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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *416 Sie haben miteinander von einem Ochsen gegessen.

"Wie jener höfliche Franzmann sagte, da sich ein Hochzeitsgast wegen der Oberstelle garstig machte." - "Der Herr Jesus (im Ev. Luc. 4) kommet mir für, gleich wie ein alter Freymann in Schlesien, den ich wol gekanndt. Ein junger Lappe war seines Bedenckens nicht hoch genug gesatzt worden auff der Hochzeit; da er auch die Schnautze hatte begossen, machte er sich vnsöte. Der Franzmann tritt herzu vnd redet jhn freundlich an: o gebet euch zufrieden, jhr sitzt vberal gut, habt jhr doch alle von Einem Ochsen gessen. Das war ein künstlicher Schmitzer." (Herberger, Hertzpostille, I, 578 u. 746.)

*417 So friss den Ochsen bis an die Hörner. - Fischart, Gesch.

*418 Vom Ochsen auf den Esel kommen.

Rückwärts. Aus einem mühseligen Stande in einen andern.

Holl.: Hij springt van den os op den ezel. (Harrebomee, II, 154b.)

Lat.: De calcaria in carbonariam (descendere). (Seybold, 115.)

*419 Was thuet a Ochs, wenn er net woiss, wo na (wohin), so schuibt (schiebt) er halt. (Neresheim.)

*420 Was weiss der Ochs, wenn's Sonntig ist! (Ulm.)

Holl.: Wat weet de os van de noordstar. (Harrebomee, II, 155a.)

*421 Wenn no 's schönst Paar Ochse verrecke thät. (Ulm.)


Ochsen.

* Er ochst viel.

Von einem Schüler oder Studenten, der sehr fleissig arbeitet, oft mit dem Nebenbegriff des Mechanischen, Geistlosen, Maschinenmässigen. Spitznamen sind nirgends mehr zu Hause als auf Schulen und Universitäten, wo sie im täglichen Verkehr den angestammten Namen nicht selten ganz verdrängen. Selbst die Lehrer werden damit nicht ganz verschont; der strenge Director wird zum Cerberus. Ein vollständiges Verzeichniss akademischer Spitznamen nebst deren Entstehung würde dicke Bände füllen. So hat auch der Student seine eigene Terminologie, nach welcher ein Studirender, der über den Büchern sitzt, "ochst." Er hat "Sau," wenn es ihm übel geht; er hat nicht Gläubiger, sondern Manichäer, von denen er nicht gemahnt, sondern "getreten" wird; er borgt nicht, sondern "pumpt," und wenn er sich eine Zeit lang aus der geräuschvollen Welt in des Carcers stille Räume zurückziehen muss, so "brummt" er. Der Bürger, vom einfachen Handwerksmann bis hinauf zum ordentragenden Rentier gilt ihm als Philister (s. d.), sowie der Seemann jeden Binnenländer ohne Unterschied eine Landratte nennt. Eine Tafelrunde kneipender Studenten reibt einen " Salamander" (s. d.). Die Männer der göttinger Universitätspolizei heissen "Schnurren," die über das Pflaster dahinrasselnden Stangen, welche den ausreissenden Jüngern der Georgia Augusta nachgesandt werden, Bleistifte. - In Rostock wurden früher die Stadtsoldaten wegen ihrer rothen Jacken Krebse genannt. (Vgl. Buch der Welt, Stuttgart 1872, Nr. 5.)


Ochsenbutter.

* Den könnte man nach Ochsenbutter schicken.

So einfältig und leichtgläubig ist er. (S. Tropsch.)


Ochsenfieber.

* He hett das Ossenfewer. - Globus, VIII, 177a.

Die schwere Arbeit gibt dem Ochsen einen so unmässigen Appetit, dass er sich leicht überfrisst, weshalb auch das Frösteln, welches starke Esser nach der Mahlzeit überfällt, das Ochsenfieber genannt wird.


Ochsenfleisch.

Ochsenfleisch und Rebensaft gibt den Zehnern Muth und Kraft.

Dieser Vers stand als Transparent an einem Fleischerladen in Reichenbach (Schlesien), als am 24. Dec. 1864 das Füsilierbataillon des ersten schlesischen Grenadierregiments (Nr. 10) aus Schleswig-Holstein in seine Garnison zurückkehrte. (Brest. Zeitung, 1864, S. 3458.)


Ochsengedanken.

* Er hat Ochsengedanken. (Friedland.) - Frischbier2, 2831.

Er verräth weniger dumme Gedanken, als ungewöhnliche, muthwillige Neigungen.


Ochsenhaut.

* Das hat auf keiner Ochsenhaut Platz.


Ochsenhirt.

* Er ist aus einem Ochsenhirten ein Gänsetreiber geworden.

Er hat sich in seiner dienstlichen Stellung verschlechtert.

Lat.: Bubulcus antea, nunc caprarius. (Philippi, I, 66.)


[Spaltenumbruch]
Ochsenhorn.

* Er hat Ochsenhörner in den Taschen. (Leipzig.)

Ist zänkisch.


Ochsenjunge.

Der gestern ein Ochsenjunge gewesen ist, will heut schon nicht Pferdeknecht sein.

Böhm.: Byval volem, a nyni nechce ostati ani konem. (Celakovsky, 100.)


Ochsenkalb.

*1 Er zieht (macht) die Ochsenkälber immer selber.

*2 Es ist (gibt) ein gutes Ochsenkalb.

*3 Nu, wenn das kein Ochsenkalb ist!


Ochsenkopf.

* Du Ochsenkopf.

Da der Ochs gewissermassen die rohe und unüberlegt angewandte Kraft darstellt, so finden darin die sprichwörtlichen Scheltworte Ossenkopp (Dähnert, 340b) und Heuoss (Dähnert, 185a) ihre Erklärung. (Globus, VIII, 177a.)


Ochsenmist.

* Er wird wegen Ochsenmist bestraft. (Altgriech.)

Wegen einer unbedeutenden und werthlosen Sache. Solon hatte ein Gesetz gegeben, welches Strafe auf den Ochsenmistdiebstahl setzt.


Ochsenpfad.

* Den Ossenpad gaen. (Westf.)

Langsam, träge.


Ochsenpost.

* Das geht auf der Ochsenpost. - Mayer, I, 175; Braun, I, 3126.


Ochsentreiber.

* Das versteht ein Ochsentreiber.

"Das will ich einem grossen Ochsentreiber aus seinen Decretalen klar und war machen." (Luther's Werke, I, 125.)


Ochsenwagen.

Auf einem Ochsenwagen kann man keine Hasen fangen.

Die Osmanen behaupten es aber in einem ihrer Sprichwörter, indem sie den Gedanken ausdrücken, dass man langsam auch ans Ziel komme. (Schlechta, 317.)


Ochsig.

1 Dat 's ossig, seg de Baur, slet 'n Hamel mit de Ext dod. (Mecklenburg.) - Hoefer, 149.

*2 He hett sich ossig fein makt.

Das Wort "ossig" ist nicht immer als Beleidigung aufzufassen; es soll oft nur so viel als gross, stark, gewaltig bezeichnen. Wenn von jemand die obige Redensart angewandt wird, so ist damit der Geschmack seines Anputzes noch nicht getadelt, bemerkt Fr. Hasenow (Hausblätter, 1867, I, 217 in dem Artikel: Vom lieben Rindvieh), und fügt hinzu: "Der Pastor kann sich geschmeichelt fühlen, wenn man ihn >ossig gelihrt< findet, und wer >ossig vel Geld< hat, vor dem zeigt der Bauer ungeheuchelten Respect."


Oechslein.

1 Das Oechslein lernt vom alten Farren pflügen. - Petri, II, 68.

2 Schmeckst wieder ein Paar Oechslein, sagte der Bauer zum Gewitter. - Eiselein, 494.

Ein Bauer pflügte mit zwei Ochsen, als ein schweres Gewitter heraufzog, und ihm der Blitz dieselben erschlug. Im nächsten Jahr pflügte er wieder so; als aber ein Gewitter sich erhob, spannte er flugs die Ochsen aus und rief dem Gewitter die obigen Worte zu.

*3 Es ist ein Oechslein, welches das dritte mal Gras frisst.

Im dritten Jahr. Aus dem Landleben hervorgegangen.


Ocke (Name).

Bold is Ocke bofen, bold is Blocke bofen. - Eichwald, 1453; Bueren, 81; Hauskalender, III.

Zur Erklärung wird folgender Schwank erzählt. Die Felings (s. Lust 65) wollten einmal Breter schneiden. Den Holzblock hatten sie aber diesseit, die Sägekuhle jenseit des Hauses, und sahen keinen Rath, den Block auf die Kuhle zu bringen. In dieser Verlegenheit holten sie endlich den Zimmermann, welcher Ocke (ein bekannter, alter Mannsname) hiess und von allen der klügste war. Dieser gab den Rath, den Block über das Haus zu ziehen; aufwärts gehe es zwar schwer, aber hinab um so leichter, denn in dieser Richtung laufe er von selbst. Damit waren alle einverstanden. Der Block wurde mit Stricken wohlgebunden, danach stiegen sie aufs Dach, bis sie ihn oben hatten. Als sie ihn aber herunterrollen liessen, fiel er über die Kuhle weg. Sie zogen ihn nochmals aufs Dach, aber es gelang ebenso wenig. Nun war guter Rath theuer, aber Ocke wusste wieder Aushilfe. "Bindet mich auf den Block fest, ich will ihn schon so steuern, dass er richtig zu liegen kommt", sagte er. Die Felnks banden ihn an den Block fest. Ocke und Block wurden

[Spaltenumbruch] *416 Sie haben miteinander von einem Ochsen gegessen.

„Wie jener höfliche Franzmann sagte, da sich ein Hochzeitsgast wegen der Oberstelle garstig machte.“ – „Der Herr Jesus (im Ev. Luc. 4) kommet mir für, gleich wie ein alter Freymann in Schlesien, den ich wol gekanndt. Ein junger Lappe war seines Bedenckens nicht hoch genug gesatzt worden auff der Hochzeit; da er auch die Schnautze hatte begossen, machte er sich vnsöte. Der Franzmann tritt herzu vnd redet jhn freundlich an: o gebet euch zufrieden, jhr sitzt vberal gut, habt jhr doch alle von Einem Ochsen gessen. Das war ein künstlicher Schmitzer.“ (Herberger, Hertzpostille, I, 578 u. 746.)

*417 So friss den Ochsen bis an die Hörner.Fischart, Gesch.

*418 Vom Ochsen auf den Esel kommen.

Rückwärts. Aus einem mühseligen Stande in einen andern.

Holl.: Hij springt van den os op den ezel. (Harrebomée, II, 154b.)

Lat.: De calcaria in carbonariam (descendere). (Seybold, 115.)

*419 Was thuet a Ochs, wenn er net woiss, wo na (wohin), so schuibt (schiebt) er halt. (Neresheim.)

*420 Was weiss der Ochs, wenn's Sonntig ist! (Ulm.)

Holl.: Wat weet de os van de noordstar. (Harrebomée, II, 155a.)

*421 Wenn no 's schönst Paar Ochse verrecke thät. (Ulm.)


Ochsen.

* Er ochst viel.

Von einem Schüler oder Studenten, der sehr fleissig arbeitet, oft mit dem Nebenbegriff des Mechanischen, Geistlosen, Maschinenmässigen. Spitznamen sind nirgends mehr zu Hause als auf Schulen und Universitäten, wo sie im täglichen Verkehr den angestammten Namen nicht selten ganz verdrängen. Selbst die Lehrer werden damit nicht ganz verschont; der strenge Director wird zum Cerberus. Ein vollständiges Verzeichniss akademischer Spitznamen nebst deren Entstehung würde dicke Bände füllen. So hat auch der Student seine eigene Terminologie, nach welcher ein Studirender, der über den Büchern sitzt, „ochst.“ Er hat „Sau,“ wenn es ihm übel geht; er hat nicht Gläubiger, sondern Manichäer, von denen er nicht gemahnt, sondern „getreten“ wird; er borgt nicht, sondern „pumpt,“ und wenn er sich eine Zeit lang aus der geräuschvollen Welt in des Carcers stille Räume zurückziehen muss, so „brummt“ er. Der Bürger, vom einfachen Handwerksmann bis hinauf zum ordentragenden Rentier gilt ihm als Philister (s. d.), sowie der Seemann jeden Binnenländer ohne Unterschied eine Landratte nennt. Eine Tafelrunde kneipender Studenten reibt einen „ Salamander“ (s. d.). Die Männer der göttinger Universitätspolizei heissen „Schnurren,“ die über das Pflaster dahinrasselnden Stangen, welche den ausreissenden Jüngern der Georgia Augusta nachgesandt werden, Bleistifte. – In Rostock wurden früher die Stadtsoldaten wegen ihrer rothen Jacken Krebse genannt. (Vgl. Buch der Welt, Stuttgart 1872, Nr. 5.)


Ochsenbutter.

* Den könnte man nach Ochsenbutter schicken.

So einfältig und leichtgläubig ist er. (S. Tropsch.)


Ochsenfieber.

* He hett das Ossenfewer.Globus, VIII, 177a.

Die schwere Arbeit gibt dem Ochsen einen so unmässigen Appetit, dass er sich leicht überfrisst, weshalb auch das Frösteln, welches starke Esser nach der Mahlzeit überfällt, das Ochsenfieber genannt wird.


Ochsenfleisch.

Ochsenfleisch und Rebensaft gibt den Zehnern Muth und Kraft.

Dieser Vers stand als Transparent an einem Fleischerladen in Reichenbach (Schlesien), als am 24. Dec. 1864 das Füsilierbataillon des ersten schlesischen Grenadierregiments (Nr. 10) aus Schleswig-Holstein in seine Garnison zurückkehrte. (Brest. Zeitung, 1864, S. 3458.)


Ochsengedanken.

* Er hat Ochsengedanken. (Friedland.) – Frischbier2, 2831.

Er verräth weniger dumme Gedanken, als ungewöhnliche, muthwillige Neigungen.


Ochsenhaut.

* Das hat auf keiner Ochsenhaut Platz.


Ochsenhirt.

* Er ist aus einem Ochsenhirten ein Gänsetreiber geworden.

Er hat sich in seiner dienstlichen Stellung verschlechtert.

Lat.: Bubulcus antea, nunc caprarius. (Philippi, I, 66.)


[Spaltenumbruch]
Ochsenhorn.

* Er hat Ochsenhörner in den Taschen. (Leipzig.)

Ist zänkisch.


Ochsenjunge.

Der gestern ein Ochsenjunge gewesen ist, will heut schon nicht Pferdeknecht sein.

Böhm.: Býval volem, a nyní nechce ostati ani konĕm. (Čelakovský, 100.)


Ochsenkalb.

*1 Er zieht (macht) die Ochsenkälber immer selber.

*2 Es ist (gibt) ein gutes Ochsenkalb.

*3 Nu, wenn das kein Ochsenkalb ist!


Ochsenkopf.

* Du Ochsenkopf.

Da der Ochs gewissermassen die rohe und unüberlegt angewandte Kraft darstellt, so finden darin die sprichwörtlichen Scheltworte Ossenkopp (Dähnert, 340b) und Heuoss (Dähnert, 185a) ihre Erklärung. (Globus, VIII, 177a.)


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* Er wird wegen Ochsenmist bestraft. (Altgriech.)

Wegen einer unbedeutenden und werthlosen Sache. Solon hatte ein Gesetz gegeben, welches Strafe auf den Ochsenmistdiebstahl setzt.


Ochsenpfad.

* Den Ossenpad gaen. (Westf.)

Langsam, träge.


Ochsenpost.

* Das geht auf der Ochsenpost.Mayer, I, 175; Braun, I, 3126.


Ochsentreiber.

* Das versteht ein Ochsentreiber.

„Das will ich einem grossen Ochsentreiber aus seinen Decretalen klar und war machen.“ (Luther's Werke, I, 125.)


Ochsenwagen.

Auf einem Ochsenwagen kann man keine Hasen fangen.

Die Osmanen behaupten es aber in einem ihrer Sprichwörter, indem sie den Gedanken ausdrücken, dass man langsam auch ans Ziel komme. (Schlechta, 317.)


Ochsig.

1 Dat 's ossig, seg de Bûr, slêt 'n Hâmel mit de Ext dôd. (Mecklenburg.) – Hoefer, 149.

*2 He hett sich ossig fîn mâkt.

Das Wort „ossig“ ist nicht immer als Beleidigung aufzufassen; es soll oft nur so viel als gross, stark, gewaltig bezeichnen. Wenn von jemand die obige Redensart angewandt wird, so ist damit der Geschmack seines Anputzes noch nicht getadelt, bemerkt Fr. Hasenow (Hausblätter, 1867, I, 217 in dem Artikel: Vom lieben Rindvieh), und fügt hinzu: „Der Pastor kann sich geschmeichelt fühlen, wenn man ihn ›ossig gelihrt‹ findet, und wer ›ossig vêl Geld‹ hat, vor dem zeigt der Bauer ungeheuchelten Respect.“


Oechslein.

1 Das Oechslein lernt vom alten Farren pflügen.Petri, II, 68.

2 Schmeckst wieder ein Paar Oechslein, sagte der Bauer zum Gewitter.Eiselein, 494.

Ein Bauer pflügte mit zwei Ochsen, als ein schweres Gewitter heraufzog, und ihm der Blitz dieselben erschlug. Im nächsten Jahr pflügte er wieder so; als aber ein Gewitter sich erhob, spannte er flugs die Ochsen aus und rief dem Gewitter die obigen Worte zu.

*3 Es ist ein Oechslein, welches das dritte mal Gras frisst.

Im dritten Jahr. Aus dem Landleben hervorgegangen.


Ocke (Name).

Bold is Ocke bofen, bold is Blocke bofen.Eichwald, 1453; Bueren, 81; Hauskalender, III.

Zur Erklärung wird folgender Schwank erzählt. Die Felings (s. Lust 65) wollten einmal Breter schneiden. Den Holzblock hatten sie aber diesseit, die Sägekuhle jenseit des Hauses, und sahen keinen Rath, den Block auf die Kuhle zu bringen. In dieser Verlegenheit holten sie endlich den Zimmermann, welcher Ocke (ein bekannter, alter Mannsname) hiess und von allen der klügste war. Dieser gab den Rath, den Block über das Haus zu ziehen; aufwärts gehe es zwar schwer, aber hinab um so leichter, denn in dieser Richtung laufe er von selbst. Damit waren alle einverstanden. Der Block wurde mit Stricken wohlgebunden, danach stiegen sie aufs Dach, bis sie ihn oben hatten. Als sie ihn aber herunterrollen liessen, fiel er über die Kuhle weg. Sie zogen ihn nochmals aufs Dach, aber es gelang ebenso wenig. Nun war guter Rath theuer, aber Ocke wusste wieder Aushilfe. „Bindet mich auf den Block fest, ich will ihn schon so steuern, dass er richtig zu liegen kommt“, sagte er. Die Felnks banden ihn an den Block fest. Ocke und Block wurden

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[[556]/0570] *416 Sie haben miteinander von einem Ochsen gegessen. „Wie jener höfliche Franzmann sagte, da sich ein Hochzeitsgast wegen der Oberstelle garstig machte.“ – „Der Herr Jesus (im Ev. Luc. 4) kommet mir für, gleich wie ein alter Freymann in Schlesien, den ich wol gekanndt. Ein junger Lappe war seines Bedenckens nicht hoch genug gesatzt worden auff der Hochzeit; da er auch die Schnautze hatte begossen, machte er sich vnsöte. Der Franzmann tritt herzu vnd redet jhn freundlich an: o gebet euch zufrieden, jhr sitzt vberal gut, habt jhr doch alle von Einem Ochsen gessen. Das war ein künstlicher Schmitzer.“ (Herberger, Hertzpostille, I, 578 u. 746.) *417 So friss den Ochsen bis an die Hörner. – Fischart, Gesch. *418 Vom Ochsen auf den Esel kommen. Rückwärts. Aus einem mühseligen Stande in einen andern. Holl.: Hij springt van den os op den ezel. (Harrebomée, II, 154b.) Lat.: De calcaria in carbonariam (descendere). (Seybold, 115.) *419 Was thuet a Ochs, wenn er net woiss, wo na (wohin), so schuibt (schiebt) er halt. (Neresheim.) *420 Was weiss der Ochs, wenn's Sonntig ist! (Ulm.) Holl.: Wat weet de os van de noordstar. (Harrebomée, II, 155a.) *421 Wenn no 's schönst Paar Ochse verrecke thät. (Ulm.) Ochsen. * Er ochst viel. Von einem Schüler oder Studenten, der sehr fleissig arbeitet, oft mit dem Nebenbegriff des Mechanischen, Geistlosen, Maschinenmässigen. Spitznamen sind nirgends mehr zu Hause als auf Schulen und Universitäten, wo sie im täglichen Verkehr den angestammten Namen nicht selten ganz verdrängen. Selbst die Lehrer werden damit nicht ganz verschont; der strenge Director wird zum Cerberus. Ein vollständiges Verzeichniss akademischer Spitznamen nebst deren Entstehung würde dicke Bände füllen. So hat auch der Student seine eigene Terminologie, nach welcher ein Studirender, der über den Büchern sitzt, „ochst.“ Er hat „Sau,“ wenn es ihm übel geht; er hat nicht Gläubiger, sondern Manichäer, von denen er nicht gemahnt, sondern „getreten“ wird; er borgt nicht, sondern „pumpt,“ und wenn er sich eine Zeit lang aus der geräuschvollen Welt in des Carcers stille Räume zurückziehen muss, so „brummt“ er. Der Bürger, vom einfachen Handwerksmann bis hinauf zum ordentragenden Rentier gilt ihm als Philister (s. d.), sowie der Seemann jeden Binnenländer ohne Unterschied eine Landratte nennt. Eine Tafelrunde kneipender Studenten reibt einen „ Salamander“ (s. d.). Die Männer der göttinger Universitätspolizei heissen „Schnurren,“ die über das Pflaster dahinrasselnden Stangen, welche den ausreissenden Jüngern der Georgia Augusta nachgesandt werden, Bleistifte. – In Rostock wurden früher die Stadtsoldaten wegen ihrer rothen Jacken Krebse genannt. (Vgl. Buch der Welt, Stuttgart 1872, Nr. 5.) Ochsenbutter. * Den könnte man nach Ochsenbutter schicken. So einfältig und leichtgläubig ist er. (S. Tropsch.) Ochsenfieber. * He hett das Ossenfewer. – Globus, VIII, 177a. Die schwere Arbeit gibt dem Ochsen einen so unmässigen Appetit, dass er sich leicht überfrisst, weshalb auch das Frösteln, welches starke Esser nach der Mahlzeit überfällt, das Ochsenfieber genannt wird. Ochsenfleisch. Ochsenfleisch und Rebensaft gibt den Zehnern Muth und Kraft. Dieser Vers stand als Transparent an einem Fleischerladen in Reichenbach (Schlesien), als am 24. Dec. 1864 das Füsilierbataillon des ersten schlesischen Grenadierregiments (Nr. 10) aus Schleswig-Holstein in seine Garnison zurückkehrte. (Brest. Zeitung, 1864, S. 3458.) Ochsengedanken. * Er hat Ochsengedanken. (Friedland.) – Frischbier2, 2831. Er verräth weniger dumme Gedanken, als ungewöhnliche, muthwillige Neigungen. Ochsenhaut. * Das hat auf keiner Ochsenhaut Platz. Ochsenhirt. * Er ist aus einem Ochsenhirten ein Gänsetreiber geworden. Er hat sich in seiner dienstlichen Stellung verschlechtert. Lat.: Bubulcus antea, nunc caprarius. (Philippi, I, 66.) Ochsenhorn. * Er hat Ochsenhörner in den Taschen. (Leipzig.) Ist zänkisch. Ochsenjunge. Der gestern ein Ochsenjunge gewesen ist, will heut schon nicht Pferdeknecht sein. Böhm.: Býval volem, a nyní nechce ostati ani konĕm. (Čelakovský, 100.) Ochsenkalb. *1 Er zieht (macht) die Ochsenkälber immer selber. *2 Es ist (gibt) ein gutes Ochsenkalb. *3 Nu, wenn das kein Ochsenkalb ist! Ochsenkopf. * Du Ochsenkopf. Da der Ochs gewissermassen die rohe und unüberlegt angewandte Kraft darstellt, so finden darin die sprichwörtlichen Scheltworte Ossenkopp (Dähnert, 340b) und Heuoss (Dähnert, 185a) ihre Erklärung. (Globus, VIII, 177a.) Ochsenmist. * Er wird wegen Ochsenmist bestraft. (Altgriech.) Wegen einer unbedeutenden und werthlosen Sache. Solon hatte ein Gesetz gegeben, welches Strafe auf den Ochsenmistdiebstahl setzt. Ochsenpfad. * Den Ossenpad gaen. (Westf.) Langsam, träge. Ochsenpost. * Das geht auf der Ochsenpost. – Mayer, I, 175; Braun, I, 3126. Ochsentreiber. * Das versteht ein Ochsentreiber. „Das will ich einem grossen Ochsentreiber aus seinen Decretalen klar und war machen.“ (Luther's Werke, I, 125.) Ochsenwagen. Auf einem Ochsenwagen kann man keine Hasen fangen. Die Osmanen behaupten es aber in einem ihrer Sprichwörter, indem sie den Gedanken ausdrücken, dass man langsam auch ans Ziel komme. (Schlechta, 317.) Ochsig. 1 Dat 's ossig, seg de Bûr, slêt 'n Hâmel mit de Ext dôd. (Mecklenburg.) – Hoefer, 149. *2 He hett sich ossig fîn mâkt. Das Wort „ossig“ ist nicht immer als Beleidigung aufzufassen; es soll oft nur so viel als gross, stark, gewaltig bezeichnen. Wenn von jemand die obige Redensart angewandt wird, so ist damit der Geschmack seines Anputzes noch nicht getadelt, bemerkt Fr. Hasenow (Hausblätter, 1867, I, 217 in dem Artikel: Vom lieben Rindvieh), und fügt hinzu: „Der Pastor kann sich geschmeichelt fühlen, wenn man ihn ›ossig gelihrt‹ findet, und wer ›ossig vêl Geld‹ hat, vor dem zeigt der Bauer ungeheuchelten Respect.“ Oechslein. 1 Das Oechslein lernt vom alten Farren pflügen. – Petri, II, 68. 2 Schmeckst wieder ein Paar Oechslein, sagte der Bauer zum Gewitter. – Eiselein, 494. Ein Bauer pflügte mit zwei Ochsen, als ein schweres Gewitter heraufzog, und ihm der Blitz dieselben erschlug. Im nächsten Jahr pflügte er wieder so; als aber ein Gewitter sich erhob, spannte er flugs die Ochsen aus und rief dem Gewitter die obigen Worte zu. *3 Es ist ein Oechslein, welches das dritte mal Gras frisst. Im dritten Jahr. Aus dem Landleben hervorgegangen. Ocke (Name). Bold is Ocke bofen, bold is Blocke bofen. – Eichwald, 1453; Bueren, 81; Hauskalender, III. Zur Erklärung wird folgender Schwank erzählt. Die Felings (s. Lust 65) wollten einmal Breter schneiden. Den Holzblock hatten sie aber diesseit, die Sägekuhle jenseit des Hauses, und sahen keinen Rath, den Block auf die Kuhle zu bringen. In dieser Verlegenheit holten sie endlich den Zimmermann, welcher Ocke (ein bekannter, alter Mannsname) hiess und von allen der klügste war. Dieser gab den Rath, den Block über das Haus zu ziehen; aufwärts gehe es zwar schwer, aber hinab um so leichter, denn in dieser Richtung laufe er von selbst. Damit waren alle einverstanden. Der Block wurde mit Stricken wohlgebunden, danach stiegen sie aufs Dach, bis sie ihn oben hatten. Als sie ihn aber herunterrollen liessen, fiel er über die Kuhle weg. Sie zogen ihn nochmals aufs Dach, aber es gelang ebenso wenig. Nun war guter Rath theuer, aber Ocke wusste wieder Aushilfe. „Bindet mich auf den Block fest, ich will ihn schon so steuern, dass er richtig zu liegen kommt“, sagte er. Die Felnks banden ihn an den Block fest. Ocke und Block wurden

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [556]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/570>, abgerufen am 19.04.2024.