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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] auch: an a Presters Giits (und eines Priesters Geiz). Auf Sylt heisst es: Nuuduast Riin en ual' Wüffens Riiwing pleid' waarig tö wiisem. (Haupt, a. a. O.)

Dän.: Nord-ost beder om syd-vestes datter; thi hvad hun pisser under det törrer han. (Prov. dan., 429.)


Nordostwind.

Nurdoasten Winj an oal Wüffens Kiwie healt thri Da'r un. (Nordfries.) - Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 3.

Nordostwind und alter Weiber Keifen hält drei Tage an.

Frz.: Quand il fait de la bise il en pleut a sa guise. (Leroux, I, 63.)


Nordsee.

Die Nordsee ist eine Mordsee. - Simrock, 7558.

Damit deuten die Seeleute und Küstenbewohner den gefährlichen Charakter des Deutschen Meeres an, dessen Verwüstungen namentlich in den Marschlanden Schleswig-Holsteins furchtbar sind. Hunderttausende von Menschenleben und grosse Landstrecken sind durch die Sturmfluten der Jahre 1216, 1230, 1334, 1338, 1354 und 1634 verloren gegangen. (Vgl. Schleswig- Holsteins Bauern, von M. Busch in den Hausblättern, 1856.)


Nordsonne.

* Er ist mit der Nordsonne verschwunden.

Hat sich auf geheime Weise des Nachts entfernt.


Nordwest.

Nordwest is de Schippers ehr best. (Lübeck.) - Deecke, 11.


Nordweststurm.

Nordweststurm und alter Weiber Gegreine hat nimmer ein Ende.

Sagt man im Westerwalde, um das ungünstige. Klima zu charakterisiren, wo jähe Windströme das ganze Jahr hindurch die kahle Hochebene fegen, keinen Obstbaum und unter den Getreidearten nur Hafer und Gerste aufkommen lassen.


Nordwind.

1 Der Nordwind ist ein rauher Vetter, aber er bringt beständig Wetter. (Kreuznach.) - Boebel, 101.

2 Der Nordwind vertreibt Regen vnd sawer sehen heimliche Jungen. - Petri, II, 834.

3 Heft'ge Nordwind' im Februar deuten auf ein fruchtbar Jahr. - Boebel, 76; Orakel, 951.

4 Nordwind, aachner Kind, lütticher Blut thut selten gut. - Simrock, 49.

Holl.: Noordenwind, Akens kind, Lucks bloed, nooit deed zulks goed. (Harrebomee, II, 130a.)

5 Nordwind, böser Wind.

6 Nordwind' im August bringen beständig (oder, wie es sonst auch heisst, viel Tage hindurch unveränderlich) Wetter. - Orakel, 685, 686.

7 Nordwind im Brachland weht Korn ins Land. - Blum, 258; Boebel, 97.

Vorausgesetzt, dass sie nicht zu heftig sind; wahrscheinlich, weil sie die Sonnenhitze mässigen, die jetzt noch nachtheilig wirken würde. Die Russen: Der Nordwind ist es, der die Wellen nach Süden treibt. (Altmann VI, 480.)

Holl.: Noordenwind geeft niets, maar neemt ook niets. (Harrebomee, II, 130a.)

8 Nordwind im Februar treibt das Korn ins Land. (Niederlausitz.) - Orakel, 250.

9 Nordwind im Juni wehen Korn und Wein ins Land herein. - Orakel, 556.

10 Nordwind - Modwind, Ostwind - Hostwind, Westwind - Bestwind, Südwind - Wüthwind. (Münsterland.) - Archiv für das Studium der neuern Sprachen, XLVIII, 364, 22.

11 Wenn der Nordwind im Februar nicht will, so kommt er sicher im April. - Orakel, 251; Boebel, 76.

*12 Er hat den Nordwind verloren.


Nörenberg.

In Nörenberg haben die Krebse die Mauer abgefressen. - Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631; Schmidt, Jubelschrift, S. 21; Riehl, Land und Leute.

Pommerscher Volkswitz über den Mauerzustand des genannten kleinen Städtchens, dem es an Mauern fehlt. Die Einwohner heissen Krebsstecher. (S. Eselsfresser.)


Normandie.

Wenn die Normandie nicht ein schönes Land wäre, hätte sich der heilige Michael dort[Spaltenumbruch] nicht niedergelassen. - Ausland (Augsburg 1871), S. 94.

Die Provinz hat sich unter den besondern Schutz dieses Heiligen gestellt. Die Normandie gilt in Frankreich als das Land der Ränke und Kniffe. Sprichwörtlich heisst es: Normandie - Weisheitsland (Normandie - pays de sapience). Ein Spruch aus dem 13. Jahrhundert sagt: "Die ärgsten Frager in der Normandie; wo geht ihr hin? was sucht ihr? wo kommt ihr her?" Andere Sprüche warnen vor der Unzuverlässigkeit des Normands. Eine "normandische Antwort" bedeutet in ganz Frankreich eine zweideutige, eine "normandische Versöhnung" eine geheuchelte und "als Normand antworten", heisst: weder ja noch nein sagen, eine ausweichende Antwort gehen. In der Bretagne behauptet man sogar, dass Judas Ischariot zwischen Caen und Rouen geboren sei. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig, Nr. 1447, S. 199.)


Normann.

* Er ist ein Normann. - Berckenmeyer, 60.

D. i. Betrüger, feiner, listiger Fuchs.

Frz.: C'est un normand.


Nors (s. Arsch und Ers).

* Is mein Nors uk'n Klannett? (Pommern.)

Wenn dies der Fall, dann ist der (oder: dann bist du) auch dazu tauglich, was du von ihm verlangst oder behauptest; wenn nicht, nicht.


Nota.

* Einem die notas und pausas wohl demonstriren. (Königsberg.) - Frischbier2, 127.

Euphemistisch für: Ohrfeigen austheilen.


Notar.

Einem verlogenen (betrogenen) Notario muss man mehr glauben als drey, vier oder mehr ehrlichen Biderleuten. - Lehmann, 324, 62.


Note.

1 Es kommt ja auf eine Handvoll Noten nicht an, sagte jener und überschlug einige Seiten. - Frischbier2, 2800.

*2 A kennt kene Note, an wenn se so gruss wär' wie an Schnupptebaktuse.

"De Note koan ich au nimme, wenn se au a su gruss wäre wie an Schnupptebaktuse." (Schles. Provinzialbl., 1871, S. 68.)

*3 Bei ihm geht alles nach Noten.

Der Ordnungliebende, Pünktliche, der Mann nach dem Takte, nach der Schnur.

*4 Bring' doch d' Note im Kübel hear, d' Sau will singa. - Nefflen, 452.

D. h. bring einen Kübel, ein Gefäss her, er neigt sich zum Erbrechen.

*5 Er hat um eine Note zu hoch angefangen (gesungen). - Sailer, 77; Simrock, 7596; Braun, I, 3085.

Geht über seine Kräfte und Mittel hinaus.

*6 Er singt Noten klafterlang.

Er singt Noten, die man mit dem Besen wegfegt. "Sie singen Noten Klaffterlang, der dicken singens also viel vnd schiessen vnbillig zum Ziel. In eim Suspier bringt ers herfür, der Haussknecht kehrts bald hinder die Thür, oder vom Tisch mit Flederwisch. Das Gesang das in den Gesellen steckt, gar vbel in der Stuben schmeckt. Es macht ein Pluder, laufft als vber, der Haussknecht kompt mit Kessel vnd Zuber vnd kehrt die Nothen ohne Zahl vnder dem Tisch vnd vberal. Oho, das sind grob Noten." (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 172.)

*7 Es geht wie nach Noten. - Eiselein, 495; Frischbier2, 2798; Braun, I, 3066.

Was schnell und pünktlich von statten geht. Verwandt sind die Redensarten: Es geht wie geschmiert, wie der Blitz, wie das Wetter, aus dem ff (s. d.).

Frz.: Cela va comme la foudre, comme sur des roulettes, cela va de cire, comme les heures de notre cure. (Masson, 264.)

*8 Es war einer Note zu hoch. - Eiselein, 495.

*9 Et kummt em up'n Handvull Noten nich an. - Eichwald, 1410; hochdeutsch bei Hennig, 172; Frischbier, 532; Frischbier2, 2799.

Wer eine Sache eben nicht sehr genau nimmt.

*10 Nach kaiserlia Nota prügla. - Sartorius, 175.

Derb, exemplarisch züchtigen.


Noter.

Ein Noter und ein Geiziger sind gleich beisammen. (Saulgau.) - Birlinger, 177.


Noth (Subst.).

1 Ai d'r Naut fresst d'r Taif'l Fleija. (Oesterr.-Schles.) - Peter, 453.

2 Aus der Noth hilft kein Schreien (Handeln).

3 Aus der Noth in den Tod.

[Spaltenumbruch] auch: an a Prêsters Giits (und eines Priesters Geiz). Auf Sylt heisst es: Nuuduast Riin en ual' Wüffens Riiwing pleid' waarig tö wiisem. (Haupt, a. a. O.)

Dän.: Nord-ost beder om syd-vestes datter; thi hvad hun pisser under det tørrer han. (Prov. dan., 429.)


Nordostwind.

Nurdoasten Winj an oal Wüffens Kiwie healt thri Da'r un. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 3.

Nordostwind und alter Weiber Keifen hält drei Tage an.

Frz.: Quand il fait de la bise il en pleut à sa guise. (Leroux, I, 63.)


Nordsee.

Die Nordsee ist eine Mordsee.Simrock, 7558.

Damit deuten die Seeleute und Küstenbewohner den gefährlichen Charakter des Deutschen Meeres an, dessen Verwüstungen namentlich in den Marschlanden Schleswig-Holsteins furchtbar sind. Hunderttausende von Menschenleben und grosse Landstrecken sind durch die Sturmfluten der Jahre 1216, 1230, 1334, 1338, 1354 und 1634 verloren gegangen. (Vgl. Schleswig- Holsteins Bauern, von M. Busch in den Hausblättern, 1856.)


Nordsonne.

* Er ist mit der Nordsonne verschwunden.

Hat sich auf geheime Weise des Nachts entfernt.


Nordwest.

Nôrdwest is de Schippers ehr best. (Lübeck.) – Deecke, 11.


Nordweststurm.

Nordweststurm und alter Weiber Gegreine hat nimmer ein Ende.

Sagt man im Westerwalde, um das ungünstige. Klima zu charakterisiren, wo jähe Windströme das ganze Jahr hindurch die kahle Hochebene fegen, keinen Obstbaum und unter den Getreidearten nur Hafer und Gerste aufkommen lassen.


Nordwind.

1 Der Nordwind ist ein rauher Vetter, aber er bringt beständig Wetter. (Kreuznach.) – Boebel, 101.

2 Der Nordwind vertreibt Regen vnd sawer sehen heimliche Jungen.Petri, II, 834.

3 Heft'ge Nordwind' im Februar deuten auf ein fruchtbar Jahr.Boebel, 76; Orakel, 951.

4 Nordwind, aachner Kind, lütticher Blut thut selten gut.Simrock, 49.

Holl.: Noordenwind, Akens kind, Lucks bloed, nooit deed zulks goed. (Harrebomée, II, 130a.)

5 Nordwind, böser Wind.

6 Nordwind' im August bringen beständig (oder, wie es sonst auch heisst, viel Tage hindurch unveränderlich) Wetter.Orakel, 685, 686.

7 Nordwind im Brachland weht Korn ins Land.Blum, 258; Boebel, 97.

Vorausgesetzt, dass sie nicht zu heftig sind; wahrscheinlich, weil sie die Sonnenhitze mässigen, die jetzt noch nachtheilig wirken würde. Die Russen: Der Nordwind ist es, der die Wellen nach Süden treibt. (Altmann VI, 480.)

Holl.: Noordenwind geeft niets, maar neemt ook niets. (Harrebomée, II, 130a.)

8 Nordwind im Februar treibt das Korn ins Land. (Niederlausitz.) – Orakel, 250.

9 Nordwind im Juni wehen Korn und Wein ins Land herein.Orakel, 556.

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11 Wenn der Nordwind im Februar nicht will, so kommt er sicher im April.Orakel, 251; Boebel, 76.

*12 Er hat den Nordwind verloren.


Nörenberg.

In Nörenberg haben die Krebse die Mauer abgefressen.Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631; Schmidt, Jubelschrift, S. 21; Riehl, Land und Leute.

Pommerscher Volkswitz über den Mauerzustand des genannten kleinen Städtchens, dem es an Mauern fehlt. Die Einwohner heissen Krebsstecher. (S. Eselsfresser.)


Normandie.

Wenn die Normandie nicht ein schönes Land wäre, hätte sich der heilige Michael dort[Spaltenumbruch] nicht niedergelassen.Ausland (Augsburg 1871), S. 94.

Die Provinz hat sich unter den besondern Schutz dieses Heiligen gestellt. Die Normandie gilt in Frankreich als das Land der Ränke und Kniffe. Sprichwörtlich heisst es: Normandie – Weisheitsland (Normandie – pays de sapience). Ein Spruch aus dem 13. Jahrhundert sagt: „Die ärgsten Frager in der Normandie; wo geht ihr hin? was sucht ihr? wo kommt ihr her?“ Andere Sprüche warnen vor der Unzuverlässigkeit des Normands. Eine „normandische Antwort“ bedeutet in ganz Frankreich eine zweideutige, eine „normandische Versöhnung“ eine geheuchelte und „als Normand antworten“, heisst: weder ja noch nein sagen, eine ausweichende Antwort gehen. In der Bretagne behauptet man sogar, dass Judas Ischariot zwischen Caen und Rouen geboren sei. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig, Nr. 1447, S. 199.)


Normann.

* Er ist ein Normann.Berckenmeyer, 60.

D. i. Betrüger, feiner, listiger Fuchs.

Frz.: C'est un normand.


Nors (s. Arsch und Êrs).

* Is mîn Nôrs uk'n Klannett? (Pommern.)

Wenn dies der Fall, dann ist der (oder: dann bist du) auch dazu tauglich, was du von ihm verlangst oder behauptest; wenn nicht, nicht.


Nota.

* Einem die notas und pausas wohl demonstriren. (Königsberg.) – Frischbier2, 127.

Euphemistisch für: Ohrfeigen austheilen.


Notar.

Einem verlogenen (betrogenen) Notario muss man mehr glauben als drey, vier oder mehr ehrlichen Biderleuten.Lehmann, 324, 62.


Note.

1 Es kommt ja auf eine Handvoll Noten nicht an, sagte jener und überschlug einige Seiten.Frischbier2, 2800.

*2 A kennt kêne Note, an wenn se so gruss wär' wie an Schnupptebaktuse.

„De Note koan ich au nimme, wenn se au a su gruss wäre wie an Schnupptebaktuse.“ (Schles. Provinzialbl., 1871, S. 68.)

*3 Bei ihm geht alles nach Noten.

Der Ordnungliebende, Pünktliche, der Mann nach dem Takte, nach der Schnur.

*4 Bring' doch d' Note im Kübel hear, d' Sau will singa.Nefflen, 452.

D. h. bring einen Kübel, ein Gefäss her, er neigt sich zum Erbrechen.

*5 Er hat um eine Note zu hoch angefangen (gesungen).Sailer, 77; Simrock, 7596; Braun, I, 3085.

Geht über seine Kräfte und Mittel hinaus.

*6 Er singt Noten klafterlang.

Er singt Noten, die man mit dem Besen wegfegt. „Sie singen Noten Klaffterlang, der dicken singens also viel vnd schiessen vnbillig zum Ziel. In eim Suspier bringt ers herfür, der Haussknecht kehrts bald hinder die Thür, oder vom Tisch mit Flederwisch. Das Gesang das in den Gesellen steckt, gar vbel in der Stuben schmeckt. Es macht ein Pluder, laufft als vber, der Haussknecht kompt mit Kessel vnd Zuber vnd kehrt die Nothen ohne Zahl vnder dem Tisch vnd vberal. Oho, das sind grob Noten.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 172.)

*7 Es geht wie nach Noten.Eiselein, 495; Frischbier2, 2798; Braun, I, 3066.

Was schnell und pünktlich von statten geht. Verwandt sind die Redensarten: Es geht wie geschmiert, wie der Blitz, wie das Wetter, aus dem ff (s. d.).

Frz.: Cela va comme la foudre, comme sur des roulettes, cela va de cire, comme les heures de notre curé. (Masson, 264.)

*8 Es war einer Note zu hoch.Eiselein, 495.

*9 Et kummt em up'n Handvull Noten nich an.Eichwald, 1410; hochdeutsch bei Hennig, 172; Frischbier, 532; Frischbier2, 2799.

Wer eine Sache eben nicht sehr genau nimmt.

*10 Nach kaiserlia Nota prügla.Sartorius, 175.

Derb, exemplarisch züchtigen.


Noter.

Ein Noter und ein Geiziger sind gleich beisammen. (Saulgau.) – Birlinger, 177.


Noth (Subst.).

1 Ai d'r Nût fresst d'r Taif'l Flîja. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 453.

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[[522]/0536] auch: an a Prêsters Giits (und eines Priesters Geiz). Auf Sylt heisst es: Nuuduast Riin en ual' Wüffens Riiwing pleid' waarig tö wiisem. (Haupt, a. a. O.) Dän.: Nord-ost beder om syd-vestes datter; thi hvad hun pisser under det tørrer han. (Prov. dan., 429.) Nordostwind. Nurdoasten Winj an oal Wüffens Kiwie healt thri Da'r un. (Nordfries.) – Lappenkorb; Firmenich, III, 3, 3. Nordostwind und alter Weiber Keifen hält drei Tage an. Frz.: Quand il fait de la bise il en pleut à sa guise. (Leroux, I, 63.) Nordsee. Die Nordsee ist eine Mordsee. – Simrock, 7558. Damit deuten die Seeleute und Küstenbewohner den gefährlichen Charakter des Deutschen Meeres an, dessen Verwüstungen namentlich in den Marschlanden Schleswig-Holsteins furchtbar sind. Hunderttausende von Menschenleben und grosse Landstrecken sind durch die Sturmfluten der Jahre 1216, 1230, 1334, 1338, 1354 und 1634 verloren gegangen. (Vgl. Schleswig- Holsteins Bauern, von M. Busch in den Hausblättern, 1856.) Nordsonne. * Er ist mit der Nordsonne verschwunden. Hat sich auf geheime Weise des Nachts entfernt. Nordwest. Nôrdwest is de Schippers ehr best. (Lübeck.) – Deecke, 11. Nordweststurm. Nordweststurm und alter Weiber Gegreine hat nimmer ein Ende. Sagt man im Westerwalde, um das ungünstige. Klima zu charakterisiren, wo jähe Windströme das ganze Jahr hindurch die kahle Hochebene fegen, keinen Obstbaum und unter den Getreidearten nur Hafer und Gerste aufkommen lassen. Nordwind. 1 Der Nordwind ist ein rauher Vetter, aber er bringt beständig Wetter. (Kreuznach.) – Boebel, 101. 2 Der Nordwind vertreibt Regen vnd sawer sehen heimliche Jungen. – Petri, II, 834. 3 Heft'ge Nordwind' im Februar deuten auf ein fruchtbar Jahr. – Boebel, 76; Orakel, 951. 4 Nordwind, aachner Kind, lütticher Blut thut selten gut. – Simrock, 49. Holl.: Noordenwind, Akens kind, Lucks bloed, nooit deed zulks goed. (Harrebomée, II, 130a.) 5 Nordwind, böser Wind. 6 Nordwind' im August bringen beständig (oder, wie es sonst auch heisst, viel Tage hindurch unveränderlich) Wetter. – Orakel, 685, 686. 7 Nordwind im Brachland weht Korn ins Land. – Blum, 258; Boebel, 97. Vorausgesetzt, dass sie nicht zu heftig sind; wahrscheinlich, weil sie die Sonnenhitze mässigen, die jetzt noch nachtheilig wirken würde. Die Russen: Der Nordwind ist es, der die Wellen nach Süden treibt. (Altmann VI, 480.) Holl.: Noordenwind geeft niets, maar neemt ook niets. (Harrebomée, II, 130a.) 8 Nordwind im Februar treibt das Korn ins Land. (Niederlausitz.) – Orakel, 250. 9 Nordwind im Juni wehen Korn und Wein ins Land herein. – Orakel, 556. 10 Nordwind – Môdwind, Ostwind – Hostwind, Westwind – Bestwind, Südwind – Wüthwind. (Münsterland.) – Archiv für das Studium der neuern Sprachen, XLVIII, 364, 22. 11 Wenn der Nordwind im Februar nicht will, so kommt er sicher im April. – Orakel, 251; Boebel, 76. *12 Er hat den Nordwind verloren. Nörenberg. In Nörenberg haben die Krebse die Mauer abgefressen. – Deutsche Romanzeitung, III, 44, 631; Schmidt, Jubelschrift, S. 21; Riehl, Land und Leute. Pommerscher Volkswitz über den Mauerzustand des genannten kleinen Städtchens, dem es an Mauern fehlt. Die Einwohner heissen Krebsstecher. (S. Eselsfresser.) Normandie. Wenn die Normandie nicht ein schönes Land wäre, hätte sich der heilige Michael dort nicht niedergelassen. – Ausland (Augsburg 1871), S. 94. Die Provinz hat sich unter den besondern Schutz dieses Heiligen gestellt. Die Normandie gilt in Frankreich als das Land der Ränke und Kniffe. Sprichwörtlich heisst es: Normandie – Weisheitsland (Normandie – pays de sapience). Ein Spruch aus dem 13. Jahrhundert sagt: „Die ärgsten Frager in der Normandie; wo geht ihr hin? was sucht ihr? wo kommt ihr her?“ Andere Sprüche warnen vor der Unzuverlässigkeit des Normands. Eine „normandische Antwort“ bedeutet in ganz Frankreich eine zweideutige, eine „normandische Versöhnung“ eine geheuchelte und „als Normand antworten“, heisst: weder ja noch nein sagen, eine ausweichende Antwort gehen. In der Bretagne behauptet man sogar, dass Judas Ischariot zwischen Caen und Rouen geboren sei. (Vgl. Illustrirte Zeitung, Leipzig, Nr. 1447, S. 199.) Normann. * Er ist ein Normann. – Berckenmeyer, 60. D. i. Betrüger, feiner, listiger Fuchs. Frz.: C'est un normand. Nors (s. Arsch und Êrs). * Is mîn Nôrs uk'n Klannett? (Pommern.) Wenn dies der Fall, dann ist der (oder: dann bist du) auch dazu tauglich, was du von ihm verlangst oder behauptest; wenn nicht, nicht. Nota. * Einem die notas und pausas wohl demonstriren. (Königsberg.) – Frischbier2, 127. Euphemistisch für: Ohrfeigen austheilen. Notar. Einem verlogenen (betrogenen) Notario muss man mehr glauben als drey, vier oder mehr ehrlichen Biderleuten. – Lehmann, 324, 62. Note. 1 Es kommt ja auf eine Handvoll Noten nicht an, sagte jener und überschlug einige Seiten. – Frischbier2, 2800. *2 A kennt kêne Note, an wenn se so gruss wär' wie an Schnupptebaktuse. „De Note koan ich au nimme, wenn se au a su gruss wäre wie an Schnupptebaktuse.“ (Schles. Provinzialbl., 1871, S. 68.) *3 Bei ihm geht alles nach Noten. Der Ordnungliebende, Pünktliche, der Mann nach dem Takte, nach der Schnur. *4 Bring' doch d' Note im Kübel hear, d' Sau will singa. – Nefflen, 452. D. h. bring einen Kübel, ein Gefäss her, er neigt sich zum Erbrechen. *5 Er hat um eine Note zu hoch angefangen (gesungen). – Sailer, 77; Simrock, 7596; Braun, I, 3085. Geht über seine Kräfte und Mittel hinaus. *6 Er singt Noten klafterlang. Er singt Noten, die man mit dem Besen wegfegt. „Sie singen Noten Klaffterlang, der dicken singens also viel vnd schiessen vnbillig zum Ziel. In eim Suspier bringt ers herfür, der Haussknecht kehrts bald hinder die Thür, oder vom Tisch mit Flederwisch. Das Gesang das in den Gesellen steckt, gar vbel in der Stuben schmeckt. Es macht ein Pluder, laufft als vber, der Haussknecht kompt mit Kessel vnd Zuber vnd kehrt die Nothen ohne Zahl vnder dem Tisch vnd vberal. Oho, das sind grob Noten.“ (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 172.) *7 Es geht wie nach Noten. – Eiselein, 495; Frischbier2, 2798; Braun, I, 3066. Was schnell und pünktlich von statten geht. Verwandt sind die Redensarten: Es geht wie geschmiert, wie der Blitz, wie das Wetter, aus dem ff (s. d.). Frz.: Cela va comme la foudre, comme sur des roulettes, cela va de cire, comme les heures de notre curé. (Masson, 264.) *8 Es war einer Note zu hoch. – Eiselein, 495. *9 Et kummt em up'n Handvull Noten nich an. – Eichwald, 1410; hochdeutsch bei Hennig, 172; Frischbier, 532; Frischbier2, 2799. Wer eine Sache eben nicht sehr genau nimmt. *10 Nach kaiserlia Nota prügla. – Sartorius, 175. Derb, exemplarisch züchtigen. Noter. Ein Noter und ein Geiziger sind gleich beisammen. (Saulgau.) – Birlinger, 177. Noth (Subst.). 1 Ai d'r Nût fresst d'r Taif'l Flîja. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 453. 2 Aus der Noth hilft kein Schreien (Handeln). 3 Aus der Noth in den Tod.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [522]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/536>, abgerufen am 24.04.2024.