Sprichwort: Jeder Nichtwende muss wenigstens einmal dabei die Bekanntschaft mit dem Nass unter seinem Boden machen, gleichviel wann; er entgeht diesem Geschick nicht, dann aber ist er gefeit. (Vgl. den Art. Eine Hochzeit im Spreewalde in der Gartenlaube, 1870, Nr. 10, S. 156.)


Nickel.

* Sie ist ein Nickel. (Ostpreuss.) - Frischbier2, 2783.

Nickel allein, ohne weitern Zusatz, ist bald der Name eines kleinen, aber auch eigensinnigen Menschen (Schmid, 407); bald gebraucht man es, obwol die grammatische Form männlich ist, wie in der obigen Redensart, von leichtsinnigen liederlichen Dirnen (Frisch, II, 17c); aber gleich andern Scheltworten gelegentlich wol auch als Schmeichelrede. Die Hexen aber gaben (vgl. Grimm, Mythologie, 1016) dem Teufel diesen Namen. Nickel oder Grossnickel. (Germania, V, 351.) Hennig (169) leitet Nickel von Nack = junges Pferd ab. Nach der Allgemeinen deutschen Bibliothek (St. 11, S. 420) sollen jedoch in gewissen niedern Volksschichten die entblössten weiblichen Brüste mit diesem Worte bezeichnet werden. (Adelung, Wb., II, 489.) Zusammensetzungen mit Nickel sind: Filznickel (Geizhals), Giftnickel (galliger, zanksüchtiger Mensch), Gronickel (Murrkopf), Lausnickel und Nothnickel, der in Noth und Armuth steckt, Saunickel in der Schweiz (Gotthelf, Knecht, 82), ein schmuziger, geringer Mensch, in Baiern mit eingeschränkter Anwendung der Verlierende in einer Art von Kartenspiel, dem sogenannten Saunickeln. Ferner: Schiefernickel, ein verdriesslicher Mensch (Schiefer = Splitter) (Schmeller, III, 336); Schweinnickel (ein Unfläter), Pumpernickel (jemand, der klein ist, Kind oder Erwachsener).


Nicken.

* Nicken haben wie ein altes Postpferd. - Frischbier2, 2780.


Nickisch.

* He öss necksch als Kunzen Kobbel, de wull nich Hawer freten. (Danziger Nehrung.)


Nickkopf.

Nickkoppen geven nichts. (Ostfries.) - Bueren, 893.


Nickkopfen.

De nickkoppt, de gift nichts. (Oldenburg.) - Eichwald, 1407; Frommann, IV, 141, 324; Danneil, 146b; Kern, 1529; Schlingmann, 1075; Hauskalender, II.

Rührt von der Sitte her, dass der, welcher beim Umgange des Klingelbeutels in der Kirche mit dem Kopfe nickt, nichts geben will.


[Spaltenumbruch] *118 Mir nichts, dir nichts (schenkt er euch).

Ohne alle Umstände, geradezu, plötzlich. „Do is am e mol a Patrull kumma und hot mir nichs dir nichs 'n Beckerschg'sell Schwärzlain arretirt.“ (Sartorius, 175.) „Als Pius VI. in München seinen Einzug hielt und der versammelten Menge seinen Segen ertheilte, fragte ein Bauer den andern, was dies bedeute. ›Je nun‹, antwortete der Gefragte, ›das heisst so viel als mir nichts, dir nichts.‹“ (Witzfunken, IVa, 90.)

*119 Nichts davon und nichts dazu.

*120 Nütz ist er, en Herr ist er.Sutermeister, 130.

*121 'S guldigs Nüüteli u n's längs Warteli dra. (Bern.) – Zyro, 9.

Ein Kindertrost – goldenes Nichts, auf das man noch lange warten soll, glänzende Verheissungen, die nie in Erfüllung gehen.

*122 Von nichts zu ichts gekommen sein.Hollenberg, III, 23.


Nichtschen.

* En golden Niksken un en sülwern Wacht en Bietken (oder auch: en sülwern Watdam). (Büren.)

Wird scherzhaft Kindern mitzubringen versprochen; auch wird damit das Geschenk bezeichnet, was von Geizigen zu erwarten ist. (Tendlau, 276.) Wenn die Kinder in der Schweiz mit der Frage quälen, was ihnen denn Sanct Nikolaus an Geschenken mitbringen werde, so werden sie mit den Worten abgefertigt: „E goldigs Nüteli (Nichtslein), e silberigs Nienewägeli, e langs, langs Beitewile (Warteinweilchen), e Wârtelilang, e Hätteligern, e silberigs Nütelig'schirr (Nichts) mit ere herzgulden gueti Gwunderligsuppe und süessbachene Fröglinne dinn (eine Verwunderungssuppe mit süss gebackenen Frageschnitten).“ (Vgl. die ausführliche Behandlung des Sanct-Nikolausabend in der Schweiz von Rochholz in den Grenzboten, Leipzig 1864, S. 376.) Im Hennbergischen gibt man ebenfalls auf die Fragen: Was bekomm' ich? Was krieg' ich? die gutmüthig scherzende Antwort: Du kriegst ein silbern Nixle und 'n güldin Wartaweile, und 'n Schächtele, wo du's 'nein thust. (Körte, 2915.)


Nichtsel.

* Er hat ein silbernes Nichtsel bekommen.Braun, I, 3036.

Holl.: Dat is een lekker niemendalletje. (Harrebomée, II, 106a.)


Nichtsgut.

* 'S îs ä Nischtagutts wî d'r and'r. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 448.

Sie sind beide von einerlei Art. (S. Jacke 19.)


Nichtskönner.

* Das is e Nixkenner(-könner).Tendlau, 165.

In Bezug auf Wissen und Können überhaupt.


Nichtsnutz.

1 Dä Nicksnotz schleit ûs dem Åt, hä schlääch1 singen Vâ2 un singer Mô3 nit. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 261.

1) Gleicht, artet nach.

2) Vater.

3) Mutter.

2 Der Nüdnutz und der Liederli sind bedi mini Brüederli. (Luzern.)

3 Nixnutz, Taugenichts.


Nichtsthun.

1 Durch Nichtsthun kommt man nicht nach Ehrenheim und Ruhmburg.

Lat.: Nemo unquam ignavia immortalis factus est. (Philippi, II, 17.)

2 Durch Nichtsthun lernt man Böses thun.Müller, 17, 8.

Engl.: By doing nothing we learn to do ill. (Bohn II, 15; Gaal, 1172.) – Of idleness comes no goodness. (Bohn II, 106.)

Frz.: Ne rien faire produit beaucoup d'affaires. (Cahier, 648.)

Holl.: Niet doen leert kwaad doen. (Bohn I, 335.)

It.: Niente facendo, s'impara a far male. ( Marin, 12.)

Lat.: Nihil agendo homines male agere discunt. (Masson, 78; Eiselein, 493; Gaal, 1127.)

Schwed.: Fåfäng gå lärer mycket ondt. (Marin, 12.)

Span.: Del ocio nace el negocio. (Cahier, 3577.)

3 Nichtsthun gebürt dem, der von Grass ein grünen Rock tregt.Lehmann, 524, 7.

4 Nichtsthun heisst dem lieben Gott den Tag abstehlen.

Dän.: Hvo intet giør, giør ondt. (Prov. dan., 232.)

5 Nichtsthun ist besser als Böses thun.

Aber nicht viel.

Engl.: Better to be idle than not well occupied. (Bohn II, 106.)

Frz.: Il vaut mieux être oisif que de ne rien faire.

[Spaltenumbruch] It.: È meglio non far niente, chè far male. (Pazzaglia, 123, 8.)

Lat.: Praestat otiosum esse quam nihil agere. (Plinius.)

6 Nichtsthun ist schwerer als Stöckeroden (Steinspalten).

Engl.: It's more painful to do nothing than something. (Bohn II, 15.)

7 Nichtsthun lehret Vbels thun.Petri, II, 498; Eiselein, 493; Simrock, 10294; Körte, 4552; Körte2, 5717; Braun, I, 3034.

Die Russen: Wer nichts thut, thut eine grosse Sünde. (Altmann VI.)

Böhm.: Pop na zahálce i kůzlata křtíva. (Čelakovský, 134.)

Dän.: At giøre intet er begyndelse til at giøre ilde. (Prov. dan., 61.)

It.: Niente facendo s'impara a far male. (Pazzaglia, 123, 10.)

8 Nichtsthun, spazieren vnd müssig sein, ist des Teuffels Faulbettlein.Theatrum Diabolorum, 306a.

*9 Der mag lieber nix thun als Bolla hüeta. (Oberschwaben.) – Birlinger, 88.

Bollen sind die an die Sonne zum Aufspringen in Blahen gelegten Leinsamenkapseln.

*10 Der mag lieber nix thun als 's Tuoch hüeta. (Unter der Alb.) – Birlinger, 89.

*11 Nichtsthun, denn spatziren, faullentzen vnd klinkenschlagen.Theatrum Diabolorum, 357b.


Nichtwende.

Jeder Nichtwende muss einmal unter den Boden eines Seelenverkäufers kommen. (Niederlausitz.)

Was die Gondel den Bewohnern der Lagunenstadt, den Arabern das Schiff der Wüste, das Kamel, ist, das ist zur Vermittelung des Verkehrs dem Spreewälder der „Seelenverkäufer“, wie man einen ziemlich roh zusammengefügten oder wol gar nur aus einem ausgehöhlten Baumstamme bestehenden Kahn nennt, der leicht umschlägt, aus welchem Umstande man seinen verhängnissvollen Namen herzuleiten pflegt. Vom Spreewälder könnte man fast sagen, er werde auf diesem Fahrzeuge geboren, lebe und sterbe darauf. Er versteht dasselbe mit ausserordentlicher Geschicklichkeit zu führen; aber schon mancher Fremde, der meinte, sich auf Ruder und Kahn zu verstehen, hat einen unfreiwilligen Sprung ins Wasser machen müssen. Es ist im Umgange mit diesen Seelenverkäufern landläufiges Sprichwort: Jeder Nichtwende muss wenigstens einmal dabei die Bekanntschaft mit dem Nass unter seinem Boden machen, gleichviel wann; er entgeht diesem Geschick nicht, dann aber ist er gefeit. (Vgl. den Art. Eine Hochzeit im Spreewalde in der Gartenlaube, 1870, Nr. 10, S. 156.)


Nickel.

* Sie ist ein Nickel. (Ostpreuss.) – Frischbier2, 2783.

Nickel allein, ohne weitern Zusatz, ist bald der Name eines kleinen, aber auch eigensinnigen Menschen (Schmid, 407); bald gebraucht man es, obwol die grammatische Form männlich ist, wie in der obigen Redensart, von leichtsinnigen liederlichen Dirnen (Frisch, II, 17c); aber gleich andern Scheltworten gelegentlich wol auch als Schmeichelrede. Die Hexen aber gaben (vgl. Grimm, Mythologie, 1016) dem Teufel diesen Namen. Nickel oder Grossnickel. (Germania, V, 351.) Hennig (169) leitet Nickel von Nack = junges Pferd ab. Nach der Allgemeinen deutschen Bibliothek (St. 11, S. 420) sollen jedoch in gewissen niedern Volksschichten die entblössten weiblichen Brüste mit diesem Worte bezeichnet werden. (Adelung, Wb., II, 489.) Zusammensetzungen mit Nickel sind: Filznickel (Geizhals), Giftnickel (galliger, zanksüchtiger Mensch), Gronickel (Murrkopf), Lausnickel und Nothnickel, der in Noth und Armuth steckt, Saunickel in der Schweiz (Gotthelf, Knecht, 82), ein schmuziger, geringer Mensch, in Baiern mit eingeschränkter Anwendung der Verlierende in einer Art von Kartenspiel, dem sogenannten Saunickeln. Ferner: Schiefernickel, ein verdriesslicher Mensch (Schiefer = Splitter) (Schmeller, III, 336); Schweinnickel (ein Unfläter), Pumpernickel (jemand, der klein ist, Kind oder Erwachsener).


Nicken.

* Nicken haben wie ein altes Postpferd.Frischbier2, 2780.


Nickisch.

* He öss necksch als Kunzen Kobbel, de wull nich Hawer freten. (Danziger Nehrung.)


Nickkopf.

Nickkoppen geven nichts. (Ostfries.) – Bueren, 893.


Nickkopfen.

De nickkoppt, de gift nichts. (Oldenburg.) – Eichwald, 1407; Frommann, IV, 141, 324; Danneil, 146b; Kern, 1529; Schlingmann, 1075; Hauskalender, II.

Rührt von der Sitte her, dass der, welcher beim Umgange des Klingelbeutels in der Kirche mit dem Kopfe nickt, nichts geben will.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0525" n="[511]"/><cb n="1021"/>
*118 Mir nichts, dir nichts (schenkt er euch).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ohne alle Umstände, geradezu, plötzlich. &#x201E;Do is am e mol a Patrull kumma und hot mir nichs dir nichs 'n Beckerschg'sell Schwärzlain arretirt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Sartorius, 175.</hi>) &#x201E;Als Pius VI. in München seinen Einzug hielt und der versammelten Menge seinen Segen ertheilte, fragte ein Bauer den andern, was dies bedeute. &#x203A;Je nun&#x2039;, antwortete der Gefragte, &#x203A;das heisst so viel als mir nichts, dir nichts.&#x2039;&#x201C; (<hi rendition="#i">Witzfunken, IV<hi rendition="#sup">a</hi>, 90.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*119 Nichts davon und nichts dazu.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*120 Nütz ist er, en Herr ist er.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutermeister, 130.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*121 'S guldigs Nüüteli u n's längs Warteli dra.</hi> (<hi rendition="#i">Bern.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Zyro, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein Kindertrost &#x2013; goldenes Nichts, auf das man noch lange warten soll, glänzende Verheissungen, die nie in Erfüllung gehen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*122 Von nichts zu ichts gekommen sein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hollenberg, III, 23.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nichtschen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* En golden Niksken un en sülwern Wacht en Bietken (oder auch: en sülwern Watdam).</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird scherzhaft Kindern mitzubringen versprochen; auch wird damit das Geschenk bezeichnet, was von Geizigen zu erwarten ist. (<hi rendition="#i">Tendlau, 276.</hi>) Wenn die Kinder in der Schweiz mit der Frage quälen, was ihnen denn Sanct Nikolaus an Geschenken mitbringen werde, so werden sie mit den Worten abgefertigt: &#x201E;E goldigs Nüteli (Nichtslein), e silberigs Nienewägeli, e langs, langs Beitewile (Warteinweilchen), e Wârtelilang, e Hätteligern, e silberigs Nütelig'schirr (Nichts) mit ere herzgulden gueti Gwunderligsuppe und süessbachene Fröglinne dinn (eine Verwunderungssuppe mit süss gebackenen Frageschnitten).&#x201C; (Vgl. die ausführliche Behandlung des Sanct-Nikolausabend in der Schweiz von <hi rendition="#i">Rochholz in den Grenzboten, Leipzig 1864, S. 376.</hi>) Im Hennbergischen gibt man ebenfalls auf die Fragen: Was bekomm' ich? Was krieg' ich? die gutmüthig scherzende Antwort: Du kriegst ein silbern Nixle und 'n güldin Wartaweile, und 'n Schächtele, wo du's 'nein thust. (<hi rendition="#i">Körte, 2915.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nichtsel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er hat ein silbernes Nichtsel bekommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, I, 3036.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is een lekker niemendalletje. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 106<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nichtsgut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* 'S îs ä Nischtagutts wî d'r and'r.</hi> (<hi rendition="#i">Oesterr.-Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, 448.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie sind beide von einerlei Art. (S.  Jacke 19.)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nichtskönner.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das is e Nixkenner(-könner).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 165.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bezug auf Wissen und Können überhaupt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nichtsnutz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dä Nicksnotz schleit ûs dem Åt, hä schlääch<hi rendition="#sup">1</hi> singen Vâ<hi rendition="#sup">2</hi> un singer Mô<hi rendition="#sup">3</hi> nit.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 477, 261.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Gleicht, artet nach.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Vater.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">3</hi>) Mutter.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Nüdnutz und der Liederli sind bedi mini Brüederli.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Nixnutz, Taugenichts.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nichtsthun.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Durch Nichtsthun kommt man nicht nach Ehrenheim und Ruhmburg.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nemo unquam ignavia immortalis factus est. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 17.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Durch Nichtsthun lernt man Böses thun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Müller, 17, 8.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: By doing nothing we learn to do ill. (<hi rendition="#i">Bohn II, 15; Gaal, 1172.</hi>) &#x2013; Of idleness comes no goodness. (<hi rendition="#i">Bohn II, 106.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ne rien faire produit beaucoup d'affaires. (<hi rendition="#i">Cahier, 648.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Niet doen leert kwaad doen. (<hi rendition="#i">Bohn I, 335.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Niente facendo, s'impara a far male. ( <hi rendition="#i">Marin, 12.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nihil agendo homines male agere discunt. (<hi rendition="#i">Masson, 78; Eiselein, 493; Gaal, 1127.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Schwed.</hi>: Fåfäng gå lärer mycket ondt. (<hi rendition="#i">Marin, 12.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Del ocio nace el negocio. (<hi rendition="#i">Cahier, 3577.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Nichtsthun gebürt dem, der von Grass ein grünen Rock tregt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 524, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Nichtsthun heisst dem lieben Gott den Tag abstehlen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo intet giør, giør ondt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 232.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Nichtsthun ist besser als Böses thun.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aber nicht viel.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Better to be idle than not well occupied. (<hi rendition="#i">Bohn II, 106.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il vaut mieux être oisif que de ne rien faire.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i"><cb n="1022"/>
It.</hi>: È meglio non far niente, chè far male. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 123, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Praestat otiosum esse quam nihil agere. (<hi rendition="#i">Plinius.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Nichtsthun ist schwerer als Stöckeroden (Steinspalten).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: It's more painful to do nothing than something. (<hi rendition="#i">Bohn II, 15.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Nichtsthun lehret Vbels thun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 498; Eiselein, 493; Simrock, 10294; Körte, 4552; Körte<hi rendition="#sup">2</hi>, 5717; Braun, I, 3034.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wer nichts thut, thut eine grosse Sünde. (<hi rendition="#i">Altmann VI.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Pop na zahálce i k&#x016F;zlata k&#x0159;tíva. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 134.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: At giøre intet er begyndelse til at giøre ilde. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 61.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Niente facendo s'impara a far male. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 123, 10.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Nichtsthun, spazieren vnd müssig sein, ist des Teuffels Faulbettlein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Theatrum Diabolorum, 306<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Der mag lieber nix thun als Bolla hüeta.</hi> (<hi rendition="#i">Oberschwaben.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 88.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bollen sind die an die Sonne zum Aufspringen in Blahen gelegten Leinsamenkapseln.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Der mag lieber nix thun als 's Tuoch hüeta.</hi> (<hi rendition="#i">Unter der Alb.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Birlinger, 89.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Nichtsthun, denn spatziren, faullentzen vnd klinkenschlagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Theatrum Diabolorum, 357<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nichtwende.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Jeder Nichtwende muss einmal unter den Boden eines Seelenverkäufers kommen.</hi> (<hi rendition="#i">Niederlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Was die Gondel den Bewohnern der Lagunenstadt, den Arabern das Schiff der Wüste, das Kamel, ist, das ist zur Vermittelung des Verkehrs dem Spreewälder der &#x201E;Seelenverkäufer&#x201C;, wie man einen ziemlich roh zusammengefügten oder wol gar nur aus einem ausgehöhlten Baumstamme bestehenden Kahn nennt, der leicht umschlägt, aus welchem Umstande man seinen verhängnissvollen Namen herzuleiten pflegt. Vom Spreewälder könnte man fast sagen, er werde auf diesem Fahrzeuge geboren, lebe und sterbe darauf. Er versteht dasselbe mit ausserordentlicher Geschicklichkeit zu führen; aber schon mancher Fremde, der meinte, sich auf Ruder und Kahn zu verstehen, hat einen unfreiwilligen Sprung ins Wasser machen müssen. Es ist im Umgange mit diesen Seelenverkäufern landläufiges Sprichwort: Jeder Nichtwende muss wenigstens einmal dabei die Bekanntschaft mit dem Nass unter seinem Boden machen, gleichviel wann; er entgeht diesem Geschick nicht, dann aber ist er gefeit. (Vgl. den Art. <hi rendition="#i">Eine Hochzeit im Spreewalde in der Gartenlaube, 1870, Nr. 10, S. 156.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nickel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sie ist ein Nickel.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2783.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nickel allein, ohne weitern Zusatz, ist bald der Name eines kleinen, aber auch eigensinnigen Menschen (<hi rendition="#i">Schmid, 407</hi>); bald gebraucht man es, obwol die grammatische Form männlich ist, wie in der obigen Redensart, von leichtsinnigen liederlichen Dirnen (<hi rendition="#i">Frisch, II, 17<hi rendition="#sup">c</hi></hi>); aber gleich andern Scheltworten gelegentlich wol auch als Schmeichelrede. Die Hexen aber gaben (vgl. <hi rendition="#i">Grimm, Mythologie, 1016</hi>) dem Teufel diesen Namen. Nickel oder Grossnickel. (<hi rendition="#i">Germania, V, 351.</hi>) <hi rendition="#i">Hennig (169)</hi> leitet Nickel von Nack = junges Pferd ab. Nach der <hi rendition="#i">Allgemeinen deutschen Bibliothek (St. 11, S. 420)</hi> sollen jedoch in gewissen niedern Volksschichten die entblössten weiblichen Brüste mit diesem Worte bezeichnet werden. (<hi rendition="#i">Adelung, Wb., II, 489.</hi>) Zusammensetzungen mit Nickel sind: Filznickel (Geizhals), Giftnickel (galliger, zanksüchtiger Mensch), Gronickel (Murrkopf), Lausnickel und Nothnickel, der in Noth und Armuth steckt, Saunickel in der Schweiz (<hi rendition="#i">Gotthelf, Knecht, 82</hi>), ein schmuziger, geringer Mensch, in Baiern mit eingeschränkter Anwendung der Verlierende in einer Art von Kartenspiel, dem sogenannten Saunickeln. Ferner: Schiefernickel, ein verdriesslicher Mensch (Schiefer = Splitter) (<hi rendition="#i">Schmeller, III, 336</hi>); Schweinnickel (ein Unfläter), Pumpernickel (jemand, der klein ist, Kind oder Erwachsener).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nicken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Nicken haben wie ein altes Postpferd.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 2780.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nickisch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He öss necksch als Kunzen Kobbel, de wull nich Hawer freten.</hi> (<hi rendition="#i">Danziger Nehrung.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nickkopf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Nickkoppen geven nichts.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 893.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Nickkopfen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">De nickkoppt, de gift nichts.</hi> (<hi rendition="#i">Oldenburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1407; Frommann, IV, 141, 324; Danneil, 146<hi rendition="#sup">b</hi>; Kern, 1529; Schlingmann, 1075; Hauskalender, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Rührt von der Sitte her, dass der, welcher beim Umgange des Klingelbeutels in der Kirche mit dem Kopfe nickt, nichts geben will.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[511]/0525] *118 Mir nichts, dir nichts (schenkt er euch). Ohne alle Umstände, geradezu, plötzlich. „Do is am e mol a Patrull kumma und hot mir nichs dir nichs 'n Beckerschg'sell Schwärzlain arretirt.“ (Sartorius, 175.) „Als Pius VI. in München seinen Einzug hielt und der versammelten Menge seinen Segen ertheilte, fragte ein Bauer den andern, was dies bedeute. ›Je nun‹, antwortete der Gefragte, ›das heisst so viel als mir nichts, dir nichts.‹“ (Witzfunken, IVa, 90.) *119 Nichts davon und nichts dazu. *120 Nütz ist er, en Herr ist er. – Sutermeister, 130. *121 'S guldigs Nüüteli u n's längs Warteli dra. (Bern.) – Zyro, 9. Ein Kindertrost – goldenes Nichts, auf das man noch lange warten soll, glänzende Verheissungen, die nie in Erfüllung gehen. *122 Von nichts zu ichts gekommen sein. – Hollenberg, III, 23. Nichtschen. * En golden Niksken un en sülwern Wacht en Bietken (oder auch: en sülwern Watdam). (Büren.) Wird scherzhaft Kindern mitzubringen versprochen; auch wird damit das Geschenk bezeichnet, was von Geizigen zu erwarten ist. (Tendlau, 276.) Wenn die Kinder in der Schweiz mit der Frage quälen, was ihnen denn Sanct Nikolaus an Geschenken mitbringen werde, so werden sie mit den Worten abgefertigt: „E goldigs Nüteli (Nichtslein), e silberigs Nienewägeli, e langs, langs Beitewile (Warteinweilchen), e Wârtelilang, e Hätteligern, e silberigs Nütelig'schirr (Nichts) mit ere herzgulden gueti Gwunderligsuppe und süessbachene Fröglinne dinn (eine Verwunderungssuppe mit süss gebackenen Frageschnitten).“ (Vgl. die ausführliche Behandlung des Sanct-Nikolausabend in der Schweiz von Rochholz in den Grenzboten, Leipzig 1864, S. 376.) Im Hennbergischen gibt man ebenfalls auf die Fragen: Was bekomm' ich? Was krieg' ich? die gutmüthig scherzende Antwort: Du kriegst ein silbern Nixle und 'n güldin Wartaweile, und 'n Schächtele, wo du's 'nein thust. (Körte, 2915.) Nichtsel. * Er hat ein silbernes Nichtsel bekommen. – Braun, I, 3036. Holl.: Dat is een lekker niemendalletje. (Harrebomée, II, 106a.) Nichtsgut. * 'S îs ä Nischtagutts wî d'r and'r. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 448. Sie sind beide von einerlei Art. (S. Jacke 19.) Nichtskönner. * Das is e Nixkenner(-könner). – Tendlau, 165. In Bezug auf Wissen und Können überhaupt. Nichtsnutz. 1 Dä Nicksnotz schleit ûs dem Åt, hä schlääch1 singen Vâ2 un singer Mô3 nit. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 261. 1) Gleicht, artet nach. 2) Vater. 3) Mutter. 2 Der Nüdnutz und der Liederli sind bedi mini Brüederli. (Luzern.) 3 Nixnutz, Taugenichts. Nichtsthun. 1 Durch Nichtsthun kommt man nicht nach Ehrenheim und Ruhmburg. Lat.: Nemo unquam ignavia immortalis factus est. (Philippi, II, 17.) 2 Durch Nichtsthun lernt man Böses thun. – Müller, 17, 8. Engl.: By doing nothing we learn to do ill. (Bohn II, 15; Gaal, 1172.) – Of idleness comes no goodness. (Bohn II, 106.) Frz.: Ne rien faire produit beaucoup d'affaires. (Cahier, 648.) Holl.: Niet doen leert kwaad doen. (Bohn I, 335.) It.: Niente facendo, s'impara a far male. ( Marin, 12.) Lat.: Nihil agendo homines male agere discunt. (Masson, 78; Eiselein, 493; Gaal, 1127.) Schwed.: Fåfäng gå lärer mycket ondt. (Marin, 12.) Span.: Del ocio nace el negocio. (Cahier, 3577.) 3 Nichtsthun gebürt dem, der von Grass ein grünen Rock tregt. – Lehmann, 524, 7. 4 Nichtsthun heisst dem lieben Gott den Tag abstehlen. Dän.: Hvo intet giør, giør ondt. (Prov. dan., 232.) 5 Nichtsthun ist besser als Böses thun. Aber nicht viel. Engl.: Better to be idle than not well occupied. (Bohn II, 106.) Frz.: Il vaut mieux être oisif que de ne rien faire. It.: È meglio non far niente, chè far male. (Pazzaglia, 123, 8.) Lat.: Praestat otiosum esse quam nihil agere. (Plinius.) 6 Nichtsthun ist schwerer als Stöckeroden (Steinspalten). Engl.: It's more painful to do nothing than something. (Bohn II, 15.) 7 Nichtsthun lehret Vbels thun. – Petri, II, 498; Eiselein, 493; Simrock, 10294; Körte, 4552; Körte2, 5717; Braun, I, 3034. Die Russen: Wer nichts thut, thut eine grosse Sünde. (Altmann VI.) Böhm.: Pop na zahálce i kůzlata křtíva. (Čelakovský, 134.) Dän.: At giøre intet er begyndelse til at giøre ilde. (Prov. dan., 61.) It.: Niente facendo s'impara a far male. (Pazzaglia, 123, 10.) 8 Nichtsthun, spazieren vnd müssig sein, ist des Teuffels Faulbettlein. – Theatrum Diabolorum, 306a. *9 Der mag lieber nix thun als Bolla hüeta. (Oberschwaben.) – Birlinger, 88. Bollen sind die an die Sonne zum Aufspringen in Blahen gelegten Leinsamenkapseln. *10 Der mag lieber nix thun als 's Tuoch hüeta. (Unter der Alb.) – Birlinger, 89. *11 Nichtsthun, denn spatziren, faullentzen vnd klinkenschlagen. – Theatrum Diabolorum, 357b. Nichtwende. Jeder Nichtwende muss einmal unter den Boden eines Seelenverkäufers kommen. (Niederlausitz.) Was die Gondel den Bewohnern der Lagunenstadt, den Arabern das Schiff der Wüste, das Kamel, ist, das ist zur Vermittelung des Verkehrs dem Spreewälder der „Seelenverkäufer“, wie man einen ziemlich roh zusammengefügten oder wol gar nur aus einem ausgehöhlten Baumstamme bestehenden Kahn nennt, der leicht umschlägt, aus welchem Umstande man seinen verhängnissvollen Namen herzuleiten pflegt. Vom Spreewälder könnte man fast sagen, er werde auf diesem Fahrzeuge geboren, lebe und sterbe darauf. Er versteht dasselbe mit ausserordentlicher Geschicklichkeit zu führen; aber schon mancher Fremde, der meinte, sich auf Ruder und Kahn zu verstehen, hat einen unfreiwilligen Sprung ins Wasser machen müssen. Es ist im Umgange mit diesen Seelenverkäufern landläufiges Sprichwort: Jeder Nichtwende muss wenigstens einmal dabei die Bekanntschaft mit dem Nass unter seinem Boden machen, gleichviel wann; er entgeht diesem Geschick nicht, dann aber ist er gefeit. (Vgl. den Art. Eine Hochzeit im Spreewalde in der Gartenlaube, 1870, Nr. 10, S. 156.) Nickel. * Sie ist ein Nickel. (Ostpreuss.) – Frischbier2, 2783. Nickel allein, ohne weitern Zusatz, ist bald der Name eines kleinen, aber auch eigensinnigen Menschen (Schmid, 407); bald gebraucht man es, obwol die grammatische Form männlich ist, wie in der obigen Redensart, von leichtsinnigen liederlichen Dirnen (Frisch, II, 17c); aber gleich andern Scheltworten gelegentlich wol auch als Schmeichelrede. Die Hexen aber gaben (vgl. Grimm, Mythologie, 1016) dem Teufel diesen Namen. Nickel oder Grossnickel. (Germania, V, 351.) Hennig (169) leitet Nickel von Nack = junges Pferd ab. Nach der Allgemeinen deutschen Bibliothek (St. 11, S. 420) sollen jedoch in gewissen niedern Volksschichten die entblössten weiblichen Brüste mit diesem Worte bezeichnet werden. (Adelung, Wb., II, 489.) Zusammensetzungen mit Nickel sind: Filznickel (Geizhals), Giftnickel (galliger, zanksüchtiger Mensch), Gronickel (Murrkopf), Lausnickel und Nothnickel, der in Noth und Armuth steckt, Saunickel in der Schweiz (Gotthelf, Knecht, 82), ein schmuziger, geringer Mensch, in Baiern mit eingeschränkter Anwendung der Verlierende in einer Art von Kartenspiel, dem sogenannten Saunickeln. Ferner: Schiefernickel, ein verdriesslicher Mensch (Schiefer = Splitter) (Schmeller, III, 336); Schweinnickel (ein Unfläter), Pumpernickel (jemand, der klein ist, Kind oder Erwachsener). Nicken. * Nicken haben wie ein altes Postpferd. – Frischbier2, 2780. Nickisch. * He öss necksch als Kunzen Kobbel, de wull nich Hawer freten. (Danziger Nehrung.) Nickkopf. Nickkoppen geven nichts. (Ostfries.) – Bueren, 893. Nickkopfen. De nickkoppt, de gift nichts. (Oldenburg.) – Eichwald, 1407; Frommann, IV, 141, 324; Danneil, 146b; Kern, 1529; Schlingmann, 1075; Hauskalender, II. Rührt von der Sitte her, dass der, welcher beim Umgange des Klingelbeutels in der Kirche mit dem Kopfe nickt, nichts geben will.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:39:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:39:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/525
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [511]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/525>, abgerufen am 19.04.2024.