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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] Magdeburg) die Einführung eines neuen Predigers durch einen festlichen Schmaus gefeiert wurde, war auch der Küster mitgebeten und bekam Braten, Wein und Kuchen in unbezwingbarem Ueberfluss. Zum Schluss der Tafel machte derselbe aber ein sehr betrübtes Gesicht, das dem Oberamtmann auffiel, der ihn fragte: "Nun, Meister Hecht, was fehlt Ihm? Hat Er auch reichlich gehabt?" Worauf der Gefragte halb weinerlich antwortete: "Herr Oawer Amtmann, ick hew noch keen Botter hat." Er war nämlich gewohnt, zu Hause jede Mahlzeit mit einem Butterbrot zu beschliessen.


Oberarm.

* Er thuet Oberarm ine. (S. Obergade.) - Sutermeister, 68.


Oberbipp.

Oberbipp und Unterbipp, Wiedlisbach und Wange, 's het e Baur i d' Hose .... .... ..., 's isch gar übel g'gange. (S. Oberhallau.) - Schild, 46, 23.

Die Franzosen haben von einigen ihrer Dörfer den Spottspruch: Quesmy, Maucourt, Tarlefasse, Happlaincourt, Berlancourt, Saint-Aubin, in diese Dörfer, geht nur hin, 's sind viele Kinder und Huren drin. (Reinsberg VI, 133.)


Oberboden.

* Er hat mich auf den Oberboden gethan und die Leiter unter mir weggezogen.

Den Rückzug abgeschnitten.


Obere.

Die Obern haben ein erlangt recht, dass sie die geringern reformiren, aber sie nimmer reformirt werden sollen. - Lehmann, 177, 41.


Oberförster.

Es ist Oberförsters Tochter und hat viel Holz vorm Hause. (Ostpreuss.) - Frischbier, 541; Frischbier2, 2817.

Von einem vollbrüstigen Mädchen.


Obergade.

* Er ist de Hans im Obergade. - Sutermeister, 68.

Um einen Hochmuthsnarren zu bezeichnen, wofür sich a. a. O. eine grosse Anzahl schweizer Redensarten finden: Er böglet sich. Er bläit si auf wie e Frösch uf em Dünkl. Er braucht en Platz wie en Landvogt. Er hät e Meinig wie 's grosse Hunds Götti. Er hät e Meinig wie-ne Haus. Er het e Bei im Nugge. Er het es Schit im Rugge. Er het de Kopf auf, es rägnet em fast i d' Naselöchli. Er het de Kopf höcher as de Kappe. Er het e Meie-n uf em Kopf. Er het e Meie-n uf em Huet. Er het en eigne Kopf wie en Bschnidesel. Er lauft zäh Schue gräder as 's Richtscheit. Er luegt über d' Chappe-n aus. Er macht si fürcht. Er macht si so breit wie en Wannemacher. Er macht si stettig wie 's Ankema's Esel. Er macht en Grind wie 's grosse H. G. Er meint si. Er streckt de Chopf, wie wenn er en Däge verschluckt hett. Er verthuet si wie en Chorherr. Er verthuet si wie drei Batze. Er verthuet si wie-ne Hauflandräb. Er verthuet si wie 's Bergers Madle.


Oberhallau.

Wer kommt durch Oberhallau unbekothet, durch Unterhallau unverspottet, durch Beggingen unbeschissen, der hat sich den Tag gut durchgerissen. (S. Jena 4 u. 5, Lübeck 1 und Obernigk.) - Kirchhofer, 92; Eiselein, 273; Sutermeister, 49.


Oberhand.

1 Ich habe die Oberhand behalten, sagte der Schafjunge, ich habe die meisten Hiebe kriegt.

2 Wer die Oberhand behält, ist der Stärkste.

Holl.: Hij is de sterkste, di de overhand heeft. (Harrebomee, II, 158a.)

3 Wer will die Oberhand behalten, der brech auss fraw Eris gartten schön öpffel vnd praesentire die den Fürsten. - Lehmann, 813, 14.

*4 Die Oberhand behalten.

Frz.: Avoire barre sur quelqu'un. (Kritzinger, 58b.)


Oberhaus.

*1 Es steht im Oberhaus nicht wohl. - Braun, I, 3108.

Holl.: Hij heeft het (het scheelt hem) in de bovenkamer. (Harrebomee, I, 378a.)

Lat.: Non tibi sanum est sinciput. (Eiselein, 498.)

*2 Im Oberhaus guckt Hans Dummrich 'raus.


Oberhülfgericht.

* Nach dem Oberhülfgericht gehen.

Von Frauen, die ihren Mann zum Hahnrei machen, weil sie, mit den Gaben ihres Mannes nicht zufrieden, sich an fremde Hülfe wenden.

Frz.: Aller a la cour des aides. (Kritzinger, 19a.)


Oberkleid.

1 Das beste (schönste, feinste) Oberkleid schützt nicht vor Herzeleid.

[Spaltenumbruch] 2 Dat Ovverkled bedäck alle Led. (Düren.) - Firmenich, I, 484, 112.

3 Det EIwerkleid doakt ale Härzeleid. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 860.

4 Ein gutes (hübsches) Oberkleid bedecket alles Herzeleid. - Lohrengel, I, 223.

5 Owerkled bedeckt alles Harteled. (Göttingen.) - Schambach, I, 111.

Zunächst, dass die Beschaffenheit der Unterkleidung, z. B. der Leibwäsche weniger in Betracht komme, wenn nur der ins Auge fallende Anzug den Anforderungen genügt, und dann, dass durch die glänzende äussere Hülle das innere Elend verdeckt wird.


Oberland.

1 Im Oberland gibt's au gut Lüt, b'hüti Gott und zürnet nüt. - Sutermeister, 49.

2 Im Oberland ist e Kilchhöri; wenn si en Arme dört z' Chile thüend, so lüte se mit zwo Glogge; und wenn si en Reiche z' Chilche thüend, so lüte si mit gar alle; weder si hent nume zwo. - Sutermeister, 49.


Oberlippe.

1 Wem die Oberlippe fehlt, der wird übel pfeifen.

*2 Er hängt die Oberlippe wie eine alte Stute. - Pestalozzi, Lienhard und Gertrud.


Oberlüftli.

'S Oberlüftli z' Obid spot, morn im Choth. (Schaffhausen.) - Schweiz, II, 168, 16.


Obermännlein.

* Einem das Obermännlein herabputzen.

"Man sollte auch gedenken, was bereits vor ein übler Mummel unter dem Volke war, dass der fürstliche Schatz so unnütz verschwendet, dass es schwere Verantwortung setzen und denen, so Rath und That dazu geben, einsten das Obermännlein herabgebutzt werde." (Alam. Politik, II, 140.)


Obernigk.

Obernigk1 liegt zwischen Sorge2 und Kummernigk3: wer sich daselbst will nähren, muss suchen Pilz und Beeren, und wer dieselben nicht kann finden, der muss halt Besen binden. (Kreis Trebnitz in Schlesien.) (S. Oberbipp und Oberhallau.)

1) Ein etwa vier Meilen von Breslau an der posener Bahn gelegenes Kirchdorf, auf das jetzt die obige Schilderung nicht mehr passt. Es wachsen in dortigen Gebüschen allerdings Pilze und Beeren, auch Ruthen zum Besenbinden; aber gehobene Landwirthschaft wie der starke Besuch, den der Ort seines schönen Parkes wegen aus Breslau erhält, hat den Bewohnern einen Wohlstand verliehen, der sie vor dem blossen Beeren- und Pilzeessen schützt. Jedes Haus hat beinahe seinen Obstgarten, und ganze Wagenladungen der herrlichsten Früchte gehen jetzt auf den breslauer Markt.

2) Ein zu Rothsyrten im Kreise Breslau gehöriges Vorwerk.

3) Ein im trebnitzer Kreise gelegenes, zu Kawallen gehörendes Vorwerk.


Oberschlesien.

Aus Oberschlesien kommt nichts Gutes.

Eine Widerlegung findet sich in Theod. Brand's Schles. Blättern für Unterhaltung, Kunst und Literatur, Breslau 1828, S. 268. Ein früher sehr allgemeines und darum sprichwörtlich gewordenes Vorurtheil der Nichtschlesier.

Lat.: E Silesia superiori nil boni.


Oberst (Subst.).

1 Ein Oberster in dem feld soll Acht nemmen, dass ein jeder mit seiner Wehr gerüst sey. - Henisch, 1059, 52.

2 Ein Oberster ohne Dapfferkeit ist gleich einem Storch ohne Schnabel. - Lehmann, II, 53, 2.

3 Ein Obrister schlegt nicht alles auff ein Schantz, sonst da er in verlust ist, kan er nicht mehr mit spielen. - Lehmann, 439, 82.

4 Es gehort mehr zu eines Obristen ampt als ein schön ross vnnd schone Rüstung. - Lehmann, 348, 11.

5 Guter Oberst, guter Soldat.

Frz.: Bon capitaine, bon soldat. (Leroux, II, 58.)

6 Wenn Gottlose Obristen vnd Soldaten gegen einander streiten, so treibt ein Teuffel den andern auss. - Lehmann, 446, 164.

7 Wie der Oberst, so der Reiter, wie Lieutenant, so Gefreiter. - Judas der Erzschelm, II; Parömiakon, 721.


[Spaltenumbruch] Magdeburg) die Einführung eines neuen Predigers durch einen festlichen Schmaus gefeiert wurde, war auch der Küster mitgebeten und bekam Braten, Wein und Kuchen in unbezwingbarem Ueberfluss. Zum Schluss der Tafel machte derselbe aber ein sehr betrübtes Gesicht, das dem Oberamtmann auffiel, der ihn fragte: „Nun, Meister Hecht, was fehlt Ihm? Hat Er auch reichlich gehabt?“ Worauf der Gefragte halb weinerlich antwortete: „Herr Oawer Amtmann, ick hew noch keen Botter hat.“ Er war nämlich gewohnt, zu Hause jede Mahlzeit mit einem Butterbrot zu beschliessen.


Oberarm.

* Er thuet Oberarm ine. (S. Obergade.) – Sutermeister, 68.


Oberbipp.

Oberbipp und Unterbipp, Wiedlisbach und Wange, 's het e Bûr i d' Hose .... .... ..., 's isch gar übel g'gange. (S. Oberhallau.) – Schild, 46, 23.

Die Franzosen haben von einigen ihrer Dörfer den Spottspruch: Quesmy, Maucourt, Tarlefasse, Happlaincourt, Berlancourt, Saint-Aubin, in diese Dörfer, geht nur hin, 's sind viele Kinder und Huren drin. (Reinsberg VI, 133.)


Oberboden.

* Er hat mich auf den Oberboden gethan und die Leiter unter mir weggezogen.

Den Rückzug abgeschnitten.


Obere.

Die Obern haben ein erlangt recht, dass sie die geringern reformiren, aber sie nimmer reformirt werden sollen.Lehmann, 177, 41.


Oberförster.

Es ist Oberförsters Tochter und hat viel Holz vorm Hause. (Ostpreuss.) – Frischbier, 541; Frischbier2, 2817.

Von einem vollbrüstigen Mädchen.


Obergade.

* Er ist de Hans im Obergade.Sutermeister, 68.

Um einen Hochmuthsnarren zu bezeichnen, wofür sich a. a. O. eine grosse Anzahl schweizer Redensarten finden: Er böglet sich. Er bläit si ûf wie e Frösch uf em Dünkl. Er brûcht en Platz wie en Landvogt. Er hät e Meinig wie 's grosse Hunds Götti. Er hät e Meinig wie-ne Hûs. Er het e Bei im Nugge. Er het es Schit im Rugge. Er het de Kopf ûf, es rägnet em fast i d' Naselöchli. Er het de Kopf höcher as de Kappe. Er het e Meie-n uf em Kopf. Er het e Meie-n uf em Huet. Er het en eigne Kopf wie en Bschnidesel. Er lauft zäh Schue gräder as 's Richtschît. Er luegt über d' Chappe-n ûs. Er macht si fürcht. Er macht si so breit wie en Wannemacher. Er macht si stettig wie 's Ankemâ's Esel. Er macht en Grind wie 's grosse H. G. Er meint si. Er streckt de Chopf, wie wenn er en Däge verschluckt hett. Er verthuet si wie en Chorherr. Er verthuet si wie drei Batze. Er verthuet si wie-ne Hauflandräb. Er verthuet si wie 's Bergers Madle.


Oberhallau.

Wer kommt durch Oberhallau unbekothet, durch Unterhallau unverspottet, durch Beggingen unbeschissen, der hat sich den Tag gut durchgerissen. (S. Jena 4 u. 5, Lübeck 1 und Obernigk.) – Kirchhofer, 92; Eiselein, 273; Sutermeister, 49.


Oberhand.

1 Ich habe die Oberhand behalten, sagte der Schafjunge, ich habe die meisten Hiebe kriegt.

2 Wer die Oberhand behält, ist der Stärkste.

Holl.: Hij is de sterkste, di de overhand heeft. (Harrebomée, II, 158a.)

3 Wer will die Oberhand behalten, der brech auss fraw Eris gartten schön öpffel vnd praesentire die den Fürsten.Lehmann, 813, 14.

*4 Die Oberhand behalten.

Frz.: Avoire barre sur quelqu'un. (Kritzinger, 58b.)


Oberhaus.

*1 Es steht im Oberhaus nicht wohl.Braun, I, 3108.

Holl.: Hij heeft het (het scheelt hem) in de bovenkamer. (Harrebomée, I, 378a.)

Lat.: Non tibi sanum est sinciput. (Eiselein, 498.)

*2 Im Oberhaus guckt Hans Dummrich 'raus.


Oberhülfgericht.

* Nach dem Oberhülfgericht gehen.

Von Frauen, die ihren Mann zum Hahnrei machen, weil sie, mit den Gaben ihres Mannes nicht zufrieden, sich an fremde Hülfe wenden.

Frz.: Aller à la cour des aides. (Kritzinger, 19a.)


Oberkleid.

1 Das beste (schönste, feinste) Oberkleid schützt nicht vor Herzeleid.

[Spaltenumbruch] 2 Dat Ovverklêd bedäck alle Lêd. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 112.

3 Det Îwerklîd doakt ale Härzelîd. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 860.

4 Ein gutes (hübsches) Oberkleid bedecket alles Herzeleid.Lohrengel, I, 223.

5 Owerklêd bedeckt alles Hartelêd. (Göttingen.) – Schambach, I, 111.

Zunächst, dass die Beschaffenheit der Unterkleidung, z. B. der Leibwäsche weniger in Betracht komme, wenn nur der ins Auge fallende Anzug den Anforderungen genügt, und dann, dass durch die glänzende äussere Hülle das innere Elend verdeckt wird.


Oberland.

1 Im Oberland gibt's au gut Lüt, b'hüti Gott und zürnet nüt.Sutermeister, 49.

2 Im Oberland ist e Kilchhöri; wenn si en Arme dört z' Chile thüend, so lüte se mit zwo Glogge; und wenn si en Rîche z' Chilche thüend, so lüte si mit gar alle; weder si hent nume zwo.Sutermeister, 49.


Oberlippe.

1 Wem die Oberlippe fehlt, der wird übel pfeifen.

*2 Er hängt die Oberlippe wie eine alte Stute.Pestalozzi, Lienhard und Gertrud.


Oberlüftli.

'S Oberlüftli z' Obid spot, morn im Choth. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 16.


Obermännlein.

* Einem das Obermännlein herabputzen.

„Man sollte auch gedenken, was bereits vor ein übler Mummel unter dem Volke war, dass der fürstliche Schatz so unnütz verschwendet, dass es schwere Verantwortung setzen und denen, so Rath und That dazu geben, einsten das Obermännlein herabgebutzt werde.“ (Alam. Politik, II, 140.)


Obernigk.

Obernigk1 liegt zwischen Sorge2 und Kummernigk3: wer sich daselbst will nähren, muss suchen Pilz und Beeren, und wer dieselben nicht kann finden, der muss halt Besen binden. (Kreis Trebnitz in Schlesien.) (S. Oberbipp und Oberhallau.)

1) Ein etwa vier Meilen von Breslau an der posener Bahn gelegenes Kirchdorf, auf das jetzt die obige Schilderung nicht mehr passt. Es wachsen in dortigen Gebüschen allerdings Pilze und Beeren, auch Ruthen zum Besenbinden; aber gehobene Landwirthschaft wie der starke Besuch, den der Ort seines schönen Parkes wegen aus Breslau erhält, hat den Bewohnern einen Wohlstand verliehen, der sie vor dem blossen Beeren- und Pilzeessen schützt. Jedes Haus hat beinahe seinen Obstgarten, und ganze Wagenladungen der herrlichsten Früchte gehen jetzt auf den breslauer Markt.

2) Ein zu Rothsyrten im Kreise Breslau gehöriges Vorwerk.

3) Ein im trebnitzer Kreise gelegenes, zu Kawallen gehörendes Vorwerk.


Oberschlesien.

Aus Oberschlesien kommt nichts Gutes.

Eine Widerlegung findet sich in Theod. Brand's Schles. Blättern für Unterhaltung, Kunst und Literatur, Breslau 1828, S. 268. Ein früher sehr allgemeines und darum sprichwörtlich gewordenes Vorurtheil der Nichtschlesier.

Lat.: E Silesia superiori nil boni.


Oberst (Subst.).

1 Ein Oberster in dem feld soll Acht nemmen, dass ein jeder mit seiner Wehr gerüst sey.Henisch, 1059, 52.

2 Ein Oberster ohne Dapfferkeit ist gleich einem Storch ohne Schnabel.Lehmann, II, 53, 2.

3 Ein Obrister schlegt nicht alles auff ein Schantz, sonst da er in verlust ist, kan er nicht mehr mit spielen.Lehmann, 439, 82.

4 Es gehort mehr zu eines Obristen ampt als ein schön ross vnnd schone Rüstung.Lehmann, 348, 11.

5 Guter Oberst, guter Soldat.

Frz.: Bon capitaine, bon soldat. (Leroux, II, 58.)

6 Wenn Gottlose Obristen vnd Soldaten gegen einander streiten, so treibt ein Teuffel den andern auss.Lehmann, 446, 164.

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[[544]/0558] Magdeburg) die Einführung eines neuen Predigers durch einen festlichen Schmaus gefeiert wurde, war auch der Küster mitgebeten und bekam Braten, Wein und Kuchen in unbezwingbarem Ueberfluss. Zum Schluss der Tafel machte derselbe aber ein sehr betrübtes Gesicht, das dem Oberamtmann auffiel, der ihn fragte: „Nun, Meister Hecht, was fehlt Ihm? Hat Er auch reichlich gehabt?“ Worauf der Gefragte halb weinerlich antwortete: „Herr Oawer Amtmann, ick hew noch keen Botter hat.“ Er war nämlich gewohnt, zu Hause jede Mahlzeit mit einem Butterbrot zu beschliessen. Oberarm. * Er thuet Oberarm ine. (S. Obergade.) – Sutermeister, 68. Oberbipp. Oberbipp und Unterbipp, Wiedlisbach und Wange, 's het e Bûr i d' Hose .... .... ..., 's isch gar übel g'gange. (S. Oberhallau.) – Schild, 46, 23. Die Franzosen haben von einigen ihrer Dörfer den Spottspruch: Quesmy, Maucourt, Tarlefasse, Happlaincourt, Berlancourt, Saint-Aubin, in diese Dörfer, geht nur hin, 's sind viele Kinder und Huren drin. (Reinsberg VI, 133.) Oberboden. * Er hat mich auf den Oberboden gethan und die Leiter unter mir weggezogen. Den Rückzug abgeschnitten. Obere. Die Obern haben ein erlangt recht, dass sie die geringern reformiren, aber sie nimmer reformirt werden sollen. – Lehmann, 177, 41. Oberförster. Es ist Oberförsters Tochter und hat viel Holz vorm Hause. (Ostpreuss.) – Frischbier, 541; Frischbier2, 2817. Von einem vollbrüstigen Mädchen. Obergade. * Er ist de Hans im Obergade. – Sutermeister, 68. Um einen Hochmuthsnarren zu bezeichnen, wofür sich a. a. O. eine grosse Anzahl schweizer Redensarten finden: Er böglet sich. Er bläit si ûf wie e Frösch uf em Dünkl. Er brûcht en Platz wie en Landvogt. Er hät e Meinig wie 's grosse Hunds Götti. Er hät e Meinig wie-ne Hûs. Er het e Bei im Nugge. Er het es Schit im Rugge. Er het de Kopf ûf, es rägnet em fast i d' Naselöchli. Er het de Kopf höcher as de Kappe. Er het e Meie-n uf em Kopf. Er het e Meie-n uf em Huet. Er het en eigne Kopf wie en Bschnidesel. Er lauft zäh Schue gräder as 's Richtschît. Er luegt über d' Chappe-n ûs. Er macht si fürcht. Er macht si so breit wie en Wannemacher. Er macht si stettig wie 's Ankemâ's Esel. Er macht en Grind wie 's grosse H. G. Er meint si. Er streckt de Chopf, wie wenn er en Däge verschluckt hett. Er verthuet si wie en Chorherr. Er verthuet si wie drei Batze. Er verthuet si wie-ne Hauflandräb. Er verthuet si wie 's Bergers Madle. Oberhallau. Wer kommt durch Oberhallau unbekothet, durch Unterhallau unverspottet, durch Beggingen unbeschissen, der hat sich den Tag gut durchgerissen. (S. Jena 4 u. 5, Lübeck 1 und Obernigk.) – Kirchhofer, 92; Eiselein, 273; Sutermeister, 49. Oberhand. 1 Ich habe die Oberhand behalten, sagte der Schafjunge, ich habe die meisten Hiebe kriegt. 2 Wer die Oberhand behält, ist der Stärkste. Holl.: Hij is de sterkste, di de overhand heeft. (Harrebomée, II, 158a.) 3 Wer will die Oberhand behalten, der brech auss fraw Eris gartten schön öpffel vnd praesentire die den Fürsten. – Lehmann, 813, 14. *4 Die Oberhand behalten. Frz.: Avoire barre sur quelqu'un. (Kritzinger, 58b.) Oberhaus. *1 Es steht im Oberhaus nicht wohl. – Braun, I, 3108. Holl.: Hij heeft het (het scheelt hem) in de bovenkamer. (Harrebomée, I, 378a.) Lat.: Non tibi sanum est sinciput. (Eiselein, 498.) *2 Im Oberhaus guckt Hans Dummrich 'raus. Oberhülfgericht. * Nach dem Oberhülfgericht gehen. Von Frauen, die ihren Mann zum Hahnrei machen, weil sie, mit den Gaben ihres Mannes nicht zufrieden, sich an fremde Hülfe wenden. Frz.: Aller à la cour des aides. (Kritzinger, 19a.) Oberkleid. 1 Das beste (schönste, feinste) Oberkleid schützt nicht vor Herzeleid. 2 Dat Ovverklêd bedäck alle Lêd. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 112. 3 Det Îwerklîd doakt ale Härzelîd. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 860. 4 Ein gutes (hübsches) Oberkleid bedecket alles Herzeleid. – Lohrengel, I, 223. 5 Owerklêd bedeckt alles Hartelêd. (Göttingen.) – Schambach, I, 111. Zunächst, dass die Beschaffenheit der Unterkleidung, z. B. der Leibwäsche weniger in Betracht komme, wenn nur der ins Auge fallende Anzug den Anforderungen genügt, und dann, dass durch die glänzende äussere Hülle das innere Elend verdeckt wird. Oberland. 1 Im Oberland gibt's au gut Lüt, b'hüti Gott und zürnet nüt. – Sutermeister, 49. 2 Im Oberland ist e Kilchhöri; wenn si en Arme dört z' Chile thüend, so lüte se mit zwo Glogge; und wenn si en Rîche z' Chilche thüend, so lüte si mit gar alle; weder si hent nume zwo. – Sutermeister, 49. Oberlippe. 1 Wem die Oberlippe fehlt, der wird übel pfeifen. *2 Er hängt die Oberlippe wie eine alte Stute. – Pestalozzi, Lienhard und Gertrud. Oberlüftli. 'S Oberlüftli z' Obid spot, morn im Choth. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 16. Obermännlein. * Einem das Obermännlein herabputzen. „Man sollte auch gedenken, was bereits vor ein übler Mummel unter dem Volke war, dass der fürstliche Schatz so unnütz verschwendet, dass es schwere Verantwortung setzen und denen, so Rath und That dazu geben, einsten das Obermännlein herabgebutzt werde.“ (Alam. Politik, II, 140.) Obernigk. Obernigk1 liegt zwischen Sorge2 und Kummernigk3: wer sich daselbst will nähren, muss suchen Pilz und Beeren, und wer dieselben nicht kann finden, der muss halt Besen binden. (Kreis Trebnitz in Schlesien.) (S. Oberbipp und Oberhallau.) 1) Ein etwa vier Meilen von Breslau an der posener Bahn gelegenes Kirchdorf, auf das jetzt die obige Schilderung nicht mehr passt. Es wachsen in dortigen Gebüschen allerdings Pilze und Beeren, auch Ruthen zum Besenbinden; aber gehobene Landwirthschaft wie der starke Besuch, den der Ort seines schönen Parkes wegen aus Breslau erhält, hat den Bewohnern einen Wohlstand verliehen, der sie vor dem blossen Beeren- und Pilzeessen schützt. Jedes Haus hat beinahe seinen Obstgarten, und ganze Wagenladungen der herrlichsten Früchte gehen jetzt auf den breslauer Markt. 2) Ein zu Rothsyrten im Kreise Breslau gehöriges Vorwerk. 3) Ein im trebnitzer Kreise gelegenes, zu Kawallen gehörendes Vorwerk. Oberschlesien. Aus Oberschlesien kommt nichts Gutes. Eine Widerlegung findet sich in Theod. Brand's Schles. Blättern für Unterhaltung, Kunst und Literatur, Breslau 1828, S. 268. Ein früher sehr allgemeines und darum sprichwörtlich gewordenes Vorurtheil der Nichtschlesier. Lat.: E Silesia superiori nil boni. Oberst (Subst.). 1 Ein Oberster in dem feld soll Acht nemmen, dass ein jeder mit seiner Wehr gerüst sey. – Henisch, 1059, 52. 2 Ein Oberster ohne Dapfferkeit ist gleich einem Storch ohne Schnabel. – Lehmann, II, 53, 2. 3 Ein Obrister schlegt nicht alles auff ein Schantz, sonst da er in verlust ist, kan er nicht mehr mit spielen. – Lehmann, 439, 82. 4 Es gehort mehr zu eines Obristen ampt als ein schön ross vnnd schone Rüstung. – Lehmann, 348, 11. 5 Guter Oberst, guter Soldat. Frz.: Bon capitaine, bon soldat. (Leroux, II, 58.) 6 Wenn Gottlose Obristen vnd Soldaten gegen einander streiten, so treibt ein Teuffel den andern auss. – Lehmann, 446, 164. 7 Wie der Oberst, so der Reiter, wie Lieutenant, so Gefreiter. – Judas der Erzschelm, II; Parömiakon, 721.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [544]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/558>, abgerufen am 19.04.2024.