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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873.

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[Spaltenumbruch] *8 Die Oder (Elbe u. s. w.) schützen (sie in ihrem Lauf aufhalten) wollen.

Lat.: Amnis cursum cogere. (Faselius, 15.)


Ofen.

1 Alle wie aus Einem Ofen.

2 Alte Oefen feget man schwerlich. - Henisch, 1037, 46; Petri, II, 10.

Böhm.: V stare peci d'abel topi. (Celakovsky, 309.)

Poln.: W starem piecu diabel pali. (Celakovsky, 309.)

3 An grossen öfen ist sich gut zu wärmen, sie bedörffen aber vil holtz. - Franck, II, 206a; Petri, II, 43; Gruter, I, 7; Eyering, I, 179; Blum, 756; Bücking, 186; Simrock, 7651; Sutor, 655; Braun, I, 3135; Reinsberg III, 123.

Es ist nicht sicher, ihnen gar zu nahe zu kommen.

Dän.: Godt er at varme sig ved store ovne, men de ville have meget braende. (Prov. dan., 444.)

It.: Chi sta appresso il fuoco, e forza che si scaldi. (Gaal, 1233.)

4 Auf einem heissen Ofen wächst kein Gras. - Winckler, II, 92.

"Der Herr erzürne sich nicht, er möchte zu geschwinde krank werden, und sey vielmehr versichert, dass auf einem heissen Ofen kein Grass wachsen kann." (Keller, 143b.)

Frz.: En un four ne croist point d'herbes. (Leroux, I, 50.)

Holl.: Op eenen heeten oven kan geen gras wassen. (Harrebomee, II, 157b.)

5 Auf einem kalten Ofen ist es bös Essen wärmen.

6 Dem Ofen entgeht schwer, wer einmal auf die Schaufel gekommen ist.

Der Verschwender, der Wagehals, wir könnten jetzt sagen der Gründer entgeht nicht leicht seinem Verderben.

It.: Chi non e nel forno, e in sulla pala.

7 Den Ofen heizt man nur, dass er wieder wärme. - Simrock, 7650; Körte, 4651; Braun, I, 3138.

8 Den sin Aben warm is, dei meint, dat's allewegs Sommer. (Mecklenburg.) - Raabe, 23.

9 Der muss einen grossen Ofen haben, der fürs ganze Dorf kochen will.

Die Russen sagen: ...der für die ganze Welt heizen will. In Kleinrussland heisst es: Der muss eine grosse Mühle haben, der für alle Welt mahlen will. In Estland: Es muss einen grossen Backofen besitzen, wer für alle Brot backen will. (Altmann VI, 450.)

10 Der muss sich hinter den Ofen legen, der jeden Unfall will erwägen.

11 Der Nächste am Ofen wärmt sich. - Eiselein, 499; Masson, 16.

12 Der Ob'n verweist der Kalefok. - Schuster, 928.

13 Der Ofen allein thut's nicht, man muss auch Holz hineinlegen.

14 Der Ofen des Nachbars wärmt auch.

15 Der ofen ist aller becker meister. - Henisch, 227, 60; Petri, II, 103.

16 Der Ofen ist im Sommer Lehm und im Winter ein Diadem.

17 Der Ofen verweist dem Schornstein, dass er schwarz ist. - Winckler, V, 61.

18 Die am Ofen sitzen, klagen am meisten über Frost.

19 Eät säuket nümmes1 biäne2 ächtern Oawen, wenn hai selwer noch nit derächter seäten hiät. (Arnsberg.)

1) Es sucht niemand.

2) Wen, jemand.

20 Ein alter Ofen heizt sich leichter (wird eher warm) als ein neuer.

Frz.: Un vieux four est plus aise a chauffer qu'un neuf. (Bohn I, 63.)

21 Ein heisser Ofen verbrennt den besten Teig.

22 Ein kalter Ofen macht keine Fliege lebendig. - Sprichwörtergarten, 314.

Feuer erzeugt Feuer, doch nicht ausschliesslich. Wenn das kalte Platin mit kaltem Wasserstoffgas zusammentrifft, so wird es glühend und das Wasserstoffgas brennend, was die Einrichtung der bekannten chemischen Feuerzeuge veranlasst hat. (Vgl. Runge's Chemie.)

23 Ein kalter Ofen macht keine Stube warm.

Die Russen: Der Ofen allein thut es nicht, man muss Glut hineinbringen. (Altmann V, 103.)

[Spaltenumbruch] 24 Ein kleiner Ofen braucht wenig Holz. - Winckler, XI, 65.

Gryphius: "Ein kleiner Offen nimbt mit wenig Holz vorlieb." Dagegen sagen die Russen: Ein kleiner Ofen will oft geheizt sein. (Altmann VI, 468.)

Dän.: Til en liden oon hörer lidt braende. ( Prov. dan., 444.)

25 Einen kalten Ofen herzt (umarmt) niemand. - Eiselein, 499.

Dän.: Ingen omfavner en kold oven, men den warme. (Prov. dan., 434.)

26 Einer führt den andern hinter den Ofen. - Eiselein, 499.

27 Es geschieht nicht des Ofens wegen, dass man ihn wärmt.

Daher sagen die Russen: Der Ofen braucht nicht zu danken, dass man ihn wärmt. (Altmann VI, 485.)

28 Es ist besser, der Ofen fällt vor dem Backen ein, als während desselben.

29 Es ist leichter zwei Oefen zu bauen, als einen zu heizen. - Frischbier2, 2834.

30 Es können nicht alle in Einem Ofen kochen.

31 Es mag einer gegen einen heissen Ofen blasen. - Schulfreund, 87, 117.

Gegen Uebermacht vermag man nichts.

32 Es sucht keiner einen hinterm Ofen, er sei denn vorher dahinter gesessen, darum trauen die Mönche jedem einen Schelmen zu. - Klosterspiegel, 1, 3.

In Schwaben: 'S sucht konner da andra hinderm Offa, ausser'r sei seal dahinna gsein. (Birlinger, 952.)

33 Es sucht keiner kein hinterm Ofen, er sey denn zuuor selbst dahinden gesessen. - Petri, II, 300 u. 469; Franck, II, 8a.

In Schwaben: Es suacht koaner da and'ra hinter'm Ofa, er sei selber hinter'm gwer. (Nefflen, 460.)

Holl.: Niemand zoekt een ander in den oven, of hij is er zelf in geweest. (Harrebomee, II, 157b.)

Lat.: Autumat hoc in te, quod novit pervidus in se. (Seybold, 50.) - Qui fuit in furno, socium sibi quaerit in illo. (Seybold, 490; Chaos, 162 u. 925.)

34 Et hört väl derto, enen kolen Aben warm maken. (Bremen.) - Köster, 252.

35 Gegen den Ofen ist bös gapen. (S. Backofen 5.)

Holl.: Het is te vergeefs, tegen den oven te gapen. (Harrebomee, II, 157a.)

36 Hengern Owen äs es warm, wär kenn Geld hott, der äs arm. - Curtze, 363, 586.

37 Hinter dem ofen ist gut leben. - Franck, I, 49b; Lehmann, II, 267, 74.

Böhm.: Pri peci dobre veci. (Celakovsky, 225.)

Lat.: Pax est in cella, foris sunt plurima bella. (Chaos, 802.)

38 Hinter dem Ofen wachsen keine Lorbern.

In Warschau heisst es jüdisch-deutsch: Wer es liegt uf'n Piekelick (Ofen), kriegt kein Beigel (eine Art Brezel).

39 Hinter dem Ofen wird man kein Kaufmann.

Lat.: Impiger extremos currit mercator ad Indos. (Horaz.) (Binder I, 710; II, 1391.)

40 Hinterm Ofen ist auch in der Stube.

Als Antwort, wenn jemand gesagt wird, es sei sehr enge, alles besetzt. Man muss eben das Plätzchen nehmen, was man bekommen kann. Auch hinter dem Ofen ist's gut.

Jüd.-deutsch: Hinter dem Auwe is aach Stub. (Tendlau, 896.)

41 Hinterm Ofen ist leicht kriegen. (S. Kriegsmann 12.) - Simrock, 7658; Reinsberg IV, 97.

In Luzern: gut briegen? (Schweiz, II, 244, 77.)

Böhm.: Rad jako odenec jezdi, a zmuzilost jeho za plotem lezi. (Celakovsky, 103.)

Frz.: Apres la bataille bien des braves.

Lat.: Extra periculum ferox. - In pace leones, in proelio cervi.

Poln.: I baba smielsza za marem. (Masson, 270.)

42 Im alten Ofen brennt der Teufel.

Wenn alte Jungfern oder Frauen sich verlieben oder Greise noch einmal in den Ehestand treten. Seine Entstehung hat es in einer polnischen Sage, nach welcher sich, wenn ein Haus einstürzt oder abbrennt, der Teufel oder der böse Geist, der im ganzen Hause wirthschaftete, in den Ofen zurückzieht, weil er den Ort, der ihm durch langen Aufenthalt und manchen gelungenen Streich lieb geworden, nicht gern verlassen will. Diesen Ort nun, den sich der Teufel selbst zu einem Asyl gewählt hat, wagt niemand anzugreifen, weil man schreckliches Unglück aus solchem Frevel fürchtet. (Wurzbach I, 184, 70.)

[Spaltenumbruch] *8 Die Oder (Elbe u. s. w.) schützen (sie in ihrem Lauf aufhalten) wollen.

Lat.: Amnis cursum cogere. (Faselius, 15.)


Ofen.

1 Alle wie aus Einem Ofen.

2 Alte Oefen feget man schwerlich.Henisch, 1037, 46; Petri, II, 10.

Böhm.: V staré peci d'ábel topí. (Čelakovský, 309.)

Poln.: W starém piecu diabeł pali. (Čelakovský, 309.)

3 An grossen öfen ist sich gut zu wärmen, sie bedörffen aber vil holtz.Franck, II, 206a; Petri, II, 43; Gruter, I, 7; Eyering, I, 179; Blum, 756; Bücking, 186; Simrock, 7651; Sutor, 655; Braun, I, 3135; Reinsberg III, 123.

Es ist nicht sicher, ihnen gar zu nahe zu kommen.

Dän.: Godt er at varme sig ved store ovne, men de ville have meget brænde. (Prov. dan., 444.)

It.: Chi sta appresso il fuoco, è forza che si scaldi. (Gaal, 1233.)

4 Auf einem heissen Ofen wächst kein Gras.Winckler, II, 92.

„Der Herr erzürne sich nicht, er möchte zu geschwinde krank werden, und sey vielmehr versichert, dass auf einem heissen Ofen kein Grass wachsen kann.“ (Keller, 143b.)

Frz.: En un four ne croist point d'herbes. (Leroux, I, 50.)

Holl.: Op eenen heeten oven kan geen gras wassen. (Harrebomée, II, 157b.)

5 Auf einem kalten Ofen ist es bös Essen wärmen.

6 Dem Ofen entgeht schwer, wer einmal auf die Schaufel gekommen ist.

Der Verschwender, der Wagehals, wir könnten jetzt sagen der Gründer entgeht nicht leicht seinem Verderben.

It.: Chi non è nel forno, e in sulla pala.

7 Den Ofen heizt man nur, dass er wieder wärme.Simrock, 7650; Körte, 4651; Braun, I, 3138.

8 Den sin Aben warm is, dei meint, dat's allewegs Sommer. (Mecklenburg.) – Raabe, 23.

9 Der muss einen grossen Ofen haben, der fürs ganze Dorf kochen will.

Die Russen sagen: ...der für die ganze Welt heizen will. In Kleinrussland heisst es: Der muss eine grosse Mühle haben, der für alle Welt mahlen will. In Estland: Es muss einen grossen Backofen besitzen, wer für alle Brot backen will. (Altmann VI, 450.)

10 Der muss sich hinter den Ofen legen, der jeden Unfall will erwägen.

11 Der Nächste am Ofen wärmt sich.Eiselein, 499; Masson, 16.

12 Der Ob'n verweist der Kalefok.Schuster, 928.

13 Der Ofen allein thut's nicht, man muss auch Holz hineinlegen.

14 Der Ofen des Nachbars wärmt auch.

15 Der ofen ist aller becker meister.Henisch, 227, 60; Petri, II, 103.

16 Der Ofen ist im Sommer Lehm und im Winter ein Diadem.

17 Der Ofen verweist dem Schornstein, dass er schwarz ist.Winckler, V, 61.

18 Die am Ofen sitzen, klagen am meisten über Frost.

19 Eät säuket nümmes1 biäne2 ächtern Oawen, wenn hai selwer noch nit derächter seäten hiät. (Arnsberg.)

1) Es sucht niemand.

2) Wen, jemand.

20 Ein alter Ofen heizt sich leichter (wird eher warm) als ein neuer.

Frz.: Un vieux four est plus aisé à chauffer qu'un neuf. (Bohn I, 63.)

21 Ein heisser Ofen verbrennt den besten Teig.

22 Ein kalter Ofen macht keine Fliege lebendig.Sprichwörtergarten, 314.

Feuer erzeugt Feuer, doch nicht ausschliesslich. Wenn das kalte Platin mit kaltem Wasserstoffgas zusammentrifft, so wird es glühend und das Wasserstoffgas brennend, was die Einrichtung der bekannten chemischen Feuerzeuge veranlasst hat. (Vgl. Runge's Chemie.)

23 Ein kalter Ofen macht keine Stube warm.

Die Russen: Der Ofen allein thut es nicht, man muss Glut hineinbringen. (Altmann V, 103.)

[Spaltenumbruch] 24 Ein kleiner Ofen braucht wenig Holz.Winckler, XI, 65.

Gryphius: „Ein kleiner Offen nimbt mit wenig Holz vorlieb.“ Dagegen sagen die Russen: Ein kleiner Ofen will oft geheizt sein. (Altmann VI, 468.)

Dän.: Til en liden oon hører lidt brænde. ( Prov. dan., 444.)

25 Einen kalten Ofen herzt (umarmt) niemand.Eiselein, 499.

Dän.: Ingen omfavner en kold oven, men den warme. (Prov. dan., 434.)

26 Einer führt den andern hinter den Ofen.Eiselein, 499.

27 Es geschieht nicht des Ofens wegen, dass man ihn wärmt.

Daher sagen die Russen: Der Ofen braucht nicht zu danken, dass man ihn wärmt. (Altmann VI, 485.)

28 Es ist besser, der Ofen fällt vor dem Backen ein, als während desselben.

29 Es ist leichter zwei Oefen zu bauen, als einen zu heizen.Frischbier2, 2834.

30 Es können nicht alle in Einem Ofen kochen.

31 Es mag einer gegen einen heissen Ofen blasen.Schulfreund, 87, 117.

Gegen Uebermacht vermag man nichts.

32 Es sucht keiner einen hinterm Ofen, er sei denn vorher dahinter gesessen, darum trauen die Mönche jedem einen Schelmen zu.Klosterspiegel, 1, 3.

In Schwaben: 'S sucht konner da andra hinderm Offa, ausser'r sei seal dahinna gsein. (Birlinger, 952.)

33 Es sucht keiner kein hinterm Ofen, er sey denn zuuor selbst dahinden gesessen.Petri, II, 300 u. 469; Franck, II, 8a.

In Schwaben: Es suacht koaner da and'ra hinter'm Ofa, er sei selber hinter'm gwer. (Nefflen, 460.)

Holl.: Niemand zoekt een ander in den oven, of hij is er zelf in geweest. (Harrebomée, II, 157b.)

Lat.: Autumat hoc in te, quod novit pervidus in se. (Seybold, 50.) – Qui fuit in furno, socium sibi quaerit in illo. (Seybold, 490; Chaos, 162 u. 925.)

34 Et hört väl derto, ênen kôlen Aben warm maken. (Bremen.) – Köster, 252.

35 Gegen den Ofen ist bös gapen. (S. Backofen 5.)

Holl.: Het is te vergeefs, tegen den oven te gapen. (Harrebomée, II, 157a.)

36 Hengern Owen äs es wârm, wär kenn Geld hott, der äs ârm.Curtze, 363, 586.

37 Hinter dem ofen ist gut leben.Franck, I, 49b; Lehmann, II, 267, 74.

Böhm.: Při peci dobré vĕci. (Čelakovský, 225.)

Lat.: Pax est in cella, foris sunt plurima bella. (Chaos, 802.)

38 Hinter dem Ofen wachsen keine Lorbern.

In Warschau heisst es jüdisch-deutsch: Wer es liegt uf'n Piekelick (Ofen), kriegt kein Beigel (eine Art Brezel).

39 Hinter dem Ofen wird man kein Kaufmann.

Lat.: Impiger extremos currit mercator ad Indos. (Horaz.) (Binder I, 710; II, 1391.)

40 Hinterm Ofen ist auch in der Stube.

Als Antwort, wenn jemand gesagt wird, es sei sehr enge, alles besetzt. Man muss eben das Plätzchen nehmen, was man bekommen kann. Auch hinter dem Ofen ist's gut.

Jüd.-deutsch: Hinter dem Auwe is aach Stub. (Tendlau, 896.)

41 Hinterm Ofen ist leicht kriegen. (S. Kriegsmann 12.) – Simrock, 7658; Reinsberg IV, 97.

In Luzern: gut briegen? (Schweiz, II, 244, 77.)

Böhm.: Rád jako odĕnec jezdí, a zmužilost jeho za plotem leží. (Čelakovský, 103.)

Frz.: Après la bataille bien des braves.

Lat.: Extra periculum ferox. – In pace leones, in proelio cervi.

Poln.: I baba śmielsza za marem. (Masson, 270.)

42 Im alten Ofen brennt der Teufel.

Wenn alte Jungfern oder Frauen sich verlieben oder Greise noch einmal in den Ehestand treten. Seine Entstehung hat es in einer polnischen Sage, nach welcher sich, wenn ein Haus einstürzt oder abbrennt, der Teufel oder der böse Geist, der im ganzen Hause wirthschaftete, in den Ofen zurückzieht, weil er den Ort, der ihm durch langen Aufenthalt und manchen gelungenen Streich lieb geworden, nicht gern verlassen will. Diesen Ort nun, den sich der Teufel selbst zu einem Asyl gewählt hat, wagt niemand anzugreifen, weil man schreckliches Unglück aus solchem Frevel fürchtet. (Wurzbach I, 184, 70.)

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[[558]/0572] *8 Die Oder (Elbe u. s. w.) schützen (sie in ihrem Lauf aufhalten) wollen. Lat.: Amnis cursum cogere. (Faselius, 15.) Ofen. 1 Alle wie aus Einem Ofen. 2 Alte Oefen feget man schwerlich. – Henisch, 1037, 46; Petri, II, 10. Böhm.: V staré peci d'ábel topí. (Čelakovský, 309.) Poln.: W starém piecu diabeł pali. (Čelakovský, 309.) 3 An grossen öfen ist sich gut zu wärmen, sie bedörffen aber vil holtz. – Franck, II, 206a; Petri, II, 43; Gruter, I, 7; Eyering, I, 179; Blum, 756; Bücking, 186; Simrock, 7651; Sutor, 655; Braun, I, 3135; Reinsberg III, 123. Es ist nicht sicher, ihnen gar zu nahe zu kommen. Dän.: Godt er at varme sig ved store ovne, men de ville have meget brænde. (Prov. dan., 444.) It.: Chi sta appresso il fuoco, è forza che si scaldi. (Gaal, 1233.) 4 Auf einem heissen Ofen wächst kein Gras. – Winckler, II, 92. „Der Herr erzürne sich nicht, er möchte zu geschwinde krank werden, und sey vielmehr versichert, dass auf einem heissen Ofen kein Grass wachsen kann.“ (Keller, 143b.) Frz.: En un four ne croist point d'herbes. (Leroux, I, 50.) Holl.: Op eenen heeten oven kan geen gras wassen. (Harrebomée, II, 157b.) 5 Auf einem kalten Ofen ist es bös Essen wärmen. 6 Dem Ofen entgeht schwer, wer einmal auf die Schaufel gekommen ist. Der Verschwender, der Wagehals, wir könnten jetzt sagen der Gründer entgeht nicht leicht seinem Verderben. It.: Chi non è nel forno, e in sulla pala. 7 Den Ofen heizt man nur, dass er wieder wärme. – Simrock, 7650; Körte, 4651; Braun, I, 3138. 8 Den sin Aben warm is, dei meint, dat's allewegs Sommer. (Mecklenburg.) – Raabe, 23. 9 Der muss einen grossen Ofen haben, der fürs ganze Dorf kochen will. Die Russen sagen: ...der für die ganze Welt heizen will. In Kleinrussland heisst es: Der muss eine grosse Mühle haben, der für alle Welt mahlen will. In Estland: Es muss einen grossen Backofen besitzen, wer für alle Brot backen will. (Altmann VI, 450.) 10 Der muss sich hinter den Ofen legen, der jeden Unfall will erwägen. 11 Der Nächste am Ofen wärmt sich. – Eiselein, 499; Masson, 16. 12 Der Ob'n verweist der Kalefok. – Schuster, 928. 13 Der Ofen allein thut's nicht, man muss auch Holz hineinlegen. 14 Der Ofen des Nachbars wärmt auch. 15 Der ofen ist aller becker meister. – Henisch, 227, 60; Petri, II, 103. 16 Der Ofen ist im Sommer Lehm und im Winter ein Diadem. 17 Der Ofen verweist dem Schornstein, dass er schwarz ist. – Winckler, V, 61. 18 Die am Ofen sitzen, klagen am meisten über Frost. 19 Eät säuket nümmes1 biäne2 ächtern Oawen, wenn hai selwer noch nit derächter seäten hiät. (Arnsberg.) 1) Es sucht niemand. 2) Wen, jemand. 20 Ein alter Ofen heizt sich leichter (wird eher warm) als ein neuer. Frz.: Un vieux four est plus aisé à chauffer qu'un neuf. (Bohn I, 63.) 21 Ein heisser Ofen verbrennt den besten Teig. 22 Ein kalter Ofen macht keine Fliege lebendig. – Sprichwörtergarten, 314. Feuer erzeugt Feuer, doch nicht ausschliesslich. Wenn das kalte Platin mit kaltem Wasserstoffgas zusammentrifft, so wird es glühend und das Wasserstoffgas brennend, was die Einrichtung der bekannten chemischen Feuerzeuge veranlasst hat. (Vgl. Runge's Chemie.) 23 Ein kalter Ofen macht keine Stube warm. Die Russen: Der Ofen allein thut es nicht, man muss Glut hineinbringen. (Altmann V, 103.) 24 Ein kleiner Ofen braucht wenig Holz. – Winckler, XI, 65. Gryphius: „Ein kleiner Offen nimbt mit wenig Holz vorlieb.“ Dagegen sagen die Russen: Ein kleiner Ofen will oft geheizt sein. (Altmann VI, 468.) Dän.: Til en liden oon hører lidt brænde. ( Prov. dan., 444.) 25 Einen kalten Ofen herzt (umarmt) niemand. – Eiselein, 499. Dän.: Ingen omfavner en kold oven, men den warme. (Prov. dan., 434.) 26 Einer führt den andern hinter den Ofen. – Eiselein, 499. 27 Es geschieht nicht des Ofens wegen, dass man ihn wärmt. Daher sagen die Russen: Der Ofen braucht nicht zu danken, dass man ihn wärmt. (Altmann VI, 485.) 28 Es ist besser, der Ofen fällt vor dem Backen ein, als während desselben. 29 Es ist leichter zwei Oefen zu bauen, als einen zu heizen. – Frischbier2, 2834. 30 Es können nicht alle in Einem Ofen kochen. 31 Es mag einer gegen einen heissen Ofen blasen. – Schulfreund, 87, 117. Gegen Uebermacht vermag man nichts. 32 Es sucht keiner einen hinterm Ofen, er sei denn vorher dahinter gesessen, darum trauen die Mönche jedem einen Schelmen zu. – Klosterspiegel, 1, 3. In Schwaben: 'S sucht konner da andra hinderm Offa, ausser'r sei seal dahinna gsein. (Birlinger, 952.) 33 Es sucht keiner kein hinterm Ofen, er sey denn zuuor selbst dahinden gesessen. – Petri, II, 300 u. 469; Franck, II, 8a. In Schwaben: Es suacht koaner da and'ra hinter'm Ofa, er sei selber hinter'm gwer. (Nefflen, 460.) Holl.: Niemand zoekt een ander in den oven, of hij is er zelf in geweest. (Harrebomée, II, 157b.) Lat.: Autumat hoc in te, quod novit pervidus in se. (Seybold, 50.) – Qui fuit in furno, socium sibi quaerit in illo. (Seybold, 490; Chaos, 162 u. 925.) 34 Et hört väl derto, ênen kôlen Aben warm maken. (Bremen.) – Köster, 252. 35 Gegen den Ofen ist bös gapen. (S. Backofen 5.) Holl.: Het is te vergeefs, tegen den oven te gapen. (Harrebomée, II, 157a.) 36 Hengern Owen äs es wârm, wär kenn Geld hott, der äs ârm. – Curtze, 363, 586. 37 Hinter dem ofen ist gut leben. – Franck, I, 49b; Lehmann, II, 267, 74. Böhm.: Při peci dobré vĕci. (Čelakovský, 225.) Lat.: Pax est in cella, foris sunt plurima bella. (Chaos, 802.) 38 Hinter dem Ofen wachsen keine Lorbern. In Warschau heisst es jüdisch-deutsch: Wer es liegt uf'n Piekelick (Ofen), kriegt kein Beigel (eine Art Brezel). 39 Hinter dem Ofen wird man kein Kaufmann. Lat.: Impiger extremos currit mercator ad Indos. (Horaz.) (Binder I, 710; II, 1391.) 40 Hinterm Ofen ist auch in der Stube. Als Antwort, wenn jemand gesagt wird, es sei sehr enge, alles besetzt. Man muss eben das Plätzchen nehmen, was man bekommen kann. Auch hinter dem Ofen ist's gut. Jüd.-deutsch: Hinter dem Auwe is aach Stub. (Tendlau, 896.) 41 Hinterm Ofen ist leicht kriegen. (S. Kriegsmann 12.) – Simrock, 7658; Reinsberg IV, 97. In Luzern: gut briegen? (Schweiz, II, 244, 77.) Böhm.: Rád jako odĕnec jezdí, a zmužilost jeho za plotem leží. (Čelakovský, 103.) Frz.: Après la bataille bien des braves. Lat.: Extra periculum ferox. – In pace leones, in proelio cervi. Poln.: I baba śmielsza za marem. (Masson, 270.) 42 Im alten Ofen brennt der Teufel. Wenn alte Jungfern oder Frauen sich verlieben oder Greise noch einmal in den Ehestand treten. Seine Entstehung hat es in einer polnischen Sage, nach welcher sich, wenn ein Haus einstürzt oder abbrennt, der Teufel oder der böse Geist, der im ganzen Hause wirthschaftete, in den Ofen zurückzieht, weil er den Ort, der ihm durch langen Aufenthalt und manchen gelungenen Streich lieb geworden, nicht gern verlassen will. Diesen Ort nun, den sich der Teufel selbst zu einem Asyl gewählt hat, wagt niemand anzugreifen, weil man schreckliches Unglück aus solchem Frevel fürchtet. (Wurzbach I, 184, 70.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig, 1873, S. [558]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon03_1873/572>, abgerufen am 28.03.2024.