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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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Niesen (Name).

1 Hat der Niesen einen Hut, so wird das Wetter schön und gut. (Schweiz.)

2 Hat der Niesen einen Kragen, darfst du's eben auch noch wagen; hat er Mantel um und Degen, gibt es kalten Wind und Regen. (Berner Oberland.)

So lange die Luft trocken ist, löst sie die Dünste auf, ist sie hingegen schon sehr feucht, so geschieht jenes Auflösen nicht mehr, ein Wolkenstreif lehnt sich an die Bergspitzen an, über welcher der erste Kern der Wolke sich bildet, hat die Luft ihre auflösende Kraft verloren, so wird sie bald mit Wasser gesättigt sein, und es steht dann ein Niederschlag bevor. Regeln dieser Art gelten nur für Gebirge, die mit ihren Spitzen in die höhern Luftregionen hineinragen, nicht von den niedrigen Höhen der norddeutschen Ebenen. (Vgl. Dove, Witterungsverhältnisse, Berlin 1842, S. 9 u. 10.)

Engl.: When the clouds are upon the hills, they'll come down by the rills.


Niesen (Verb.).

1 Beter geniest, as gehüst. (Danzig.)

2 Jeder niest in seiner Weise (oder: nach seiner Nase).

Span.: Cada uno estornuda como dios le ayuda. (Bohn I, 207.)

3 Man kann nicht jedem, der niest, Gotthelf sagen.

Böhm.: Ke vsech lidi ky chani nelze rikati pozdrav pan buh. - Na vse kychani pozdravu se nedorikas, a od blazna prospechu se nedockas. (Celakovsky, 90 u. 213.)

4 Mit einmal niesen vertreibt man viel Mücken.

5 Niesen am Morgen bedeutet Geschenke.

Ueber die geschichtliche Bedeutung des Niesens und die darauf Bezug nehmenden sprichwörtlichen Redensarten s. Gesundheit 40 und Gott 2565. (Wurzbach II, 131.)

Dän.: Nysen er en ond moders gode datter, derfor hilser man. (Prov. dan., 433.)

6 Wenn man nüchtern niest1, so bedeutet dies Sonntag - Gäste, Montag - beschenkt, Dienstag - gekränkt, Mittwoch - geliebt, Donnerstag - betrübt, Freitag - Genuss und Sonnabend - Verdruss. - Boebel, 140.

1) Niesen war schon in alter Zeit bei den Griechen bedeutsam. (Hermann, Griech. Alterthümer, II, 182.) Der Philosoph Kleanthes erblickte darin eine Folge von Verweichlichung. Nach der Meinung des Zeno lehrte er, dass man die Sitten, die Lebensweise, den Charakter eines Menschen aus dem Aeussern erkennen könne. Einige seiner Schüler, um diese Ansicht zu widerlegen, führten einen verweichlichten Menschen, der sich auf dem Felde etwas abgehärtet hatte, zu Kleanthes und verlangten von ihm, von dem Aeussern aufs Innere zu schliessen. Er fand die Hände harthäutig und die Haut von der Sonne gebräunt; im Fortgehen fing er zu niesen an. "Jetzt habe ich ihn weg", sagte Kleanthes, "er ist ein Weichling; die immer unter freiem Himmel leben, niesen nicht so leicht." (Einfälle, 90.) Das Niesen wird auch bei den Deutschen schon sehr früh ererwähnt. Dreimal nüchtern niesen, bedeutet Glück. (Vgl. Grimm, Aberglauben, 29, 62, 93; Wolf, Beiträge zur deutschen Mythologie, 1852, Nr. 470; Meyer, Sagen von Schwaben, 1852, S. 503; Curtze, 416, 220.)

7 Wer angenehm niest, zu dem spricht jeder: Gott helf! - Sprichwörtergarten, 180.

Fischart (in Kloster, VIII, 315): "Hat der nicht wol geniesst, so sagt jhm, Gott helff euch." Lauremberg (Hist. 33, Cent. 4) erzählt, es sei einmal in Rom eine Art von Pest ausgebrochen, und alle, die während der Krankheit geniest oder gegähnt hätten, wären gestorben. Daher der Glückwunsch: "Gott helfe!" beim Niesen. Die Griechen pflegten beim Niesen ebenfalls einen solchen Wunsch zuzurufen. Bei den alten Juden war es gebräuchlich, den Niesenden Erholung und kräftige Arznei anzuwünschen, weil sie dafür hielten, dass seit der Schöpfung der Welt eine erstickende Krankheit, Askaron genannt, herumziehe, die durch das Niesen sich offenbare. (Frisch, Ruhestunden, II, 357.) Andere leiten die Gewohnheit von dem heidnischen Glauben her, nach welchem das Niesen, besonders am Frühmorgen, entweder etwas Gutes oder auch etwas Böses bedeute.

Dän.: Nys du? det signe dig God. (Prov. dan., 433.)

8 Wer wohl niest, dem sage: Gott helf' euch.

*9 Er hat es beniest.

Also muss es wahr sein. So sagt man, wenn jemand etwas aussagt, und er selbst oder ein anderer zufällig dazu niest. Vielleicht kommt die Redensart daher, weil der, welcher niest, eine Bewegung mit dem Kopfe macht, als ob er ja sagen wollte.

*10 Ich niese drauf.

Ich gebe nichts darum.

*11 Ich werde ihm was niesen (husten, pusten, scheissen).

Was er wünscht, wird nicht geschehen.


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Niessling.

* Es sind nur Niesslinge.

Leute, die nur geniessen, von eigennützigen Absichten geleitet werden. "Solche Heilige sind nur Niessling, Lohnsucher und Eigennützige." (Luther, Kirchenpostille, 171b.) - "Die das Ihre an Gott suchen und lauter Niesslinge sind." (Luther's Werke, I, 455.)


Nieswurz.

1 Alle Nieswurz von Ancyren kann sein Hirn nicht mehr curiren.

*2 Er mag Nieswurz nehmen (trinken, essen, sich damit waschen).

Mag machen, dass er gescheit, klug wird, weil die Alten glaubten, dies Kraut habe das Vermögen, die Geistesübel zu heilen und den Verstand zu schärfen. Die Römer schrieben diese Kraft der Brunnenkresse zu, und sagten daher zu einem, der keinen Ueberfluss von Verstand zeigte, er solle Brunnenkresse essen.

Frz.: Homme digne destre enuoye a Anticyra.

Lat.: Ede nasturtium. (Hardouin ad Plin.) (Binder II, 929; Faselius, 73; Hanzely, 149.) - Vir Anticyram mittendus. (Bovill, III, 64.)


Niet.

Niet1 macht den Vater rich und den Sohn arm. (Luzern.)

1) Lehm, Mergel (s. d. 2 u. 3). (Stalder, II, 238.)


Niete.

1 Es gibt mehr Nieten als Ziethen.

*2 Eine Niete bekommen.

Frz.: Faire (tirer) une blanque, trouver blanque.

Holl.: Het is een schoone vergulde en opgepronkte niet. - Het is maar een niet, als men't wel beziet. (Harrebomee, II, 126b.)

*3 Es sei Niete oder Treffer.

Poln.: Albo chybi, albo trafi. (Lompa, 5.)


Nieten.

Was genietet und genagelt ist, folgt dem Hause. (S. Erdfest, Haus und Hohlring.) - Graf, 65, 13.

Mhd.: Waz geniet unde genagelt is, sal dem huzze folgen. (Ortloff, II, 1, 2.)


Nietwater.

* De is so nietwätern (neugierig) as ne Zege.


Niewer.

* Er ist ganz niewer1. (Friedland.)

1) D. i. freundlich, artig.


Niffeli.

* Si is es Nifeli. - Sutermeister, 58.

Eine kleine unansehnliche weibliche Person. (Vgl. Niffen bei Stalder, II, 238.)


Niffke, s. Nüffke.

Niffniff.

* En ole Niffniff1. - Eichwald, 1406.

1) Schimpfwort für ein klatschhaftes Frauenzimmer.


Nifnaf.

Nifnaf konnt's Loch nicht treffen. - Simrock, 6574.


Niftel.

1 Die nächste Niftel erbet die Gerade. - Eisenhart, 293; Pistor., IX, 48; Eiselein, 147; Simrock, 7549; Hillebrand, 160, 223; Graf, 217, 244.

Gerade (= Geräthe) begreift die beweglichen Güter in sich, welche nach den besondern Verordnungen und Rechten eines jeden Landes oder Orts gewissen derselben fähigen Personen zufallen. Unter der Niftel wird zwar sonst eine Enkelin verstanden, hier ist es im weitern Sinne gebraucht, wo es die nächsten Anverwandten einer Frau bezeichnet, die keine Töchter hinterlassen hat, oder Söhne, welche sich dem geistlichen Stande gewidmet haben, weil diese, von der Beerbung des Vaters, dem Heergewette, ausgeschlossen, von der Gerade erbten.

Mhd.: Die nehiste nyftile nympt die gerade. (Daniels, Sächs. Weichbildr., 314.)

2 Jede Niftel nehme den Mann nach ihrem Muth. - Graf, 140, 28.

Die Ehe soll kein Zwangsinstitut sein. Jungfrau und Jüngling sollen nach ihrem Muthe, d. h. ihrer natürlichen Neigung wählen. Im Stadtrecht von Brünn heisst es: Igleich niftel nem ain man nach irem muet. (Rössler, II, 361, 52.)


Niggelaut.

* He is sau 'n Niggelaut1 in allen Ecken. - Lyra, 107.

1) Ein Stöberer.


Niggelnagelfunkelneu.

* Es is niggelnagelfunkelneu. (Ulm.)


Niggenaht.

* Niggenaht kloppen. (Westf.)

Scherzweise, indem man jemand schlägt, der zum ersten mal einen neuen Rock trägt, um zu sagen, mau wolle die neuen Nähte glatt machen, ausbügeln.


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Niesen (Name).

1 Hat der Niesen einen Hut, so wird das Wetter schön und gut. (Schweiz.)

2 Hat der Niesen einen Kragen, darfst du's eben auch noch wagen; hat er Mantel um und Degen, gibt es kalten Wind und Regen. (Berner Oberland.)

So lange die Luft trocken ist, löst sie die Dünste auf, ist sie hingegen schon sehr feucht, so geschieht jenes Auflösen nicht mehr, ein Wolkenstreif lehnt sich an die Bergspitzen an, über welcher der erste Kern der Wolke sich bildet, hat die Luft ihre auflösende Kraft verloren, so wird sie bald mit Wasser gesättigt sein, und es steht dann ein Niederschlag bevor. Regeln dieser Art gelten nur für Gebirge, die mit ihren Spitzen in die höhern Luftregionen hineinragen, nicht von den niedrigen Höhen der norddeutschen Ebenen. (Vgl. Dove, Witterungsverhältnisse, Berlin 1842, S. 9 u. 10.)

Engl.: When the clouds are upon the hills, they'll come down by the rills.


Niesen (Verb.).

1 Bêter geniest, as gehüst. (Danzig.)

2 Jeder niest in seiner Weise (oder: nach seiner Nase).

Span.: Cada uno estornuda como dios le ayuda. (Bohn I, 207.)

3 Man kann nicht jedem, der niest, Gotthelf sagen.

Böhm.: Ke všech lidí ký chání nelze říkati pozdrav pán bůh. – Na vše kýchání pozdravu se nedoříkáš, a od blázna prospĕchu se nedočkaš. (Čelakovský, 90 u. 213.)

4 Mit einmal niesen vertreibt man viel Mücken.

5 Niesen am Morgen bedeutet Geschenke.

Ueber die geschichtliche Bedeutung des Niesens und die darauf Bezug nehmenden sprichwörtlichen Redensarten s. Gesundheit 40 und Gott 2565. (Wurzbach II, 131.)

Dän.: Nysen er en ond moders gode datter, derfor hilser man. (Prov. dan., 433.)

6 Wenn man nüchtern niest1, so bedeutet dies Sonntag – Gäste, Montag – beschenkt, Dienstag – gekränkt, Mittwoch – geliebt, Donnerstag – betrübt, Freitag – Genuss und Sonnabend – Verdruss.Boebel, 140.

1) Niesen war schon in alter Zeit bei den Griechen bedeutsam. (Hermann, Griech. Alterthümer, II, 182.) Der Philosoph Kleanthes erblickte darin eine Folge von Verweichlichung. Nach der Meinung des Zeno lehrte er, dass man die Sitten, die Lebensweise, den Charakter eines Menschen aus dem Aeussern erkennen könne. Einige seiner Schüler, um diese Ansicht zu widerlegen, führten einen verweichlichten Menschen, der sich auf dem Felde etwas abgehärtet hatte, zu Kleanthes und verlangten von ihm, von dem Aeussern aufs Innere zu schliessen. Er fand die Hände harthäutig und die Haut von der Sonne gebräunt; im Fortgehen fing er zu niesen an. „Jetzt habe ich ihn weg“, sagte Kleanthes, „er ist ein Weichling; die immer unter freiem Himmel leben, niesen nicht so leicht.“ (Einfälle, 90.) Das Niesen wird auch bei den Deutschen schon sehr früh ererwähnt. Dreimal nüchtern niesen, bedeutet Glück. (Vgl. Grimm, Aberglauben, 29, 62, 93; Wolf, Beiträge zur deutschen Mythologie, 1852, Nr. 470; Meyer, Sagen von Schwaben, 1852, S. 503; Curtze, 416, 220.)

7 Wer angenehm niest, zu dem spricht jeder: Gott helf!Sprichwörtergarten, 180.

Fischart (in Kloster, VIII, 315): „Hat der nicht wol geniesst, so sagt jhm, Gott helff euch.“ Lauremberg (Hist. 33, Cent. 4) erzählt, es sei einmal in Rom eine Art von Pest ausgebrochen, und alle, die während der Krankheit geniest oder gegähnt hätten, wären gestorben. Daher der Glückwunsch: „Gott helfe!“ beim Niesen. Die Griechen pflegten beim Niesen ebenfalls einen solchen Wunsch zuzurufen. Bei den alten Juden war es gebräuchlich, den Niesenden Erholung und kräftige Arznei anzuwünschen, weil sie dafür hielten, dass seit der Schöpfung der Welt eine erstickende Krankheit, Askaron genannt, herumziehe, die durch das Niesen sich offenbare. (Frisch, Ruhestunden, II, 357.) Andere leiten die Gewohnheit von dem heidnischen Glauben her, nach welchem das Niesen, besonders am Frühmorgen, entweder etwas Gutes oder auch etwas Böses bedeute.

Dän.: Nys du? det signe dig God. (Prov. dan., 433.)

8 Wer wohl niest, dem sage: Gott helf' euch.

*9 Er hat es beniest.

Also muss es wahr sein. So sagt man, wenn jemand etwas aussagt, und er selbst oder ein anderer zufällig dazu niest. Vielleicht kommt die Redensart daher, weil der, welcher niest, eine Bewegung mit dem Kopfe macht, als ob er ja sagen wollte.

*10 Ich niese drauf.

Ich gebe nichts darum.

*11 Ich werde ihm was niesen (husten, pusten, scheissen).

Was er wünscht, wird nicht geschehen.


[Spaltenumbruch]
Niessling.

* Es sind nur Niesslinge.

Leute, die nur geniessen, von eigennützigen Absichten geleitet werden. „Solche Heilige sind nur Niessling, Lohnsucher und Eigennützige.“ (Luther, Kirchenpostille, 171b.) – „Die das Ihre an Gott suchen und lauter Niesslinge sind.“ (Luther's Werke, I, 455.)


Nieswurz.

1 Alle Nieswurz von Ancyren kann sein Hirn nicht mehr curiren.

*2 Er mag Nieswurz nehmen (trinken, essen, sich damit waschen).

Mag machen, dass er gescheit, klug wird, weil die Alten glaubten, dies Kraut habe das Vermögen, die Geistesübel zu heilen und den Verstand zu schärfen. Die Römer schrieben diese Kraft der Brunnenkresse zu, und sagten daher zu einem, der keinen Ueberfluss von Verstand zeigte, er solle Brunnenkresse essen.

Frz.: Homme digne destre enuoyé a Anticyra.

Lat.: Ede nasturtium. (Hardouin ad Plin.) (Binder II, 929; Faselius, 73; Hanzely, 149.) – Vir Anticyram mittendus. (Bovill, III, 64.)


Niet.

Niet1 macht den Vater rich und den Sohn arm. (Luzern.)

1) Lehm, Mergel (s. d. 2 u. 3). (Stalder, II, 238.)


Niete.

1 Es gibt mehr Nieten als Ziethen.

*2 Eine Niete bekommen.

Frz.: Faire (tirer) une blanque, trouver blanque.

Holl.: Het is een schoone vergulde en opgepronkte niet. – Het is maar een niet, als men't wel beziet. (Harrebomée, II, 126b.)

*3 Es sei Niete oder Treffer.

Poln.: Albo chybi, albo trafi. (Lompa, 5.)


Nieten.

Was genietet und genagelt ist, folgt dem Hause. (S. Erdfest, Haus und Hohlring.) – Graf, 65, 13.

Mhd.: Waz geniet unde genagelt is, sal dem huzze folgen. (Ortloff, II, 1, 2.)


Nietwater.

* De is so nietwätern (neugierig) as ne Zêge.


Niewer.

* Er ist ganz niewer1. (Friedland.)

1) D. i. freundlich, artig.


Niffeli.

* Si is es Nifeli.Sutermeister, 58.

Eine kleine unansehnliche weibliche Person. (Vgl. Niffen bei Stalder, II, 238.)


Niffke, s. Nüffke.

Niffniff.

* En ole Niffniff1.Eichwald, 1406.

1) Schimpfwort für ein klatschhaftes Frauenzimmer.


Nifnaf.

Nifnaf konnt's Loch nicht treffen.Simrock, 6574.


Niftel.

1 Die nächste Niftel erbet die Gerade.Eisenhart, 293; Pistor., IX, 48; Eiselein, 147; Simrock, 7549; Hillebrand, 160, 223; Graf, 217, 244.

Gerade (= Geräthe) begreift die beweglichen Güter in sich, welche nach den besondern Verordnungen und Rechten eines jeden Landes oder Orts gewissen derselben fähigen Personen zufallen. Unter der Niftel wird zwar sonst eine Enkelin verstanden, hier ist es im weitern Sinne gebraucht, wo es die nächsten Anverwandten einer Frau bezeichnet, die keine Töchter hinterlassen hat, oder Söhne, welche sich dem geistlichen Stande gewidmet haben, weil diese, von der Beerbung des Vaters, dem Heergewette, ausgeschlossen, von der Gerade erbten.

Mhd.: Die nehiste nyftile nympt die gerade. (Daniels, Sächs. Weichbildr., 314.)

2 Jede Niftel nehme den Mann nach ihrem Muth.Graf, 140, 28.

Die Ehe soll kein Zwangsinstitut sein. Jungfrau und Jüngling sollen nach ihrem Muthe, d. h. ihrer natürlichen Neigung wählen. Im Stadtrecht von Brünn heisst es: Igleich niftel nem ain man nach irem muet. (Rössler, II, 361, 52.)


Niggelaut.

* He is sau 'n Niggelaut1 in allen Ecken.Lyra, 107.

1) Ein Stöberer.


Niggelnagelfunkelneu.

* Es is niggelnagelfunkelneu. (Ulm.)


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[[515]/0529] Niesen (Name). 1 Hat der Niesen einen Hut, so wird das Wetter schön und gut. (Schweiz.) 2 Hat der Niesen einen Kragen, darfst du's eben auch noch wagen; hat er Mantel um und Degen, gibt es kalten Wind und Regen. (Berner Oberland.) So lange die Luft trocken ist, löst sie die Dünste auf, ist sie hingegen schon sehr feucht, so geschieht jenes Auflösen nicht mehr, ein Wolkenstreif lehnt sich an die Bergspitzen an, über welcher der erste Kern der Wolke sich bildet, hat die Luft ihre auflösende Kraft verloren, so wird sie bald mit Wasser gesättigt sein, und es steht dann ein Niederschlag bevor. Regeln dieser Art gelten nur für Gebirge, die mit ihren Spitzen in die höhern Luftregionen hineinragen, nicht von den niedrigen Höhen der norddeutschen Ebenen. (Vgl. Dove, Witterungsverhältnisse, Berlin 1842, S. 9 u. 10.) Engl.: When the clouds are upon the hills, they'll come down by the rills. Niesen (Verb.). 1 Bêter geniest, as gehüst. (Danzig.) 2 Jeder niest in seiner Weise (oder: nach seiner Nase). Span.: Cada uno estornuda como dios le ayuda. (Bohn I, 207.) 3 Man kann nicht jedem, der niest, Gotthelf sagen. Böhm.: Ke všech lidí ký chání nelze říkati pozdrav pán bůh. – Na vše kýchání pozdravu se nedoříkáš, a od blázna prospĕchu se nedočkaš. (Čelakovský, 90 u. 213.) 4 Mit einmal niesen vertreibt man viel Mücken. 5 Niesen am Morgen bedeutet Geschenke. Ueber die geschichtliche Bedeutung des Niesens und die darauf Bezug nehmenden sprichwörtlichen Redensarten s. Gesundheit 40 und Gott 2565. (Wurzbach II, 131.) Dän.: Nysen er en ond moders gode datter, derfor hilser man. (Prov. dan., 433.) 6 Wenn man nüchtern niest1, so bedeutet dies Sonntag – Gäste, Montag – beschenkt, Dienstag – gekränkt, Mittwoch – geliebt, Donnerstag – betrübt, Freitag – Genuss und Sonnabend – Verdruss. – Boebel, 140. 1) Niesen war schon in alter Zeit bei den Griechen bedeutsam. (Hermann, Griech. Alterthümer, II, 182.) Der Philosoph Kleanthes erblickte darin eine Folge von Verweichlichung. Nach der Meinung des Zeno lehrte er, dass man die Sitten, die Lebensweise, den Charakter eines Menschen aus dem Aeussern erkennen könne. Einige seiner Schüler, um diese Ansicht zu widerlegen, führten einen verweichlichten Menschen, der sich auf dem Felde etwas abgehärtet hatte, zu Kleanthes und verlangten von ihm, von dem Aeussern aufs Innere zu schliessen. Er fand die Hände harthäutig und die Haut von der Sonne gebräunt; im Fortgehen fing er zu niesen an. „Jetzt habe ich ihn weg“, sagte Kleanthes, „er ist ein Weichling; die immer unter freiem Himmel leben, niesen nicht so leicht.“ (Einfälle, 90.) Das Niesen wird auch bei den Deutschen schon sehr früh ererwähnt. Dreimal nüchtern niesen, bedeutet Glück. (Vgl. Grimm, Aberglauben, 29, 62, 93; Wolf, Beiträge zur deutschen Mythologie, 1852, Nr. 470; Meyer, Sagen von Schwaben, 1852, S. 503; Curtze, 416, 220.) 7 Wer angenehm niest, zu dem spricht jeder: Gott helf! – Sprichwörtergarten, 180. Fischart (in Kloster, VIII, 315): „Hat der nicht wol geniesst, so sagt jhm, Gott helff euch.“ Lauremberg (Hist. 33, Cent. 4) erzählt, es sei einmal in Rom eine Art von Pest ausgebrochen, und alle, die während der Krankheit geniest oder gegähnt hätten, wären gestorben. Daher der Glückwunsch: „Gott helfe!“ beim Niesen. Die Griechen pflegten beim Niesen ebenfalls einen solchen Wunsch zuzurufen. Bei den alten Juden war es gebräuchlich, den Niesenden Erholung und kräftige Arznei anzuwünschen, weil sie dafür hielten, dass seit der Schöpfung der Welt eine erstickende Krankheit, Askaron genannt, herumziehe, die durch das Niesen sich offenbare. (Frisch, Ruhestunden, II, 357.) Andere leiten die Gewohnheit von dem heidnischen Glauben her, nach welchem das Niesen, besonders am Frühmorgen, entweder etwas Gutes oder auch etwas Böses bedeute. Dän.: Nys du? det signe dig God. (Prov. dan., 433.) 8 Wer wohl niest, dem sage: Gott helf' euch. *9 Er hat es beniest. Also muss es wahr sein. So sagt man, wenn jemand etwas aussagt, und er selbst oder ein anderer zufällig dazu niest. Vielleicht kommt die Redensart daher, weil der, welcher niest, eine Bewegung mit dem Kopfe macht, als ob er ja sagen wollte. *10 Ich niese drauf. Ich gebe nichts darum. *11 Ich werde ihm was niesen (husten, pusten, scheissen). Was er wünscht, wird nicht geschehen. Niessling. * Es sind nur Niesslinge. Leute, die nur geniessen, von eigennützigen Absichten geleitet werden. „Solche Heilige sind nur Niessling, Lohnsucher und Eigennützige.“ (Luther, Kirchenpostille, 171b.) – „Die das Ihre an Gott suchen und lauter Niesslinge sind.“ (Luther's Werke, I, 455.) Nieswurz. 1 Alle Nieswurz von Ancyren kann sein Hirn nicht mehr curiren. *2 Er mag Nieswurz nehmen (trinken, essen, sich damit waschen). Mag machen, dass er gescheit, klug wird, weil die Alten glaubten, dies Kraut habe das Vermögen, die Geistesübel zu heilen und den Verstand zu schärfen. Die Römer schrieben diese Kraft der Brunnenkresse zu, und sagten daher zu einem, der keinen Ueberfluss von Verstand zeigte, er solle Brunnenkresse essen. Frz.: Homme digne destre enuoyé a Anticyra. Lat.: Ede nasturtium. (Hardouin ad Plin.) (Binder II, 929; Faselius, 73; Hanzely, 149.) – Vir Anticyram mittendus. (Bovill, III, 64.) Niet. Niet1 macht den Vater rich und den Sohn arm. (Luzern.) 1) Lehm, Mergel (s. d. 2 u. 3). (Stalder, II, 238.) Niete. 1 Es gibt mehr Nieten als Ziethen. *2 Eine Niete bekommen. Frz.: Faire (tirer) une blanque, trouver blanque. Holl.: Het is een schoone vergulde en opgepronkte niet. – Het is maar een niet, als men't wel beziet. (Harrebomée, II, 126b.) *3 Es sei Niete oder Treffer. Poln.: Albo chybi, albo trafi. (Lompa, 5.) Nieten. Was genietet und genagelt ist, folgt dem Hause. (S. Erdfest, Haus und Hohlring.) – Graf, 65, 13. Mhd.: Waz geniet unde genagelt is, sal dem huzze folgen. (Ortloff, II, 1, 2.) Nietwater. * De is so nietwätern (neugierig) as ne Zêge. Niewer. * Er ist ganz niewer1. (Friedland.) 1) D. i. freundlich, artig. Niffeli. * Si is es Nifeli. – Sutermeister, 58. Eine kleine unansehnliche weibliche Person. (Vgl. Niffen bei Stalder, II, 238.) Niffke, s. Nüffke. Niffniff. * En ole Niffniff1. – Eichwald, 1406. 1) Schimpfwort für ein klatschhaftes Frauenzimmer. Nifnaf. Nifnaf konnt's Loch nicht treffen. – Simrock, 6574. Niftel. 1 Die nächste Niftel erbet die Gerade. – Eisenhart, 293; Pistor., IX, 48; Eiselein, 147; Simrock, 7549; Hillebrand, 160, 223; Graf, 217, 244. Gerade (= Geräthe) begreift die beweglichen Güter in sich, welche nach den besondern Verordnungen und Rechten eines jeden Landes oder Orts gewissen derselben fähigen Personen zufallen. Unter der Niftel wird zwar sonst eine Enkelin verstanden, hier ist es im weitern Sinne gebraucht, wo es die nächsten Anverwandten einer Frau bezeichnet, die keine Töchter hinterlassen hat, oder Söhne, welche sich dem geistlichen Stande gewidmet haben, weil diese, von der Beerbung des Vaters, dem Heergewette, ausgeschlossen, von der Gerade erbten. Mhd.: Die nehiste nyftile nympt die gerade. (Daniels, Sächs. Weichbildr., 314.) 2 Jede Niftel nehme den Mann nach ihrem Muth. – Graf, 140, 28. Die Ehe soll kein Zwangsinstitut sein. Jungfrau und Jüngling sollen nach ihrem Muthe, d. h. ihrer natürlichen Neigung wählen. Im Stadtrecht von Brünn heisst es: Igleich niftel nem ain man nach irem muet. (Rössler, II, 361, 52.) Niggelaut. * He is sau 'n Niggelaut1 in allen Ecken. – Lyra, 107. 1) Ein Stöberer. Niggelnagelfunkelneu. * Es is niggelnagelfunkelneu. (Ulm.) Niggenaht. * Niggenaht kloppen. (Westf.) Scherzweise, indem man jemand schlägt, der zum ersten mal einen neuen Rock trägt, um zu sagen, mau wolle die neuen Nähte glatt machen, ausbügeln.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [515]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/529>, abgerufen am 18.04.2024.